Ehemalige politische Häftlinge fühlen sich benachteiligt
30.07.09
Octav Bjoza kandidiert für AFDPR-Landesvorsitz
Auf einer Pressekonferenz beim Sitz der Kronstädter Filiale des Vereins der ehemaligen politischen Häftlinge in Rumänien (AFDPR) kritisierte der Filialevorsitzende und interimistische AFDPR-Landesvorsitzende Octav Bjoza die Art und Weise wie die politischen Häftlinge von den Behörden und der politischen Klasse behandelt werden. Bjoza sprach von den manchmal lächerlich kleinen Rentenzuschüssen die die ehemaligen politisch Verfolgten und deren Nachkommen heute in Rumänien erhalten und verglich sie mit jenen, die sogenannte Dezember '89-Revolutionäre erhalten. Unter diesen seien auch ehemalige Securitate-Offiziere und Parteiaktivisten aufzufinden gegen die eigentlich vor 20 Jahren auf der Straße demonstriert wurde. Bjoza bezeichnete die Hilfen in Medikamenten und ärztliche Behandlungsmöglichkeiten die den ehemaligen Häftlingen laut dem Gesetz 118/1990 zustehen, als „eine Schande“, weil da, unter Vorwand der Wirtschaftskrise, nur die billigsten und schlechtesten Arzneimittel und Kurbehandlungen zur Verfügung stehen. Das sei die „Anerkennung“ für jene die ihre Jugend, Gesundheit und Freiheit im Kampf gegen die kommunistischen Machthaber geopfert haben. Ihre Zahl nimmt drastisch ab. „Wir sind am Verschwinden“ sagte Bjoza und nannte einige Zahlenbeispiele. Von den 66.000 Nutznießer des Gesetzes 118 (Stand: 31. März 2009) sind es nur 4000 die zu Haftstrafen verurteilt wurden, ein Viertel von jenen die 1990 noch am Leben waren – die meisten von ihnen mit gesundheitlichen Problemen. 30.000 sind Häftlings-Witwen und 32.000 Deportierte, Zwangsumgesiedelte und Kriegsgefangene.
Alle Audienz-Ansuchen des AFDPR an den Landespräsidenten, Premier, Arbeits-, Gesundheits- und Kulturminister sowie an den Bukarester Oberbürgermeister waren erfolglos. Bjoza unterstrich, dass AFDPR als nicht-politische Organisation agiere und diese politische Unabhängigkeit auch bewahren wolle. Der interimistische Landesvorsitzende, der sich im September in Mamaia für den Landesvorsitz zur Wahl stellen wird, informierte auch über die Arbeiten des XVIII. Kongresses der internationalen Vereins der politischen Häftlinge und Verfolgte aus den ehemaligen kommunistischen Ländern (Inter ASSO) der im April in Tirana abgehalten wurde. Dabei wurde eine Resolution verabschiedet, die die Durchführung des Lustrationsgesetzes fordert, wie auch die korrekte Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen in den Schullehrbüchern. Der 17. Juni wurde zum internationalen Gedenktag des antikommunistischen Widerstandes erklärt. Der nächste Inter ASSO-Kongress soll im Mai 2010 in Kronstadt/Bra{ov stattfinden – ein weiterer Grund für Bjoza von den lokalen und zentralen Behörden mehr Entgegenkommen gegenüber den ehemaligen politischen Häftlingen zu erwarten.
R.Sudrigian
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