Meinungen
11.03.22
Der Bestürzung folgt Solidarität
Raketenangriffe und Bomben auf Großstädte, Tote in den Reihen der Zivilbevölkerung, verängstigte Kinder und verzweifelte Mütter, eine riesige Flüchtlingswelle sind nun schrecklicher Alltag im Nachbarland Ukraine geworden. Rumänien nimmt in diesen Tagen zehntausende Flüchtlinge auf, hilft ihnen auch jenseits der Grenze, wobei es Nebensache ist, ob es sich um ethnische Rumänen handelt oder nicht.
Ein brutaler Angriffskrieg mitten in Europa sorgt weltweit für Bestürzung und auch Angst, da Putin und seine Militär-Entourage unweigerlich an ihrem wahnwitzigen Entschluss festhalten, die Ukraine als selbständigen Staat auszulöschen und sich dabei nicht scheuen, die Nato mit der Androhung eines dritten vernichtenden Weltkrieges zu erpressen.
Putin hat sich total verschätzt. Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand, obwohl sie militärisch unterlegen sind und sie auf dem Schlachtfeld allein stehen. Wolodimir Selenski ist nicht ein zufällig zum Landespräsidenten gewählter Komödiant der ins Ausland flüchtet, wenn die ersten Schüsse fallen. Er ist zum Helden gewachsen, zum Symbol des antirussischen Widerstands.
Die Europäische Union, der Westen im Allgemeinen, betrachtet diesen Krieg nicht als eine „innerrussische Angelegenheit“ wie es wohl Putin erwartet hat, nachdem ihm 2014 die Krim-Annexion gelungen war. Weitreichende scharfe Wirtschaftssanktionen sollen den Geldhahn zur Kriegsführung zudrehen aber auch die Russen überzeugen, dass dieser Krieg, der angeblich in ihrem Namen geführt wird, nur Armut und Leid bedeutet. Waffenlieferungen an die ukrainische Armee beweisen, dass zu diesem Zeitpunkt und unter den gegebenen Umständen Putin von der EU und den Vereinigten Staaten nicht als Gesprächspartner gelten kann; dass seine absurden Forderungen niemals akzeptiert werden. Gehofft wird, dass sowohl im näheren Umfeld des nun allgemein als Diktator geltenden russischen Staatschefs als auch in der russischen Gesellschaft der Druck auf Putin so stark wächst bis dieser aufgibt. Entscheidend ist, dass die Ukraine nicht nachgibt, dass der Krieg für Russland, sowohl an Verlust von Kriegsmaterial aber auch an Soldaten, zu teuer wird. Gefürchtet wird, dass darauf zu lange gewartet werden muss; dass ein in die Enge getriebener Putin nicht mehr rational handeln könnte.
Rumänien weiß sich als Nato-Mitglied geschützt. Dass einige hundert Nato-Soldaten als schnelle Eingreiftruppe hierher verlegt werden, hat eher einen symbolischen Wert zur Abschreckung eines russischen Angriffs. Ein Vordringen der russischen Armee bis zur rumänischen Grenze kann nicht ausgeschlossen werden, wobei Moldawien um seine staatliche Existenz bangen muss. Hoffentlich bleibt das alles nur ein fiktives Horror-Szenario, ein Albtraum den man abschüttelt. Aber der nicht vergessen werden darf, denn der Traum von einem nachhaltigen Frieden in Europa erwies sich inzwischen als unerfüllbar so lange man es mit Leuten wie Putin oder Lukaschenko zu tun hat.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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