Ethnographiemuseum erfreut sich landesweiter Anerkennung
20.09.12
Das 45. jährige Bestehen dieser Kronstädter Institution wurde zur Stadtfestlichkeit
Zahlreiche Ethnologen aus dem ganzen Land, Leiter von gleichartigen Museen trafen in Kronstadt zu der Feier und einer drei Tage dauernden wissenschaftlichen Tagung ein, die dem 45. jährigen Bestehen des Ethnographiemuseums gewidmet wurden. Dr. Ligia Fulga, langjährige Direktorin dieser Kulturinstitution, begrüßte die angereisten Gäste die die Möglichkeit hatten, eine Ausstellung zu sehen in der auf die Geschichte und Entwicklung dieses Museums eingegangen wird, wie auch die permanente Schau die da geboten wird. „Wir befinden uns da in einer Familie zu einem Augenblick der Einschätzung einer 45-jährigen Tätigkeit, eine Begegnung die sich zur Stadtfestlichkeit ausweitet“, betonte einleitend die Gastgeberin die auch Mitglied der Landeskommission der Museen ist, selbst auf eine reiche Forschungstätigkeit zurückblickt die in mehreren Katalogen und veröffentlichten Büchern ihren Niederschlag fand. Zeugnis davon zeigen auch die zahlreichen Diplome die dem Museum und dessen Leitung von in- aber auch ausländischen Institutionen als Anerkennung ihrer Tätigkeit verliehen wurden und einen Wandteil im Museum schmücken.
Als Gründungsjahr des Ethnographiemuseums wird 1967 bezeichnet, als innerhalb des damaligen regionalen Geschichtsmuseums das 1949 laut Stadtbeschluss 298 ins Leben gerufen worden war, und ab 1968 als Museum des Kronstädter Kreises bekannt ist, eine Fachsektion unter der Leitung von Olivia Moraru, eine begeisterte und fachkundige Ethnologin, gegründet wurde. Ab 1979 werden da von dem Fachkollektiv mehrere Ausstellungen über Volksbrauchtum organisiert die viel Anklang auch im Umfeld fanden. Vorläufer des Regionalmuseums waren das Burzenländer Sächsische Museums (1908 gegründet) und das 1937 gegründete Astra-Museum aus deren Beständen viele Exponate in dieses gelangten. Gleich nach der Wende wurde durch Beschluss des Kronstädter Bürgermeisteramtes das Ethnographiemuseum als eigenständige Institution mit dem Sitz am Rudolfsring (Bulvardul Eroilor) gegründet.
Das Forscherkollektiv nahm sich ein vielseitiges Programm vor um das Museum zu modernisieren, den neuen Zeitumständen anzupassen. Es wurde an die Erforschung der Traditionen im Kreisgebiet, aber auch über dieses hinaus geschritten; durch Ankauf aber auch Schenkungen wurden die eigenen Sammlungen stark erweitert. Drei neue Sektionen des Museum wurden in den Städten S˛cele und Reps eröffnet, sowie das Museum der städtischen Zivilisation am Kronstädter Marktplatz gegründet. Gehörten im Jahre 1990 dem Museum 5000 Objekte an, so zählt heute der Eigenbestand 28.000 Exponate. Es handelt sich vor allem um Trachten, Textilien, Möbel, Haushaltsgegenstände, sodass auch dadurch das Kronstädter Volkskundemuseum heute zu den wichtigsten derartigen Institutionen in Siebenbürgen und landesweit gehört. Zudem befinden sich in dem Eigenbestand über 5000 Fotos, zahlreiche Audio- und Filmaufnahmen vor allem aus dem Dorfmilieu aber auch aus den Städten des Burzenlandes, den Fogarascher und Repser Gebieten. Zu diesem Zweck wurden die Lager des Museums ständig modernisiert und erweitert. Die Forscher waren stets bemüht, auch die Veränderungen im Bereich des Brauchtums und des Handwerkes auf dem Lande festzuhalten, diese zu aktualisieren. Das Kronstädter Museum ist thematisch besonders auf Trachten und Textilien, abhängig auch von den Räumlichkeiten ausgerichtet. Die