Wie sehen Jugendliche die Welt?
28.06.18
Honterusschüler schreiben
Welche Interessen haben Jugendliche heutzutage, wovon träumen sie und was kann sie motivieren? Wie sehen sie die Welt und was erhoffen sie sich von der Zukunft? Welche Musik hören sie und wer sind ihre Vorbilder? Darüber werden uns Lyzeaner des „Johannes Honterus“-Lyzeums ab nun berichten. Wie Ende der 60er Jahre, als die KR jede Woche eine Seite für Grund- und Gymnasialschüler, später auch für Lyzeaner eingeführt hatte, wollen wir den Schülern das Wort geben und regelmäßig ihre Artikel, Fotografien, Gedichte, Kurzgeschichten veröffentlichen. Manche ihrer Texte sind schon in der ADZ als Nachricht oder Leserbrief erschienen. Wir freuen uns auf Interesse seitens 10.- und 11.-Klässler und danken für die Unterstützung von Deutschlehrerin Anina Micleru-Soana und der Schulleitung und hoffen auf eine langfristige, kreative Zusammenarbeit. (Laura Capatana-Juller)
1.
Lagom - die Glückseligkeit, die man nicht schöpfen, sondern fühlen muss
Auf der Suche nach Vollkommenheit wünschen wir uns alle, wenigstens einmal im Leben, in das Land,welches das Geheimnis der Fröhlichkeit besitzt, zu reisen.
Warst du schon einmal in Schweden? Egal welches deine Antwort ist, lohnt es sich, eine Reise in die spannende Welt des Buches ,,In der Mitte liegt das Glück: Lagom - Das schwedische Hygge‘‘ von Lola Akinmade Åkerström zu machen. Dieses Werk kann man in einem einzigen Wort zusammenfassen und zwar: Mäßigkeit, die einfache Lebensweise der Schweden.
L.A.G.O.M (Laghum gesprochen) ist das Wort, das mich schon seit langer Zeit fasziniert. Ich habe es gerade zwischen zwei U-Bahnstationen entdeckt, es stand auf der Titelseite des Buches, das eine elegant gekleidete Dane unter dem Arm trug. Wenn 2016 das Jahr des dänischen Wortes „Hygee“ (etwa „Gemütlichkeit“) war, gehört 2017 klar dem Begriff „Lagom‘‘.
Kommt, wir sollen endlich das schwedische Konzept definieren. Im Buch über L.A.G.O.M wird erklärt, dass es wünschenswert ist „einen optimalen Lebensstil zu erreichen, in dem jeder Gleiches anbietet und erhält, ohne das Gleichgewicht zwischen Individualität und Gruppendynamik zu stören‘‘. Folglich vermutet dieses Konzept ein Gleichgewicht zwischen Ethik, Wunsch, Besinnung und Nachhaltigkeit. Dieser Begriff meint mit anderen Worten, dass das richtige Maß das beste ist.
„Lagom” ist nicht nur ein Wort, sondern die Essenz dessen, was es bedeutet, Schwede zu sein und sich auf soziales Bewusstsein und Mäßigkeit zu konzentrieren. Die Essenz des Begriffes wird von der Unmöglichkeit der Übersetzung dargestellt. „Weder zu viel, noch zu wenig” ist eines der Mottos dieser Kultur. Das ist das schwedische Geheimnis des guten Lebens. Einen nachhaltigen Lebensstil zu haben ist nicht etwas Neues, aber die Vielfalt der persönlichen Ereignisse beeinflusst unsere Entscheidungen. Man sagt, dass diese Idee von den Wikingern übernommen wurde, da diese die Getränke gleichmäßig aufteilten. Fröhlichkeit keimt in jeder Seele, aber nicht jeder von uns hat die Fähigkeit, auf die persönliche Sphäre zu sorgen und die Intimität anderer nicht zu überfallen.
