Der Radiosender Brenndorf (I)
01.07.21
Der Radiosender Brenndorf (I)
Der Radiosender Brenndorf hat seinen regelmäßigen Sendebetrieb vor 85 Jahren, am 1. Januar 1936, bei der Zuckerfabrik aufgenommen. Seine Geschichte hat der Brenndörfer Lehrer Attila Lazar in dem Artikel „Statia de radio Bod“ präsentiert. Der Radiosender in Brenndorf stellte einen technologischen Fortschritt für Rumänien in der Zwischenkriegszeit dar. Die Geräte wurden ab 1932 in Betrieb genommen. Der Autor geht auf die Situation der Arbeiter und Ingenieure ein, die in den Gebäuden innerhalb des Radiosenders tätig waren. Der Artikel ist in dem Buch „Acta Terrae Fagarensiensis V“, herausgegeben vom Museum des Fogarascher Landes „Valer Literat“ 2016, und in der Publikation der Heimatortsgemeinschaft „Briefe aus Brenndorf“ erschienen (Ausgabe 91/2021), aus der wir mit Genehmigung des Schriftleiters Siegbert Bruss diesen übernommen haben. Dietlinde Rhein hat den Text aus dem Rumänischen ins Deutsche übersetzt.
Ohne bereits „Geschichte“ geworden zu sein, über die Radiostation in Brenndorf kann man durchaus sagen, dass sie Geschichte geschrieben hat. Nach 80 Jahren ununterbrochenem Betrieb, ist die Brenndörfer Radiostation zurzeit die einzige im Land, die auf Langwelle sendet. Vom alten Radiosender blieb nur das Gebäude stehen, welches geringfügig renoviert wurde, während die gesamte Ausrüstung im Laufe der Zeit nachgerüstet wurde.
Zunächst war beschlossen worden, die Station auf einem Grundstück in der Nähe von Marienburg zu errichten. Letztendlich weigerten sich die Eigentümer jedoch, das Land zu verkaufen.
Aufgrund des sumpfigen Geländes wurde in Brenndorf der Komplex auf 15 Meter langen imprägnierten Eichenpfeilern errichtet. Diese Arbeit (Projekt) wurde von der Anonymen Rumänischen Rundfunkgesellschaft finanziert. Später steuerte auch das Königshaus, Besitzerin der Radiostation, Mittel bei. Die Radiostation wurde im Jahre 1935 in Betrieb genommen und der Sender am 1. Januar 1936. Zu dieser Stunde war dieser Radiosender der kräftigste in Rumänien und im Osten Europas. Damals befanden sich die Radiostudios in Brenndorf, danach wurden sie in die Hauptstadt verlegt.
Der Radiosender aus Brenndorf steht für die Geschichte des rumänischen Radios und darüber hinaus für die Geschichte der Radiowellen in der Welt, weil Guglielmo Marconi selbst, der Vater des Radios, zu seiner Verwirklichung beitrug. Dieser reiste extra aus London nach Kronstadt an, um die Installation des von ihm erfundenen Senders mitzuerleben. 1934 betrug die vorhandene Leistung nur 20 kW, nach dem 1. Januar 1936 wurde die Leistung auf 150 kW erhöht; gesendet wurde auf einer Wellenlänge von 1.875 m. Die Generatoren des Senders wurden mit Heizöl, dann Diesel und schließlich mit Methangas betrieben.
Das Hauptgebäude, in dem sich der Sender selbst befand, wurde vom Architekten Trifu entworfen, während die Nebengebäude – das Ingenieurhaus, der Arbeiterblock und die Garagen – vom Architekten G.M. Cantacuzino konzipiert wurden.
Zu dieser Zeit waren ungefähr 35 Angestellte für den ordnungsgemäßen Betrieb des Radiosenders beschäftigt, die zusammen mit ihren Familien innerhalb der Radiostation lebten.
Außer dem Raum für die elektrischen Generatoren und dem Raum des Senders, in dem sich die Schränke mit den eigentlichen Stromkreisen befanden, verfügte die Radiostation in Brenndorf über eine Schmiede zur Anpassung der Teile im Bedarfsfall und eine Wasseraufbereitungsanlage, sowohl für Trinkwasser als auch zur Kühlung der Mechanik. Ebenfalls hier befand sich das ursprüngliche Radiostudio.
1937 wurden spezielle Telefonkabel zwischen den Studios in Bukarest und dem Radiosender Brenndorf gelegt. Durch diese wurden wichtige Mitteilungen für das Land empfangen und übermittelt. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde in allen Radiosendungen die Zensur eingeführt. Der Generaldirektor des Radios war jederzeit bereit, die Sendung zu unterbrechen, falls derjenige, der ins Mikrofon sprach, zu viel „störte“.
1940, bei der erzwungenen Übergabe von Siebenbürgen, sendete der Radiosender Brenndorf die Erklärung des unter Tränen sprechenden Außenministers Mihail Manoilescu und anschließend eine Aufzeichnung der Glocken der siebenbürgischen Kirchen, die allerdings vom Königspalast in Siebenbürgen zensiert und nach nur 10 Minuten nach Beginn der Übertragung entfernt wurde.
Attila Lazar
Fortsetzung folgt
Foto: Der erste Sendemast in Brenndorf wird aufgestellt.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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