Obere Vorstadt in einer Grafikausstellung vorgestellt
27.10.23
Eugen Moga dokumentiert in Zeichnungen und Texten das Schei-Stadtviertel
Sicher zählt zu den besten Kennern des außerhalb der Stadtmauern Kronstadts befindliche Schei-Viertel, der Grafiker, Journalist, Kulturberater, Buchautor, der 1942 geborene bildende Künstler Eugen Moga. Der Geschichte dieses Stadtviertels haben sich im Lauf der Jahrzehnte in Schrift, Malerei und Wort der bekannte Theologe Dr. Vasile Oltean, der bildende Künstler Stefan Mironescu (1904 – 1985) gewidmet dessen Gemälde in Öl oder Aquarell Gebäude, Kirchen, Straßenzüge in der permanenten Ausstellung der orthodoxen Kirche Sf. Nicolae zu sehen sind. In ihren Texten hat die Schriftstellerin Steluta Pestrea-Suciu diesen Stadtteil und ihre Menschen ebenfalls verewigt. Seit Jahren hat sich Eugen Moga diesem Stadtgebiet ebenfalls voll gewidmet. Kürzlich stellte er einige seiner Grafiken in dem Foyer des Aro-Palace-Hotels aus die über einen Monat lang da von seinem Talent zeugen, aber auch von den festgehaltenen Details über traditionelle Häuser, den da errichteten Kirchen, den Umzügen der berittenen und in bunten Trachten der Junii-Folkloregruppen durch die Innere Stadt ziehen, zeugen. In- und ausländische Touristen, Kronstädter betrachteten die Grafikausstellung mit großem Interesse, das schon bei der Eröffnung beeindruckend war.
Eugen Moga der am 21. Mai 1942 geboren wurde und auch heute voller Energie und Arbeitskraft ist, besuchte das Andrei-Saguna-Lyzeum, hat Biologie studiert, besuchte die Kunstvolksschule die Klassen für Grafik und Bildhauerei, war zeitweilig Kulturinspektor, Kustos der Kommission der Akademie im Bereich Naturschutz, ist Mitglied des Verbandes bildender Künstler, war in seinen Jugendjahren Stuntman gemeinsam mit den bekannten Szabolcs Cseh, ist als solcher in Filmen von Sergiu Nicolaescu aufgetreten in denen er nicht scheute bekannte in- und ausländische Schauspieler bei mutigen Proben zu vertreten. Er ist internationaler Karateschiedsrichter, hat Gymnastik an der Sportschule unterrichtet. Die jetzige Ausstellung wurde auf Initiative der Gruppe „Iubim Brasovul“ (Wir lieben Kronstadt), des Ehrenkollegs der Stadt unter dem Titel „Scheiul prinde viata“ ( Der Schei beginnt zu leben), der Stiftung All Times Events organisiert. An der Vernissage beteiligten sich der Subpräfekt des Kronstädter Kreises Lucian Patrascu, Vertreter genannter Vereine, bildende Künstler wobei abschließend sein Jugendfreund Marcel Rosca, ein in Deutschland lebender Sänger auch zu dem Festakt beigetragen hat.
Bezogen auf das Schei-Viertel wurden laut der Chronik von Popa Vasile 1392 vom damaligen Stadtrat bulgarische Hilfsarbeiter für den Bau der Marienkirche herangezogen, die außerhalb der Stadtmauern angesiedelt wurden. Möglicher Weise waren dieses Flüchtlinge nach der Eroberung der Balkanländer durch die Türken. So wurden diese als Bulgaren bezeichnet obwohl es eigentlich Mazedo-Rumänen waren wie die Historikerin Dr. Maja Philippi schreibt. Laut Honterus wurden diese im 16. Jahrhundert romanisiert. Der kompakte Siedlungskern hat sich außerhalb der Stadtmauer um den Angerplatz/Prund gebildet. Auf diese Zeit gehen auch die kostbaren Trachten zurück. Die spezifischen Häuser mit ihren Holztoren und den eisernen Türklopfern sind auch heute da noch anzutreffen. Das bedeutendste Baudenkmal der Oberen Vorstadt ist die Nikolauskirche gebaut von Nicolae Basarab in den Jahren 1512 – 1521. Der Hauptbau wurde dann im 18. Jahrhundert von der russischen Kaiserin Elisabeth vollendet. Dann ist die 1825 errichtete Dreifaltigkeitskirche zu erwähnen, die Knabenschule Andrei [aguna, dem heutigen Kolleg die zu den prestigereichsten Schulen landesweit gehört.
Eugen Moga über den ich vor 42 Jahren erstmalig in unserer Wochenschrift und seine Tätigkeit als Stuntman berichtete, hat sich seit Jahren der Geschichte der Oberen Vorstadt verschrieben. Er hat jedes einzelne Haus dokumentiert bezüglich Baujahr, Eigentümer, Lage, Baumaterialien, hat diese in seien grafischen Darstellungen festgehalten. Einige seiner unter Buchform erschienen Veröffentlichungen sollen erwähnt werden: „De la Poarta Schei in sus“ (Vom Waisenhausgässer Tor aufwärts), „Brasov oras de legenda“ (Kronstadt, Stadt der Legende), „Die Marterk im Schei“ u.a.hat sich auch dem da gesprochenen Dialekt gewidmet, hat einschließlich Gedichtbände herausgebracht. Er hat Erzählungen und Legenden von Bewohnern aus der Oberen Vorstadt gesammelt. Seit 13 Jahren leitetet er ehrenamtlich die da erscheinende Publikation „Intre Chetri“ (Zwischen Felsen) deren Materialien er auch redigiert, ist stellvertretender Vorsitzender der Filiale der Astra-Kulturgesellschaft. Seine Grafiken waren auf zahlreichen internationalen Ausstellungen in Portugal, Belgien, Italien, Frankreich, Kanada, der Schweiz, den USA u.a. natürlich auch im Inland zu sehen doch ohne seine physische Anwesenheit dabei. Für ein von ihm entworfenes Sportplakat erhielt er den ersten Preis 1972 vom Olympischen Komitee. Bei der am 3. Oktober l.J. stattgefundenen Vernissage betonte Steluta Pestrea-Suciu, daß „Der Schei seine eigene Poesie hat und jeder müsste dessen Geschichte kennen“. Moga kennt diese bestens und führt einen in diese durch sein Schaffen ein.
Dieter Drotleff
Eugen Moga (links) wurde bei der Vernissage der Ausstellung vom Subpräfekten des Kronstädter Kreises, Lucian Patrascu für seine gesamte Tätigkeit beglückwunscht. Foto: der Verfasser
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