Beitrag zur faszinierenden Geschichte der Pfarrkirche
17.02.23
Das Erscheinen des Bandes „Die Schwarze Kirche zu Kronstadt – Reformation und Wiederaufbau“ von Dr. Agnes Ziegler- ein bleibendes Werk für die Geschichtsforschung
Die Buchvorstellung des Bandes „Die Schwarze Kirche zu Kronstadt – Reformation und Wiederaufbau, die Inszenierung der konfessionellen, städtischen und ständischen Identität“ der Kunsthistorikerin Dr. Agnes Ziegler, ist sicher ein bleibendes Ereignis in der Geschichte der Honterusgemeinde. Bei dem am Mittwoch dem 8. Februar l.J. stattgefundenen Sektempfang im Kapitelzimmer, betonte einleitend Stadtpfarrer Christian Plajer, dass die Forschungsergebnisse, vorgelegt bei ihrer Dissertation 2012 von Dr. Agnes Ziegler , einen wahren Erfolg verzeichneten. Die Autorin als bekannte Wissenschaftlerin, hat in ihrem nun aufliegenden Forschungsband erschienen in deutscher Sprache dessen Übersetzung aus dem Ungarischen der Honterusgemeinde zuliebe erfolgte, neue Erkenntnisse über den Aufbau der Schwarzen Kirche nach dem großen Brand vom 21. April 1689 gebracht. Es ist auch Wissenschaft, was wir aus unserer Vergangenheit lernen. Diese wird unseren Glauben stärken, die Architektur der Kirche ist ein Glaubenszeugnis. Vermittels diese Werkes kommt es auch wieder zu einigen Auslegungen der Geschichte der Kirche, Meinungen oder gar Ansprüche anderer Konfession wie beispielsweise 2018 die bezüglich der sogenannten Satteldeck, die von 1696 stammt auf Grund auch der vorgenommenen Analysen sich nicht als die erweist, und somit konnte man auch den Verleumdungen ein Ende setzen.
Richard Sterner, Büroleiter für Verwaltung und historischen Liegenschaften der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt, der auch mit einer Kopie der Wetterfahne von 1694 der Kirche über die von deren Restaurierung als Beispiel ausging, betonte die Rolle des Kunstwissenschaftlers bei solchen Arbeiten. Eine Restaurierung wie die der Schwarzen Kirche ist nicht die Vision eines Einzelnen, sondern einer ganzen Gruppe. Die Hauptrolle dabei fällt der Wissenschaft zu. Man repariert, baut, aber das Wichtigste fällt dem Wissenschaftler zu, wobei die diesbezüglichen Weichen von ICOMOS gelegt worden sind.
Ausführlich ging dann die Autorin Agnes Ziegler auf das Buch ein, das wie sie betonte in einer ersten Form als Dissertation am Kunsthistorischen Institut der Eötvös-Lorand-Universität in Budapest vorgelegt wurde und dann in ungarischer Sprache erscheinen konnte. Die Idee zu der Thematik gab ihr Prof. Dr.Andras Kovacs, da Agnes Ziegler das Geschichtstudium in Klausenburg abgeschlossen hatte und an die Ausarbeitung der Dissertation schritt. In ihrem Vorwort zum aufliegenden Band betont Dr. Agnes Ziegler :“Für eine leidenschaftliche Kronstädterin ist es eine besondere Ehre und Freude, durch die Bearbeitung der faszinierenden und bunten Geschichte der Kronstädter Pfarrkirche zur Wiederbekanntmachung der Stadt beizutragen“. Sie richtet ihren Dank darin an die Herausgeber der Reihe „Kunst und Konfession in der Frühen Neuzeit“, an Dr. Ulrich A. Wien für seine Initiative für dieses Übersetzungs- und Veröffentlichungsprojekt, an die Verleger, Albrecht Weiland, den Martin-Luther Bund, dem Diasporawerk der VELKD, dem Schroubek Fonds Östliches Europa, und dem Land Kärnten. Für die Übersetzung richtet sie ihren Dank Christina Kunze aus Berlin, Domnica Vi{an für die graphische Gestaltung und Camelia Neagoe für die Auslese historischer Fotos im Kronstädter Staatsarchiv, wie auch ihrem Mann Dr. Frank-Thomas Ziegler als engen Mitarbeiter und Berater als Kunsthistoriker.
