Reiseführer für Kunst- und Kulturreisende
15.07.10
Kunsthistorische Rundgänge durch zehn Städte aus Südsiebenbürgen
Zu: Arne Franke, „Städte im südlichen Siebenbürgen. Zehn kunsthistorische Rundgänge“, Verlag Deutsches Kulturforum östliches Europa e.V. 2010, Potsdam.
Kürzlich stellte Dr. Harald Roth, Referent für Geschichte und für Südosteuropa im Deutschen Kulturform östliches Europa in Potsdam, den heuer erschienenen Reiseführer, gedacht besonderes für Kunst- und Kulturreisende, von Arne Franke, „Städte im südlichen Siebenbürgen. Zehn historische Rundgänge“ im Rahmen eines Vortrages im Festsaal des Kronstädter Forums vor. Zu dem Band der auf beste Weise die Reiseliteratur über Siebenbürgen ergänzt, verfasste Roth die Einleitung sowie einige Textkästen und sicherte auch das Fachlektorat des Bandes. Der aufliegende Kulturreiseführer kann als Ergänzung zu dem 2007 erschienenen Band des gleichen Autoren „Das wehrhafte Sachsenland. Kirchenburgen im südlichen Siebenbürgen“ betrachtet werden. Es war das Jahr des Beitritts Rumäniens zur Europäischen Union, aber auch das Jahr in dem Hermannstadt zur Kulturhauptstadt Europas erklärt worden war. Nun geht der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Arne Franke der an der Universität Frankfurt am Main studiert hat, auf zehn der wichtigsten Städte in Südsiebenbürgen ein, auf deren Geschichte, Entwicklung und bietet dazu ansprechende Illustration. Es handelt sich dabei in Reihenfolge des rumänischen Alphabets: Aiud (Großenyed), Alba Iulia (Karlsburg), Brasov (Kronstadt), Dumbraveni (Elisabethstadt), Fagaras (Fogarasch), Mediasch (Medias), Orastie (Broos), Sebes (Mühlbach), Sibiu (Hermannstadt) und Sighisoara (Schäßburg). Vermerkt sei gleich anfangs die Qualität des Drucks, durchgeführt in der agit-Druck GmbH, Berlin die dem Band weiteren bibliophilen Wert sichert.
Von den insgesamt zehn vorgestellten Städten des Bandes ist am bekanntesten sicher Hermannstadt, vor allem da es 2007 europäische Kulturhauptstadt war. Hermannstadt wird nur im wirtschaftlichen Bereich von Kronstadt überflügelt, was in der Einleitung auch vermerkt wird. Schäßburg, dessen historisches Zentrum 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wurde, zeichnet sich besonders durch die Architektur aus und ist diesbezüglich ein wahres Schmuckstück. Auf eine reiche geschichtliche Vergangenheit blicken auch die anderen sieben Städte die in den Band aufgenommen wurden, zurück, warten aber darauf, diesbezüglich noch besser erschlossen zu werden. Für den Ortsfremden sind die Beschreibungen sehr aufschlussreich, besonders was Geschichte, Kultur und Architektur betrifft. Aber auch die verschiedenen Kirchen der unterschiedlichen Konfessionen, die sehenswerten Baudenkmäler, die geographische Lage, zum Teil die wirtschaftliche Entwicklung, werden sehr genau dokumentiert vorgestellt. Auch dem relativ in die Geschichte der einzelnen Ortschaften eingeweihten Leser werden Daten und Fakten vermittelt, die einem kaum oder nicht bekannt waren. Architektonische Details verschiedener historischer Gebäude werden geboten, so dass der Besucher dieser Städte diese nicht umgehen kann und sie gezielt suchen wird. Auch andere Aspekte werden erwähnt. Beispielsweise wird die Stadt Großenyed/Aiud in Rumänien in Zusammenhang mit dem berüchtigten Gefängnis für politische Häftlinge in der Zeit der kommunistischen Herrschaft gebracht. Es wird in der Vorstellung der einzelnen Städte auch Bezug auf die Eingriffe in derer Bausubstanz in den Jahren des Kommunismus genommen, wobei zahlreiche Gebäude der Systematisierung weichen mussten, um an ihrer Stelle Wohnungen in Beton- und Plattenbauten entlang neuer Boulevards zu errichten.
Die Gründung Kronstadts erfolgte während der Erschließung des Burzenlandes im Auftrag des ungarischen Königs Andreas II. durch den Deutschen Orden in den Jahren nach 1211, heißt es in dem geschichtlichen Rückblick zu Kronstadt. Dessen erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1235, wobei dem 775. Jubiläum der Stadt heuer zahlreiche Veranstaltungen gewidmet werden. Und nächstes Jahr werden die 800 Jahre seit der Berufung des Ordens, durch verschiedene Veranstaltungen, darunter auch wissenschaftliche Tagungen, begangen. Eingehende Vorstellung der Schwarzen Kirche, der Bartholomäus-Kirche, von Gotteshäusern anderer Konfessionen finden ausführliche Beschreibungen, Grundrisse werden gegeben, neue oder Archivfotos geboten. Die Pläne der alten Stadtteile sind im Anhang zu finden, so dass der Ortsfremde leichter zu den Baudenkmälern kommt. Der Autor bezieht sich in seinen Beschreibungen immer auch auf die Rolle der in diesem Gebiet lebenden Ethnien, auf deren repräsentative Baudenkmäler, auf das Zusammenleben und Interferenzen, auf demographische Aspekte.
Sehr aufschlussreich und willkommen ist der Anhang des Bandes. Im Glossar finden zahlreiche Ausdrücke die erforderliche Erklärung, sowohl was historische als auch architektonische Begriffe betrifft. So wird beispielsweise erklärt, was ein Bima ist (Lesepult für die Tora in einer Synagoge), oder Enfilade (gleichförmige Aneinanderreihung von Räumen einer Schlossanlage) u.v.a. In Kurzbiographien werden historische und politische Persönlichkeiten, Künstler vorgestellt auf die in dem Band Bezug genommen wird. Sehr willkommen sind die gebotenen touristischen Hinweise bezogen auf Einreise, Währung, nützliche Adressen, Verkehr, Anschriften von Unterkünften. Angeführt werden Adressen verschiedener Stiftungen die im Umfeld tätig sind oder von nichtregierungsgebundenen Organisationen. Geboten werden auch Hinweise zur rumänischen Aussprache, Angaben über die ausgewählte Literatur und ein Personenverzeichnis. Ein Ortsverzeichnis umfasst die rumänischen Namen der Ortschaften auf die Bezug genommen wird und deren deutsche Konkordanz. Mit dem Abbildungsnachweis und kurzen biographischen Daten des Autoren Arne Franke und des Fachlektoren Dr. Harald Roth wird der rund 360 Seiten umfassende Band abgeschlossen. Es ist ein Buch das nicht nur Reisenden zu empfehlen ist, sondern all denen die mehr über die Geschichte Südsiebenbürgens erfahren wollen, sich dieser sozusagen verschrieben haben.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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