Mehr als nur journalistisches Engagement
17.10.25
Apollonia Hirscher-Preis für 2024 an Ralf Sudrigian vergeben
Als Ralf Sudrigian und Dieter Drotleff im Dezember 2024 ihren letzten Arbeitstag in der Redaktion der „Karpatenrundschau“ begangen, wussten Elise Wilk und ich, dass eine Ära zu Ende geht. Unsere beiden Kollegen gingen nach jahrzehntelanger journalistischer Tätigkeit gleichzeitig in Rente.
Bis dahin hatten Ralf und ich sieben Jahre lang das Büro geteilt, Tisch an Tisch gearbeitet. Er hatte immer Antworten auf alle Fragen, Kontakte zu Gesprächspartnern, Tipps für gute Themen. Und vor allem hatte er immer eine ruhige Haltung, die besonders in hektischen oder stressigen Momenten Gold wert war. Seine gut dokumentierten, nüchternen Artikel waren oft eine Inspiration.
Am Freitag, den 10. Oktober, kam fast die ganze ehemalige KR-Redaktion erneut zusammen – diesmal bei der Apollonia-Hirscher-Preisverleihung an Ralf Sudrigian.
Das Kronstädter Ortsforum und die Heimatgemeinschaft der Kronstädter haben den Journalisten für seine Tätigkeit und seine aktive Beteiligung am Gemeinschaftsleben in festlichem Rahmen geehrt. Dutzende Freunde und Mitglieder der deutschen Minderheit, ebenso wie seine Familie, kamen zur festlichen Veranstaltung in den Forumsfestsaal. Heitere Sonaten von Mozart, gespielt von Dr. Steffen Schlandt (Klavier) und Gloria Chiciudean (Violine) sorgten für einen guten Start in die Feierlichkeit. Mit dem Naturliebhaber Ralf Sudrigian sang das Publikum „Die Gipfel der Karpaten“.
Als Journalist wird man nicht geboren
Ralf Sudrigian war seit September 1989 als Redakteur der „Karpatenrundschau“ tätig. Davor hatte der gelernte Geograph, Geologe und Biologe fünf Jahre lang an der Allgemeinschule in Reps Erdkunde, Geschichte, Turnen und staatsbürgerliche Erziehung unterrichtet. Zwei Jahre lang war er auch an der Honterusschule angestellt. Seit er sich für das Schreiben entschieden hatte, war für ihn klar: „Wichtigstes Kriterium beim Berichten ist die Wahrheit.“ So dokumentierte, interviewte und berichtete er immer mit der moralischen und ethischen Verpflichtung den Lesern und sich selbst gegenüber, die Wahrheit zu präsentieren. Dafür waren tiefgründige Recherchen, Interviews mit interessanten Gesprächspartnern und die Aneignung von Fachkenntnissen in unterschiedlichen Bereichen nötig. Er hat immer versucht, objektiv, ausgewogen und vielseitig über Themen zu berichten. „Es war spannend, manchmal auch herausfordernd“, sagte Sudrigian vor den Anwesenden.
Laudator Dieter Drotleff, langjähriger Arbeitskollege und Freund des Preisträgers, hob das „kritische und vor allem selbstkritische Gespräch des Journalisten um Verantwortung im Umgang mit Pressefreiheit“ hervor, das für einen guten Redakteur notwendig ist und das der Preisträger auch führt. Ethik, Objektivität und Pflichtbewusstsein für das geschriebene Wort waren Priorität für Ralf Sudrigian. Zudem unterstrich Drotleff die gute Arbeitsatmosphäre in der Redaktion, die auch Ralf Sudrigian zu verdanken war.
Eine Meinung haben, für sie stehen
Im Journalismus fand der diesjährige Preisträger der bedeutendsten Auszeichnung der Kronstädter Sachsen seine Berufung, der er bis zu seiner Rente am 1. Januar 2025 treu blieb. Er stand zu seinen Meinungen, die er auch aktiv in der Zivilgesellschaft vertrat. Als Beispiel nannte er die letzten Präsidentschaftswahlen in Rumänien, als er sich nicht zufrieden gab, nur „die Schlagworte der Kandidaten wiederzugeben“, sondern via Facebook „die Wahl des Kandidaten, der für Freiheit, Demokratie und europäische Zukunft steht“, empfahl. „In solch einer Sache kann man nicht passiv, neutral oder gleichgültig bleiben. Man muss Stellung beziehen, politisch werden – auch als Journalist, der ja in der Öffentlichkeit Probleme aufdecken und ansprechen sollte. Eine Meinung haben, für sie stehen – das habe ich von vielen vorgelebt bekommen…“ Das verdankt er Gernot Nussbächer, Hans Bergel und Waldemar Stadler, die leider nicht mehr unter uns sind.
