Meinungen, Vorschläge, Standpunkte
02.08.12
Aus dem Diskussionsforum der Kronstädter Forums-Webseite (3)
Im dritten und letzten Teil unserer Rückschau auf das Diskussionsforum der Kronstädter Forums-Webseite (www.forumkronstadt.ro) geht es um Zahlen, Geld aber auch um Initiative, Mitarbeit, Perspektiven. Ins Gespräch einbezogen wird auch die jüngere Vergangenheit und die mehr oder weniger nahe Zukunft. Somit schließt sich ein Kreis denn begonnen wurde diese Beitragsreihe mit dem Thema Zukunftsvisionen.
Vergangenheit und Zukunft
Richard schreibt in Bezug auf die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung 2011: „Die deutsche Minderheit ist um 22.864 Seelen weniger geworden und das in nur 10 Jahren. Sollte man sich Gedanken machen, wie es in 2022 aussehen könnte?“ Die Minderheit schrumpft. Ist sie in der Lage, als Volksgruppe zu überleben mit ihrer Kultur und Identität? Oder muss ihr unter die Arme gegriffen werden? Einerseits ist der rumänische Staat gefragt und sei es auch nur durch die versprochene Restitution von Gebäuden, Grund, Vermögen die nicht nur Einzelpersonen sondern auch der Kirche und den Körperschaften der Rumäniendeutschen gehört haben. Andrerseits, meint Albrecht, sei auch der deutsche Staat verpflichtet, den Deutschen in Rumänien beizustehen. Die Gründe wären: „Tatsächlich ist so genommen, Deutschland verantwortlich, dass: 70000 Rumäniendeutsche in die UdSSR deportiert wurden; ALLE Rumäniendeutschen enteignet wurden und somit ihrer Freiheit und Existenz beraubt wurden; die Geschichte der Gemeinschaft, Traditionen, Wirtschaft der Rumäniendeutschen, so wie man sie kannte, zu Ende gegangen ist.“ Albrecht glaubt, dass in diesem Sinne mehr Lobby notwendig wäre, von jenen die uns vertreten. Ehemalige Rumäniendeutsche, heute deutsche Staatsbürger, könnten dabei finanziell auch ihren Beitrag bringen.
Andreas ist in dieser Hinsicht skeptisch: „Ob Deutschland nach so langer Zeit immer noch 'zur Verantwortung gezogen werden kann/soll' finde ich nicht so eindeutig. Der heutige deutsche Steuerzahler hat mit dem Geschehen und den Folgen des Zweiten Weltkrieges wirklich nichts mehr am Hut, und profitiert wohl auch kaum von dem Ausgang desselben. Er wird sich sicherlich gegen so eine Entscheidung sträuben (was ich bestens nachvollziehen könnte).“ Hilfe und somit Abhängigkeit von „außen“ - das sei ein Armutszeugnis. : „Auf jeden Fall bin ich nicht der Meinung, dass eine Gemeinschaft 'des Überlebens würdig ist', wenn das nur durch externe Unterstützung funktioniert - schon gar nicht durch 'sanften Zwang'. Ich will z.B. nicht einer Gemeinschaft zugehören welche am Tropf einer anderen Gemeinschaft hängt, sondern Teil einer selbsterhaltenden und selbstbestimmenden Gemeinschaft sein - und wenn diese auch nur aus 10 Mitgliedern besteht.“ Damit ist Albrecht einverstanden, fühlt sich aber verpflichtet zu unterstreichen: „Andreas hat vollkommen Recht, die Initiative muss von 'innen' kommen. Maßgeblich dabei ist die Vernetzung und auch das Verständnis der Verantwortlichen der Gemeinschaft, sei es auf weltlicher oder kirchlicher Linie. Weiterhin muss aber bemerkt werden: die Forums-Struktur hängt zum Teil am Topf des rumänischen Staates; die Kirchengemeinden müssen wirtschaftlich umgehen mit ihren Einnahmequellen, bzw. diese durch selbstverständliche Patrimoniums-Rückerstattung erweitern. Es bleibt nach wie vor gültig: Es gibt keine Kultur ohne finanzielle Unterstützung, auch wenn noch soviel Idealismus dahintersteckt.“
Eine Stellungnahme die von einem „Außenstehendem“ also von „deutscher Sicht“ kommt, schafft vielleicht das notwendige Gleichgewicht. Alexander unterstreicht dabei die Rückbesinnung auf die gemeinsame Herkunft und gemeinsame Werte und die Bedeutung von Vorstellungen die möglichst viele teilen – also eine Basis, die alle als notwendig erkennen und auf die dann aufgebaut werden kann: „Den 2. Weltkrieg und dessen Folgen für die Situation der deutschen Volksgruppe in Rumänien verantwortlich zu machen, ist zu kurz gegriffen. Vielmehr hängt das mit den Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen in den letzten 50 Jahren zusammen. Gemeinsames gestalten, die Bindung an die Wurzeln, diese Werte treten immer mehr gegenüber dem Eigeninteresse zurück. Eine Entwicklung die sich bei Weitem nicht auf Rumänien oder Siebenbürgen beschränkt. Eine Antwort kann also nur in einer Rückbesinnung auf diese Werte liegen, die in den Hintergrund getreten sind. Dazu möchte ich gerade auch die Deutschen in Siebenbürgen aufrufen.
Diese Haltung, der mangelnde Willen zu neuen Ufern aufzubrechen, ist der wahre Hemmschuh für eine in die Zukunft gerichtete Aufbruchstimmung. Nicht mangelnde finanzielle Ressourcen, sondern das Fehlen gemeinsamer Vorstellungen darüber, wie es mit den Siebenbürger Sachsen weitergehen soll, sind das Problem. Wenn es gelänge, diese Erstarrung zu überwinden zugunsten eines Projektes 'Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen mit Zukunft' würde sich sicher eine Möglichkeit finden, dieses Projekt auch finanziell zu unterstützen.“
(Auswahl und Zusammenfassung: Ralf Sudrigian)
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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