Für eine kohärente Zukunft in Architektur und Stadtplanung
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
Am Samstag, dem 24. Mai, fanden im Studio-Saal des Rektorats der Transilvania- Universität, die ersten drei Konferenzen der Reihe ArhiDebate statt. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, aktuelle Themen aus dem Bereich Architektur und Stadtplanung anzusprechen und somit zu einem professionell verantwortungsvollen Dialog einzuladen.
Die Gespräche zwischen Projektanten und Vertretern der öffentlichen Verwaltung waren offen und direkt. Drei Diskussionsrunden waren den Themen Projektschreibung/ Baugenehmigung, Stadtplanung und Kulturerbe gewidmet. Unter den Rednern waren einige der bekanntesten Namen der Branche, und das Ergebnis waren nicht nur hitzige Debatten, sondern auch wertvolle Visionen und Lösungsansätze.
Längst überfällige Initiative für Kommunikation
ArhiDebate ist eine Konferenzreihe mit anschließenden Debatten, in der Themen für eine kohärente berufliche Praxis in Bereichen Stadtplanung, Entwurf und Genehmigung der Projekte, sowie Restauration und Management von Kulturerbe behandelt werden. Es geht darum, Lösungen, Werkzeuge und Beispiele guter Praxis zu identifizieren, um so zu einer nachhaltigeren urbanen Zukunft beizutragen. Das dynamische und interaktive Format der Konferenzen schafft eine wertvolle Plattform für Dialog in einem Fachbereich von höchster Bedeutung und strategischer Relevanz für die Zukunft unserer Städte.
Dieses kulturelle Projekt wurde von den Architektinnen Roxana Pandele und Nicoleta Iubu im Namen von OAR Prahova ins Leben gerufen und wird vom Rumänischen Architektenorden über die Architektur-Abgabe (Timbrul de Arhitectura) finanziert. Es bringt Architektinnen und Architekten aus allen Bereichen, Stadtplaner, Geographen, Ökonomen und Fachleute mit interdisziplinären und über die Grenzen konventioneller Praxis hinaus strebenden Ansätzen zusammen.
Zu den Partnern der Veranstaltung zählen ASDD (Chefarchitekten für nachhaltige Entwicklung), AASJ (Vereinigung der Chefarchitekten der Kreise), RUR (Urbanisten Register Rumäniens), APUR (Berufsverband der Urbanisten Rumäniens) sowie die Filialen des Architektenordens OAR Arge{, Oltenien, Neumarkt, Kronstadt-Kovasna-Harghita, Bacau-Neamt und Iassy.
Dialog zwischen Praxis, Vorschriften und Gemeinschaft
Während der Gespräche in Kronstadt – der ersten Gastgeberstadt – wurden drei Hauptthemen behandelt: eine einheitliche Praxis und Effizienzsteigerung im Genehmigungs-Prozess, Herausforderungen und Einschränkungen in der Stadtplanung sowie der Schutz und die Nutzung von Kulturerbe als Ressource für lokale Entwicklung.
Der Fokus lag jeweils auf der Vision, auf der Festlegung von Parametern für einheitliche Praxis und auf der Verantwortung von Fachleuten aus öffentlichem und privatem Sektor. All dies in Verbindung mit der erwünschten Qualitätssteigerung der Dokumentationen, Dienstleistungen und Zusammenarbeit zwischen Institutionen und Beteiligten.
Die erste Diskussionsrunde griff eines der drängendsten Bedürfnisse der Branche auf – die Harmonisierung der beruflichen Praxis. Unter dem Titel „Dialog für eine einheitliche Praxis im Bauwesen“ fand ein konstruktiver Austausch zwischen den wichtigsten Akteuren des Gesetzgebungs-, Genehmigungs- und Entwurfsverfahrens statt.
Diskutiert wurden u.?a. die Prozedur der Grundbucheintragung von Gebäuden, das oft juristische und administrative Probleme aufwirft, allerdings nach ausländischem Modell vielleicht das einzige Instrument zur Regelung vieler Kontroversen, sein könnte. Der Baugenehmigung-Prozess selbst – mit einem Fokus auf Inkohärenzen zwischen Landkreisen und einzelnen Städten wurde auch diskutiert; dazu die Fälle der Projekte, bei denen laut CATUC (Kodex für Raumordnung, Stadtplanung und Bauwesen) lediglich nur eine Stellungnahme, nicht aber auch eine Baugenehmigung notwendig ist und die immer zu Verwirrung und divergierende Auslegungen führen.