Ein mutgebendes Beispiel
In den Erhalt und die Fortführung von Tradition und Gemeinschaft der deutschen Minderheit in Kronstadt und darüber hinaus engagierte sich Ralf Sudrigian mehr als nur durch die von ihm verfassten Artikel. Sein Einsatz im Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt, wo er jahrelang im Vorstand war und ist, in der Gemeindevertretung der Honterusgemeinde und in der Kronstädter Sektion des Siebenbürgischen Karpatenvereins zeugen von seinem Interesse, die schrumpfende deutsche Minderheit durch alle möglichen Mittel tatkräftig zu unterstützen. Das sollte, so Drotleff, ein Beispiel für Jugendliche sein.
Tatsächlich ist der neue Preisträger des Apollonia-Hirscher-Preises, wie seine Vorgänger auch, ein „gutes, positives, aufbauendes und mutgebendes Beispiel“ das uns alle inspirieren soll unsere „Arbeit – hauptamtlich oder ehrenamtlich – mit derselben Überzeugung tagtäglich durchführt. Denn in diesem Sinn ist auch die Namensgeberin unseres Preises vor knapp 500 Jahren, vorgegangen“, erklärte Paul Binder, Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums.
Ralf Sudrigians zahlreiche Artikel bleiben in der Kollektion der Zeitung und werden als Dokumentation dienen. Seine besonderen Leistungen, für die er nun prämiert wurde, tragen dazu bei, dass er – wie die anderen Preisträger vor ihm – einen besonderen Platz in der deutschen Gemeinschaft in Kronstadt und Rumänien einnimmt.
Laura Capatana Juller
Laudatio für Ralf Sudrigian anlässlich der Verleihung des Apollonia-Hirscher-Preises 2024
Von Dipl.Journalist Dieter Drotleff
Der ursprünglich vom Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt, der Heimatgemeinschaft Kronstadt und der von Bartholomä in Deutschland gegründete Apollonia-Hirscher-Preis und dessen Verleihung für besondere Verdienste an der deutschsprachigen Kronstädter Gemeinschaft, wurde bisher seit 1998 an 25 namhafte Personen aus dem sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen Bereich, an Fachleute aus der
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Tätigkeit, Historiker, Musiker, Erzieher, einem Journalisten verliehen. Nun hat das Ortsforum Kronstadt das sich dieser Aufgabe seit dessen offizieller juristischer Anerkennung gemeinsam mit der Heimatgemeinschaft der Kronstädter in Deutschland angenommen hat, erneut für die Preisverleihung an einen Journalisten entschieden. Es handelt sich um Ralf Sudrigian, langjähriger Redakteur bei der Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" und der ""Allgemeine Deutschen Zeitung für Rumänien" die 1996 die Fusion eingegangen sind, gelegentlicher Mitarbeiter der "Neuen Kronstädter Zeitung" und "Siebenbürgischen Zeitung", anderer einheimischen Publikationen. Er ist in der Tätigkeit gesellschaftlicher Organisation aktiv gewesen und hat als Lehrkraft Generationen von Kindern ausgebildet.
Als Journalist wird man nicht geboren. Dafür benötigt es nicht unbedingt eine spezifische Ausbildung. Doch dafür benötigt es die Berufung, den offenen und ehrlichen Umgang mit Menschen zu pflegen, die Fachkenntnisse aus dem Bereich, dem man sich als Zeitungsschreiber widmen will, Grundkenntnisse in die Gesetzgebung und dem politischen Geschehen. Erforderlich dabei sind das kritische und vor allem das selbstkritische Gespräch des Journalisten, um Verantwortung zu übernehmen im Umgang mit der Pressefreiheit. Der sicher wichtigste Punkt in der Tätigkeit des
Redakteurs ist die Dokumentation, für die dieser sich bestens vorbereiten muss, da einen die Pressefreiheit nicht vor möglichen Fehlern schützt , die sich in den Veröffentlichungen einschleichen und sogar verheerende Folgen haben können. Dazu gehört die Ethik des Journalisten, um mit den erforderlichen Inhaltspunkten in seiner Tätigkeit bestens vertraut zu sein. Das Mediensystem baut so wie allgemein die sozialen Systeme auf Kommunikation. Dabei muss die Objektivität der Journalisten ebenfalls ausschlaggebend sein, und die Verantwortung für das geschriebene oder ausgestrahlte Wort tragen. Der Journalist muss permanent mit neuen Herausforderungen vertraut sein, da allmählich die Grenze zwischen unseren normalen Mitmenschen und der Künstlichen Intelligenz verschwindet.
