Seit 12 Jahren „Diletto Musicale"
12.08.10
Beispielhaftes persönliches Engagement sichert Fortbestand der Konzertreihe in Tartlau
Es begann vor zwölf Jahren, in kleinem Rahmen, vor einigen Zuhörern. Sonntag, den 1 August 2010, fasste die Kirche von Tartlau nicht alle die gekommen waren, um bei der zwölften Auflage von „Diletto Musicale" dabei zu sein. Auch das ein Zeichen dafür, dass diese musikalischen Feierstunden einen festen Platz in den Herzen der Besucher gefunden haben. Und das mit vollem Recht.
Es ist ein Beispiel, wie mit wenigen Mitteln, aber viel persönlichem Engagement, auch heute, in der Zeit der Krise, gediegene Kulturarbeit geleistet werden kann. Nicht die zur Verfügung stehenden Geldmittel sondern Liebe zur Musik, Einsatz und Opferbereitschaft der Mitmachenden sind es, die diese Reihe in dem wundervollen Raum der Kirche von Tartlau ermöglicht haben und hoffen wir, noch viele Jahre ermöglichen werden.
Zu diesem Jubiläum von zwölf Jahren, hat sich Steffen Schlandt, der junge Organist der Schwarzen Kirche und Leiter des Bachchores, der auch Initiator des „Diletto Musicale" ist, ein besonderes Programm ausgewählt. Musik der Renaissance und des Barocks bis zu Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Es ist doch gewöhnlich so, dass, zumindest die protestantischen Musikliebhaber, gewöhnt sind, katholische Messen als ein geschlossenes Ganzes zu erleben. Darüber wird immer wieder vergessen, dass es sich dabei um „Gebrauchsmusik" handelt, die den Zweck hat, ihre Aufgaben in der Messe zu erfüllen. Am Sonntag konnte durch die einzelnen Teile aus Messen von Monteverdi und Dvorak etwas davon gefühlt werden, dass diese Messen keine Konzertstücke sind und deshalb auch nicht als Einheit aufgeführt werden müssen.
Das Stichwort ist gefallen: Monteverdi, der Lehrer von Heinrich Schütz, stand mit drei Teilen einer Messe als erster im Programm. Es ist eine Musik mit eigenartiger Wirkung. Man fühlt, dass Monteverdi, wie dann auch Schütz und später Bach, die Musik nicht für den Konzertsaal um den Beifall des Publikums zu erringen, geschrieben hat, sondern wirklich zum Lobe Gottes.
An zweiter Stelle stand Heinrich Schütz mit seiner Vertonung des 19. Psalms „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes". Den älteren Kronstädtern ist Schütz als Komponist wohl noch in Erinnerung. In der schlimmen Zeit der ´50er Jahre, als der Bachchor geschwächt war, keine Solisten von außen zur Verfügung standen, alle Aktivitäten in und um die Kirche argwöhnisch beobachtet und überwacht wurden, wurde am Karfreitag in der Schwarzen Kirche die Johannespassion von Schütz aufgeführt. Und wem läuft es nicht kalt über den Rücken entlang, wenn man an den „Osterdialog" denkt, in dem es Schütz gelingt das Geschehen des Ostermorgens so erschütternd in Musik auszudrücken.
Cherubini, Dvorak und zum Schluss Bach waren die Chorwerke, von zwei Instrumentalstücken, einem Oboenkonzert von Vivaldi und der Romanze für Oboe und Orgel von Robert Schumann gegliedert. Sie fügten sich nahtlos in den Kontext des Konzertes ein.
Für den langanhaltenden Applaus dankte der Chor mit zwei Zugabe, dem Lied „Kronstadt" von Lassel und einem Gospel.
Und während der Chor sang, begleitete der Himmel die Musik mit Blitz, Donner und prasselndem Regen. Auch das ein positives Zeichen. Schon vor 17 Uhr war es sicher, dass es noch ein Unwetter geben würde, das konnte aber die anströmenden Gäste nicht abschrecken.
Noch ein Gedanke über die Mitwirkenden. Wenn man die Namen der Mitglieder des Jugend Bachchores und des Orchesters liest, findet man kaum noch deutsche Namen. Es ist anzunehmen, dass das auch für die konfessionelle Zugehörigkeit zutrifft. Und doch wird diese Musik mit Begeisterung gesungen - die Botschaft, die sie verkündet, verbindet über ethnische und konfessionelle Unterschiede hinweg. Das ist wohl der größte Gewinn für alle. Das Wort Gottes wird durch diese Musik wirkungsvoll verkündet, verbindet über alle Grenzen hinweg und schafft Gemeinschaft.
Wir wünschen dem „Diletto Musicale" noch viele schöne Aufführungen und den Zuhörern erbauliches Erleben der Musik.
Erwin Hellmann
Die Tartlauer Kirchenburg – Austragungsort der „Diletto Musicale"-Konzertreihe.
Foto: Radu Pescaru
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