Kronstädter Persönlichkeiten

Bedeutende Vertreter der Siebenbürger Sachsen, die in Kronstadt und Umgebung gelebt und gewirkt haben oder hier ihre Wurzeln haben

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Übersicht der Persönlichkeiten

Adler, Leopold

Foto: Fotogeschichtliches Archiv Konrad Klein

Fotograf, * Nusle bei Prag 12.7.1848, † Kronstadt 8.5.1924. Nach Kronstadt Anfang der siebziger Jahre zugewanderter Sohn eines jüdischen Fabrikanten. 1873 als Gehilfe im Atelier von Carl Bömches bezeugt. Eigenes Atelier von 1875 bis 1900. 1900 übernehmen seine Mitarbeiter Josef Schuller sen. und jun. das Atelier, das sich ab Ende 1909 wieder unter Leitung von A. befindet. 1911 geht das Geschäft an A.s Bruder Alfred Adler sen. (geb. um 1855 in Prag) über. A. beherrschte souverän die damals gängigen Genres: Porträt und gründerzeitliches Atelier-Arrangement, Landschaft, Architektur, Trachten- und Volkstypenstudien (bis hin zu Aufnahmen in authentischen Zigeunerlagern), Ereignisfotografie. Einer der führenden sb. Atelierfotografen für Kronstadt, insb. wegen seiner meisterhaften Ansichten der Stadt und vieler Burzenländer Gemeinden. Bedeutende Bestände mit seinen Fotos befinden sich im Kupferstichkabinett der Akademiebibliothek in Bukarest, im Kronstädter Staatsarchiv und im Geschichtsmuseum Hermannstadt. Außer Alfred waren noch zwei Brüder A.s  - Moritz und Aladár - in Sb. als Lichtbildner tätig. (LSS-KK)
Bildveröffentlichungen (Auswahl): Kronstadt-Panorama vom Schlossberg (mit Originalfotos, 7-teilig), Krst um 1882; E. Jekelius: Das Burzenland, insb. Bd. III/1 und IV/1, Krst. 1928 f.; H. Zillich: Kronstadt, Innsbruck 1982 (Reprintausgabe mit 26 – nichtsignierten – Blättern nach Adler-Fotos).
Literatur. K. Klein: Foto-Ethnologen. Theodor Glatz und die frühe ethnografische Fotografie in Sb., in: Fotogeschichte, Heft 103/2007; K. Hochstuhl: Die Kronstädter Meisterfotografen L.A. und Oskar Netoliczka. Fotografischer Nachlass zu Kronstadt und Siebenbürgen im Staatsarchiv Freiburg, in: NKZ, 28..3.2013; E. Bădescu: L.A., fotograful existenţei româneşti din Ardeal, in: Astra, Heft 1-4/2014.


Albrich, Johannes

Arzt und Historiker, * Kronstadt 1.9.1687, † ebd. 23.12.1749. Gymn. in Kronstadt, Medizinstudium ab September 1706 in Halle und Leiden, Promotion zum Dr. med. am 23.12.1709 mit der Dissertation „de Haemorrhagia in genere“ in Utrecht, Rückkehr nach Kronstadt 1711, Ernennung zum Stadtphysikus 1715. Im Dez. 1717 brach die Pest in Kronstadt aus. Da die meisten Magistratsbeamten auf das Land flüchteten, wurde ein Direktorium unter dem Vorsitz des Senators Michael Fronius (1675-1728) ernannt, dem A. als Mitglied angehörte. Es war die schwerste Pestepidemie, die Kronstadt und das Burzenland jemals heimgesucht hat. Von 1717 bis 1719 starben in der Inneren Stadt 4094 Personen, in den Vorstädten 2784, in Kronstadt und dem Burzenland zusammen 18.088 Personen. A. wurde 1729 zum Senator ernannt. Am 25.6.1740 wurde er unter dem Beinamen Chrysippus III. Mitglied der Dt. Akademie der Naturforscher Leopoldina. Er verfasste Observationes de peste Barcensi in Transylvania annorum 1718 et 1719, praesertim Coronae saeviter grassatae. Er sammelte und ordnete die Privilegien seiner Vaterstadt in einem 338 Seiten starken Manuskript unter dem Titel Palladium Coronense, das sich gegenwärtig im Kronstädter Staatsarchiv befindet. (LSS-AH)

Antoni, Erhard

Erhard Antoni (Foto: Ortwin Weiß)

Volkskundler und Kunsthistoriker, * Broos 26.6.1898, † Großschenk 11.10.1985. Von 1929 bis 1933 am Burzenländer sächsischen Museum in Kronstadt, dessen volkskundliche Abteilung er gründete und einrichtete. Sein Hauptinteresse galt der Großschenker Kirche, den Baudenkmälern der umliegenden Dörfer, der Deutung verschiedener Altäre und der Zisterzienserbauhütte. A. war zeit seines Lebens nicht nur theoretischer Wissenschaftler, sondern stets auch Weitergeber, Wiederbeleber und Anreger von Volkskunst. (LSS-RA)
Werke (Auswahl): Die Großschenker Kirchenburg. Kunstgeschichtliche Darstellung ihrer Architektur, Plastik und Malerei, Buk. 1982; Der Johanniskronenbrauch, in: FzVL, Bd. 12, Nr. 2, Buk. 1969, S. 82-91.
Literatur. K. Bertalan: Dr. E.A. zum Gedenken, in: ZfSL, 10. (81.) Jg., Heft 1, Köln/Wien 1987, S. 116-118; R. Sutter: E.A. 80 Jahre, in: SOV, 27. Jg., Folge 2, München 1978, S.136-138; D. Drotleff: Öffentliche Ehrung blieb bisher noch aus. Vor 25 Jahren starb der Volkskundler und Kunsthistoriker Dr. E.A., in: KR, 14.10.2010; L. Pelger: „Der kaiserliche Reuter von der Bildhauerprofession ist … desertieret“. Wie der Großschenker Altar samt Madonna vor fast 300 Jahren eingeweiht wurde [über die historische Novelle „Das Thomasbild“ von E.A.], in: SbZ, 15.9.2014.

Auerlich, Wilhelm

Fotograf, * Kronstadt 3.2.1853, † Hermannstadt 13.10.1917. Lehrjahre in Wien, danach Tätigkeit in Bukarest und Temeswar, ab 1884 in Hermannstadt. Betrieb auch Filialateliers in Schäßburg und Wien. 1884 Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien. Führender Hermannstädter Atelierfotograf um 1885 bis 1900. A.s Fotografien aus dem gründerzeitlichen Kulturleben (Theateraufführungen, Festzüge u.ä.) sind – zusammen mit seinen Ansichten von Alt-Hermannstadt (Straßen, Gebäude usw.) – kulturgeschichtlich wertvolle Bilddokumente. (LSS-KK, DFDKK)
Literatur. K. Klein: Foto-Ethnologen. Theodor Glatz und die frühe ethnografische Fotografie in Siebenbürgen/Ethnografische Fotografie in Siebenbürgen. Biografien und Materialien, in: Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie, Jg. 27, Heft 103/2007.

Bakfark, Valentin

siehe Greff Bakfark

 

 

Barbenius, Joseph Benjamin

Arzt, * Kronstadt 18.9.1754, † ebd. 27.2.1814. Gymn. in Kronstadt, Medizinstudium seit 1773 in Wien, ab 1777 in Tyrnau (heute Trnava/Slowakei), Approbation als Arzt im Februar 1777 mit der Dissertation „De Haemorrhoidibus vesicae in genere et in specie“, Promotion zum Dr. med. an der Univ. Erlangen, Rückkehr nach Kronstadt Ende 1778. Nach kurzer Zeit Ernennung zum Stuhlphysikus der Háromszék. Hier führte er chemische Untersuchungen der zahlreichen Mineralwasserquellen durch. Niederlassung als praktischer Arzt 1781 in Kronstadt. 1787 Ernennung zum Physikus des Fogarascher Distrikts. 1788 Rückkehr nach Kronstadt. Große Erfolge in der Behandlung der Bevölkerung und der Bojaren, die sich 1802 und 1806 in Kronstadt aufhielten; einer der ersten, der die Pockenimpfung durchführte. Im Pestjahr 1813 Mitglied der Sanitätskommission. (LSS-AH)
Hauptwerk: Chemische Untersuchungen einiger merkwürdiger Gesund- und Sauerbrunnen des Szekler-Stuhls Háromszék in Sb., Hst. 1792.
Literatur: J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, 1. Bd., Kronstadt 1868.

Barth, Hans

Wissenschaftshistoriker, Publizist. * Seiden 13.11.1934, † Aschaffenburg 4.8.2011. Besuch einer technischen Fachschule in Mediasch. Ab 1963 Korrespondent der Tageszeitung „Neuer Weg“ für die Region Krst., ab 1965 nebenberuflich Studium der Elektrotechnik in Krst. (Dipl.-Ing. 1970), Promotion zum Dr.-Ing. 1976 mit einer Diss. über die „Optimierung der Leistungsparameter bei magnetohydrodynamischen Drehstrompumpen“. 1971-1985 Fachredakteur für Wirtschaft und Wissenschaft bei der Wochenzeitung „Karpatenrundschau“ und Hochschullehrer. Kehrte 1985 von einer Auslandsreise nicht nach Rum. zurück. In Dtl. zunächst Leiter des Hermann-Oberth-Museums in Feucht und ab 1987 bis zur Verrentung Redakteur der Fachzeitschrift „mikroelektronik“.
Veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über H. Oberth, C. Haas und andere sb.-dt. Wissenschaftler und Erfinder. Eigene Beiträge: Einsatz für die Einführung der Sommerzeit in Rum., Konzept des „elektrischen Aufzugs“ in den Weltraum und das einer „künstlichen Sonne“, Beiträge zur extraterrestrischen Energie- und Umwelttechnik sowie zu Fragen der Wissenschaftsphilosophie.
Auszeichnungen: Hermann-Oberth-Medaille in Gold (1975), Ziolkowski-Medaille (1982), Mitgliedschaft in internationalen Wissenschaftsgremien und Astronautikgesellschaften. (LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Hermann Oberth. Titan der Weltraumfahrt, Buk. 1974 (auch rum.); Der Mond, Buk. 1978; Das Weltall, Buk. 1980; Das Raumzeitalter, Klbg. 1981; Die Energie, Buk. 1981; Conrad Haas, Buk. 1983; Raumfahrt, Buk. 1983; Hermann Oberth. Leben, Werk, Wirkung, Feucht 1985; Hermann Oberth, Begründer der Weltraumfahrt, München 1991; Weltraumtechnik für die Umwelt, München 1997 (erweiterte Aufl. 2004).
Betreute Editionen (Auswahl): Hermann Oberth. Wege zur Raumschiffahrt, Buk. 1974; Von Honterus zu Oberth. Bedeutende sb.-dt. Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner, Buk. 1980 (erweiterte rum. Ausgabe 1985); Hermann Oberth. Briefwechsel, Bd. I, Buk. 1979, Bd. 2, Buk. 1984.
Literatur. H. Schuster: Der Geschichte der Weltraumfahrt verschworen. In Aschaffenburg starb der Wissenschaftshistoriker und Oberth-Biograf H.B., in: SbZ, 15.9.2011; D. Drotleff: In Erinnerung an ehemaligen Redaktionskollegen. Dr.-Ing. H.B., bekannter Oberth-Biograf, gestorben, in: KR, 29.9.2011.


Bayern, Friedrich

(ursprünglicher Familienname: Bayer), Naturforscher und Prähistoriker, * Kronstadt 20.10.1817, † Tiflis 4.3.1886. Von 1832 bis 1838 zum Kaufmann ausgebildet, übte B. diesen Beruf bis 1842 in Hermannstadt und Bukarest aus. Danach war er Privatlehrer in Bukarest, 1845 bis 1850 Sprachlehrer in Odessa, wo er auch naturwissensch. Sammlungen anlegte. 1850 übersiedelte B. nach Tiflis (Tbilissi, Georgien), wo er den Auftrag erhielt, naturwissensch. Sammlungen für die Einrichtung eines Museums anzulegen. Bis 1864 hatte er umfangreiche Sammlungen von Käfern, Pflanzen, Gesteinen und Mineralien zusammengetragen. Allein seine Käfersammlung enthielt 28.000 Exemplare. Wertvolle Sammelstücke von B. befinden sich in Museen von Moskau, Petersburg und Wien. Ab 1864 wandte er sich verstärkt der Archäologie der Kaukasusländer zu und wurde bald zum besten Kenner der ethnographischen und prähist. Verhältnisse dieses Gebietes. Er hat an vielen Ausgrabungen teilgenommen, wo er bedeutende Persönlichkeiten – wie R. Virchow – kennenlernte. Aus dem von ihm in Tiflis gegründeten Freundeskreis für Archäologie ging die Gesellschaft der Altertumsforscher des Kaukasus hervor. In dem von dieser Gesellschaft gegründeten Museum war er als Kustos tätig. B. war Mitglied mehrerer wissensch. Gesellschaften und ist für seine Verdienste wiederholt ausgezeichnet worden (u.a. 1873 Franz-Josef-Orden). Ein Teil des Nachlasses gelangte nach dem Tod seiner Schwester, die ihn im Alter in Tiflis betreut und gepflegt hatte, zunächst in die Bibliothek des Honterusgymnasiums und wurde 1937 vom Burzenländer Sächsischen Museum übernommen. (LSS-HH, DFDKK)
Werke (Auswahl): Beiträge zur Archäologie des Kaukasus, Lyon 1882; Hauptfundstellen kaukasischer Altertümer, in: Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnographie und Urgeschichte, 17 Jg., 1885.
Literatur. E. Gusbeth: F.B., in: Das Sanitätswesen in Kronstadt im Jahre 1890, 7. Jahresbericht, Krst. 1891, S. 131; A. Hermann: F.B., der Begründer der prähistorischen Kaukasusforschung, in: Schule und Leben 4 (1922/23), S. 97 ff.; ders.: Ein vergessener siebenbürgischer Forscher im Kaukasus, in: Wanderer 5 (1925), S. 154; H. Heltmann: Ein Kronstädter im Kaukasus. F.B., in: VZ, 19.12.1967; H. Barth: F.B. (1817-1886), in: KR, 4.2.1977 (Kleines KR-Lexikon); H. Heltmann: Ein Kronstädter als Forscher im Kaukasus. F.B. (1817-1886), in: NKZ, 1.4.1989; ders.: Bedeutender Naturforscher. Zum 200. Geburtstag des siebenbürgischen Archäologen F.B. (1817-1886), in: SbZ, 31.10.2017.

Bergel, Erich

Heinrich Schunn: Erich Bergel (Kohle, 1958)

Dirigent und Musikwissenschaftler, * Rosenau (b. Kronstadt) 1.6.1930, † 3.5.1998 Ruhpolding (Deutschland), studierte 1950 bis 1955 Dirigieren (bei A. Ciolan), Orgel (bei K. Mild) und Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik Klausenburg. Seine erfolgreiche Dirigentenlaufbahn begann er als Chefdirigent der Staatlichen Philharmonien in Großwardein und Klausenburg und führte sie in Gastdirigaten in Bukarest und als Generalmusikdirektor in Herford weiter. Sie erreichte 1971 einen Höhepunkt in den von H. v. Karajan initiierten Konzerten mit den Berliner Philharmonikern unter B.s Stabführung. In der Folge dirigierte B. mit wachsendem internationalen Prestige alle Eliteorchester in Europa, Nord- und Südamerika, Israel, Japan und Südafrika, wobei das Hauptgewicht seiner Tätigkeit in Wien, Frankreich, England und den USA lag. Eine längere Zusammenarbeit verband ihn als ständigen Gastdirigenten mit den Symphonieorchestern in Houston, Brüssel und Straßburg sowie als Chefdirigent mit dem BBC Wales Symphony Orchestra. 1974 bis 1980 leitete er den Orchesterkurs und das Symphonieorchester beim Internationalen Jugend-Festspieltreffen in Bayreuth. Ab 1979 war er o. Prof. für Orchesterleitung und –erziehung an der Hochschule der Künste in Berlin, daneben seit 1989 Chefdirigent auf Lebenszeit der Budapester Philharmoniker. B. beherrschte ein umfassendes und vielseitiges Repertoire, dessen Angelpunkte die symphonische Musik von Beethoven, Brahms  und Bruckner sowie die Oratorien und Messen von Bach, Händel und Mozart waren. In den letzten Jahren seines Lebens trat er als Bach-Forscher hervor: Er schrieb zwei Bücher über die „Kunst der Fuge“ von J.S. Bach, in denen er zum ersten Mal die These von der thematischen Bipolarität als der geistigen Grundlage dieses Werkes aufstellte und dessen zyklisches, organisch-einheitliches Gesamtkonzept und seine Ordnungsprinzipien zwingend begründete. In seiner Ergänzung der unvollendet überlieferten Schlussfuge erbrachte B. den Beweis, dass eine Fertigstellung durch Nachvollzug der von Bach selbst in den vorangehenden Teilen vorgegebenen Form-, Struktur- und Harmoniegesetze ohne eigenes Hinzukomponieren möglich ist. (LSS-KT, DFDKK)
Schriften: Johann Sebastian Bach. Die Kunst der Fuge, Bonn 1980; Bachs letzte Fuge, die „ Kunst der Fuge“ - ein zyklisches Werk, Bonn 1985.

Bergel, Hans

Hans Bergel (Foto: Konrad Klein, 1999)

Bruder von Erich B., Schriftsteller und Journalist, * Rosenau (b. Kronstadt) 26.7.1925, † Starnberg 26.2.2022. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Bukarest und Klausenburg, das er aus polit. Gründen nicht abschließen konnte; dreimal verurteilt, 1947, 1954 und 1959, im „Deutschen Schriftstellerprozess“ zu 15 Jahren Haft, 1964 entlassen; 1968 Aussiedlung in die BRD, von 1970 bis 1989 Redakteur der „Siebenbürgischen Zeitung“; seit 1989 freischaffender Schriftsteller und Publizist, Mitherausgeber der „Südostdeutschen Vierteljahresblätter“, Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks.
Bereits Ende der fünfziger Jahre lenkte B. in Rum. sowohl durch seine literarische Begabung als auch durch die polit. Unbotmäßigkeit seiner ersten Bücher die Aufmerksamkeit auf seine Person. Die durch das hist. Gewand verdeckte polit. Absicht der Novelle „Fürst und Lautenschläger“ („Ich bin keine Hure und meine Kunst erst recht nicht“) trug dem Autor langjährige Haft ein. Die nach der Übersiedlung verfassten literarischen Werke B.s gestalten sb. und weltweit angesiedelte Stoffe („…und Weihnacht ist überall“). Eine vorwiegend an Kleist, aber auch an anderen bedeutenden Epikern des 19. und 20. Jh.s geschulte Prosa kennzeichnet B.s Gestaltungsweise, die vor allem durch kraftvolle Sprachgebung, suggestive Landschaftsvisionen und die Darstellung von Menschenschicksalen in Grenzsituationen beeindruckt. Der Roman „Tanz in Ketten“ schildert die Praktiken totalitären kommunistischen Terrors und berichtet anschaulich und packend über die extrem harten, an die Grenzen des Ertragbaren reichenden, das normale Verständnisvermögen übersteigenden Haftbedingungen. In seinen kunst- und politikverbundenen Essays wirbt B. für die „kontrapunktische Komplexität Europas“, als kämpferisch-kritischer Journalist und Redner sieht er im „Motiv der Freiheit“ die Grundlage menschlicher Würde. B. setzte sich nachdrücklich für die Belange seiner Landsleute ein und äußerte sich in der Öffentlichkeit engagiert und furchtlos gegen Verletzungen der Menschenrechte im kommunistischen Rum. Für seine literarische und polit. Tätigkeit erhielt B. mehrere Auszeichnungen (u.a. Dehio-Preis 1972; Medien-Preis 1982, 1989; Bundesverdienstkreuz 1987; Kulturpreis der Sb.S. 1988; Ehrenbürger von Kronstadt 1996; Dr. h.c. der Universität Bukarest 2000; Kultureller Verdienstorden Rumäniens im Offiziersrang 2009; Ehrenbürger von Rosenau 2012; Andreas-Gryphius-Preis 2013; Kulturpreis 2014 des Bundes der Vertriebenen Bayern; Opera-Omnia-Preis der Kronstädter Schriftstellervereinigung für das Jahr 2014; Goldenes Ehrenzeichen des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich 2015; Großer Euro-Invent-Buchpreis 2015 der Euro-Invent-Tage Jassy für den Band „Judecătoarea și fiii ei”). (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Fürst und Lautenschläger, Buk. 1956; Die Straße der Verwegenen. Erzählungen. Buk. 1957; Die Abenteuer des Japps, Buk. 1958; Die Rennfüchse, Roman. München 1969; Im Feuerkreis, Erzählungen. Innsbruck 1972; Würfelspiele des Lebens. Vier Porträts bedeutender Siebenbürger. München 1972; Der Tanz in Ketten, Roman. Innsbruck 1977, Berlin 2015 (auch rum.); Siebenbürgen, Bilder einer europ. Landschaft. Innsbruck 1980 (engl. 1982); Gestalten und Gewalten. Südöstl. Bilder und Begegnungen. Essays, Aufsätze, Vorträge. Innsbruck 1982; Der Tod des Hirten oder Die frühen Lehrmeister. Erfahrungen im Umgang mit der Sprache. Ein Essay. Innsbruck 1985, Berlin 2018; Das Venusherz, München 1987; …und Weihnacht ist überall, München 1988; Das Motiv der Freiheit, München 1988; Zuwendung und Beunruhigung. Anmerkungen eines Unbequemen. 32 Essays und ein Gespräch. Thaur b. Innsbruck 1994; Erkundungen und Erkennungen. Notizen eines Neugierigen. Fünfundzwanzig Essays, München 1995; Wenn die Adler kommen, Roman. München 1996, Berlin 2015 (auch rum.); Im Spiegellicht des Horizonts. Gedichte und Nachdichtungen. München 1996; Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik und Sport. München 1999; Die Wiederkehr der Wölfe, Roman. München 2006, Berlin 2015 (auch rum.); Erich Bergel. Ein Musikerleben. Persönliche Notizen zur Biographie. Kludenbach 2006; Wegkreuzungen. Dreizehn Lebensbilder. Bamberg 2009; Die Wildgans. Geschichten aus Siebenbürgen. München 2011, Berlin 2021; Am Vorabend des Taifuns. Geschichten aus einem abenteuerlichen Leben. Berlin 2011; Wir setzen das Gespräch fort… Briefwechsel eines Juden aus der Bukowina [M. Winkler] mit einem Deutschen aus Siebenbürgen. Berlin 2012; Der schwarze Tänzer. Ausgewählte Gedichte. Berlin 2012; Verlorener Horizont. Fünfzig Gedichte aus dem Rumänischen. Übersetzt und herausgegeben von H.B. Berlin 2012; Das Spiel und das Chaos. Essays und Vorträge. Berlin 2013; Von Palmen, Wüsten und Basaren. Reisenotizen aus Israel. Berlin 2013; Judecătoarea și fiii ei. Povestiri. Klausenburg 2014; Europäische Impressionen. Reisebeobachtungen zwischen Klausenburg und Rom. Berlin 2014; Notizen eines Ruhelosen. Tagesaufzeichnungen 1995 bis 2000. Berlin 2014; Vom anderen Europa. Aus Geschichte und Gegenwart südosteuropäischer Landschaften. Sechs Essays. Berlin 2015; Die Verweigerung der Negativität. Gespräch über Hiob und Apollon (zusammen mit M. Winkler). Berlin 2016; Povestiri din lumea largă, Klbg. 2016; Glanz und Elend der Siebenbürger Sachsen. Rückblicke und Ausblicke eines Beteiligten. Berlin 2017; Blick auf die Welt. Von Menschen, Masken und Mächten. Berlin 2017; Tier- und Traumgedichte. Gereimt für Klein und Groß. Mit japanischen Tuschmalereien von Yoshie Terai. Berlin 2019; Randbemerkungen. Das Jahrhundert, an dem ich teilhatte. Berlin 2020; Die Stunde der Schlangen. Zehn Erzählungen. Berlin 2021.
An die Person Gebundenes: Rückblick auf zwei Jahrzehnte „Siebenbürgische Zeitung“, in: SbZ, 15.6.2020.
Literatur. H. Pongs: Das Bild in der Dichtung, Bd. 4, 1973; W. Myss: H.B. 60 Jahre alt, in: SVJB, 1985/3; H. Mieskes: Sb.-S. Kulturpreis 1988 für H.B., in SVJB, 1988/3; D. Drotleff: Über Globalisierung, Germanistenkongresse und NS-Vergangenheit. Im Gespräch mit dem Schriftsteller H.B. (Interview), in: KR, 14.7.2003; E. Martschini: H.B. - Minderheitendasein, Schriftstellerexistenz und politische Systeme. Eine Untersuchung zu Leben und Werk. Buk. 2005; G. Guţu (Hg.): „… dass ich in der Welt zu Hause bin“. H.B.s Werk in sekundärliterarischem Querschnitt. Buk. 2009; R. Rădulescu: Europäertum eines Inseldaseins. Identitäts- und Alteritätsbewusstsein im Werk H.B.s. Buk. 2009; R. Windisch-Middendorf: Der Mann ohne Vaterland. H.B. - Leben und Werk. Berlin 2010; [o.N.]: Was einer schreibt, das ist er. Wie das eine das andere intensiviert, wird im Gespräch mit dem Schriftsteller H.B. Ereignis (Interview), in: KK, 1288, 20.2.2010; E.Sch.: Dr. h.c. H.B. wurde 85. Neueste Monografien würdigen sein Leben und Werk, in: Spiegelungen, Heft 3/2010; D. Roth: Einem Freund. H.B. zum Fünfundachtzigsten, in: NKZ, 8.10.2010; A. Blandiana: Omagiu lui H.B., in: Astra, Heft 3-4/2011; G. Guţu (Hg.): Naraţiune şi identitate la H.B., Buk. 2011; R.C.: Râșnoveanul H.B. a fost declarat cetățean de onoare al Râșnovului, in: Transilvania Expres, 15.10.2012; S. Pauling: „Wir werden Sie einkerkern, weil es Sie gibt!“. Studie, Zeitzeugenberichte und Securitate-Akten zum Kronstädter Schriftstellerprozess, Berlin 2012; A.E.: „Den Gegensatz mitdenken…“. Kulturpreis für H.B., in: NKZ, 30.9.2014; R. Rădulescu: Das literarische Werk H.B.s, Berlin 2015; P. Paspa: Worte an einen „Fast-90-jährigen“. Offener Brief eines Bewunderers an den Jubilar zum anstehenden 90. Geburtstag, in: NKZ, 30.6.2015; G. Guţu: Das Unerwartete als das Vorhersehbare. Der Schriftsteller H.B. wird 90 Jahre alt, in: SbZ, 15.7.2015; J. Wittstock: „Klarheit und Disziplin des Ausdrucks“. H.B.s Tagebuch-Literatur/Anlässlich seines neunzigsten Geburtstags, in: ADZ, 24.7.2015; I. Szöllösi: „Mach es ganz“. H.B. beschenkt uns zu seinem Geburtstag mit Einsichten eines jungen 90-Jährigen, in: KK, 1359, 25.8.2015; H. Beer: Nachtrag zu H.B.s 90. Geburtstag. Die Annahme der Herausforderung, in: NKZ, 30.9.2015; R. Windisch-Middendorf: H.B. zum 90. Geburtstag, in: Spiegelungen, Heft 2.2015; B. Böhls: H.B. für Gesamtwerk geehrt. Auszeichnung mit „Opera Omnia“-Preis in Kronstadt, in: SbZ, 10.8.2016; N. May: H.B. präsentiert sich im Internet, in: SbZ, 31.3.2017; J. Balazs: Respekt vor der Authentizität der Dinge! Fragen an H.B., Nestor der siebenbürgischen Literatur (Interview), in: SbZ, 30.4.2017; I. Cătălui: Interviu cu scriitorul H.B., in: Astra. Literatură, arte şi idei, Nr. 15/2017 (Interview, ins Rumänische übersetzt von M. Lăzărescu); D. Drotleff: Übersetzer-Preis für „Die Wiederkehr der Wölfe“. George Guţu und Octavian Nicolae geehrt (Interview), in: KR, 8.2.2018 (leicht gekürzt auch in: SbZ, 25.3.2018, unter dem Titel „Osteuropas Kulturpotenzial besser beachten. Der Schriftsteller und Essayist H.B. im Gespräch“; desgleichen in: NKZ, 31.3.2018); K. Timme: H.B.s „Tod des Hirten“ im Neudruck. „Ein Meisterwerk deutscher Sprache“, in: NKZ, 30.6.2018; M. Kravatzky: Glückwünsche an H.B. Dem Schriftsteller und Publizisten zum 93. Geburtstag, in: SbZ, 5.8.2018; G. Guţu (Hg.): Horizonte. Über H.B.s literarisches Werk. Berlin 2019; D. Drotleff: Die Prägekraft der Jahrhunderte. Im Gespräch mit dem Schriftsteller H.B. (Interview), in: KR, 25.4.2019; Ch. Chiriac: Das Motiv der Freiheit. Christine Chiriac im Gespräch mit dem Schriftsteller H.B. (Interview), in: Deutsches Jahrbuch für Rumänien 2020 (auch in: NKZ, 30.9.2020); M.-V. Lăzărescu: „Nein, wir können niemals stehen bleiben…“. Ein neuer Gedichtband von H.B., in: ADZ, 20.3.2020; Gh. Muşat: Arcadă germano-română. Scriitorul H.B. Klbg. 2020; D. Drotleff: Einzigartige literarische und publizistische Tätigkeit. Der Schriftsteller H.B. vor seinem 95. Geburtstag, in: KR, 23.7.2020; J. Balazs: Ein Ruheloser – H.B. feiert seinen 95. Geburtstag. … ein Brief, der offen bleibt, in: ADZ, 24.7.2020 (mit geändertem Titel auch in SbZ, 31.7.2020); J. Wittstock: „Vielseitigkeit, Lebensfülle und Sicherheit des Ausdrucks“. Zu H.B.s 95. Geburtstag, in: ADZ, 24.7.2020; R. Lehni: Ein schöpferischer und politischer Geist. Bundesvorsitzender Rainer Lehni gratuliert H.B. zum 95. Geburtstag, in: SbZ, 31.7.2020; M. Kravatzky: Beeindruckender Streiter zum Wohle der Gemeinschaft, in: SbZ, 31.7.2020; R. Windisch-Middendorf: Siebenbürgen als Schicksal und Lebensthema. In seinem neuen Essayband blickt H.B. auf ein Jahrhundert zurück, in: SbZ, 15.12.2020; K. Servatius-Speck: „Mit der Prägnanz kleistischer Sprachkunst“. Die Festveranstaltung zu H.B.s 95. Geburtstag wurde digital aufgezeichnet und ist nun im Internet zu sehen, in: SbZ, 20.1.2021; W. Engel: „Holen Sie mich da raus…“. Wie Günter Grass H.B. bei der Emigration aus Rumänien half, in: SbZ, 10.3.2021; J. Balazs: Ehrung des Schriftstellers H.B. in seinem 95. Lebensjahr – Videoaufzeichnung in München, in: NKZ, 31.3.2021; M. Kravatzky: „Großen Schriftsteller wahrnehmen“. Publikationen über H.B., in: SbZ, 18.5.2021; P. Paspa (Hg.): H.-B.-Brevier – Aus den Werken 1957 bis 2009. Berlin 2021; ders. (Hg.): H.-B.-Brevier – Aus den Werken 2010 bis 2017. Berlin 2021; ders. (Hg.): H.-B.-Brevier – Aus den Werken 1957 bis 2009 und 2010 bis 2017. Berlin 2021; St. Sienerth: Bedeutender Schriftsteller und Journalist. Zum Tod von H.B., einer Ausnahmeerscheinung der zeitgenössischen siebenbürgisch-sächsischen Kultur, in: SbZ, 15.3.2022; H. Roth: Ein Großer, der bleiben wird, in: SbZ, 15.3.2022; K. Klein: Väterlicher Freund und Anreger, in: SbZ, 15.3.2022; K. Timme: Grandioses Werk. Über die verlegerische Arbeit mit H.B., in: SbZ, 15.3.2022; H. Seiler: Begegnungen mit H.B. (statt eines Nachrufes), in: KR, 17.3.2022.


Berger, Wilhelm Georg

Komponist und Musikschriftsteller, * Reps 4.12.1929, † Bukarest 8.3.1993. Parallel zum Studium in den Fächern Violine, Viola, Komposition und Musikwissenschaft an der Musikhochschule Bukarest (1948-1952) wirkte B. zugleich als Violinist in der Bukarester Staatlichen Philharmonie (bis 1958) und 1953 bis 1958 in dem von ihm gegründeten Streichquartett des rum. Komponistenverbandes, dessen Sekretär er 1968 wurde. Mehrere internationale Kompositionspreise. Obwohl B. an keiner Institution lehrte, gingen doch durch sein schöpferisches Werk, durch seinen organisatorischen Einsatz und persönlichen Kontakt starke Impulse von ihm auf die junge Komponistengeneration und das Musikleben Rum.s aus. Ausgehend von der Ästhetik Hindemiths und Hartmanns, die klassischen Formelemente bewahrend, schuf B. unter Einbeziehung neuer Techniken, durch „Erneuerung der Tradition“ und aus der rein musikal. Substanz heraus, ein auf Synthese beruhendes eigenständiges Kompositionssystem, das ihm die Möglichkeit gab, sein vorwiegend abstrakt-episch-kontemplatives Musikdenken aussagekräftig zu vermitteln. (LSS-KT)
Kompositionen (Auswahl): 21 Sinfonien (darunter: Nr.10, für Orgel und Orchester ; Nr.11 „Sarmisegetusa“, mit Vokalquartett und gemischtem Chor; Nr. 14 „B.A.C.H.“); Symphonische Variationen; Concerto für Streichorchester; „Meditationen“ für Kammerorchester; „ Ballade“ für Kammerorchester. - Konzerte (mit Orchester) für: Violine (2 Konzerte); Viola (2 Konzerte); Cello, 2 Violinen; Violine und Cello; Violine und Viola; Violine, Cello und Klavier; Flöte; Klarinette. - Oratorium „Stefan Furtuna“ (Text: G. Dan); Symphonisches Drama „Faust“ (nach Goethe 2. Teil) für gemischten Chor, Sprecher, Streicher und Orgel; Kantaten; Chöre. - „Die Jagd“, ein Liederzyklus für Bariton und Klavier (Text: G. Topirceanu); „Sonette von Petrarca“, ein Gesangzyklus für Bariton, Flöte, Horn, Viola, Cello und Klavier. - Kammermusik: 18 Streichquartette; Streichquintett; Klavierquintett; Sonaten für Violine und Klavier; Viola und Klavier; Cello und Klavier; Violine und Viola; Viola und Cello; Flöte, Viola und Cello; Violine solo; Cello solo; Viola solo. -Klavier und Orgelwerke: Sonate (1979), Parabola (1988), Fantasia modalis (1988), Partita (1989), Magnificat (1991). - Weihnachtsmesse und Ostermesse für Sopran, Streichquartett und Orgel; Missa solemnis für gem. Chor, Orchester und Orgel; Sb. s. Requiem für Soli, gem. Chor, gr. Orchester und Orgel (1991). - Veröffentlicht im rum. Musikverlag Bukarest.
Schriften (alle in rum. Sprache, veröffentlicht durch Ed. muz. Buc.): Konzertführer, 6 Bde. (1967-1977); Das Streichquartett von Haydn bis Debussy, 1970; Das Streichquartett von Reger bis Enescu, 1979; Modale Dimensionen, 1979; Die Ästhetik der klassischen Sonate, 1981; Die Ästhetik der romantischen Sonate, 1983; Die Ästhetik der modernen Sonate, 1984; Die Ästhetik der zeitgenössischen Sonate, 1985; Die Ästhetik der Barocksonate, 1985; Die allg. Theorie der Sonate, 1987; Mozart, Kultur und Stil, 1991; Allg. Theorie der klassischen Komposition, Manuskript 1992.

Bickerich, Victor

Victor Bickerich (Foto: Rudolf Hannak, 1948)

Chordirigent, Organist, Musikpädagoge, * Lissa (Provinz Posen, heute Leszno/Polen) 23.2.1895, † Kronstadt 18.5.1964. Er studierte ab 1918 an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik sowie Orgel bei F. Heitmann in Berlin. 1921 wurde er vom Kronstädter Presbyterium als Nachfolger R. Lassels in das Amt des Organisten, Musikdirektors und Gymnasialmusiklehrers der Evang. Stadtpfarrgemeinde in Kronstadt gewählt. B. baute den seit dem Tode Lassels verwaisten Knabenchor (Schülerkirchenchor, Honterus-Chor) neu auf, unternahm mit ihm auch Auslandstourneen und veranstaltete ab 1923 in der Schwarzen Kirche regelmäßige „Motetten“, seit 1924 Abendmusiken in den Sommermonaten, die in den Nachkriegsjahren durch die sommerlichen Fünfuhrkonzerte ausschließlich mit Orgelmusik ersetzt wurden. Bereits 1924 dirigierte B. in Kronstadt als südosteurop. Erstaufführung die Matthäuspassion von J.S. Bach, ebenso 1931 die Johannespassion. Als Verehrer Bachs gründete er 1933 den Bach-Chor der Schwarzen Kirche, mit dem er die großen Vokalwerke aufführen konnte und 1935 die denkwürdige Bukarester Erstaufführung von Bachs Matthäuspassion und das erste sb. Bach-Fest veranstaltete (1936 Bukarester Erstaufführung der Johannespassion), im Rundfunk auftrat und 1937 auf eine große Dtl.-Tournee ging (Requiem von Mozart). Als Nachfolger von P. Richter übernahm B. 1935 auch die Leitung des Kronstädter Philharmonischen Orchesters. Zugleich unterrichtete er (ab 1928) am Konservatorium ASTRA. 1962 zog er sich aus dem Konzertleben zurück.
B. wurde neben und nach P. Richter zur musikal. Autorität Kronstadts. Universelle humanistische Bildung und seine auf das Geistige konzentrierte Grundhaltung machten ihn zugleich zu einer starken Erzieherpersönlichkeit. Er förderte und prägte - mit Ausstrahlungen in das rum. Altreich – entscheidend das Musikleben seiner Wahlheimat. Die kirchenmusikal. Praxis in Kronstadt erreichte durch ihn ein bis heute nicht übertroffenes künstlerisches Niveau. Als tatkräftiger Förderer der von Stadtpfarrer K. Möckel vertretenen Liturgiegestaltungen im Sinne der Berneuchener Bewegung trat B. für eine musikal. Neuordnung des Gottesdienstes ein. (LSS-KT)

Biemel, Walter

Philosoph, Hochschulprof., * Topčider bei Belgrad 19.2.1918, † Aachen 6.3.2015. Absolvent des Honterusgymn. und Präfekt des Coetus Honteri, studierte Philosophie, Soziologie, Psychologie und Kunstgeschichte in Bukarest, ging 1942 zu Heidegger nach Freiburg i. Br. und 1945 nach Löwen. Promotion 1947 in Löwen (Le concept du monde chez Heidegger) und 1958 Habilitation in Köln (Kants Begründung der Ästhetik und ihre Bedeutung für die Philosophie der Kunst). Gemeinsam mit De Waelhens Übersetzungen von Heidegger ins Französische. Von 1945 bis 1960 Mitarbeiter des Husserl-Archivs in Löwen und Köln. Seit 1962 bis zur Emeritierung Ordinarius für Philosophie an der Technischen Hochschule Aachen und ab 1978 Professor für Kunstphilosophie an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Ehrungen: 1997 Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis; ab 2000 Ehrenpräsident der Rumänischen Gesellschaft für Phänomenologie; 2003 Dr. h.c. der Univ. Buk. (LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Jean-Paul Sartre in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Rowohlts Monographien), Reinbek bei Hamburg 1964 (26 Aufl. bis 1995); Philosophische Analysen zur Kunst der Gegenwart, Den Haag 1968; Martin Heidegger in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Rowohlts Monographien), Reinbek bei Hamburg 1973 (16 Aufl. bis 2002); Gesammelte Schriften (Bd. 1: Schriften zur Philosophie; Bd. 2: Schriften zur Kunst), Stuttgart/Bad Cannstatt 1996.
Festschriften: Distanz und Nähe. Reflexionen und Analysen zur Kunst der Gegenwart. Festschrift für W.B. zu seinem 65. Geb. Hg. von Petra Jaeger und Rudolf Lüthe. Würzburg 1983; Kunst und Wahrheit. Festschrift für W.B. zu seinem 85. Geb. Hg. von Mădălina Diaconu. Buk. 2003.
Literatur. H. Schuster: Deutung als Wegstrecke und Ort der Ankunft. Der aus Siebenbürgen stammende bedeutende Philosoph und Kunsttheoretiker W.B. wurde in Aachen 80 Jahre alt, in: SbZ, 25.2.1998; A. Arghir: Einstimmige Korrespondenz. Oana Busuioceanus Briefe an den siebenbürgischen Philosophen W.B., in: SbZ, 31.7.2010; H. Schuster: Denkanstöße gegen die Maßlosigkeit. W.B., der siebenbürgisch-deutsche Philosoph und Kunsthistoriker von Rang, erfüllte in Aachen sein 95. Lebensjahr, in: SbZ, 25.3.2013; lh: Ein Leben im Glückszeichen der Freundschaft. Der Philosoph W.B. ist am 6. März in Aachen gestorben, in: SbZ, 31.3.2015; Stiftung Insel Hombroich: Zum Tod des Philosophen W.B. (1918-2015), in: NKZ, 31.3.2015.

Binder, Paul

Naturwissenschaftler, Historiker, Professor, Urenkel des Mühlbacher Naturforschers Franz Binder („Afrika-Binder“), * Brenndorf 9.3.1935, † Kronstadt 9.6.1995. Besuch des ungar. Lyzeums in Krst. (Abschluss 1952), Studium der Geographie und Geologie an der Bolyai-Universität in Klausenburg (bis 1956), Promotion 1971 in Jassy mit einer Dissertation über die hist. Geographie Kronstadts. Seine berufliche Laufbahn begann er als Fachlehrer in Hatzfeld (Banat); dann Bibliograph und Bibliothekar an der Regionsbibliothek in Krst. sowie erneut Lehrtätigkeit an Kronstädter Lyzeen und nach 1989 an Hochschulen in Krst. und Ungarn (Debrecen, Szeged). B. widmete sich vorrangig interdisziplinären Forschungen zur historischen Geographie Siebenbürgens und zu den interethnischen Kulturbeziehungen in der Geschichte Siebenbürgens. Sein Werkverzeichnis umfasst mehr als 400 Titel in dt., rum. und ung. Sprache. (LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Utazásek a régi Európában (Sb. Reisende im alten Europa, Hg.), Buk. 1976; Közös múltunk (Unsere gemeinsame Vergangenheit), Buk. 1982; Utazásek a Török Birodalemban (Reisende im Türkischen Reich, Hg.), Buk. 1983; Cavalerii apocalipsului: Calamităţile naturale din trecutul României (zus. mit Paul Cernovodeanu, Xenopol-Preis der Rumänischen Akademie 1993); Pământul României în literatura geografică săsească (1701-1994), Krst. 1998.
Literatur. W. Wittstock: „Im guten siebenbürgischen Sinn…“. Ein Reiseführer für Siebenbürgen/Ansprüche auf SKV-Schutzhütten anmelden/Datenbank über siebenbürgische Ortschaften/NW-Gespräch mit Dr. P.B., Fachmann für historische Geographie (Interview), in: NW, 28.6.1991; G. Nussbächer: In drei Sprachen. In memoriam zum Tode von Dr. P.B., in: KR, 15.6.1995; P. Niedermaier: O personalitate transilvană, in: Ţara Bârsei, Nr. 11 (2012); G. Nussbächer: Amintiri despre P.B., in: Ţara Bârsei, Nr. 11 (2012).

Blücher, Gebhard Wilhelm

Gebhard Blücher bei der Arbeit am Wasserzeichen-Repertorium (1967)

Diplomchemiker und Wasserzeichenforscher, * Kronstadt 15.1.1934, † ebd. 5.10.1968. Ab 1.12.1962 am neugegründeten Isotopenlabor des Krankenhauses in Kronstadt beschäftigt. Veröffentlichte zusammen mit T. Wittstock nuklearmed. Arbeiten. Pionierarbeit und Untersuchungen auf dem Gebiet der Wasserzeichenkunde: Einführung der Betagraphie in Rum.; erstmalige Ausarbeitung eines vollständigen Wasserzeichen-Repertoriums der Papiermühlen des 16. Jh.s von Kronstadt, Hermannstadt und Klausenburg; Beiträge zur richtigen Datierung und Identifizierung von alten sächs. und rum. Drucken und Handschriften; weltweit erstmalige Erarbeitung eines mathematischen Modells über die Lebensdauer einer Wasserzeichenvariante; Entwicklung neuer Methoden zur Bestimmung von Auflagenhöhen alter Druckwerke, zur Berechnung von Buchproduktionen und verlorengegangener Druckerzeugnisse. (LSS-GV)
Werke (Auswahl): Isotopenfotografie in der Wasserzeichnung, in: FzVL, Buk. 10. Jg., Nr. 1/1967, S. 140 f.; Filigranele brașovene și tipăriturile chirilice din sec. al XVI-lea, in: Revista bibliotecilor, Nr. 7 (1967), S. 421-426; Datierungsmöglichkeiten mit Hilfe von Wasserzeichen, ein mathematisches Modell, in: Papiergeschichte, Mainz, 18. Jg. (1968), Nr. 5/6, S. 58-63; Bestimmung der Auflagenhöhe von Kronstädter Drucken des 16 Jh.s mit Hilfe der Wasserzeichen, in: Magyar Könyvszemle, 84. Jg. (1968), Nr.4, S. 343-350.
Literatur. P. Binder: G.B., in: Revista bibliotecilor, Nr. 12/1968; G. Nussbächer: G.B., ein Leben für die Wissenschaft, in: KR, 10.1.1969; ders.: Ein Wissenschaftler hoher Reife. G.B. zum Gedenken (15. Januar 1934 – 5. Oktober 1968), in: NW, 30.1.1969; ders.: Betagrafie von Wasserzeichen in Rumänien, in: KR, 2.7.1971; ders.: Ein Pionier der Wasserzeichenkunde. G.B. zum Gedenken, anlässlich seines 10. Todestages, in: NW, 30.9.1978; ders.: Irrige Geschichtsdatierungen mit Wasserzeichen berichtigt. Ein Chemiker im Dienste der Geschichtswissenschaft: G.B., in: NW, 16.10.1983; ders.: Ein Pionier der Wasserzeichenkunde: G.B., in: Aus Urkunden und Chroniken, II. Bd., Buk. 1985; ders.: Contribuţia lui G.B. la dezvoltarea filigranologiei româneşti, in: Limba română, Nr. 3/1988; ders.: Moderne Wasserzeichen-Forschungen. G.B. und die Buchdruckgeschichte, in: KR, 14.10.1988.