Forschungsergebnisse fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Katalogen, Fachbüchern, zeitweiligen Ausstellungen die auch im Ausland wie beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Kroatien oder Polen Anerkennung fanden. Nicht immer eine leichte Aufgabe, bedenkt man, dass das Museum samt den drei Sektionen insgesamt 30 Mitarbeiter als Fach- und Dienstpersonal zählt. Nicht zu übersehen ist die Zusammenarbeit mit den deutschen Forschern die besonders Interesse an der Wahrung des sächsischen Brauchtums nach der massiven Aussiedlung zeigen. Bestes Beispiel dieser Zusammenarbeit ist die Herausgabe des zweisprachigen Bandes – deutsch-rumänisch - „Die Siebenbürger Sachsen über sich selbst“ der den Gemeinden Deutsch-Weißkirch und Meschendorf als Ergebnis eingehender Feldforschungen gewidmet wurde. Zu den namhaften Mitarbeitern dieses ersten Bandes der 2008 erschienen ist, gehören Dr. Konrad Gündisch, Dr. Ligia Fulga, Dr. George Andron, Gabriela Chiru, ihre engste Mitarbeiterin wie diese von der heutigen Museumsleiterin bezeichnet wird.
Den Gruß seitens des Ministers für Kultur und Kultus, Puiu Hasotti, überbrachte Staatssekretär Prof. Dr. Sergiu Nistor zu diesem festlichen Anlass und unterstrich die hervorragende Arbeit dieses Kollektivs mit dem er sehr vertraut ist, machte einen Vergleich mit den Storchnestern die immer wieder von ihren Insassen aufgesucht werden. So auch dieses Museum als Anziehungspunkt für die ausgesiedelte sächsischen Angehörigen die da immer wieder bei ihren Besuchen ein Stück Heimat wiederfinden. Bedauernd stellte er fest, dass leider die Hälfte der Museen gegenwärtig in der Situation sind, sich nicht in den eigenen Gebäuden zu befinden, da die an die ehemaligen Eigentümer zurückerstattet wurden. Dadurch wird den Leitungen der Museen die sich in dieser Situation befinden, z.B. dem Kronstädter Volkskundemuseum und dem Kronstädter Kunstmuseums, der Wind aus den Segeln genommen. Es sei erforderlich, diese Krise durch ein gezieltes Programm im Kulturbereich zu überwinden. Zudem muss die gesamte Infrastruktur dieser Institutionen verbessert oder ganz ersetzt werden. Dr. Ligia Fulga unterstrich, dass in diesem Sinne auch eine Unterschriftensammlung eingeleitet wird, eben um diese Museen auch auf diese Weise zu unterstützen, auf diese Lage aufmerksam zu machen.
Mehrere Grußbotschaften seitens von Leitern anderer Museen aus dem Lande, namhaften Mitarbeitern, seitens des Kronstädter Kreisrates als finanzieller Träger des Museums wurden anlässlich der Festversammlung an die gefeierte Institution gerichtet.
Anschließend wurde am Mittwochnachmittag die wissenschaftliche Tagung eingeleitet die sich insgesamt auf drei Tage (12. - 14.September l.J.) ausweitete. Namhafte Ethnologen, Leiter anderer Museen aus der Hauptstadt und einigen Kreisvororten, darunter auch Horst Klusch (Hermannstadt) der eine Studie über die Siebenbürgische Goldschmiedekunst vorlegte, boten sehr interessante Referate die auch zu nützlichen Fachaussprachen führten. Der Erfahrungsaustausch wurde auch anlässlich der Besuche in den drei erwähnten Sektionen des Kronstädter Ethnographiemuseums vervollständigt.
Dieter Drotleff
Foto 1:
Die Direktorin des Volkskundemuseums Dr. Ligia Fulga begrüßte die zahlreichen Gäste und Mitarbeiter bei der Jubiläumsfeier.
Foto 2:
Ausgerichtet ist das Museum vor allem auf Textilien. In den Schaukästen sind auch sächsische Volkstrachten zu sehen.
Fotos: der Verfasser
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