Auch Kunstwerke benötigen Facheingriffe
02.12.22
Restaurator Radu-Constantin Tataru bietet darüber Einblick in seinem kürzlich veröffentlichten Katalog
Im Vorwort seines kürzlich erschienen Bildbandes betont der Autor Radu-Constantin Tataru, Restaurator am Kronstädter Kunstmuseum, daß die Restaurierung eine besondere fachliche Tätigkeit ist die auf weiten Ebenen in den Labors der Museen durchgeführt wird um den Konservierungszustand einiger Kunstwerke von besonderer Bedeutung zu sichern. Allerdings kommt es manchmal aber auch zu Kontroversen, da durch die vorgenommenen Restaurierungen einige besondere wertvolle Aspekte des Originals verloren gegangen sind. Durch die fachlichen und gelungenen Eingriffe erhalten Kunstwerke aber ein neues Leben. Selbst bietet er in dem im Verlag des Kronstädter Kunstmuseums veröffentlichten Katalog, 16 Beispiele von Kunstwerken denen er durch vorgenommene Restaurierungen neuen Glanz verleihen konnte. Vorgestellt werden dabei 16 Werke bekannter oder auch anonymer Künstler vor dem Eingriff des Restaurators und nach der Durchführung. Die in Farbdruck gebotenen Abbildungen, zu denen auch Detailaufnahmen über die konkrete Restaurierungstätigkeit geboten werden, bieten dem Kunstfreund Einblicke über jeweiliges Gemälde, erhalten aber auch kurze Informationen über Autoren des Gemäldes, den verwendeten Techniken bei der Darstellung der jeweiligen Persönlichkeit oder Landschaft.
Über die Tätigkeit von Radu-Constantin Tataru wurde einiges auch bei dem zweisprachigen Vortrag von dem Journalisten Wolfgang Wittstock und Dr. Radu Popica, Direktor des Kronstädter Kunstmuseums geschildert, als die Geschichte der Auffindung und Rückkehr von Karl Hübners Gemälde „Der Studentenhügel“ über die Schlacht von Marienburg am 16. Oktober 1612 im Forumssaal vorgestellt wurde. Das Gemälde das von Wolfgang Wittstock angekauft wurde, ist als Leihgabe an das Johannes-Honterus-Kolleg übergeben worden. Vorher hatte Radu Tataru einige geringe Eingriffe an dem Gemälde durchgeführt. Der aufliegende Band wie auch der Dissertation von Dr. Radu Popica wurden kürzlich auch in Hermannstadt, im Brukenthalmuseum vorgestellt.
Die Begleittexte zu den im Band enthaltenen Beispielen von Restaurierungen, stammen von dem Autoren Radu Tataru, dem Direktor des Kronstädter Kunstmuseums Radu Popica und dem verstorbenen Historiker Gernot Nussbächer. Die vorgestellten restaurierten Arbeiten stammen drei von anonymen Autoren, die anderen von Eduard Morres, Anton Fiala, Sockl Theodor, Hans Mattis-Teutsch, Arthur Coulin, Friedrich Miess, Misu Popp, Constantin Lecca, Henri Trenk, zwei von Csilagi Istvan, Hermann Morres. Im Anhang befindet sich noch eine Erklärung für die verschiedenen Fachausdrücke die in dem Bildband verwendet werden.
Das erste Gemälde eines anonymen Meisters stellt Samuel Herbert von Herbertsheim – Sohn des Kronstädter Stadtrichter der da am 4. März 1720 geboren wurde, und am 23. Juli 1761 gestorben ist - vor. Das Gemälde befindet sich in Besitz des Museums, stellt diesen in barocker Kleidung vor, eine Gemälde, das nach den Eingriffen in einer viel helleren, kontrastreicheren Tönung dargestellt wird. Ebenfalls von einem anonymen Maler stammt das Porträt des Generals Bethlen Pal, das sich in Familienbesitz befindet. Vor allem der Gesichtsausdruck ist nach der Restaurierung natürlicher dargestellt. Das Selbstbildnis von Eduard Morres (1884 – 1980) ist eine realistische Darstellung die dem Autoren allgemein kennzeichnend war. Der Einfluß seines im Ausland vorgenommene Studiums in Budapest, Weimar und München sind kennzeichnend für die Darstellung des Porträts vor und nach der Restaurierung.