Erforderlich waren diese Gedanken, um die Tätigkeit unseres neuesten Preisträgers besser beleuchten zu können. Ralf Sudrigian ist ein gebürtiger Kronstädter. Er hat am 12. August 1959 als Sohn von Krista Sudrigian, geborene Klöck und Traian Sudrigian das Licht der Welt erblickt. Er besuchte die deutschsprachige Grundschule und und das Honteruslyzeum, wobei er sich auch heute besonderes an einige seiner
damaligen Lehrkräfte erinnert: Maja Philippi, Günter Paalen, Gudrun
Schuster, Ernst Fleps , Helfried Weiss, und auch den Erdkundeunterricht
seiner Mutter nicht vergisst. Schon ab seiner Kindheit nahm er an Ausflügen mit seinen Eltern und seinem Bruder nicht nur in der Burzenländer Bergwelt, sondern auch in den Westkarpaten teil, von wo sein Vater, aus dem Kreis Bihor, stammt. Die Liebe zur Natur, die Wanderungen, die er auch unternimmt, manchmal auch im Alleingang gehören auch heute noch zu seinen Beschäftigungen. In Erinnerung sind auch die Jahre
mit seinem Stiefgroßvater Adolf Zakel, der Großmutter Katharina die am
Honterus-Hof bzw. Rossmarkt wohnten geblieben. Hier konnte Ralf unvergessliche Augenblicke verbringen. Sein Großvater Hans Klöck war leider 1947 in Russland verstorben.
Ralf Sudrigian hat Erdkunde an der Fakultät für Geologie, Geographie und Biologie der Klausenburger Universität studiert, wobei er auch seinem Hobby für Leichtathletik nachging, allerdings aber mit weniger Erfolg, während sein Vater Landesmeister im 400 m Lauf war. Nach Abschuss des Hochschulstudiums wurde Ralf an die deutsche Abteilung der Allgemeinschule von Reps zugeteilt, wo er von 1984 bis 1989 Erdkunde,
Geschichte, Turnen, staatsbürgerliche Erziehung unterrichtete und auch Klassenlehrer war. Seither ist er auch in freundschaftlichen Beziehungen zu ehemaligen Kollegen oder Bekannten aus dem Gebiet geblieben. Erste Kontakte hatte er in diesen Jahren zu unserer Wochenschrift der "Karpatenrundschau", wohin er im September 1989 als Redakteur wechselte und angestellt wurde. Seine erste Reportage erschien in der Publikation
am 17. November 1989 über einen Erfinder der bei dem Werk Elektroprecizia sich einen Namen gemacht hatte. Kurz vor der Wende im Dezember war er in der Kronstädter Schraubenfabrik für eine Dokumentation unterwegs. Die politische Wende fand die Redaktion der KR vor gleichen schwierigen Problemen, besonderes Finanzierung, Auswanderung ehemaliger Kollegen, doch das Profil konnte weiter beibehalten werden,
die Pressefreiheit war nun gesichert. Schon in der ersten Ausgabe, die am 1. Januar 1990 erscheinen konnte, veröffentlichte Ralf Notizen über im Krankenhaus befindliche Verletzte aus den Tagen der revolutionären Ereignisse. Es folgten weitere unzählige Berichte in den nächsten Wochen und Jahren z.B. über die Eröffnung des Pflegeheimes Blumenau, den unermüdlichen und rastlosen Rentner Walter Gutt, über den Stand der
nur wenigen sanierten Berghütten, Interviews mit Vertretern unserer Gemeinschaft, Tätigkeiten des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreisgebiet.
