Neugier auf die Heimat
09.07.09
Während alle Publikationen der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften in Deutschland mindestens einmal im Jahr, und das zu Weihnachten/ Neujahr erscheinen, bildet die Publikation der Honigberger HOG eine Ausnahme. Dieses im Sinne, dass sie auch nur einmal im Jahr erscheint, das aber zu Pfingsten. Nun liegt der Heimatbrief seit einigen Tagen auch in unserer Redaktion auf. Besonderes ansprechend sind darin die Illustration, der Farbdruck – dieses Mal krönt eine ansprechende Panoramaansicht der evangelischen Kirche vom Fleischerturm aus gesehen, auf dem Titelblatt -, aber auch mehrere Beiträge im Inhalt. Hauptthema bildet das 14. Honigberger Heimattreffen das in Rothenburg an der Tauber am 11. Oktober 2008 stattgefunden hat. Ansprechend sind nicht nur die guten Erinnerungsfotos sondern auch die Begrüßungsansprache des Nachbarvaters, Anton Madlo, sowie sein Bericht. In diesem bezieht er sich auf die geschäftsführende Tätigkeit des Vorstandes, auf die Beteiligung der Honigberger am Heimattag in Dinkelsbühl, auf die Zusammenarbeit mit den in der Heimat Verbliebenen. Abgedruckt wird auch der Bericht aus Honigberg gezeichnet von Pfarrer Dr. Peter Klein und Kirchenkuratorin Erika Popescu der einen Einblick in das Gemeinschaftsleben in der Heimat bietet aber auch über Arbeiten am Pfarrhaus und im Pfarrhof, am Kirchhof und dem Friedhof, wobei abschließend die beiden Autoren den Dank im Namen der Gemeinde für die zugekommenen großzügigen Spenden aussprechen. Besinnlich war auch die Andacht von Pfarrerin Katharina Winkler bei dem Treffen der Honigberger. Es wurde betonte, dass Familie und Freunde, zweitens aber auch die Heimat, Halt bieten - der „Ort an dem wir uns Zuhause fühlen. Wo wir uns auskennen und unsere Wurzeln geschlagen haben. Manchmal freilich mutet uns das Leben zu, Heimat aufzugeben, vertraute Orte hinter uns zu lassen. Dann gilt es die Wurzeln nicht zu verlieren und zugleich neue Heimat zu finden“. Pfarrerin Winkler zitierte dabei auch die Dichterin Hilde Domin: „Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum. Als bliebe die Wurzel im Boden. Als zöge die Landschaft und wir bleiben fest“. Somit bleiben die Erinnerungen, Freundschaften, Wiedersehen wie bei diesem Treffen, die einem weitere Kraft und Halt bieten. Trotz ausgesprochener Einladung beteiligte sich niemand aus der Heimat an dem Treffen, was aber auf objektive Gründe zurückzuführen gewesen ist.
In dieser Ausgabe des Honigberger Heimatbriefes folgen weitere ansprechende Berichte vom Burzenländer Musikantentreffen, von den Klassentreffen der Jahrgänge 1930/31/32 sowie demjenigen aus dem Jahre 1956, dem ersten Familientreffen der Jekel's, Erinnerungen an die Lehrerinnen Else Reimisch bzw. Grete Eftin werden veröffentlicht die sicher mit Interesse von des Lesern aufgenommen werden. Optimistisch stimmt der Bericht von Sigrid Jakob die zwar nicht in Honigberg geboren wurde, da aber mehrere Jahre ihrer Kindheit verbrachte bis sie mit ihren Eltern aussiedelte. Weil es, wie sie betont, es nie zu spät ist, fand sie zu einer alten Leidenschaft, dem Singen, zurück und wurde aufgerufen, in der Aufführung einer Operette mit zu machen.
Sehr aufschlussreich für Situationen in die man als Aussiedler gebracht wurde, ist der Bericht von Henriette Jekeli in dem sie ehrlich und offen Dinge anspricht über die nicht jeder gerne redet, sicher aber damit konfrontiert worden ist. „Meine Reise in die Kindheit“ ist ein Erlebnisbericht der nur zu empfehlen ist, diesen sich vorzunehmen und auch zwischen den Zeilen zu lesen. Als Kind mit den Eltern ausgesiedelt, war die Neugier der Autorin schon immer da und wurde größer, ihren Geburtsort und das Land näher kennen zu lernen, um auch einem gewissen Schamgefühl loszuwerden. Sie wollte Antworten auf: Wo komm ich her? Wer bin ich? finden. Nach der im Frühjahr 2008 unternommenen Reise nach Rumänien und natürlich Honigberg/H²rman mit ihren Eltern und dem Freund schlussfolgert sie: „Ehrlich gesagt, ich schäme mich vor keinem mehr. Ich stelle heute fest, dass ich neuen Bekannten selbstbewusst und stolz erzähle, wo ich herkomme. Nachdem ich Freunden die Urlaubsfotos gezeigt habe, war ich erstaunt, wie groß das Interesse ist und gleichzeitig auch das Erstaunen. Ich frage mich, was haben die eigentlich erwartet? Höchstwahrscheinlich nicht mehr oder weniger als ich – vor der Reise“. Zurück in Deutschland greift Henriette auf einen Gedichtband von Adolf Meschendörfer zurück aus dem sie zitiert: „Anderes rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit...“. Auch das trifft zu.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]