Bömches, Friedrich von

Friedrich von Bömches: Selbstbildnis (Öl/Lw., 1974)

Maler und Zeichner, vollständiger Name: Friedrich Ritter Bömches von Boor, * Kronstadt 27.12.1916, † 2.5.2010 Wiehl (Dtl.). Ausbildung bei Hans Eder, Fritz Kimm und Hans Mattis-Teutsch. 1938 bis 1945 Militärdienst und „Russlandfeldzug“, 1945 Deportation nach Russland, dort Zwangsaufenthalt bis 1950. In den Jahren 1950 bis 1978 entstehen in Kronstadt über 20.000 Bilder und Skizzenblätter, die B. bei seiner Umsiedlung nach Dtl. (1978) dort zurücklässt. In Rum. ist B. in allen größeren Museen vertreten; Werke von ihm befinden sich im Suermondt-Museum Aachen, im Schlossmuseum von Homburg, dem Sb. Museum auf Schloss Horneck/Gundelsheim, im Cantonal Museum von Ohio (USA), in anderen öffentlichen und in zahlreichen Privatsammlungen. – In der Bundesrep. Dtl. erhielt B. zahlreiche Porträtaufträge von Persönlichkeiten der Wissenschaft (H. Oberth, M. Heidegger), des kulturellen Lebens (P. Ludwig), der Industrie (A. Krupp von Bohlen und Halbach, B. Beitz) und der Politik (Ph. Jenninger, H.-D. Genscher, H. Waffenschmidt). In Rum. erhielt B. nach anderen Auszeichnungen den Kulturorden „Meritul Cultural“, in Dtl. das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1987) und den Sb.-S. Kulturpreis (1989).
Walter Biemel unterscheidet in B.s Schaffen zwei Phasen: eine extravertierte, die von einer visionären - „wir haben nicht mehr die Richtung von außen nach innen, sondern von innen nach außen“ - abgelöst wird. Ein „lyrischer und explosiver Expressionismus“ kennzeichnet beide Phasen. (LSS-WM)
Veröffentlichungen: Zeichnungen, Wiehl 1998.
Literatur. E. Axmann: Von der Skizze zum Bildwerk. Atelierbesuch bei F.B., in: NW, 24.1.1964; H. Anger: Keine stille Augenweide. F.B. stellt im Kronstädter „Arta“-Saal aus, in: KR, 9.4.1971; H. Bielz: Vibrierende Farben und Linien. Neues aus dem Atelier F.B.‘, in: KR, 27.7.1973; dies.: Distanz zwischen Wissen und Können. Besuch in der Werkstatt von F.B. (Interview), in: KR, 6.2.1974; W. Gottschick: Rastlose Bilderflut. Zur F.-B.-Retrospektive im Victoria-Saal von Braşov, in: NW, 9.3.1974; R. Şorban: F.B., Buk. 1975; H. Bielz: Provoziert den Nachvollzug. F.B. stellte in der BRD erfolgreich aus, in: KR, 23.7.1976; R. Wittstock: Gehaltvoll und formvollendet. Zur F.-B.-Retrospektive in Braşov, in: NW, 2.4.1977; dies.: Einer unserer bedeutendsten Künstler. B.-Retrospektive fand in Bukarest großen Anklang, in: NW, 16.7.1977; H. Lauer: B. im Dalles-Saal. Überraschendes Wiedersehen mit einem Bekanntgeglaubten, in: KR, 22.7.1977; W. Biemel: Einführung zum Skizzenbuch von F.v.B., 1979; H. Bergel: Laudatio zur Verleihung des Sb.-S. Kulturpreises an F.v.B., Dinkelsbühl 1989 (Manuskript); W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; H. Bergel: Biblische Themen als Themen der Gegenwart. Religiöse Motive in der Malerei des F. Ritter Boor v. B., in: Erkundungen und Erkennungen, München, 1995; ders.: F.v.B. Die Kunst als Brennspiegel der Welt, in: Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik und Sport, München 1999; G. Schwarz: Gereiftes Alterswerk. Bibliophiler Band mit Zeichnungen von F.v.B. erschienen, in: SbZ, 20.2.1999; E. Axmann: „Hommage à F.v.B.“. Zum 85. Geburtstag des Künstlers: Ausstellung in Wiehl, der drei weitere im Umkreis folgen werden, in: SbZ, 15.1.2002; G. Aescht: In der Unruhe liegt die Kraft. Jubiläumsausstellungen für den siebenbürgischen Maler F.v.B. im Oberbergischen Land, in: SbZ, 30.4.2002 (Übernahme aus KK, auch in: KR, 1.6.2002); Kunstmuseum Krst.: Ausstellungskatalog F.v.B., Krst. 2006; H. Bergel: „Das unübersehbare Werk harrt der Entschlüsselung“. Der Zeichner und Maler F.v.B. starb, in: SbZ, 20.5.2010; G.-L. Ittu: In memoriam F.R.B.v.B. (1916-2010), in: Spiegelungen, Heft 4/2010; B. Ludwig-Weber: Gemälde und Grafiken von F.v.B. Museum und Forum Schloss Homburg zeigt Sonderausstellung „Flucht und Vertreibung“. Hommage zum 100. Geburtstag des siebenbürgischen Künstlers, in: SbZ, 5.2.2017.

Bömches von Boor, Helge

Opernsänger (Bass), * Kronstadt 18.9.1933, † 
Osnabrück 16.10.2014. Mitglied des Solistenensembles am Kronstädter 
Musiktheater, Mitwirkung bei internationalen Festspielen (Bukarest, 
Salzburg, Wien, Wales, Ravenna, Verona), Gastspiele in Dublin, Genf, 
Bologna, München. Engagement als erster Bass am Pfalztheater 
Kaiserslautern (1975), in gleicher Funktion seit 1977 an den Städtischen 
Bühnen Osnabrück. (LSS-KT)
Schriftliches: Blick hinter die Kulissen oder Aus dem Tagebuch (m)eines
Sängerlebens, Hst. 2011.
Literatur.   Ch.   Chiriac:   „Blick   hinter   die   Kulissen…“   mit   H.v.B.
Sängererinnerungen   aus   erster   Hand,   in:   ADZ,   10.8.2012;   dies.:   „Ich
wusste   nur,   dass   ich   singen   musste“.   Abschied   von   dem   Opernsänger
H.v.B., in: ADZ, 31.10.2014; H. Bergel: „Du holde Kunst…“. Dem Sänger
H.v.B. zum Gedenken, in: SbZ, 5.11.2014.

Brandner, Anton

Dirigent, Chorleiter, Musikpädagoge, Komponist. * Mühldorf b. Karlsbad (Böhmen) 29.11.1840, † Kronstadt 15.10.1900. B. kam 1869 als Musikdirektor und Stadtkapellmeister nach Kronstadt. 1878 gründete er die Kronstädter Philharmonische Gesellschaft, mit der er, meist unter Mitwirkung der von ihm auf eine beachtenswerte künstlerische Stufe geführten Stadtkapelle, in den philharmonischen Konzerten ein anspruchsvolles sinfonisches Repertoire in Kronstadt einführte. In den Jahren 1885-1889 wirkte er auch als I. Chormeister des Kronstädter Männer-Gesangvereins. (LSS-KT, DFDKK)
Werke: 1 Singspiel, Konzertouvertüren, Orchesterstücke, Tänze.
Literatur. H. Cristian: Ein unvergesslicher Dirigent. 100 Jahre seit dem Tod Anton Brandners (1840-1900), in: KR, 21.10.2000; C. Catrina: Braşovul muzical enciclopedic. Muzicienii noştri. Predecesori şi contemporani (Compendiu). Ediţie îngrijită de L. Iacobescu. Krst. 2015, S. 78 ff.


Bredt, Hans Andreas

Diplomlandwirt, * Hermannstadt 1.11.1900, † Wolkendorf/Burzenland 6.8.1971. B. studierte Landwirtschaft in Klausenburg und Halle a. d. Saale. Ab 1925 war er Saatzuchtleiter beim Saatzüchter W. Stephani (Marienburg), ab 1927 zunächst Fachlehrer, ab 1938 Direktor der Ackerbauschule Marienburg. 1941 bis 1944 leitete er die Abteilung Acker- und Pflanzenbau des Landesbauernamtes der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. Nach der Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion im Januar 1945 war er ab 1947 Grundschullehrer in Marienburg und ab 1949 Fachlehrer an der umgewandelten Landwirtschaftsschule Marienburg mit rum. Unterrichtssprache. (LSS-EW)
Literatur. H.A. Hienz: Beiträge zum Schriftsteller-Lexikon, Köln/Wien 1981, S. 179

Brenndörfer, Karl-Heinz

Karl-Heinz Brenndörfer wurde im Jahr 2019 mit der Goldenen Ehrennadel des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. ausgezeichnet, die ihm von der Verbandsvorsitzenden Ilse Welther überreicht wurde (Foto: Udo Buhn)

Heimatforscher, Vereins- und Verbandsvorsitzender, * Heldsdorf 18.3.1944; Besuch der Volksschule in Heldsdorf, des dt. Lyzeums (Reifeprüfung 1962) und einer dreijährigen Fachschule in Kronstadt, dann Anstellung als Elektrotechniker im hiesigen Wälzlagerwerk. 1982 Ausreise in die Bunderep. Dtl., bis zum Ruhestand in Stuttgart tätig als Fachmann für Elektroinstallationen; lebt seit 2023 in Edingen-Neckarhausen bei Heidelberg/Mannheim. – Bereits bald nach seiner Übersiedlung nach Dtl. übernahm B. ehrenamtliche Verantwortung in den sb.-s. Vereinstrukturen. In den Jahren 1992-2007 war er Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Heldsdorf und als solcher auch zuständig für Redaktion und Herausgabe des Heimatbriefes „Wir Heldsdörfer”. 2005-2011 wirkte er als stellvertretender Vorsitzender und 2011-2013 als Interimsvorsitzender des Verbandes der Sb.-S. Heimatortsgemeinschaften e.V. (HOG-Verband) sowie 2007-2019 als Vorsitzender der HOG-Regionalgruppe Burzenland. – Von Bedeutung sind B.s heimatkundlichen und zeitgeschichtlichen Forschungen, die in zahlreichen Artikeln und mehreren Büchern ihren Niederschlag gefunden haben. (DFDKK-ww)
Buchausgaben: Banditen, Spione oder Helden? Bewaffneter antikommunistischer Widerstand in Rumänien 1948-1962, Stuttgart 2005 (vier Auflagen, 2011 auch rumänisch); Tatort Burzenland. Von Kriminalfällen und sonstigen Katastrophen, Stuttgart 2007; Der Schwarze-Kirche-Prozess 1957/58. Erlebnisberichte und Dokumentation, hg. zusammen mit Th. Şindilariu, Krst./Heidelberg 2011; Die Blaskapellen des Burzenlandes. Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden, hg. von der HOG-Regionalgruppe Burzenland, Stuttgart 2013 (Koordination des Projektes); Die Elektrifizierung des Burzenlandes. Von der Vision zum Strom, Stuttgart 2015; Heldsdorf. Eine aktualisierte Chronik (unter Miteinbeziehung der monographischen Arbeiten von Dr. Hans Mooser und Ernst Rothbächer), Stuttgart 2020 (zwei Auflagen, in einer gekürzten Fassung auch rumänisch).
Literatur. D. Drotleff: Ein Versuch, der Wahrheit nachzugehen. Gespräch mit dem Hobbyhistoriker K.-H.B. bezüglich seiner Forschungen über den antikommunistischen Widerstand (Interview), in: KR, 10.9.2009; S. Bruss: Verdienstvoller Einsatz für die Gemeinschaft. K.-H.B., Buchautor und Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland, wird 70, in: SbZ, 20.3.2014; D. Drotleff: Siedlungsschwerpunkte jeder Ortschaft vertreten. Gespräch mit K.-H.B., Vorsitzender der Regionalgruppe Burzenland der Heimatortsgemeinschaften in Deutschland (Interview), in: Dt. Jahrbuch für Rum. 2018 (auch in ders.: Gedanken zu Gegenwart und Geschichte. Interviews aus drei Jahrzehnten journalistischer Tätigkeit, Krst. 2021); H. Müller: K.-H.B. wird Ehrenvorsitzender des HOG-Verbandes, in: SbZ, 10.10.2019; S. Bruss: Ein herausragender Kenner der Zeitgeschichte Siebenbürgens. K.-H.B., Buchautor und ehemaliger Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland, wird 80, in: SbZ, 11.3.2024.

Brennerberg, Irene von

Violinistin und Musikpädagogin, * Kronstadt 14.3.1873, † ebd. 1.10.1922. Als Schülerin von A. Brandner gab sie neunjährig in Kronstadt ihr erstes öffentliches Konzert, wurde bald darauf in die Kronstädter Philharmonische Gesellschaft aufgenommen und galt als junger Musikstar der Stadt. Mit 11 Jahren spielte sie vor der rum. Königin Elisabeth. 13-jährig kam sie in die erste Ausbildungsklasse am Konservatorium in Wien, schloss dort nach drei Jahren mit dem ersten Preis der öffentlichen Preis-Konkurrenz im Musikvereinssaal ab und ging 1890 zur weiteren Ausbildung nach Paris. Ab 1893 konzertierte sie, enthusiastisch gefeiert, in allen Musikzentren Europas, mehrmals am dt. Kaiserhof und zum 60-jährigen Regierungsjubiläum der Queen Victoria, deren besondere Gunst sie empfing. Ihren Wohnsitz nahm sie in Berlin und wirkte dort auch als Lehrerin am Scharwenka-Konservatorium. In den Sommermonaten hielt sie sich für gewöhnlich in Sb. auf, gab dort Konzerte und trat auch wiederholt als Gastsolistin der Kronstädter Philharmonischen Gesellschaft auf, deren Ehrenmitglied sie 1898 wurde. Während des Krieges (1916-1918) und auch danach gab sie Wohltätigkeitskonzerte zugunsten der Kriegsopfer. 1920 erlitt sie während eines Konzertes eine Lähmung und zog sich darauf in ihre Heimatstadt zurück. (LSS-KT)
Literatur. K. Teutsch: Virtuosin von europäischem Rang. I.v.B., Siebenbürgens bedeutendste Geigerin, wurde vor 125 Jahren geboren, in: SbZ, 31.3.1998.

Chenot, Adam

Arzt, Protomedicus von Siebenbürgen, * Habâru in Belgisch-Luxemburg 19.8.1722, † Wien 2.5.1789. Medizinstudium in Wien, Promotion zum Dr. med. in Wien am 21.8.1755. Auf Wunsch der Kaiserin Maria Theresia wurde er als Contagionsphysikus am 13.5.1756 nach Hermannstadt zur Bekämpfung der Pest gesandt und von da nach Kronstadt, wo die Pest schon im Oktober 1755 ausgebrochen war. Im Lazarett in der Oberen Vorstadt erkrankte auch Ch. an der Pest, kam aber mit dem Leben davon. Von den 1498 Pestkranken der Stadt konnte er danach 58,2% heilen, was bei der damaligen Pestmortalität von 70 bis 80 % beachtlich war. Im Januar 1758 kehrte Ch. als Sanitätsphysikus nach Hermannstadt zurück und wurde Leiter der Siebenbürgischen Sanitätskommission. 1770/71 gab es im südlichen Sb. eine neuerliche Pestepidemie. Durch strenge Maßnahmen Ch.s wurde die Zahl der Erkrankungen auf 1645 reduziert, während in Podolien, Wolhynien und Galizien gleichzeitig 150.000 Menschen an derselben Krankheit starben. 1774 wurde Ch. zum ersten Protomedicus von Sb. mit dem Sitz in Hermannstadt ernannt, eine Stellung, die praktisch der Funktion eines Sanitätsministers entsprach. Aufgrund der Erfahrungen, die Ch. inzwischen in Tausenden von Pestfällen gemacht hatte, fixierte er die Inkubationszeit der Pest auf vier Tage, denen er eine Sicherheitsfrist von sechs Tagen hinzufügte. Er empfahl daher eine Kontumazfrist von zehn Tagen in pestverdächtigen und die gänzliche Aufhebung der Kontumazfrist in pestfreien Zeiten, was Kaiser Joseph II. im Jahr 1785 als verbindlich einführte. 1783 wurde Ch. von Kaiser Joseph II. nach Wien berufen, wo er den Titel eines Sanitätsrats erhielt und bis zu seinem Tod verblieb. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Tractatus de peste, Wien 1766, dt. Übersetzung durch J.W. Schweigart, Dresden 1776; Hinterlassene Schriften über die ärztliche und polit. Anstalten bey der Pestseuche, Wien 1798.


Christophori, Simon

Schriftsteller, * Kronstadt 27.10.1670, † ebd. 18.10.1726, Sohn des Schusters Jakob Gaitzer, der 1689 als einer der Hauptanführer des Kronstädter Aufstandes enthauptet worden war. Nach dem Besuch des Gymn. in seiner Vaterstadt ging er auf Reisen (Polen, Frankreich) und studierte ab 1695 die Rechte in Wittenberg. Bekleidete nach der Rückkehr nach Kronstadt mehrere Ämter in der Verwaltung der Stadt (Mitglied der Hundertmannschaft, Marktrichter) und des Landes. Ch., der eine überdurchschnittliche schriftstellerische Begabung besaß und den produktivsten und bedeutendsten sb.-dt. Lyrikern des 18 Jh.s zugerechnet werden muss, schrieb zum Großteil eine Lyrik, die, wie auch die Eintragungen in sein Journal, auf Tagesereignisse ausgerichtet war. Dank seiner ungewöhnlichen Beobachtungsgabe verfolgte er mit wachem Auge nicht nur die Ereignisse, die sich in seiner unmittelbaren Nähe zutrugen, sondern auch jene, welche die Gemüter in der großen Welt bewegten. Scharfe Kritik übte er an der Scheinmoral der Pfarrer – es mag mit ein Grund gewesen sein, warum er sich zum Pietismus hingezogen fühlte -, an den Jesuiten, deren Ausbreitung in Sb. er mit Besorgnis verfolgte, und nicht zuletzt an den Ratsherren, deren Bereicherungsversuche und unlautere Machenschaften er immer wieder aufdeckte. (LSS-StS)
Hauptwerk: Aus dem Tagebuch des S.C. alias Gaitzer, hg. von J. Groß, Krst. 1917.
Literatur. M. Markel: Gedichte aus den „Quellen“. Gelegenheitslyrik im Umkreis des Kronstädter Schusteraufruhrs. Ein zu wenig bekanntes Literatur-Kapitel, in: KR, 7.1.1983 (I), 14.1.1983 (II), 28.1.1983 (III); St. Sienerth: Geschichte der sb.-dt. Literatur im 18 Jh., Klbg. 1990, S. 65 f.


Copony, Hans

Hans Copony (Foto: Bildarchiv Peter Simon)

Opernsänger (lyrischer Tenor), * Neustadt (Burzenland) 30.8.1873, † ebd. 28.5.1934. Besuch der Volksschule in Neustadt und des Honterusgymnasiums in Krst. Studierte ab 1892 in Graz zunächst Medizin, wechselte dann auf Chemie über und promovierte. Während des Studiums nahm er Gesangunterricht. Engagements an den Stadttheatern in Graz, Heidelberg, Freiburg i. Br., Magdeburg, Mannheim und Wiesbaden (dort 1911 Verleihung des Kammersängertitels). C. gastierte in den europäischen Musikmetropolen, darunter an der Pariser Oper und der Mailänder Scala. Im Januar 1915 wurde er zum Militär eingezogen. Den Ersten Weltkrieg erlebte er vor allem an der Südtiroler Front. Er kam in italienische Gefangenschaft und wurde 1919 entlassen. Zunächst konnte er seine Sänger-Karriere fortsetzen, doch nahm diese ein jähes Ende, als er nach einem Aufenthalt mit Auftritten in Siebenbürgen an der Grenze festgenommen wurde, angeblich wegen eines Briefes mit politischem Inhalt, den zu überbringen ihn ein Freund gebeten hatte. H.C. wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und saß diese Strafe im Gefängnis von Jilava ab, wo er sich ein Nierenleiden zuzog, das nach der Entlassung seinen Tod herbeiführte. (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. H. Wolf: Schicksal, in: Neustädter Nachrichten. Heimatbrief der Neustädter Nachbarschaft, Nr. 27, Okt./Dez. 1963, S. 1-3; H.K. Copony: Die Copony-Sippe. Sippenbuch (Privatdruck), o.O. 1992, S. 81 f.


Copony, Johann (Jean)

Kantor und Komponist in Kronstadt, * Tartlau um 1730, † Kronstadt, November 1774. Sein Leben und Schaffen sind noch nicht erforscht. (LSS-KT)
Werke: Arien für Sopran, 2 Violinen und Orgel; Kantate zum Auferstehungsfest für vierstimmigen Chor mit Instrumenten und B. c.; „Aria ad Festum Nativitatis Christi“ für Solo-Sopran, vierstimmigen Chor, Solo-Clarino, Solo-Violine, Viola und obligates Cembalo; „Animato mio tesoro“ (Rezitativ und Arie); „Serenata“ (1742); Leichen-Arie für Chor, Orchester und Orgel (Manuskripte in der früheren Kronstädter Gymnasialbibliothek).


Coulin, Alfred Martin

Alfred Martin Coulin (Foto: Konrad Klein, 1989)

Journalist, Sohn des Malers Arthur Coulin, * Kronstadt 10.11.1907, † Köln 5.6.1992. Kindheit in Rom, Brukenthal-Gymn. in Hermannstadt, Studium der Mathematik, Philosophie und Theol. in Kiel, Berlin und Bukarest; ab 1931 in Bukarest Journalist („Bukarester Tageblatt“ u. a. dt. Zeitungen), 1945 bis 1947 Zwangsarbeit in der Sowjetunion; ab 1948 in Dtl.; Wirken als Journalist („Neue Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“), ab 1963 Fremdsprachensendungen im „Deutschlandfunk“ (Köln). Berichte über Sb., Rum., SO-Europa. Bundesverdienstkreuz I. Klasse, goldene Rudolf-Vogel-Medaille der SOG u. a. Auszeichnungen. (LSS)
Veröffentlichung: 800 Jahre im Karpatenbogen – Hermannstadt. Eine dt. Gründung in SO-Europa, Köln 1980.
Literatur. H. Meerkatz (Hg.): Minderheiten, Berlin 1974, S. 95-109; P. Nasarski (Hg.): Deutsche Schulen im Ausland, Bd. 2, Berlin/Bonn 1989, S. 191-206; Journalisten-Handbuch 1974, Wiesbaden 1974, S. 50; H. Schuster: Ein Leben, in guten Zusammenhängen gelebt. Zum Tode des Publizisten A.M.C., in: SbZ, 20.6.1992.


Coulin, Arthur

Arthur Coulin
Arthur Coulin: Selbstbildnis (1910)

Maler,* Hermannstadt 20.9.1869, † Heidelberg 9.11.1912. „Unbändiger Zeichentrieb“ (C. Dörschlag) in der Jugend führte C. nach dem Abitur zunächst nach Graz und dann für zwei Jahre an die Kunstakademie nach München. Vorbilder: Leibl und Feuerbach; Freundschaft mit Friedrich  Mieß, Fritz Schullerus, Octavian Smigelschi und Robert Wellmann. Ab 1892 in Budapest, dort 1897 Heirat mit der Geigerin Olga, geb. Fogarascher, die Leben und Kunst von C. entscheidend beeinflusst. 1898 Stipendium für die Künstlerkolonie Nagybanya (Neustadt/Baia Mare). 1900 erster Aufenthalt in Rom, enge Verbindung mit Robert Wellmann in den Sabiner Bergen; dann bis 1907 in Kronstadt und Hermannstadt entschiedenes Wirken für heimische Kunstpflege, Mitbegründer des Sebastian-Hann-Vereins und Adolf Meschendörfers Zeitschrift Die Karpathen; im Kronstädter Atelier von Friedrich Mieß Treffpunkt der jüngeren Malergeneration. Mitarbeit an der Ausmalung der orth. Kathedrale in Hermannstadt. Ab Sept. 1908 aufgrund eines Italienpreises des Bischofs Fraknoy endgültige Übersiedlung nach Rom und hier Entfaltung zu künstlerischer Reife, der Krankheit und früher Tod ein Ende setzen. Sie haben „seinem Werk ein letztes Ausreifen … versagt, lassen uns aber sein Schaffen mehr als das seiner Generationsgenossen als gültigen, in sich abgeschlossenen Ausdruck jener ersten, grundlegenden Entwicklungsstufe der neuen sächs. Malerei empfinden“ (H. Krasser). (LSS-AC)
Werke (Auswahl): Die Braut des Malers (1896); Vor dem Samowar (1898); Kinderkopf (1900); Aus Italien, Das Mädchen mit dem Schmetterling (1911, Ung. Nationalgalerie Budapest); Burzenländer Bäuerinnen (1903, Brukenthalgalerie, Hst.); Bildnis Pucheria Smigelschi (1904); Rum. Bäuerin (1905); Die Geigerin Olga Coulin (1908); Selbstbildnis (1910); Beim Herd, ital. Bäuerin (1911, Brukenthalgalerie); Abendmahl, evang. Kirche Henndorf (1911); Im Olivenhain (1911, Brukenthalgalerie).

Coulin, Olga,

Violinistin und Musikpädagogin, Frau des Malers Arthur Coulin, * Kronstadt 27.2. 1875 (Mädchenname: Fogarascher), † Hermannstadt 26.2.1959. Lehrtätigkeit an der Musikakademie in Rom; Konzertgeigerin, Kammermusikerin und Privatmusiklehrerin in Hermannstadt. Einer ihrer Schüler, der nachmalige Deutschlehrer Wilfried Bielz, erinnert sich ihrer: „Sehr lebendig konnte sie von ihrem Musikstudium und von eigenen Konzerten, zum Beispiel als Solistin in St. Petersburg, erzählen (…).“ Oder: „Wenn meine Lehrerin dann vorspielte, mit ruhigem Bogenstrich, vollem Geigenton, fast ohne Tremolo, so konnte man erleben, wie gediegenes und beseeltes Musizieren, frei von eitlen Effekten, wirkt.“ (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. W. Bielz: Unterwegs durch die Jahre. Erinnerungen. Bensberg o.J. [2018], S. 46.


Croner, Daniel

Daniel Croners Notenschrift (neue deutsche Orgeltabulatur)

 Pfarrer und Dekan des Burzenlandes * Kronstadt 22.3.1656, † Heldsdorf 23.4.1740. Zuerst Gymnasiast in Kronstadt, dann Schüler am “Magdalaneum” (einem berühmten Gymnasium) in Breslau. Danach studierte er von 1681 bis 1683 Theol. in Wittenberg, dort zugleich auch Musik bei dem Stadtkantor und Organisten J. Ulich. Nach einer Erkrankung kehrte er schon 1683 nach Kronstadt zurück, wo er 1691 Prediger an der Kronstädter Johanniskirche und 1693 an der Schwarzen Kirche wurde. Über seinen nächsten Lebensabschnitt als Pfarrer in Heldsdorf (ab 1701) und als Dekan (ab 1735) des Burzenländer Kapitels liegen nur spärliche Angaben vor, die sich auf sein familiäres Schicksal beziehen.

In Croners Handschrift sind zwei Tabulaturbücher (in der sog. neuen dt. Orgeltabulatur) überliefert: eine Sammlung von fremden Werken für Orgel und Cembalo unter dem Titel Tabulatura Fugarum, Praeludiorum, Canzonarum, Tocatarum et Phantasiarum (Breslau 1681, Wittenberg 1682, Kronstadt 1684) und Tabulatura Fugarum et Praeludiorum. Diese zweite Sammlung enthält Stücke, die von Croner verfasst sind und die ersten sb. Dokumente auf dem Gebiet der Orgelmusik darstellen. (LSS-KT, DFDKK)

Ausgaben: D.C., Altsb. Orgelmusik, 3 Hefte, hg. von A. Porfetye (Wiesbaden 1971/72); D.C., Tabulaturae, hg. A. Pernye, Budapest 1987; The Brasov Tablature – hg. von H. Baron, Madison 1984; D.C., Tabulatura Fugarum et Praeludiorum, hg. von St. Schlandt, Timișoara 2007.

Literatur. A. Pernye: Begleittext zu der Schallplatte D.C., Tabulatura, Hungaroton SLPX 11820-21, Budapest 1978; ders.: D.C., Tabulaturae, Budapest 1987; D. Plajer: D.C., in: Karpatenrundschau 44/30.10.1981; A. Niedermaier: D.C. – Der Kronstädter Organist und Komponist, in: Beiträge zur Musikgeschichte der Siebenbürger Sachsen II = Musikgeschichtliche Studien 4b, hg. von K. Teutsch, Kludenbach 1999, S. 30-45; St. Schlandt: D.C. – Preot si compozitor brașovean al sec. al XVII-lea, in: Țara Bârsei, VI. (XVII.) Jg., Krst. 2007.

Csaki-Copony, Grete

Malerin und Zeichnerin, * Zernescht/Zărneşti bei Kronstadt 12.10.1893, † 4.12.1990. Stationen ihrer Studienzeit sind Dresden, Berlin, München (wo sie auch bei Walther Teutsch lernt) und die Budapester Hochschule, die C.-C. wegen ihrer Heirat mit Richard Csaki, dem späteren Direktor des Auslandsinstituts in Stuttgart, nach wenigen Monaten verlässt. Entscheidenden Einfluss auf ihre Entwicklung hatte vor allem die weltoffene Atmosphäre Berlins; seit 1911 hielt sie sich hier regelmäßig einige Wochen oder Monate im Jahr auf und lernte in den Jahren 1927 bis 1932 bei Artur Segal. - 1918 erste Einzelausstellung im Brukenthalmuseum (Hermannstadt). Die allg. Rezeption ist negativ; ihre Bilder, mit denen die klassische Moderne Mitteleuropas in Sb. Einzug hält, werden als „unnatürlich“, „verwirrt“ und „fremdartig“ bezeichnet. Auch auf gesamtdt. Ebene erfährt die Künstlerin eine ihre weitere künstlerische Entfaltung hemmende Abwertung: Ihre Bilder, die sie mit großem Erfolg 1935 in der Galerie Nierendorf in Berlin ausstellt, werden von den Nationalsozialisten als „entartet“ und „bolschewistisch“ abgestempelt. So kommt eine 1936 geplante große Ausstellung in Stuttgart nicht zustande, da die Künstlerin alle Exponate zurückzieht. Ab 1954 verbrachte C.-C. alljährlich einige Monate in ihrem Atelierhaus auf der Insel Ägina. 1962 wurde Berlin ihr ständiger Wohnsitz, wo die Künstlerin bis in die späten achtziger Jahre hinaus in erstaunlicher Frische ihr Alterswerk schuf. 1974 verlieh ihr die Landsmannschaft der Siebenbüger Sachsen in Deutschland den Kulturpreis.

Grete Csaki-Copony: Selbstbildnis als Malerin (1928)

C.-C.s Malkunst hat etwas „Holzschnitthaftes“ an sich. „Sie schnitzt in die Köpfe gleichsam mit dem Pinsel… Eine große Härte der Form bleibt… ist das siebenbürgisch?“ (Günther Ott). Die bis in die zweite Hälfte unseres Jh.s hinein entstandenen Bilder C.-C.s lassen sich dem mitteleuropäischen Expressionismus zuordnen. Doch verraten sie immer auch eine enge Beziehung zur neuen französ. Malerei. Nach 1954, in den Jahren intensiven Schaffens auf der Insel Ägina, treten dann - bes. in den Zeichnungen C.-C.s - mehr und mehr mittelmeerisch-archaische Inspirationsquellen in den Vordergrund. Die Künstlerin hat sie in ähnlicher Weise rezipiert, wie das Jahrzehnte früher schon Picasso tat, doch handelt es sich hier eher um Spontanparallelen, um eine genuine Erneuerung archaischen Formguts, die nicht erst „gebrochen durch das Temperament“ Picassos zustande kam. (LSS-WM)
G. Ott: Kleine Impressionen um eine große Malerin, G.C.-C. zum 70. Geburtstag, in: SZ, 15.11.1963; A.M. Coulin: Laudatio zur Verleihung des Sb.-S. Kulturpreises an G.C.-C., Dinkelsbühl 1974 (unveröffentlicht); K. Mönch: G.C.-C., Ernestine Konnerth-Kroner, Trude Schullerus, Gemäldeausstellung zur 25-Jahr-Feier des AKSL, Heidelberg 1986; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; Ingrid von der Dollen: G.C.-C., 1893-1990. Zwischen Siebenbürgen und weltstädt. Kultur. Hermannstadt 2008.

 

 

 

Czynk, Eduard von

Ornithologe und Jagdschriftsteller, * Kronstadt 29.9.1851, † Fogarasch 20.1.1899. Absolvierte das kathol. Gymnasium in seiner Geburtsstadt und trat dann in den Staatsdienst ein. Als Postbeamter diente er zunächst in Krst., dann in Budapest und schließlich in Fogarasch. Seine zahlreichen stimmungsvoll geschriebenen Jagdschilderungen erschienen in verschiedenen Jagdzeitschriften. Das Buch „Der Bär, eine jagd- und naturgeschichtliche Skizze aus Siebenbürgen“ (Klagenfurt 1982) wurde 1988 in Sulzberg/Allgäu wieder aufgelegt. Eine Neuauflage erlebten mehrere seiner Wild- und Jagbeschreibungen unter dem Titel „Der Bär in Siebenbürgen“ (München 2012). Weitere Bucherscheinungen sind: „Die Waldschnepfe und ihre Jagd“ (Berlin 1896), „Das Auerwild“ (Neudamm 1897), „Das Sumpf- und Wasserwild und seine Jagd“ (Berlin 1898). Ab 1894 ordentlicher Beobachter für Vogelzug der Ung. Ornithologischen Centrale/Budapest und ständiger Mitarbeiter der ornith. Zeitschrift „Aquila“. Ernennung 1895 zum korrespondierenden Mitglied der Ung. Ornith. Centrale. Publikationen ornith. Beiträge finden sich auch im Ornith. Jahrbuch (Hallein) und in den Mitteilungen des Ornith. Vereins (Wien). Aufschlussreiche Daten lieferte C. über die letzten Bartgeier im Fogarascher Gebirge. Seine „Vogelfauna des Fogarascher Komitates“ mit der Biologie und Phänologie von 235 Vogelarten bleibt eine erste wertvolle Bestandsaufnahme des erfassten Gebietes. (LSS-WK, DFDKK)
Literatur. H. Salmen: Die Ornis Sb.s, Bd. I., Köln/Wien 1980, S.46-49; L. Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, Gießen 1964, S. 67; S. v. Chernel: Nachruf, in: Aquila 6, 1899, S.70-79 (mit Bildnis C.s und Verzeichnis der Veröffentlichungen).

Depner, Margarete

Bildhauerin, Malerin und Zeichnerin, * Kronstadt 22.3.1885, † 2.9.1970. Einzelunterricht bei Ernst Kühlbrandt, der neben Carl Dörschlag, Ludwig Friedrich Schuller und Heinrich Schunn der Reihe herausragender Anreger der neuen sb.-dt. Malerei angehört. In Kronstadt lernt D. bei Friedrich Mieß, Arthur Coulin und Fritz Kimm. Schon in diesen Jahren wendet sie sich der Bildhauerei zu, die mehr und mehr in den Mittelpunkt ihres bis ins hohe Alter hinauf von schöpferischer Arbeit erfüllten Lebens rückt. Studium in Berlin (mehrere Wochen arbeitet D. im Atelier von Joseph Thorak) und in Paris (Atelier Gimond). - Die sb. Kunst verdankt D. die Neubelebung der Plastik, die hier nach der Renaissance und dem Barock bloß noch Werke auf gediegenem regionalem Niveau hervorgebracht hatte. D. schließt an klassisch-konservative (z.T. an klassizistische) Vorbilder an. Ihr sensibles Formgefühl bewährte sich vor allem in Kinderporträts, in Mädchen- und in Frauengestalten (Flötenspielendes Mädchen, „Lotte“, Sich Abwendende, Aufwärtsblickendes Mädchen, Die Trauernde, Die Kauernde, Die Sinkende). Vor der Gigantomanie des Lehrers Thorak bewahrte D. ihr sicherer Spürsinn für klassische Ausgeglichenheit, für Gelöstheit und mädchenhafte Grazie. (LSS-WM)

 

 

Depner, Wilhelm

Depner Wilhelm

Chirurg, * Heldsdorf 24.10.1873, † 30.12.1950. Honterusgymn. Kronstadt, Medizinstudium 1892 bis 1898 in Innsbruck und Wien, Promotion zum Dr. med. in Wien im Februar 1899, darauf zwei Jahre Sekundararzt im Komitatsspital Schäßburg bei Dr. Julius Oberth. Studienurlaube in Berlin zur Vervollkommnung seiner chirurgischen, orthopädischen und urologischen Kenntnisse. 1901 sechs Monate Tätigkeit bei Prof. Anton v. Eiselsberg in Königsberg. Niederlassung in Kronstadt im Juli 1902 als praktischer Arzt; konnte aber seine Fälle auch weiterhin im Schäßburger Spital operieren. Mehrere Studienreisen an die Chirurgische und Frauenklinik von Wien und Berlin. 1912 Eröffnung seines Sanatoriums, einer Privatklinik für Chirurgie, Orthopädie und Gynäkologie. Ab Ende August 1914 Bataillons-Chefarzt des 24. ung. Landsturmregiments an der Front von Galizien. Seit Dez. 1914 Abteilungs-Chefarzt für Chirurgie im k.u.k. Reservespital in Kronstadt. In seinem Sanatorium war vom 12.12.1914 bis 1.3.1919 ein Rot-Kreuz-Spital mit 40 Betten untergebracht. Hier operierte D. vormittags, nachmittags im Militärspital am Burghals. 1927 wurden für die Behandlung der Krebskranken 61 mg Radium angeschafft. 1926 organisierte D. in Kronstadt Hochschulkurse, zu denen Professoren der Kieler Univ. eingeladen wurden, 1929 einen Kurs mit Vertretern der Wiener Med. Fakultät. Obmann des Burzenländer Sächs. Kreisausschusses von Juli 1919 bis Juni 1935. Neuerliche Wahl zum Obmann im Okt. 1936, Abdankung am 15.3.1939. (LSS-AH)

 

Deubel, Friedrich

 Entomologe, * Kronstadt 13.1.1845, † ebd. 9.1.1933. D. erlernte das Fleischerhandwerk und trat 1868 eine eineinhalbjährige Wanderschaft durch ganz Deutschland. an. Zum Selchermeister ausgebildet, gründete er später in Kronstadt eine eigene Salamifabrik. Schon als Schüler von seinem Lehrer Josef Traugott Meschendörfer (1832-1919) zum Sammeln angeregt, führte er aus Gesundheitsgründen viele Exkursionen durch und begann, vom Käferforscher M. V. Hopfgarten/Wien eingeführt, leidenschaftlich Insekten (vor allem Käfer) zu sammeln. Beim Bestimmen halfen ihm vor allem Wiener Fachleute. Durch den Austausch von siebenbürgischen Insekten mit ausländischen Entomologen wurde D. bald in der ganzen Fachwelt bekannt. Mit K. Holthaus in Wien veröffentlichte D. nach 30-jähriger Sammeltätigkeit 1910 die Untersuchungen über die Zoogeographie der Karpathen... D. hat mehrere große Insektensammlungen angelegt und gehört zu den fünf gründenden Mitgliedern des Burzenländer Sächsischen Museums in Kronstadt. Zur Gründung schenkte er diesem Museum 1908 einen Teil seiner Exponate, 1924 auch seine einzigartige Käfer- und Schmetterlingssammlung. Sammelobjekte von D. besitzen auch Museen in Budapest, Wien, Frankfurt/M., Hermannstadt u.a. Er war Mitglied, korrespondierendes Mitglied und Ehrenmitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereine und Gesellschaften. Besondere Verdienste hat sich D. um die Erschließung der Burzenländer Gebirge erworben. 41 Gattungen und Arten, davon 31 Käfer, wurden nach ihm benannt. Seine wertvollen Sammlungen aus dem Burzenländer Sächs. Museum (etwa 60 Schaukästen) werden heute im Museum der Kronstädter Forstfakultät aufbewahrt. (LSS-HH)
Werke (Auswahl): K. Holthaus und F. Deubel: Untersuchungen über die Zoogeogr. der Karpathen unter besonderer Berücksichtigung der Coleopteren, in: Abhandlungen der k.k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, VI, 1910, 1, 126-200; Die Entwicklung des Drilus concolor, in: Verhandl. u. Mitt., Hst., 63, 1913, 1/2, 58 und 64, 1914, 101; Ein neuer Fundort der Saga serrata, Rovartani Lapok, Budapest, 25, 1918); Ergänzungen und Berichtigungen zu Dr. K. Petri Sb.s Käferfauna, in: Jahrb. des Burzenländer Sächs. Museums, Krst., 1, 1925, 67.

Dietrich, Alexander

Violinist, * Kronstadt 21.8.1921, † Berlin, 17.11.2011. Studium bei W. Boskovsky an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst Wien, Debüt als Konzertgeiger 1945 in Zwickau (Konzert von Beethoven). Konzertmeister in Gera (1946-1950), erster Geiger an der Dt. Staatsoper Berlin-Ost (1950-1955), erster Geiger und Vorgeiger der ersten Violinen im Philharmonischen Orchester Berlin (1956-1986). Erhielt 1986 als erster Philharmoniker das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrep. Dtl. (LSS-KT, DFDKK)


 

Drotleff, Dieter-Walter

Dieter Drotleff

Journalist, Minderheitenpolitiker * Zernest/Zărneşti 21.10.1941. Besuch der rumänischen Volksschule in Zernest und des Honteruslyzeums Krst., der Postlyzealen Technischen Eisenbahnschule in Krst., Studium der Geschichte in Buk. (Fernkurs), postuniversitäres Journalistik-Studium in Buk. (Fernkurs). D. arbeitete zunächst als Techniker bei der Kronstädter Eisenbahnregionale, wechselte dann ins Pressewesen, ab 1977 hauptamtlich bei der „Karpatenrundschau“, zuständig für das Ressort Heimatkunde, 1989-2007 deren Chefredakteur; als Rentner auf Vertragsbasis weiterhin Mitarbeiter der ADZ/KR. Zahlreiche Veröffentlichungen in deutschen und rumänischen Printmedien im In- und Ausland, regelmäßige Mitarbeit für deutsche Hörfunk-Sendungen (Neumarkt/Tg. Mureş, Bukarest).
Beachtung verdient D.s minderheitenpolitisches und kulturpolitisches Engagement, z.B. als Leiter der deutschen Vortragsreihe der Kronstädter Volkshochschule (1985-1997), als Vorsitzender des Kreisrates Kronstadt der Werktätigen deutscher Nationalität (1985-1989), als erster Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt - DFDKK (1990-1994), als stellvertretender Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen, als Mitglied im Vorstand des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, als stellvertretender Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt (2007-2013), als stellvertretender DFDKK-Vorsitzender (2018-2022) usw. In den Jahren 2004-2012 hatte D., im Auftrag des DFDKK, den Status eines ständigen Gastes (ohne Stimmrecht) im Kronstädter Kreisrat. In der Wahlperiode 2012-2016 war er vollwertiges, auf der Liste des Deutschen Forums gewähltes Kreisratsmitglied. (DFDKK)
Auszeichnungen: Apollonia-Hirscher-Preis (2015), Goldene Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (2023).
Buchveröffentlichungen: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen (Hg.). I. Bd., Klbg. 1983. II. Bd., Hst. 2002; Zeugnisse der Geschichte. Mit Historikern im Gespräch. Klbg. 1988; Im Spiegel der Zeit. Pressegeschichtliche Rückblicke aus Volkszeitung und Karpatenrundschau (Hg.), Krst. 2020; Gedanken zu Gegenwart und Geschichte. Interviews aus drei Jahrzehnten journalistischer Tätigkeit, Krst. 2021.
Literatur. E. Wilk: Eine hingebungsvolle Arbeit im Dienste der deutschen Gemeinschaft. Apollonia-Hirscher-Preis an D.D. verliehen, in: KR, 23.6.2016; G. Nussbächer: Ehrung und Anerkennung für seinen jahrzehntelangen vielseitigen Einsatz. Laudatio auf D.D., den Träger des Apollonia-Hirscher-Preises für das Jahr 2015, in: KR, 23.6.2016 (auch in: NKZ, 20.12.2021); R. Sudrigian: Dem Journalismus treu geblieben, in: KR, 21.10.2021 (auch in: NKZ, 20.12.2021); K. Daniel: Ein Leben im Dienst der Gemeinschaft. Dem langgedienten Journalisten D.D. zu seinem 80. Geburtstag, in: KR, 28.10.2021; E. Sabiel: Lieber Dieter, in: KR, 28.10.2021; [o.V.]: Anerkennung für berufliche und gemeinschaftliche Tätigkeit. Goldene Ehrennadel des Landesforums an D.D. verliehen, in: KR, 27.4.2023; H. Baier: Für die Gemeinschaft. Laudatio auf den Journalisten D.D., in: HZ, 5.5.2023 (mit geändertem Titel auch in: KR, 18.5.2023). 

Dürr, Damasus

Schriftsteller und Theologe, * Brenndorf um 1535, † Kleinpold 1585. Besuchte das Gymn. in Kronstadt und hörte ab 1559 Vorlesungen an der Wittenberger Univ.; nach seiner Rückkehr - vermutlich schon 1560 – war er als Prediger in Hermannstadt tätig. 1568 oder 1569 übersiedelte er nach Kleinpold, wo er bis zu seinem Tode als Geistlicher wirkte. Sein umfangreiches Predigtmanuskript, das erst 1939 teilweise gedruckt wurde, ist die bedeutendste Prosaleistung der Siebenbürger Sachsen in dt. Sprache im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Jenseits ihrer theol. Bedeutung erweisen sich die Predigten D.s als ein sprachkünstlerisches, wirklichkeitserfassendes und -spiegelndes Dokument des 16. Jh.s. Das Bemühen des evang. Geistlichen ging dahin, durch den unmittelbaren Bezug auf die Belange der Gemeinde und den Alltag die Wirkungskraft der christlichen Botschaft zu erhöhen. Um die Allgegenwart des Göttlichen in der Welt unter Beweis zu stellen, werden möglichst viele „ Exempla“ aus dem Alltag und der Geschichte angeführt, sodass aus dem über tausendseitigen Manuskript ein vielschichtiges Bild der damaligen siebenbürgischen Welt entsteht. (LSS-StS)
Hauptwerk: Predigten 1554-1578, hg. vom Unterwälder Kapitel, Mühlbach 1939 ff.

Eder, Hans

Hans Eder: Selbstbildnis mit 70 Jahren (1953)

 Maler und Zeichner, * Kronstadt 19.4.1883. † ebd. 5.11.1955. E. verdankte seinem wohlhabenden Vater langwährende Lernjahre. Stationen seines Studiums und seiner Weiterbildung vor dem Ersten Weltkrieg waren München, Paris, Brügge und Konstantinopel. Nach dem Krieg (1920) blieb der Versuch, mit Frau und Kind zuerst in Salzburg und dann in Berlin eine dauernde Bleibe zu finden, eine Episode – er „wich der Laufbahn in Berlin aus“ (Heinrich Zillich). E. kehrte nach Kronstadt zurück, um dort – nach dem Zweiten Weltkrieg ein Vereinsamter in der einst blühenden dt. „Stadt im Osten“ – bis zu seinem Tode zu bleiben.
Schon E.s frühe Bilder, die er 1910/11 in Brügge malte, geben Auskunft über seinen Werdegang. Impressionistischer und nachimpressionistischer Einfluss sind hier noch deutlich spürbar, die Segelrichtung aber, der E. bis in sein Alter hinauf folgen wird, heißt schon jetzt Expressionismus. Doch ist mit diesen Stilbegriffen nur das Vehikel bestimmt, nicht die Fracht, die es trug. Ergreifende Zeugnisse furchtbarer Erfahrung im Ersten Weltkrieg sind E.s „Kolomea-Bilder“ (Ruinen einer Fabrik, Zerstörte Maschinen, Szene einer Erhängung in Turka), vor allem Zeugnisse auch eines Metanoeite sein Christusbild und ein Abendmahlsgemälde. Hier ist innerliche, im besten Sinne des Wortes monumentale rel. Kunst geschaffen worden; die sb.-s. Kunst der Neuzeit besitzt nichts Gleichartiges. - Auch als Bildnismaler schuf E. Außergewöhnliches. Öfters hervorgehoben wurden die sprechenden, Symbolwert verkörpernden Hände der Porträtierten. Wahlverwandtes Kunstwollen verband E. mit den großen Vorbildern Kokoschka, van Gogh und Cezanne. An letzteren erinnern einige seiner Landschaftsbilder.
Die Stillleben E.s aus seinen letzten Jahren – mit dem „Blick durchs Fenster“- sind erschütternde Bilder eines Entwurzelten in der zum Gefängnis gewordenen Heimat. Fremdes Geschehen drängt sich zwischen das Auge des Künstlers und die baulichen Zeugen der Vergangenheit; das Band, das sie verband, ist zerrissen. – Bilder E.s befinden sich im Brukenthalmuseum von Hermannstadt (z.B. das Bildnis von Fritz Kimm), im Kronstädter Kunstmuseum (z.B. Fischmarkt in Brügge und Brücke in Brügge), im Klausenburger Kunstmuseum und im Privatbesitz. Unveröffentlichte Essays über E. schrieb Oscar Walter Cisek. (LSS-WM)
M. Nadin: Hans Eder, Bukarest 1973 (rum., dt.); H. Zillich: Wirklichkeit und Widerklang, Erinnerungen an den sb. Maler H.E., in: Kulturkorrespondenz, Bonn, 5. April 1983, KK 507/17; R. Wittstock-Reich: Zeugnisse einer starken Künstlerpersönlichkeit, in: Sie prägten unsere Kunst, Cluj-Napoca 1985, S. 208 ff.; H. Schuller: Zum Aufbauen verpflichtet, Eder-Ausstellung im Kunstmuseum, ebd., S. 211 ff.; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991.