Durch die massive Auswanderung der Leser sah sich die Redaktionsleitung vor Existenzschwierigkeiten wie auch die anderen deutschsprachigen Medien des Landes, was dazuführte, dass die Fusion ab 1. Januar 1996 mit der ADZ, die als solche seit 1993 erschien, eingegangen wurde. Trotz aller Schwierigkeiten, dem großen Arbeitsaufwand die KR weiter zu veröffentlichen und auch als Korrespondenten für die Bukarester
Tageszeitung zu wirken, blieb Ralf der Redaktion treu bis zu seinem Rentenantritt ab 1. Januar 2025. In diesen Jahren hat er sich als vielseitiger und objektiver Journalist erwiesen. Seine Veröffentlichungen bezüglich verschiedenen Feste unserer immer kleiner
gewordenen Gemeinschaft, in dem Deutschen Jahrbuch für Rumänien, Reportagen aus allen Lebensbereichen, die Rubrik Sport-Echo, die kritischen "Meinungen" fanden positiven Anklang bei den Lesern, werden die Zeit in der Kollektion der Zeitung überdauern, als Dokumentation dienen. Nach den ehemaligen Schriftleitern der KR Eduard Eisenburger (1957 - 1989) und Dieter Drotleff (1989 - 2007), übernahm er diese
Aufgabe in den Jahren 2007 bis 2015, als Elise Wilk in diese Funktion einstieg und seither verantwortungsvoll fortführt. Als Kollege und Freund hat er sich immer als einsatzbereit erklärt, auch wenn es sich um Ausfahrten handelte, war stets hilfsbereit. Es entwickelten sich auch freundschaftliche und persönliche Beziehungen. All diese hat dazu
beigetragen, dass in der Redaktion unserer Wochenschrift immer eine sehr
gute Atmosphäre herrschte, auch dann wenn die Arbeit unter Druck
geleistet werden musste. Der Apollonia-Hirscher-Preis der den Namen einer der bedeutendsten Vorgängerinnen der Stadt trägt die sich für ihre Mitbürger bis zu ihrem
Tod 1547 in allen Bereichen eingesetzt hat, das Kaufhaus am Marktplatz errichten lies, die Armenverwaltung unterstützte, ist eine Ehrenbezeugung für Menschen und deren besondere Leistungen ,die nicht in Vergessenheit geraten sollen. Ein Rückblick auf die bisherigen Träger dieses Preises sollte bei diesem Anlass vergegenwärtigt werden: Christa Hellmann, Era Nussbächer, Ernst Fleps, Eckart Schlandt, Hannelore Schuller, Ada Teutsch, Krista Sudrigian, Astrid Hermel, Gernot Nussbächer, Sara Bruss, Eugen Bruss, Edith Bauer, Helene Becker, Gundel Einschenk, Dr.-Ing.Hannelore Roth, Gerhard Rudolf, Dieter Drotleff, Dr.-Ing. Dieter Simon, Werner Lehni, Ingeborg Filipescu, Erwin Hellmann, Ortwin Hellmann, Ingeborg Acker, Helmut Wagner, Dr. Steffen Schlandt.
Dem "jungen" Rentner Ralf Sudrigian, verheiratet mit Piroska Ferencz aus Krebsbach, sei auch bei diesem Festakt gewünscht weiterhin als Journalist, als aufmerksamer wenn auch außenstehender Beobachter zu wirken, wie es die Beispiele in der Redaktion auch bisher bewiesen haben, auch Hilfe wenn sie benötigt wird. den viel jüngeren Kolleginnen
anzubieten damit die Existenz der "Karpatenrundschau" gesichert bleibt und niemals in Frage gestellt werden kann. In den Jahren seiner redaktionellen Tätigkeit war er vielseitig gesellschaftlich impliziert, als Mitglied in den Vorständen des Kreis- oder Kronstädter Ortsforums,in der kirchlichen Gemeindevertretung, als Mitwirkender und immer
einsatzbereiter Naturfreund in dem wiedergegründeten Siebenbürgischen Karpatenverein, Sektion Kronstadt. Dem Beispiel unseres heutigen Preisträgers werden die Jugendlichen aufgefordert zu folgen, ihren Beitrag zur Fortführung von Tradition und Gemeinschaft zu erbringen.
Kronstadt, Oktober 2025
Der Apollonia-Hirscher-Preis an Ralf Sudrigian wurde von Paul Binder (Bildmitte), Vorsitzender des Ortsforums und Uwe Leonhardt (links), Geschäftsführer des Ortsforums überreicht. Foto: Laura Capatana Juller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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