17.06.10

Kommentar

Nach gut sechs Jahrzehnten wurde für Dominik von Habsburg und seine Schwestern ein Traum wahr. Sie sind wieder rechtmäßige Besitzer des Schlosses in dem sie ihre Kindheit verbracht haben. Aber die Welt von heute spielt mit einem Paradox mit – auch Dracula beansprucht das Schloss für sich. Das weiß der Erzherzog, der Enkel der Königin Maria, sehr wohl. Das wissen auch der rumänische Staat und die Tourismusbetreiber aus aller Welt. Niemand ist an von Habsburgs persönlichem Schicksal interessiert, weil damit nur seine Familie verdienen kann. Alle können sein ehemaliges und, auf Papier, auch heutiges Zuhause nur als Draculas Heim gebrauchen. Das Schloss vervielfacht damit seinen Kaufpreis.
Dominik von Habsburg schließt nicht aus, früher oder später das Schloss zu verkaufen. Wenn er das tut, tut er es sicher schweren Herzens. Er würde das Schloss erneut und diesmal endgültig verlieren. Niemandem steht diese touristische Sehenswürdigkeit ersten Ranges so nah wie ihm und seinen Schwestern. Viel Geld kann ihm die Aufgabe des Schlosses nur zum Teil erleichtern. Die verdiente Wiederherstellung des guten Rufes seiner Familie konnte er nicht kaufen. Ihm ist das zuteil geworden und das ist, wie er sagt, „der größte Erfolg“. Von Habsburg scheint nicht der gefühllose Schloss-Makler zu sein, der ein Maximum an Profit aus seinem Erbe heraus schlagen will. Sein Adelstitel dürfte ihn auch nicht anders handeln lassen. Noblesse oblige.

Ralf Sudrigian

Königin Maria und ihre Tochter, Prinzessin Ileana (Dominiks Mutter) in rumänischer Volkstracht. Bran, Juli 1924
Foto: Guggenberger Mairovits, Hermannstadt