Bleibe für die zu Erwachsenen gewordenen behinderten Kinder gesichert
06.05.10
Nebo-Haus - die jüngste Investition im Canaan-Zentrum von Schirkanyen eingeweiht
Nach rund zwei Jahren Bauarbeiten war es an diesem sonnigen Freitag, dem 23. April 2010, so weit, das Nebo-Haus, die bisher größte Investition im Canaan-Zentrum für behinderte Kinder von Schirkanyen/Sercaia, in festlichem Rahmen zu weihen. Dabei wurde von dem Konzept ausgegangen, dass jene Kinder mit Behinderungen die hier Betreuung finden, beim Erreichen des Erwachsenenalters weiter hier leben können. Die Investition in diesen bestens konzipierten zweckentsprechenden Bau hat über 550.000 Euro betragen. 1994 wurde der Diakonia-Verein in Fogarasch nach dem Modell des Vereins in Karlsburg/Alba Iulia gegründet, um behinderten Kindern eine Existenz zu sichern, diese entsprechend zu betreuen, zu versuchen ihren Gesundheitszustand zu verbessern, sie fürs Leben vorzubereiten. Dafür wurde das Pfarrhaus der evangelischen Kirche von Schirkanyen zur Verfügung gestellt, es wurde mit dem Bau des Canaan-Zentrums begonnen in dem Kinder mit verschiedenen Behinderungen betreut werden un Ausbildungsmöglichkeiten erhalten. 2007 wurde dann das Bethesda-Haus für Kinder mit schweren Behinderungen eingeweiht. Im Oktober des gleichen Jahres wurde der Grundstein zum Nebo-Haus gelegt. Die Bauarbeiten konnten aber erst im April 2008 wegen des langen Winters aufgenommen und nun fertig gestellt werden. Dieses sichert die Unterkunft von 24 Jugendlichen die das 18. Lebensjahr erfüllt haben und nun da weiter eine gesicherte Bleibe haben, da ansonsten, laut Gesetzgebung, elternlose oder behinderte Kinder nur bis zu ihrem 18. Lebensjahr in Heimen bleiben können. Anschließend müssen sie selbst oder ihre Familien für ihre Existenz sorgen.
Die geistliche Einweihung wurde von dem orthodoxen Pfarrer Cornel Ursu aus Fogarasch vorgenommen. Übrigens war es auch ein bedeutender kirchlicher Festtag, an dem Sfântul Gheorghe (Heiliger Georg) von den orthodoxen und griechisch-katholischen Kirchengliedern begangen wurde. Dipl-Ing. Gheorghe Bratanescu, Vorsitzender des Diakonia-Vereins, begrüßte die zahlreichen eingeladenen und angereisten Gäste und zugleich Spender aus Deutschland, Heiminsassen, Mitarbeiter des Zentrums, Vertreter der Kreis- und Lokalbehörden, Freunde der Stiftung. Zu 99 Prozent kamen die Gelder von Spendern aus Deutschland. Gedankt wurde somit dem agape e.V. Lockhausen, Familie Gläsel, der Stiftung Software AG Darmstadt, den anderen Spendern die durch ihre Großzügigkeit zur Verwirklichung des Projektes das von Architekt Axel Barth ausgearbeitet wurde, beigetragen haben. Die 24 Jugendlichen – 12 Jungen und 12 Mädchen – haben alle Einzelzimmer mit eigener Nasszelle, Essdielen, Freizeiträume. Wegen den Behinderungen an denen sie leiden, wurden die einzelnen Trakte im Gebäude in unterschiedlichen Farben gemalt, auf den Türen befinden sich ihre Porträts um sich leichter orientieren zu können, die Einrichtungen der Zimmer wurden laut ihrem Geschmack aber auch den Erfordernissen entsprechend angepasst. Rüdiger Frodermann, Direktor im Rahmen des agape e.V. Lockhausen, betonte, dass hier in Schirkanyen eine kleine Oase für diese Menschen geschaffen wurde, zum Unterschied von anderen Situationen, da allgemein in Osteuropa sich die Menschen mit Behinderungen wenig Lobby erfreuen und meistens am Rande der Gesellschaft bleiben.
Er wünschte den Heimbewohnern, dass sie da in Frieden leben. Der Vorsitzende von agape e.V. Lockhausen, Lothar Grimm, zeigte sich erfreut darüber, dass so viele Vertreter der Stiftung da anwesend sein konnten die speziell zu der Einweihung angereist waren. Er sieht das Nebo-Haus als weiteren Baustein des Zentrums von Schirkanyen und betonte, es gäbe ein neues Konzept bezüglich dieser behinderten Kinder die dann als Erwachsene und bis zu ihrem Lebensende sich der Fürsorge hier erfreuen können. Er hofft, dass vielleicht der Eine oder Andere der Heimbewohner mit der Zeit sich in die Dorfgemeinschaft integriert, sogar Unterkunft bei einer Familie findet. Die Leiterin des Canaan-Zentrums, Dr. Anca Strâmtu, ist stolz, dass einige Kinder sich so weit entwickelt haben, normalen Schulunterricht in der Gemeinde zu besuchen, andere in Fogarasch eine Berufsausbildung mitzumachen. In der Gemeinde wurden zwei weitere Häuser angekauft, wo Wohnmodule für diejenigen eingerichtet werden, die sich selbst bewirtschaften können. Seit 1992 hat sie sich gemeinsam mit ihrem Gatten Stefan Strâmtu, nach ihrer in Karlsburg mitgebrachten Erfahrung, dieser Aktivität gewidmet als die ersten Kinder in dem hiesigen Pfarrhaus aufgenommen wurden. Insgesamt 54 Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Behinderungen werden gegenwärtig in dem Zentrum besorgt. Insgesamt 67 Personen sind in die Betreuung und Ausbildung dieser betroffenen Kinder impliziert. Ein bezeichnendes Geschenk überreichte Pfarrer Ulrich Pohl seitens der behinderten Künstler aus Bethel, die ein Gemälde des Malers Georgi als Dekoration für das neue Heim schenkten.
Der Diakonia-Verein von Fogarasch dessen Geschäftsführer Dipl.-Ing. Gabriela Bratanescu ist, entfaltet vielseitige Hilfstätigkeiten nicht nur innerhalb des Canaan-Zentrums, sondern auch in Fogarasch. Durch die lukrativen Tätigkeiten unterstützt dieser finanziell, gemeinsam mit dem Kronstädter Kreisrat und der Kreisdirektion für Kinderschutz die aufkommenden Kosten für die Angestellten. Schirkanyen ist in mehreren Ländern Europas durch das Canaan-Zentrum, durch die hier gebotene humanitäre Hilfe bekannt geworden. Das nun eingeweihte Haus trägt mit Recht den Namen Nebo, dem 806 m hohen Berg im Ostjordanland von wo aus Moses das „verheißene Land“ sah. Eine Verheißung die für diese Behinderten auch hier zutrifft.
Dieter Drotleff
Gabriela Bratanescu,(links) Geschäftsführerin und Gheorghe Bratanescu (rechts) Vorsitzender des Diakonia Vereins mit Rüdiger Frodermann, (Bildmitte) Geschäftsführer des agape e.V. bei der Eröffnung des Nebo-Hauses.
Gäste, Heimbewohner und die Heimleiterin Dr. Anca Strâmtu stellten sich zu einem Foto an diesem unvergesslichen Tag.
Fotos: Dieter Drotleff
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