Eichhorn, Albert

Apotheker, Kunsthistoriker, Kunstsammler, Restaurator, * Kronstadt 5.2.1906, † Bukarest, 11.9.1969 (Unfall). Sohn eines Apothekers, studierte nach Besuch des Honterusgymnasiums Pharmazie in Klausenburg (Staatsexamen 1931). Anschließend einjährige Studienreise nach Deutschland, Frankreich, Belgien und Italien. Ab 1932 und bis zu seinem Lebensende als Apotheker in Kronstadt tätig, zunächst in der väterlichen Apotheke in der Brunnengasse (bis zu deren Verstaatlichung 1949 durch die kommunistischen Machthaber).
E.s geistige Interessen galten vordringlich dem siebenbürgisch-sächsischen Gewerbe und Kunstgewerbe wie auch der Geschichte des Kronstädter Apothekerwesens, die er in Vorträgen in der medizingeschichtlichen Abteilung der Kronstädter Medizinischen Gesellschaft beleuchtete. Im Burzenländer sächsischen Museum (1908-1945) war er als ehrenamtlicher Pfleger tätig. E. arbeitete an einer Bestandsaufnahme aller sb.-s. Keramiken und erwarb sich bleibende Verdienste um die Erhaltung der anatolischen Teppiche des 16.-17. Jahrhunderts in der Schwarzen Kirche in Kronstadt und in anderen Kirchen Sb.s. Sein chemisches Wissen verhalf ihm dazu, beschädigte Teppiche fachgerecht zu restaurieren. (DFDKK)
Werke (Auswahl): Von deutschen Zünften in Kronstadt: Die Tuchscherer, in: Mitteilungen des Burzenländer sächs. Museums, 2. Jg. (1937); Von deutschen Zünften in Kronstadt: Die Zinngießer, in: Mitteilungen des Burzenländer sächs. Museums, 3. Jg. (1938), Heft 1-2; Von deutschen Zünften in Kronstadt: Die Fleischer, in: Mitteilungen des Burzenländer sächs. Museums, 3. Jg. (1938), Heft 3-4; Von deutschen Zünften in Kronstadt: Die Töpfer, in: Mitteilungen des Burzenländer sächs. Museums, 4. Jg. (1940); Die Burzenländer Ware, in: FzVL, 1967, Bd. 10/1; Kronstadt und der orientalische Teppich, in: FzVL, 1968, Bd. 11/1; Siebenbürgische Zunftsiegel, in: FzVL, 1969, Bd. 12/2; Ceramica populară săsească, in: Țara Bârsei, hg. von N. Dunăre, Bd. II, Bukarest 1974, S. 223-232.
Literatur. G. Gündisch: Kenner des sb. Kunstgewerbes. A.E. zum Gedächtnis, in: NW, 10.10.1969; A. Prox: A.E., in: SVJB, Heft 1/1972; G. Fabritius: Verdienstvolle deutsche Apotheker aus Siebenbürgen, Drabenderhöhe 1989, S. 253-261.

Einzig-Klees, Gabriele

Gabriele Einzig-Klees im Jahr 1940, mit den Blumen, die ihr nach einem Konzert überreicht wurden

Komponistin, Pianistin, Organistin, Musikpädagogin; * Kronstadt 12.12.1895, † ebd. 26.4.1989. Künstlerische Doppelbegabung: Schülerin der Musiker Rudolf Lassel und Paul Richter sowie des Kunstmalers Hans Bulhardt. Organistin an mehreren Kronstädter Kirchen unterschiedlicher Konfession. Korrepetitorin des Kronstädter Männer-Gesangvereins. Gründete 1945 im Rahmen des Kronstädter ung. Gesangvereins „Magyar Népi Dalárda“ eine Chorschule, die sie bis 1952 leitete. Dozentin am Konservatorium „Astra“. (LSS-KT, DFDKK)
Werke (rund 190 Titel, Nachlass im Kronstädter Staatsarchiv): „Die versunkene Krone“, Oper in 3 Akten; drei Sinfonien; konzertante Werke für Klavier und Orchester: „Sommernacht am Sonntag“, „Waldmeisters Brautfahrt“ (Ballett), „Der Schüchterne“ (Ballett), „Internationale Suite“, Suite c-Moll; Serenade für Klavier, Harfe und Flöte; Chromatische Suite für Klavier; Klaviersonaten; Chöre; Lieder.
Literatur. W. Wittstock: „Ich habe sehr viel Schönes erlebt…“. Besuch bei einer alten Dame/Gabriele Einzig-Klees, eine vielseitige Künstlerin, in: KR, 9.12.1988 u. 16.12.1988.


Eisenburger, Eduard

Journalist und Politiker, * Treppen bei Bistritz 4.4.1928, † Kronstadt, 8.3.1990. Besuch der Grundschule im Heimatort und des Gymnasiums in Bistritz. Erlebte die Flucht der Sb.S. aus Nordsiebenbürgen im Herbst 1944 mit. 1945, bei der Rückkehr aus Österreich, in Großwardein aus dem Zug geholt und in die Sowjetunion deportiert. Mit einem Krankentransport 1946 nach Rum. entlassen. Gymnasialabschluss 1948 in Mediasch. Wirtschaftswissenschaften-Fernstudium in Buk. Ab 1952 Redakteur der Zeitung „Neuer Weg“ in Buk., 1957 bis 1968 Chefredakteur der „Volkszeitung“ (Krst.), 1968 bis 1989 Chefredakteur der Wochenschrift „Karpatenrundschau“ (Krst.). 1964-1989 Abgeordneter der Großen Nationalversammlung, 1969-1989 Mitglied des Staatsrates, Mitglied des ZK der RKP und Vorsitzender des Rates der Werktätigen dt. Nationalität.
E. war zu Lebzeiten der höchste Partei- und Staatsfunktionär der Rumäniendeutschen. Seine sozialpolitischen Arbeiten sind von der offiziellen Politik und Ideologie des kommunistischen Rumäniens geprägt. (LSS-MK, DFDKK)
Werke: Wegzeichen der Heimat. Bilder, Berichte, Zeitdokumente über die Rumäniendeutschen, Klbg. 1974; Heimatbilder. Bekanntes und weniger Bekanntes über die Rumäniendeutschen, Klbg. 1976; Sächs.-schwäbische Chronik. Beiträge zur Geschichte der Heimat, Buk. 1976 (Hg., mit M. Kroner); Die Zeit in der Zeitung. Beiträge zur rumäniendeutschen politischen Publizistik, Klbg. 1977 (Hg., mit M. Kroner); Egalitate reală – participare activă, Buk. 1978; Sie erkannten die Zeichen der Zeit. Rumäniendeutsche polit. Zeit- und Lebensbilder aus zwei Jahrhunderten, Klbg. 1979; Rudolf Brandsch. Zeit- und Lebensbild eines Siebenbürger Sachsen, Klbg. 1983.
Literatur. H. Orendi: Nicht bestimmt zum Zorn. Zum Tode von Dr. E.E./Auszug aus der Grabrede, in: KR, 15.3.1990; H. Schuller: Am Grab von E.E., in KR, 15.3.1990; D. Drotleff: Eng mit der Geschichte verbunden. Vor 25 Jahren starb Dr. E.E., ehemaliger Chefredakteur unserer Wochenschrift, in: KR, 5.3.2015.


Erler-Honigberger, Selma

Ernst Honigberger: Selma Erler-Honigberger (Öl/Lw., 1920er Jahre, Bildquelle: "Musikschule/Kunstschule/Werke. Honigberger", Hg.: Förderkreis Stadtmuseum Wehr e.V., Lörrach 2017)

Pianistin und Klavierpädagogin, * Kronstadt 24.5.1888, † Wehr/Baden 6.9.1958. Schwester der Violinistin und Opern-/Konzertsängerin Helene H.-Greger, des Musikers Emil H. und des Kunstmalers Ernst H. Ihr erster Klavierlehrer war Rudolf Lassel in Kronstadt. Ihre Ausbildung als Konzertpianistin erhielt sie bei István Thomán in Budapest und an der Akademie der Tonkunst in München sowie im Privatstudium bei Artur Schnabel und Edwin Fischer in Berlin. Heiratete 1928 den Gerichtsrat Martin Erler. Erfolgreich als Solistin und Kammermusikerin (Konzerte in Deutschland, Siebenbürgen und Bukarest) sowie als Klavierlehrerin am Konservatorium in Kattowitz und am städtischen Konservatorium in Berlin. Geschätzte Klavierbegleiterin der international erfolgreichen Kronstädter Konzertsänger (m./w.) Gerhard Jekelius, Lula Mysz-Gmeiner und Helene Greger-Honigberger. (LSS-KT, DFDKK)

Fabini, Hermann

Architekt, Denkmalpfleger, Verleger * Kronstadt 8.10.1938, arbeitete nach Abschluss der Architekturhochschule Bukarest als Architekt und Stadtarchitekt in Mediasch, trat dann, als Leiter der Bauabteilung des Landeskonsistoriums, in den Dienst der Evang. Kirche in Rumänien, war zeitweilig Projektleiter bei der Direktion für Denkmalpflege Bukarest; seit 1990 Leiter des Architekturbüros Fabini (Hermannstadt), dem der Monumenta Verlag angeschlossen ist. F. wirkt seit 1968 vornehmlich an der Erhaltung der sb.-s. Kirchenburgen und Stadtpfarrkirchen mit. Von 1971 bis 1988 leitete er die Restaurierung des Alten Rathauses in Hermannstadt. 1991 Europa Nostra Diplom für die Restaurierung der Kirchenburg Birthälm, 1996 Europapreis für Denkmalpflege der Alfred Toepfer Stiftung FSV Hamburg, 2000 Ordinul Naţional pentru Merit în grad de cavaler, 2004 Preis des Kulturministeriums Bukarest für die Restaurierung des Schaser-Luxemburg-Hauses in Hermannstadt. 2000-2004 Mitglied des Senats im Parlament Rumäniens seitens der Nationalliberalen Partei.
Werke: Gotik in Hermannstadt, Dissertation, rum. Fassung (Sibiul gotic), Buk. 1982, dt. Fassung, Köln/Wien 1989; Baugeschichtliche Entwicklung von Alt-Hermannstadt im Spiegel hist. Stadtbilder, Hst. 1983; Kirchenburgen in Sb. (zusammen mit Alida Fabini), Leipzig 1985, Lizenzausgabe Wien/Köln/Graz 1986; Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen, Band 1, Hst./Heidelberg 1998, Band 2, Hst./Heidelberg 1999; Hermannstadt – Porträt einer Stadt in Siebenbürgen (zusammen mit Alida Fabini), Hst./Heidelberg 2000; Das alte Hermannstadt. Veduten und Stadtpläne aus vier Jahrhunderten (zusammen mit Otto Czekelius), Hst. 2007. (LSS, DFDKK)

Fabritius, August

Arzt und Heimatforscher, * Kronstadt 26.1.1857, † ebd. 15.4.1945. Absolvent des Honterusgymn. 1874, Medizinstudium in Wien und Heidelberg, Promotion zum Dr. med. in Wien am 30.3.1881, von Ende April 1881 bis Ende Sept. 1882 Operationszögling bei Prof. Billroth in Wien, ab Sommersemester 1883 Assistent bei Prof. Czerny in Heidelberg, im Nov. 1884 Niederlassung in Kronstadt, 1886 zwei Monate Volontär bei Prof. Ernest Fuchs an der Wiener Augenklinik, seit 1.1.1896 Leiter des Augenspitals in Kronstadt, Pensionierung am 1.4.1925. F. gab von 1866 bis 1925 jährliche Berichte über die Tätigkeit des Augenspitals heraus. Korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien seit dem 21.3.1930. Offizierskreuz im Kommandeursrang der Krone von Rum., ebenso das Kreuz erster Klasse für sanitäre Verdienste (Meritul sanitar). (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Das königlich-ung. Landesaugenspital in Kronstadt, in: Festschrift der Stadt Kronstadt für die Mitglieder der 26. Wanderversammlung der ung. Ärzte und Naturforscher, Krst. 1892; Die Verbindung der Discision mit gleich angeschlossener Linsenextraktion bei gewissen Fällen von cataracta mollis, in: Axenfelds klinische Monatsblätter für die Augenheilkunde, März 1923; Glaskörpervorfall nach spontaner Linsensubluxation, Sekundärglaukom, in: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde, Mai 1927; Erbrechen mit Pulsverlangsamung bei akutem Glaukom, in: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde, Mai 1928; Sb.-s. Ärzte als Zöglinge des Operateurinstitutes der Wiener Med. Fakultät, in: Med. Ztschr. 4 (1930), Heft 6; Aus unserer Familie und aus meinem Leben, vervielfältigtes und gebundenes Typoskript, 1932, 118 S.; Einführung der Kokain-Anästhesie in die Okulistik durch Dr. Carl Koller vor 50 Jahren, in: Med. Ztschr. 8 (1934), Heft 8.

Fabritius, Josef

Arzt, * Schäßburg 18.11.1818, † Kronstadt 25.2.1901. Gymn. in Schäßburg, Medizinstudium seit 1839 in Wien, Promotion zum Dr. med. in Wien am 1.7.1845, zum Magister der Geburtshilfe am 9.11.1846, zum Doktor der Chirurgie am 14.2.1847 und zum Magister der Augenheilkunde am 17.3.1847. Niederlassung in Kronstadt im Nov. 1847, Gerichtsarzt von 1853 bis 1862 und von 1872 bis 1876, Direktor des Augenspitals in Kronstadt von 1872 bis 1895; 1877 zum Stadtphysikus ernannt. Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone und Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Die Mineralquellen zu Zaizon in Sb., naturhist. und med. dargestellt, Wien 1845; Humanitätsanstalten in Kronstadt, in: Festschrift für die Mitglieder der 26. Wanderversammlung ung. Ärzte und Naturforscher, Krst. 1892.

Fakler, Fred

Hans Eder: Fred Fakler (Öl/Lw., 1924, Privatbesitz, Foto: Konrad Klein)

Schriftsteller, * Kronstadt 15.12.1877 (Taufname: Alfred), † ebd. 19.9.1943. Besuchte die Unterrealschule in seiner Geburtsstadt und die Infanterie-Kadettenschule in Hermannstadt. Wandte sich nach kurzer militärischer Laufbahn zunehmend der Literatur zu. Unterhielt in Wien u.a. Beziehungen zum Kreis um Peter Altenberg. Nachdem er aus der Armee entlassen worden war, hielt er sich in Wien, Berlin, München und Kronstadt auf, wo er mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten seinen Lebensunterhalt bestritt und in diversen Zeitungen und Zeitschriften kleinere Beiträge veröffentlichte. 1906 war er für kurze Zeit Hilfsredakteur der „Kronstädter Zeitung“, anschließend ebenfalls für kurze Zeit in der Schriftleitung des „Siebenbg.-Dt. Tageblattes“ tätig. Meldete sich beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu den Waffen, erhielt seinen Offiziersrang zurück und rückte während des Krieges zum Oberleutnant auf. Nach dem Krieg lebte er meist in der Heimat, zeitweilig in Bukarest, als Angestellter einer Anzeigenexpedition. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, vergessen und vereinsamt, in Kronstadt. - F. gehört zu den bedeutendsten Vertretern der sb.-s. modernen Lit. Sein 1905 erschienener Roman „Das Gespenst“, dem er diese Einschätzung verdankt, hätte, wäre er in Sb. rezipiert worden, eine Tradition stiften können, die sich von der gemäßigten Richtung der sächs. Moderne, wie sie hauptsächlich von A. Meschendörfer und seinem Kreis verfochten wurde, unterschieden hätte. Die ausgebliebene Wirkung ließ jedoch „Das Gespenst“ zu einem Einzel- und Sonderfall in der sb.-dt. Lit. des 20. Jh.s und seinen Autor zum Außenseiter werden. Der Roman, der von der Liebe eines kranken Künstlers zu einer Schauspielerin handelt und dessen Handlung sich in Rodaun bei Wien und in Sb. zuträgt, ist auf weiten Strecken „ein kühnes sprachliches Kunstwerk, in dem Décadence-Motive, frühexpressionistische Stilmittel und Trivialmuster von einem außergewöhnlichen artistischen Vermögen zu einem berauschenden Neuen vereinigt werden“ (D. Kessler). F.s Erzählungen und Fragmente erreichen das künstlerische Niveau des Romans bei Weitem nicht. (LSS-St.S., DFDKK)
Werke (Auswahl): Das Gespenst. Roman. Wien/Leipzig 1905; Erzählungen und Essays (veröffentlicht u.a. in „Die Karpathen“, „Siebenbg.-Dt. Tageblatt“, „Ostland“)
Literatur. G. Scherg: F.F. – ein vergessener Autor (Beiträge zur rumäniendeutschen Literaturgeschichte), in: KR, 8.9.1978 (I) u. 15.9.1978 (II); ders.: F.F., in: Die Literatur der Sb. S. in den Jahren 1849-1918, hg. von C. Göllner u. J. Wittstock, Buk. 1979; D. Kessler: F.F. und der Beginn der „modernen“ sächs. Lit., in: FzVL, Bd. 31/2 (1988); H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bd. VI (D-G), Köln/Weimar/Wien 1998.


Fiala, Anton

Anton Fiala: Die Schlacht bei Marienburg (Öl/Lw., Kunstmuseum Kronstadt)

Maler und Fotograf, * Nimburg (Böhmen) 2.1.1812, † 1863 (?) an unbekanntem Ort. Der 1847 nach Siebenbürgen zugewanderte „akademische Porträt- und Historienmaler“ (Selbstbezeichnung von 1853) ist 1849 als Zeichenlehrer am evang. Gymn. von Krst. bezeugt, scheint sich aber kurz darauf für den Beruf eines (Wander-)Fotografen und Bildnismalers entschieden zu haben. Ende 1852/Anfang 1853 ist er in Hst. nachweisbar, 1853 bis 1861 wieder in Krst. F.s handwerklich solider Porträtmalerei sind einige Ölbilder bekannter Persönlichkeiten zu verdanken, z.B. J. Gött (um 1847/1848), C.J. Maager (1848), L.M. Moltke (1849), J. Drotleff sen. (1852), St.L. Roth (1852) und F.J Trausch (1852, auch als Lithographie). F., der sich auch als Lithograph und Miniaturist betätigte, stellt möglicherweise den ersten Atelierfotografen Kronstadts (noch vor S. Herter?) dar. (LSS-KK)
Werkverzeichnis (unvollst.) in: J. Bielz: Porträtkatalog der Sb. S., Hst. 1936.
Literatur. K. Klein: A.F., ein böhmischer Maler und Fotograf um 1850 in Sb., in: ZfSL, 28. (99.) Jg. (2005), Heft 1, S. 22-39.

Fischer, Emil

Arzt, Anthropologe und Heimatforscher, * Kronstadt 16.3.1855, † Bukarest 7.12.1921. Gymnasialstudium am Honterusgymn. in Kronstadt, Medizinstudium in Heidelberg und Wien, ab 1877 in Graz, Promotion zum Dr. med. 1880 in Graz, danach Assistent an der Augenklinik in Wien und Graz, Weiterbildung 1882 in Paris, 1883 Niederlassung in Bukarest, Leitung des Ştirbey-Spitals in Buftea 1887 bis 1896, danach Hausarzt im Palais Ştirbey in Bukarest, 1904 Mitbegründer des „Deutschen Volksbildungsvereins“ in Bukarest. Zwischen 1894 und 1905 Reisen nach Südfrankreich, Tunis, Algier, Sizilien, Italien, Tirol, Syrien, Palästina, Griechenland. Wanderredner des dt. Vortragsverbandes in Coburg 1901. Zahlreiche geschichtliche, sprachwissenschaftliche und völkerkundliche Publikationen. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Glauben und Wissen, Bamberg 1901; Die Herkunft der Rumänen, Bamberg 1904; Aus Alt-Bukarest. Kultur-historische Skizzen, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturarbeit des Deutschthum’s in Rumänien, Buk. 1906; Deutsche Ärzte und Apotheker in Rumänien, Buk. 1908; Die Kulturarbeit des Deutschtums in Rum. Ein Versuch zur Grundlegung ihrer Geschichte, Hst. 1911.

Fleps, Ernst

Blasmusik-Dirigent Ernst Fleps (Foto: Waldemar Stadler, KR-Archiv)

Musiklehrer, Chor- und Blasmusikdirigent, * Brenndorf 29.3.1926, † Kronstadt 25.3.2009; Sohn eines Lehrers; Besuch der Volksschule in Brenndorf und des Gymnasiums in Kronstadt (Prima), Mediasch (Sekunda bis Quarta), dann Hermannstadt (Lehrerbildungsseminar, Abschluss 1946). Arbeitete als Lehrer in Tartlau, Gergeschdorf, Hamlesch und wieder Tartlau. Nahm 1956 ein Fernstudium am Konservatorium in Bukarest auf, das er 1962 abschloss. Dann bis zum Rentenantritt (1986) Musiklehrer am Honterus-Lyzeum und an Volksschulen mit dt. Unterrichtssprache in Kronstadt. Leitete in mehreren Burzenländer Ortschaften (Tartlau, Brenndorf, Zeiden, Kronstadt) Chor- und Bläserensembles, für die er viele Musikstücke komponiert oder arrangiert hat. Gründete 1991 mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt die „Burzenländer Blaskapelle“, der er bis zu seinem Tod erfolgreich vorgestanden hat. F. wurde mit dem Titel „Verdienter Lehrer“, dem Apollonia-Hirscher-Preis (2000) und der Honterus-Medaille (2001) ausgezeichnet. (DFDKK-ww)
Autobiographisches: Mein Lebenslauf, in: KR, 28.3.2019 (I); KR, 4.4.2019 (II).
Literatur. W. Wittstock: Kartoffelschlager und nicht nur der. E.F., ein vielseitig engagierter Musiker, in: KR, 28.9.1979; D. Drotleff: Apollonia-Hirscher-Preis zum dritten Mal verliehen. Preisträger für das Jahr 2000, Prof. E.F., in: KR, 20.1.2001; D. Simon: Laudatio anlässlich der Verleihung des Apollonia-Hirscher-Preises an E.F., in: KR, 20.1.2001; D. Drotleff: Gleich drei Jubiläen. Prof. E.F. erfüllt 75 Jahre, 60 Jahre Bläsertätigkeit und zehnjähriges Bestehen der Burzenländer Blaskapelle, in: KR, 24.3.2001; ders.: Trauer in der siebenbürgischen Musikwelt. Dirigent und Komponist E.F. gestorben, in: KR, 2.4.2009; [o.V.]: Treuer Dienst an der Gemeinschaft. Zum Ableben des Blasmusik-Dirigenten Prof. E.F., in: NKZ, 26.6.2009 (mit dem Text der Grabrede von W. Wittstock); W. Wittstock: E.F. (1926-2009), in: Die Blaskapellen des Burzenlandes. Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden, hg. von der HOG-Regionalgruppe Burzenland, Stuttgart 2013; C. Catrina: Brașovul muzical enciclopedic. Muzicienii noștri. Predecesori și contemporani (Compendiu), hg. von L. Iacobescu, Krst. 2014, S. 156; D. Drotleff: In bleibender Erinnerung. E.F. wäre 90 Jahre alt geworden, in: KR, 31.3.2016.

Fritsch, Ludwig A.

Reverend (Pfarrer) in den USA, * Kronstadt 18.7.1893, † Glenview (Illinois/USA) 24.12.1982; veröffentlichte 1947 die in mehreren Auflagen erschienene, vielgelesene Schrift „The Crime of Our Age“ („Amerikas Verantwortung für das Verbrechen am deutschen Volk“), deren Lektüre den US-Präsidenten Truman zur Freigabe von Hilfssendungen nach Dtl. bewog. F. war Mitbegründer des DANK (Deutsch-Amerikanischer Nationalkongress) und wortführend in anderen dt. Organisationen Amerikas tätig. (LSS-HB)

Fronius, Markus

Markus Fronius (Zeichnung: Harald Meschendörfer)

Pfarrer, Dechant und Theologe, * Neustadt bei Kronstadt 1659, † Kronstadt 14.4.1713. In Kronstadt und Hermannstadt vorgebildet, bezog F. 1680 die Univ. Wittenberg. Nach seiner Rückkehr wurde er 1686 Lektor am Kronstädter Gymn., 1696 Prediger in Kronstadt, 1696 Pfarrer in Heldsdorf, 1701 Pfarrer in Rosenau. Am 22. Nov. 1703 wurde er zum Stadtpfarrer von Kronstadt gewählt. Die Wahl zum Birthälmer Pfarrer und damit zum Superintendenten lehnte er 1710 ab. Als Dechant des Burzenländer Kapitels vollzog er Ordinationen und vertrat das Kapitel auf den Synoden.
F. war der bedeutendste und einflussreichste Theologe der sb.-s. Kirche zur Wende vom 17. zum 18. Jh. Er hält an der luth. Dogmatik fest, übt aber Kritik an ihrer Disputationssucht und ist ein Anhänger der Reformorthodoxie. Die Lehre, der Glaube und die Schrift müssen ins Leben umgesetzt werden. Obwohl F. vor der Verbreitung des Pietismus warnte, hat er doch dessen Reformvorschläge, vor allem im Anschluss an Ph. J. Spener aufgenommen. Bedeutend sind die Arbeiten von F. auf dem Gebiet der Erziehung. In seiner Schrift „De studiorum impedimentis in Transsilvania“ (Von den Lasten des Studiums in Sb., 1690) übt er Kritik an den Zuständen seiner Zeit. Sein „Schulplan“ (Consilium de schola, 1704/05) bezeichnet Frömmigkeit (pietas), Bildung (eruditio) und Lebenspraxis als Ziel der Erziehung. Die „Tusculanae Heltesdenses“ (im Anschluss an Ciceros Landsitz bei Tusculum so benannt) sind Gespräche über die wichtigsten Artikel der reformatorischen Glaubenslehre. 1709 gab F. Luthers Kleinen Katechismus mit ergänzenden Erklärungen heraus. In seinem „Visitationsbüchlein“ (1708) befürwortet er die Katechisation, den Krankenbesuch und die Herstellung der Kirchendisziplin, zu der „liebreiches Herz, große Geduld und heiliger reiner Eifer gehören“. (LSS-LB)
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon, 1. Bd., Krst. 1868; E. v. Trauschenfels (Hg.): M.F.s Visitationsbüchlein. Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte des Burzenlandes, Krst. 1868; J. Gross: M.F.s Leben und Schriften, Krst. 1925; H. Schuller: M.F., ein hervorragender Schulmann, in: NW (Reihe: Kleine Heimatkunde), 21.1.1975; G. Nussbächer: Ein Leben für die Schule. Magister M.F., ein Förderer neuer Unterrichtsmethoden am Honterus-Gymnasium, in: KR, 15.4.1988; D. Zikeli: „Ach schläfst du Siebenbürgen noch?“. Der sb.-s. Pfarrer M.F. (1659-1713). Studien zu Leben und Werk, Buk. 2007; D. Plajer: M.F. Kronstädter Stadtpfarrer und Dechant vom Beginn des 18. Jahrhunderts, in: NKZ, 5.7.2010.


Gärtner, Adolf Hartmut

Chordirigent, Schulmusikpädagoge, * Kronstadt 3.6.1916, † München 9.2.2017. Studium an der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin-Charlottenburg (bis 1939). Seine berufliche Laufbahn begann G. 1939 als Chormeister des Kronstädter Männergesangvereins. 1941 bis 1944 lehrte er am evang. Landeskirchenseminar in Hst. und war Chormeister und später Musikdirektor des Musikvereins „Hermania“ sowie Dirigent des Hermannstädter Männergesangvereins. 1945 wurde er Organist (bis 1951), Kantor und Leiter des von ihm gegründeten Paul-Gerhardt-Chores (bis 1986) an der evang. Paul-Gerhardt-Kirche in München-Laim (1980 Ernennung zum Kirchenmusikdirektor); hauptamtlich wirkte er als Studiendirektor und Seminarleiter für Musik am Münchener Theresiengymn. sowie als Musikreferent am Staatsinstitut für Schulpädagogik. 1946 bis 1969 führte er im Auftrag des Internationalen Arbeitskreises für Musik Sing-, Chor- und Instrumentalwochen durch und leitete den Jugendchor Junge Chorgemeinschaft. G. wurde vor allem bekannt durch die Aufführungen der großen oratorischen Werke von Schütz bis Strawinsky mit dem P.-Gerhardt-Chor und dem ebenfalls von ihm gegründeten Münchener Oratorienorchester, wobei er einige Erstaufführungen für München vorstellte. Er setzte sich durch Aufführungen und Tonaufnahmen auch für das Werk des Kronstädter Komponisten Paul Richter ein. 2005 wurde G. mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet. (LSS-KT, DFDKK)
Veröffentlichungen: Victor Bickerich (1895-1964). Kirchenmusiker und Musikpädagoge in Siebenbürgen, München 1997; Nichtalltägliches aus neun Jahrzehnten, München 2008; Nichtalltägliches aus neuneinhalb Jahrzehnten, München 2012.
Literatur. K. Teutsch: Vielfältig und vielerorts wirksam. A.H.G. wird 95/Ein Rückblick auf sein Leben und Wirken, in: SbZ, 20.5.2011; H.-W. Schuster: Zeit-, kultur- und familiengeschichtliche Streiflichter. A.H.G. veröffentlicht die dritte Folge seiner Erinnerungen an „nichtalltägliche“ Erlebnisse, in: SbZ, 10.8.2015; F. Metz: Ein Kronstädter in München. Zum 100. Geburtstag des Kirchenmusikdirektors A.H.G., in: SbZ, 15.6.2016; H. Bergel: „Geh aus mein Herz und suche Freud…“. Der Musiker A.H.G. 100 Jahre alt, in: NKZ, 30.6.2016.


Glondys, Viktor

Hans Eder: Bischof Viktor Glondys (Gemälde, 1941)

Pfarrer, Philosoph, Theologe, Bischof, * Biala bei Bielitz (Schlesien) 7.12.1882, † Hermannstadt 28.10.1949. G. konvertierte 1903 als Student in Graz zur evang. Kirche. Er studierte Philosophie und Theol. in Wien, Marburg a. d. Lahn und in Straßburg. 1912 wurde G. Pfarrer in Czernowitz. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er Flüchtlingspfarrer in Österreich, promovierte 1917 in Graz zum Doktor der Philosophie, kam nach Ende des Krieges als Pfarrer nach Czernowitz zurück und war ab 1919 Privatdozent für Philosophie an der dortigen Univ. 1922 wurde er zum Stadtpfarrer von Kronstadt gewählt. Von 1930 bis zu seiner Wahl zum Bischof der evang. Landeskirche Rum.s 1932 war er Bischofsvikar. Ende 1940 veranlasste ihn die Volksgruppenführung der Dt. in Rum. zum Rücktritt. Im Februar 1941 trat G. vom Bischofsamt zurück. Sein Versuch, vom Herbst 1944 an das Bischofsamt wieder einzunehmen, scheiterte. G. starb im Ruhestand.
G. wurde 1930 zum Dr. h.c. der Theologischen Fakultät Breslau und 1932 zum Mitglied des rumänischen Senats von Amtswegen ernannt. Er wurde mit dem Großkreuz des Ordens „Krone von Rumänien“ (1933) und mit dem Ritterkreuz des Ordens „Adler von Rumänien“ (1935) ausgezeichnet.
In seinen theol. Arbeiten versucht G., das reformatorische Verständnis der menschlichen Existenz und ihrer Stellung zu Gott darzustellen. Gott gibt sich als eine Realität, als eine überlegene geistige Macht kund, die mit Unbedingtheit das Gewissen in Anspruch nimmt.
Die Tätigkeit G.s als Bischof ist gekennzeichnet von dem Bemühen, das volkskirchliche Erbe zu wahren und sich für die Kulturaufgaben der Kirche einzusetzen. Der Erneuerungswille wurde von ihm begrüßt. Mit Einbeziehung der Tradition der sb.-evang. Kirche wollte er das Auseinanderbrechen der Einheit Kirche - Volk vermeiden. Sein Anliegen war es auch, das entschiedene luth. Bekenntnis gegen Angriffe und Verfälschungen zu verteidigen. Da er Volksordnung als eine Gottesordnung verstand, suchte er Anschluss an solche Lehrer der luth. Kirche, die in der Ordnung des Volkes ein Gesetz Gottes sahen. Diesem Anliegen entsprach die von ihm betonte Unterscheidung der Aufgaben von Weltanschauung und Glaube. Es zeigte sich jedoch, dass sein Anliegen angesichts der politischen Lage und des Totalitätsanspruchs der Weltanschauung nicht durchführbar war. Bei seiner Abdankung musste G. bekennen, dass er mit seinen Bestrebungen gescheitert sei. Sein theol. Lebenswerk, das große Originalität aufweist, konnte G. nicht abrunden. (LSS-LB, DFDKK)
Werke (Auswahl): Einführung in die Erkenntnistheorie I., Wien/Leipzig 1923; Zur Problematik des christlichen Gottesglaubens. Ein Versuch zur Überwindung intellektueller Glaubenshemmungen, Hst. 1929; Das Gewissen als Erkenntnisquelle, in: Zeitschrift für systematische Theol. 13 (1936); Tagebuch. Aufzeichnungen von 1933 bis 1949. Hg. von J. Böhm u. D. Braeg, Dinklage 1997.
Literatur. L. Binder: V.G., in: Die Bischöfe der Evang. Kirche A.B. in Sb., Bd. II, Köln/Wien 1980; U. A. Wien: Abwehr des Rassismus im Nationalsozialismus. „Samaritergeist“-Predigt von V.G. im Jahr 1931, in: SbZ, 31.7.2020

Gmeiner, Ella

Grete Netoliczka-Hiemesch: Ella Gmeiner (Gemälde, 1931)

Opern- und Konzertsängerin, Gesangpädagogin, Schwester der Musiker und Musikpädagogen Luise und Rudolf Gmeiner sowie Lula Mysz-Gmeiner und des Musikpädagogen Julius Gebhard Gmeiner, * Kronstadt 12.11.1874, † Stuttgart 21.12.1954. Erste Ausbildung bei R. Lassel. Studium in Leipzig. Nach erfolgreichem öffentlichem Auftreten bereits gegen Ende ihres Studiums konzertierte sie zusammen mit ihrer Schwester Lula, enthusiastisch gefeiert, in den Städten Sb.s. Sie erhielt 22-jährig ein Engagement am fürstlichen Hoftheater in Sondershausen, setzte ihre Studien in Berlin, dann in Bologna fort und hatte Erfolge in Bologna und Mailand. 1905 bis 1908 war sie erste Altistin am Hoftheater in Weimar. Gastspiele führten sie in viele dt. Städte und mehrere europ. Länder. Ab 1906 nahm sie sich auch des Lied- und Oratoriengesangs an; als erste Frau sang sie (ab 1913) die großen Balladen der Gesangliteratur. 1908 bis 1912 wirkte sie an der Hofoper in München; einem Ruf F. Weingartners an die Wiener Hofoper folgte sie nicht. 1909 erhielt sie den Titel einer Königlich-Bayerischen Hofopernsängerin und 1911 den einer Königlich-Rum. Kammersängerin. Sie wirkte bei den Wagner-Festspielen im Prinzregenten-Theater in München mit und gehörte (als Klytämnestra) zum Ensemble der Uraufführung von Strauß‘ „Elektra“ unter Leitung des Komponisten. Ab 1912 lebte G. als freischaffende Konzertsängerin und Gesanglehrerin in Berlin. Besondere Beachtung fanden in dieser Zeit ihre Lieder- und Balladenabende. 1923 folgte sie in dritter Ehe dem Maler Hans Weise nach Zürich. Zuletzt lebte sie als Gesangpädagogin in Stuttgart. (LSS-KT)
Schriftliches: Familien-Chronik. Urkunden – Berichte – Briefe – Erinnerungen, Zürich 1934

Gmeiner, Julius Gebhard

Gesangpädagoge, Bruder der Musiker und Musikpädagogen Ella, Luise und Rudolf Gmeiner sowie Lula Mysz-Gmeiner, * Kronstadt 1.4.1883, † Klausenburg 24.11.1918. Er studierte Violoncello an der Berliner Musikhochschule, anschließend Gesang in Berlin, Mailand und London. In London wurde er Assistent des Liedsängers und Gesanglehrers Raimund von Zur Mühlen. Als Stimmbildner folgte er einem Ruf an das Hochsche Konservatorium nach Frankfurt a. M. Frontdienst im Ersten Weltkrieg, zuletzt im Rang eines k. u. k. Hauptmanns; gestorben an der Spanischen Grippe. G. schrieb ein Lehrwerk über Gesangtechnik. (LSS-LT)


 

Gmeiner, Luise

Pianistin und Klavierpädagogin, Schwester der Sänger und Gesangpädagogen Ella und Rudolf Gmeiner sowie Lula Mysz-Gmeiner und des Gesangpädagogen Julius Gebhard Gmeiner, * Kronstadt 13.2.1885, † Berlin 11.3.1951. Sie lernte bei R. Lassel bis zur Hochschulreife und begann 1903 das Klavierstudium bei E. v. Dohnányi und M. Krause an der Musikhochschule in Berlin. Ergänzend nahm sie Unterricht bei I. Philipp in Paris. Sie konzertierte in vielen europ. Städten, öfter auch in Sb. Durch eine technisch wie geistig herausragende Interpretation der großen Klavierwerke von Beethoven, Schumann, Brahms, Chopin, Liszt und Rachmaninow erwarb sie bedeutendes Ansehen. Ihr Repertoire umfasste die Konzerte für Klavier von rund 20 Komponisten. Mit einigen großen Musikern ihrer Zeit, wie E. Fischer, stand sie in freundschaftlicher Verbindung. Zuletzt wirkte sie als Klavierlehrerin in Berlin. (LSS-KT)

Gmeiner, Rudolf

Konzert- und Oratoriensänger, Gesangpädagoge, Bruder der Musikerinnen und Musikpädagoginnen Ella und Luise Gmeiner sowie Lula Mysz-Gmeiner sowie des Musikpädagogen Julius Gebhard Gmeiner, * Kronstadt 20.3.1880, † Stuttgart 12.6.1937. Er studierte Gesang in Berlin und London. Durch seine Konzertreisen wurde er in den Musikzentren Europas als Lied- und Oratoriensänger bekannt, widmete sich aber später in der Hauptsache dem Gesangunterricht in Wien, Dresden und zuletzt Stuttgart. (LSS-KT)

Göltl, Reinhard

Chorleiter, Dirigent, Musikpädagoge, Schriftsteller, * Kronstadt 22.6.1922, † Hamburg, 27.1.2011. Besuch des Honterus-Gymnasiums, Klavierunterricht bei Victor Bickerich, 1946-1951 Studium an der Musikhochschule Stuttgart, Abteilung Schulmusik. G. wirkte als Lehrer an der Jugendmusikschule Stuttgart (1951-1958), als Kirchenmusiker im Rahmen der Kantorei der Frauenkirche Nürnberg und Landessingwart der Evang. Landeskirche Bayerns (1958-1960), als Musikerzieher an der Staatlichen Geigenbauschule Mittenwald (1960-1963), als Leiter der Musikschule Kiel und Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Kiel (1963-1970) sowie als stellvertretender Leiter der Jugendmusikschule Remscheid (1970-1977). Nach Antritt des Ruhestandes (1984) lebte er in Hamburg. (LSS-KT, DFDKK)
Schriften: Ein Klavierschemel erzählt…, Remscheid 1971; Wolfgang Amadeus und seine Mittenwalderin, Mittenwald 1983; Franz Schubert und Moritz von Schwind. Freundschaft im Biedermeier, München 1989; Klangfarben und Farbtöne. Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Musik und bildender Kunst, Hamburg 1995.
Literatur. H. Bergel: In Hamburg starb der Musiker R.G. „In großen Traditionen verwurzelt…“, in: NKZ, 31.3.2011

Gött, Fritz d. Ä.

Buchdrucker, Sohn von Johann Gött und Bruder von Heinrich Gött, * Kronstadt 7.6.1850, † ebd. 21.10.1909. Begann 1867 die Buchhändlerlehre bei Carl Sindel und beendete sie nach dessen Tod, 1870, in der Kronstädter Buchhandlung Frank & Dreßnandt, wo er bis 1871 als Gehilfe tätig war und anschließend eine Anstellung in Wien annahm. Nach dem frühen Tod seines Bruders berief ihn sein Vater in die Druckerei, deren Leitung er nach dessen Tod übernahm. Nachdem er wirtschaftl. schwere Zeiten überwunden, die Druckerei auf Motorbetrieb umgestellt und noch 1908 drei Typograph-Setzmaschinen angeschafft hatte, hinterließ er 1909 den gesicherten Betrieb seinem Sohn. (LSS-HM)
Literatur. H. Tontsch: Die Honteruspresse in 400 Jahren. Festschrift der Buchdruckerei Johann Götts Sohn, Kronstadt 1933, S. 77 ff.

 

Gött, Fritz d. J.

Fritz Gött d. J.: Selbstbildnis (1929)

Buchdrucker, Sohn von Fritz Gött d. Ä., * Kronstadt 29.8.1887, † Lörrach 22.5.1969. Absolvierte nach der Lehrzeit in der väterlichen Druckerei die Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Nachdem er in Münchener und Budapester Druckereien praktiziert hatte, musste er mit 23 Jahren die Leitung des Kronstädter Betriebes übernehmen (1909). Nach dem Ersten Weltkrieg ergab sich die Notwendigkeit, den Betrieb samt Nebenbetrieben gemäß den gestiegenen Ansprüchen zu erneuern und zu erweitern. Ein eigenes Druckereigebäude sowie ein Bürohaus wurden 1924 und 1926 bezogen. 1933 zählte das Unternehmen allein im drucktechnischen Bereich über 50 Mitarbeiter. Im selben Jahr erschien die Festschrift zum 400-jährigen Bestehen der Druckerei und 1936 die umfangreiche Festnummer zum 100. Geburtstag der „Kronstädter Zeitung“. Die Druckerzeugnisse zwischen den beiden Weltkriegen umfassten dt. und rum. Bücher, darunter viele Schulbücher, Zeitungen und Zeitschriften. Nach 1944 wurde die Druckerei beschlagnahmt und entschädigungslos enteignet. G., der schon früher in verschiedenen Gremien und Vereinen (z.B. Siebenbürgischer Karpatenverein) tätig war, betätigte sich nun bis zu seiner Aussiedlung 1960 als Bezirkskirchenanwalt in Kronstadt. (LSS-HM)
Literatur. H. Tontsch: Die Honteruspresse in 400 Jahren. Festschrift der Buchdruckerei Johann Götts Sohn, Kronstadt 1933, S. 82 ff.

Gött, Heinrich

Heinrich Gött (Foto: Moritz Lamberg, um 1865, Brukenthalmuseum, Reproduktion: Konrad Klein)

Buchdrucker, Redakteur, Sohn von Johann Gött und Bruder von Fritz Gött d. Ä., * Kronstadt 16.4.1839, † ebd. 30.12.1883. Besuch der Real- und Handelsschule in Kronstadt, dann im Betrieb seines Vaters, später in der k. k. Staatsdruckerei in Wien zum Buchdrucker ausgebildet; kehrte als befähigter Fachmann in das väterliche Unternehmen zurück, wo er viel zur Modernisierung des Betriebes beitrug. 1865 wurde er Kompagnon seines Vaters und zeichnete ab 1876 bis zu seinem frühen Tod als Redakteur der „Kronstädter Zeitung“. (LSS-HM)
Literatur. H. Tontsch: Die Honteruspresse in 400 Jahren. Festschrift der Buchdruckerei Johann Götts Sohn, Kronstadt 1933, S. 75; W. Knopp: Buchdrucker und Redakteur. Zum 175. Geburtstag von H.G., in: KR, 3.4.2014.

Gött, Johann

Anton Fiala: Johann Gött (Ölbild, um 1847/48, Privatbesitz München, Bildarchiv Konrad Klein)

* Wehrheim i. Taunus 10.12.1810, gest. Kronstadt 17.10.1888. Erlernte den Buchdruck in Frankfurt und ging 1830 auf ausgedehnte Wanderschaft, kam 1832 nach Kronstadt und fand in der im 16. Jh. von Joh. Honterus gegründeten und nun Franz von Schobeln gehörenden Druckerei, deren Leiter zwei Jahre vorher gestorben war, Arbeit. Schon Anfang 1834 konnte G. die Druckerei für 3333 Taler kaufen, 1835 erwarb er das Bürgerrecht. G. entwickelte eine ungemein rege Tätigkeit. 1837 gründete er das Siebenbürgische Wochenblatt, die zweite Zeitung Sb.s, aus der 1849 die Kronstädter Zeitung (bis 1944) hervorging. Sie hatte schon in den Anfangsjahren einen für damalige  Verhältnisse  unerhörten Erfolg mit (1842) 1000 Beziehern. 1838 folgte die Herausgabe der ersten Tageszeitung in rum. Sprache, der Gazeta Transilvaniei (bis 1884), dazu kam noch die ung. Zeitung Erdelyi Hirado. Alle drei Zeitungen hatten literarische Beilageblätter. G. war auch als Verleger bedeutender Werke der sb. Geschichte  und Literatur aktiv und ließ daneben rum. und ung. Bücher in seinem Verlag erscheinen, darunter auch Lehrbücher. Außerdem bekleidete G. mehrere Ehrenämter in Kirche und Stadtverwaltung; 1867 Ernennung zum Ritter des Franz-Josef-Ordens, 1876 wurde er Bürgermeister Kronstadts. 1879 trat G. in den Ruhestand, musste aber die Leitung der Firma nochmals übernehmen, als sein Sohn und Kompagnon frühzeitig starb. (LSS-HM)
Literatur. G. Nussbächer: Buchdrucker, Verleger und Bürgermeister. Zum 199. Geburtstag von J.G., in KR, 10.12.2009.

Gorgias, Johann

Romanschriftsteller, Gelegenheitsdichter, Gymnasiallehrer, * Kronstadt 1640, † ebd. 1684, besuchte ab 1656 das Gymn. seiner Vaterstadt, studierte in Wittenberg, um 1676 kehrte er nach Kronstadt zurück und war ab 1679 am Gymn. tätig, dem er auch als Rektor vorstand. Bereits als Student trat G. mit eigenen dichterischen Arbeiten an die Öffentlichkeit. Auch war er Mitglied mehrerer literarischer Gesellschaften und kaiserlich gekrönter Dichter. Erste Zeugnisse der dichterischen Tätigkeit G.s sind die Widmungsgedichte auf herausragende Persönlichkeiten des Elbschwanenordens, dessen Mitglied G. war. Eine große, für einen sb. Dichter geradezu ungewöhnliche Wirkung war seinen Romanen beschieden. In den Jahren 1665 bis 1675 sind nacheinander und in gleich mehreren Auflagen unter den Decknamen Veriphantor, Floridan und Poliandini alle seine epischen Schriften erschienen. Sie übten auf Leser, Verleger und Buchhändler eine große Anziehungskraft aus, sodass auch Bücher anderer Verfasser unter G.s Pseudonymen herausgegeben wurden. In allen Romanen von G. lässt sich das erzieherische Anliegen des Autors nachweisen. Gorgias fühlt sich dazu aufgerufen, vor allem die Männerwelt über die Gefahren aufzuklären, die ein übertriebener Frauenkult, wie ihn das 17. Jh. kannte, nach sich ziehen kann. Indem er in seinen Romanen das Verhalten der Frauen aus den höher situierten Gesellschaftskreisen schildert, macht er den Leser auf ihre zweifelhafte Moral aufmerksam. (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Veriphantors Buhlende Jungfer, 1665; Veriphantors Jungferlicher Zeitvertreiber, 1665; Poliandinis Gestürzter Ehrenpreiß des hochlöblichen Frauenzimmers, 1666; Veriphantors Betrogener Frontalbo, um 1670 (Neuauflage, Bonn 1985).
Literatur. E. Hajek: J.G., in: Euphorion, Bd. 26, 1925/1, S. 22-50; H. Bergel: Literaturgeschichte der Dt. in Sb., Innsbruck 1987, S. 43 ff.; St. Sienerth: Beiträge zur rumäniendt. Literaturgeschichte, Klbg. 1989, S. 116 ff.; derselbe: Ein ungewöhnlicher Barockautor. 350 Jahre seit der Geburt von J.G., in Neuer-Weg-Kalender 1990, S. 58 ff.


Graeser, Ernst Heinrich

Maler, Bruder von Gusto Gräser, * Kronstadt 8.5.1884, † Stuttgart 11.12.1944. G. bildete sich in München, Zürich und Stuttgart zum Maler aus. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Stuttgart sein Wohnsitz. „Als Maler wandte sich G. zunächst vorwiegend der Gestaltung religiöser Vorwürfe, erst später der Landschaft zu. Die Kunstkritik nannte ihn bald den ‚bedeutendsten – auf alle Fälle innerlichsten – religiösen Maler seiner Generation‘ und hob übereinstimmend den großen Ernst und G.s Ringen um monumentalen Stil hervor. (…) Fresken und Altarbilder aus seiner Hand schmücken viele Kirchen des Schwabenlandes. (…) In - soweit sich feststellen ließ - 26 württembergischen Kirchen gibt es Glasfenster nach Entwürfen von E.G.“ (Oskar Kraemer), darunter in der Markus-Kirche in Stuttgart und in der Stiftskirche Backnang. Stilistische Wegweiser seines Kunstwollens, mit dem er den Tendenzen der nationalsozialistischen Kulturpolitik mehr und mehr widersprach, waren der Spätimpressionismus, der dt. Expressionismus und der Kubismus. „Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges erscheint G. als Mahner. In Radierungen, die in der Erlebniswelt des ersten großen Krieges verankert sind, wies er kritisch auf die gefährliche Entwicklung hin und sehnte sich nach einer allgemeinen geistigen Erneuerung“ (Manfred Wittstock). (LSS-WM, DFDKK)
Schriftliches: Gruß an die Heimat, in: Klingsor, Heft 1/1935 (Rundschau); Der Spießer. Eine Weltbetrachtung, in: Klingsor, Heft 1/1936.
Literatur. H. Klaiber: E.G. Ein siebenbürgisch-sächsischer Maler, in: Klingsor, Heft 1/1935; O. Kraemer: E.G., in: Sb.-S. Hauskalender. Jahrbuch 1959; M. Wittstock: „Der verlorene Sohn“ (in der Reihe „Kleines siebenbürgisch-sächsisches Künstlerlexikon“), in: NW, 9.1.1975; A. Vaihinger: Vergessen und wiederentdeckt. Zum 125. Geburtstag des Malers E.G., in: SbZ, 30.4.2009 (auch in: KR, 21.5.2009).

