Hilfe zur Selbsthilfe
02.06.11
Besuch bei dem Baucamp in Stein
Im kleinen Dorf Stein/Dacia bei Reps stand das Pfarrhaus nach 1989 lange Zeit leer. Das aktive Gemeindeleben hatte durch die Auswanderung vieler Steiner Sachsen stark zu leiden. Heute, obwohl die Gemeinde nur sehr wenige Mitglieder zählt, ist wieder Leben in die verlassenen Räume eingekehrt, dank der Initiative des Kurators Michael Konnerth und des Vereins „Copiii Europei“ (Kinder Europas) e.V.
Zunächst wurde die Pfarrwohnung als Begegnungshaus für Menschen mit Behinderungen oder für benachteiligte Kinder und Jugendliche genutzt. Etwa 2004 beschloss man, hier ein Bildungs- und Begegnungszentrum zu bauen. „Uns geht es um Begegnungen verschiedener Nationalitäten, Religionen und Lebensarten“, sagt Diakon Frank Roth aus Dresden, der gemeinsam mit der Kronstädter Ärztin Andrea Hampel-Binder den Verein mit Hauptsitz in der Zinnenstadt leitet.
2005 begann die Renovierung des Pfarrhauses. Mithilfe des Internationalen Bauordens wurden in den vergangenen vier Jahren Baucamps organisiert; so konnten Räume wieder hergerichtet, Innenwände und Fassaden gestrichen, ein Abwassersystem installiert, der Brunnen neu gegraben werden. Zudem wurden eine Schlafscheune für 15 bis 20 Gäste und ein Schulraum gebaut, in dem eine Lehrerin Hausaufgabenhilfe und Unterricht für die Dorfkinder bietet. Bald schloss der Verein „Copiii Europei“ einen Partnerschaftsvertrag mit der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Stein und dem Kronstädter evangelischen Bezirkskonsistorium, um dem Projekt ein rechtliches Fundament zu geben. Für seine ökumenische, völkerverbindende Tätigkeit im Sinne der Versöhnung wurde der Verein im Jahre 2007 in die internationale Nagelkreuzgemeinschaft (Community of the Cross of Nails of Coventry) aufgenommen.
„Unser Hauptanliegen ist Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Frank Roth. „Wir wollen etwas für Menschen tun, nicht für Immobilien“ - dem Verein gelingt dies, indem Praktikanten aus Westeuropa an rumänische Sozialeinrichtungen vermittelt werden und indem Begegnung geschafft wird. „Es ist uns wichtig, dass es nicht ausschließlich ein Haus für ausländische Christen wird, die sich gerne wohl fühlen und dann gehen, sondern dass es auch für Leute aus Rumänien, seien es Dorfbewohner, Gäste oder Behindertengruppen, offen ist.“
In Stein gibt es jährlich drei bis fünf Baucamps von internationaler Besetzung: eines davon wurde vor wenigen Wochen abgeschlossen, weitere folgen vom 11. bis 24. September, bzw. vom 2. bis 15. Oktober. Freiwillige Helfer, „vom Informatikstudenten bis zum Schweizer Bänker, vom Diplomatenanwärter und dem Forstarbeiter bis zum Rentner“ kommen im Zwei-Wochen-Takt ins Pfarrhaus. Für die Finanzierung der oft kostspieligen Arbeiten ist der Verein auf Spenden angewiesen. „Schwierig ist es nur, weil man keine Planungssicherheit hat. Am 1. Januar stellt sich immer wieder die Frage, ob es weiter geht“, sagt Frank Roth. „Wir hoffen auch, dass wir mit der Zeit jemanden finden, der vor Ort unser Projekt übernimmt, weiterführt und, warum nicht, auch anders gestaltet.“
Christine Chiriac
Baucamp-Teilnehmer setzen ihre Arbeitskraft für das Dorf freiwillig ein.
Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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