„Die deutsche Sprache - ein Dauerbrenner“
19.05.11
Ausstellung „Deutsch-Sprache der Ideen“ in Kronstadt/ Gespräch mit Ellen Rehr und Katja Lasch
Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest startete im Februar diesen Jahres in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Goethe-Institut die Kampagne „Deutsch-Sprache der Ideen“. In der Fotoausstellung, die bis Ende Mai in Kronstadt im Bistro de l'Arte (Rosenanger/Piata Enescu 11 bis) zu sehen ist, geht es um Persönlichkeiten der rumänischen Öffentlichkeit aus Bereichen wie Literatur, Philosophie, Theater, Musik, Wirtschaft und Sport oder auch um „Normal-Bürger“, die über ihre Erfahrung mit der deutschen Sprache berichten. Für die Fotos zeichnet Oltin Dogaru, für die Interviews Monica Strava verantwortlich. Die Kampagne nimmt sich vor, den klassischen Vorurteilen über die Schwierigkeiten beim Deutschlernen entgegenzuwirken und das Interesse für die deutsche Sprache zu wecken.
Die Ausstellung ist Teil eines umfassenden Projektes, welches weltweit durchgeführt und vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland finanziert wird, mit dem Ziel, die deutsche Sprache im Ausland zu fördern. Über „Deutsch-Sprache der Ideen“ in Kronstadt führte KR-Redakteurin Christine Chiriac folgendes Gespräch mit Ellen Rehr, Attaché des Kulturreferates der Deutschen Botschaft Bukarest, und Katja Lasch, Leiterin des DAAD Bukarest.
Wie kam es zur Idee der Ausstellung?
Ellen Rehr: Letztes Jahr lancierte das Auswärtige Amt diesbezüglich einen Aufruf an die deutschen Kulturmittler. So entstand bei uns die Idee, Rumänen zu suchen, die selbst Erfahrungen mit der deutschen Sprache gesammelt haben und deren Werdegang durch die deutsche Sprache entscheidend beeinflusst wurde. Wir haben erst einmal selbst eine Liste mit Namen erstellt und dann schriftlich nachgefragt, ob die uns eingefallenen Leute bereit wären, bei der Kampagne mitzumachen. Wir hatten ursprünglich zwölf geplant, landeten dann aber bei zwanzig. Das Interesse war überwältigend; wir haben gar nicht mit so viel Zuspruch gerechnet. So hat sich eine schöne Eigendynamik entwickelt.
Katja Lasch: Der Aufruf des Auswärtigen Amtes ging auch an die DAAD-Lektoren weltweit, im Rahmen der Kampagne etwas nach dem Motto „Die deutsche Sprache und ich“ zu organisieren und die DAAD-Alumni einzubinden. Es gab insgesamt zwölf Projekte letztes Jahr, bevor wir an eine Zusammenarbeit, an ein gemeinsames Projekt der Botschaft, des DAAD und des Goethe-Instituts dachten.
Welches ist das Hauptziel der Kampagne?
E.R.: Menschen für die deutsche Sprache und Kultur zu gewinnen und ihnen zu zeigen, dass nicht nur Englisch eine wichtige Rolle im Berufsleben oder in kulturellen Welten spielt und den Zugang zu Menschen eröffnet, sondern auch die deutsche Sprache. Zielgruppe sind deshalb die Rumänen, die bis jetzt noch nicht den Weg zur deutschen Sprache gefunden haben.
K.L.: Auch wir persönlich mussten uns von unseren sonstigen Gedankenmustern lösen. Meistens haben wir es mit Leuten zu tun, die mit der deutschen Sprache und Kultur schon vertraut sind. Die Herausforderung war diesmal, etwas für die Leute zu veranstalten, die noch keinen Kontakt zu Deutschland hatten; sich die Frage zu stellen: „Was interessiert den Rumänen an sich, der kein Deutsch kann?“ Um diese Menschen zu erreichen, haben wir für die Werbung letztendlich eine Agentur eingeschaltet, die uns den Zugang zur breiten Öffentlichkeit über die wichtigsten Medien ermöglicht hat. In Klausenburg z.B. wollte das Deutsche Kulturzentrum die Ausstellung in den eigenen Räumlichkeiten zeigen, aber letztendlich entschieden wir uns doch für einen anderen Ausstellungsort, denn es geht nicht um die Leute, die bereits ins Kulturzentrum gefunden haben.
An welchen Orten in Bukarest und Klausenburg war die Ausstellung zu sehen, bevor sie nach Kronstadt kam?
E.R.: In Bukarest hatten wir großflächige Plakate an acht U-Bahn-Stationen im Zeitraum von vier Wochen und zusätzlich war die Ausstellung in Posterwand-Format an vier Ausstellungsorten in der Zeitspanne vom 15. Februar bis Ende März. Anschließend wurde sie in Klausenburg in der Universitätsbibliothek gezeigt.
