Das Geld wurde gut angelegt
05.01.09
Rosenauer Turmspitze in neuem Glanz
Es war ein älterer Wunsch der in Rosenau lebenden Sachsen, bei ihrer Kirche auch ganz oben etwas auszubessern. Damit gemeint ist die Turmspitze, deren letztere große Sanierung nun, auf Grund einer Jahreseintragung von 1884, fast 125 Jahre zurückliegt. Die Gemeindekuratoren Georg Truetsch und Peter Thal konnten das nicht mehr erleben, obwohl auch sie diese nicht einfachen Reparaturarbeiten anstrebten.
Seit Ende Oktober erstrahlt die Turmspitze in neuem Glanz. Wie es dazu kommen konnte, erfahren wir von Kirchenvater Robert Cloos, der für die wirtschaftlichen Angelegenheiten der heute 169 Seelen starken Rosenauer evangelischen Kirchengemeinde zuständig ist. Die Arbeiten waren dringend notwendig, denn oben drohte das Gebälk zu vermodern, das Blech blätterte ab, der Stern und der Turmknopf mussten gesäubert und poliert werden. Das alles wurde nun in rund zweimonatiger Arbeit zustande gebracht. Solch eine aufwändige Sanierung stellte zumindest zwei Fragen für die man entsprechende Lösungen finden musste: Wie sichert man die Finanzierung? Wer kletter hinauf und verrichtet die Arbeit?
In Rosenau ist man stolz, aus eigenen Mitteln dieses ehrgeizige Projekt in Angriff und zu einem guten Ende gebracht zu haben. Die Kirchengemeinde konnte nämlich durch Rückgabe ehemaligen Kircheneigentums (unter anderem die Schule und der Turnsaal) einen Immobilientausch mit der Stadtverwaltung vornehmen bei dem auch eine Differenzsumme zur Verfügung blieb. Das Geld wurde auch in die Sanierungsarbeiten angelegt. 660 Millionen alte Lei (66.000 RON) ist nicht wenig, aber den Rosenauern war das ihre Kirche wert.
Bis sie auch das passende Arbeitsteam für ihre Turmspitze fanden, dauerte es etwas. Mehrere Firmen boten sich an – aber sagten ab, als sie erfuhren , dass es nicht nur um Putzarbeiten geht. Schließlich, über Saxonia-Geschäftsführer Karl Arthur Ehrmann und über den Meister Laszlo Biro aus Sfântu Gheorghe, wurde die Verbindung zu der Firma „Stadt-Alp“ aus Baraolt gemacht, der Szilamer Cseresznyes vorsteht. Diese 1996 gegründete Firma kann schon über hundert Türme aufweisen, wo sie ähnlichen Aufträgen gut nachkommen konnte. Szilamer, ein begeisterter Bergsteiger, der in die Höhe ragende Kirchtürme wie kantige Felsspitzen liebt, brachte sein Team (zwei weitere „Stadtalpinisten“ und drei Hilfskräfte) nach Rosenau, wo sie für rund acht Wochen ihr Hauptquartier aufschlugen. Matratzen wurden in den Gemeinderaum gelegt und somit war die Unterkunft gesichert. Gekocht wurde für sie beim Rosenauer Saxonia-Zentrum. An den Wochenende pendelte das Team heim nach Baraolt. Dort wurde auch das 0,5mm dicke Kupferblech (Importware aus Ungarn, viel resistenter und schöner als das billigere verzinkte Blech) zurecht geschnitten, nachdem das alte Blech von oben heruntergeholt wurde. Von einem Gerüst aus kann jeder arbeiten; Szilamer aber verzichtete auf dieses kostspielige Hilfsmittel. Er seilte sich an, nachdem er die Bretter vom Turmdach herausgeschlagen hatte. Oben wurde das Blech dann sorgfältig zusammengefalzt. Vorher waren die Hauptbalken der Turmspitze mit feuerabweisender Substanz und gegen Holzwurmbefall behandelt worden. Nägel mit Kupferkopf wurden bei den Holzreparaturarbeiten verwendet, weil diese nicht rosten. Zuletzt wurde die Turmhaube, die Messingkuppel und der ganz oben an der Turmspitze angebrachte Stern gesäubert und auf Hochglanz gebracht. In der Messingkuppel wurden nun zu den alten Dokumenten betreffend Reparaturarbeiten auch jene des letzten Eingriffs hinzugefügt. Alles verlief unfallfrei und zügig. Die einzigen die unter diesen Arbeiten zu leiden hatten, waren die zahlreichen Fledermäuse, die, zum Teil, auch umgezogen sind.
Blickt man nun in Rosenau zur Turmuhr und zu den drei Glocken auf, so glitzern einem Stern, Kuppel und Haube entgegen. Die Turmspitze mit ihren 43 Meter Höhe bleibt seit der Turmaufstockung von 1775 das höchsten Gebäude der Stadt. Sie hat ihr altes Aussehen erhalten und nun auch die überfällige „Verschönerungskur“.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]