Mühsamer Übergang von Plus zu Lidl
16.06.11
In Kronstadt ziehen sich die Ausverkäufe in die Länge
Wie waren die Kunden früher doch glücklich mit Plus. Ein deutscher Supermarkt mit überwiegend deutschen Artikeln. Und jeden Mittwoch kam neue Ware aus Deutschland.
Plus gehörte zur Tengelmanngruppe. Ein deutsches Familienunternehmen. Die Misere begann, als sich Plus in Deutschland mit dem Netto-Discount von Edeka zusammentat. Hatte man in Deutschland damit eine Größe erreicht, bei der man mit Aldi und Lidl konkurrieren konnte, so hingen nun Plus Bulgarien und Plus Rumänien in der Luft. Die Verbindungen zum gemeinsamen Einkauf in Deutschland waren gekappt und der Anteil der bulgarischen Ware wurde immer größer.
Tengelmann suchte inzwischen einen Käufer für ihre Töchter im Südosten Europas. Es gab dann eine Erholungsphase und es wurden Kontakte zu den alten deutschen Lieferanten aufgenommen. Das Angebot wurde wieder attraktiver. Im Februar 2010 kaufte dann Lidl Plus in Bulgarien und Rumänien. Man erklärte, dass man in diesen beiden Ländern „expandieren" wolle. Das hätte man aber nicht machen sollen, denn dies gefiel der Konkurrenz gar nicht. Sie lief zur EU und beklagte sich. Die EU überwies die Klage an die nationalen Behörden und diese gaben die Übernahme dann im Herbst 2010 frei. Plus Rumänien heißt sei November 2010 offiziell „LIDL Discount SRL" - dies war aber lange Zeit nur an den Kassenzetteln zu erkennen. Es begann dann die lange Zeit der Ausverkäufe. „Reduceri permanente" klingt ja erst einmal gut - wenn aber die gewohnten, gern gekauften Artikel aus den Regalen verschwinden, dann ist es nicht mehr so lustig.
So verschwand mit einem mal die H-Schlagsahne. So lernt man als Norddeutscher mit einem Mal, dass Schlagsahne in Rumänien auf vegetaler Basis hergestellt wird. Die Sahne auf Milchbasis geht offenbar in die Schmandproduktion oder ist dann gleich sehr teuer. Da war die Importware aus Deutschland billiger.
Zu Ostern standen dann plötzlich Osterhasen der „Lidl-Stiftung" in den Regalen und ich dachte: „Jetzt geht es los mit dem neuen Programm!" - aber Pustekuchen, die Ausverkäufe gingen weiter. Bei der Rückkehr nach ein paar in Deutschland verbrachten Tagen war plötzlich mein „Grundnahrungsmittel" am frühen Morgen, „Kornspitz" aus einer ungarischen Bäckerei in Szekler Neumarkt/Tg. Secuiesc verschwunden. Dann war auch mein Brotbelag, der Matjes namens „Matias Classic" weg. Einkäufe bei Plus machten keinen Spaß mehr.
Das Personal zuckte nur mit den Schultern. Man solle sich an die Zentrale wenden, man könne nichts machen. Auf Anfrage erklärte diese: „Wir beschäftigen uns zur Zeit mit der Umgestaltung unseres Sortiments." - Vielleicht sollte man damit nicht zu lange warten, die Konkurrenz schläft nicht! Bei uns im Tractorul-Viertel ist sie schon aktiv. So hat Dinu Patricius „Macro"-Markt eine gelungene Premiere hingelegt, nachdem es mit dem Vorgänger MiniMax nicht so richtig geklappt hatte. Der Macro-Werberuf „Cucuriguuu!" ist schon zum Spitznamen für den Laden geworden. Auch im Cerna-Komplex wird heftig gearbeitet. Hier will demnächst die belgische „Profi"-Supermarktkette ihren dritten Laden in Kronstadt eröffnen.
Klaus-Rüdiger Müller
Wann fällt der Vorhang? - Noch ist das neue Schild mit dem alten Namen überhängt.
Foto: der Verfasser
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