Von dem in der Tschechien 1812 geborenen Anton Fiala wurden an seinem Gemälde die Schlacht von Marienburg 1812, Eingriffe vorgenommen die den Restaurator bei der Arbeit zeigen. Fiala war mit dem Gemälde der Aufforderung von Stephan Ludwig Roth nachgekommen einige Werke aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen zu gestalten. Fiala hat sich auch als Fotograf in Kronstadt einen Namen gesichert. Ein Frauenporträt stellt die Gattin des Künstlers Theodor Benedikt Sockl (1815 in Wien geboren, 1861 in Hermannstadt gestorben), dar und wurde auf Bestellung des Hermannstädter Arztes Arthur von Sachsenheim gemalt, der ein Vetter der Gattin des Künstlers war. Bei dem Gemälde von Hans Mattis-Teutsch, sind kaum Eingriffe des Restaurator feststellbar. Der Künstler der in Kronstadt gelebt hat (1884 – 1960), hat mehrere Etappen in seinem Schaffen bis hin zur Avantgarde durchschritten. Das nächste im Band enthaltene Gemälde stammt von Arthur Coulin und stellt den Dichter Mikola Zrinyi (1620 – 1664) in Rom dar. Das Schaffen von Arthur Coulin (1869 - 1912) der an den Münchner Kunstakademie studiert hat, stand unter dem Einfluß des Jugendstils und Symbolismus. Nicht von gleichem bildenden Künstler ist in dem Album das Porträt Kaisers Franz Joseph sondern von Friedrich Miess wie irrtümlich festgehalten ist, vor und nach der Restaurierung zu bestaunen. Besonders durch die Beseitigung von Vernis das sich durch aufkommende Harze im Lauf der Jahre bildet, ist das Gemälde wieder naturgetreu und heller Tönung für die Nachwelt erhalten. Aus der Sammlung des Brukenthalmuseums wird das Porträt von Anna Maria von Huttern eines anonymen Meisters genannt und mit dem dargestellten Frauenporträt verglichen, an dem der Restaurator einige Eingriffe vorgenommen hat sowohl was die Gesichtszüge als auch die gestickte Bluse betrifft und sich in der Sammlung des Museums befindet. Von Friedrich Miess (1854 – 1935) stammt das Porträt des österreichischen Diplomaten und Politikers Ottokar von Czernin, ehemaliger österreichisch-ungarischer Botschafter in Bukarest zwischen 1913 – 1916. Der Künstler hat das Porträt fast fotografisch dargestellt. Durch die Eingriffe des Restaurators ist das linke Auge am Porträt wieder laut ursprünglicher Darstellung des Künstlers, entsprechend gestaltet.
Eine der bekanntesten rumänischen Künstler Kronstadts war Misu Popp (1827 – 1892) von dem das Porträt des Fürsten Barbu Stirbey ,von Constantin Lecca (1807 - 1887) das Porträt des Abgeordneten Costica Otetelesanu , von Istvan Csalgi zwei Porträts rumänischer Persönlichkeiten aus der Oberen Vorstadt/Schei, Ioan Priscu und dessen Gattin als weitere Beispiele angeboten werden. Auch zwei Landschaften die Eingriffe erfordertem werden dargestellt. Der Alt beim Durchbruch wurde von Henri Trenk, 1818 in der Schweiz geboren und 1892 in Bukarest gestorben, gemalt, wie auch die Landschaft bei Neustadt von Hermann Morres sind von Tataru restauriert worden.
Das Album „Patrimoniu salvat“ (Gerettetes Patrimonium) zeugt somit von der im Hintergrund stehenden Künstler die durch ihre Eingriffe den Kunstliebhabern unbekannt bleiben, doch Kunstwerken weiterhin ein langes Leben verleihen.
Dieter Drotleff
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