K.L.: Gleichzeitig war auch die Posterspinne des DAAD - Hängeausstellung und mobiler Teil - an diesen Orten platziert. Sie ist bis Ende Mai hier in Kronstadt im Kulturzentrum Redoute zu sehen. In Klausenburg hatten wir die Posterspinne in der Philharmonie ausgestellt, in Bukarest in zwei Clubs, im Kulturhaus und im Odeon Theater, manchmal nur zwei oder drei Tage, aber immer da, wo es Publikumsverkehr gibt und wo Menschen erreichbar sind, die von so einer Art von Plakaten angesprochen werden. Denn, wenn es um Deutsch geht, reden wir eher von einem Publikum, das Kulturveranstaltungen besucht.
Welches ist die nächste Station, nach Kronstadt?
E.R.: Anfang Juni wandert die Ausstellung nach Jassy. Dort ist geplant, die Plakate in Glasschaukästen in den Straßen zu zeigen – ich glaube, ein größeres Publikum kann man nicht erreichen. Sie wird vier Wochen lang, bis Ende Juni, in Jassy bleiben, dann wird sie wahrscheinlich über die Sommermonate zurück nach Bukarest kommen, bevor wir sie auch in anderen Städten zeigen. Es ist nicht so, dass die Ausstellung irgendwann an Aktualität verliert, und es wird sicherlich noch mehrere Orte geben, wo wir sie ausstellen. Die Ausstellung ist - wie die deutsche Sprache - sozusagen ein „Dauerbrenner“.
Wie war das Feedback bis jetzt?
E.R.: Sehr positiv, wir hatten erfreulicherweise sehr großes Presseecho. Hoffentlich melden sich nun noch mehr Leute für Deutschkurse an, oder denken über das Erlernen der deutschen Sprache nach.
K.L.: Das ist jedenfalls schwer messbar, denn man kann die Anzahl der Einschreibungen nicht mit der Ausstellung in Relation setzen. Es geht uns hauptsächlich um generelle Aufmerksamkeit, um das „Aha!“ wenn jemand die Plakate sieht und denkt „Ich wusste gar nicht, dass der auch Deutsch kann.“
E.R.: Wenn letztendlich daraus resultiert, dass jemand sagt, „Jetzt lerne ich auch Deutsch“, dann ist es umso besser, aber es bleibt ein sekundäres Ergebnis. In erster Linie geht es um das Bewusstsein für die deutsche Sprache.
K.L.: Ich denke, es ist ein wichtiger Aspekt, dass die deutschen Institutionen in Rumänien - die Deutsche Botschaft, das Goethe-Institut und der DAAD - gemeinsam auftreten. Auf deutscher Seite liegt nicht alles in einer Hand und ist deshalb zum Teil vielleicht nach Außen weniger sichtbar: die Botschaft gestaltet Kulturpolitik mit und hat eine koordinierende Funktion, das Goethe Institut ist im kulturellen und Sprachbereich aktiv und koordiniert die Kulturzentren, der DAAD konzentriert sich auf den Hochschulbereich. Deshalb ist es sehr schön, dass man jetzt geschlossen nach Außen auftritt.
Die Besucher der Ausstellung können auch an einem Wettbewerb im Internet teilnehmen...
E.R.: Es geht darum, dass die Leute sich für ihr Lieblingsfoto entscheiden, sich davor ablichten, die Aufnahme in digitaler Form an eine E-Mail-Adresse schicken (bildkampagne@buka.auswaertiges-amt.de, Anm. d. Red.) und einfach sagen, warum gerade dieses Foto ihnen am besten gefällt. Dann werden die Bilder bei uns online in den Facebook-Auftritt der Botschaft gestellt und das Foto, das die meisten „gefällt mir“- Klicks bekommt, wird mit einem Sprachkurs vom Goethe-Institut belohnt.
Vielen Dank für das Gespräch!
„Die deutsche Sprache war mein ständiger Begleiter.“ (Ruxandra Demetrescu, Kunsthistorikerin)
„Meine deutsche Erfahrung hat mein ganzes Leben geprägt.“ (Dan Bittman, Musiker)
„Hätte ich nicht die deutsche Erziehung gehabt, so hätte mir auch die Geduld bis zu den ersten Erfolgen gefehlt.“ (Michael Schmidt, Unternehmer)
„Seitdem ich Fußball auf höherem Niveau spiele, ist es mein Ziel gewesen, nach Deutschland zu gelangen.“ (Dorinel Muntean, Fußballtrainer)
„Die deutsche Sprache hat mir eine der schönsten und fruchtbarsten Reisen meines Lebens ermöglicht.“ (Gabriel Liiceanu, Schriftsteller, Philosoph)
Die vollständigen Zitate können in der Ausstellung „Deutsch-Sprache der Ideen“ gelesen werden.
Ellen Rehr (links) und Katja Lasch im Bistro de l'Arte in Kronstadt. Im Hintergrund zwei Plakate der Ausstellung.
Foto: Christine Chiriac
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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