Folglich bedeutet „Lagom“ häufig, vom natürlichen Lauf der Dinge abzukommen, einen Schritt zurückzutreten und Dinge von Außen zu betrachten. Glück hängt davon ab, dass wir uns ständig um unsere Gefühle kümmern. Das bedeutet, so viel zu weinen und zu lachen, wie man braucht, ohne sich verletzlich zu fühlen. Wir alle können daraus lernen… und zwar, uns mit der Natur zu vereinen und ein kollektives Wohlbefinden zu schaffen. „Lagom“ ist überall in der schwedischen Kultur zu spüren, wir müssen nur nach Liebe streben. Die Schweden benützen es einfach nach eigenem Willen oder behaupten „Lagom ist das Beste’’. Ich glaube, dass es in einer Welt der Extremen und Übertreibungen immer schwieriger wird, unser Gleichgewicht zu finden, weil alles, was zu viel ist, schadet und alles, was zu wenig ist, nicht reicht.
Drei Tipps für einen echten „Lagom“-er
- Ausschaltung des Lichtes für ein paar Sekunden;
- mehrfache Anwendung der Plastiktüten;
- Verringerung der Temperatur um einen Grad;
...Was bedeutet für Dich das Optimale, also L.A.G.O.M ?
Smaranda Sofran, X. A Klasse
2.
Warum werden wir als Zombies betrachtet?
Obwohl wir sie beim Spazierengehen, im Auto, Bus, Zug oder in irgendwelchen Verkehrsmitteln tragen, aber auch im Haus, im Bett, in der Schule, während wir schlafen, Sport treiben ( z.B. laufen) oder sogar wenn wir die Straße überqueren… die Kopfhörer sind immer dabei. Warum werden wir dafür aber als Zombies betrachtet?
Die Generationen haben sich wirklich geändert, das wissen wir ja schon alle. Wir verhalten uns ganz verschieden von den Menschen, die früher gelebt haben, und wir sollten es ja auch! Wie könnten wir uns entwickeln, wenn wir dieselbe Mentalität beibehalten? Das heißt natürlich nicht, dass alle Änderungen in eine gute Richtung gegangen sind, aber auch nicht, dass alles schlecht verlaufen ist. Wir sind alle einzigartig, manchmal auch ganz und gar unterschiedlich, von daher kommt die Frage auf: warum sollten wir uns denn alle gleich verhalten? Und warum sollten wir die gleichen Vorlieben haben, egal in welchem Bereich?! Das war, ist und wird eigentlich niemals möglich sein. Deswegen hat sich alles verschiedenartig entwickelt. Diese neue Entwicklung kam natürlich auch im Bereich der Musik vor. Verschiedenartige Musikgenres sind erschienen und die Menschen haben sich nach diesen gerichtet, bzw. sich nach diesen gekleidet. Jeder wollte das von ihm gemochte Musikgenre anhören, deshalb sind des Weiteren so viele innovative Methoden, um Musik zu hören, aufgetaucht, wie die Kopfhörer.
Die Kopfhörer sind eine echt tolle Erfindung, obwohl sie heutzutage von vielen als Gehirnwäsche-Instrumente und diejenige die sie tragen, als Zombies betrachtet werden. Mensch! Wir sind echt gar keine Zombies, wir hören nur Musik. Musik! Musik, die für ein Gefühl gehalten werden sollte. Warum? Weil Musik, wie die Liebe, gar nicht konkret definiert, sondern eher durch originelle und wahrhaftige, offenherzige Aussagen beschrieben werden kann. In diesem Sinne wurde sie von folgenden Aussagen beschrieben.
,,Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. ´´ - Victor Hugo
,,Die Musik wird treffend als Sprache der Engel beschrieben.´´ - Thomas Carlyle
,,Musik ist eine Reflexion der Zeit in der sie entsteht.´´ - Diana Ross
,,Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt, die ihn umgibt und in der er alle bestimmten Gefühle zurücklässt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.´´- Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann
Musik ist also eine Art Äußerung, ein Lebensstil, ein vertrauenswürdiger Freund, ist die Luft und Sprache mehrerer Generationen, Musik ist das Leben, das Leben ist Musik. Kopfhörer sind eine tolle Erfindung, die uns dabei hilft, Musik immer und überall zu hören, um uns gar nicht alleine zu fühlen und dabei die anderen Leute nicht zu stören. Also sind wir keine Zombies, sondern nur gehirngewaschene Musikliebhaber!
Galateea Soitu, X. Klasse
3.
