Gefühle, Geschichten, Gedanken
07.10.10
Fotoausstellung „Wahrnehmungsunterschiede“ im Deutschen Kulturzentrum
Der zweite vom Kronstädter deutschen Jugendforum veranstaltete Fotowettbewerb wird nun in einer Auswahl der besten eingesandten Fotografien den Kronstädtern im Deutschen Kulturzentrum in der Langgasse 31 vorgestellt. Die Vernissage der Ausstellung fand vergangene Woche (am 28. September) statt. Gleichzeitig wurden die besten drei Arbeiten mit vom Deutschen Wirtschaftsklub gesponserten Preisen ausgezeichnet. Die bei der Ausstellungseröffnung Anwesenden hatten auch die Möglichkeit, unter den 17 ausgestellten Fotos die nicht preisgekrönt waren, einen „Publikumsliebling“ zu ermitteln. Das war die „Zigeunerliebe“ betitelte Aufnahme einer jungen Mutter die ihr Kind umschlingt – ein Bild von Ioana Simona Muscan (23). Auch an diesem Beispiel lässt sich verdeutlichen, wie viele Gestaltungsmöglichkeiten das Thema „Wahrnehmungsunterschiede“ den jungen Fotografen (die obere Altersgrenze betrug 35 Jahre) eröffnete. Zigeuner sind in Rumänien und in Europa am Rande der Gesellschaft situiert, werden also gewöhnlich durch einen vorurteilsbehafteten Filter wahrgenommen. Nicht aber vom Fotogerät, das auch Gefühle (in diesem Fall die Mutterliebe) in einer unvermittelten, allgemein zugänglichen Weise wiedergibt.
Der erste Preis ging an Radu Voinea (24) für „Frei fliegend“. Das Mädchen im Bild hat den Himmel im Hintergrund – oder ist es Wasser? - da im oberen Teil Quallen auftauchen. Es ist mehr als ein Spiel mit Wahrnehmungen und Täuschungen, das Foto regt vielleicht manchen Betrachter an, an das Gefühl von Freiheit oder an den Wunsch zu fliegen zu denken. In kurzen Texten (deutsch und rumänisch) zu den Bildern brachten die Fotografen den Betrachtern ihre Sicht- und Annäherungsweise an das Wettbewerbsthema näher – eine willkommene Entscheidung der Veranstalter für jene Besucher die Erklärungen wünschen aber eine fragliche Entscheidung, wenn die Jury bei ihrem Entscheid darauf zu viel Wert gelegt hat. Denn Bilder sprechen für sich selber, wie das Jurymitglied Prof. Dr. Mircea Vova Bârsan bei seinem Plädoyer für die Fotokunst anlässlich der Vernissage unterstrich.
Die Kronstädter können nun selber bis zum 22. Oktober (von montags bis freitags, zwischen 10 und 17 Uhr) entdecken und einschätzen, wie vieldeutig Wahrnehmung sein kann: von der eigentlichen Wahrnehmung durch die Sinnesorgane, bis zum Ausdruck und zur Deutung von Gefühlen; von sozialer Ausgrenzung bis geschlechtsspezifischen Betrachtungsweisen im Alltag. Jedes Bild ist, trotz Momentaufnahme, eine Geschichte für sich, sagt etwas aus und will vielleicht dabei etwas, positiv oder negativ, hervorheben.
Diese Deutungsmöglichkeiten sowie der rein ästhetische Aspekt machen auch diese Fotoausstellung interessant und sehenswert. Dafür verdient das Jugendforum Anerkennung, vor allem die Initiatorin des Fotowettbewerbs, Stefanie Schmitz aus Kiel, der anlässlich ihrer Verabschiedung als Volontärin des Jugendforums herzlichst gedankt und ein schöner Blumenstrauß samt einem kleinen Geschenk überreicht wurde. Der Wettbewerb und die abschließende Ausstellung wurde durch das Mitwirken des Deutschen Kulturzentrums sowie durch Unterstützung seitens des Deutschen Wirtschaftsklubs, des Deutschen Generalkonsulats in Hermannstadt und des Bukarester Goethe-Instituts ermöglicht.
Ralf Sudrigian
Radu Voinea freut sich über den ersten Preis für sein Foto (im Hintergrund).
Foto: der Verfasser
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