Berliner lässt Siebenbürger Glocken läuten
24.08.08
„Das ist ja schon Familienatmosphäre“, lachte Johannes Weigel, als sich eine Gruppe älterer Damen und Herren vergangenen Dienstag im Festsaal des Deutschen Forums in Kronstadt einfand. Diese lauschten am späten Nachmittag einem Vortrag des aus Deutschland stammenden Referenten über die Inschriften der Kirchenglocken im Burzenland. Seine detaillierten Erklärungen unterstützte er dabei mit zahlreichem Schrift- und Bildmaterial, welches er mittels eines Beamers auf eine Leinwand projizierte.
Der Vorsitzende des Kronstädter Kreisforums, Wolfgang Wittstock, hatte zuvor eher zufällig von Weigel erfahren, der sich nun seit einigen Jahren mit der Geschichte des Burzenlandes befasst. Direkte Kontakte zu der Siebenbürger Gegend hatte er zwar nicht, aber durch Besuche in Deutschland entdeckte er den seit 1993 bestehenden Burzenländer Heimatkalender. Fasziniert hatte ihn dabei vor allem die Selbstverständlichkeit der starken Heimatverbundenheit und so analysierte er die Glocken in der hiesigen Umgebung, da diese bis dato einen noch unerforschten Bereich darstellten. Durch seine Tätigkeit konnte der aus Berlin angereiste Weigel einen wertvollen Beitrag zum Heimatkalender leisten. „Es ist auch gut, wenn man sich erinnert, seit wann Glocken eine Bedeutung für den Menschen haben“, begann der Referent seine Erläuterungen. Im alten China war der Klang der Glocke der Ausdruck für die Stimmung zwischen menschlichem Geist sowie dem Kosmos. Heutzutage ist sie immer noch besonders zu wichtigen Lebensabschnitten wie Taufe, Hochzeit oder Begräbnis tief in unserem Bewusstsein verankert. Die Besonderheit der Kirchenglocken im Burzenland sind die vielfältigen Inschriften, die Lebenslinien verbildlichen, den Wunsch nach Frieden ausdrücken aber auch Glaubenszuversicht ausstrahlen. Bis zum Ersten Weltkrieg hatte man vor allem Glocken aus beständigem Bronze gefertigt, die während den Kämpfen groteskerweise zu Kanonen umgegossen wurden. Später wurden diese, mit großer Wahrscheinlichkeit aus Kostengründen, durch Stahlglocken ersetzt. Der Nachteil bei diesem Material war allerdings, dass es mit der Zeit durch Korrosion Spannungsrisse bekam. Mit sichtbarer Begeisterung zeigte Johannes Weigel seinem interessierten Publikum nicht nur Bildaufnahmen von Glocken, sondern auch Landschaften von beispielsweise Kronstadt, Honigberg oder Tartlau aus der Perspektive des jeweiligen Kirchturms. Zum Abschluss des zweistündigen Diavortrags war das beruhigende Läuten einer der von ihm untersuchten Kirchenglocken zu hören.
Sabine Zink
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