Gräser, Gusto

Gusto Gräser, 1908, mit Signatur (Foto: Bildarchiv Konrad Klein)
Gusto Gräser, um 1950 (Foto: Bildarchiv Konrad Klein)

Lebensreformer, Zivilisationskritiker, Naturapostel, Dichter, bildender Künstler, * Kronstadt 16.2.1879 (Taufnamen: Gustav Arthur), † München 27.10.1958; G. war der Sohn eines Bezirksrichters und Senators. Sein Bruder Karl G. (1875-1920) war Mitbegründer der Reformsiedlung Monte Verità bei Ascona (Tessin, Schweiz), sein Bruder Ernst Heinrich G. (1884-1944) war Maler und Grafiker. – Im Alter von 15 Jahren ging G. vom Gymnasium ab und begann eine Lehre. 1896 gewann er mit einer Schnitzarbeit eine Goldmedaille bei der Weltausstellung in Budapest. Ab 1897 studierte G. Kunst in Wien. 1898 schloss er sich für kurze Zeit der Künstlergemeinschaft „Humanitas“ des Lebensreformers und Malers K.W. Diefenbach auf dem „Himmelhof“ bei Wien an. Nach Siebenbürgen zurückgekehrt, schuf er das programmatische Ideengemälde „Der Liebe Macht“, das sich heute im Museum Casa Anatta auf dem Monte Verità befindet. 1899 brach G. alle familiären und gesellschaftlichen Brücken hinter sich ab und lebte fortan auf Wanderschaft quer durch Europa. Er knüpfte Kontakte zu Philosophen, Künstlern und Reformern wie Rudolf Steiner, Erich Mühsam, Ferdinand Avenarius u.a. Schon früh wurde er eine Gestalt der Dichtung, so in Werken von H. Hesse oder G. Hauptmann. Er lebte von Vorträgen und dem Verkauf seiner selbstgedruckten Gedichte. Ab dem Jahr 1900 gehörte er wie sein Bruder Karl zu den Begründern der Reformsiedlung Monte Verità, zerstritt sich aber nach kurzer Zeit mit den anderen Gründern des Projektes und begab sich wieder auf Wanderschaft, kehrte jedoch bis 1909 immer wieder auf den Berg zurück. Seit 1903 verfügte G. über eine Höhle und eine Waldwiese, die ihm die Gemeinde Losone (Tessin) zum Geschenk gemacht hatte. Als Wanderdichter, Naturheiliger und Einsiedler wurde er alsbald ein Anziehungspunkt für Suchende und Reformer aus ganz Europa. In seiner Felsgrotte lebte 1907 der junge H. Hesse mit ihm zusammen. G. führte ihn ein in die Weisheitslehren des Orients. Einer seiner Schüler war auch der Amerikaner Raymond Duncan, Bruder der Tänzerin Isadora Duncan, der als vielseitiger Künstler, Dichter und Kommunegründer die Gräsersche Lebensart in den Kreis seiner Freunde Gertrude Stein, H. Matisse und P. Picasso weitertrug. G. gab mit seinen Mondscheintänzen im Wald von Arcegno (Losone) den Anstoß für den modernen Ausdruckstanz, der mit Rudolf von Laban und Mary Wigman vom Monte Verità aus seinen Siegeszug begann. Nach Tanzauftritten und Rezitationen in Schwabing (München) zog G. 1911 mit Frau und sieben Kindern im selbstgebauten Wohnwagen nach Berlin. Für den auf politischen Umbau drängenden Teil der Jugendbewegung, etwa den „Wandervogel“, wurde er eine Leitfigur. G. wurde oft angefeindet, immer wieder verhaftet, 1912 aus Sachsen und 1913 aus Baden ausgewiesen. 1915 wurde er nach Österreich abgeschoben, dort als Kriegsdienstverweigerer zum Tode verurteilt, jedoch nach drei Tagen in der Todeszelle als „mit verwirrten Ideen behaftet“ in eine Irrenanstalt eingewiesen. Nach seiner Entlassung kehrte er auf den Monte Verità zurück, wo er auf dem Landgut seines Bruders die Jahre 1916 bis 1918 mit seiner Familie verbrachte. Nun wurde er ein Vorbild für Kriegsgegner aus ganz Europa, die sich in Ascona um ihn sammelten, darunter die Tänzer R. v. Laban und W. Wigman und der Philosoph E. Bloch. 1919 wurde G. aus der Schweiz, dann aus Bayern und erneut aus Baden ausgewiesen. In München mahnte er während der Revolution zu Gewaltlosigkeit und wurde ins Gefängnis geworfen. 1927 kam G. wieder nach Berlin, wo er lange Reihen von „Öffentlichen Gesprächen“ auf dem Alexanderplatz abhielt. Um 1930 lebte er in der Reformsiedlung „Grünhorst“ bei Berlin, die zu einem Treffpunkt der Jugendbewegung und der „Biosophischen Bewegung“ um E. Fuhrmann wurde. Von dort zog er in einem Eselwagen durch Deutschland, seine Schriften verteilend und verkaufend. Nachdem G. von den Nazis mehrfach verhaftet und mit Schreibverbot belegt worden war, zog er 1940 von Berlin nach München, wo er in den Dachkammern von befreundeten Professoren die Jahre des Terrors überstand. Damals entstanden seine späten Hauptwerke, das „Siebenmahl“ und das „Brieflein Wunderbar“. G. starb 1958 völlig vereinsamt und unbemerkt in München. Sein dichterischer Nachlass befindet sich in der Stadtbibliothek München (Monacensia) und im Monte Verità Archiv Freudenstein. G.s reformerische Anschauungen stehen in jüngster Zeit vermehrt im Blickpunkt der interessierten Öffentlichkeit. Davon zeugen u.a. zahlreiche aus seiner Biographie inspirierte Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Graphic Novels und Filme. (Wikipedia, DFDKK)
Werke (Auswahl): Efeublätter. Gedichte. Wien 1912; Winke zur Genesung unsres Lebens. Sprüche und Gedichte. Ascona 1918; Notwendwerk. Zeichnungen und Gedichte. Steindruckmappe. Dresden 1926; Wortfeuerzeug. Sprüche und Gedichte. Berlin 1930; Gedichte des Wanderers, hg. von F. Milautzcki, Klingenberg 2006; Erdsternzeit. Eine Auswahl aus dem Spätwerk, hg. von H. Müller, Recklinghausen 2007 u. 2009.
Literatur (Auswahl). O.F. Jickeli: Siebenbürgisch-sächsische Charakterköpfe. XVIII. G.G., in: Die Karpathen, zweites Juliheft 2012; H. Wühr: Gustav G. †, in: SbZ, 25.11.1958; M. Müllerott: G.G. – Prophet auf Spruchkarten: in: SVJB, Folge 4/1964; H. Zillich: Meine Erinnerung an G.G., in: ebd.; H. Zillich: Münchner Gedächtnisausstellung für G.G., in: SVJB, Folge 1/1969; H. Schuller: Verschwiegener Hesse-Freund? Umwegige Beziehungen des Nobelpreisträgers zu Siebenbürgen, in: KR, 31.3.1978; H. Müller: G.G. Aus Leben und Werk. Bruchstücke einer Biographie. Begleitbuch zur Ausstellung G.G. in der Galerie Krüger, Maulbronn, 13.-26. September 1987 im Rahmen der baden-württembergischen Literaturtage, Vaihingen an der Enz 1987 (Rez. in: NKZ, 1.1.1988); E. Schnell: Gusto Gras, ein „Grüner“ aus Kronstadt, in: NKZ, 1.7.1987 (dazu Leserbrief von H. Müller in: NKZ, 1.1.1988); S. Schiller: G.-G.-Ausstellung in Maulbronn: Ein Held, ein Heiliger, ein Weiser oder ein skurriler Narr und Sonderling?, in: NKZ, 1.11.1987 (Übernahme aus den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 14.9.1987); H. Müller: „Ihr meiner Kindheit waldumrauschte Tage …“. G. in Kronstadt, in: NKZ, 1.4.1988; H. Meschendörfer: „Der Sonndonnfreund“. Nochmals: G.G., in: ebd.; H. Roth: G. hin, G. her, in: ebd.; ders.: Ausstellungen über G.G., in: SVJB, Folge 2/1988; H. Müller: Der „Sonndonnfreund“? Und wieder: G.G., in: NKZ, 1.7.1988; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. VI (D-G), Köln/Weimar/Wien 1998, S. 262 ff.; H. Bergel: „Der lachende Siebenbürger“, in: SbZ, 15.12.2008; ders.: „Der lachende Siebenbürger“. Versuch über einen Außenseiter: G.A.G. (1879-1958), in: Spiegelungen, Heft 4/2008; H. Müller: Hermann Hesses Weg mit G.G., in: SbZ, 15.12.2008; ders.: Der Dichter im Wahrheitsberg. G.-G.-Ausstellungen in München und Gstaad/Malerische Installation von Till Gerhard, in: SbZ, 5.2.2009; H. Bergel: G.A. Gräser. Der lachende Apostel, in: Wegkreuzungen. Dreizehn Lebensbilder, Bamberg 2009; Ch. Blankenstein: G.G. – der europäische Gandhi, in: Die Merkwürdigen von Gestern und ihre Spuren im Heute. 15 Porträts aus Österreich, Nordhausen 2011; H. Müller: Ein Kulturdenkmal ist in Gefahr. Das Gräserhaus auf dem Monte Verità soll abgerissen werden, in: SbZ, 15.7.2014; M. Kloos-Ilea: G.G. unter „Künstlern und Propheten“. Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main, in: SbZ, 20.4.2015; F. Gött: Eine Begegnung mit G.G., 1908, in: NKZ, 30.6.2015; St. Bollmann: Monte Verità 1900. Der Traum vom alternativen Leben beginnt. München 2017; H. Müller: Ein Wanderer aus Siebenbürgen. Dichter, Bildner und Künder eines „Notwendwerks“ – G.G. starb vor 60 Jahren, am 27. Oktober 1958, in München, in: SbZ, 15.12.2018; ders.: Notrettung für ein „Notwendwerk“. Die Siebenbürgische Bibliothek erwirbt ein frühes Werk von G.G., in: ebd.; ders.: „Ein verrückter Sachse – aber genial!“. Zum 140. Geburtstag des „Angelus transsilvanicus“, in: SbZ, 20.5.2019; ders.: G.G. – Exzentriker oder besonnener Reformer? Eine Entgegnung auf Steffen Greiner, in: SbZ, 20.2.2022; Th. Cieslik/M. Hallmen: G.G. – ein „Influencer“ aus Kronstadt. Tagung im Tessin zum Thema „G.G. und Hermann Hesse“, in: SbZ, 20.11.2023.

Greff, gen. Bakfark

Valentin Greff Bakfark auf dem Titelblatt der 1553 in Lyon gedruckten "Intabulatura" (Ausschnitt)

(ung. = Bockschwanz, Ziegenbock), auch Greff Bakfark (Bacfarc), Valentin, Lautenist und Komponist, * Kronstadt vermutlich 1527, † Padua 22.8.1576. Es gibt keinen sicheren Beleg über G.s Geburtsdatum. Die neuesten Quellenforschungen ergaben bloß den Anhaltspunkt, dass G. 1576 im Alter zwischen 40 und 45 Jahren stand. Jedoch die bisherige Ableitung des Geburtsjahres 1507 von der nun erwiesenermaßen falschen Angabe von G.s Alter (69) auf der Grabtafel in der San-Lorenzo-Kirche in Padua ist auf keinen Fall mehr haltbar. Zwei authentische Dokumente belegen seinen Herkunftsort: Eine eigenhändige Noteneintragung von 1552 ist mit „Valent. Bakfarkh. Sibenburg. auß der Statt Kron“ unterzeichnet, und in der von G. selbst vorgenommenen ersten Werkpublikation (1553) gibt er sich als Autor mit „Valentin Bacfarc Transilvani Coronensis“ an. Ein Thema widersprüchlicher Ansichten unter den Biographen ist die Frage, ob der Name Bakfark der Geburtsname oder ein später angenommener Künstler- oder Spitzname ist oder ob er zum Adelsprädikat gehört. Der Name Greff (Gräf, Greb) trat in Kronstadt sehr häufig auf. G. verwendete bis 1565 den Namen Bakfark (Bacfarc), danach zeichnete er mit dem Doppelnamen, mit Greff an erster Stelle. In amtlichen Urkunden ist „Valentinus Greph alias Bekwark“ (Krakau 1566) und „Valentinus Greff alias Bakfark“ (Weißenburg 1571) angegeben; auch die Namensinitialen in seinem Wappen lauten V.G.B.
G. wurde am Hofe des ung. Königs Johann Zápolya musikalisch ausgebildet und blieb nach dessen Tod (1540) im Dienste der Königinwitwe Isabella. 1549 wurde er Hoflautenist des poln. Königs Sigismund August II. in Krakau und Wilnius. Nach dem Tode der poln. Königin Barbara (1551) unternahm er zunächst kürzere Reisen, die ihn nach Königsberg (zu seinem Freund und Gönner Herzog Albrecht von Preußen), Danzig und Frankfurt a.d.O. führten, dann nach Wittenberg (wo er mit Ph. Melanchthon zusammentraf) und Augsburg. Er war vermutlich auf der Suche nach einem Verleger, den er aber erst während seiner 1552 begonnenen Reise nach Frankreich durch die Unterstützung des Grafen und Erzbischofs Tournon 1553 in Lyon fand, wo er ein Tabulaturbuch mit seinen Lautenkompositionen und Intavolierungen herausbrachte. In Paris trat er mit dem Königshof in Verbindung, wahrscheinlich reiste er auch nach Rom, wo er den Papst besucht haben soll; in beiden Fällen sollen ihm Dienstangebote gemacht worden sein. Über Venedig kehrte er 1554 nach Königsberg und schließlich an den poln. Hof zurück. G. gab im Okt. 1565 in Krakau sein zweites Lautenbuch heraus, danach ging er nicht mehr nach Wilnius zurück. Nach einem Aufenthalt in Posen und Breslau nahm er am 1.7.1566 die glänzend dotierte Stelle eines Hoflautenisten bei Kaiser Maximilian II. in Wien an. 1570 ging er nach Weißenburg an den Hof des sb. Fürsten Joh. Sigismund Zápolya, der ihm in Anerkennung seiner Verdienste und als Dank für seine Rückkehr nach Sb. ein ansehnliches Landgut schenkte. Doch schon nach einem Jahr starb Sigismund. Die Verhältnisse am Hofe seines Nachfolgers Stephan Bathory entsprachen offenbar nicht den Ansprüchen G.s. 1571 verließ er Weißenburg, um sich als freier Künstler in Padua niederzulassen. Mit seiner zweiten Frau und vier Kindern fiel er einer Pestepidemie zum Opfer.
G. wurde nicht nur als einer der größten Lautenvirtuosen seiner Zeit gefeiert, sondern wurde auch als Komponist sehr bekannt. Seine von ihm in zwei Lautenbüchern herausgegebenen Kompositionen verbreiteten sich schon zu seinen Lebzeiten, sie wurden nachgedruckt und fanden Eingang in Sammelpublikationen franz., holländischer, belgischer und dt. Verleger. G. schrieb, dem Brauch der Zeit entsprechend, Intavolierungen zeitgenössischer Vokalsätze und an vokalen Vorbildern orientierte Eigenkompositionen für sein Instrument, das in der weltlichen instrumentalen Kunstmusik führend war. In der Intavolierungstechnik geht er über seine unmittelbaren Vorgänger Fr. da Milano und A. de Rippe hinaus, indem er neue Elemente in Ornamentierung, Rhythmik, Harmonie und Notation einführt, der Bearbeitung größere Selbständigkeit verleiht, die polyphone Stimmführung der Vorlagen jedoch, bes. in den späteren Intavolierungen, konsequent beibehält. In seinen Originalkompositionen, den Ricercari oder Fantasien, übernimmt G. die instrumentale Motettenform seiner Vorgänger, baut sie aus und entwickelt sie weiter. Diese Stücke erscheinen in ihrer polyphonen Satzstruktur wie eine Vorausschau auf den instrumental- kontrapunktischen Geist einer späteren Zeit. - Die zwei von G. herausgegebenen Drucke markieren gleichzeitig zwei stilistisch voneinander zu trennende Schaffensperioden; eine dritte wäre noch anzuschließen, deren Ertrag wir jedoch nicht kennen, da G. seine letzten Kompositionen kurz vor seinem Tode verbrannt hat. - Seine Stellung in der Musikgeschichte als schöpferischer Künstler ist die eines ersten Instrumentalkomponisten, der einer Instrumentalform die volle Ausprägung verlieh und diese zur eigenständigen vollwertigen Werkgattung erhob. Ab dem 17. Jh. geriet G. in Vergessenheit. Erst Ende des 19. Jh.s wurde er wiederentdeckt. Es setzten rege Archivstudien ein, denen in Ungarn, Polen, Österr. und Sb. eine Anzahl biographischer und philologischer Publikationen folgte. Diese historiographische Aktivität um G. dauert bis zur Gegenwart an und ist bedauerlicherweise zum nicht geringen Teil vom Streit um die nationale Zugehörigkeit G.s und dem Bestreben, ihn ethnisch zu definieren, geprägt. Die Werke selbst werden in originaler Klangform auf der Renaissancelaute, nicht zuletzt wegen ihrer enormen spieltechnischen Schwierigkeiten, erst seit einigen Jahren zum Klingen gebracht. (LSS-KT)

Werke: „Intabulatura …“ (Tabulaturbuch), Lyon 1553: Vier vierstimmige Fantasien (Originaltitel: Recercate) und 16 Intavolierungen für Laute solo; „Harmoniarum Musicarum …“ (Tabulaturbuch), Krakau 1565: drei Fantasien (drei- bis vierstimmig) und neun Intavolierungen für Laute solo (ital. Lautentabulatur). In fremden Quellen: im sog. Berliner Manuskript um 1575, Biblioteka Jagiellonska Krakau (Sammlung eines anonymen Schreibers in dt. Lautentabulatur ): zwei Fantasien (vierstimmig) und fünf Intavolierungen; im „Lautenstammbuch“ des Grafen Dohna, 1550/52 (Stadtbibliothek Königsberg, seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen): Intav. „Je prens en gré“ nach Cl. von Papa (dt. Tabulatur); in: Matthäus Waissel: „Tabulatura“, Frankfurt/O. 1573; Intav. „Veni in hortum meum“, nach O. di Lasso (dt. Tabulatur); in einem Manuskript aus Krakau 1560/62, Universitätsbibliothek Lemberg/Lwow (Tabulatursammlung eines anonymen Schreibers): Tanzsatz „ Non dite mai“ (Gagliarda) nach einem ital. Tanzlied. - Passamezzo (verschollen).


Diskographie (Auswahl): B. - Lute music played by Dániel Benkö (SLPX 11549); B. 3 - Lute music played by Dániel Benkö (1978, SLPX 11893); 2 Fantasien, bearbeitet von O. Nemescu (Cantus serenus, 1979, ST-ECE 01602); Fantasia IV 4 Vocum Recercate, bearbeitet von H. Andreescu (Fünf Jahrhunderte deutscher Musik in Transsylvanien, „Virtuozii din Bucureşti“, Leitung: H. Andreescu, 1995, EDC 168).


Literatur. A. Koczirz: V.G.B., in: Österr. Lautenmusik im 16. Jh., Denkmäler der Tonkunst in Österr., Bd. 18/2, Wien 1911 (Biographie und Werkausgabe); E. Hajek: Neues über V.G.-B., in: KVfSL, 41. Jg., 1918; S. 36-38; Ders.: V.G.-B., in: Die Musik. Ihre Gestalter und Verkünder in Sb. einst und jetzt. Musikalische Lebensbilder, Krst. 1927; O. Gombosi: Der Lautenist V.B., Leben und Werke, Musicologia Hungarica Bd. II, Budapest 1935, neue Ausgabe Musicologia Hungarica neue Folge Bd. 1, hg. Z. Falvy, Kassel/Budapest 1967 (Biographie und kritische Werkausgabe); I. Homolya/D. Benkö: V.B. Opera omnia, 3 Bde., Budapest 1976/81 (Biogr. und krit. Gesamtausgabe der Werke); H.P. Türk: Ein Gipfelpunkt europäischer Musikpflege. Vierhundert Jahre seit dem Tode von V.G.-B., in: KR, 27.8.1976; G. Nussbächer: „Siebenburger auss der Statt Kron“. Neue Hypothese zur Biographie von V.G.-B., in: KR, 27.8.1976; Ders.: V.G. – wann wurde er geboren? Betrachtungen zur 400. Widerkehr des Todestages des großen siebenbürgischen Lautenisten, in: NW, 28.8.1976; Ders.: V.G.-B., in: Astra, Nr. 104, III/1976; R. Machold: V.G.-B. 20 Jahre jünger als bisher angenommen? Betrachtungen zum 400. Todestag des großen Lautenisten „auss der Statt Kron“, in: SVJB, Nr. 2/1977; I. Homolya: Wann ist Bakfark-Greff geboren?, in: SVJB, Nr. 3/1979; G. Nussbächer: Bekräftigung einer Hypothese. Eine noch immer ungeklärte Frage – das Geburtsjahr von V.G.-B., in: NW, 8.9.1979; Ders.: Zur Biographie von V.G.-B., in: FzVL, Bd. 25, Nr. 1-2/1982; I. Homolya: B., Budapest 1982, neue Ausgabe in dt. Übersetzung, Budapest 1985; K. Teutsch: Von Valentin Greff zu Bálint Bakfark, in: ZfSL, 10. Jg., 1988/1; P. Király: B., in: Muzsika, Budapest 5/1990; Ders.: V.B., in: Beiträge zur Musikgeschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1, Kludenbach 1999; K. Teutsch: „Er war deutscher Herkunft und hatte immer den Wunsch, als Deutscher zu gelten“. Vor 425 Jahren starb in Padua der Lautenist V.G.B./Neue Erkenntnisse und Hypothesen zum Lebensweg eines bedeutenden siebenbürgischen Musikers, in: SbZ, 15.8.2001; J. Brandsch: Wichtige Fragen ausgespart, in: SbZ, 15.9.2001.


Greger-Honigberger, Helene

Opernsängerin, Violinistin, Musikpädagogin, Schwester der Pianistin u. Klavierpädagogin Selma Erler-H., des Musikers Emil H. u. des Kunstmalers Ernst H. * Elisabethstadt 24.5.1874, † Kronstadt 11.6.1956. Verlebte ihre Jugend in Kronstadt. Mit acht Jahren bekam sie den ersten Geigenunterricht von ihrem Vater, dann lernte sie bei dem aus Leipzig stammenden Geiger und Kapellmeister Max Krause und dem aus Böhmen zugewanderten Militärkapellmeister und Musikpädagogen Ignatz Hajek. 1896 kam sie in das Stern’sche Konservatorium in Berlin, wo sie weiter als Geigerin ausgebildet wurde. Bei einer Gesangübung fiel dem Direktor ihre Stimme auf, und er überredete sie, Gesang zu studieren. 1900 absolvierte sie das Konservatorium. Sie gehörte als dramatische Sängerin zunächst dem Ensemble des Stadttheaters Elberfeld, dann dem Kölns an. Ab 1908 war sie Mitglied der königlichen Hofoper in Budapest. 1912 kehrte sie nach Sb. zurück und wirkte als Lehrerin für Gesang und Violine zunächst in Hermannstadt, dann in Schäßburg und zuletzt in Kronstadt. 1914 heiratete sie in Kronstadt den Schäßburger Agraringenieur Georg Greger. Zusammen mit ihrem Bruder Emil unterhielt sie in Kronstadt die „Musikschule Honigberger“. (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. K. Teutsch: Erfolgreich als Sängerin und Geigerin. Zum 125. Geburtstag von H.G.-H., in: SbZ, 20.5.1999.

Greissing, Joseph von

Arzt, * Kronstadt 1.8.1798, † ebd. 6.1.1890. Gymn. in Kronstadt, Medizinstudium in Wien, Promotion zum Dr. med. am 20.1.1823 mit der Dissertation „Inauguralis medica sistens Vaccinae Historiam“, Wien 1823. Niederlassung in Kronstadt, Ernennung zum Stadtphysikus am 2.5.1832. Bekämpfte die Cholera in den Jahren 1831, 1844, 1866 und 1873. Ernennung zum kaiserlichen Rat am 31.12.1858, Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens 1867. Pensionierung 1877. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Analyse der Ferdinands- und Franzensquelle in Zaizon, Krst. 1843; Was ist Jod und welches sind seine Heilwirkungen? Krst. 1868; Welches sind die Heilwirkungen des Eisens? Krst. 1868.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 28 f.; F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 154 f.

Gross, Hermann

Prof. Dr. Hermann Gross (Foto: Konrad Klein, 1992)

Wirtschaftswissenschaftler, * Kronstadt 23.1.1903, † Gauting 19.8.2002. H.G. war der älteste Sohn von Julius Gross, Direktor des Honterusgymnasiums. Nach dem an dieser Schule abgelegten Abitur studierte er in Kiel und Leipzig Handelswissenschaften, Volkswirtschaft sowie Staats- und Rechtswissenschaften. 1924 erlangte er an der Handelshochschule Leipzig den Grad eines Dipl.-Kaufmannes und 1925 an der Universität Leipzig den eines Dipl.-Volkswirtes. 1929 Promotion zum Dr. rer. pol. mit einer Dissertation über deutsch-rumänische Wirtschaftsbeziehungen. Als stellvertretender Direktor des Instituts für Mittel- und Südosteuropäische Wirtschaftsforschung an der Univ. Leipzig (ab 1929) habilitierte er sich 1936 mit der Studie „Der südosteuropäische Wirtschaftsraum – ein Beitrag zur Erkenntnis seiner Struktur“. 1937 richtete er an der Philosophischen Fakultät der Leipziger Universität das Südosteuropa-Institut als fakultätsübergreifende Forschungsorganisation ein. 1939 bis 1945 Leitung der volkswirtschaftl. Abteilung der I.G. Farbenindustrie AG in Wien. An der Wiener Hochschule für Welthandel und an der Univ. Wien bekleidete er ab 1943 eine Professur für Volkswirtschaftslehre, die mit einem Lehrauftrag für die Wirtschaft Mittel- und Südosteuropas einherging.  In der Nachkriegszeit wissenschaftlicher Dezernent am Institut für Weltwirtschaft der Univ. Kiel. 1962 folgte H.G. dem Ruf der Ludwig-Maximilians-Univ. München auf den Lehrstuhl für Wirtschaft und Gesellschaft Südosteuropas. 1971 emeritiert. Gastprofessor an der Hochschule für Politik in München und an der Univ. Georgia/USA (1967). Auszeichnungen: Konstantin-Jireček-Medaille in Gold der SO-Europa-Gesellschaft (1973), Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis (1974), Bundesverdienstkreuz (1984). G. gilt als Begründer der wirtschaftl. SO-Europaforschung. (LSS-FB, Wikipedia, DFDKK)
Werke (Auswahl): SO-Europa. Bau und Entwicklung der Wirtschaft, Leipzig 1937;
Die volkswirtschaftl. Bedeutung des SO-Deutschtums und der dt.-südosteurop. Wirtschaftsbeziehungen, in: Tausend Jahre Nachbarschaft, hg. von der Stiftung Ostdt. Kulturrat, München 1981; Gewicht einer wirtschaftl. Leistung, in: Epoche der Entscheidungen. Die Sb. S. im 20 Jh., hg. von O. Schuster, Köln/Wien 1983.
Literatur. H. Gülich-Biedenberg: Das Schrifttum von H.G., München 1963; W. Althammer/W.G. Gumpel (Hgg.): Festschrift für H.G. SO-Europa im Entwicklungsprozess der Welt, München/Wien 1979; H. Bergel: Prof. Dr. H.G. 85, in: SVJB, Folge 1/1988; A.U. Gabanyi: Nestor der südosteuropäischen Wirtschaftswissenschaft. H.G. starb nach einem erfüllten Leben im Alter von 99 Jahren, in: SbZ, 15.9.2002.

Gross, Rita

Rita Gross: Der Sterngucker (Holz)

Bildhauerin und Bildschnitzerin, * Szegedin 7.9.1916 (wo sich die Eltern gerade auf der Flucht befanden), † Kaufbeuren 27.7.1998. R.G. wuchs in Kronstadt auf, wo sie beim Bildhauer Richard Ernst Boege ersten Unterricht im Modellieren erhielt. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München fünf Jahre lang Steinbildhauerei (1941 bis 1944 bei Prof. Wackerle) und besuchte im Anschluss an das Studium eine Schnitzschule in Niederbayern. Die 1950er und 1960er Jahre brachten G. große kirchliche und städtische Aufträge, u.a. übernahm die Künstlerin die Neugestaltung der evang. Kirche in Neugablonz bei Kaufbeuren und der Christkönigskapelle des Neuen Krankenhauses in Kaufbeuren, für die sie ein Halbrelief in Terrakotta, eine überlebensgroße Maria mit Kind, schuf.
Im Rückgriff auf die „Kleinmeister“ des 16. Jahrhunderts, die diesen Namen als große Meister von Kupferstichen kleinen Formats zu einem Ehrenprädikat erhoben, könnte man G. die „Kleinmeisterin“ unter den sb.-s. Künstlern der Gegenwart nennen. „Man muss den Madonnen und Heiligen von R. Groß nur den Sterngucker, den Seher und die ‚Dicke‘ gegenüberstellen, um den hintersinnigen Humor dieser prächtigen Kleinplastiken zu verstehen“ (Hans Wühr). (LSS-WM)
Literatur. [ungenannter Verfasser]: Vom Werden einer künstlerischen Aussage. R.G., eine junge Bildhauerin, in: SbZ, 15.1.1963; H. Wühr: Die Bildhauerin R.G., in: SVJB, Folge 4/1963; H. Morres: Heimatliches Erbe, in: KR, 13.3.1970; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991.

Guggenberger, Hans

Hans Guggenberger bei der Arbeit an der Büste seiner Künstlerkollegin Margarete Depner (Foto: 1932, Familienarchiv Depner/Wittstock)

Bildhauer, * Mediasch 14.1.1902, † München 1.6.1987; Sohn der Fotografin Ida Guggenberger, 1920 bis 1926 Studium der Kunstgeschichte und Archäologie in Berlin, München, Wien und Florenz. 1926 bis 1931 in Hermannstadt, wo er sich der Bildhauerei zuwendet und Steinmetz lernt. 1931 bis 1945 in Kronstadt. Nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23.8.1944 Lagerhaft in Tg. Jiu und Untersuchungshaft in Bukarest. Ab 1946 Wohnsitz in Breaza im Prahova-Tal. 1961 Auswanderung in die Bundesrep. Dtl. 1962 bis 1963 Steinmetzarbeiten für den Münchener Waldfriedhof.
G.s. Porträtplastiken verraten schon um 1930 eine beachtliche bildnerische und geistige Bewältigung der Form, z.B. bei den Büsten Dr. Carl Wolffs und Frau Duensings. Seine Arbeiten von der ersten Gesamtausstellung der einheimischen bildenden Künstler in Kronstadt 1937 weisen ihn, neben M. Depner und O. Netoliczka, als führenden Vertreter der sb.-s. Bildhauerei aus. Auf der von der Dt. Volksgruppe 1942 in Kronstadt veranstalteten Kollektivausstellung wurde seine „Figur in Marmor“ (auch als „Tuchmacherin“ bekannt) zum „beherrschenden Erlebnis der Gesamtschau“ (Otmar Richter). G.s. Streben zur Monumentalplastik dokumentierte auch die im Dez. 1943 in Hermannstadt eröffnete, 1944 in Wien, Berlin u.a. europ. Städten gezeigte Wanderausstellung „Künstler aus Rumänien stellen aus“. Zu den hier gezeigten Skulpturen („Die Schreitende“, „Männertorso“, „Mädchen mit drei Kindern“ u.a.) notierte Harald Krasser, dass diese „von vornherein großplastisch angelegten Gebilde einer großzügigen, urspr. bildhauerisch empfindenden Phantasie“ entstammten und „mit geistiger Überlegenheit, frei von jedem Pathos“ gestaltet worden seien. Nach Kriegsende schuf G. überwiegend Kleinplastiken und Porträtbüsten in zunehmend strenger Stilisierung. Eine Ausnahme bilden zwei durch ihre jugendliche Anmut bezaubernde lebensgroße Bronzen: „Mädchen am See“ und „Mädchen mit Vöglein“ (heute am Luganer See), beides Auftragsarbeiten vom Ende der 1960er Jahre. Viele von G.s. Arbeiten sind im Krieg verschollen; erhalten ist aus dieser Zeit nur Bauplastik: zwei freie Kopien der Christus- und der Johannes-der-Täufer-Figur an der O-Front der Schwarzen Kirche. (LSS-KK, DFDKK)
Schriftliches: Über den Sinn der Plastik in unserer Zeit, in: Klingsor, 12/1933.
Literatur. H. Krasser: Dt. Künstler im Südosten, in: SVJB, 2/1985 (Wiederabdruck aus der Südostdt. Tageszeitung/Ausgabe Siebenbürgen vom 28.1. - 4.2.1944); C. Stephani: Geistige Durchdringung der Form. Zu H.G.s 70. Geburtstag, in: NL, 2/1972; H. Zeidner: „Eine eigenwillige, starke Persönlichkeit“. In München starb der Bildhauer H.G., in: SbZ, 31.8.1987; H. Bergel (Hg.): Kammermusik in Bronze u. Stein. Der Bildhauer H.G. Mit einem Anhang von K. Klein, Thaur b. Innsbruck 1994.

Gunesch, Gottfried

Forstmann, * Reps 13.9.1868, † Kronstadt 25.5.1924. G. besuchte die Forstakademie in Schemnitz/Banská Štiavnica im damaligen Oberungarn (heute Slowakei) und trat 1889 als Forstpraktikant beim Forstamt der Stadt Kronstadt ein. 1891 legte er die forstliche Staatsprüfung in Budapest ab. 1892 wurde er Forstadjunkt, 1894 Revierförster und 1900 Oberförster. 1903 wurde ihm das vereinigte Stadt-Tömöscher-Revier zur Verwaltung zugewiesen. 1919 wurde er zum Forstrat ernannt. – Von 1911 bis 1914 war G. Obmann der Sektion Kronstadt des Siebenbürgischen Karpatenvereins. Als solcher gab er 1914 die in Wien gedruckte Schuler-Hohenstein-Karte und eine Übersichtskarte des gesamten Sektionsgebietes heraus. – 1919 bis 1923 war G. erster Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft in Kronstadt. (LSS-HH)
Werke (Auswahl): Die Entwicklung und Bedeutung unseres heimischen Forstwesens, in: Dt. Volkskalender, Krst. 1905; Die Verwertung des Rotbuchenholzes für Nutz- und Werkholzzwecke, ebd., Krst. 1906; Die Holzarten und deren Wachstumsverhältnisse in den Kronstädter Stadtwaldungen, in: Kronstädter Kalender, Krst. 1907.
Literatur. Fr. Kepp: Jahrb. SKV, Hst. 1930; F. Stenner: Die Beamten der Stadt Kronstadt, Krst. 1916.

Gusbeth, Eduard Benjamin

Arzt, Medizinhistoriker und Heimatforscher, * Kronstadt 30.8.1839, † ebd. 17.4.1921. Honterusgymn. in Kronstadt, Medizinstudium in Wien, Promotion zum Dr.med. in Wien am 22.3.1864, Magister der Geburtshilfe am 2.6.1864, Dr. der Chirurgie am 2.8.1864. Sekundararzt in einem psychiatrischen Krankenhaus in Wien, Sept. 1864 bis Jan. 1865. Allgemeinpraktiker und Hausarzt in Kronstadt seit März 1865. Seit 1876 Arzt des evang. Altfrauenheims. Mehrere Jahre Präsident der Sanitätskommission der Stadt und des Komitats Kronstadt. Ernennung zum Ehren-Komitatsoberphysikus am 18.12.1902. Durch seine Werke ist G. als der führende Medizinhistoriker von Kronstadt und dem Burzenland anzusehen. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Zur Geschichte der Sanitätsverhältnisse in Kronstadt, 1884; Die Landärzte im Kronstädter Comitat, 1887; Das Sanitätspersonal in und aus dem Kronstädter Komitate in den Jahren 1901 bis 1910.
Literatur. G. Nussbächer: Arzt, Medizinhistoriker und Heimatforscher. 175 Jahre seit der Geburt von Dr. E.G., in: KR, 4.9.2014 (auch in: NKZ, 20.12.2015).


Gust, Heinrich

Heinrich Gust: Selbstporträt, 1925 (Sammlung Konrad Klein)

Fotograf, * Kronstadt 17.5.1887, † ebd. 9.7.1969. Um 1910 bis 1912 fotografische  Ausbildung in Wien. Anschließend Eröffnung eines Ateliers in Kronstadt (bis 1914 in Betrieb). G.s Namen verbindet sich vor allem mit seinen Aufnahmen von Kronstadt und den Burzenländer Gemeinden der Umgebung; weniger bekannt sind seine frühen Bilder fotojournalistischer Art. (LSS-KK)

Bildveröffentl. (Auswahl). E. Kühlbrandt: Die evang. Stadtpfarrkirche A.B. in Kronstadt (1927); E. Jekelius (Hg.): Das Burzenland (insb. Bd.III/1), Krst. 1928.

Güttler, Wolfgang

Kontrabassist und Musikpädagoge, * Kronstadt 10.1.1945, † Klausenburg 18.9.2022. Studierte bei Joseph Prunner an der Bukarester Musikhochschule. Mitglied im Philharmonischen Orchester Klausenburg, dann im Rundfunksinfonieorchester Bukarest. 1973 war er Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbs in Genf. In den Jahren 1975-1985 spielte G. im Berliner Philharmonischen Orchester. 1985-1991 o. Prof. an der Hochschule für Musik Köln, ab 1989 Solokontrabassist des SWR-Sinfonieorchesters Freiburg/Baden-Baden, ab 1991 Inhaber einer Professur an der Musikhochschule Karlsruhe. Solistische Tätigkeiten in Europa, Amerika, Asien. G. war Gründungsmitglied des Ensembles „Trio Basso“, für das seit 1982 mehr als 200 Kompositionen geschrieben wurden. 1991 gründete er das Ensemble „Geatles“ für 16 Kontrabässe. Außerdem spielte G. mehrere Jahre im „Consortium classicum“. G. war desgleichen Mitglied des Ensembles „Villa Musica“. 1992 begann seine Arbeit im Ensemble der Casals-Festspiele Prades, und seit 1997 gehörte er zu der Gruppe „that“. Als Pädagoge war G. in Europa, den USA, Kanada und Südamerika tätig. Er gab u.a. Meisterkurse an der Juilliard School und der Manhattan School von New York, im kanadischen Banff, in Oberstdorf, beim Casals Festival sowie den Darmstädter Ferienkursen. Seine umfangreiche Diskographie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. (LSS-KT, DFDKK)
Autobiographisches. H. Liess/H. Wolf/G. Schwarz/K. Waber (Hgg.): Erinnerungen. 50 Jahre nach der Matura 1962 der Absolventen des Honterus-Lyzeums in Kronstadt. 1962-2012, o.O. o.J. (2012), S. 71.
Literatur. D. Drotleff: Wissen von Celibidache und Karajan mitbekommen. W.G., der international anerkannte Meister des Kontrabass, konzertierte in seiner Heimatstadt, in: KR, 11.3.2000; ders.: Kronstädter Musiker von internationalem Prestige. Kontrabassist W.G. (1945-2022) bleibt in Erinnerung, in: KR, 10.11.2022; xxx: Herausragender Musiker und Feingeist. Nachruf auf den gebürtigen Kronstädter W.G. (1945-2022), in: SbZ, 12.12.2022 (auch in: NKZ, 20.12.2022).

Hajek, Egon

 Schriftsteller, Literaturhistoriker und Musikwissenschaftler, * Kronstadt 6.11.1888, † Wien 18.5.1963. Sohn eines Militärkapellmeisters, besuchte das Gymn. seiner Geburtsstadt und studierte ab 1908 in Berlin und Budapest Germanistik, Latein, Theol. und Musik. Promovierte 1913 in Budapest mit einer Arbeit über den sb.-dt. Roman um die Mitte des 19 Jh.s; anschließend Deutsch- und Lateinlehrer am Honterusgymn., danach Stadtkantor und (ab 1925) Pfarrer in Kronstadt und (seit 1929) in Wien. 
H. trat schon vor dem Ersten Weltkrieg, vor allem in den Karpathen, mit eigenen Versen hervor und gehörte während der Zwischenkriegszeit zu den führenden sb.-s. Intellektuellen. Ohne seine sb. Heimat als Stoffgebiet bes. ins Auge zu fassen, orientierte er sich in seinen Gedichten, die in dem Band Das Tor der Zukunft  (1920) Aufnahme fanden, hauptsächlich an der Schreibart der dt. Expressionisten. Mehr an konkreter Gegenständlichkeit vermochte H. in sein zweites Gedichtbuch Balladen und Lieder (1926) hereinzuholen, das er bewusst im sb. Umfeld verankerte. Schlichtheit und Anschaulichkeit der Sprache sowie intentionale Ausrichtung auf ein göttliches Gegenüber kennzeichnen die Gedichte des Bandes Leuchter von oben (1935). Von H.s Epik verdient vor allem sein erster Prosaband (Der tolle Bruß) erwähnt  zu werden. Warf man seiner Lyrik Gespreiztheit, Unverständlichkeit und Überladenheit vor, so lobte man an den Erzählungen die Einfachheit, Sachlichkeit und Anspruchslosigkeit. In seiner Wiener Zeit hat H. vorwiegend hist. Unterhaltungsromane, jedoch von bescheidenem ästhetischem Wert geschrieben. Für die sb.-dt. Lit. sind vor allem Meister Johannes und König Lautenschläger von Bedeutung, da sie heimische Stoffe behandeln. H. verfasste auch grundlegende literaturhist. (über J. Gorgias und Val. F. von Franckenstein) und musikgeschichtliche Studien sowie zahlreiche Essays, mit denen er sich am Gespräch über die Entwicklung der heimischen Kulturverhältnisse beteiligte. (LSS-StS)
Werke
 (Auswahl): Das Tor der Zukunft, Krst. 1920; Der tolle Bruß und andere Erzählungen aus Sb., Würzburg 1923; Du sollst mein Zeuge sein, Graz und Leipzig 1938; König Lautenschläger, Stuttgart 1940; Wanderung unter Sternen, Stuttgart 1958.
Literatur. W. Myss: Fazit nach achthundert Jahren. München 1968; ders.: Drei sb.-s. Dichter, in: Sb.-s. Hauskalender, München 1967; R. Sutter: Sb. S. in Österr. Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1976; St. Sienerth: E.H., in: J. Wittstock/St. Sienerth (Hg.), Die rumäniendeutsche Lit. in den Jahren 1918-1944, Buk. 1992, S. 187-192.

Hartl, Hans

Hans Hartl (1973, Foto: Bildarchiv Konrad Klein)

Publizist, * Kronstadt 16.8.1913, † Starnberg 21.12.1990. Besuch des Brukenthal-Gymnasiums in Hermannstadt, 1932 bis 1935 Studium (Flugzeugbau) in Berlin, 1937 bis 1944 Redakteur beim „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt“ (ab 1941: „Südostdeutsche Tageszeitung“), 1941 bis 1943 als Kriegsberichterstatter an der Ostfront, 1946 Flucht nach Österreich, 1952 Übersiedlung nach Deutschland, seither Journalist in München. Mitbegründer (1952) und Präsidiumsmitglied der Südosteuropa-Gesellschaft München, Leiter des Ausschusses Internationale Hochschulwochen. Schriftleiter folgender Periodika: „Siebenbürgische Zeitung“ (1953-1956), „Kulturpolitische Korrespondenz“ (1955-1962), „Deutsche Monatshefte für Politik und Kultur“ (1958-1964), „Wissenschaftlicher Dienst Südosteuropa“ (1957-1981), zeitweilig auch der „Südosteuropa-Mitteilungen“. 1981 wurde H.H. mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet. (LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Ich sah das rote Russland, Hermannstadt 1938; Spanien 1938, Hermannstadt 1939; Das Schicksal des Deutschtums in Rumänien. 1938 – 1945 – 1953, Würzburg 1958; Hermann Oberth - Vorkämpfer der Weltraumfahrt, Hannover 1958 (auch schwedisch 1961); Fünfzig Jahre sowjetische Deutschlandpolitik, Boppard 1967; Nationalismus in Rot. Die patriotischen Wandlungen des Kommunismus, Stuttgart 1968; Nationalitätenprobleme im heutigen Südosteuropa, München 1973; Der „einige“ und „unabhängige“ Balkan. Zur Geschichte einer politischen Vision, München 1977; Chinesische Impressionen. Ein Reisebericht, München 1979; Die Deutschen in Rumänien. 1918 – 1940 – 1945 – 1985, o.O. o.J.
Literatur. A. Hönig: H.H. 60 Jahre, in: SVJB, Heft 3/1973.

Hauser, Arnold

Arnold Hauser (Foto: Horst Buchfelner)

Schriftsteller, * Kronstadt 31.3.1929, † Bukarest 31.12.1988. Erlernte in Ploiești und Mediasch das Schlosserhandwerk (1946-1949), das er bis 1951 ausübte. Während seiner Arbeit als Umbruchredakteur beim „Neuen Weg“ (1951-1960) besuchte er das Gymn. im Abendkurs, das er 1960 absolvierte. Seit 1960 bis zu seinem Tod war H. Redakteur, ab 1985 Chefredakteur der „Neuen Literatur“. H. war Mitglied des Rum. Schriftstellerverbandes, zeitweilig auch in dessen Leitungsausschuss. Den Prosapreis des Verbandes erhielt er im Jahre 1974.
H.s schriftstellerisches Werk setzt sich aus Kurzgeschichten, die er in mehreren Bänden sammelte, und einem Roman zusammen. Als Episoden aus dem Alltag der Nachkriegszeit können H.s. meiste Erzählungen angesehen werden. H.s einziger Roman („Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns“, auch in rum. und ung. Übersetzung) beleuchtet aus der Perspektive eines ehemaligen dt. Journalisten und eines rum. Schriftstellers das unheimliche Verschwinden eines jungen Rumäniendeutschen, dessen Schicksal in vielerlei Hinsicht symptomatisch für das Los der Dt. in Rum. nach dem Krieg war. (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Leute, die ich kannte, Buk. 1965; Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns, Buk. 1968, auch Wien/München/Zürich 1972, Berlin 1974; Examen Alltag, Buk. 1974.
Literatur. G. Csejka: Vor allem ein nützliches Buch. A.H.s Kurzroman „Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns“ (Literaturverlag Bukarest), in: NL 4/1969 (auch in: „Reflexe. Kritische Beiträge zur rumäniendeutschen Gegenwartsliteratur“, hg. von E. Reichrath, Buk. 1977); H. Schuller: A.H. zum Gedächtnis, in: KR, 13.1.1989.

Hausmann, Ernst

Tierpräparator und Sammler, Sohn von Wilhelm Hausmann, * Kronstadt 10.7.1865, † Baciu bei Kronstadt 21.6.1942. H.s. Vogelsammlung umfasste 597 hervorragend gearbeitete Stopfpräparate. Mehr Beobachter und Künstler als Geschäftsmann, galt seine Zuwendung und wissensch. Arbeit der Vogelwelt seiner engeren Heimat. Ab 1906 als ständiger Beobachter und ab den 1930er Jahren korrespondierendes Mitglied des Ung. Ornithologischen Institutes, veröffentlichte H. seine Beobachtungsdaten und Neuentdeckungen in der Institutszeitschrift „Aquila“. Seine 55-jährigen wertvollen Tagebuchaufzeichnungen, von H. Salmen bereits aufgearbeitet, gingen in den Kriegswirren ebenso verloren wie seine Vogelsammlung. Letzte Reste gerieten in die Lehrsammlung der Forsthochschule und der Univ. in Kronstadt, in das Jagdmuseum und in Schulen. (LSS-WK)
Literatur. H. Salmen: E.H., in: Mitteilungen des Burzenländer Museums, Krst. 1944, Heft 1-4, S. 71 f.; L. Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, Gießen 1964, S. 140; H.Salmen: Die Ornis Sb.s., Bd. I. Köln/Wien 1980, S. 49-53.

Hausmann, Wilhelm

Turnlehrer, Tierpräparator und Schriftsteller; * Ulm 21.12.1822, † Turcheş bei Kronstadt 1900; wirkte als Turnlehrer am evang. Gymnasium in Kronstadt (1847-1853) und an der k. k. Schule für Leibesübungen in Hermannstadt (1853-1859); veröffentlichte seine vielfältigen landeskundl. und naturwissensch., an vorderer Stelle ornithologischen Studien in verschiedenen Zeitschriften, vor allem in den „Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften“ und im „Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins“. Sein Vorbild veranlasste auch seinen Sohn Ernst Hausmann und E. Czynk zu ornith. Betätigung. H.s. Studien betrafen hauptsächlich das Burzenland und die umgebenden Gebirgszüge. Mit seinen feuilletonistischen Schriften war H. Wegbereiter weiterer naturwissensch. Forschung. (LSS-WK, DFDKK)
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 75 f.; F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 175 f.; L. Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, Gießen 1964, S. 140-141; H. Heltmann: Hausmann-Kollektion geborgen, in: VZ, 4.3.1966; H. Salmen: Die Ornis Sb.s., Bd. I, S. 36/37, und Bd. III, S. 26, Köln/Wien 1980 und 1988.

