Restrukturierung heißt nicht nur Abbau
01.10.09
AHK Rumänien organisierte Diskussionsrunde zu diesem Thema in Kronstadt
Von Restrukturierung wird vor allem während Krisenzeiten, wie das leider auch jetzt der Fall ist, viel gesprochen. Der Begriff wird dabei zu schnell vereinfacht und mit Kürzungen und Personalabbau gleichgesetzt. Dass eine Restrukturierung mehr bedeutet und ein Umdenken des Geschäftes voraussetzt, das wäre die Schlussfolgerung die nach einer Veranstaltung der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien) gezogen werden könnte.
Diese Diskussion fand zum ersten Mal als AHK-Veranstaltung in Kronstadt/Bra{ov statt und lief unter dem Titel „Restrukturierung der Unternehmen“. AHK-Geschäftsführer Marko Walde begrüßte im Tagungsraum des Ramada-Hotels am 22. September rund zwei Dutzend Unternehmer, Anwälte, Bankfachleute aus Kronstadt und Umgebung. Bei der gemeinsam mit der Anwaltskanzlei „bpv Grigorescu“ organisierten Gesprächsrunde sprachen Marko Walde, Mihai R²dulescu (Electromagnetica Bukarest), die Anwältin Anca Grigorescu und der Generaldirektor der Kronstädter Firma „Elmas“, Geza Marton Roth, zum Thema Restrukturierung. Es folgten Fragen, Ergänzungen, Kommentare aus dem Publikum.
Einleitend stellte Marko Walde die Auswirkungen der Wirtschaftskrise in Rumänien vor. Vor allem in Landwirtschaft, Industrie, Transport und Finanzvermittlungen seien Einbrüche festzustellen. Die Maßnahmen der Regierung, vor allem die Erhöhung der Sozialabgaben sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber, könnten sich als vorteilhaft erweisen, obwohl kurzfristig vorläufig das Gegenteil festzustellen ist. Die gute Arbeit die der Gouverneur der Nationalbank Mugur Is²rescu leistet, was an der relativ geringen Inflation ersichtlich ist, die geringen Auslandsschulden und vor allem der große Markt und das große Potenzial (Ausbau der Infrastruktur und Investitionen im Umweltbereich) in Rumänien machen dieses Land nach wie vor attraktiv für ausländische Direktinvestitionen, so dass die Krise hierzulande nicht die Ausmaßen erreichen dürfte, die in Ungarn und Lettland verzeichnet werden. Allerdings wäre ein Ausbau der dualen Berufsausbildung und eine Zurückhaltung der Wahlversprechen an Gewerkschaften und breite Bevölkerungsschichten im bevorstehenden Wahlkampf wünschenswert.
Mihai R²dulescu, der kurzfristig als Referent den Vorsitzenden des Deutschen Wirtschaftsklubs (DWK), Werner Braun, ersetzte, ging ein auf das, was eine Restrukturierung voraussetzt: Flexibilität, Kreativität und ein Mentalitätswandel. Damit gewappnet könne man nicht nur eine Krise verwalten, sondern diese auch meistern, also überwinden.
Anca Grigorescu beschrieb die rechtlichen, steuerrechtlichen und praktischen Seiten eines Restrukturierungsprozesses (Fusion und Aufgliederung, Aktiva-Verkauf, Anteilabtretung, Personalabbau durch Outsourcing, Neuverhandlung der Finanzierungsbedingungen, Verkauf von Gütern und Immobilien bei weiterer Nutzung (Sale-And-Lease-Back als Sonderform des Leasings) und die rechtlichen Schritte im Rahmen einer Firmenumgestaltung/-auflösung mit ihren Vor- und Nachteilen.
Geza Marton Roth, Direktor der auf Fördertechnik spezialisierten Kronstädter Firma „Elmas“, bot anhand konkreter Beispiele eine praxisbezogene Mitteilung die bewies, wie Kostenoptimierung, Personalumschulung und Outsourcing von Bereichen wie Verwaltung, IT-Service, Catering, Arbeitsschutz, aus der Krise führen können. „Elmas“ hatte ursprünglich an Restrukturierungsschritte gedacht um ihren Markt unter den neuen Voraussetzungen des EU-Marktes behaupten zu können, musste dann aber der Finanz- und Wirtschaftskrise standhalten. Dabei haben eine neue Software für Kostenoptimierung, ein gut durchdachtes Cash-Management, das Umstellen der Firmenstruktur mit den Profit bringenden Bereichen als Stützpfeiler sich als erfolgreich bewiesen, so dass man nun, bei weniger Aufträgen als vor der Krise, dennoch nicht in die roten Zahlen geraten ist.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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