Kultur ist kein Luxus
18.07.25
Konsortium „Corona” wendet sich in offenem Brief an den Bürgermeister
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 hat sich das Kronstädter Kulturkonsortium „Corona” dafür eingesetzt, den multikulturellen Charakter der Stadt hervorzuheben und Chancengleichheit für den Zugang zur Kultur zu sichern. Ebenfalls ist eins der wichtigsten Ziele des Konsortiums die Vermittlung zwischen Lokalbehörden und Kulturschaffenden. Leider existiert in dieser Hinsicht kein wirklicher Dialog, und alle mutigen Initiativen, das Kulturleben der Stadt aufzumuntern, hatten keine Chance, verwirklicht zu werden. Im Frühling wurde angekündigt, dass Kronstadt im Jahr 2025 überhaupt kein Budget für Veranstaltungen der freien Kulturszene haben wird. Darauf reagierte das Konsortium nun und veröffentlichte am 3. Juli einen offenen Brief an den Bürgermeister George Scripcaru, in dem es seine Besorgnis über den Verzicht auf den jährlichen Wettbewerb für kulturelle Projekte mit nicht rückzahlbarer Finanzierung zum Ausdruck brachte.
Veranstaltungen fordern das Kulturerbe
„Die Projekte, die in den letzten 15 Jahren in Kronstadt unterstützt wurden, fördern das Kulturerbe und den interkulturellen Dialog und tragen so zum sozialen Zusammenhalt bei. Viele von ihnen sind bereits Teil der kulturellen Identität der Stadt und haben sich ein treues Publikum aufgebaut. Während in anderen Städten wie Sanktgeorgen, Hermannstadt, Klausenburg oder Temeswar die freie Kulturszene eine immer größere Förderungen seitens der Lokalbehörden erhält, wird das Kulturleben in Kronstadt immer bedeutungsloser”, heißt es im Brief. Das Konsortium fordert die Wiederaufnahme des jährlichen Wettbewerbs für die Kulturprojekte der freien Szene, einen transparenten Dialog mit den Kulturschaffenden,sowie öffentiche Konsultationen mit den Künstlern und Kulturmanagern.
Die Antwort des Bürgermeisteramtes
Es ist nicht das erste Mal, dass „Corona” auf das fehlende Interesse der Lokalbehörden was Kulturveralstaltungen betrifft, reagiert. Es hat dies bereits 2022 und 2020 getan.
Die Reaktion ist dieselbe: Gleichgültigkeit. Sorin Toarcea, der Pressesprecher des Kronstädter Bürgermeisteramts, lieferte eine Antwort auf den offenen Brief: "Wie wir seit Anfang des Jahres angekündigt haben, werden wir in Anbetracht der schwierigen Situation, in der sich Kronstadt befindet - nämlich der Tatsache, dass der diesjährige Haushalt mit einem Minus von 10 Millionen Euro aufgestellt wurde - sowie der mangelhaften Umsetzung einiger kultureller Projekte im vergangenen Jahr, 2025 nur die kulturellen Projekte der dem Stadtrat unterstellten Institutionen (Theater, Oper, Philharmonie) finanzieren. Wir haben für dieses Jahr eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen vorbereitet - die vielleicht wichtigste ist der „Kultursommer“, der im Juli und August auf dem Johannisplatz stattfindet - und im nächsten Jahr werden wir beschließen, ob die Stadt die Finanzierung der freien Kulturszene wieder aufnehmen kann”.
Schlecht für das Image der Stadt
Ohne die Finanzierung vom Lokalbudget droht vielen freien Kulturverbänden das Aus. „Die Entscheidung, die freie Szene nicht mehr zu finanzieren, droht die kulturelle Vielfalt und Vitalität unserer Stadt zu zerstören, was sich unmittelbar auf das Publikum, die Künstler, die kulturellen Organisationen und das Image der Stadt auswirkt”, heißt es im Brief des Konsortiums.
Ein großer Minuspunkt ist das Fehlen von kompetenten Kulturmanagern in der Lokal- und Kreisverwaltung. Es wird auch sehr wenig in die kulturelle Struktur der Stadt investiert. Die Kinos „Astra”, „Popular” und „Modern” wurden zwar wiedereröffnet, es finden aber kaum Veranstaltungen statt. Die meisten Basteien und Türme, in denen auch Kulturevents stattfinden könnten, sind für Besucher geschlossen. Auch in den Stadtvierteln gibt es kaum ein Kulturangebot, wie es in anderen Städten der Fall ist. Das Kultur kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist, scheint den Kronstädter Behörden noch nicht klar zu sein. Vorläufig finden in diesem Jahr weniger Kulturveranstaltungen in Kronstadt statt. Ein Grund, andere Städte zu besuchen und deren Angebot warhzunehmen.
Elise Wilk
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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