Hedwig, Johann

 Arzt und Botaniker, Begründer der modernen Mooskunde, * Kronstadt 8.12.1730, † Leipzig 18.2.1799. Nach Besuch des Gymn. in Kronstadt Studium in Wien, Preßburg und Zittau. 1751 Studium der Medizin in Leipzig, 1759 Promotion. Seit 1759 Arzt in Chemnitz, wo er intensive botanische Untersuchungen betrieb. 1774 Entdeckung der Fortpflanzungsorgane der Moose; 1778 erste diesbezügliche Mitteilung. 1781 Übersiedlung nach Leipzig. 1782/83 erschien sein grundlegendes Werk Fundamentum historiae... mit eigenen Abbildungen. 1783 gewann er ein Preisausschreiben der Akademie zu Petersburg; die Preisschrift Theoria generationis... erschien 1784 in Petersburg. Seine Anerkennung als Wissenschaftler war auch für seine berufliche Laufbahn ausschlaggebend. 1784 wurde er Arzt der Stadtkompanie, 1786 außerordentlicher Prof. der Med. Fakultät, 1789 ordentlicher Prof. der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Leipzig. 1791 auch Arzt der Thomasschule. H. veröffentlichte Arbeiten zur Morphologie, Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Als besondere Leistung kann die Entdeckung des Zentralspaltes der Spaltöffnungen und deren Funktion bezeichnet werden. Auch der Begriff Perigonium für Blütenhülle stammt von ihm. 1787 bis 1797 veröffentlichte H. in vier Bänden seine Mikroskopisch-analytische Beschreibung und Abbildung der Laubmoose... Unabgeschlossen blieb sein Hauptwerk Species muscorum frondosorum..., das aber sein Schüler F. Schwägrichen nach Vorlagen von H. abschloss und 1801 drucken ließ. 1811 bis 1830 fügte Schwägrichen weitere drei Bände hinzu. Dieses Werk ist die Grundlage der modernen Mooskunde bis heute geblieben, ein Neudruck aus 1960 bestätigt dies. H. hat 37 z.T. mehrbändige Arbeiten veröffentlicht. Außerdem erschienen von ihm auch Beiträge med. Inhalts. Unvollendet blieb auch seine Physiologie des Gewächsreiches. H. war mit Linné der bedeutendste Botaniker und der erfolgreichste Mikroskopiker seiner Zeit. Er war Mitglied mehrerer wissensch. Gesellschaften und Akademien. H. zu Ehren wurden Pflanzengattungen und eine Fam. der Laubmoose benannt. Als Hedwigia erschien ab 1852 ein Notizblatt für kryptogamische Studien, das als Nova Hedwigia, eine internationale Fachzeitschrift, auch heute noch erscheint. (LSS-HH)

Werke (Auswahl): Fundamentum historiae naturalis muscorum frondosorum..., Leipzig 1. T. 1782, 2. T. 1783; Theoria generationis et fructificationibus plantarum cryptogamicarum..., Petropolitana 1784, Neuaufl. Leipzig 1798; Sammlung seiner zerstreuten Abhandlungen über botanisch-ökonomische Gegenstände, 1. T. Leipzig 1793, 2. T. 1797; Species muscorum frondosorum..., Hg. F. Schwägrichen, Leipzig 1801.

Literatur. Kurze Lebensgeschichte… Neue Schriften der Gesellschaft naturforschender Freunde, 2. Bd., Berlin 1799; D. Hager: Sb. Quartalsschrift, Hst., 7, 1801, 218; Trausch SL II, 83; J. Römer: Die Karpathen, Krst., 1, 1908, 17, 522; H. Heltmann: in: Von Honterus zu Oberth, Buk. 1980, 66; H. Meschendörfer: SZ, München, 36. Jg., 4. F., 15.3.1986.

Hedwig, Johann Lukas

Komponist, Chordirigent, Musikpädagoge, * Heldsdorf 5.8.1802, † Kronstadt 8.1.1849. H. folgte 1840 einem Ruf als Stadtkantor, Musikdirektor und Gymnasialmusiklehrer nach Kronstadt. In diesen Funktionen beeinflusste er entscheidend das Musikleben Kronstadts und des Burzenlandes. Ein von ihm um 1845 gegründeter Musikverein hatte nur kurzen  Bestand. H. erlag plötzlich einem Nervenfieber. – Seine Kompositionen waren teilweise schon ab 1823 in Wien aufgeführt worden; auch in Sb. fanden sie Anklang und lebten in Kronstadt und den umliegenden Gemeinden weiter. Stilistisch lehnen sie sich an die Wiener Klassiker an. H. ist der Autor einiger volksläufiger Liedmelodien, darunter der unter der Bezeichnung Siebenbürgenlied bekannten Volkshymne der Sb. S. und des als Volkslied verbreiteten Bei Marienburg. (LSS-KT)

Kompositionen (Auswahl): „Der Allmacht Wunder“, Oratorium für Soli, Chor und Orchester (unvollendet, Aufnahme: Astra-Chor und Bach-Chor Krst., Leitung: H.E. Schlandt, 2002); Kantaten (darunter: „Kantate auf das Osterfest“, „Pfingst-Kantate“, „ Luther- Kantate“); Psalmvertonungen für Chor, Orchester und Orgel; „Sammlung christlicher Gesänge“ für Soli, Chor, zwei Violinen und Orgel (Dictum); „Festlied - Bürger Kronstadts, lasst uns singen“ für sechsstimmigen Chor und Orchester (1845), mit der Urform der Melodie des Siebenbürgenliedes. – Motetten a cappella und mit Instrumenten; verschiedene Chöre a cappella und mit Instrumenten (darunter die Urfassung des Siebenbürgenliedes für dreistimmigen Männerchor, 1846). - Lieder für Singstimme und Klavier; Duette für zwei Soprane und Generalbass. – Orchesterwerke (darunter: sechs Konzertouvertüren; „Marsch und Polonaise“, „Sechs neue Ecossaisen“). – Klavierstücke.

Schriften: Kronstädter theoretisch-praktische Gesanglehre, Krst. 1848;Tagebuch (Manuskript).

Literatur. E. Hajek: Die Musik. Ihre Gestalter und Verkünder in Sbg. einst und jetzt. Musikalische Lebensbilder, Krst. 1927; E.H. Müller: Die Musiksammlung der Bibliothek zu Kronstadt, Krst. 1930; Trausch/Schuller SL; K.-H. Brenndörfer: 200 Jahre seit der Geburt von J.L.H., in: Wir Heldsdörfer, Stuttgart 2002, Nr. 86, S. 8; H. Franz: Johann Lukas Hedwigs Siebenbürgenlied, in: Beiträge zur Musikgeschichte der Siebenbürger Sachsen = Musikgeschichtliche Studien 4b, hrsg. von Karl Teutsch, Kludenbach 1999, S. 62-69; F. Latzina: Der „siebenbürgische“ Haydn, in KR 31/3.08.2002, S. 3.

Heltmann, Heinz

Biologe, Botaniker und Schulmann, * Schaas bei Schäßburg 5.3.1932, † 14.4.2021 Sankt Augustin. Nach Abschluss der Pädagogischen Mittelschule (Lehrerbildungsanstalt) in Schäßburg Studium der Naturwissenschaften in Klausenburg (1951-1955). Ab 1956 im Fachbereich Botanik (Herbarium) und Dendrologie am Forstinstitut in Kronstadt tätig; ab 1958 Gymnasiallehrer am dt. Gymn. in Kronstadt; 1963 bis 1973 Forscher am Laboratorium für Arzneipflanzen der Landwirtschaftlichen Versuchsstation am Hangestein (Măgurele/Kronstadt); 1971 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Univ. Bukarest. 1973 Umsiedlung in die Bundesrep. Dtl. und seit 1974 am Institut für Pharmazeutische Biologie/Univ. Bonn tätig. 2017 mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet. Wirkungsbereich: Beiträge zur Pflanzenwelt Rumäniens, Arbeiten über mehrere Arzneipflanzen (Gelber Enzian, Tollkirsche, Schlafmohn, Wolliger Fingerhut u.a.), biographische Arbeiten über bedeutende Naturwissenschaftler (Johann Chr. G. Baumgarten, Julius Römer, Heinrich Höhr, Heinrich Wachner, Richard Jacobi, Wilhelm Hausmann u.a.). (LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Seltene Pflanzen Rumäniens, Buk. 1968; Text für Bildband „Die Karpaten“, Innsbruck 1988; Verfasser zahlreicher wissensch. Arbeiten, Mitherausgeber und Herausgeber der 4 Bde. „Naturwissensch. Forschungen über Sb.“ (in der Reihe Archiv für Sb. Landeskunde, 3. Folge), Köln/Wien 1979, 1984, 1985, 1992; Mitherausgeber der 3 Bde. von „Die Ornis Sb.s.“, Studia Trans. 8/I-III, Köln/Wien 1980, 1982, 1988; Mitherausgeber von „Der Sb. Karpatenverein“, Thaur b. Innsbruck 1990; Mitherausgeber der Ortsmonographien von Schäßburg (2. Aufl. 1998) und Schaas (1999).
Literatur. HvK (= H. v. Killyen): Der Naturforschung verschrieben. Dr. H.H. wurde 60, in: SbZ, 15.4.1992; [E. Lingner]: Gespräche über unsere Zeit (13). Unser Gesprächspartner war Dr. H.H., in: NKZ, 20.3.2003; O. Götz: Dr. H.H. wurde 80, in: NKZ, 30.3.2012; E. Schneider: Forscher, Lehrer, Fachautor. Dem Naturwissenschaftler Dr. H.H. zum 80. Geburtstag, in: SbZ, 31.3.2012; H.U. Kasper: Dr. H.H. zum 80. Geburtstag, in: ZfSL, Heft 1/2012; E. Schneider/H.U. Kasper: Ein Leben für die vielfältigen Facetten der Naturwissenschaften. Zum Gedenken an Dr. H.H. (geboren 5. März 1932, gestorben 14. April 2021), in: SbZ, 18.5.2021; U. Grün: Dr. H.H. (1932-2021). Würdigung und Nachruf, in: KR, 4.6.2021.

Henning (-Hermann), Thusnelda

Theodor Henning: Thusnelda Henning-Hermann (Gemälde, gemalt vom Sohn der Schriftstellerin)

 Schriftstellerin, * Kronstadt 31.5.1877, † Wien 31.10.1965, Schwester des Malers Hans Hermann. Nach der Heirat lebte sie, seit 1917 verwitwet, in Klosterneuburg bei Wien. Hielt sich des Öfteren in Sb. auf. Von ihrem schriftstellerischen Werk, das auch Erzählungen und Gedichte umfasst, kommt ihrem Roman Der hölzerne Pflug literarische und kulturhist. Bedeutung zu. Die Ereignisse der Revolution aus den Jahren 1848/49, wie sie sich in der Schäßburger Umgebung zutrugen, zum Anlass nehmend, zeichnet die Schriftstellerin ein anschauliches Bild des Volkslebens, der Bräuche und Sitten, aber auch des Existenzkampfes der Sb. S. in einer bewegten Zeit. (LSS-StS)

Werke (Auswahl): Der hölzerne Pflug, Berlin 1938, Buk. 1977; Der Hof, Buchgemeinschaft Heimatland (Bd. 29), 1962.

Literatur. R. Sutter: Sb. S. in Österr. Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1976, S. 69-71; A. Kartmann: Th. H.-H., in: J. Wittstock/St. Sienerth (Hg.), Die rumäniendeutsche Lit. in den Jahren 1918-1944, Buk. 1992, S. 272-277.

 

 

 

Hensel, Friedrich

Das Denkmal im Kanaltal (Italien), das an Friedrich Hensel und seine Kampfgenossen erinnert (Foto: Wikipedia/Johann Jaritz)
Hauptmann Friedrich Hensel (1809). Kopie nach dem Porträt eines unbekannten Malers. Honterusgemeinde Kronstadt (Original in Münchner Privatbesitz). Foto: Konrad Klein

österr. Offizier, * Kronstadt 13.8.1781, † Pass Malborghet 17.5.1809, besuchte das Honterusgymn. in Kronstadt, das Gymn. in Schässburg und die Genieakademie in Wien, die er als Kadett verließ. H. deckte 1809 als Hauptmann eines österr. Geniekorps den Rückzug des von Erzherzog Johann befehligten österr. Heeres aus Italien durch die heldenmütige Verteidigung eines Sperrforts im Kanaltal und verzögerte den Vormarsch der französ. Südarmee unter Prinz Eugène Beauharnais vier Tage lang. „Dadurch wurde die zeitgerechte Vereinigung der beiden franz. Armeen verhindert und der Sieg über Napoleon bei Aspern am 22. Mai 1809 ermöglicht“ (R. Sutter). H. fiel mit der Mehrzahl seiner Mitkämpfer gegen eine vielhundertfache Übermacht. Kaiser Ferdinand I. ließ den Gefallenen im Kanaltal ein Denkmal mit folgender Inschrift errichten: „Zur Erinnerung an den Heldentod des k.k. Ingenieur Hauptmanns Friedrich Hensel am XVII. Mai MDCCCIX und der mit ihm gefallenen Kampfgenossen. Kaiser Ferdinand I.“. An H. erinnert auch eine Gedenktafel an dessen Geburtshaus in Kronstadt, Schwarzgasse/Nicolae-Bălcescu-Straße 34. (LSS-WM, DFDKK)
Literatur. A. Veltzé: Österreichs Thermopylen 1809, Wien 1905; F. Herfurth: 1809. F.H. und sein Fort, Zeiden 1933; H. Zillich: F.H., ein dt. Leonidas, in: SVJB, Folge 2/1959; H. Zillich (Hg.): F.H., ein dt. Leonidas. Sein Lebensbild in Briefen, München 1967; R. Sutter: F.H., in: Sb.S. in Österreichs Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1976; J. Kasper: Ein siebenbürgischer Held aus Napoleonischer Zeit. F.H.s tapfere Verteidigung vor 200 Jahren in den Karnischen Alpen, in: SbZ, 15.7.2009.


Hensel, Klaus

Schriftsteller, * Kronstadt 14.5.1954, besuchte das Honterus-Lyzeum in seiner Geburtsstadt, studierte Philologie (Deutsch und Englisch) in Bukarest. Zunächst Deutsch- und Englischlehrer an einer Bukarester Schule, dann Verlagslektor im Kriterion- und im Meridiane-Verlag. Übersiedelte 1981 in die Bundesrep. Dtl., wo er sich als freischaffender Autor in Frankfurt/Main niederließ. 1983/84 Stipendiat des Literarischen Colloquiums in Berlin. Seit 1984 Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks. In den 1990er Jahren Fernsehautor für die ARD-Kulturmagazine „Kulturreport“ und „ttt – titel, thesen, temperamente“ sowie das 3sat-Magazin „Kulturzeit“. 1994 Stipendium des Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Ab 2003 leitender Redakteur der Literaturredaktion im hr-fernsehen und Redakteur des ARD-Literaturmagazins „druckfrisch“; seit 2004 auch Redakteur des deutsch-französischen Kulturmagazins „Metropolis“ auf ARTE.
H. ist Verfasser von Gedichten, Kritiken und kulturpolit. Essays. Sein poetisches Schaffen, das in Rum. wie in Dtl. die Aufmerksamkeit auf seinen Verfasser lenkte, wurde mit mehreren Preisen (z.B. Förderpreis des Marburger Literaturpreises 1984, Kranichsteiner Literaturpreis 1988, Deutscher Literaturpreis 1989, gemeinsam mit Herta Müller, Gerhardt Csejka, Helmuth Frauendorfer, Johann Lippet, Werner Söllner, William Totok und Richard Wagner) bedacht. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Das letzte Frühstück mit Gertrude. Gedichte. Klausenburg 1980; Oktober, Lichtspiel. Gedichte. Frankfurt/Main 1988; Stradivaris Geigenstein. Gedichte. Frankfurt/Main 1990; Humboldtstraße, römisches Rot. Liebesgedichte. Frankfurt/Main 2001.
Literatur. C. Tudorică: K.H., in dies.: Rumäniendeutsche Literatur (1970-1990). Die letzte Epoche einer Minderheitenliteratur. Tübingen/Basel 1997, S. 146 ff

Herfurth, Franz Karl

Lehrer, Theologe, Schriftsteller, * Kronstadt 1.1.1853, † ebd. 26.3.1922. Nach dem Abitur (Honterusgymnasium) studierte er 1871-1875 in Berlin, Jena und Leipzig Theologie, Philosophie und Philologie. 1876 kam er an das Gymnasium nach Kronstadt, wo er zwölfeinhalb Jahre Religion, Deutsch, Latein, Griechisch, Psychologie und Logik unterrichtete. In dieser Zeit betätigte er sich als Korrespondent des „Siebenb.-Deutschen Tagesblattes“ und der „Kronstädter Zeitung“ und arbeitete an den „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt“ mit. 1889 folgte er der Berufung zum Pfarrer nach Neustadt (Burzenland). Von 1907 bis 1922 war er Stadtpfarrer von Kronstadt, 1894-1908 Dechant des Kronstädter evang. Kirchenbezirkes, 1907-1922 Bischofsvikar und ab 1895 als Vertreter der Stadt Kronstadt Mitglied der Sächsischen Nationsuniversität. Anlässlich der Honterusfeierlichkeiten 1898 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg verliehen. In seiner Amtszeit als Kronstädter Stadtpfarrer wurde das neue Gebäude des Honterusgymnasiums seiner Bestimmung übergeben (1913). 1916 blieb er beim Einmarsch rumänischer Militäreinheiten in Kronstadt, obwohl die Flucht angeordnet war. Vom 18. September bis zum 23. Dezember 1916 war er in Bukarest inhaftiert. Seine Frau begleitete ihn.
Beginnend mit dem Jahr 1886 gab H. das volksbildenden Zielen dienende Sonntagsblatt „Siebenbürgischer Volksfreund“ heraus, in dem der „mundartlichen Literatur eine Heimstätte geboten“ wurde (R. Hörler). Treue zu Glauben und Volkstum beherrschen seine schriftstellerischen Arbeiten. H. galt seinerzeit als „bedeutendster Vertreter“ der „anekdotisch-volkskundlichen Richtung“ der heimischen Dialektdichtung (R. Hörler, zitiert nach J. Wittstock). (H.-P. Schawaller, DFDKK)
Werke (Auswahl): Sächsisches Volksliederbuch, hg. von F.H. Hst. 1895, 2. Aufl. ebd. 1900; Aus Heimat und Ferne. Vier Vorträge, Wien 1898; Meren nd Hippeltscher vun Franz Herfurth, ous dem Nolaß erousgegiën vu senyem Sann Wilhelm Herfurth. Krunen 1930.
Literatur. J. Trausch - Fr. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, 4. Bd., Hst. 1902, S. 190-194; R. Hörler: F.H., in: Die mundartliche Kunstdichtung der Sb. S. Arch. Ver. Sb. Lkde 39 (1913/15), H. 3 (1915), S. 629-708 (F.H.: S. 672-673); J. Reichart: D. F.H., in: Kalender des Siebenbürger Volksfreundes, 1923, S. 61-63; A. Schuster: D. F.H., in: Neuer Volkskalender, 1923, S. 76-82; Cărturari brașoveni (Sec. XV-XX). Ghid biobibliografic. Brașov 1972, S. 105-106; J. Wittstock: F.H., in: Die Literatur der Sb. S. in den Jahren 1849-1918, hg. von C. Göllner u. J. Wittstock, Buk. 1979, S. 308-313; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Band VII, H-J, Köln/Weimar/Wien 2000, S. 103-114.

 

 

Hermann, Albert

Prof. Albert Hermann (Foto: 1936, Bildarchiv Konrad Klein)
Prof. Albert Hermann (2. Reihe, Mitte) beim Aufmarsch eines Honterusfestes in der Zwischenkriegszeit

Schulmann, * Schönbirk 3.11.1893, † Bonn-Bad Godesberg 27.12.1975. Gymn. in Bistritz, 1911 bis 1915 Studium der Naturwissenschaften  und Philosophie in Tübingen, Budapest und Leipzig, 1917/18 Biologielehrer am evang. Gymn. in Kronstadt, 1923 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig. Im gleichen Jahr kehrt H. zurück an das Honterus-Gymn. in Kronstadt, wo er 1940 bis 1944 Rektor war. Ebenfalls 1940 bis 1944 Leiter der Abteilung Höheres Schulwesen im Schulamt der Deutschen  Volksgruppe in Rumänien. H. war zeitweilig Vorsitzender des Sb.-S. Lehrerbundes und des Professoren-Vereines sowie Schriftleiter der Zeitschrift „Schule und Leben“. 1944/45 aus politischen Gründen interniert im Konzentrationslager in Târgu Jiu. 1952 wurde H. mit Frau nach Elisabethstadt zwangsevakuiert. 1958 Aussiedlung in die Bundesrep. Dtl. (LSS-HH)
Werke (Auswahl): Der naturwissensch. Unterricht als Erziehungs- und Bildungsmittel an höheren Schulen, Leipzig/Berlin 1922; Bericht über die erste Olympiade sächs. Mittelschüler zu Ostern 1928 in Kronstadt. Krst. 1929; Die dt. Bauern des Burzenlandes. Vorbericht über das Ergebnis einer anthropologischen Untersuchung, in: Klingsor, Heft 9/1936; Die dt. Bauern des Burzenlandes. Jena 1937; Allg. Biologie. Lehrbuch für die 8. Klassen der Lyzeen mit dt. Unterrichtssprache. Hst. 1938; Fragen unseres höheren Schulwesens, in: Der Dt. Lehrer. Zeitschrift der dt. Erzieherschaft in Rum., Heft 1-2/1941; Das deutsche Schulwesen in Sb., in: ebd., Heft 8-10/1941; Das Schulwesen der Sb. S. zwischen den beiden Weltkriegen, in: SVJB, Heft 2/1965; Das Deutschtum in Rum., in: Das Auslandsdeutschtum in Osteuropa einst und jetzt, hg. vom Arbeits- und Sozialministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Troisdorf 1963.
Literatur. H. Zillich: Prof. Dr. A.H. 70 Jahre, in: SVJB, Heft 1/1964; K. Hügel: Dr. A.H. zum Gedenken, in: SVJB, Heft 3/1976; G. Müller: In memoriam A.H. Ein Jahr nach dem Tod des großen Schulmannes, in: SbZ, 15.12.1976; HB (= H. Bergel): Kronstädter Professoren (XX): A.H., in: NKZ, 25.8.1991.

Hermann, Hans

Hans Hermann: Selbstbildnis (1923)

Maler, Graphiker, Kunsterzieher; Sohn des akademischen Bildhauers Friedrich Hermann und Bruder der Schriftstellerin Thusnelda Henning-Hermann, * Kronstadt 25.1.1885, † Hermannstadt 10.2.1980. 1892-1903 Schulausbildung in Krst., die letzten vier Klassen an der Staatl. Oberrealschule in ung. Sprache; 1903-1907 Ausbildung zum Zeichenlehrer in Budapest, 1907 bis 1915 Zeichenlehrer am evang. Gymn. in Mediasch; in dieser Zeit noch stark verbunden mit dem Budapester Kunstgeschehen; Teilnahme an ersten Ausstellungen sowie Entwurf und Ausführung der Wanddekorationen am Neubau des Mediascher Gymnasiums. 1915-1918 Kriegsteilnahme als Leutnant an der Front (Wolhynien, Istrien); 1918 bis 1948 Zeichenlehrer am evang. Gymn. und an der Realschule in Hermannstadt. Rege Ausstellungstätigkeit: Druckgraphik und Ölgemälde (seit 1923 nur auf Sperrholzplatte), Aquarell, Kohle, Kreiden, in früheren Jahrzehnten vorwiegend Bildnis und Aktstudie, später zunehmend Landschaft, selten Stillleben und Figurenkomposition. Verleihung zahlreicher Auszeichnungen (u.a. Staatspreis für Graphik 1937, 1964 Titel „Verdienter Künstler“). 1948-1966 Vorsitzender der Filiale Hermannstadt des Verbandes der bildenden Künstler Rumäniens. Erfuhr vor allem als Graphiker Anerkennung. Nach Abbruch der Beziehungen zur Budapester Kunstszene blieb seine Auffassung realistisch-heimatgebunden. (LSS-KB)
Selbstzeugnis: H.H.: [ohne Titel]. in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 190 f.
Veröffentlichung: Sibiul Vechi, Klbg. o.J. (1971; Album mit 12 Radierungen als perforierte Postkarten im Großformat).
Literatur. V. Roth: H.H., in: Sb-Dt. Tageblatt, 21.11.1917; J. Bielz: H.H. (in der Reihe „Maeștrii Artei Romînești“). Buk. o.J. (1956); W. Aichelburg: H.H., der Maler Siebenbürgens, in: VK, Heft 8/1957; E. Lendvay: H.H., in: Uj idö, 12.8.1965; H. Zillich: H.H. 80 Jahre alt, in: SVJB, Heft 4/1965; H. Zay: Unerschöpfliche Schaffensfreude. Atelierbesuch bei H.H., in: HZ, 19.7.1968; W. Aichelburg: Stumm in Stein verborgen… H.H.s alte Stadtlandschaften, in: HZ, 27.8.1971; L.T.: Kunstmaler H.H. 90 Jahre alt, in: SVJB, Heft 2/1975; G.E. Hügel: H.H. Monographische Studie. München 1979; R. Wittstock-Reich: Von dem hohen Gebot der Ordnung. H.H. beging seinen 95. Geburtstag, in: NW, 2.2.1980 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); B. Stephani: Ausdruck eines Augenblicks. Zum Ableben H.H.s, in: VK, Heft 3/1980 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); H. v. Arz: Über den Maler H.H., in: SVJB, Heft 3/1980; K. Bertalan: H.H. Buk. 1982; W. Myss: Kunst in Sb. Thaur bei Innsbruck 1991; S. Beer: Mein Zeichenlehrer in der Brukenthalschule. Erinnerungen an den vor 130 Jahren geborenen Maler H.H., in: SbZ, 5.2.2015; H. König: Handwerker und Geistliche als Vorfahren. Gemälde von H.H. (1885-1980) im Teutsch-Haus, in: HZ, 15.5.2015 u. 22.5.2015; K. Klein: Nebelsonne bei Hermannstadt, in SbZ, 20.2.2017; G.-L. Ittu: Kronstädter bildende Künstler im Ersten Weltkrieg, in: NKZ, 30.6.2020.

Herrmann, Anton (Antal)

Ethnograph und Zigeunerforscher, * Kronstadt 30.7.1851, † Szegedin/Ungarn 15.4.1926. Studien in Wien, Klausenburg und Budapest. Unterrichtete 1871/75 Naturkunde am röm.-kathol. Gymn. in Krst., 1875/79 in Pantschowa (heute in Serbien), in Budapest und in Weißkirchen (heute in Serbien). 1883 wurde er als Professor für dt. Spr. und Lit. an das Budapester Pädagogikum berufen. 1898 habilitierte er sich an der Klausenburger Franz-Joseph-Universität im Fach Volkskunde. Nach deren Verlegung 1921 nach Szegedin wurde er hier zum außerordentl. Honorarprof. und 1924 zum ordentlichen öffentlichen Professor ernannt. – 1871 hatte er in Krst. einen Band „Gedichte“ veröffentlicht.
H. gab von 1887 bis 1907 in Budapest die Zeitschrift „Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn“ mit Beiträgen zur Volkskunde der südosteurop. Völker, insbes. auch zu jener der Zigeuner, heraus. 1889 gründete er zusammen mit Hunfalvy Pál (Paul Hundsdorfer) die Ungarische Ethnographische Gesellschaft (Organ: „Ethnographia“). Betreuung des Fachreferates für Ethnographie der „Österreichisch-ungarischen Monarchie in Wort und Bild“ (Wien 1886-1902, 24 Bde.). Mitglied der anthropologischen Gesellschaften in Wien, Berlin und München, der Internationalen Folkloregesellschaft und Geschäftsführer der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung der Zigeuner. Langjähriger Freund des ebenfalls aus Krst. stammenden Zigeunerforschers Heinrich v. Wlislocki. Bedeutender folkloristischer Nachlass. (LSS-KK, DFDKK)
Literatur. Kos K.: H.A. Importanța lui în mișcarea etnografică de la sfîrșitul sec. XIX-lea și începutul sec. XX, in: Anuarul Muzeului Etnografic al Transilvaniei pe anii 1957 și 1958, Klbg. 1958.

Herrmann, George Michael Gottlieb von

George Michael Gottlieb von Herrmann (Kupferstich nach dem verschollenen Gemälde eines unbekannten Malers vom Ende des 18. Jahrhunderts)

Schriftsteller und Historiker, * Kronstadt 29.9.1737, † ebd. 31.7.1807. Sohn des Kronstädter Stadthannen, genoss zunächst Privatunterricht und besuchte danach das Gymn. seiner Vaterstadt, 1759 bis 1762 Kanzlist in der Sb. Gubernialkanzlei in Hermannstadt, danach Sekretär beim Kronstädter Magistrat, 1764 Archivar, 1772 Obernotär, Stadthann und Stadtrichter von Kronstadt. Belangvoll für die sb. Literaturgeschichte ist zunächst H.s. „Lebenslauf“, mit dem er sich der sb.-dt. autobiographischen Lit. einreihen lässt. Als sich H. im Alter von 63 Jahren entschloss, seine Biographie nachzuerzählen, konnte er sich außer auf sein noch intakt gebliebenes Gedächtnis auch auf seine schon früher angelegten Tagebücher stützen. Einen relativ breiten Raum reserviert der Autor in seinem autobiographischen Bericht der Erziehung und seinen Studien. H.s hist. Schrift „Das Alte und Neue Kronstadt“ verfolgt den geschichtlichen Werdegang der Stadt unter der Zinne seit ihrer Gründung und ist in jenen Partien ansprechender, die der Autor als Zeuge miterlebt hat. H. ist als einer der „ersten Publizisten seiner Zeit“ bezeichnet worden, nicht nur in „Bezug auf den Umfang seiner Leistungen, sondern ebensowohl was Tiefe und Schärfe der Auffassung, wie Klarheit und Gewandtheit des Ausdrucks betrifft“ (O. v. Meltzl). (LSS-StS)
Werke: Die Grundverfassungen der Sachsen in Siebenbürgen und ihre Schicksale. Ein Beitrag zur Geschichte der Deutschen außer Deutschland, Offenbach 1792, zweite, veränderte Auflage Hermannstadt 1839 (die Einführung der ersten Auflage in die österreichische Monarchie war von der Regierung verboten worden); Das Alte und Neue Kronstadt. Ein Beitrag zur Geschichte Siebenbürgens im 18. Jahrhundert, bearbeitet von O. v. Meltzl, 1. Bd. (= Manuskriptbd. 2): Von dem Uebergang Siebenbürgens unter das Haus Habsburg bis zum Tode der Kaiserin-Königin Maria Theresia (1688-1780), Hst. 1883, 2. Bd. (= Manuskriptbd. 3): Von dem Regierungsantritt Kaiser Josephs II. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (1780-1800), Hst. 1887; Lebenslauf des G.M.G.v.H., von ihm selbst verfasset den 21. August 1800, in: Archiv des Vereins für sb. Landeskunde, NF, 22. Bd., Hst. 1889, 1. Heft; Tagebuch, vom 1. Januar 1801 angefangen, das Merkwürdigste von den Alltag-Geschichten von Kronstadt, vornehmlich aber G.H.s eigene, in seinem Lebenslauf nur bis 1799 fortgeführte Lebensumstände umfassend, in: ebd., 2. Heft; Das alte Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadt- und Landesgeschichte bis 1800 (= Manuskriptbd. 1), hg. von B. Heigl und Th. Şindilariu, Köln/Weimar/Wien 2010 (mit CD-ROM mit den 1883 und 1887 erschienenen Bänden 1 und 2).
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 129 ff.; J. Gross: G.M.G.v.H. und seine Familie. Kronstädter Kultur- und Lebensbilder, in: Archiv des Vereins für sb. Landeskunde, NF, 22. Bd., Hst. 1889, 1.-3. Heft; F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 196 f.; J. Gross: Siebenbürgisch-sächsische Charakterköpfe. 1. G.M.G.v.H. (Ein Gedenkblatt zu seinem 100. Todestag (31. Juli 1807)), in: Die Karpathen, 1. Jg., Heft 6, Dez. 1907; G. Nussbächer: G.M.G.v.H. (in der Reihe „Taten und Gestalten“), in: KR, 5.3.1982 (auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, hg. von D. Drotleff, II. Bd., Hst. 2002); E. Weiss: Das Licht der Welt (Auszug aus dem unveröffentlichten hist. Roman „Die Herrmanns“), in: KR, 25.9.1987.

Herter, Samuel

Fotograf und Maler, * Pfeffingen/Württ. 27.2.1830, † Bukarest 14.6.1880. Aus dem Württembergischen 1846 nach Sb. zugewanderter Schwabe. 1853 als Wanderfotograf in Hermannstadt bezeugt; lässt sich noch im selben Jahr in Kronstadt nieder, was ihn zum ersten sesshaften Fotografen der Stadt macht. Bekannt wurde H. auch als Maler, u.a. durch zwei Porträts von St. L. Roth. – Einer der Fotopioniere Sb.s, Kronstadts bedeutendster Lichtbildner der fotografischen Frühzeit. (LSS-KK)
Bildveröffentl. (Auswahl). B. Herter: S.H., der Maler von zwei St.-L.-Roth-Bildnissen, in: Sb. Familienforschung, 3. Jg., Nr.1, Köln/Wien 1986.
Literatur. C. Neagoe: Contribuții la istoria fotografiei brașovene (1842-1918), in: Un Secol de Artă Brașoveană. 1815-1918 (Ausstellungskatalog), hg. von R. Popica, Krst. 2018, S. 39; dies.: Fotografi brașoveni și atelierele lor, Krst. 2022, S. 27 ff.

Hesshaimer, Ludwig

Ludwig Hesshaimer: Selbstporträt (1914)

Graphiker und Maler, * Kronstadt 10.3.1872, † Rio de Janeiro (Brasilien) 10.1.1956. H. wuchs in Triest auf und schlug auf Wunsch seines Vaters die Offizierslaufbahn ein. In Sarajevo, wo er Erzherzog Ferdinand ein Album mit eigenen Zeichnungen überreichen sollte, wurde er Zeuge des Thronfolgermordes. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie ließ er sich, ins zivile Leben zurückgekehrt, in Wien nieder. Hier besuchte er die Kunstakademie. Seine letzte Heimstätte war Südamerika. Der Nachlass des Künstlers befindet sich in der Sb. Bibliothek auf Schloss Horneck in Gundelsheim. (LSS-WM)
Hauptwerk: Der Weltkrieg, ein Totentanz, 20 Blätter, Radierungen, jedes Blatt 39 x 60 cm, 1920.
Schriftliches: Miniaturen aus der Monarchie. Ein k.u.k. Offizier erzählt mit dem Zeichenstift. Hg. von O. Offerhaus, Wien 1992.
Literatur. M. Wittstock: Vom Kommissstiefel zur Graphik. L.H. zum 100. Geburtstag, „Neuer Weg“, 17.03.1972 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klausenburg 1985); W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991.

Heyser, Christian

 Dichter, * Kronstadt 11.3.1776, gest. † Wien 26.6.1839. Besuchte das Gymn. in seiner Vaterstadt, 1796 bis 1798 Studium in Jena, 1798 bis 1811 Gymnasiallehrer in Kronstadt , danach Prediger und Pfarrer in Wolkendorf (1816) und seit 1821 in Marienburg. 1828 evang. Pfarrer in Wien. 1834 Superintendent der evang. Gem. Österr. H. ist der Verfasser von Gelegenheitsdichtungen und etlicher bislang nur zum Teil gedruckter Dramen. Seine Lyrik umfasst Oden und beschreibende Landschaftsdichtung (Panorama vom Burzenland), die Dramen behandeln vaterländische Stoffe (Die Kreuzritter im Burzenlande; Die Schlacht auf dem Brodfelde) in vor allem an die Schauerromantik erinnernder Manier (Hans Benkner oder Die lebendig Begrabene). (LSS-StS)

Hauptwerk: Vaterländische dramatische Schriften, Krst. 1842.

Literatur. Trausch SL II, S. 151-156; K.K. Klein: Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, Leipzig 1939, S. 160; G. Nussbächer: Wenn der Zwingherr in Bacchanalien… Heimatgeschichtliche Poeme und Dramen. 200 Jahre seit der Geburt von Ch.H., in: Karpatenrundschau, 12.03.1976; U.P. Wagner: Ch.H.: Lyrische und dramatische Bilder, in: Die deutsche Literatur Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. II. Halbbd., hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, München 1999, S. 295-304.

 

Hintz-Fabricius, Fritz

Fritz Hintz-Fabricius als Pfarrer Menhardt im österreichischen Filmdrama "Duell mit dem Tod" (1949)

Opernsänger und Schauspieler, * Marienburg (Burzenland) 7.2.1891, † Wien 22.8.1968. Besuch des evang. Gymnasiums in Kronstadt, Studium der Medizin in Wien (1910-1914), Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Mediziner in der k. u. k. Armee, nach dem Krieg Gesangstudium in Wien, Stuttgart und Berlin (hier u.a. bei seiner Cousine Lula Mysz-Gmeiner und dem Sängerehepaar Gerhard Jekelius/Eva Lissmann). Ab 1922 als Oratoriensänger tätig. Nach Engagements (ab 1927) als Charakterbass und als Schauspieler an den Stadttheatern in Leipzig, Düsseldorf, Kassel und Berlin (Staatsoper) ging H.-F. 1933 nach Hermannstadt an das Dt. Landestheater. Dort wirkte er zunächst als Sänger und Schauspieler und übernahm dann die künstlerische Leitung. Ab 1938 spielte er an verschiedenen Theatern in Berlin, ebenso ab 1942 in Wien (1954 Engagement als Externist am Burgtheater). Ab 1954 war H.-F. auch in zahlreichen Kino- und TV-Filmen zu sehen, z.B. an der Seite von Liselotte Pulver in der romantischen Filmkomödie „Ich denke oft an Piroschka“ aus dem Jahr 1955. (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. G. Ongyerth: „Der Schwierige“. Erinnerungen an F.H.-F., in: SbZ, 15.9.1968; R. Sutter: F.H.-F., in dies.: Siebenbürger Sachsen in Österreichs Vergangenheit und Gegenwart. Eine Auswahl, Innsbruck 1976.

Hirscher, Apollonia

Franz Neuhauser d.J.: Apollonia Hirscher (Lithographie, 1822, Kunstmuseum Kronstadt, früher Burzenländer Sächsisches Museum, Bildarchiv Konrad Klein)

 Kaufmannsfrau, Geburtsort und –datum unbekannt, † Kronstadt 1547; Ehefrau des Kronstädter Kaufmanns und langjährigen Stadtrichters und Kastellans von Törzburg Lucas Hirscher, der schließlich geadelt wurde. Nach dem Tode ihres Mannes, 1541, übernahm sie die Führung der weitreichenden Handelsgeschäfte bis nach Österr. und in die Türkei, die sie bis zu ihrem eigenen Tode mit Erfolg weiterführte, ungeachtet der Tatsache, dass Handel und Politik zu jener Zeit ausschließlich Männersache waren. Sie rief mehrere Stiftungen ins Leben und gab einen großen Teil ihres Vermögens zum Wohle ihrer Mitbürger aus. Unter anderem stiftete sie 1545 das große „Kaufhaus“ am Marktplatz/Ecke Hirschergasse. Darin befanden sich die Verkaufsstände der Handwerker und die Stadtwaage; im Kellergeschoß fand der Weinhandel statt. Das Kaufhaus ist auch heute noch als einziger Profanbau seiner Zeit erhalten und wurde 1960 in seiner urspr. Gestalt wiederhergestellt. (LSS-OS)

Literatur. E. Jekelius: Das Burzenland, Bd. III, Krst. 1928; M. Philippi: A.H., in: Taten und Gestalten, Klausenburg 1983.

 

 

 

 

 

 

 

Honigberger, Anselm

Sohn des Musikers Emil H., Oboist, Dirigent, Pianist, Musikpädagoge, * Kronstadt 4.5.1920, † Vorchdorf (b. Linz) 23.1.1976. Ab 1947 Solooboist im Kronstädter Philarmonischen Orchester; galt als bester Musiker seines Fachs in Rum. Gründete das Kronstädter Bläseroktett und Bläserquintett (1953/54). Dirigent, Klavierbegleiter, Lehrer am Kronstädter Musikgymn. Gastkonzerte im Ausland. (LSS-KT)

 

 

Honigberger, Emil

Chordirigent, Schulmusikpädagoge, Journalist, Komponist, * Kronstadt 16.3.1881, † ebd. 13.2.1953. Ab 1907 Chormeister des Kronstädter Männergesangvereins, ab 1910 zusätzlich Leiter des Kronstädter ung. Gesangvereins Dalárda. Musikdirektor, Kapellmeister und Organist in Mühlbach (1921), Organist und Gymnasialmusiklehrer in Mediasch (1925), Seminarlehrer in Hermannstadt (1930), Chorleiter, Organist und Gymnasialmusiklehrer in Kronstadt (1939). (LSS-KT)
Werke: Oper, Chöre, Lieder, Orchesterwerke, Kammermusik, Klavierstücke. Aquarelle.

 

 

Honigberger, Ernst

Ernst Honigberger: Selbstbildnis (Lithographie, 1965, Bildarchiv Konrad Klein)

Maler und Kunstpädagoge, Bruder von Emil H., * Kronstadt 8.10.1885, † Wehr/Baden 3.5.1974. Studien in Berlin und München. Der Erste Weltkrieg unterbricht H.s Ausbildung. Nach 1918 gründet er mit seinem Bruder Emil in Kronstadt die Zeitschriften „Das Ziel“ und „Das neue Ziel“ und tritt für einen Umsturz in der Kunst ein. Propagiert den Verkauf von Jan van Eycks Gemälde „Mann mit der blauen Sendelbinde“ aus dem Brukenthalmuseum in Hst., um das Palais zu restaurieren und eine moderne sb. Kunstgalerie zu gründen. In der Zwischenkriegszeit Übersiedlung nach Berlin, Teilnahme an vielen Ausstellungen in Berlin und anderen dt. Städten, später in Moskau, Leningrad, Budapest und Bukarest. Malte Porträts und Stillleben, war aber vor allem geschätzt als Maler von Frauengruppen: Wäscherinnen, Schnitterinnen, Obstverkäuferinnen usw. Seine „Impressionen“ bleiben meist dem Diktat eines starken Pinselstrichs unterworfen, der an Nolde oder Gawell erinnert. (LSS-KT)
Schriftliches: Bestrebungen und Ziele der jüngeren sächsischen Maler, in: Die Karpathen, Jg. 1911/12, S. 9 ff.; Jan van Eycks Bildnis oder eine moderne Galerie?, in: ebd., Jg. 1911/12, S. 370 ff.; Der Impressionismus in der modernen Malerei, in: ebd., Jg. 1912/13, S. 745 ff.; Eine Moderne Galerie in Hermannstadt, in: Das Ziel, I. Jg. (1919), Heft 9; Mein Werdegang, in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930; Kindheit, in: KR, 30.4.2015; Kunstbetrachtung und Kunstschaffen, ebd.
Literatur. H. Wühr: E.H., in: SVJB 2/1961; H. Wühr: Ernst Honigberger – Eine Monographie. München 1964; M. Wittstock: E.H. Bemühungen um eine moderne Kunstgalerie in Siebenbürgen (Serie „Kleines siebenbürgisch-sächsisches Künstlerlexikon“), in: NW, 5.6.1974; H. Zillich: E.H. †, in: SVJB, 3/1974; B. Stephani: Wuchtig und monumental. Zum 95. Geburtstag E.H.s, in: VK, 10/1980 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); M. Wittstock: „Meine Heimat immer mehr Motiv meiner Kunst“. 100 Jahre seit der Geburt des Malers E.H., in: NW, 8.10.1985; K. Klein: „Ein Bild ist erst dann fertig, wenn es klingt“. Zum 110. Geburtstag des siebenbürgischen Malers E.H. (1885-1974), in: SbZ, 15.10.1995; H. Bergel: Die bedenkenlose Bereitschaft zur Hingabe. Erinnerung an den Maler E.H., in: Erkundungen und Erkennungen, München 1995; K. Klein: Ein siebenbürgischer Gauguin. Vor 25 Jahren starb der Maler und Graphiker E.H. (1885-1974), in: SbZ, 20.4.1999.