Offen gesprochen wurde auch über die Beziehung zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Projektanten – besonders über die uneinheitlichen Gesetzesauslegungen und deren Auswirkungen auf die konkrete Arbeit auf den Baustellen, von bürokratischen Verzögerungen bis hin zu Projektblockaden.
Tabuthemen: Stadtplanung und Denkmal
Im zweiten Panel mit dem Titel „Herausforderungen und Einschränkungen in Stadtplanungsprozessen“ kamen Fachleute aus der Wissenschaft, Vertreter professioneller Stadtplanungsorganisationen, Chefarchitekten von Städten und Landkreisen sowie Experten für partizipative Planung zu Wort. Diskutiert wurden die Planungsunterlagen sowie die Verantwortung der Fachleute im Bereich Raumordnung und Stadtplanung. Als Hindernisse wurden u.?A. gesetzgeberische und administrative Herausforderungen sowie institutionelle und ressourcenbedingte Einschränkungen genannt. Als Lösungen wurde insbesondere die Notwendigkeit partizipativer und inklusiver Planung betont.
Das dritte Panel trug den Titel „Kulturerbe als Ressource für lokale Entwicklung“ und thematisierte die verantwortungsvolle Nutzung von Kulturerbe im städtischen Entwicklungsprozess. Dabei ging es nicht nur um Denkmalschutz im klassischen Sinn, sondern auch um die Frage, wie bauliches Erbe sinnvoll in moderne Stadtentwicklung integriert werden kann. Als positiver Lösungsansatz zur Verbesserung des Verständnisses in der Zivilgesellschaft wurde das Bildungsprogramm „De-a Arhitectura“ vorgestellt, das Kindern und Jugendlichen ein Verständnis für Raumgestaltung und Baukultur vermittelt.
Weitere Themen waren die Verbesserung gesetzlicher Regelungen, die Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen Authentizität und Anpassung an aktuelle Bedürfnisse sowie ein integrativer Ansatz bei der Restaurierung von historischen Gebäuden.
Relevant für dieses Thema war die Teilnahme einer Handwerkerfirma für siebenbürgische Ziegel, da das Erscheinungsbild eines Denkmals oder eines geschützten Stadtteils maßgeblich durch das „Dachlandschaftsbild“ bestimmt wird. Auch die sogenannten OAR-Leitfäden zur Integration in lokale Architekturstile wurden thematisiert.
Im Kontext der Gesetzesverbesserung wurde ein gutes Praxisbeispiel genannt: Die Stiftung für historische Denkmäler (FMI), die über eine durch Beschluss des Stadtrats festgelegte Prozedur die Restaurierung von historischen Gebäudehüllen mit 50% aus der Gesamtsumme mit Mitteln aus dem kommunalen Haushalt mitfinanziert.
Ausblick: Vernetzung und Praxisnähe stärken
Die nächsten ArhiDebate-Veranstaltungen stehen bereits fest. Das zweite Treffen findet im Oktober dieses Jahres in Iassy statt. Dort geht es um die Rolle der Architekturausbildung und die Frage, wie junge Absolvent:innen für die öffentliche Verwaltung gewonnen werden können.
Der Abschluss und die dritte Veranstaltung aus der Reihe dieses ersten Projekts wird in Ploie?ti stattfinden. Dort werden im Rahmen eines öffentlichen Events, zu dem auch alle Behörden eingeladen sind, die Ergebnisse der bisherigen Konferenzen präsentiert - u. zw. in Form eines Filmbeitrags der die Meinungen, Schlußfolgerungen und Vorschläge der implizierten Chefarchitekten landesweit vorstellt.
Ziel bleibt es, das gegenseitige Verständnis zwischen den Akteuren zu stärken, die Qualität der Planung und Verwaltung zu verbessern und die Städte der Zukunft gemeinsam und verantwortungsbewusst zu gestalten.
Cristina Ciubotaru
Architekten im Dialog über Stadtplanung. Foto: privat
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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