In ihrer ausführlichen Vorstellung diese Bandes ging die Autorin auf Besonderheiten ein, die sie besonderes in ihrer Dokumentation angesprochen haben, neue Erkenntnisse sammeln konnte. Besonderes beeindruckt wurde sie vom Reichtum an Glaubenserkenntnissen in der Gemeinschaft. Kennzeichnend ist dieses sowohl für die Zeit vor als auch nach dem Brand, wie war deren Beziehung zur Reformation . Diesbezüglich hat sie zahlreiche bekannte und unbekannte Quellen einsehen können. So entstand diese Monographie, wobei sie einige besondere Highlights beeindruckt haben. Wie kam das Kronstädter Kapitel nach Kronstadt, so dass die Stadt zu einem Minibischofssitz wurde. Dann der große Aufwand mit dem die Kirche gebaut worden ist und auch heute die größte Kirche Mitteleuropas ist. Eine weitere Besonderheit ist auch wie der Chor gebaut wurde und Ähnlichkeit mit der Sebalduskirche Nürnberg aufweist. Beeindruckend ist auch das sogenannte Sprengewölbe beim Eingang. Es folgen baulichen Änderungen wobei der Bogen durch Pfeiler gestärkt wurde. In der Zeit des Pfarrers Peter Mederus im 17. Jahrhundert wurde die Kirche ganz umgewandelt.
Eingehend wird der Große Brand geschildert, ausgehend aus der Schwarzgasse, dann die Innere Stadt in Schutt und Asche legte. Kirche, Schule, Wohnhäuser, Rathaus wurden Opfer der Flammen. Die Beschreibungen gehen auf zwei schriftliche Quellen zurück wobei diese ähnlich ausfallen mit derartigen Schilderungen über den Brand von Schäßburg, London, Dresden. Dabei ist die ganze Innenausstattung mit Ausnahme des Taufbeckens verbrannt, es schneite und regnete in den Raum bis 1694, als endlich das Dach eingeweiht werden konnte , das von einem Zimmermann aus Schäßburg errichtet wurde. Ein Baumeister aus Österreich hat das Gewölbe und die Emporen wieder aufgebaut. Die ganze Gemeinschaft hat an dem Wiederaufbau der Kirche mitgewirkt.
Nach dem Kapitel das dem Wiederaufbau der Kirche gewidmet ist, folgt eines das die Wiederherstellung der Einrichtung schildert. Dabei geht sie auf die Sitzordnungen, Gestühl, Kanzel, Bau der Portale und Fenster ein, auf Kirchenschatz, die osmanischen Teppiche, die Kanzel.
Besonderes beeindruckt wurde die Kunsthistorikerin wie im 19. Jahrhundert gebaut wurde als die ganze Einrichtung wie Altar, Orgel entstanden. Möglich war dieses auch durch die wohlhabende Kirchengemeinde. Im 20. Jahrhundert zwischen 1912 – 1999 wurde die Kirche fast ununterbrochen restauriert. Und das in fünf Restaurierungsetappen und trotz der Schwierigkeiten jener Zeit: Krieg, Deportation, Evakuierung. Doch in der Gemeinde gab es sehr viel Ehrgeiz.
Der Band ist ein Werk, das weiterhin den Forschungen dienen wird. Hervorzuheben sind auch die Druckqualität, die reiche Illustration, die Liste der benutzten Archivalien und Bibliografie, der Literaturnachweis, das Orts- und Namensverzeichnis die den rund 450 Seiten umfassen Band abschließen. Dr. Agnes Ziegler verdient die volle Anerkennung der Gemeinschaft. Zu dem Gelingen des Abend trugen auch die musikalischen Einlagen von Musikwart Dr. Steffen Schlandt, seiner Gattin Gabriela und Sohn Felix bei der mit dem gemeinsamen Singen des Klageliedes von Nicolai Müller nach dem Brand gesungen wurde: „Kronstadt/du geliebte/jetzt hochbetrübte und Jammervolle Stadt: Wer kan dich und die Deinen/mit Tränen genug beweynen“ zitiert aus dem Kopie der Originalschrift von 1689 die den Teilnehmern ausgehändigt wurde.
Der Band konnte von den Anwesenden gekauft werden und ist in dem Inspiratio-Geschenkeladen erhältlich.
Dieter Drotleff
Kunsthistorikerin Dr. Agnes Ziegler stellte ihren kürzlich in deutscher Sprache veröffentlichten Forschungsband vor. Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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