Honter(us), Johannes

Johannes Honterus (Holzschnitt, Mitte des 16. Jahrhunderts, Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt, zurzeit nicht auffindbar)

Honter(us), Johannes, bedeutendster sb.-s. Humanist, Reformator der Sb. S., Schulmann, Verleger, * Kronstadt 1498, † ebd. 23.1.1549, 1520 Immatrikulation an der Wiener Univ. (Johannes Anschut), 1522 Baccalaureus (Johannes Holer), 1525 Magister artium (Johannes Holler Coronensis), 1529 Aufenthalt in Regensburg (Johannes Hynter-Hunterus), 1530 Aufenthalt in Krakau (Johannes Georgii de Corona, artium magister Viennensis). Lehrtätigkeit, Herausgabe einer lat. Grammatik sowie einer Weltbeschreibung. 1530 bis 1533 Aufenthalt in Basel als Verlagslektor und Holzschneider. 1532 Anfertigung einer Siebenbürgenkarte und von Sternkarten. 1533 Rückkehr über Kaschau und Großwardein nach Kronstadt. 1536 ist H. Ratsherr unter dem Stadtrichter Lukas Hirscher. Aus 1539 stammen erste erhaltene Drucke der von H. in Kronstadt errichteten Druckerei, darunter von H. selbst die grch. und die lat. Grammatik sowie die Vorreden zu den Auszügen und dem Ketzerkatalog von Augustinus, dann zu den Auszügen aus den Pandekten des bürgerlichen Rechts. 1540 Ausgabe der Mahnsprüche des Nilus nach einem Manuskript. 1541 erste Ausgabe der Weltbeschreibung in Versen, Umgestaltung der Stadtschule in ein humanistisches Gymn., das erste in Sb. 1542 endgültige Ausgabe der Weltbeschreibung in 1366 Versen mit Kartenanhang, dem ersten Atlas minor aus Sb. 1543 Reformationsbüchlein über die Durchführung der Reformation in Kronstadt und im Burzenland sowie Apologie derselben sowie Constitutio Scholae Coronensis, die erste sb.-s. Schulordnung. 1544 Herausgabe des Handbuchs des bürgerlichen Rechts, des ersten in Sb. entstandenen und gedruckten Rechtsbuches. 22. April 1544: H. wird zum evang. Stadtpfarrer von Kronstadt gewählt und eingesetzt. 1546 Gründung der Kronstädter Papiermühle, der ersten im Lande, auf Anregung von H. 1547 Ausarbeitung der Kirchenordnung aller Dt. in Sb. im Sinne von H. 1547 Errichtung des Bibliotheksgebäudes auf seine Anregung. 1547/48 H.s Ergänzungen zur Beschreibung Sb.s von Georg Reichestorffer für Sebastian Münster. (LSS-GN)
Werke: De grammatica libri duo, Krakau 1530 (nicht im Original erhalten), Neuauflagen in Krakau 1532, 1535, 1538 (von H. überarbeitet), 1539, 1541, 1543, 1548, 1549, 1551, 1554, 1556, 1558, 1559, 1562. – Rudimentorum Cosmographiae libri duo, Krakau 1530, Neuauflagen in Krakau 1534, Basel 1534, 1535, 1561, 1583, 1585, Venedig 1599 (ital. Übersetzung). – Chorographia Transylvaniae – Sybemburgen, Basel 1532 (Landkarte), Neudruck von Hans Meschendörfer, Krst. 1938 und München 1960; weitere Ausgabe Hst. 2017. – Imagines Constellationum borealium et australium, Basel 1532 (Sternkarten), Faksimiledruck von Netoliczka 1930 und Hans Meschendörfer 1983. – Übersicht der (grch.) Grammatik in zwei Büchern, Krst. 1539. – Compendii grammatices libri duo, Krst. 1539, Neuauflagen Krst. 1548, 1555, 1567. – Geographia (mit Weltkarte und Sternkarte), Krst. 1540/41 (nicht erhalten). - Rudimenta Cosmographica cum vocabulis rerum, Krst. 1541, Neuauflage Breslau 1542. - Rudimenta Cosmographica, Krst. 1542 (Endfassung mit Kartenanhang), Neuauflagen Krst. 1548/49, 1577, Nachdrucke in Zürich 1546, 1548 (2 Aufl.), 1549, 1552, 1558, 1564, 1565, 1570, 1573, 1578, 1581, 1583, 1590, 1597, 1602; Antwerpen 1552, 1553, 1554, 1555, 1560; Basel 1561, 1585, Rostock 1572, Prag 1595, Köln 1600, Paris 1618 (nur zweites und drittes Buch). – Nachdrucke des vierten Buchs der Rudimenta Cosmographica: Basilius Faber, Thesaurus eruditionis scholasticae, Wittenberg und Leipzig 1555, Leipzig 1572, 1587, nach 1587, 1593, 1599, 1686, 1692, Heidelberg 1601, Leipzig und Frankfurt 1664, 1672, 1680; Nathan Chytraeus, Nomenclator latino-saxonicus, Lemgo 1590; Abraham Saurius, Nomenclatura rerum, Frankfurt/Main 1592, 1608, 1615; Albert Molnar, Lexicon Latino-Graeco-Hungaricum, Hanau 1611, 1640. – Reformatio Ecclesiae Coronensis ac totius Barcensis Provinciae, Krst. 1543, Nachdruck Wittenberg 1543 (mit Vorwort von Philipp Melanchthon), Neudruck Dück, Krst. 1845; Wien 1865. – Apologia Reformationis a clarissimo viro domino M. Joanne Hontero Coronae Anno MDXLIII conscripta, Krst. 1543, gedruckt zuerst von Trausch, Krst. 1865. – D.O.M.S. Constitutio Scholae Coronensis... Anno MDXLIII lata et promulgata, Original nicht erhalten, Neudruck 1657. – Compendium iuris civilis in usum civitatum ac sedium Saxonicarum in Transylvania collectum, Krst. 1544 (Vorrede von Valentin Wagner). – Tabulae Transsylvaniae et Moldaviae, Krst. 1547/48, erstmals gedruckt Teutsch, Korrespondenzblatt 1883.
Ausgaben der Honterusdruckerei: Auszüge aus der Dialektik und Rhetorik des Aristoteles (grch.), Krst. 1539. – Lucii Aennei Senecae De quatuor virtutibus liber unus. Eiusdem de moribus liber unus, Krst. 1539. – Rudimenta preaceptorum dialectices ex Aristotele et aliis collecta. Compendium Rhetorices ex Cicerone et Quintiliano, Krst. 1539. – Catonis Disticha Moralia. Sententiae septem sapientum ex Ausonio. Ex eodem Opusculum de Monosyllabis, Krst. 1539, Nachdruck Klausenburg 1566, Krst. 1688 (Lat., Dt., Ung.), Krst. 1715 (Lat., Dt., Ung.). – Mimi Publiani. Enchiridion Xisti Pythagorici. Dicta Sapientum ex Graecis, Krst. 1539. – Hermogenes, Progymnasmata, Krst. 1539 (nicht erhalten). – Sententiae ex libris Pandectarum iuris civilis decerptae, Krst. 1539 (mit Vorrede von H.), Neuauflage Krst. 1544. – Sententiae ex omnibus operibus Divi Augustini decerptae, Krst. 1539 (mit Vorrede von H.). – Divi Aurelii Augustini Hipponensis Episcopi Haereseon Catalogus, Krst. 1539 (mit Vorrede von H.). – Mahnsprüche des Mönches Nilus, Spruchsammlung des Abtes Thalasius (grch.), Krst. 1540, Nachdruck mit lat. Übersetzung in Basel 1559 und Leipzig 1577. – Epitome Adagiorum Graecorum et latinorum iuxta seriem Alphabeti. Ex Chiliadibus Erasmi Roterodami, Krst. 1541 (Vorrede von Gaspar Pesthiensis, Nachwort von Valentin Wagner). – Platons Begriffsbestimmungen und Aristoteles‘ Werk über den Kosmos (grch.), Krst. 1541. – Disticha Novi Testamenti, materiam et ordinem capitulorum cuiusque libri per literas initiales indicantia, Krst. 1541 (Merkverse des Petrus von Rosenheim), Neuauflage Krst. 1545. – Cebes Pinax, Epiktet Enchiridion (grch.), Krst. 1542. – Hesiod, „Werke und Tage“ und „Theogonie“ (grch.), Krst. 1543. – Geistliche Lieder durch H. Andreas Moldner gemacht, Krst. 1543. – Reformatio Ecclesiarum Saxonicarum in Transylvania, Krst 1547, Neudruck Teutsch 1862. – Kirchenordnung aller Deutschen in Sybembürgen, Krst. 1547, Neudruck Teutsch 1862. – Agenda für die Seelsorger und Kirchendiener in Sybembürgen, Krst. 1547. – Der kleine Catechismus. Für die Pfarrherr und Hausväter, Mart. Luther, Krst. 1548. – Odae cum harmoniis ex diversis poetis in usum ludi literarii Coronensis decerptae, Krst. 1548, Neuauflage ebd. 1562, Neudruck ebd. 1983.

Moderne Nachdrucke und Übersetzungen von Honters Werken. O. Netoliczka: J.H.' ausgewählte Schriften, Wien/Hermannstadt 1898. – Ders.: Briefe von H. an Andreas Melczer 1533, an Antonius Verantius 1542 und Martin Weyss 1547, Neudruck 1898. – J. Gross: Schriften des J.H., Valentin Wagner und Markus Fronius in dt. Übersetzung, Beiheft zum VIII. Bd. der „Quellen zur Geschichte von Braşov-Kronstadt“, Braşov-Krst. 1927-1929. – H. Heltmann: H. und die Biologie (Viertes Buch der Weltbeschreibung im Urtext mit dt. Übersetzung), ZfSL 2/1979. – B. Capesius: Sie förderten den Lauf der Dinge. Dt. Humanisten auf dem Boden Sb.s, Buk. 1967. – Ders.: Dt. Humanisten in Sb., Buk. 1974. – Odae cum harmoniis 1548 (Honterus), Faksimile-Nachdruck. Übertragen, hg. und mit einer einführenden Studie versehen von G. Nussbächer und A. Philippi, Buk. 1983 (zweisprachige dt.-rum. Ausgabe). – J.H., Rudimenta Cosmographica. Elementele Cosmografiei, Braşov 1542. Textul original latin și traducerea în limba română de Valeria Căliman, cu o întroducere de Paul Binder și Gernot Nussbächer, Cluj-Napoca 1988; L. Binder: J.H. Schriften, Briefe, Zeugnisse. Durchgesehen und ergänzt von G. Nussbächer, Buk. 1996. - J.H.: Rudimenta Cosmographica. Grundzüge der Weltbeschreibung (Corona/Kronstadt 1542). Ins Deutsche, Rumänische und Ungarische übersetzte und kommentierte Faksimile-Ausgabe. Hst./Bonn 2015, 2017 (2. Auflage). – J.H.: Reformation der Kirche in Kronstadt und der gesamten Burzenländer Provinz, Kronstadt 1543. Ins Deutsche, Rumänische und Ungarische übersetzte Faksimile-Ausgabe. Krst./Heidelberg 2017.

Auswahlbibliographie in chronologischer Reihenfolge. T. Wolf: J.H., der Apostel Ungarns, Krst. 1894; O. Netoliczka: Beiträge zur Geschichte des J.H. und seiner Schriften, Krst. 1930; K.K. Klein: Der Humanist und Reformator J.H., Hst./München 1935; H. Roth (Hg.): Honter an uns (Schriftenreihe „Sächs. Selbstbesinnung“, 3. Heft), Hst. 1946; C. Göllner: J.H., Buk. 1960; O. Wittstock: J.H., der Sb. Humanist und Reformator, Göttingen 1970; G. Nussbächer: J.H. Sein Leben und Werk im Bild, 3. Aufl., Buk. 1978; ders. Beiträge zu einer Bibliographie der neueren Honterusforschungen, in: FzVL 1/1980; ders.: J.H. (1498-1549), in: H. Barth (Hg.), Von H. zu Oberth. Bedeutende sb.-dt. Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner, Buk. 1980; G. Engelmann: J.H. als Geograph, Köln/Wien 1982 (Studia Transylvanica, Bd. 7); H. Meschendörfer: Honters astronomische Karten nach dürerschen Vorbildern, in: C. Machat (Hg.), Beiträge zur sb. Kunstgeschichte und Denkmalpflege, München 1983; G. Nussbächer: J.H. 1498-1549, in: D. Drotleff (Hg.): Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, I. Bd., Klbg. 1983; G. Nussbächer: Neue Erkenntnisse in der H.-Forschung, in: Revue roumaine d'histoire, Nr. 1-2/1990; H. Bergel: Wege eines Südosteuropäers zur Reformation. J.H. und seine Stationen Regensburg, Krakau, Basel, Kronstadt, in: Erkundungen und Erkennungen, München, 1995; ders.: J.H. … und die großen Siebenbürger des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik und Sport, München 1999; G. Nussbächer: Beiträge zur Honterus-Forschung 1966-1989, Krst. 2003; ders.: Beiträge zur Honterus-Forschung 1989-2004, Krst. 2005.


Hornung, Carl

Apotheker und Botaniker, * Kronstadt 1.11.1815, † ebd. 10.11.1904. Studium der Pharmazie in Budapest. H. war Apotheker in Kronstadt, Inhaber der Apotheke „Zum Mohren“ (Marktpatz/Blumenzeile), und hat mehrere Ehrenämter ausgeübt (Presbyter der evang. Stadtpfarrgemeinde, Kurator des evang. Schulfonds-Vereines, Direktor des Kronstädter Vorschuss-Vereines, Aufsichtsrat der Allgemeinen Pensionsanstalt). 1837 entdeckte er die Dreiblättrige Waldsteinie (Waldsteinia ternata) als neue Pflanzenart für Sb. Ab 1834 legte H. ein „Herbarium vivum“ an, das etwa 1500 Pflanzenarten aus der Umgebung von Krst., aus Ungarn und der Moldau enthielt. Durch Schenkung gelangten diese vier Foliobände zur Aufbewahrung in die Bibliothek des Honterusgymn. (LSS-HH, DFDKK)
Literatur. E. Gusbeth: Zur Geschichte der Sanitätsverhältnisse in Kronstadt, Krst. 1884, S. 129; H. Heltmann: Zur Geschichte naturwissensch. Forschungen in Krst. und im Burzenland, in: Naturwissensch. Forschungen über Sb. II, hg. von H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 18), Köln/Wien 1984, S. 11 f.

Huttmann, Arnold

Dr. Arnold Huttmann (Bildquelle: Sammlung Dr. Robert Offner, Regensburg)

Arzt (Kardiologe), Medizinhistoriker und Heimatforscher, * Kronstadt 4.1.1912, † Palling/Oberbayern 27.8.1997. H. war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Josef Wolf Huttmann und dessen Frau Rosa geb. Weinreb. Das Ehepaar war im Jahr 1902 aus der Bukowina nach Kronstadt übersiedelt. H. besuchte hier das Honterusgymnasium und war Mitglied der Schülerselbstverwaltung Coetus Honteri. 1929 nahm er an der deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag sein Medizinstudium auf und wurde hier 1933 Assistent an der Propädeutischen Klinik. Ab 1935 leitete er ebenfalls die Elektrokardiographie-Station. Im gleichen Jahr erfolgte auch die medizinische Promotion. 1935/1936 Militärdienst in Bukarest. 1937 Rückkehr nach Kronstadt, wo er eine Privatpraxis für Innere Medizin und Kardiologie eröffnete. 1941 Internierung, zusammen mit anderen jüd. Ärzten, in einem Gefangenenlager in Vlădeni b. Kronstadt. Es folgten weitere Zwangsarbeitsdienste und Drangsalierungen durch die Behörden. Im Januar 1945 zum Kriegsdienst in der rum. Armee eingezogen. H. war von 1949 bis 1973 Chefarzt der Kardiologischen Abteilung des Krankenhauses Nr. 1 Kronstadt und 1955 gründendes Mitglied der Rumänischen Gesellschaft für Medizingeschichte. 1973 erfolgte die Auswanderung in die Bundesrep. Dtl. 1975 Gründungsmitglied der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e. V. (Heidelberg). 1976 Lehrbeauftragter und 1979 Honorarprof. für Medizingeschichte an der Med. Fakultät Aachen. - Als Kardiologe beschäftigte sich H. vor allem mit dem kausalen Zusammenhang zwischen Nikotin und Myokardinfarkt, den er als einer der ersten durch die statistische Auswertung der Krankenakten an der von ihm geleiteten Kardiologie-Klinik in Kronstadt nachweisen konnte. (Wikipedia, LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Medicina în Orașul Stalin ieri și astăzi (zusammen mit G. Barbu), Krst. 1959; Grundzüge einer Medizingeschichte Siebenbürgens, in: Naturwissensch. Forschungen über Sb. I, hg. von E. Wagner u. H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 14), Köln/Wien 1979; Der Kronstädter Arzt und Medizinhistoriker Dr. Eduard Gusbeth (1839-1921), in: Naturwissensch. Forschungen über Sb. II, hg. von H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 18), Köln/Wien 1984; Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, unter Mitarbeit von H. Heltmann, H. v. Killyen und G. Huttmann (mit einem Beitrag von G. Huttmann über Leben und Werk von A.H. und einem detaillierten Werksverzeichnis), Hst. 2000.
Literatur. Kürschners Dt. Gelehrten-Kalender, Berlin und New York 1983, Bd. 1, S. 1827; Px. (= A. Prox): Prof. Dr. A.H. 75, in: NKZ, 1.1.1987; H. Heltmann: Ein siebenbürgischer Arzt und Historiker: Prof. Dr. A.H. wurde 85, in: NKZ, 20.3.1997; Me (= H. Meschendörfer): Nochmals zu A.H.s 85. Geburtstag, in: NKZ, 20.6.1997; H. Heltmann: A.H. gestorben, in: SbZ, 30.9.1997; R. Offner: Abschied von Dr. A.H., in: KR, 29.11.1997 (mit geringfügigen Änderungen auch in: NKZ, 15.12.1997); G. Nussbächer: Erinnerungen an Dr. A.H. (4. Januar 1912 – 27. August 1997), in: KR, 17.1.1998.

Jacobi, Richard

Richard Jacobi (1971, Foto: KR-Archiv)

Forstingenieur, Ornithologe, Schriftsteller; * Kronstadt 26.3.1901, † Hermannstadt 26.1.1972. Sohn eins Bankbeamten; Reifeprüfung 1920 am Honterusgymn. in Kronstadt; Studium der Forstwissenschaften an der Hochschule für Bodenkultur in Wien (1921/22) und der Forsthochschule Tharandt/Sachsen (1923-1925), wo er mit der Arbeit „Ornis Transilvaniae“ das Diplom eines Forstingenieurs erwarb; Praktikum an der Vogelwarte Rossitten/Ostpreußen (1925); nach der Rückkehr nach Kronstadt Kustos der ornithologischen Sammlung des Burzenländer sächsischen Museums; gab zusammen mit F. Kimm und O. Witting den „Siebenbürgischen Jagd-Kalender“ bzw. den „Karpathen-Jagd-Kalender“ heraus; 1928 bis 1955, unterbrochen durch die Jahre der Deportation in die Sowjetunion (1945-1947), war er an verschiedenen Orten Rumäniens als Forst- und Vermessungsingenieur tätig (u.a. in den Ostkarpaten sowie im Lotru- und im Zibinsgebirge in den Südkarpaten); danach freier Schriftsteller; leitete zeitweilig, ab 1957, den dt. Literaturkreis „Heinrich Heine“ in Hermannstadt; Verfasser von Büchern mit Jagd- und Tierschilderungen, zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, ornithologischen Schriften. Die ornithologische Tätigkeit J.s bezieht sich auf die Einrichtung einer ersten Zentrale für Vogelberingung am Burzenländer sächsischen Museum (1925–1928), Vorbereitungen zur Einrichtung einer Vogelwarte im Donaudelta, Klärung ornithologischer Probleme (Flugtypen bei Vögeln, Bartgeiervorkommen, Altersbestimmung und Rassenprobleme, Greifvögel, Birkhuhn u.a.). (LSS-WK, DFDKK)
Werke (Auswahl): Die Waldschnepfe im Kronstädter Komitat, in: Jahrbuch des Burzenländer sächs. Museums, I. Jg., Krst. 1925; Die Fußhaltung der Vögel im Flug, in: ebd.; Gedanken zu einer rum. Vogelwarte, in: Bul. agricul. 1-2, Buk. 1930; Das Mädchen und die Bärin, Buk. 1958 (5 Aufl.); Karpatenzauber. Erzählungen aus Hackelbernds und Nöckelmanns Reich, Buk. 1961 (auch russisch); Adebar fliegt nach dem Süden, Buk. 1969; Hexensabbat. Tier- und Jagdgeschichten, Buk. 1970; Sb. Schnurren und Anekdoten, Buk. 1971; Fillip der Zitronenfalter, Buk. 1974; Das Birkhuhn, in: Naturwissensch. Forschungen über Sb. I, hg. von E. Wagner u. H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 14), Köln/Wien 1979; Die Adler und Geier Sb.s, in: Naturwissensch. Forschungen über Sb. II, hg. von H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 18), Köln/Wien 1984.
Literatur. H. Heltmann: Tiergeschichten und Jagderlebnisse. Bekanntes und Unbekanntes über den Schriftsteller und Naturforscher R.J., in: KR, 7.8.1970; ders.: R.J. 70, in: KR, 26.3.1971; W. Aichelburg: Wissenschaftler und Naturschriftsteller. R.J. siebzig Jahre alt, in: NW, 31.3.1971; ders.: In memoriam R.J., in: Die Woche, 4.2.1972; H. Zillich: R.J. †, in: SVJB, Heft 2/1972; L. Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas. Ein Nachschlagewerk, Bd. 3, Gießen 1974, S. 40 f.; W. Klemm: R.J. als Ornithologe, in: Beiträge zur Vogelkunde, Leipzig 1978, S. 295 ff.; H. Salmen: Die Ornis Sb.s, Bd. II, Köln/Wien 1982, S. 27 f., u. Bd. III, Köln/Wien 1988, S. 426; W. Klemm: Schriftstellerisches Talent, seltene Beobachtungsgabe: R.J. als Ornithologe, in: NKZ, 15.10.1988; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. VII (H-J), Köln/Weimar/Wien 2000, S. 336 ff.; V. Şelaru: Istoria literaturii din Țara Bârsei și împrejurimi de la origini până în prezent, Krst. 2010, S. 494.

Jekelius, Erich

Geologe, Paläontologe, Genealoge; * Langendorf (b. Kronstadt) 2.8.1889, † Bissingen (b. Bietigheim) 27.11.1970. Studium der Geologie und Naturwissenschaften an den Univ. von Straßburg, Berlin, Leipzig, München und Budapest. Hier Promotion 1914. Ab 1919 bis 1944 am Geol. Institut in Bukarest, zuletzt als Chefgeologe. Seine geol. und paläontol. Untersuchungen und Publikationen (über 47) konzentrieren sich vor allem auf die Gebiete Schuler, Hohenstein, Butschetsch und Königstein, unter besonderer Berücksichtigung der mesozoischen und tertiären Fauna. 1950 bis 1961 Chefgeologe bei einem Großbauunternehmen. 1936 wurde J. ehrenamtlich Leiter des Burzenländer sächsischen Museums. Unter seiner Leitung Einrichtung einer genealogischen Abteilung, die die gesamte sächs. Bevölkerung Kronstadts erfassen sollte (bis 1944 ca. 100.000 Karteikarten). Seine diesbezüglichen Forschungen, nach 1944 fortgesetzt, umfassen 12 maschinengeschriebene Bände. Entfaltung einer regen publizistischen Tätigkeit. J. war maßgebend an einer großangelegten Burzenlandmonographie beteiligt, von der nur drei Bände erschienen sind. Eine Berufung an die Univ. Jassy nahm J. aus familiären Gründen nicht an. (LSS-HUK)
Werke (Auswahl): Die mesozoische Fauna der Berge von Kronstadt, I-VII, 1915–1916, in ung. Sprache; Führer durch die geol. Abteilung des Burzenländer sächs. Museums, Krst. 1920; Zăcămintele de lignit din bazinul pliocenic din valea superioară a Oltului, Buc. 1924; Geologia Pasului Bran, Buc. 1926; Harta geologică a României 1:1.500.000; Atlas Geologic Foaia 1 (mit L. Mrazec und I. Atanasiu), Buc. 1927; Bibliografia Geologică a României, Suplimentul 1, Institutul Geologic al României (1929, Hg.); Aperçu sur la structure du Bassin Néogène de Transylvanie et sur ses gisements de gaz, Guide des excursions, Buc. 1927; Die Molluskenfauna der dazischen Stufe des Beckens von Braşov/Kronstadt, Buc. 1932; Die Parallelisierung der pliozänen Ablagerungen SO–Europas, Buc. 1935; Der geol. Bau des Gebirges von Braşov/Kronstadt, Buc. 1938; Das Pliozän und die sarmatische Stufe im mittleren Donaubecken, Buc. 1943.
Literatur. A. Prox: E.J. 80 Jahre alt, in: SOV, 18. Jg., 1969, Folge 3, S. 141-144; A. Prox: E.J., in: Korrespondenzblatt, 1. Jg., 1971, Folge 3, S. 49-52.

Jekelius, Gerhard

Gerhard Jekelius (Foto: Familienarchiv Dr. Florian Kimm, Nußloch b. Heidelberg)

Konzert- und Oratoriensänger, Gesangpädagoge; * Kronstadt 24.9.1885, † Berlin 26.4.1945. Sohn des Arztes Fritz Jekelius. Als Schüler des Honterusgymnasiums wurde er von R. Lassel musikalisch betreut. Gesangstudium am Konservatorium in Wien, dann beim berühmten Liedsänger und Gesangslehrer Raimund von zur Mühlen in Berlin und London. J. machte sich in seiner Wahlheimat Berlin, aber auch in anderen Städten Dtl.s als Lied- und Oratoriensänger (Bariton) einen Namen. Gelegentlich trat er in Sb. auf, wie 1924 in Kronstadt in der denkwürdigen Landeserstaufführung der Matthäus-Passion von J. S. Bach (Christus-Partie) unter V. Bickerich. In späteren Jahren wandte er sich fast ausschließlich der privaten Lehrtätigkeit zu.
J. war mit der Sängerin und Gesangslehrerin Eva Katharina geb. Lissmann verheiratet. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden beide von sowjetischen Soldaten, die in ihr Haus in Berlin eingedrungen waren, erschossen. (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. K. Teutsch: Ein fast vergessener Name. Zum 125. Geburtstag des Sängers G.J., in: SbZ, 15.9.2010.

Kamner, Alfred Ludwig

Der Siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften ehrt den Arzt und Schmetterlingsforscher Dr. Daniel Czekelius zu dessen 80. Geburtstag; auf dem Bild ist auch (obere Reihe, der 7. von links, mit Fliege) Alfred Ludwig Kamner zu sehen (Foto: 1937, Sammlung Hermann Schobel, Würzburg)

Schulmann und Naturforscher, v.a. Ornithologe, * Kronstadt 23.8.1871, † Hermannstadt 20.7.1952. Nach Abschluss des Honterusgymn. studierte er von 1890 bis 1894 an den Univ. Berlin, Jena und Budapest Naturwissenschaften und Geogr. 1896 Lehrer in Tekendorf, 1899 Rektor der Schule in Reps, 1903/04 Lehrer für Naturwissenschaften an der evang. Mädchenschule und 1904 bis 1934 am Brukenthalgymn. in Hermannstadt. 1902 wurde er Mitglied und 1904 Ausschussmitglied des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften (SVN). Ab 1907 Kustos der Vogel- und Säugetiersammlung des Vereinsmuseums, für das er viele Stopfpräparate anfertigte. 1942 zum Ehrenmitglied ernannt. – K. hat 49 vor allem ornithologische Arbeiten veröffentlicht, 32 davon in den „Verhandlungen und Mitteilungen des SVN“. Er war Mitarbeiter des Forschungsinstitutes für Forstwirtschaft und der Ornithologischen Zentrale in Bukarest. Langjährige Verbindungen unterhielt er auch zum ung. Ornithologischen Institut in Budapest, das ihn für seine Mitarbeit 1935 zum korrespondierenden Mitglied ernannte. Besondere Aufmerksamkeit widmete K. den letzten Bartgeiern der Südkarpaten. Er hat mehrere Vogelarten für Sb. erstmals festgestellt. (LSS-HH)
Werke
(Auswahl): Systematischer Katalog der ornithologischen Sammlung des SVN, in: Verhandl. u. Mitt., Hst., 64. Jg., 1914; Der Bartgeier (Gypaëtus barbatus L.), ebd. 72./74. Jg., 1924; Die sb. Gänse, ebd., 81./82. Jg., 1931/32; Die letzten Bartgeier der Transsylvanischen Alpen, Jahrb. SKV, Hst., 51. Jg., 1938; Phänologische Erscheinungen und Revision der Blütezeit sb. Phanerogamen, in: Verhandl. u. Mitt., Hst., 89./90. Jg., 1940, I.
Literatur. L. Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas, Gießen, Bd. 1, 1964, S. 177; F.G. (= Fr. Gündisch): Kein Stubengelehrter. Zum 100. Geburtstag des Naturkundlers A.K., in: HZ, 3.9.1971; F.B. Theiß: Sächsische Naturforschung in Siebenbürgen (XI). A.K. (1871-1952), ein Vertreter der „alten Schule“, in: SbZ, 15.7.1974; H. Heltmann: A.L.K. (1871-1952), ein bedeutender siebenbürgischer Lehrer, Naturforscher u. Ornithologe des 20. Jh.s, in: ZfSL, Heft 1/2010.

Kaufmes, Hans

Hans Kaufmes (Foto: 1937, Bildarchiv Konrad Klein)

Diplomlandwirt, * Brenndorf 29.8.1897, † Corvallis, Oregon/USA 23.11.1971. Nach dem Abitur (1915) nahm K. am Ersten Weltkrieg und am Theißfeldzug gegen Räteungarn teil. Er studierte anschließend an der Landwirtsch. Hochschule Stuttgart-Hohenheim und war 1923 bis 1938 Direktor der Ackerbauschule Marienburg. Aus polit. Gründen gab er diese Tätigkeit auf und wurde 1938 Vizebürgermeister von Kronstadt. In den Jahren 1940 bis 1944 wurde K. die Leitung des Landesbauernamtes der Dt. Volksgruppe in Rum. übertragen. Er war der Schwiegervater des Volksgruppenführers Andreas Schmidt, der nach dem Tod seiner ersten Frau im März 1944 in Wien K.s Tochter Adele geheiratet hat.
Nach der Flucht aus Rum. wurde K. 1946 an der Univ. Innsbruck zum Doktor der Philosophie promoviert und war gleichzeitig Angestellter der Tiroler Landwirtschaftskammer. K. wanderte 1950 mit seiner Familie in die USA aus, wo er 1956 an der Univ. Corvallis, Oregon, eine Professur erhielt. (LSS-EW)
Veröffentlichungen (Auswahl): Die Landwirtschaft u. ihre einzelnen Zweige, in: Das Sächsische Burzenland einst u. jetzt, hg. von J. Reichart, Kst. 1925; Geschichte der Landwirtschaft u. Viehzucht, in: Das Burzenland. 5. Bd. Die Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes, I. Teil, hg. von E. Jekelius, Kst. 1929; Das Generationsproblem in unserer sächsischen Landwirtschaft, in: Klingsor, Heft 4/1934; Sächsisches Bauernwerk in Siebenbürgen, in: Wir Siebenbürger, hg. von H .Bergel u. W. Myß, Innsbruck 1986.
Literatur. H. Zillich: H.K. †, in: SVJB, Heft 2/1972.

Keintzel-Schön, Fritz

Fritz Keintzel-Schön mit Gattin Dora (Ausschnitt aus einem Foto von ihrer Hochzeit; Bildquelle: Asociația Renascendis/HOG Felmern)

Sprachwissenschaftler, * Klausenburg 31.8.1904, † Deutsch-Tekes 9.7.1971; Besuch des Untergymnasiums in Sächsisch-Regen und des Bischof-Teutsch-Gymnasiums in Schäßburg; Hochschulstudien (Philologie und Theologie) in Klausenburg, Wien, Marburg, Königsberg und Dijon; wirkte zunächst als Lehrer in Klausenburg und am Bethlen-Kolleg in Aiud; dann Pfarrer in Felmern (1936-1948); nach der Rückkehr von der Zwangsarbeit in der Sowjetunion lebte er, als Lehrer wirkend, vorwiegend in Deutsch-Tekes. 1970 promovierte er in Bukarest mit einer Arbeit über die sb.-s. Familiennamen, denen er den Großteil seiner Forschungen widmete. (LSS-HK)
Hauptwerk: Die siebenbürgisch-sächsischen Familiennamen (Studia transylvanica, Bd. 3), Köln/Wien 1976.
Literatur. M. Kroner: Siebenbürgisch-sächsische Familiennamen. KR sprach mit Prof. Dr. F.K.-Sch. (Interview), in: KR, 11.9.1970; W. Roth: Sprachwissenschaftler und Volkskundler. Zum 100. Geburtstag von F.K.-Sch. (1904-1971), in: SbZ, 31.7.2004.

Kerzius, Paulus

Wappen des Kronstädter Stadtarztes Dr. Paulus Kerzius

Hofarzt, * Kronstadt 1541, † ebd. Okt. 1600. Theologiestudium in Wittenberg, Studium der Philosophie und Medizin in Wien und Padua. 1564 promovierte er in Wien zum Doktor der Medizin. Ab 1572 Lehrer am Kronstädter Gymnasium. Überliefert ist sein theologischer Streit mit dem Kronstädter Stadtprediger Daniel Reipchius. 1585 ging K. erneut ins Ausland. Ab 1587 wirkte er am Fürstenhof in Weißenburg (Alba Iulia) als Leibarzt des Statthalters János Géczy, dann, ab 1588 bis 1591, beim jungen Fürsten Sigismund Báthory. Danach Rückkehr nach Kronstadt,1594 zum Stadtphysikus (Stadtarzt) ernannt. 1598 behandelnder Arzt des Fürsten Michael des Tapferen (Mihai Viteazul). 1599 wurde er zusammen mit etlichen Hundertmännern zu Michael dem Tapferen, der die Stadt stürmen wollte, nach Zeiden entsandt. Es gelang, die Bedrohung abzuwenden. Im gleichen Jahr wurde K. von Sigismund Báthory in den ungarischen Adelsstand erhoben. (LSS-AH, DFDKK)
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 250 ff.; A. Huttmann/R. Offner: Ärzte am siebenbürgischen Fürstenhof im 16. Jh., in A. Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 206.

Killyen, Hansgeorg v.

Oberstudienrat (Biologie, Geographie), Heimatforscher, * Kronstadt 2.8.1937, † Freiburg i. Br. 19.10.2018. K. absolvierte 1954 das dt. Lyzeum in Krst. und studierte 1955-1959 Biologie und Geographie in Klausenburg; Biologie- und Geographielehrer in Tartlau, dann Schulinspektor und Dozent für Biologie und deren Didaktik am Institut für Lehrerfortbildung in Krst. und anschließend in gleicher Funktion an der Kronstädter Universität. 1980 Aussiedlung in die Bundesrep. Dtl; hier Einstieg als Gymnasiallehrer in Lahr (Baden-Württemberg), Verbeamtung als Studienrat und dann als Oberstudienrat.
K. trat 1981 dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg bei; er war Schriftführer der Sektion Naturwissenschaften und wirkte auch in der Sektion Schulgeschichte mit. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Heimatortsgemeinschaft Kronstadt und war zeitweilig deren Vorsitzender, dann deren Ehrenvorsitzender.
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. B. Stugren (Klausenburg) veröffentlichte K. zwei Lehrbücher über Ökologie (Buk. 1974 und 1975). K. ist desgleichen Verfasser zahlreicher Arbeiten auf den Gebieten der Biologie, Geographie und Heimatkunde, vor allem der Medizingeschichte und der Schulgeschichte (mit besonderem Schwerpunkt auf Kronstadt). (LSS, DFDKK)
Betreute Veröffentlichungen (Auswahl): Die Honterusschule zu Kronstadt. Streiflichter aus dem Leben einer Schule (zusammen mit W. Kuchar), München 1998; Alt-Kronstadt. Bilder einer Stadt. Aquarelle von Juliana Fabritius-Dancu (zusammen mit K. Dendorfer), Heilbronn 2006.
Autobiographisches: Ohne Lehrer wäre vieles leerer, in: Umbruch und Neubeginn. Zum 50. Jubiläum unseres Abiturs am Honterusgymnasium in Kronstadt 1954-2004. Redaktion: H.v.K. & H.-D. Roth, Lahr/Heidelberg 2004; Eine (fast) geheime kirchliche Trauung, in: Aus dem Schweigen der Vergangenheit. Erfahrungen und Berichte aus der siebenbürgischen Evangelischen Kirche A.B. in der Zeit des Kommunismus, hg. von H. Schuller, Hermannstadt/Bonn 2013; Im Glauben geborgen, in: Siebenbürgisch-Sächsischer Hauskalender/Jahrbuch 2015, Hermannstadt/Bonn 2014.
Literatur: H. Volkmer: H.v.K. wurde 70, in: NKZ, 28.9.2007; E. Schneider: Über Jahrzehnte kulturgeschichtlich wirkend. Oberstudienrat i.R. H.v.K. zum 80. Geburtstag, in: SbZ, 25.7.2017; D. Drotleff: In memoriam: H.v.K., in: KR, 1.11.2018; B. Stamm: Dies war ein Herbsttag, wie ich keinen sah. Zum Tod des verdienstreichen Naturwissenschaftlers H.v.K., in: SbZ, 20.11.2018; E. Schneider: Offen und an allem interessiert. Nachruf auf den Naturwissenschaftler H.v.K., in: HZ, 7.12.2018; O. Götz: H.v.K. verstorben, in: Kronstädter Mitteilungsblatt, Nr. 5/Dez. 2018.

Kimm, Fritz

Hans Eder: Der Maler Fritz Kimm (Gemälde, 1925, Öl/Lw., 80 x 65,3 cm, Brukenthalmuseum Hermannstadt)
Fritz Kimm (Foto: Oskar G. Netoliczka, 1931, Bildquelle: Klingsor, Heft 4/1931)

Zeichner und Maler, * Kronstadt 12.1.1890, † Lechbruck/Allgäu 5.5.1979. K. studierte 4 Jahre an der Budapester Kunstakademie figürliches Zeichnen und Malen bei Prof. Balló, gewann 1914 den Nadány-Preis (bester Kunstschüler Ungarns), den Harkányi–Preis (bester Aussteller unter 40 Bewerbern) und sah mit einem Staatsstipendium und zahlreichen Porträt-Aufträgen einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen, die dann der Erste Weltkrieg in Frage stellte: drei Jahre als Offizier in der österr.-ung. Armee, denen anderthalb Jahre Dienst im rum. Heer folgten.
Nach 1918 fasst K. auf dem Boden der Kunst wieder Fuß, Ausstellungen in seiner Vaterstadt, in Hermannstadt und in Bukarest machen ihn weithin bekannt. In Bukarest wird ihm der Orden „Pentru merite artistice“ (für künstlerische Verdienste) I. Klasse verliehen, ihm sollten später weitere Auszeichnungen, der Hermann-von-Salza-Preis (1934) und 1971 der Sb.-S. Kulturpreis, folgen. In den Jahren der Wirtschaftskrise um 1930 wird K. Gutsverwalter und Gestütsleiter im Szeklerland, wo er seit 1936 einen Bauernhof bewohnt. Die anderthalb Jahrzehnte zwischen 1930 und 1944 sind die reichste Zeit seines Schaffens. Zahlreiche Buchillustrationen für sb. und namhafte dt. Verlage (Reclam, Langen-Müller u.a.).
Im Mittelpunkt von K.s Schaffen steht und bleibt bis in sein hohes Alter hinein die Zeichnung. In seinen Werken ist der Lebens- und Arbeitswelt des bäuerlichen, in die Karpatenlandschaft eingebundenen Menschen ein Vorzugsplatz eingeräumt. In dem Bildgeschehen fällt auch dem Tier eine dominierende Rolle zu. Keiner unter den sb.-s. Künstlern ist so sehr Meister des Zeichenstifts wie K. Worum sich die Besten seiner Zeit im malerischen Bereich bemühten, befreit von den Fesseln der Zentralperspektive auf dem Medium Bildfläche eine ihrer Zweidimensionalität entsprechende „reine Kunst“ zu entwickeln, das gelingt ihm mit dem Zeichenstift. In den Zeichnungen „Holzarbeiter“ und „Dorfstraße“ etwa ist die zentralperspektivische Illusion des Raums eliminiert, die Wahrheit naturalistischer Wirklichkeit dennoch aber in hohem Maß gegenwärtig.
1944 flüchtet K. mit seiner Fam. in einem kleinen Pferdewagen (wie er ihn oft gezeichnet hat) nach Österr. (Vöcklabruck) und findet schließlich 1955 einen endgültigen, seiner Heimat landschaftlich verwandten Wohnsitz in Lechbruck. Ergreifend zu verfolgen, wie der alternde, seine Heimat entbehrende Künstler in den Zeichnungen dieser Jahre – die Malerei bildet zeit seines Lebens nur einen Seitenzweig von K.s Werk – immer sparsamer wird. In wenigen Strichen holt er aus den Gesichtern, den Gestalten der Menschen und Tiere und aus der Art und Weise, sich zu verhalten und sich zu bewegen, nur mehr das „eigentliche“ heraus. Er bedarf nicht mehr des Resonanzraumes der verlorenen Heimat. Es ist, als ob sich der Erinnerung Mensch und Tier allein unvergesslich einprägten, nicht mehr als Träger bewegter Handlung sind diese nun dargestellt, sondern in sich ruhend, als bedeutungsvolle Knotenpunkte des Seins, deren Ausstrahlungskraft so groß ist, dass sie der Umwelt gar nicht mehr bedürfen. Selten hat eine Kunst auf dem Wege in die Verinnerlichung der Formen alles Äußerliche so sehr abgestreift wie bei K. in seinen späten Zeichnungen. Er hat seinen Entwicklungsweg rückblickend selbst so beschrieben: „Aber hinterher lassen sich vielleicht folgende Gesichtspunkte aus meinen Arbeiten herauskonstruieren: Betonung der zweidimensionalen Form, der Linienharmonie im Bildaufbau und – Vernachlässigung der rein malerischen Prinzipien. Noch klarer lässt sich mein Glaubensbekenntnis durch die Namen derjenigen Maler festlegen, die immer wieder einen tiefen Eindruck auf mich gemacht haben: Dürer, Holbein, Michelangelo, Rethel, Hodler, Egon Schiele und die Japaner.“ (LSS-WM)
Veröffentlichung: Kimm-Mappe. Fünfundzwanzig Zeichnungen von F.K. Fotos von O. Netoliczka. Verlegt bei H. Meschendörfer, Kronstadt 1938.
Autobiographisches. [Mein Werdegang], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 194.
Literatur. H. Wühr: F.K. Ein sb.-s. Maler, in: SVJB, Heft 3/1959; ders.: F.K., Südostdt. Kulturwerk, München 1964; H. Krasser: Raumschaffende Konturen. Zum 80. Geb. des Graphikers und Malers F.K., in: HZ, 9.1.1970 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klausenburg 1985); C. Stephani: Fern von Siebenbürgen. Zu F.K.s 90. Geburtstag, in NL 3/1980; K. Mönch: F.K., in: Sb. Museum Gundelsheim, Nachrichten des Freundeskreises, April 1985; R. Wittstock: Ein begnadeter Zeichner. 100 Jahre seit der Geburt des Künstlers F.K., in: Neuer-Weg-Kalender 1990; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; K. Klein: „Leb wohl und schreib bald“. Die gemalten Postkartengrüße des jungen F.K., in: SbZ, 25.02.1998.

Klein, Albert

Sieglinde Bottesch: Bischof Dr. h.c. Albert Klein (Gemälde, Öl/Lw., 1987)

Gymnasiallehrer, Stadtpfarrer, Bischof; * Schäßburg 16.3.1910, † Hermannstadt 8.2.1990. K. ging in Schäßburg (Volksschule, Untergymn.) und Hermannstadt (Obergymn.) zur Schule und studierte dann in Klausenburg Physik und Chemie, in Marburg, Tübingen und Berlin evang. Theol. Nach Beendigung seiner Studien in Klausenburg (1936) war K. von 1937 bis 1944 im Schuldienst tätig, zunächst in Mühlbach, dann an der Brukenthalschule in Hermannstadt. 1941 wurde er als Reserveoffizier einberufen und kämpfte im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront (bis April 1943). Im Schuljahr 1943/1944 war er in der Schulverwaltung im Rahmen des Schulamtes der Deutschen Volksgruppe in Rumänien tätig. Im Januar 1945 wurde er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, von wo er im Dezember des gleichen Jahres gesundheitlich schwer angeschlagen nach Hause kam. 1946 wurde er Pfarrer in Dobring, sodann in Petersdorf b. Mühlbach und 1958 Stadtpfarrer in Mühlbach. 1968 kam er als Stadtpfarrer nach Kronstadt, von wo er am 15.4.1969 zum Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien gewählt wurde.
Schwerpunkt von K.s theol. Arbeit war zunächst das Gespräch zwischen moderner Naturwissenschaft und christlichem Glauben. Ausschlaggebend war die Begegnung mit einer an der Bibel orientierten, den persönlichen Glauben in den Mittelpunkt stellenden Frömmigkeit. Als Bischof rang K. um das rechte Verhältnis von Volkskirche und Gemeinde Christi. Die Einführung sachgemäßer Gottesdienstordnungen und die Revision des Liedguts sorgten für die Erneuerung des geistlichen Lebens. Rüstzeiten für Pfarrer und Vikare vertieften das Verständnis für Sendung und Berufung. Die Teilnahme der Evang. Kirche A.B. in Rum. an den kirchlichen Weltverbänden führte sie aus ihrer Isolierung.
1974 wurde A.K. die Ehrendoktorwürde des Theologischen Instituts der protestantischen Kirchen in Klausenburg verliehen. 1988 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrep. Dtl. ausgezeichnet. (LSS-LB, Wikipedia, DFDKK)
Werke (Auswahl): Vom Glauben Stephan Ludwig Roths, in: Auslanddeutschtum und evang. Kirche, Jahrbuch, München 1939; Baugeschichte der evang. Kirche in Mühlbach, in: Studien zur sb. Kunstgeschichte, Buk. 1976; Siebenbürgen, Land des Segens. Bilder einer evangelischen Kirche (mit Fotos von D. Knall). München 1977; Der Weg zu den neuen gottesdienstlichen Ordnungen in der Evang. Kirche A.B. in Rum., in: Grenzüberschreitende Diakonie, hg. von Th. Schober, H. Krimm und G. Möckel, Stuttgart 1984; Ein Leben im Glauben für Kirche und Gemeinschaft. Selbstzeugnisse. Aus dem Nachlass herausgegeben von Kindern und Enkeln zu seinem 100. Geburtstag am 16. März 2010. Hst. 2010.
Literatur. L. Binder: A. Klein, in: Ostdt. Gedenktage 1985, Bonn 1984; Chr. Klein (Hg.): Bewahrung und Erneuerung. Festschrift für Bischof D. A.K. Hst. 1980; Chr. Klein/H. Pitters (Hg.): Ordnung und Verantwortung. Festschrift zum 80. Geburtstag von Bischof D. A.K., Hst. 1996; S. Thiess: Kirchenleben in Siebenbürgen 1972-1982. Fotodokumentation (DVD). 2. Aufl., Selbstverlag, Althegnenberg 2009; H. Baier: Er ist und bleibt ein Vorbild. Gedenkfeier aus Anlass des 100. Geburtstages von Bischof D. A.K., in: ADZ, 18.3.2010; Th. Şindilariu: Dem Zeitgeist widerstanden. 25 Jahre seit dem Tod von Bischof D. A.K. (1910-1990)/Betrachtungen aus der Sicht der Zeitgeschichte, in: ADZ, 6.2.2015 (auch in: SbZ, 15.2.2015); A. Klein: Gedenken an Bischof A.K. Er war das Oberhaupt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien von 1969 bis 1990, in: ADZ, 13.6.2019; W.H. Rehner: „Die Kirche wandert nicht aus!“ Vor 50 Jahren wurde Bischof A.K. feierlich ins Amt eingeführt, in: HZ, 14.6.2019.

Klein-Hintz, Mitzi

Pianistin, * Kronstadt 24.10.1891 (Taufname: Maria), † Hermannstadt 12.5.1980. Ihre ersten Klavierlehrer waren Helene Lassel und Leontine Hesshaimer. 1904 übersiedelte die Familie nach Hermannstadt, wo ihr u.a. J.L. Bella Klavierunterricht erteilte. Ab 1910 Studium in Wien (u.a. beim Liszt-Schüler Emil von Sauer), München und bei L. Gmeiner und Fr. Mittler in Berlin. 1914 Rückkehr nach Hermannstadt. Heiratete 1917 den Rechtsanwalt Dr. W. Klein. Die Ehe blieb kinderlos und wurde 1938 geschieden. Bis ins hohe Alter wirkte K.-H. als herausragende Konzertpianistin, Begleiterin und Klavierlehrerin in Hermannstadt und konzertierte in zahlreichen Städten des Landes. Gemeinsam mit dem Musikkritiker R. Burmaz verhalf sie dem Kammermusikwesen in Hermannstadt zur Blüte. Nach dem Krieg war sie Mitbegründerin des Hermannstädter Konservatoriums (1946), das in die Volks-Kunstschule überging. Zu ihren Schülern gehörten namhafte rum. Musiker. (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. Peter Szaunig: Bleibende Werte Generationen vermittelt. Mitzi Klein-Hientz (sic!) – meisterhafte Interpretin und Musikerzieherin (Serie: Unser Musikerporträt), in: HZ, 26.6.1970; o.V.: Mitzi Klein-Hientz (sic!) 80 Jahre alt, in: HZ, 22.10.1971; o.V.: In memoriam M.K.-H., in: SbZ, 30.9.1980; V. Cosma: Profil. Die Hermannstädter Pianistin M.K.-H., in: Tribuna României, 15.2.1986; E.M. Gherman: Sie hat das Musikleben mitgeprägt. Zum 25. Todestag der Pianistin Maria K.-H., in: ADZ, 13.5.2005; H. Acker: Die Grande Dame des Klavierspiels. 40 Jahre seit dem Tod von M.K.-H., in: HZ, 29.5.2020 (auch in: SbZ, 15.6.2020; Hermannstädter Heimat-Bote, 38. Jg., Nr. 147/2/2020).

Kleverkaus, Friedrich

Geigenbauer Friedrich Kleverkaus (Foto: KR-Archiv)

Geigenbauer, * Kronstadt 29.12.1890, † ebd. 5.3.1981; Besuch des Honterusgymnasiums, von Beruf Textil-Techniker, Violinist im sinfonischen Orchester der Kronstädter Philharmonischen Gesellschaft unter Paul Richter, Studienreisen zu Musikinstrumenten-Museen in Deutschland, Österreich und Italien. Die von ihm gebauten rund 250 Geigen und Bratschen sind in Rum. sehr geschätzt und haben z.T. international Anerkennung gefunden. (LSS-KT, DFDKK)
Veröffentlichung: Die Konstruktion des Geigenkörpers aus den Teillängen der Saite, Leipzig 1929.
Literatur. C. Catrina: Das Geheimnis eines Geigenbauers, in: KR, 18.10.1974; W. Zeidner: Abenteuer Geigenbau. Versuch einer Würdigung, in: KR, 28.5.1976; H.A. (= Horst Schuller Anger): Nicht nur in Cremona, in: KR, 3.12.1976; F. Schneider: Die Wundergeige, in: KR, 17.8.1995; G. Hochstrasser: Geigenbau aus Liebhaberei in Rumänien, in: KR, 30.9.2000.

Klusch, Rudi

Kapellmeister, Komponist, Heimatdichter, * Birthälm 2.9.1906, † Kronstadt 19.9.1966, beerdigt auf dem ev. Friedhof in Weidenbach. R.K. (Taufnamen: Johann Rudolf), dessen Eltern Landwirte waren, verbrachte seine Kindheit in der Burzenländer Gemeinde Weidenbach. Mit 12 Jahren wurde er in die Weidenbächer Blasmusikkapelle aufgenommen. Schon nach kurzer Zeit war er einer der besten Bläser. Im Alter von 15 Jahren komponierte er seine erste Polka („Rudipolka“). Als er 18 Jahre alt war, ging er als Freiwilliger zur königlichen Militärmusikkapelle nach Sinaia. Bald trat er bereits als Solist auf. Im zweiten Jahr wurde er zum stellvertretenden Kapellmeister ernannt.
Im Jahr 1950 wurde R.K. Kapellmeister der Blasmusikkapelle der Kronstädter Traktorenwerke, die unter seiner Stabführung mehrfach als bestes Bläserensemble auf Landesebene ausgezeichnet wurde. Außerdem leitete er von 1950 bis 1965 viele Blasmusikkapellen im Burzenland. Er gründete zehn Jugendblaskapellen: je eine in Weidenbach, Zeiden, Wolkendorf, Brenndorf und Nußbach, zwei in Săcele und drei in Petersberg.
R.K. komponierte Lieder, die im Burzenland zu Volksliedern wurden, sowie Stücke für Blasmusik (Märsche, Walzer, Polkas usw.), die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuten, er schrieb Heimatgedichte (auch in Mundart) und humoristische Erzählungen. 1965 erlitt er einen Herzinfarkt, der seinem Schaffen ein Ende bereitete. (DFDKK-ww)
Werke: …wo der Königstein schaut tief ins Tal hinein. Gesammelte Werke von R.K. Aufgezeichnet von K. Oyntzen. Zweite, überarbeitete Auflage, Ober-Ramstadt 2011 (mit einer CD mit 20 zumeist historischen Aufnahmen); Wo der Königstein schaut tief ins Tal hinein. Heimatlieder und Bilder aus dem Burzenland (hg. von St. Schlandt). Kronstadt 2011 (mit 5 Titeln von R.K.).
Literatur. H. Preidt: R.K., in: Weidenbach. Eine siebenbürgisch-sächsische Gemeinde im Burzenland (hg. von U. Konst). Mainz 1999, S. 381 ff.; K. Teutsch: Schön zu hören, anregend zum Singen. Neue musikalische Veröffentlichungen, in: SbZ, 30.4.2012; Die Blaskapellen des Burzenlandes. Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden (hg. von der Regionalgruppe Burzenland des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V.). Stuttgart 2013, S. 302 ff.


