Oh, wie schön ist Panama!
16.02.24
Teil vier: Seesterne, Schokolade und eine schwarze Katze
In den letzten Tagen in Bocas del Toro erkunden wir nicht nur Bocas Town, sondern wir fahren auch zum berühmtesten Strand der Insel Colon: Starfish Beach, Plaja Estrella oder der Strand der Seesterne ist in jedem Reiseführer als der schönste Strand in der Region erwähnt.
Mit einem vollbepackten Kleinbus fahren wir 40 Minuten lang, bis der Fahrer in Boca del Drago anhält. Von dort müssen wir noch 15 Minuten durch den Dschungel gehen, bis wir unser Ziel erreichen. Doch was plötzlich vor unseren Augen erscheint ist komplett anders, als es wir uns vorestellt haben. An weißen Plastiktischen picknicken Einheimische, laute Latino-Musik ertönt aus verschiedenen Lautsprechern, das Wasser im Meer ist trüb und überall liegt Müll am Boden. Als ich mich trotzdem ins Wasser wage, in der Hoffnung, auf diese Weise der lauten Musik zu entkommen, kann ich am Meeresgrund etwa drei oder vier Seesterne zählen.
Früher waren es hunderte.
Früher war Plaja Estrella eine romantische Bucht mit türkisfarbenem Wasser, von Palmen umgeben. Es gab keine einzige Strandbar und schin gar keine weißen Plastikliegestühle. Dann kam der Massentourismus. Die Leute nahmen die Seesterne aus dem Wasser, fotografierten sich mit ihnen. Dabei können Seesterne an der Luft nicht atmen und ersticken außerhalb des Wassers.
Am Strand der Seesterne kann man am besten erleben, wie der Massentourismus einen wunderschönen Ort zerstört hat. Es ist der vielleicht traurigste Ort, den wir in Panama besucht haben. Doch die Besucher scheinen sich keine Gedanken darüber zu machen. Obwohl überall Plakate angebracht sind, die es untersagen, posten die Leute weiterhin Seestern-Selfies auf Social Media. Leider.
Die Schokoladen-Insel
Etwas optimistischer, was die Zukunft unseres Planeten anbelangt, sind wir nach dem Besuch der Schokoladenfarm „Green Acres“, an der Küste der Delphinbucht auf der Insel Cristobal. Eine zweistündige Tour, geleitet vom Amerikaner Gery Mitchell, führt uns durch einen tropischen Regenwald, wunderschöne botanische Gärten und eine große Kakaoplantage. Auch die Tierwelt ist in diesem 30 Hektar großen Paradies reichlich vertreten. Wir sehen Affen, Tukane, Faultiere, Pfeilgiftfrösche, tropische Schmetterlinge und eine Vielzahl von Vögeln. Gery kennt die Namen aller Pflanzen und aller Tiere und erklärt, wie Kakao auf der Insel angebaut, getrocknet, geröstet und zu 100% biologischer Schokolade verarbeitet wird.
Panamas Verbindung zur Kakaobohne war schon sehr bedeutsam, erklärt Mitchell, lange bevor die Europäer das Land in Zentralamerika betraten. Die indigenen Kuna bereiteten hier aus den dort wachsenden Kakaobohnen eine reichhaltiges und süßes Kakaogetränk. Es wurde aus heißem Wasser, Kakaobohnen, Gewürzen und Kochbananen hergestellt. Man sagt, dass die Kuna davon 4 bis 5 Tassen täglich tranken und sich sehr guter Gesundheit erfreuten. Panama baut jährlich ca. 810 Tonnen Kakaobohnen an. Das sind ungefähr 0,02% des gesamten Anbaus in der Welt.
Es wird nicht nur zerstört, sondern auch aufgebaut
Als langjähriger Tier- und Naturliebhaber gründete Gary im Jahr 2002 die Stiftung „Planet Rehab“, nachdem er erfahren hatte, wie gefährdet die Umwelt geworden war. Zahlreiche Strandsäuberungsaktionen, die Eröffnung eines Tierschutzgebietes und das Organisieren von Umwelt-Festivals gehörten zu den Tätigkeiten der Stiftung. 2019 zog Gary auf die Insel in Bocas del Toro, um sich besser auf die Erhaltung von Lebensräumen und den Artenschutz zu konzentrieren. Aufforstung, Wiederherstellung von Korallen, Entwicklung von Bestäuberpopulationen und Umsiedlung von Amphibien sind einige der Hauptthemen, auf die sich seine Stiftung derzeit konzentriert. Es schenkt Hoffnung zu wissen, dass auch aufgebaut wird, nicht nur zerstört.
Optimistisch werden wir auch in Bocas Town, als wir auf den Laden eines Argentiniers stoßen, der wie Salvador Dali ohne Schnurrbart aussieht. Unter der Marke „Black Cat“ (Schwarze Katze) stellen er, seine Ehefrau und seine Schwiegermutter skurrile handgemachte Souvenirs, Zeichnungen und nachhaltige Kleidung her. Man wünscht sich, den ganzen Laden zu kaufen. Schließlich entscheide ich mich für ein Hemd mit Glückskatzen-Motiv und eine Postkarte, auf der eine überdimensionale Sandmücke, ein Skelett mit Surfbrett, ein Faultier und viele Palmen dargestellt sind. „I survived Bocas“ (Ich habe Bocas überlebt) steht darauf. Sie soll uns an eine abenteuerreiche Reise in eins der schönsten Länder Zentralamerikas erinnern.
Elise Wilk
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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