Ein weit reichendes Vorhaben
22.04.10
Der Kirchenkreis Templin-Gransee finanziert neue Heizung für Zeidner deutsche Schule
Die Schule ist deutsch, alt und kalt. Die Schüler, rund hundert an der Zahl, gehen trotzdem gern in ihre Schule in der Zeidner Marktgasse/str. Magurii, die offiziell C-Gebäude der Allgemeinschule Nr. 1 heißt. Lehrerin Karmina Vladila stellt den deutschen Gästen die fünf Klassenräume der Grundschulklassen vor die da im rund 120 Jahre alten Gebäude untergebracht sind. Es sind saubere Klassen, mit bunten Zeichnungen an den Wänden und mit den Namenslisten der Schüler an den Türen. Da sind überwiegend rumänische Familiennamen zu lesen, weil die Kinder in der Regel nicht Deutsch zur Muttersprache haben. Beheizt werden die alten, hohen Räume mit Kachelöfen. Die Erdgasleitung zu jedem Kachelofen ist mit einem Wärmeregler versehen der nachträglich eingebaut wurde. Bei einem früheren Besuch sahen die Freunden vom Kirchenkreis Templin-Gransee diese Heizungslösung kritischer: sie sei nicht nur ineffizient sondern auch „abenteuerlich.“
Sie wollten helfen und Geld für eine neue Heizanlage sammeln damit sich die Schüler, aber auch ihre Lehrer, einer besseren Lebens- und Lernqualität in ihrer Schule erfreuen könnten. Gabriele Lehmann die den Rumänien-Ausschuss des Kirchenkreises leitet, zählt auf, wie der Spendenaufruf umgesetzt wurde. Presseartikel auf der Lokalseite, Adventsprogramme der Schüler, Adventskalender mit Fotos der deutscher Gymnasiasten die auf ihr Honorar zugunsten ihrer Zeidner Kollegen verzichteten, Sammelaktionen in den Gottesdiensten brachten eine schöne Summe zusammen. „Uns geht es nun besser, wir wollen jetzt auch anderen helfen“ - diese Einstellung hatten die meisten, die ja in der DDR auch mit schwierigen Zeiten zu tun hatten.
Das Geld ist nun da und soll für den Kauf, die Montage und die Wartung einer neuen Heizanlage dienen, die die alten Kachelöfen ersetzt. Gekauft wird sie vor Ort, so dass das Geld im Land bleibt. Alles wäre aber nur halb so gut, wenn nicht auch Türen und Fenster in der Schule erneuert werden, damit die Wärme nicht verloren geht.
So wendete sich die evangelischen Kirchengemeinde Zeiden, der das Schulgebäude rückerstattet wurde, an das Bürgermeisteramt mit der Bitte, diesen Teil der Schulsanierung zu finanzieren. Während des Besuchs der vier Vertreter der Partner vom Kirchenkreis Templin-Gransee (Gabriele und Dieter Lehmann, Michael Grüber – Bürgermeister von Teschendorf und Lehrerin Annett Krah) begleitet vom Zeidner Stadtpfarrer Andreas Hartig, von Lehrerin Karmina Vladila und vom Rechtsberater des Kronstädter Bezirkskonsistorium, Sorin Radulescu, kam es im Rathaus auch zu einem Gespräch mit dem Zeidner stellvertretenden Bürgermeister Ivan Calin (Demokratliberale Partei). Die Stadtverwaltung, die der Zeidner evangelischen Kirchengemeinde nur eine symbolische Miete für die Nutzung der Schule zahlen muss, werde gern in dieses Projekt einsteigen, hieß es seitens des Vizebürgermeisters. Auch sonst sei man im Stadtrat an der Förderung siebenbürgisch-sächsischer Traditionen und Kulturwerte interessiert, wie auch am Erhalt des alten sächsisch geprägten Stadtzentrums , der als Bereicherung und touristische Sehenswürdigkeit empfunden wird. Die Mitfinanzierung steht nun fest und bis Mitte August soll eine entsprechende Heizung der Klassenräumen, des Festsaales, des Turnsaales, des Lehrerzimmers und der anderen Räumlichkeiten der deutschen Schule gesichert sein.
Die deutschen Freunde aus Templin-Gransee sind bereits nach der Wende immer wieder in Zeiden mit Hilfsaktionen präsent gewesen. Kurator Arnold Aescht war und bleibt „der Mittelsmann“ dieser Partnerschaft der unter anderem die Suppenküche für alte alleinstehende Personen und die Jugendscheune als Treffpunkt für junge Leute, zu verdanken sind. Für seine Verdienste wurde Aescht bekanntlich von dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Matthias Platzek, ausgezeichnet. Zum neuen Zeidner Stadtpfarrer Andreas Hartig (seit 1. September des Vorjahres im Amt) haben die deutschen Partner bereits einen sehr guten Kontakt. Er sieht in dieser Zusammenarbeit über die seine Kirchengemeinde sehr dankbar und froh sei, auch eine Chance für Zeiden: „Wir wollen der Stadt Zeiden und dem hiesigen deutschen Unterricht entgegenkommen indem wir den Kindern in Zeiden vernünftige Unterrichtsbedingungen bieten können. Wir sind sehr dankbar, dass wir das mit Unterstützung unserer Freunde aus Templin-Gransee tun können.“
Die Schüler der deutschen Schule, ihre Eltern und Lehrer können nun mit mehr Optimismus dem nächsten Schuljahr entgegen schauen und ruhiger die Sommerferien genießen: ihre Schule wird nicht jünger, aber wärmer - dank einem, nicht nur sinnbildlich weit reichendem Projekt: Zeiden und Templin-Gransee trennen rund 1700 Kilometer. Das neue Europa vereint sie, auch die deutsche Sprache ist dafür eine gute Brücke.
Ralf Sudrigian
Rückfront der Zeidner „deutschen Schule“
Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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