Knall, Dieter

Altbischof D. Dres. h.c. Dieter Knall (Foto: Konrad Klein, 2014)

Pfarrer, Superintendent, Bischof; * Kronstadt 24.8.1930, † Laßnitzhöhe/Graz 21.9.2019. Nach Absolvierung der Volksschule und der drei ersten Klassen am Kronstädter Honterus-Gymnasium flüchtete K. mit seiner Familie im Herbst 1944 aus dem Banat, wo der Vater als Oberstaatstierarzt des Bezirkes Detta arbeitete, nach Österreich. Matura am humanistischen Gymn. in Bregenz, Studium der evang. Theologie in Wien und Heidelberg. Nach Ablegung der Prüfungen war er zehn Jahre lang in der Steiermark in Stainz und Bruck an der Mur im Pfarrgemeindedienst tätig. 1965 wurde er theol. Mitarbeiter in der Zentrale des Gustav-Adolf-Werkes der EKD in Kassel und 1968 übernahm er das Amt des Generalsekretärs dieses evang. Diasporawerkes. 1976 erfolgte die Wahl zum Superintendenten der evang. Kirche in der Steiermark und am 22.11.1982 die Wahl zum Bischof der Evang. Kirche A.B. in Österreich. Ab 1983 Mitglied im Zentralausschuss des Ökumenischen Rats der Kirchen, ab 1984 Mitglied im Exekutivkomitee des Luth. Weltbundes. Eintritt in den Ruhestand 1995. Schwerpunkt seiner Arbeit war „die Ermutigung evang. Minderheiten zum Zeugnis und Dienst in ihrem Umfeld als unverzichtbarer Beitrag und Teil des Ganzen der ökumenischen Verantwortung christlicher Kirchen für die Welt“.
K. gehörte zu den Gründern des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, war Mitglied des Hilfskomitees der Siebenbg. Sachsen und evang. Banater Schwaben im Diakon. Werk der EKD sowie Ehrenvorsitzender des Vereins der Siebenbg. Sachsen in Wien. Er wurde mit der Ehrendoktorwürde der Evangelisch-Theologischen Akademie in Budapest (1985) und des Protestantisch-Theologischen Instituts Klausenburg (1995), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (1990) und weiteren Auszeichnungen geehrt. (LSS-LB, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Siebenbürgen, Land des Segens. Bild einer evangelischen Kirche (Bilder: D.K., Text: Albert Klein), München 1977; Auf den Spuren einer Kirche: Evangelisches Leben in Österreich, Wien 1987; Aus der Heimat gedrängt. Letzte Zwangsumsiedlungen steirischer Protestanten nach Siebenbürgen unter Maria Theresia, Graz 2002; Siebenbürger Sachsen in Österreichs Evangelischer Kirche A.B. als versöhnende Gemeinschaft, in: Kirche als versöhnte Gemeinschaft. Festschrift zum 70. Geb. für Bischof D. Dr. Christoph Klein, hg. von H. Klein und H. Pitters, Hst. 2007; Erinnerungen. Transilvania me genuit – Austria me recipit. Biographische Notizen, Wien 2008; Dokumente ökumenischer Bemühungen und Erfahrungen. Aus meiner Zeit als Superintendent der Steiermark wie als Bischof der Evang. Kirche A.B. in Österreich, Graz 2015.
Literatur. M. Kroner: Diaspora, Ökumene, Osteuropa. Die Schwerpunkte im Leben und Wirken von Bischof D. Dr. h.c. D.K., in: SbZ, 15.3.2012; Chr. Klein: D.K. [*1930]. Der österreichische evangelische Bischof aus Siebenbürgen und Wegbegleiter unserer Kirche. Ansprache bei seiner Verabschiedung aus dem Bischofsamt am 31. Okt. 1995 in Wien, in ders.: Geistliche Leitbilder und Weggefährten. Betrachtungen, Hst./Bonn 2015; K.Th. Ziegler: Dankbarer Abschied. Zum Tod von D.K., Altbischof der Evang. Kirche A.B. in Österreich, in: SbZ, 5.12.2019; Chr. Klein: D.K. (1930-2019). Bischof, Theologe, Ökumeniker. Nachruf in dankbarem Gedenken an den großen Freund unserer Kirche, in ders.: Lebenswege in Siebenbürgen. Festreden und Nachrufe, Hst./Bonn 2020; St. Cosoroabă/B. Köber: Dankbares Gedenken an den aus Siebenbürgen stammenden Altbischof der Evang. Kirche A.B. in Österreich D. Dr. h.c. D.K. (1930-2019), in: SbZ, 5.5.2020.

Knall, Klaus

Chordirigent, Organist, * Schäßburg 23.9.1936. Besuch des dt. Lyzeums in Kronstadt, musikalische Grundausbildung bei Victor Bickerich, dann Studium an der Musikhochschule in Klausenburg, wo er Leiter des Studenten-Bachchores war. 1958 im sogenannten Prejba- und Sanktannensee-Prozess aus politischen Gründen zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Entlassung aus der Haft im Februar 1963, Aussiedlung in die Bundesrep. Dtl. im August des gleichen Jahres. Wiederaufnahme des Studiums an der Musikhochschule in Freiburg i. Br., wo K. die Studenten-Kantorei leitete, das A-Kantorenexamen ablegte und eine Zusatzausbildung in Orchesterleitung absolvierte. 1965-1972 Kantor an der Christuskirche in Freiburg i. Br., dann Nachfolger von M. Flämig als Leiter der Kantoreien des Basler Münsters, des Berner Münsters und des Grossmünsters in Zürich (bis 1996). 1981-1996 Leiter der Kantorenschule am Institut für Kirchenmusik der reformierten Landeskirche in Zürich; Kantor am Grossmünster Zürich und Dozent für Chorleitung am Konservatorium in Zürich. 1982/83 Chefdirigent der Knabenkantorei Basel. 1997-2003 regelmäßige Konzertauftritte mit dem Collegium Vocale Zürich in der Schweiz und anderen Ländern Europas. (LSS-KT, Wikipedia, DFDKK)
Autobiographisches: Ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh. Zu unserem 50. Matura-Jubiläum: Erinnerungen an Schlüsselerlebnisse, in: Umbruch und Neubeginn. Zum 50. Jubiläum unseres Abiturs am Honterusgymnasium in Kronstadt 1954-2004. Redaktion: Hansgeorg v. Killyen & Hans-Dieter Roth, Lahr/Heidelberg 2004.
Literatur. H. Schuller: Dona nobis pacem. Kantor K.K. dirigierte die h-Moll-Messe in Rumänien (Interview), in: KR, 1.11.1990.

Kolf, Bernd

Bernd Kolf (Foto: KR-Archiv)

Dichter, Literaturkritiker, Verleger, * Zeiden 26.1.1944; arbeitete nach dem Abschluss am dt. Lyzeum in Kronstadt zunächst als Zimmermaler und Anstreicher; studierte von 1965 bis 1970 Germanistik und Rumänistik an der Klausenburger Univ. Debüt mit Gedichten 1969 in der Studentenzeitschrift „Echinox“ (Klbg.). Von 1970 bis 1976 Kulturredakteur der Wochenschrift „Karpatenrundschau“ (Kronstadt). 1978 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl. Hier zunächst als Literaturkritiker tätig (vor allem für den Norddeutschen Rundfunk). Anfang der 1980er Jahre verlegt sich der Schwerpunkt seiner Arbeit in Richtung Verlagsmarketing und Verlagsmanagement. Er arbeitet für „Reader’s Digest“, dann als Chefredakteur beim Falken Verlag in Niedernhausen, als Cheflektor beim Ullstein Verlag (1994-1995) und als Programmleiter bei der Dornier Verlagsgruppe. Von Letzterer kauft er im Jahr 2002 drei traditionsreiche Kulturverlage (E.A. Seemann Verlag, Edition Leipzig, Henschelverlag) und gründet zusammen mit einem Partner im Jahr 2003 die Seemann Henschel GmbH mit Sitz in Leipzig, die auf Sachbücher zur bildenden Kunst sowie zu den Themen Tanz, klassische Musik und Theater spezialisiert ist.
K. ist Verfasser von Gedichten, Übersetzungen, Kritiken und Studien. (LSS-StS, DFDKK)
Werke: Zwischen 7 und ∞. Gedichte, Klbg. 1971; die bewohnbarkeit des mondes. gedichte, aphorismen und notate, Klbg. 1976.
Betreute Editionen. Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert. Der Runenberg. Der gestiefelte Kater. Die Gemälde. Der Jahrmarkt. Auswahl, Nachwort, Anmerkungen und Zeittafel von B.K., Klbg. 1975; Adolf Meschendörfer: Gedichte, Erzählungen, Drama, Aufsätze. Hg. von B.K. mit einem Vorwort von G. Csejka, Buk. 1978.
Literatur. S. Bruss: Büchermacher mit Leib und Seele. Mit 60 Jahren legt der Verleger B.K. erst richtig los, in: SbZ, 15.3.2004.

Königes, Michael

Eduard Morres: Der Bauerndichter Michael Königes (Ölgemälde, o.J.)

Schriftsteller, * Zeiden 29.12.1871, † ebd. 9.6.1955, lebte nach dem Besuch der Volksschule als Bauer und Autodidakt in seiner Heimatgemeinde und pflegte die Schriftstellerei als „Sonntagsarbeit“.
Von seinem Werk, das Dramen, Erzählungen, Gedichte, polit. und geschichtliche Beiträge sowie autobiographische Aufzeichnungen umfasst, fällt vor allem seine Dramatik ins Gewicht. Mit dem Drama „Gewalt und Recht“ (1902 bis 1903 entstanden) fand K. ein seiner Persönlichkeit und seinem Charakter angemessenes Thema. Im Vor- und Umfeld der Richterwahl in einem sächsischen Dorf deckt er die Ungerechtigkeiten und Machenschaften auf, womit ein solches Ereignis gewöhnlich einherging. In die Welt der kirchlichen Würdenträger, deren menschliche Schwächen K. geißelt, führt der Autor die Zuschauer mit seinem Drama „Der hochehrwürdige Herr“ (1904 entstanden). (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Gewalt und Recht. Ausgewählte Schriften, besorgt und eingeleitet von C. Göllner, Buk. 1963; Prosa, Dramen, hg. von H. Anger, Buk. 1972.
Literatur. G. Scherg: M.K. Ein siebenbürgischer Bauerndichter (29.12.1871-9.6.1955), in. NW, 5.8.1955; E. Wittstock: Gegensätze ganzer Klassen. Briefentwurf an M.K, in: KR, 11.2.1972; D. Götz: M.K., in: Die Literatur der Sb. S. in den Jahren 1849-1918, hg. von C. Göllner u. J. Wittstock, Buk. 1979, S. 339 ff.; W. Wittstock: Kein Grabstein…, in: ADZ, 8.7.1997; H. Mieskes: M.K. – siebenbürgischer Bauerndichter, in ders.: Zeidner Persönlichkeiten. 1. Bd.: Von Petrus Mederus bis Georg Gotthelf Zell, Heidelberg 2009, S. 35 ff.

Korodi, Lutz

Lehrer, Journalist, Politiker; * Kronstadt 15.9.1867, † Berlin-Lichterfelde 25.3.1954; nach dem Abitur am evang. Gymnasium in Krst., wo sein Vater zum Lehrkörper gehörte und 1884-1894 dessen Rektor war, studierte K. Theol. und klassische Philologie in Bern, Bonn, Budapest, München; 1893-1896 und 1899-1901 Redakteur der „Kronstädter Zeitung“ (zeitweilig nebenamtlich, da im Schuldienst verpflichtet (1894 in Kronstadt, 1896-1899 in Sächsisch-Reen, 1899 Berufung ans Kronstädter evang. Gymnasium). Als polit. Wortführer der „Grünen“ trat er entschieden gegen die Magyarisierungspolitik auf. Wegen eines Duells inhaftiert, lernte er im ung. Staatsgefängnis die wichtigsten Führer der rum. Nationalbewegung, die im sogenannten „Memorandistenprozess“ verurteilt worden waren, kennen und nahm sich ihrer Sache an. 1901-1903 Abgeordneter im Ung. Reichstag (Wahlkreis Kronstadt I). Wegen eines ihm drohenden Presseprozesses und einer gegen ihn geführten Kampagne führender ung. Kreise entschloss sich K. 1903, nach Dtl. ins Exil zu gehen. Er wirkte nun im höheren preußischen Schuldienst in Berlin, 1907-1917 als Direktor der Fontane-Schule in Berlin-Wilmersdorf. 1918 mit der Leitung des Deutsch-evangelischen Landesschulverbandes in Polen, im Stab des Generalgouverneurs von Polen, betraut. Als Rumänenfreund im März 1919 zum Staatssekretär im Kultusressort des Leitenden Regierungsrats Siebenbürgens berufen. Besondere Verdienste um den Aufbau des dt. Schulwesens im Banat und im Sathmarer Gebiet. 1919-1920 für den Wahlkreis Kronstadt-Zeiden Mitglied des rum. Senats. Nach Auflösung des Regierungsrates (1921) Lehrer am Temeswarer dt. Staatsrealgymnasium. Nachdem er staatlicherseits den ihm versprochenen Posten eines Generalinspektors für das dt. Schulwesen Rum.s nicht erhalten hatte, verließ er 1925, enttäuscht von der minderheitenfeindlichen Politik der Staatsnation, das Land, um wiederum in den preußischen Schuldienst einzutreten, zunächst in Hannover, dann in Berlin, zuletzt als Oberstudiendirektor. Veröffentlichte weiterhin publizistische Beiträge und warb für die Sache der Rumäniendt. in Dtl. 1953 mit dem Großkreuz des Dt. Verdienstordens, verliehen vom Bundespräsidenten Theodor Heuss, ausgezeichnet. (LSS-MK, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Ungarische Rhapsodien, politische und minder politische, München 1905; Siebenbürgen. Land und Leute, Berlin 1906; Dt. Vorposten im Karpatenland, Berlin 1908; Die Bedeutung der Genfer Nationalitätenkongresse, in: Die offene Wunde Europas. Handbuch zum europäischen Minderheitenproblem, hg. von O. Wittstock jun., Hst. 1930.
Erinnerungen: Aus bewegter Zeit 1893-1903, in: Festausgabe zum hundertjährigen Bestehen der KZ, 24.5.1936.
Literatur. F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 249; O. Wittstock: L.K. Zu seinem 100. Geburtstag am 15. September, in: SVJB, Heft 4/1967; K.K. Klein: L.K. Ein Gedenkblatt, in: Saxonica septemcastrensia. Forschungen, Reden und Aufsätze aus vier Jahrzehnten zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Marburg 1971; M. Kroner: „Besonders lehrreiches Erlebnis“. L.K.: Erinnerungen an den „Consiliul Dirigent“, in: KR, 27.10.1978; E. Eisenburger: Erprobter Freund der Schwaben und Rumänen. L.K. 1867-1954, in: Sie erkannten die Zeichen der Zeit. Rumäniendeutsche politische Zeit- und Lebensbilder aus zwei Jahrhunderten, Klbg. 1979; ders.: L.K. (1867-1954), in: KR, 20.8.1982 (auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen. II. Bd., besorgt und eingeleitet von D. Drotleff, Hst. 2002); C.S. (= C. Stephani): „Tausendjährige Seifenblase“. Belege einer Freundschaft: L.K. – Rudolf Brandsch (Serie „Manuscriptum“, LXIII), in: NL, Heft 6/1984; M.O. Balling: Von Reval bis Bukarest. Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der dt. Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919-1945, Bd. II, Kopenhagen 1991, S. 627; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. VIII, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 256 ff.

Krafft, Karl Ernst

Karl Ernst Krafft (Foto um 1940, Bildarchiv Konrad Klein)

Fotograf, * Osijek/Esseg (Kroatien) 27.5.1902, † Makejewka (Ukraine) 14.8.1945. Tätig als Drogist in Kronstadt, danach Ausbildung zum Kunstdekorateur in Dtl. 1940 bis 1941 Aufbau des Bilddienstes der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. 1942 bis 1943 Kriegsberichterstatter bei der dem rum. Generalstab unterstellten Propagandakompanie der Dt. Volksgruppe. Januar 1945 Deportation in die Sowjetunion. – Bekannt wurde K. durch seine gediegen komponierten Kirchenburgaufnahmen, aber auch durch seine Tätigkeit als Bildberichterstatter bei der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. (LSS-KK)
Bildveröffentlichungen (Auswahl). H. Zillich: Sb. und seine Wehrbauten (in der Reihe „Die Blauen Bücher“), Königstein im Taunus/Leipzig 1941; Dt. Leistung im Südosten. Die Dt. Volksgruppe in Rum. Ein Bildbericht, hg. von der Pressestelle der Volksgruppenführung, Hst. o.J. (1941).

Krause, Max Friedrich Robert

Stadtkapellmeister Max Krause (Foto: Leopold Adler)

Violinist und Dirigent, * Leipzig 3.12.1860, † Klausenburg (in Kronstadt beigesetzt) 12.1.1917. Nach seinem Studium in Leipzig und Berlin kam er als Konzertmeister an die Kronstädter Stadtkapelle und an die Kronstädter Philharmonische Gesellschaft und wurde 1901 zum Stadtkapellmeister ernannt. Er dirigierte auch Uraufführungen von Kompositionen P. Richters. „Ein besonderes Verdienst erwarb sich Krause durch die Begründung einer sogenannten ‚Philharmonischen Vorschule‘ (1902), wo bis 1930 unzählige jüngere Musikliebhaber im Orchesterspiel Erfahrung und Übung sammeln konnten.“ (K. Philippi d. Ä.) (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. K. Philippi d. Ä.: „… Musikkultur zu fördern“. Vor 100 Jahren wurde die „Kronstädter Philharmonische Gesellschaft“ gegründet. Jubiläumskonzerte der „G. Dima“-Philharmonie Braşov, in: KR, 21.4.1978; C. Catrina: Brașovul muzical enciclopedic. Muzicienii noștri. Predecesori și contemporani (Compendiu). Ediție îngrijită de L. Iacobescu, Krst. 2014, S. 186 ff.

Kroner, Michael

Michael Kroner (Foto: Lukas Geddert, 2008)

Historiker, * Weißkirch bei Schäßburg 22.12.1934, † 26.7.2022 Oberasbach. 1954 Absolvierung der Pädagogischen Mittelschule (Lehrerbildungsanstalt) in Schäßburg, dann Studium der Geschichte in Klausenburg, 1958 Lehrer und Direktor der dt. Abteilung des Lyzeums von Bistritz, 1968 Fachredakteur der Wochenschrift „Karpatenrundschau“ in Kronstadt, 1972 Promotion an der Univ.  Bukarest mit einer Dissertation über Stephan Ludwig Roth, 1978 Geschichtsforscher am Kreismuseum Kronstadt. 1979 Aussiedlung in die Bundesrep. Dtl., 1980 wissensch. Mitarbeiter des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, 1983 bis 1985 Forschungsaufträge zur Erstellung von Ortsgeschichten im Landkreis Fürth, seit 1985 Archivpfleger des Landkreises Fürth. Auszeichnungen: Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis (2006), Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrep. Dtl. (2010).
Veröffentlichte als Verfasser und Herausgeber zahlreiche Bücher und wissensch. Aufsätze, daneben Rezensionen und publizistische Beiträge zur Geschichte der Rumäniendt., Mittelfrankens, über das Nationalitätenproblem in SO-Europa, die Verbindungen der Sb. S. zum Mutterland Dtl. u.a. (LSS, DFDKK)
Autobiographisches: Volkstum stiftend, fördernd und stärkend. Die heimatkundlichen Beiträge der Karpatenrundschau, in: KR, 31.5.2017.
Werke (Auswahl): Stephan Ludwig Roth. Viața și opera, Klbg. 1974; Stephan Ludwig Roth. Sein Leben u. Werk im Bild, Buk. 1975; Stephan Ludwig Roth. Ein Leben für Fortschritt und Völkerverständigung, Klbg. 1977; Zwischen Zeiten und Türmen. Stephan Ludwig Roth. Ein siebenbürgisch-sächsisches Schicksal, Buk. 1979 (zus. mit Willi Zeidner); Geschichte der Sb. S. Bd. I. Von der Ansiedlung bis Anfang des 21. Jh.s, Nürnberg 2007; Geschichte der Sb. S. Bd. II. Wirtschafts- und Kulturleistungen, Nürnberg 2008; Geschichte der Nordsiebenbürger Sachsen. Nösnerland u. Reener Ländchen, Nürnberg 2009; Mutterland u. Vaterland im Verständnis der Sb. S. Jahrhundertealte Verbindungen einer auslandsdt. Minderheit mit dem dt. Sprach- und Kulturraum (unter Mitarbeit von H. Göbbel), Nürnberg 2013; Stephan Ludwig Roth. Lebenswerk eines namhaften Siebenbürger Sachsen. Zum 220. Jahrestag seiner Geburt, Hst./Bonn 2016; Carl Wolff. Sb.-s. Publizist, Politiker und Volkswirtschaftler, Hst./Bonn 2018.
Betreuung von Editionen. Interferenzen. Rumänisch-ungarisch-deutsche Kulturbeziehungen in Sb., Klbg. 1973; Stephan Ludwig Roth: Schriften, Briefe, Zeugnisse, Buk. 1974; Karl Wolff: Schriften u. Reden, Buk. 1976; Sächsisch-schwäbische Chronik. Beiträge zur Geschichte der Heimat (zus. mit E. Eisenburger), Buk. 1976; Die Zeit in der Zeitung. Zur rumäniendeutschen politischen Publizistik (zus. mit E. Eisenburger), Klbg. 1977.
Literatur. Enciclopedia istoriografiei româneşti, Buk. 1978, S.194-195; H. Göbbel: Herausragendes Beispiel gelungener Integration. Der Historiker Dr. M.K. wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, in: SbZ, 20.1.2011; ders.: Bewahrer und Förderer unserer Identität. Der Historiker Dr. M.K. vollendet am 22. Dezember sein 80. Lebensjahr, in: SbZ, 15.12.2014; ders.: Dr. M.K. in Fürth geehrt, in: SbZ, 20.4.2015; R. Potoradi: M.K. erhält Carl-Wolff-Medaille, in: SbZ, 30.4.2017; H. Göbbel: Bedeutender siebenbürgisch-sächsischer Historiker. Dr. M.K. ist im Alter von 87 Jahren in Oberasbach gestorben, in: SbZ, 8.8.2022; D. Drotleff: Historiker Dr. M.K. gestorben. Ein Jahrzehnt auch als Redakteur für Geschichte und Heimatkunde in unserer Redaktion gewirkt, in: KR, 19.8.2022; L. Geier: Journalistischer Brückenbauer u. Vermittler. Ein Historiker der Rumäniendeutschen: Dr. M.K. ist tot, in: HZ, 9.9.2022.

Kühlbrandt, Ernst

Eduard Morres: Ernst Kühlbrandt (Öl-Lasur auf Bleistift, undatiert (1927), Privatbesitz, Foto: Konrad Klein)

Lyriker und Kunsthistoriker, * Kronstadt 10.5.1857, † ebd. 3.9.1933. Besuch der Volks- und Unterrealschule in Kronstadt und der Oberrealschule in Hermannstadt. 1874/75 war er an der Ingenieurfachschule des Polytechnikums in Graz inskribiert, dann Ableistung des Militärdienstes (Freiwilligenjahr) in Kronstadt. Ausbildung zum Zeichenlehrer zunächst in Stuttgart, dann in Wien. 1880 legte er hier sein Staatsexamen in diesem Fach ab. Nach zweijähriger Praxis am Österr. Museum in Wien kehrte K. 1882 nach Kronstadt zurück, wo er an Gymnasium und Gewerbeschule künstlerisches und geometrisches Zeichnen unterrichtete. Zeitweilig war er Direktor der Gewerbeschule. Obwohl 20 Jahre älter als A. Meschendörfer, hat er erst unter dem Einfluss der von diesem herausgegebenen Zeitschrift „Die Karpathen“ literarisch Wertvolles verfasst. Den Großteil seiner zuerst vorwiegend hier veröffentlichten Epigramme, Fabeln und Parabeln hat K. in seinen Bänden „Geständnisse und Erkenntnisse“ (1919) und „Späte Ernte“ (1930) gesammelt. In kurzer, scharfsinniger und knapper sprachlicher Form, mit unerwarteten und affektgeladenen Schlussfolgerungen umkreisen K.s Sinngedichte vornehmlich allg. sittliche Grundgehalte. Seine „Kurzschlüsse“ richten sich mit Vorliebe gegen kleinbürgerliches Philistertum, unbegründete Überheblichkeit, gegen Karrieremacher und jede Art von Unmenschlichkeit. – Als Schrittmacher der neueren Malerei in Sb., als Kunsthistoriker und als Kulturpionier (Mitbegründer der Gesellschaft für Kunstfreunde 1907, Mitbegründer und Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Karpathen“, Mitarbeit an dem von Erich Jekelius hg. Sammelwerk „Das Burzenland“, zahlreiche Vorträge zur Kultur in Sb.) gehört K. zu den herausragenden Persönlichkeiten der Sb. S. im ausgehenden 19. und im ersten Drittel des 20. Jh.s. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Junggesellen. Schwank in drei Aufzügen. Krst. 1877 (ohne Namensnennung); Die ev. Stadtpfarrkirche A.B. in Kronstadt. 1. Heft Krst. 1898, 2. u. 3. Heft Krst. 1927; Geständnisse und Erkenntnisse, Leipzig 1919; Späte Ernte. Festgabe für die Kronstädter Vereinstage des Jahres 1930. Krst. 1930; Der Weisheitszahn, Sinn-Gedichte, hg. von H. Stănescu, Buk. 1969.
Literatur. F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. IV. Bd. (Ergänzungsbd. zu J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen), Hst. 1902; H. Stănescu: Die lachende Weisheit. 35 Jahre seit E.K.s Tod, in: KR, 4.10.1968; A. Kartmann: E.K., in: Die Literatur der Sb. S. in den Jahren 1849-1918, hg. von C. Göllner u. J. Wittstock, Buk. 1979.


Kutschera, Rolf

Der Historiker Dr. Rolf Kutschera auf der Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (Freiburg i. Br., 1986; Foto: Konrad Klein)

Historiker, Gymnasiallehrer, * Kronstadt 4.10.1915, † Esslingen 19.12.2001; Besuch des Honterusgymnasiums in Krst.; Studium der Geschichte, Geographie, Germanistik und evang. Theologie in Klausenburg (1932-1936), Wien (1936/37) und Leipzig (1937/38). Promotion zum Dr. phil. 1939 in Klausenburg mit der Dissertation „Die Gubernatoren Siebenbürgens 1691-1774“ (in rum. Spr. veröffentlicht in Hst. 1943). 1941-1944 Assistent von Prof. Ioan Lupaş am Historischen Institut der Univ. Klausenburg, die nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch (1940) nach Hermannstadt übersiedelt war; gleichzeitig Gymnasiallehrer an der Brukenthalschule in Hermannstadt; nach dem 23. August 1944 Flucht mit der Organisation Todt in den Westen; kurze amerikanische Kriegsgefangenschaft; ab 1948 im höheren Schuldienst in Württemberg, zuletzt als Studiendirektor in Esslingen (Neckar). 1962 Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e. V. Heidelberg. Hauptsächliches Forschungsgebiet: verfassungsrechtliche Probleme Sb.s im 18. und 19. Jh. (LSS, DFDKK)
Veröffentlichungen: Die Zigeuner in Sb., in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1960; Landtag und Gubernium in Sb. 1688-1869, Köln 1985 („Studia Transylvanica“, Bd. 11); Maria Theresia und ihre Kaisersöhne. Ein Beitrag zum Habsburgerjahr 1990, Thaur bei Innsbruck 1990; Die Töchter und Schwiegertöchter Maria Theresias, Thaur bei Innsbruck 1993; Von Kronstadt nach Esslingen. Aus meinen Lebenserinnerungen, Esslingen 1999; Kronstadt während der Regierungszeit der Habsburger (1688-1918), in: Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadtgeschichte, hg. von H. Roth, München 1999.
Literatur. H.W. Schlandt: R.K. zum 75. Geburtstag, in: NKZ, 26.11.1990; K. Gündisch: Gründlich und zuverlässig. Der Historiker Dr. R.K. wird 80 Jahre alt, in: SbZ, 30.9.1995; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. VIII, Köln/Weimar/Wien 2001; K. Gündisch: Ein Historiker der Donaumonarchie. Dr. R.K. gestorben, in: SbZ, 15.1.2002.

Kyr, Paulus

Titelblatt des Gesundheitslehrbuchs "Sanitatis studium..." von Paulus Kyr, gedruckt in Kronstadt im Jahr 1551 (Bildnachweis: Bibliothek der Honterusgemeinde Kronstadt, Signatur: HB 510)

Arzt und Naturheilkundler, * vermutlich in Kronstadt um 1510, † Weißenburg (Alba Iulia) 1588. Es wird angenommen, dass P.K. ein Sohn des Kronstädter Patriziers Georg Ambrosius K. gewesen ist. Mehr ist über seine Familie und seine schulische Ausbildung nicht bekannt. Zweifellos studierte er einige Jahre an einer oder mehreren (allerdings unbekannten) deutschen Universitäten die Freien Künste („artes liberales“), aber vermutlich auch Medizin. Mit Daten belegbar ist nur, dass „Paulus Chyrrer Coronensis“ am 11. November 1533 seinen Magistertitel an der Medizinischen Fakultät zu Wien erwarb. Bereits am 14. April 1534 promovierte er an der Universität von Ferrara zum Doktor der Medizin. Zuvor besuchte er auch die Medizinische Fakultät in Padua. Er kehrte nach Kronstadt zurück, wo ihm noch im selben Jahr die Stelle des Stadtphysikus (= Stadtarztes) übertragen wurde. Er erfreute sich bald eines besonderen Rufes als Arzt und wurde bis zu seinem Lebensende 29-mal zu Konsilien zu den Großen seiner Zeit berufen, so achtmal in die Walachei zu den Fürsten Vlad Voevod, Petru cel Tânăr, Alexandru II., Mihnea Turcitul und Petru Cercel sowie fünfmal in die Moldau, und zwar zweimal zu Petru Rareş sowie je einmal zu Alexandru Lăpușneanu, Iancu Sasul und Petru V. Șchiopul. 1542 wurde er nach Weißenburg zum kath. Bischof Ioannes Statilius bestellt sowie 1581 an den Hof von Christoph Báthori und 1588 an den Hof von Sigismund Báthori. Laut Gelehrtenlexikon „Magyar Athenas“ könnte K. am Kronstädter Gymnasium Naturphilosophie unterrichtet haben, jedoch ist sein Name in den Dokumenten des Stadtmagistrats, in denen die Gehaltszahlungen der Gymnasiallehrer aufgeführt sind, nicht nachweisbar. Zu jener Zeit war Johannes Honterus für das Schulwesen zuständig. Ein Jahr später wurde K. zum Mitglied der Hundertmannschaft gewählt. Er war für die Aufsicht der Stadtapotheke, der Barbiere, Wundärzte und Hebammen zuständig. Laut H. Heltmann soll K. auch die Leitung der Apotheke wiederholte Male (z.B.: 1545-1546, 1550-1557, 1569, 1572-1576) übernommen haben, wenn die städtische Apotheke ohne Pächter blieb. Ein Beweis dafür ist das übermittelte Apothekeninventar von 1576, anlässlich der Übertragung der Apotheke an den Pächter Hannes Herwest. Dieses gilt als zweitältestes Dokument seiner Art in Siebenbürgen, welches aus wissenschaftshistorischen Sicht von G. Treiber und H. Heltmann untersucht wurde. Über K.s Leben sind wenig Daten übermittelt. Mutmaßlich handelt es sich bei den Schülern Job Kyr Coronensis und Ezekiel Kyr Coronensis, die in der Matrikel des Kronstädter Gymnasiums 1554 und 1559 eingetragen sind, um seine Söhne. P.K. starb im Juni 1588 am Fürstenhof in Weißenburg (Gyulafehérvár, Alba Iulia), wo er sich während der Pest dienstlich aufhielt.
Sein einziges gedrucktes Werk, „Sanitatis studium ad imitationem aphorismorum compositum, Item Alimentorum vires breviter & ordine Alphabetico positae“ (Das Studium der Gesundheit, zusammengestellt, um die medizinischen Aphorismen und auch die Kraft der Nahrung kurz und in alphabetischer Reihenfolge darzustellen), Corona 1551, ist ein Gesundheitslehrbuch für die Schüler des Kronstädter Gymnasiums. K. veröffentlichte es vermutlich auf Anforderung oder zumindest Anregung von Valentin Wagner, dem bedeutenden Humanisten, Verleger und Drucker sowie Nachfolger von Honterus als Stadtpfarrer von Kronstadt. Er widmete seine Arbeit – wie dem Vorwort zu entnehmen ist - den Schülern des Kronstädter Gymnasiums. Daraus sollten die Schüler und Studenten die Kunst der gesunden Lebensführung und Ernährung erfahren. Die kultur- und medizinhistorische Bedeutung von P.K. basiert auf diesem Buch, das nicht nur das erste in Siebenbürgen gedruckte Buch mit medizinischem Inhalt, sondern auch das erste bekannte Lehrbuch zur Gesundheitserziehung für den präuniversitären schulischen Gebrauch darstellt. K. beschreibt darin kompakt, was gute Gesundheit ausmacht und wie man sie erhält. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit Grundkenntnissen zur allgemeinen Theorie der humoralen Pathologie. Der Arzt führt seine Leser einfach und deutlich in die Grundlagen der Diätetik („res naturales et non naturales“) ein und gibt ihnen einen praktischen Leitfaden für einen gesunden Lebensstil zur Hand. Der Kerninhalt seines Büchleins basiert auf antik-mittelalterlicher Tradition (Aristoteles, Hippokrates, Galenos, Plinius, Avicenna) von Diätetik, die nicht nur die richtige Ernährung (Essen und Trinken), sondern auch Schlafen und Wachen, die emotionale Erregung, Evakuierung und Nachfüllung von Körperflüssigkeiten, sexuelle Aktivität sowie Einfluss von Umweltfaktoren wie Klima und Jahreszeiten behandelt. K.s Buch wird von einem hellenistischen, insbesondere galenischen Einfluss dominiert, der mit der Tradition der alten Medizinschule von Salerno und der zeitgenössischen Medizin der späten italienischen Renaissance eng verbunden ist. Seine Bedeutung liegt darin, dass nicht nur aus dem Karpatenbecken, sondern aus ganz Europa kein vergleichbares zeitgenössisches Buch bekannt ist. Die Arbeit könnte einflussreich gewesen sein, weil sie der intellektuellen Elite diente: Pfarrern, Lehrern des Dorfes und der Stadt, Beamten und Akademikern, die an Universitäten im Ausland ausgebildet worden waren, Theologen, Rechtsanwälten, Ärzten usw. Es ist davon auszugehen, dass K.s Lehren nicht nur die Menschen in Kronstadt und den umliegenden sächsischen Dörfern, sondern über viele Jahre hinweg überall in Siebenbürgen beeinflusst haben. Sein Buch ist ein einmaliges Beispiel der frühen siebenbürgischen Rezeption der philologisch-humanistischen Renaissance-Medizin. Eine kommentierte Neuauflage seines Werkes wurde 2010 von Robert Offner unter dem Titel „Die Gesundheit ist ein köstlich Ding. Ein ins Deutsche, Rumänische und Ungarische übersetzter und mit zeitgenössischen Bildern versehener und kommentierter Nachdruck des Gesundheitslehrbuches des Kronstädter Arztes Paulus Kyr“ im Schiller-Verlag, Hermannstadt – Bonn, herausgegeben. (R. Offner, LSS-AH)
Literatur: P. Bod: Magyar Athenas avagy az Erdélyben es Magyar-Országban élt tudos embereknek (...) historiajok (Ungarisches Athen oder Geschichte der gelehrten Männer Siebenbürgens und Ungarns …), (Hermannstadt/Nagyszeben) 1767, S. 142; I. Weszprémi: Magyarország és Erdély orvosainak rövid életrajza/Succinta medicorum Hungariae et Transilvaniae Biographia. Centuria prima excerpta ex adversariis auctoris. Lipsiae ex officina Sommeria, I. Bd., Budapest 1960 (Nachdruck des Werkes von 1774), S. 144 f.; J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 318 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); G.M.G. v. Herrmann: Das alte Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadt- und Landesgeschichte bis 1800, Köln/Weimar/Wien 2010, S. 379; H. Heltmann: Das Kronstädter Apothekeninventar von 1576, in: Naturwissenschaftliche Forschungen über Siebenbürgen IV (Sb. Archiv, Bd. 25), Köln/Weimar 1991, S. 65 ff.; G. Treiber: Die älteste Stadtapotheke von Kronstadt, in: Siebenbürgisch-sächsischer Hauskalender. Jahrbuch 1965, S. 64 ff.; A. Huttmann: Über einige Aspekte des Buches „Sanitatis studium ...“ (Kronstadt 1551) von Paulus Kyr, in A. Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 168 ff.; ders.: Die Entwicklung der Heilberufe in Siebenbürgen, in: ebd., S. 53; R. Offner: Kronstadt, der Stadtarzt P.K. und Ferrara, in P. Kyr: Die Gesundheit ist ein köstlich Ding, hg. von R. Offner, Hermannstadt-Bonn 2010, S. 9 ff.

Lange, Martin

Titelblatt des Buches von Dr. med. Martin Lange über die wichtigsten volkstümlichen Heilmittel Siebenbürgens (Offenbach 1788)

Arzt und med. Aufklärer, * Kronstadt 12.9.1753, † Sepsibodok (Bodoc) 17.6.1792. Gymn. in Kronstadt, 1773 anfänglich Studium der Rechte, dann Medizinstudium in Göttingen, Fortsetzung desselben 1775 in Wien und 1777 in Tyrnau (Trnava, Slowakei). Da damals Protestanten in der Habsburgermonarchie nicht promoviert werden konnten, beendete L. sein Studium mit Promotion zum Dr. med. an der Univ. Erlangen. Niederlassung in Kronstadt, wo er 1783 zweiter Stadtphysikus, 1786 Physikus des Háromszéker Komitats und 1790 Burzenländer Distriktphysikus wurde. Am 7.4.1789 Aufnahme in die Kaiserliche Akademie der Naturforscher (Leopoldina) unter dem Namen Antiphanes. Durch seine rege ärztliche Tätigkeit wurde er weit über die Grenzen seiner Vaterstadt bekannt und gilt durch seine schriftstellerische Tätigkeit als einer der bedeutendsten med. Aufklärer Sb.s. L. starb an einer Nervenlähmung. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): De ophthalmia commentatio medico-chirurgica, Tyrnau 1777; Rudimenta Doctrinae de Peste, Wien 1784 (2. Aufl. 1791 Offenbach); Beschreibung des rationellen Kerns der Volksmedizin des Burzenlandes, o.O. o.J.; Über die Lebensordnung zur Zeit epidemisch grassierender Faulfieber und bes. der Pest, Hst. 1786; Von der Glaubwürdigkeit der neuesten Pestberichte aus der Moldau und Walachei (und Beurtheilung der bisherigen Contumazen), in P.J. Ferro: Nähere Untersuchungen der Pestansteckung, Wien 1787 (auch in: Sb. Quartalschrift, 3. Jg., Hst. 1793; Auszüge in: Aufklärung. Schrifttum der Sb. S. u. Banater Schwaben, hg. von C. Göllner u. H. Stănescu, Buk. 1974); Recensio remediorum praecipuorum transylvanicis domesticorum, Offenbach 1788; Über die häufigen Viehseuchen in Sb. und von den vorzüglichsten Mitteln, solchen abzuhelfen, Hst. 1790 (auch in: Sb. Quartalschrift, 1. Jg., Hst. 1790; ungarisch Klbg. 1791; Auszüge in: Aufklärung. Schrifttum der Sb. S. u. Banater Schwaben, hg. von C. Göllner u. H. Stănescu, Buk. 1974); Historia Icterorum epidemicorum (erschienen mit der Datierung 1791 in Bd. 8 der „Nova Acta“ der Leopoldinischen Akademie mit der Beschreibung einer 1784/85 in Kronstadt herrschenden Epidemie von Hepatitis epidemica); Plan zur Verbesserung der Hebammen-Anstalten im Burzenländischen Distrikte, in: Sb. Quartalschrift, 3. Jg., Hst. 1793.
Literatur. [o.V.]: Kurze Lebensbeschreibung des sel. Herrn D. M.L. (weiland Burzenländischer Distrikts Physikus), in: Sb. Quartalschrift, 3. Jg., Hst. 1793; J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 324 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); V. Bologa: Ärzte und Gesundheitspflege bei den Sb. S. im 18. u. zu Beginn des 19. Jh.s, in: FzVL, Bd. 7/2, Buk. 1964; C. Göllner/H. Stănescu: M.L. (1753-1792), in: Aufklärung. Schrifttum der Sb. S. u. Banater Schwaben, Buk. 1974, S. 259 ff.

Lassel, Rudolf

Rudolf Lassel (Foto: Bildarchiv Konrad Klein)

Organist, Chordirigent, Komponist, * Kronstadt 15.3.1861, † ebd. 18.1.1918. Er studierte Theologie, Philosophie und Musik in Leipzig. Leiter des Leipziger akademischen  Musikvereins. 1887 vom Presbyterium in Kronstadt zum Organisten, später auch zum Kantor und in der Vereinigung der beiden Ämter zum Musikdirektor der evang. Stadtpfarrkirche (Schwarze Kirche) sowie zum Gymnasial- und Seminarlehrer gewählt, übernahm er ab 1889 auch die Chormeisterstelle des Kronstädter Männergesangvereins. Er gründete 1894 in Anlehnung an den Leipziger Thomanerchor einen neuen Schülerkirchenchor. 1902 für das Amt des Thomasorganisten in Leipzig vorgeschlagen, fiel die Wahl auf ihn und K. Straube, doch L. lehnte eine Bewerbung zugunsten seiner Kronstädter Ämter ab. Als überragender Organist leitete er in Kronstadt die Pflege der barocken und spätromanischen Orgelmusik ein und galt auch als Meister der selten gewordenen Improvisationskunst. Mit dem Chor des Gesangvereins und dem Knabenchor führte er die bedeutenden Vokalwerke der dt. Musikliteratur von Schütz bis Mendelssohn und Bruch auf, wobei er neue ästhetische und interpretatorische Maßstäbe für Kronstadt setzte. Begabte junge Kräfte, wie P. Richter, G. Jekelius oder die Geschwister Gmeiner erfuhren durch ihn eine entscheidende Förderung. Kaiser Wilhelm II. und Königin Elisabeth von Rum. verliehen ihm Orden. L. starb unerwartet an den Folgen einer Lungenentzündung. Am 12.2.1918 konstituierte sich in Kronstadt eine R.-L.-Stiftung, die den R.L.-Preis ins Leben rief. Außerdem wurde ein Kuratorium zur Herausgabe von L.s Werken gegründet.
L. schrieb hauptsächlich Vokalmusik für seine berufliche Praxis. Seine volkstümlichen Lieder auf Texte sb.-s. Autoren erlangten weite Verbreitung und trugen zur neuen Blüte des sb.-s. Mundartliedes bei. Aufführungen seiner Matthäus-Passion, der bekanntesten Komposition L.s neben seinen Chören und Liedern, gab es regelmäßig in Kronstadt und gelegentlich auch im Ausland. Stilistisch war L. der dt. Hochromantik verpflichtet; er hielt an tradierten Formen und Techniken fest. Seine Musik ist tiefempfunden, ehrlich, ansprechend. (LSS-KT)
Werke (Auswahl): Werke für Soli, Chor und Orchester/Orgel, darunter: „Die Leidensgeschichte unseres Herrn Jesu Christi“ (Matthäus-Passion), unvollendet (daraus als Einzelkantate erschienen: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“); „Richte mich, Gott“ (geistliche Szene nach dem 43. Psalm); „Amor im Pensionat“ (Singspiel, Text: J. Römer). - Chorwerke a cappella: geistliche Gesänge, Motetten, 6 Lieder im Volkston in sb.-s. Mundart; einzelne gemischte Chöre; Männerchöre. - Lieder für Singstimme und Klavier (meist zusammengefasst in Zyklen von 2-5 Liedern); Duette für zwei Singstimmen und Klavier; Kinder- und Schullieder. - Orgelmusik: Fantasie und Fuge c-Moll; Fantasie über „Ein feste Burg“ F-Dur; Zwischenspiele zu 123 Chorälen des Choralbuches; Vorspiele zu sämtlichen Melodien des neuen Choralbuches. - Veröffentl. bei: Hug & Co., Leipzig; W. Siegel‘s Musikalienhandlung, Leipzig; W. Hiemesch, Krst.; Edit.: „Liederstrauß - Ein Liederbuch für Schule und Haus“ (5 Hefte), H. Zeidner, Krst. 1906, W. Hiemesch, Krst. 1909, 1917; „Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello in B-Dur“, Gesamtpartitur und Einzelstimmen (Reihe „Musik aus Siebenbürgen, Nr. 3), Schiller Verlag, Bonn/Hst. 2012; „Geistliche und weltliche A-Cappella-Chöre“ (Reihe „Musik aus Siebenbürgen, Nr. 6), Schiller Verlag, Bonn/Hst. 2012.
Literatur. E. Hajek: R. Lassel als Tondichter, in: Ostland, Jg. II/15 1920; E.H. Müller: Die Musiksammlung der Bibliothek zu Kronstadt, Krst. 1930; Ch. Thal: Vielseitig: als Musikerzieher und Tonsetzer. Aus R.L.s Leben und Wirken (I), in: KR 12/22.3.1974; ders.: Wege zur Volkstümlichkeit. Aus R.L.s Leben und Wirken (II), in: KR/29.3.1974; R.E. Reichart: Erinnerungen an R. Lassel, in: SOV 1988/3; Ch. Chiriac: Ein vielfältiges Wirken in Kronstadt. Zum 150. Geburtstag R.L.s, in: KR 11/17.3.2011; K. Teutsch: Einer der bedeutendsten siebenbürgischen Musiker. Zum 150. Geburtstag von R.L., in: SbZ, 31.3.2011; St. Schlandt: R.L. (1861-1918) - 150 Jahre seit seiner Geburt. Weitere Informationen über einen äußerst begabten und beliebten Kirchenmusiker der Schwarzen Kirche, in: Lebensräume, Nr. 16/Ostern 2011.
Diskographie: Fantasie für Orgel über „Ein feste Burg“ (H.E. Schlandt, Orgellandschaft Siebenbürgen, MDG 319 0414-2); Präludium und Fuge c-Moll (U. Philippi, Orgellandschaft Siebenbürgen, MDG 319 0414-2); Eine siebenbürgische Passionsmusik. Teil I – Gründonnerstag (Bachchor Hermannstadt, 2004, VS 6284 CD).


