29.04.10

Unter dem Klostergässer Tor

Nein, es ist nicht ein dunkler Gang, noch ein Schnellimbiss, sonder eine der besten Gaststätten der Innenstadt von Kronstadt: Sergiana, und, sie liegt tatsächlich in den Gewölben über welchen sich im Mittelalter Anlagen der Torbastei der Klostergasse befanden. Unweit des Klostergässer Tores (poria Petri) befand sich von 1792 bis 1812 der Stadtpranger. Ob in einigen der heute elegant ausgebauten Separees wirklich Kerkerverliese waren, ist ein kleines anekdotisches Schauermärchen, welches die Bedienung gerne erzählt, allerdings mit einem belustigten Blitzen in den Augen.
Über die Übernahme und Neueinrichtung des Lokales vor einem Jahr bekommen wir vom Lokalleiter Lacatusu Ion. „Die Grundidee war unseren Gästen aus dem In- und Ausland, eine typische Lokalküche zu bieten. Kronstadt hat viele Gaststätten mit italienischer, asiatischer und anderer Küche, doch in der Stadt selbst, gibt es nicht besonders viele bei denen man „lokales“ essen kann. Diese Marktlücke haben wir eingenommen. Unser Gast bekommt von Seiten des Hauses eine kleine Vorspeise um gastronomisch „vorbereitet“ zu werden: knusprige, gebräunte Grammeln mit rotem Zwiebel, dass ist zur Marke des Hauses geworden, diese Einführung in die Lokalküche welche wir pflegen.“  
Auch die Inneneinrichtung unterstreicht gezielt die rustikal-mittelalterliche Atmosphäre: aus dem Hauptgang öffnen sich mehr als ein Dutzend Separees mit Naturholzmobiler und geschmackvoll aufgestellten uralten Hausgeräten, angefangen von Käsebottichen bis hin zu Butterstampfern. Und um wirklich allen Kunden entgegenzukommen gibt es auch zwei strikt getrennte Bereiche, für Raucher und für Nichtraucher, eine Einrichtung welche vor allem bei Reisegruppen aus dem europäischen Raum Begeisterung auslöst.
Doch welche Empfehlungen kommen von dem Ober, wenn er seinen Bestellungsblock gezückt hat? Ausführliche Auskunft darüber haben wir von dem Chefkoch Lazar Catalin selbst: „Alles was bei uns auf den Tisch kommt, das ist Schweine-, Rind- und Hühnerfleisch, aber auch Wildbrett kommt aus dem eigenen Hause, „Sergiana Group“ bedeutet zusammengefasst: Tierzucht und Metzgerei. Jede Rohware oder Selchereiprodukt kommt also aus eigener Quelle und ist nach „Hausrezepten“ zubereitet. Das bedeutet also von Artgerechter Tierhaltung, ohne Spritzen und Chemie bis zum Würzen hin alles. Unser Fleisch wird nur mit Salz, Rauch und Pfeffer behandelt. Natürlich auch Knoblauch, Bohnenkraut, Tomatenmark. Das Gemüse in den Beilagen kommt von Kleinbauern der Region welche auch ohne Chemie arbeiten.“
Das Leibgericht des Chefkochs ist übrigens ein Leckerbissen erster Klasse: Rehkeule in Blätterteig mit würziger Gemüsesoße.

Hans Butmaloiu

Foto 1: Die fein nachgearbeiteten Gewölbe unter der ehemaligen Toranlage der Klostergasse bieten sich förmlich für eine Gasstätte mit uriger Küche an.
 
Foto 2: Eine umfassende Sammlung von Weinen aller Geschmacksrichtungen rundet das Gastronomische Erlebnis ab.

Fotos: der Verfasser