Das Kunsteisstadion im Park
16.07.09
Bis Ende dieses Jahres soll ein ehrgeiziges und auch teures Projekt des Kronstädter Bürgermeisteramtes verwirklicht werden. Es handelt sich um ein Kunsteisstadion von olympischen Dimensionen (60X30m), das rund 1800 Zuschauern fassen soll – das einzige dieser Art im Lande. Kronstadt soll so seine Rolle als wichtigste Hochburg der Wintersportdisziplinen stärken. Im zukünftigen Stadion soll übrigens auch die Eröffnungsfeier der olympischen Winter-Europajugendspiele von 2013 abgehalten werden. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 9 Millionen Euro von denen die Stadt rund ein Drittel tragen soll. Die restliche Summe stellt die Regierung über das Ministerium für Regionalentwicklung bereit.
Bürgermeister George Scripcaru (Demokrat-Liberale Partei) will mit dem Einhalten eines älteren Versprechens aus seiner Wahlkampagne damit auch in seinem endlosen Disput mit dem Kreisratvorsitzenden Aristotel C²ncescu (Nationalliberale Partei) Punkte sammeln. C²ncescu, der nicht ausschließt bei den nächsten Bürgermeisterwahlen gegen Scripcaru zu kandidieren, würde gerne neben der vom Kreisrat umgestalteten }iriac-Arena (das modernisierte Stadion des Sportlyzeums) auf der Olimpia-Sportanlage auch einen größeren Eislaufplatz bauen. Dafür spricht die lokale Sportgeschichte: unter der Zinne, im Schatten der Weberbastei, befindet sich praktisch die Wiege des rumänischen Kunsteislaufens, wobei der sächsische Eislaufverein in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die Hauptrolle gespielt hat. Nur kommt C²ncescus Projekt nicht so richtig voran, auch aus bautechnischen Gründen.
Mit dem neuen Eislaufplatz-Projekt schrumpft der „Tractorul“-Parc weiter. Da gibt es bereits ein beleuchteter Mini-Fußballplatz mit Kunstrasen . Eine Anlage für Inline-Skating soll folgen. Nicht nur die große Baustelle nervt viele der Anrainer. Sie wissen, dass es nun vorbei ist mit dem großen, ruhigen Park so wie sie ihn seit Jahrzehnten kannten. Wenn das Verschwinden der Statue mit der salutierenden Pionierin als kommunistisches Überbleibsel noch verstanden werden konnte, so sah man der Trockenlegung des kleinen Sees mitten im Park doch skeptisch entgegen. Ein Teil der Kinderspielplätze fiel der Park-Neugestaltung zum Opfer. Der größte Kronstädter Park in dem nach der Wende lange Zeit niemand eine Bauerlaubnis erhielt, ist nun den marktwirtschaftlichen Interessen nicht mehr gewachsen. Allerdings wurde dieser Park, mit oder ohne Absicht, ziemlich vernachlässigt, so dass es, vor allem in den späten Abendstunden und während der Nacht, nicht gerade sicher war, sich da allein auf den Parkalleen zu begeben.
Eine andere Standort-Variante für den Neubau wäre vielleicht auf dem Gelände des ehemaligen Traktorenwerks gewesen, neben dem heutigen Forex-Stadion und dem „Tractorul“-Sportsaal. Eine Hockey-Mannschaft gibt es bereits in Kronstadt – nur muss sie ihre Trainingseinheiten und offiziellen Spiele anderwärts (in Sfântu Gheorghe, Gheorgheni oder Miercurea Ciuc) austragen. Das Traktorenwerk gehört inzwischen auch zur Geschichte – auf dem Werkgelände soll das Coresi-Viertel entstehen – ein Immobiliengeschäft mit Villen und großen Einkaufszentren und vielleicht auch Freizeitangeboten – für das aber ein Kunsteisstadion als nicht so attraktiv und profitabel eingestuft wurde. Auf der öffentliche Domäne zu bauen ist letztendlich am billigsten – selbst wenn es sich um einen Park handelt.
Ralf Sudrigian
Foto 1:
Kühlendes Nass vom neuen Springbrunnen beim Aro-Palce-Hotel.
Foto: Hans Butmaloiu
Foto 2
Bis Ende des Jahres soll das Kunsteisstadion im Tractorul-Park fertig sein.
Foto: der Verfasser
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