MEINUNGEN
06.10.23
Stadt der Feste
„Die schönste Stadt des Landes“, die „Grüne Stadt“ sind die Slogans die man immer wieder in Medien antrifft und beziehen sich auf Kronstadt. Laut Statistiken soll die Stadt unter der Zinne pro Jahr nun sogar mehr Besucher, siehe Touristen anziehen als die Schwarz-Meer-Küste. Die Stadtverwaltung trägt dazu vermittels der zahlreichen Genehmigungen bei die sie erteilt für Feste oder festliche Veranstaltungen von denen einige auch wo der Qualität und der Aussage her fraglich ausfallen, bei den einheimischen Bewohnern auch Kritik auslösen. Dabei gesamt gesehen kann man nicht von einer Kulturstadt sprechen da es an derartigen Veranstaltungen und Institutionen immer noch mangelt. Ein Gesamtkonzept bezüglich Kulturveranstaltungen während des gesamten Jahres zu denen vor allem namhafte Schauspieler, Formationen, Interpreten aus dem In- und Ausland eingeladen werden, fehlt. Zurückzuführen ist dieses auch auf die Tatsache, daß es an einem Kulturmanager fehlt der bestens Vertraut mit der Geschichte und Tradition ist, mit Vorschlägen kommt und sich für deren Finanzierung bei der Stadtleitung auch einsetzt. Kann Kronstadt somit an eine Kandidatur als Kulturhauptstadt Europas überhaupt denken? Blickt man auf die Agenda der Kulturveranstaltungen in den vergangenen Sommerwochen, so befinden sich an erster Stelle die Orgelkonzerte in der Schwarzen Kirche. Philharmonie und Oper bereiteten sich auch die Eröffnung der Spielzeiten mit gelegentlichen Konzerten am Alt Markt- oder dem Johannis-Platz vor.
Ein kurzer Rückblick auf Veranstaltungen der letzten Sommerwochen erinnert an das nun längst zur Tradition gewordenen Oktoberfest, an die Ungarische Burzenländer Kulturwoche, an die Veranstaltung „Rhetro Marktplatz“ wobei parallel dazu auf der Allee zwischen Post- und Theatergebäude das „Food Truck Festival“ organisiert worden ist von wo der Grill- und Fischgeruch sich ins ganze Umfeld ausbreitete, die Ruhe der da im Friedhof beigesetzten Helden von 1989 gestört wurde. Im Zelt im Tractorul-Park wo das Oktoberfest ausgetragen worden war, fanden zwei weitere Konzertreihen unter dem Titel „Retromania“ und „Iarmarok“ statt. Fraglich war nicht nur die Qualität der Darbietungen und auch des Programms das von Schlager über Volksmusik bis hin zu den Manele reichte, sondern auch der verursachte Lärm und Feurwerk bis zur Mitternacht als Störenfried für den Stadtteil. Von den hinterlassenen Spuren, der Zerstörung der Grünfläche an denen es im Stadtgebiet einen akuten Mangel gibt, wird kaum gesprochen. Auch werden in dieser Grünanlage immer wieder neue Grabungen vorgenommen, ein Großteil der Bänke und der Kinderspielplatz sind kaum benutzbar durch die in den Bäumen nistenden Krähen die ihre Spuren auf diesen hinterlassen. Seit Jahren ist für diese Plage auch noch keine Lösung gefunden worden. Am Ufer des Sees im Noa-Viertel werden die da aufgestellten Grillstände unter lauter Musik aus unterschiedlichen Verstärkern, Auberginen und Paprika für die dann zu Hause zubereitete Zacusca geröstet.
An Versprechungen mangelt es nicht. Doch bis nicht neue, gepflegte Grünanlagen hinzukommen, nicht ein ansprechendes Kulturmanagement ausgearbeitet wird, bleibt Kronstadt weder eine grüne, noch eine Kulturstadt. Neue Wohnviertel entstehen wie Pilze nach dem Regen bestehend aus den gleichen Betonblockbauten die keine Besucher anlocken was auf Schritt und Tritt ersichtlich ist, sondern nur der alte Stadtteil wo die Touristen sich mit Bratkartoffeln und Speiseeis ergötzen, und weniger mit der Stadtgeschichte.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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