Unterwegs auf der Insel der Götter
10.02.23
Teil drei: Die heiligen Gewässer und der Vulkan bei Sonnenaufgang
Mit dem Jeep auf dem Vulkan
Der Djungel, die Reisfelder, die Tempel, die versteckten Strände, die Affen, die freundlichen Menschen- Bali hat unendlich viel zu bieten. Doch wer niemals einen Sonnenaufgang auf dem aktiven Vulkan Batur gesehen hat, war nie auf der indonesischen Insel. Schon um 3 Uhr morgens klingelt der Wecker, um 3.30 werden wir im Hotel abgeholt. Es ist noch stockdunkel, als wir aus dem Auto in ein Jeep steigen, mit dem wir den Vulkan erklimmen werden. Nach einer irren, etwa dreißigminütiger Offroad- Fahrt sind wir an einem Belvedere-Punkt angelangt. Etwa 50 andere Jeeps mit Touristen warten schon auf den Sonnenaufgang. Der Vulkan, auf dem wir uns befinden, hat eine Höhe von 1717 Metern und die letzte Eruption fand im Jahr 2000 statt. Es ist ungewöhnlich kalt für Bali (man muss eine Jacke, feste Schuhe und eine lange Hose tragen). Manche Touristen trinken Kaffee, andere fotografieren sich auf dem Dach der Jeeps. Am Horizont erscheint eine blasse rosa Linie. Doch der Himmel ist von Wolken bedeckt, wir können die Sonne nicht sehen. Zudem fängt es auch noch an, zu regnen. Den Sonnenaufgang haben wir nicht gesehen, dafür werden wir mit einer spektakulären Aussicht belohnt. Und dann geht es weiter zu den heißen Quellen von Banjar. Um die Quellen wurde ein Schwimmbad mit mehreren Becken gebaut, hier kann man im heißen schwefeligen Wasser baden. Ein Thermalbad in freier Natur, dessen Wasser heilende Kräfte hat.
18 Quellen mit heilenden Eigenschaften
Doch nicht nur bei den Thermalquellen ist das Wasser wohltuend, sondern auch bei der nächsten Sehenswürdigkeit, die wir besuchen. Der erste Tag des Galungan ist ein passender Tag, um den Wassertempel Pura Tirta Empul, eines der ältesten religiösen Heiligtümer Balis zu besuchen und an einer rituellen Reinigung mit heiligem Quellwasser teilzunehmen. Pura Tirta Empul ist der Tempel der sprudelnden Quellen, der vom Gott Indra erschaffen worden sein soll. Er wurde im Jahr 962 gebaut und ist eine der ältesten religiösen Bauten Balis. Besucher aus aller Welt kommen zum Tempel und beten zu den Göttern. Das ist auch am Vormittag des 4. Januar so. Doch im Wasser sieht man ausschließlich Touristen. Man erkennt sie an dem rot-grünen Sarong, eine Art Besucher-Sarong, den man am Eingang mieten kann. Die Erklärung ist einfach: die Einheimischen haben die Reinigungszeremonie schon in den frühen Morgenstunden ausgeübt. Viele Touristen sieht man auch kniend und betend beim Altar mit Opfergaben. Einige Minuten später mischen wir uns auch, die Sarongs tragend, in die Menschenmenge. Unser Fahrer erklärt uns, dass in den drei Wasserbecken insgesamt 21 Quellen sind. Für drei davon haben Nicht-Hindus keine Erlaubnis. Bei jeden der restlichen 18 Quellen soll man den Kopf drei Mal unter das kalte Wasser stecken. Warum so viele Leute das machen? Die rituelle Reinigungszeremonie in der sprudelnden Quelle soll Körper, Geist und Seele von bösen Gedanken und Problemen reinigen. Zudem wird dem Quellheiligtum eine heilende Eigenschaften nachgesagt. Wir machen es einfach den Touristen nach, die vor uns an der Reihe sind. Später erfahren wir aus dem Internet, dass jede der heiligen Wasserquellen für eine Charakterschwäche und für Dinge, die den Körper und Geist negativ beeinflussen, stehen. Ebenfalls erfahren wir dass man sich mit einem Wunsch pro Fontäne Schritt für Schritt von den bösen Gedanken reinigt. Bei den Quellen waren wir jedoch so konzentriert darauf, das Ritual richtig auszuüben, dass wir unsere Wünsche komplett vergessen haben. Trotzdem fühlen wir uns, nachdem wir unsere Köpfe genau 54 Mal ins kalte Wasser gesteckt haben, sehr erfrischt und voller Energie. Als Dank kaufen wir den Göttern eine Opfergabe und knien vor einem Altar, bis das Räucherstäbchen ganz abgebrannt ist. Später erfahren wir, ebenfalls aus dem Internet, dass es nicht richtig war. Das Opfer musste man machen, bevor man den Wassertempel betritt, indem man die Opfergabe auf Höhe des Herzens hält und in Gedanken um Erlaubnis bittet, den Tempel zu betreten. Trotz unserer Fehler sind wir überzeugt davon, dass das Ritual gewirkt hat: in den nächsten Tagen werden wir besser schlafen und, zurück zu Hause angekommen, werden wir viel mehr Energie haben als zuvor. Ob das am heiligen Wasser liegt oder einfach dank des Urlaubs, werden wir wohl nie wissen.
Elise Wilk
Touristen reinigen Körper und Seele in den Quellen. Foto: die Verfasserin
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