“Schwarze Frauen kämpfen jeden Tag für Gerechtigkeit”
Interview mit einem 18-jährigen Mädchen aus Angola
Angola liegt im Südwesten Afrikas am Atlantik. Es ist ein Staat mit vielfältiger Landschaft, tropischen Atlantikstränden und einem verschlungenen Netz aus Flüssen und subsaharischer Wüste. Die offizielle Landes- und Amtssprache ist Portugiesisch. Die meisten Menschen in Angola sprechen aber Bantu Sprachen, zu denen z .B. Ombundu, Kimbundu, Kikongo, Lwena oder Chokwe gehören. Der Name des interviewten Mädchens wird nicht genannt, um sie zu schützen, und wird mit einem X ersetzt. Zur Zeit wohnt X in England und besucht dort die Oberstufe (12. Klasse). Das Interview führte Alexandra Adam.
Ich habe einen von deinen Tweets (Status im sozialen Netzwerk Twitter, Anmerkung der Redaktion) gelesen, aus dem klar wurde, dass du aus einem bestimmten Grund sehr gereizt warst. Es sah so aus, als ob etwas nicht in Ordnung sei. Könntest du mir genauer erklären worum es ging?
Was wir grundsätzlich in der schwarzen Gemeinschaft erleben, ist, dass die Mulatten in der Regel mehr Bewunderung, Liebe und Respekt von Menschen bekommen. Somit neigen wir als dunkelhäutige Personen dazu, zu denken, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe mehr Respekt als wir verdienen, weil ihre Hautfarbe der weißen näher ist. Dunkelhäutige Frauen versuchen, dieser Denkweise schon seit Jahren ein Ende zu setzen. Nicht nur wir, sondern auch bewusste, selbstsichere schwarze Männer versuchen diese Barrieren zu durchbrechen, doch bevorzugen schwarze Männer eher hellhäutigere, oder sogar weiße Frauen, und das ist sehr repräsentativ für unsere Gesellschaft. Ebenfalls räpresentativ ist, dass in Angola die Familie eine großen Einfluss auf die Auswahl des Lebenspartners hat.
Ist das auch in deiner Familie der Fall?
Es geschah oft, dass meine Familie mir sagte, dass die Ehe mit einem helleren Mann die beste Option für mich wäre, damit die Babys schöner sind und später ein besseres Leben führen können. Die meisten Frauen folgen diesem Rat. Wenn sich Männer zwischen einer dunkelhäutigen und einer hellhäutigen Frau entscheiden müssen, werden sie höchstwahrscheinlich die hellhäutige wählen. Das wurde auch wissenschaftlich durch Studien bewiesen. Leider ist es so: das weniger respektvoll behandelte Geschlecht ist das weibliche und die am meisten missachteten Menschen auf der Welt sind die schwarzen Frauen. Schwarze Frauen kämpfen jeden Tag für Gerechtigkeit.
Wir schwarze Frauen bevorzugen normalerweise dunkelhäutige Männer. Wir sind überfürsorglich mit ihnen, wir lieben sie, wir denken, dass sie wunderschön sind und sind bereit, sie bei jeder Gelegenheit zu verteidigen. Aber umgekerht ist es nicht so, weil dunkelhäutige Männer niemals für uns da sind und sich nie für uns einsetzen.
Kannst du mir ein konkretes Beispiel nennen?
Es gibt eine Fotografie einer jungen schwarzen Frau aus Amerika, die fast von der Polizei erschossen wurde, indem sie versuchte, einen schwarzen Mann zu verteidigen. Ich wünschte wirklich, du könntest deine Hautfarbe für einen Tag ändern, um zu verstehen, was ich dir zu sagen versuche. Trotzdem hoffe ich, dass du es verstehen kannst.
Welcher ist dein erster Gedanke über die Aussage „Alle Leben sind gleich wichtig“ (eng."All lives matter“)?
Dabei wird ein wichtiger Punkt vernachlässigt, und zwar werden die Leben der Schwarzen nicht immer als wichtig betrachtet. „Schwarze Leben zählen" (eng. "Black lives matter") ist eine Bewegung, die das Ziel hat, das Leben der Schwarzen genau so wichtig zu machen, wie das der anderen, nicht weil wir mehr als die anderen bedeuten, sondern weil wir für Gleichheit kämpfen.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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