Latzina, Anemone

Anemone Latzina (Foto: KR-Archiv)

Schriftstellerin, Übersetzerin, * Kronstadt 17.2.1942, † Bukarest 18.11.1993. Besuchte das Gymn. in ihrer Geburtsstadt, war nach dessen Abschluss zunächst als Sekretärin in einer Schule tätig (1960-1962), studierte danach Philologie (Deutsch und Rumänisch) in Bukarest (1962-1967). Ab 1967 Dokumentaristin bei der Wochenschrift für Außenpolitik „Lumea“ (Bukarest) und ab 1969 Redakteurin der Zeitschrift „Neue Literatur“ (Bukarest). 1972/73 Stipendiatin des International Writing Program in Iowa City, USA. L. war mit dem rumänienungarischen Schriftsteller Szász János verheiratet. Sie verstarb infolge eines Straßenbahnunfalls.
Ab den 1960er Jahren verfasste L. lakonisch-pointierte Gedichte, die sich vom metaphorischen Sprechen in der rumäniendt. Lyrik distanzierten und einen neuen, an Brecht geschulten Ton in die dt. Dichtung Rum.s einbrachten. Ebenso veröffentlichte sie Reisebeschreibungen und Rezensionen sowie Lyrik- und Prosaübersetzungen aus dem Rumänischen, Ungarischen, Englischen/Amerikanischen und Französischen ins Deutsche.
Für ihren Gedichtband „Was man heute so dichten kann“ (1971) erhielt L. den Debütpreis des Schriftstellerverbandes Rumäniens. 1987 wurde sie mit dem Silberdistel-Literaturpreis der Wochenschrift „Karpatenrundschau“ (Kronstadt) ausgezeichnet. Mehrere ihrer Gedichte wurden von Norbert Petri vertont („Kleiner Liederkreis“, rum. Fassung Nina Cassian, Bukarest 1975). (LSS-StS, DFDKK)
Selbstzeugnis: Interview mit sich selbst, in: NL, Heft 12/1968.
Gedichtbände
: Was man heute so dichten kann, Klausenburg 1971; Tagebuchtage. Gedichte 1963 bis 1989, hg. von Gerhardt Csejka, mit Zeichnungen von Christine Schlegel, Berlin 1992 (ins Norwegische übersetzt, Oslo 1995).
Literatur. B. Kolf: „Gedichte als Minimalprogramm“. Gespräch mit A.L. (Interview), in: KR, 15.10.1971; H. Anger: Silberdistel-Literaturpreis. A.L. und Hella Bara (Förderpreis) erhielten die Auszeichnung, in: KR, 3.4.1987; P. Motzan: Wegspuren einer Schrittmacherin. Von bockiger Unverblümtheit zu versteinerter Verzweiflung: Gedichte von A.L., in: NW, 18.9.1992; D. Cotârlea: Schreiben unter der Diktatur: Die Lyrik von A.L. Ein monographischer Versuch, Frankfurt a.M. u.a. 2008; H. Liebhardt: Ein Telefonanruf von A.L., in: ADZ, 21.6.2012.

Lehmann, Carl

Carl Lehmann (links) und der Naturschützer Hans Lutsch anlässlich einer Wanderung auf den Königstein im Jahr 1987 (Foto: Siebenbürgen-Institut Gundelsheim/Neckar)

 Fotograf, Kartograph, Bergführer, * Törzburg bei Kronstadt 17.3.1894, † Kronstadt 1.6.1990. Über sechs Jahrzehnte trat er bes. als Landschaftsfotograf der SO-Karpaten Sb.s hervor. Durch ihre Thematik und Qualität besitzen die fotografischen Aufnahmen von L. oft dokumentarischen Wert. Viele seiner Bilder wurden als Illustration für wissensch. und touristische Veröffentlichungen und als Ansichtskarten reproduziert. Mehrere Fotoausstellungen in Rum. und in der Bundesrep. Dtl. Im Bereich Tourismus war L. um die Zusammenarbeit der rum., ung. und sächs. Touristenverbände bemüht. Nach 1945 schuf er ein vorbildliches Wegmarkierungssystem in den SO–Karpaten. Ehrenmitglied der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (1989) und des Clubul Alpin Român (1990). (LLS-GV, DFDKK)
Literatur. W. Zeidner: … den weit die Füße tragen. Mann mit Herz für seine Berge: K.L., in KR, 28.10.1977; A. Zweier: 400 Landschaften. Wir sprechen mit Bergfreund K.L. (Interview), in: NW, 12.5.1987; H. Bergel: Kronstadts Berglegende. C.L. gestorben, in: Sb. Zeitung, 15.7.1990; W. Gutt: Ein Leben für die Berge in den Bergen. Zum hundertsten Geburtstag von C.L., in KR, 17.3.1994; Ch. Albert: K.L., ein Leben in den Bergen, für die Berge, in: KR, 2.9.2000; P. Ţărnă: Tradiţie şi identitate. Cine a fost C.L., in: Gazeta de Transilvania, 31.1./1.2.2009.

 



Liebhart, Otto

Friedrich von Bömches: Dr. Otto Liebhart (Gemälde, 1954)

Schulmann (Fächer: Rumänisch, Deutsch), * Broos 9.2.1904, † Weingarten (Baden-Württemberg) 30.09.1991. Schulbesuch in Broos (Volksschule), Mühlbach (Untergymnasium, 1.-2. Klasse), Broos (ungar.-reform. Kún-Gymnasium, 3.-6. Klasse) und Schäßburg (Bischof-Teutsch-Gymnasium, 7.-8. Klasse). Hier Reifeprüfung 1922, dann Hochschulstudium (Sprachen, Theologie, Philosophie) in Wien, Klausenburg und Leipzig, wo Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „Die Ortsnamen des Szeklergebietes in Siebenbürgen“. Ab 1927 Supplent, später Professor für rumänische Sprache am Honterusgymnasium in Krst. Nach Rumäniens Frontwechsel 1944 interimistischer Leiter der Honterusschule. 1945-1946 in die Sowjetunion deportiert. Im April 1947 über Frankfurt/Oder nach Krst. zurückgekehrt, im gleichen Jahr vom Presbyterium der Honterusgemeinde zum 95. und letzten Rektor des Honterusgymnasiums gewählt. 1948 von der kommunistischen Schulbehörde abgesetzt, 1952 wieder berufen, leitet er das „Liceul Mixt German Nr. 2“ (nach einigen Jahren umbenannt in „Şcoala Medie Mixtă Nr. 2“) bis 1959. Anschließend noch bis zur Pensionierung 1964 als Deutschlehrer tätig, 1973 nach Deutschland ausgesiedelt.
In der schwierigen Nachkriegszeit hat sich O.L. mit Ausdauer, diplomatischem Geschick und Zivilcourage erfolgreich für die Bewahrung wertvoller Traditionen des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens eingesetzt. (DFDKK)
Schriftliches (Auswahl): Laudatio auf Adolf Meschendörfer [aus Anlass seines 80. Geburtstags am 8. Mai 1957 im neu hergerichteten Festsaal der alten Honterusschule], in: SbZ, 15.5.1987; Thema Honterusfest [Begrüßungsansprache beim Honterusfest 1957], in: NKZ, 1.7.1987; [Quellenrede] 3. Juli 1977, in: Honterusfeste einst in Kronstadt/Siebenbürgen und danach in Pfaffenhofen/Deutschland. Gesammelt, geschrieben und gestaltet von Ortwin Götz. Heidelberg 2008
Literatur. C.B. (= Curd Bregenz = Hans Bergel): Kronstädter Professoren (XIX): O.L., in: NKZ, 1.3.1991; K. Philippi: Seele und Antriebsfeder. Ehemaliger Honterusschuldirektor Dr. O.L. gestorben, in: KR, 10.10.1991; H.W. Schlandt: Abschied von O.L., in: NKZ, 1.12.1991.

Lienert, Hans

evang. Pfarrer, Schriftsteller, * Katzendorf 24.11.1885, † Kronstadt 7.9.1954, besuchte zuerst das Schäßburger, dann das Kronstädter Gymnasium (Reifeprüfung 1904), studierte Theologie, Philosophie und Germanistik in Gießen, Berlin und Budapest. Ab 1909 Vikar in Fogarasch, dann Pfarrer in Draas (1911-1916), in Brenndorf und ab 1932 Stadtprediger in Kronstadt-Blumenau. Schriftleiter der „Akademischen Blätter“, des Organs der deutschen Hochschüler in Ungarn (1910-1914), Vorsitzender des Pfarrvereins der evang. Kirche Siebenbürgens (zweite Hälfte der 1920er Jahre, Anfang der 1930er Jahre), Leiter des Kraft-durch-Freude-Werkes in Kronstadt (1937-1940). Vortragsreisen 1925 nach Nordamerika sowie 1929 und 1933 nach Deutschland.
L. widmete sich vornehmlich dem dramatischen Gebiet. Seine Schau- und Lustspiele, mit denen er sich gegen sittliche Verstöße in der sächs. Gemeinschaft wandte, gehörten zu den vielgespielten Stücken der sb.-dt. Volksbühnen. In seinem Roman „Im heiligen Ring“ stellt er die Haupthelden vor die Entscheidung, zwischen (sinnlicher) Liebe und Respektierung der ungeschriebenen, beengenden Gesetze des Volkskörpers zu wählen. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Wahrheit. Ein Bauerndrama in drei Aufzügen, Leipzig o.J. (1912); Hochzeit. Ein sächsisches Lustspiel in drei Aufzügen, Mediasch 1913; Der Leicht. E Lastspäll än drän Afzäjen. Mediasch 1919; Et kitt him. E sachsesch Lastspäll än drän Afzäjen, Mediasch 1920; Gift. Zwei Dorfstücke (Im Kornsäen, 1915; Das dritte Kind, 1919), Mediasch 1923; Drä Fronjderkniecht. Lastspäll än enem Afzeag, Mediasch 1924; Ratgeber für unsere Dorfbühne, Schäßburg 1924; Im heiligen Ring. Ein Bauernroman aus Siebenbürgen, Hst. 1925; Der Wohltäter. Ein Schauspiel in drei Aufzügen (Typoskript, 1930); Die Schwester. Ein Schauspiel in drei Aufzügen (Typoskript, 1931); Herrenrecht. Drama in drei Aufzügen (Typoskript, 1933); Ein Bauer muss es sein. Singspiel in einem Akt (Musik: N. Petri, Uraufführung: Kronstadt 1943); Schlangen. Lustspiel in einem Aufzug (Typoskript).
Autobiographisches: Kostbub beim Schneidermeister. Aus „Tatsachen und Erinnerungen“ (Manuskript, 1944/1945), in: Sb.-s. Hauskalender/Jahrbuch 1986.
Literatur. K.K. Klein: H.L. (geb. 1885), in ders.: Die deutsche Dichtung Siebenbürgens im Ausgang des 19. und im 20. Jh. Drei Jahrzehnte auslandsdeutscher Literaturgeschichte, Jena 1925; ders.: H.L., in ders.: Ostlanddichter. Zehn literarische Bildnisstudien sb.-s. Dichter der Gegenwart, Krst. 1926; C. Gorvin: H.L. (1885-1954), in: SbZ, 15.11.1985; U.P. Wagner: Auf der Dorfbühne lebendig. H.L. wurde vor 100 Jahren geboren, in: KR, 15.11.1985 u. 22.11.1985; M. Wittstock: Unbekannte Theaterstücke. Vor hundert Jahren wurde der sb. Mundartautor H.L. geboren, in: NW, 23.11.1985; J. Wittstock: „Denn wir sind ja nur ganz wenige“. Aus dem Briefnachlaß von Olga Hörler / Schreiben von H.L., Viktor Orendi-Hommenau und Hans Wettel (Serie „Manuscriptum“, XCV), in: NL, Heft 4/1988; U.P. Wagner: H.L., in: Die rumäniendt. Lit. in den Jahren 1918-1944, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, Buk. 1992; S. Bruss: Ein Meister der Dorfbühne. Der Schriftsteller H.L. starb vor 50 Jahren in Kronstadt, in: SbZ, 15.11.2004.

Lurtz, Franz Eduard

Franz Eduard Lurtz (Foto: Leopold Adler)

Schulmann und Meteorologe, * Kronstadt 3.12.1825, † ebd. 17.5.1907, Sohn eines Schneidermeisters, Bruder des Musikers Johann Friedrich L.; Schulbesuch in Kronstadt, Studium in Berlin, Leipzig und Wien; 1849 bis 1897 Lehrer am evang. Gymn. in Kronstadt und von 1851 bis 1887 auch an der sächs. Gremialhandelsschule; 1862-1889 für die Finanzen zuständiger Kirchenvater der evang. Stadtpfarrgemeinde Kronstadt. L. hat die ersten kontinuierlichen Wetterbeobachtungen mit Instrumenten in Kronstadt von 1848 bis 1865 durchgeführt und veröffentlicht und damit die Grundlage für die Kennzeichnung des Klimas von Kronstadt gelegt. Er hat als Botaniker und guter Beobachter die natürlichen Beziehungen, die zwischen den klimatischen Verhältnissen eines Ortes und dessen Pflanzen- und Tierwelt bestehen, erkannt und diese in jahrelangen phänologischen Beobachtungen festgehalten und veröffentlicht. 1860 z.B. führte L. Beobachtungen über die Zeit der Blüte, der Be- und Entlaubung an 101 Pflanzenarten durch. 1854 erschien von ihm ein Beitrag zur Flora des Kuhhorns (rum. Ineu, Rodnaer Gebirge). Die Ergebnisse seiner langjährigen Wetterbeobachtung hat L. 1892 in seiner Arbeit „Die klimatischen Verhältnisse der Stadt Kronstadt“ zusammengefasst. Als Mathematiklehrer hat er eine Reihe von Lehrbüchern für die verschiedenen Lehrstufen in mehreren Auflagen herausgegeben. Seine Rechenschulen wurden auch in die rum. und ung. Sprache übersetzt. (LSS-HH, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Die neuen Münzen. Für Real- und Handelsschulen, sowie für Jeden, der sich mit dem Werthe der neuen Münzen und mit den Rechenvortheilen der neuen Währung bekannt machen will, leichtfaßlich dargestellt, Krst. 1858; Die neuesten Untersuchungen über die Genauigkeit barometrischer Höhenmessungen, in: Verhandl. und Mitt. des sb. Vereins f. Naturwiss., 19. Jg., Heft 1, Hst. 1868; Geometrie für Volksschulen, Krst. 1879; Die klimatischen Verhältnisse der Stadt Kronstadt, in der Festschrift: Beiträge zu einer Monographie der königl. freien Stadt Kronstadt, Krst. 1892.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 371 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 269 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); H. Heltmann: Erste kontinuierliche Wetterbeobachtungen. Zum 100. Todestag des Kronstädter Naturforschers und Gymnasiallehrers F.E.L., in: SbZ, 25.5.2007.

Lurtz, Johann Friedrich

Stadtkantor Johann Friedrich Lurtz (Foto: Staatsarchiv Kronstadt)

Chordirigent und Komponist, * Kronstadt 6.11.1818, † ebd. 15.5.1900, Bruder des Schulmannes Franz Eduard L. 1849 bis 1897 Stadtkantor, Musikdirektor und Seminarmusiklehrer in Kronstadt. Er schrieb eine Messe B-Dur für Soli, Chor und Orchester, als Messevertonung eine Seltenheit in der sb. Musikgeschichte (vgl. E.H. Müller: Die Musiksammlung der Bibliothek zu Kronstadt, Krst. 1930). (LSS-KT)

Maager, Carl Joseph

Anton Fiala: Carl Maager (1848, Öl/Lw., Familienbesitz Graz, Foto: Konrad Klein)

Wirtschaftsfachmann und Politiker, * Kronstadt 15.3.1813, † ebd. 23.2.1887. Besuch des evang. Gymnasiums in Kronstadt bis zur vorletzten Klasse (Septima), dann Lehrling im Handelsgeschäft seines Vaters, das er nach dessen Tod zusammen mit seinem älteren Bruder weiterführte. 1844 Wahl in die Hundertmannschaft.
Während der Revolution von 1848/49 leitete er eine Bürgergarde und führte im Auftrag Kronstadts Verhandlungen mit den Russen und Magyaren, wobei es ihm gelang, größere Gefahr von seinen Landsleuten abzuwehren. 1851 Präsident der Handels- und Gewerbekammer Kronstadt, ab 1864 deren Sekretär; 1857 Direktor der Kronstädter Filiale der „Privilegierten Österreichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe“. Ab 1869 Leiter der „Ungarischen Eisenbahn-Ministerial-Buchhaltung“ in Budapest.
1860 wurde M. von Kaiser Franz Joseph I. als einziger sb.-s. Vertreter in den sogenannten „verstärkten Reichsrat“ nach Wien berufen. In dieser Eigenschaft setzte er sich für eine demokratische Verfassung, für die rechtliche Gleichstellung aller ethnischen Gruppen und Konfessionen sowie die Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten ein. Sein Auftreten fand in der Öffentlichkeit einen starken Widerhall. M. wurde zum Ehrenbürger der Städte Brünn (Brno), Krems, Salzburg und Znaim (Znojmo) ernannt. Eine Straße in Salzburg trägt seit 1965 seinen Namen.
1857-1863 war M. Kirchenvater (Kirchenmeister) der Kronstädter evang. Stadtpfarrgemeinde. 1863 wurde er zum Kronstädter Deputierten beim siebenbürgischen Landtag, der in Hermannstadt zusammentrat, und 1875 als Vertreter von Reps zum Mitglied des ungarischen Reichstages gewählt. 1878 erfolgte die Wiederwahl zum Abgeordneten als Kandidat seiner Vaterstadt. Wesentlich war M.s langjähriger Einsatz zur Entwicklung der Verkehrswege in Siebenbürgen und zum Bau der Eisenbahnlinie Kronstadt – Predeal – Bukarest (statt der Variante von Hermannstadt durch den Roten-Turm-Pass).
1854 wurde M. mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone, der höchsten zivilen Auszeichnung der habsburgischen Monarchie, ausgezeichnet. (LSS-MK, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Bericht über den Stand der siebenbürgischen Eisenbahn-Angelegenheit, Krst. 1864; Bericht über die Pariser Weltausstellung, Krst. 1867.
Literatur (Auswahl). J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 377 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 272 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); E. Neugeboren: Sb.-s. Charakterköpfe. XV. K.M., in: Die Karpathen, IV. Jg., Heft 6/Dez. 1910; O. Folberth: Ein gar nicht „circumspekter“ Siebenbürger Sachse, Reichsrat C.M., in: SVJB, Heft 2/1966; Österr. biographisches Lexikon, Bd. V, Graz/Köln 1972; R. Sutter: C.J.M., in dies.: Siebenbürger Sachsen in Österreichs Vergangenheit und Gegenwart. Eine Auswahl, Innsbruck 1976; C. Göllner: C.M. (1813-1887), in: KR, 16.4.1982 (in der Reihe „Taten und Gestalten“; auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, hg. von D. Drotleff, II. Bd., Hst. 2002); ders.: ... mannhaft für Recht und Gesetz gesprochen. C.M, ein Vorkämpfer verfassungsmäßiger Freiheiten, in: KR, 20.2.1987 (I) u. 27.2.1987 (II).

Malcher, Rudolf

Violinist, * Kronstadt 24.3.1879, † Wien 1.9.1967. M.s erste Berufsstation war Bukarest, wo er als Konzertmeister, Violinprof. an der Musikakademie und Kammermusiker am Königshof wirkte. 1909 ging er als Konzertmeister zum Wiener Tonkünstler-Orchester und war von 1922 bis zu seiner Pensionierung (1949) erster Konzertmeister der Wiener Symphoniker. Zwischendurch (1920) ließ er sich für kurze Zeit in Kronstadt nieder, gab hier Konzerte als Solist und Kammermusiker und gründete das erste Kronstädter Streichquartett. (LSS-KT)

Marienburg, Lukas Joseph

Titelblatt des Buches "Kleine siebenbürgische Geschichte zur Unterhaltung und Belehrung" von Lukas Joseph Marienburg (Pesth 1806)

Schulmann, Pfarrer, Historiker und Geograph, * Kronstadt 4.7.1770 als Sohn eines in Kronstadt-Blumenau wirkenden Predigers, † Marienburg 8.8.1821. 1789-1791 Studium der Philosophie und evang. Theologie an der Univ. Jena, ab 1791 Lehrer und ab 1801 Rektor am Kronstädter evang. Gymn.; 1810 ging M. als Pfarrer nach Rothbach, 1812 nach Weidenbach und 1813 nach Marienburg, wo er bis zu seinem durch Suizid verursachten Tod wirkte. Trausch und Schuller führen 38 Titel von Arbeiten auf, die hist., pädag., theol. und geogr. Themen behandeln. Davon sind 10 selbstständige Werke. M. hinterließ 12 z.T. sehr umfangreiche Manuskripte, von denen zwei posthum erschienen sind. – Wegen seiner Verdienste ernannte ihn die herzoglich mineralogische Gesellschaft zu Jena 1804 zum Mitglied und 1805 zum auswärtigen Beisitzer. Beide Diplome wurden von Johann Wolfgang von Goethe unterzeichnet. (LSS-GS, Wikipedia)
Werke (Auswahl): Versuch einer Staats- und Religionsgeschichte von Sb., Leipzig und Gera 1796; Kleine siebenbürgische Geschichte zur Unterhaltung und Belehrung, Pesth 1806; Geographie des Großfürstentums Sb., 2 Bde., Hst. 1813 (Nachdruck 1987, Köln/Wien).
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 387 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 278 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983)

Marko, Hans

Ingenieur und Erfinder auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik, * Kronstadt 24.2.1925, † Gräfelfing b. München 12.9.2017; Sohn eines Rechtsanwalts und einer Musikerin; Honterusgymn. in Kronstadt (Reifeprüfung 1943); kam 1943 zur deutschen Luftwaffe und geriet 1945 in amerik. Kriegsgefangenschaft. Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart, zwei Jahre Assistent an derselben Hochschule und danach zehn Jahre Forschung auf dem Gebiet der Elektronik sowie Lehraufträge an den technischen Hochschulen von Stuttgart und Karlsruhe. 1962 wird M., im Alter von 37 Jahren, von der Technischen Hochschule München zum ordentlichen Prof. und Ordinarius für Nachrichtentechnik an der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik berufen und gleichzeitig zum Direktor des neu ins Leben gerufenen Instituts für Nachrichtentechnik ernannt. Die persönlichen Beiträge M.s in den Forschungsbereichen Nachrichtenübertragung, Bildverarbeitung und Musterkennung, Optimierung digitaler Übertragungssysteme und Kybernetik fanden ihren Niederschlag in annähernd 100 wissensch. Veröffentlichungen (darunter mehreren Büchern) und etlichen Patenten. Er lehrte als Gastprof. an den Univ. Delft, Los Angeles, Kapstadt, Tokio, Leningrad (St. Petersburg), Moskau und Bagdad. M. war leitend in vielen wissensch. Gesellschaften tätig. Auszeichnungen: Dr. h.c. der TH Darmstadt (1985), Verdienstkreuz der Bundesrep. Dtl. (1994), Sb.-S. Kulturpreis (1995) u.a. 1996 gab sein Freund Hans Mendgen den Band „Gedichte 1944-1996“ mit Versen von H.M. heraus. (LSS-GH, DFDKK)
Literatur. [o.V.]: „…wirkte an den Universitäten Delft, Los Angeles, Tokyo, Bagdad“. H.M. und das moderne Informationswesen, in: SbZ, 31.10.1984; H. Barth: Wegweisende Leistungen in Forschung und Lehre. Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. H.M. wird 80 Jahre alt, in: ebd., 25.2.2005; H. Mengden: Zum 85. Geburtstag von Prof. H. Marko, in: NKZ, 5.7.2010; H-W: Ein hochfliegender Geist, aber kein abgehobener. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. H.A.M. ist von uns gegangen, in: SbZ, 15.10.2017.

Markus, Gustav

Gustav Markus (links im Bild, sitzend, im Profil) auf der Hochzeit seines Neffen Clemens Markus (Journalist und Wirtschaftsprüfer, 1910-1979), der im Jahr 1937 in Schäßburg Ilse geb. Theil ehelichte (Foto: Bildarchiv Konrad Klein)

Buchdrucker und Verleger, * Schäßburg 1.8.1895, † Wasserburg b. München 30.7.1979. Der Enkel des Buchdruckers und Verlegers Johann Wilhelm Krafft (1833-1908) erlernte nach dem Besuch des Schässburger Gymn. den Buchdruck im Krafftschen Unternehmen in Hermannstadt und vollendete seine Ausbildung in München. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg übernahm er die ererbte Druckerei in Schäßburg, die unter seiner Leitung rasch aufblühte. M. ist der „künstlerisch bedeutendste Buchdrucker Sb.s in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts“ (H. Zillich). 1934/35 verlegte er die Markus-Druckerei nach Kronstadt und war außerdem maßgeblich an der technischen Leitung der Druckerei Krafft & Drotleff in Hermannstadt beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg benannte er sein Kronstädter Unternehmen in Corvina Druckerei und Verlag um und brachte bis 1947 noch einige dt. Bücher heraus. Wie vielen Unternehmern blieben ihm kommunistische Kerkerhaft und entschädigungslose Enteignung nicht erspart. Ab 1959 bis zur Aussiedlung in die in die Bundesrep. Dtl. 1965 war M. als Archivar und Bibliothekar der evang. Kirchengemeinde Kronstadt tätig, wo er die geretteten Bestände der Kronstädter Gymnasialbibliothek neu ordnete. Auch in seinen letzten Lebensjahren, die er in und bei München verbrachte, leistete er, aus einem großen Wissen schöpfend, mancherlei fachliche Hilfe. (LSS-HM)
Veröffentlichungen: Die Deutsche Volksgruppenführung in Rumänien am 23. August 1944, in: SVJB, Heft 2/1971; Der siebenbürgische Aichelburg, in: SVJB, Heft 1/1973.
Literatur. H. Zillich: G.M. 80 Jahre alt, in: SVJB, Heft 4/1975; ders.: G.M. †, in: SVJB, Heft 4/1979; G. v. Hochmeister: Chronik von Hochmeister – Krafft. Siebenbürgisch-sächsische Familien im Wandel der Zeiten. 1664-2000, München 2000, S. 203 f.

Mattis-Teutsch, Hans

Hans Mattis-Teutsch (1931)
Hans Mattis-Teutsch: Seelenblumen (1920, Öl auf Karton, im Besitz des Kunstmuseums Kronstadt)

Maler, Graphiker, Kunsttheoretiker, Kunstpädagoge und Dichter, * Kronstadt 13.8.1884, † ebd. 17.3.1960. Lernt 1901 bis 1903 an der Höheren Gewerbeschule in Budapest; frühe Arbeiten: „Holzplastiken in vertikaler Gestaltung“, 1903 bis 1905 in München. 1906/07 in Paris, wo ihm W. Kandinsky die Teilnahme an Ausstellungen des „Salon d῾Automne“ und der „Société des Artistes Indépendants“ vermittelt. Schon früh Fixierung seines künstlerischen Konzepts, dessen Prinzipien er in Postulaten formuliert, die auch dem späteren Schaffen M.–T.s und seinem Suchen nach einer absoluten, der Gegenständlichkeit enthobenen Kunst Ziel und Richtung geben. Seine Thesen zur neuen Kunst wird M.–T. später in dem Werk „Kunstideologie. Stabilität und Aktivität im Kunstwerk“ (Potsdam 1931) zusammenfassen, dessen geistiger Nährvater vor allem Kandinsky ist.
1908 wird M.-T. Prof. an der Kronstädter Gewerbeschule, wo er bis zum Ende der 1940er Jahre eine Lehrtätigkeit ausübt. Als Künstler von den Bürgern seiner Vaterstadt kaum unterstützt, schließt er sich avantgardistischen Gruppen, dem Berliner „Sturm“ und der Budapester „MA-Gruppe“ (ma = heute) an, beteiligt sich an deren Ausstellungen und erfährt in Paris, Berlin, Budapest und Bukarest Förderung und Anerkennung. Seine „Kunst der geklärten Weltanschauung“ mündet in großflächig-monumentale Kompositionen, in denen M.-T. Wesenhaftes („Kraft“, „Seelenblumen“, „Mensch“, „Arbeit“, „Mutterschaft“, „Industrie“) zu gestalten sucht. 1944 bis 1948 leitet er die Kronstädter „Freie Kunstakademie“, von 1944 bis 1958 ist er Vorsitzender der Zweigstelle Kronstadt des Verbandes der bildenden Künstler. Nach seinem Tode vergessen, wird er in den 1970er Jahren wiederentdeckt und als Bahnbrecher avantgardistischen Kunstgeistes in Sb. gewürdigt. (LSS-WM, Wikipedia)
Selbstzeugnis: Was ist unsere Kunst in dieser modernen Zivilisation, in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930.
Veröffentlichungen: Gedichte/Schnitte, Budapest 1917; Kunstideologie. Stabilität und Aktivität im Kunstwerk, Potsdam 1931 (rum. Buk. 1975; dt. Neuausgabe Buk. 1977, Einleitung: M. Nadin, Nachwort: E. Axmann).
Literatur. C. Stephani: Der Weg eines Künstlers. H. M.-T., in: VK, Heft 4/1968 (auch in: Sie prägten unsere Kunst. Studien und Aufsätze, hg. von B. Stephani, Klausenburg 1985); Z. Banner: M.-T., Buk. 1970 (rum. Ausgabe; ung. Buk. 1972, dt. Buk. 1974); M. Nadin/M Simu: M.-T. Expoziţie retrospectivă (Ausstellungskatalog), Buk. 1971; C. Stephani: Erneuerer der Moderne. M.-T.-Retrospektive in Bukarest, in: NL, Heft 9/1971; ders. (Hg.): „Der Lebenskreis wird immer enger…“. Briefe von Marie Mattis-Teutsch, in: NL, Heft 8/1981; K. Hammer: Bewegungsformeln. Zum 100. Geburtstag von H.M.-T., in: Sonntag, Nr. 35/1984; M. Deac: M.-T. şi realismul constructiv/M.-T. und der konstruktive Realismus, Klausenburg 1985 (zweisprachige rum.-dt. Ausgabe); W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; C. Stephani: H. M.-T. (1884-1960). Grafiken/Schriften/Zeitdokumente (Ausstellungskatalog), München 1993; ders.: „Vergessen Sie nicht: In hundert Jahren!“/H.M.-T.s „Rückkehr“ nach Europa, in: NKZ, 1.3.1993; D. Müller: Die schönsten Flausen sind lila. Auf der Suche nach den inneren Paradiesen: Der rum. Maler und Bildhauer H. M.-T. und sein Verhältnis zum „Blauen Reiter“ – eine Ausstellung im Haus der Kunst in München, in: Süddt. Ztg., 6.7.2001; S. Metken: Farbglut. M.-T. und der Blaue Reiter, in: Die Zeit, 30.8.2001; C. Stephani: Vor der Zeit des Schweigens. Ausstellung mit Werken von H.M.-T. (1915-1925) in Budapest, in: SbZ, 20.12.2001; ders.: „Der andere M.-T.“/Zu Werken des Künstlers aus den Jahren 1915-1925, in: NKZ, 20.12.2001; ders.: M.-T. in Hollywood. Zur Neubewertung eines sb. Künstlers, in: SbZ, 15.6.2002; ders.: Kronstädter Künstler-Dynastie in Györ. Große M.-T.-Retrospektive im Museum „János Xántus“, in: NKZ, 20.6.2002; ders.: Eine einmalige wissenschaftliche Dokumentation. Das M.-T.-Archiv in Györ und die „Sächsische Madonna“. Gespräch mit Zoltán Banner und Tibor Almási (Interview), in: NKZ, 20.9.2002; N.-A. Kolle: Bilder für die Seele. Figurative Werke von M.-T. in Bukarest, in: ADZ, 10.12.2004; R. Popica/A.M. Zamfir (Hg.): M.-T., artist al avangardei (Ausstellungskatalog), Krst. 2009; C. Stephani: Seltener Beleg einer Freundschaft. Zu einem Bild von Arthur Goetz für M.-T., in: NKZ, 30.9.2016; E. Wilk: Ein vielschichtiger und komplexer Künstler. H.-M.-T.-Ausstellung im Kunstmuseum, in: KR, 9.1.2020.

May II., Georg

Georg May II.: Bucheinband, Geschenk der Fürstengattin Maria Brâncoveanu an das Kloster Surpatele, Kreis Vâlcea (Silber, getrieben, ziseliert und vergoldet, 1707, im Besitz des Nationalen Kunstmuseums Rumäniens)

Goldschmied, * Kronstadt, bezeugt seit 1673, † ebd. 6.9.1712, hervorragendster Vertreter einer Goldschmiedfam. (mit neun besser bekannten Vertretern zwischen 1652 und 1804) in Kronstadt. Lehre bei seinem Vater, Freispruch zum Gesellen 1673, seit 1684 Meister, 1709 zum Zunftvorsteher gewählt. Vermutlich schon als Geselle auch im Fürstentum Walachei gewesen, wo, in der krisenhaften Lage des sb. Handwerks, die Kronstädter Goldschmiede damals am günstigsten Arbeit fanden. Zwischen 1693 und 1708 erhielt M. von Seiten des kunstsinnigen rum. Fürsten Constantin Brâncoveanu wiederholt Aufträge ungewöhnlichen Ausmaßes, bei deren Ausführung auch andere Meister beteiligt wurden. Von den bis heute 24 ermittelten Arbeiten M.s befindet sich ein Großteil in rum. Museen, einzelne in Budapest, Paris, Klausenburg: Ampeln, Kelche, Deckelkannen, Bucheinbände und Abendmahlsteller in reicher Treibarbeit, meist Spitzenleistungen der sb. Goldschmiedekunst, darüber hinaus bedeutsam durch M.s Einfühlungsvermögen in das Wesen ostkirchlich-rum. Überlieferungen, das eine lebensvolle Verbindung von sb. Spätrenaissance und Stilmitteln des spätbyzantinischen Kunstkreises möglich machte. (LSS-KB)
Literatur. C. Nicolescu/F. Killyen: Der Kronstädter Goldschmied G.M. II. und sein Werk, in: FzVL, Heft 1/1966; M. Philippi: G.M. der Jüngere (gest. 1712), in: KR, 13.11.1981 (in der Serie „Taten und Gestalten”, auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, hg. von D. Drotleff, I. Bd., Klausenburg 1983).

Mederus, Petrus

Der Kronstädter Stadtpfarrer Petrus Mederus mit seiner Familie (Gemälde von unbekannter Hand, 1664, im Besitz der Evangelischen Stadtpfarrgemeinde A.B. Kronstadt)

Lyriker und Theologe, * Zeiden um 1606, † Kronstadt 11.1.1678, studierte nach dem Besuch des Kronstädter Gymn. vorwiegend Theol. in Thorn, Danzig und Rostock. Nach mehrjähriger Abwesenheit und nachdem er vom Pfalzgrafen Hadrian von Mynsicht die Ehrenauszeichnung eines „gekrönten Dichters“ erhalten hatte, kehrte er 1638 in die Heimat zurück. M. war zunächst Lehrer und von 1640 bis 1644 Rektor des Kronstädter Gymn., anschließend Pfarrer in mehreren Ortschaften des Burzenlandes (Honigberg, Zeiden) und ab 1654 Kronstädter Stadtpfarrer. Über einen Zeitraum von 18 Jahren, bis zu seinem Tod, bekleidete er auch das Amt eines Dekans des Burzenländer Kapitels.
M. gilt als Verfasser von Gelegenheitsgedichten und Epigrammen (meist lat.), von Abhandlungen und Reden vorwiegend theol. Inhalts. An der Grenze zwischen rel. Lyrik und Gelegenheitspoesie sind die wenigen überlieferten dt. Texte anzusiedeln. Zu bestimmten Anlässen, Pest oder Tod eines Kindes geschrieben, sprengen sie den Rahmen herkömmlicher Casualcarmina. Das unmittelbar Erfahrene und Erlebte, das sie ausdrücken, die Artikulation von Bedrängnissen, die eine ganze Gemeinschaft betrafen, ließen diese nach bekannten Weisen gesungenen Texte zu einem allg. Gut der Kirchengemeinde werden. (LSS-StS)
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 400 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F.W. Seraphin: Sieben Gedichte des P.M., eines sächsischen „Poeta laureatus“ des XVII. Jh.s, in: Archiv des Vereins für sb. Landeskunde, NF, 23. Bd., Hst. 1890, 1.Heft; F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 281 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); U.P. Wagner: Das dichterische Werk des P.M., in: Die dt. Lit. Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. I. Halbbd. Mittelalter, Humanismus und Barock, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, München 1997; R. Binder: Der Kronstädter Stadtpfarrer P.M. in namenkundlichem Zusammenhang, in: Denken und Dienen. Theologische und historische Aufsätze als Freundesgabe für Prof. D. Dr. Paul Philippi zum 65. Geburtstag, hg. von H. Pitters, 2. Aufl., Hermannstadt/Heidelberg 2003; H. Mieskes: P.M. – Lyriker und Theologe, in ders.: Zeidner Persönlichkeiten. Erster Bd. Von P.M. bis Georg Gotthelf Zell, Heidelberg 2009.

Meschendörfer, Adolf

Ernst Honigberger: Adolf Meschendörfer (Gemälde, 1920)

Schriftsteller, * Kronstadt 8.5.1877, † ebd. 4.7.1963. Studium der Philologie, Theol. und Philosophie in Straßburg, Wien, Budapest, Heidelberg, Klausenburg und Berlin (1897–1901). Dissertation über Heinrich von Kleist als Prosaschriftsteller (1910). Danach widmete er sich in seiner Heimatstadt dem Lehrerberuf (1926 bis 1940 Rektor des Honterusgymn.), dem er zeitlebens treu blieb. 1940 trat er in den Ruhestand. 1932 wurde M. die silberne Medaille der Dt. Akademie, 1936 die Ehrendoktorwürde der Univ. Breslau und 1957 der Arbeitsorden I. Klasse der Rum. Volksrepublik verliehen. Er war Mitglied des Rum. Schriftstellerverbandes (seit 1954). In der von ihm redigierten Kulturzeitschrift Die Karpathen (1907-1914) wandte er sich gegen den Dilettantismus in der sb.-dt. Literatur, forderte die Beachtung strenger künstlerischer Maßstäbe und setzte sich für die kulturelle Zusammenarbeit aller sb. Völker und Völkerschaften ein. Sein 1908 zum ersten Mal in Fortsetzungen in den Karpathen erschienener Roman Leonore (1920 Buchausgabe, später wiederholt aufgelegt, auch in rum. Übersetzung) schildert aus der Sicht eines „nach Siebenbürgen Verschlagenen“ in einer bis dahin in der heimischen dt. Literatur nicht üblichen kritischen Weise Realitäten aus der sächs. Gemeinschaft um die Jahrhundertwende. Siebenbürgische Fragestellungen stehen auch im Mittelpunkt seiner anderen beiden Romane: Die Stadt im Osten (mehrere Auflagen, auch rum. und ung. Übersetzung) und Der Büffelbrunnen, die, mit z.T. veränderten Darstellungsmitteln, in episch breitangelegten Handlungsabläufen Geschehnisse aus dem Leben einer dt. Sprachinsel in der ersten Hälfte des 20. Jh.s festzuhalten versuchen. In den vierziger Jahren hat M. vorzugsweise Künstlernovellen und Humoresken (Siebenbürgische Geschichten) geschrieben, nach 1944 dichterisch Belangvolles kaum hervorgebracht. Seine Dramatik (Dramen: Abt von Kerz; Michael Weiß; Vogel Phönix) hatte weniger Erfolg, dgl. seine Lyrik (Gedichte, 1930 und 1967), mit Ausnahme seiner Siebenbürgischen Elegie (1927), die zu den bekanntesten Glanzleistungen südostdt. Dichtung gehört. M. veröffentlichte außerdem Vorträge über Kultur und Kunst (1906), literaturkritische und -hist. Aufsätze in in- und ausländischen Zeitschriften. Mit seinem Gesamtwerk hat er nachhaltig auf die sb.-dt. Literatur des 20. Jh.s gewirkt und deren Entwicklung entschieden gefördert und geprägt. (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Vorträge über Kultur und Kunst, Krst. 1906; Heinrich von Kleist als Prosaschriftsteller, Krst 1910; Leonore, Roman eines nach Sb. Verschlagenen, Hst. 1920, Krst. 1933, Buk. 1967 u. 1975; Gedichte, München 1930, Buk. 1967; Dramen, Krst. 1931; Die Stadt im Osten, Hst. 1931, München 1933, Buk. 1982; Der Büffelbrunnen, München 1935; Sb., Land des Segens, Lebenserinnerungen, Prosa, Gedichte, Leipzig 1937; Sb. Geschichten, Krst. o.J. [1947]; Als man noch die Soldaten fing, Buk. 1966; Gedichte, Erzählungen, Drama, Aufsätze, hg. von B. Kolf, Buk. 1978.
Literatur. W. Myss: Fazit nach 800 Jahren, München 1968, S. 17-32; G. Scherg: A.M., in: Die Literatur der Sb. S. in den Jahren 1849-1918, hg. von C. Göllner u. J. Wittstock, Buk. 1979, S. 291-298; E. Konradt: Grenzen einer Insellit. Kunst und Heimat im Werk A.M., Frankfurt a.M., Bern/New York/Paris 1987; G. Scherg: A.M., in: Die rumäniendt. Lit. in den Jahren 1918-1944, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, Buk. 1992, S. 161-177.

Meschendörfer, Hans

Zwei Kronstädter in München: Hans Meschendörfer (links) und der Verlagslektor und Journalist Hermann W. Schlandt in der Transylvanica-Ausstellung, die 1991 anlässlich von Meschendörfers 80. Geburtstag und unter dessen Mitwirkung in der Bayerischen Staatsbibliothek gezeigt wurde (Foto: Konrad Klein)

Buchhändler und Verleger, * Kronstadt 23.9.1911, † München 15.7.2000. Nach Ablegen der Reifeprüfung am Kronstädter Honterus-Gymn. (1929) sowie einer Lehre in der Buchhandlung Zeidner in Krst. und buchhändlerischer Ausbildung in Leipzig, Paris und Königsberg (Ostpreußen) gründete M. 1935 eine Buchhandlung mit angeschlossenem Verlag („Bücherstube H.M.“) in Kronstadt, die 1943 schließen musste. 1942-1945 Fronteinsatz zunächst in der rum. Armee, dann in der Waffen-SS; amerikanische Kriegsgefangenschaft. Eröffnete 1954 in München die „Versandbuchhandlung H.M.“, über die M. bemüht war, die inzwischen in alle Welt verstreuten Sb. S. zu erreichen und mit sb. und dt. Literatur zu versehen. Von nachhaltiger Wirkung erwies sich der sehr arbeitsintensive Buchversand nach Sb. bzw. nach Rum. zwischen 1956 und 1975. Die schon in Kronstadt begonnene verlegerische Tätigkeit wurde in München mit Werken zur Geschichte, Kultur und Literatur der Sb. S. sowie anderer Südostdeutscher wieder aufgenommen. 1969 erfolgte der Anschluss an eine Buchhandels- und Verlagsgruppe, die jedoch 1975 erlosch. Ab dann publizistisch tätig; Mitarbeit am Sb. Museum, Gundelsheim. Auszeichnungen: Adam-Müller-Guttenbrunn-Plakette 1982, Sb.-S. Kulturpreis 1984. (LSS, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Das Verlagswesen der Sb. S. Ein Überblick, München 1979; Honters astronomische Karten nach Dürerschen Vorbildern, in: Beiträge zur sb. Kunstgeschichte und Denkmalpflege, hg. von Chr. Machat, München 1983; Die Sternkarte des Johannes Honterus, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1989; Münchner in Sb. – Siebenbürger in München. Wechselbeziehungen im Überblick, München 1995; Kronstädter in München – Münchner in Krst., in: NKZ, 28.4.1995; Reiseberichte über Südosteuropa, insbesondere über Sb., im 18. und 19. Jh. und ihre Bedeutung als histor. Quelle. Mit einem Anhang über Reiseberichte aus aller Welt von sb. Autoren, in: Die Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa. Geschichte – Wirtschaft – Recht – Sprache, Bd. 2, hg. von G. Grimm und K. Zach, München 1996; J. Honterus – Daten, Namen, Fakten. Die Stationen im Leben und Wirken des Humanisten und Reformators, wie sie im heutigen Forschungsstand gesichert sind, in: SbZ, 30.4.1998 (dazu Richtigstellung des Autors in: SbZ, 25.5.1998); Laudatio Coronae. Das Lob Kronstadts durch die Jahrhunderte, in: Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadtgeschichte, hg. von H. Roth, München 1999; Die Kronstädter in der Welt, in: ebd.
Literatur (Auswahl). M. Kroner: Verständnis und Verständigung. KR-Gespräch mit H.M., Verleger und Buchhändler (München) [Interview], in: KR, 16.7.1971; H. Zillich: Der Buchhändler und Verleger H.M. Zu seinem 70. Geburtstag, in: SVJB, Heft 4/1981; H. Bergel: Das weltweite Büchergehäuse des H.M. (1975), in ders.: Gestalten und Gewalten. Südöstliche Bilder und Begegnungen. Essays, Aufsätze, Vorträge. 2. Aufl.,  Innsbruck 1983; ders.: Laudatio für H.M. Sb.-S. Kulturpreis 1984 (Dinkelsbühl, 10. Juni 1984), in: SVJB, Heft 3/1984; H.W. Schlandt: H.M. zum 75. Geburtstag, in: NKZ, 1.10.1986; E. Wagner: H. M. Buchhändler und Verleger, in: Ostdt. Gedenktage 1991, Bonn 1990; H. Schuster: Die „schönste Erfüllung“ gefunden. Der Bücherfreund und Büchermacher H.M. wird 80 Jahre alt, in: SbZ, 15.9.1991; St. Sienerth: „Vom Ingenium des Buches angerührt“/H.M. im Gespräch mit St.S. [Interview], in: SVJB, Heft 3/2000; H. Schuster: Bewahrer und Förderer. Zum Tode des Bücherfreunds und Büchermachers H.M., in: SbZ, 31.7.2000; H. Roth: H.M. [Nachruf], in: ZfSL, Heft 2/2000; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 81 ff.; [H.] Bergel: Persönlichkeit modernen Traditionsbewußtseins. 100 Jahre seit H.M.s Geburt, in: NKZ, 7.10.2011.

Meschendörfer, Harald

Harald Meschendörfer: Selbstbildnis mit 70 Jahren (Aquarell, 1979)

Graphiker und Maler, Sohn von Adolf M., * Kronstadt 14.6.1909, † ebd. 23.9.1984. Absolvent des Honterusgymn. (1927), Studium bis 1932 in München, Abschluss des Studiums in Paris. Von 1932 bis zu seinem Tode wirkte M. in seiner Vaterstadt, wo er 1953 bis 1969 an der Volkshochschule für Kunst lehrte. Auslandsreisen führten ihn nach Italien, Athen, Konstantinopel und vor allem in die Bundesrep. Dtl., wo er häufig ausstellte.
„Harald Meschendörfer ist seinen Weg gegangen - ohne Kompromisse“ (G. Ott). Sein Ausgangspunkt war die Gebrauchsgraphik. In geradezu prästabilierter Zwanglosigkeit gelangte M. vom „Hand-Werk“ zur bildenden Kunst, und ebenso ungezwungen - geradezu als „sanftes Gesetz“ - vollzieht sich in seinem Werk der Übergang von der gegenständlichen zur abstrakten Kunst. In den Aquarellen und Graphiken mit Motiven aus dem alten Kronstadt ist der gegenständlichen, in seinen freikünstlerischen Zyklen der abstrakten Kunst der Vorrang eingeräumt. In diesen weitgehend gegenstandslosen, in perfekter Collagetechnik und in Tusche und Tempera ausgeführten Serien – Türme aus Rumänien, Morphologische Improvisationen, Raumklaviaturen, Blätter aus dem Alphabet eines Schriftgraphikers - erreicht M.s Kunst hohe Vollendung. Gleichsam als naturalistischer Kontrapunkt stehen ihnen die mit „dürerscher Genauigkeit“ ausgeführten Pflanzeninterpretationen gegenüber, die M. über Jahrzehnte hinaus zur Lebensaufgabe wurden. (LSS-WM)
Literatur. J. Fabritius-Dancu: Die Schrift als künstlerisches Ausdrucksmittel. Zur Graphikausstellung H.M.s im Schiller-Haus, in: NW, 18.9.1977 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klausenburg 1985); J. Fabririus-Dancu: H.M., Buk. 1984; G. Ott: H.M., Graphiker und Maler aus Kronstadt, in: SOV, 33 Jg., München 1984, S. 267 ff.; H. Meschendörfer: Den Gedanken sichtbar machen, in Sb. Zeitung, 31.10.1984; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; M. Wittstock: Ein Künstlerleben. Gedenken an den Grafiker H.M. zum 100. Geburtstag, in: Dt. Jahrbuch f. Rum. 2009, S. 113 ff.

Meschendörfer, Josef Traugott

Lehrer, Pfarrer, Naturwissenschaftler, * Petersberg (b. Kronstadt) 1.3.1832 als Sohn des Predigers Josef M., † Kronstadt 18.6.1919. Besuch des evang.-sächs. Gymn. in Kronstadt (Abschluss 1851), Studium der Theol. in Tübingen (ab 1851) und (als Gast) der Landwirtschaft in Hohenheim; 1853 setzt M. in Berlin seine theol. und vor allem naturwissensch. Studien fort. 1854 Rückkehr nach Kronstadt; Fachlehrer der Naturgeschichte am evang.-sächs. Obergymnasium und der damit verbundenen Realschule, von 1872 bis 1912 Pfarrer in Petersberg. M. verfasst mehrere Lehrbücher (Naturgeschichte, Chemie und Landwirtschaft) sowie eine Reihe von geognostisch-geol. Beiträgen, die z.T. in die „Geologie Siebenbürgens“ von F. v. Hauer und G. Stache (Wien 1863) eingehen. Von 1874 bis 1886 stand er dem Burzenländer landwirtschaftl. Bezirksverein vor. Eine der wichtigsten Straßen von Petersberg, die frühere Hintergasse, trägt heute seinen Namen. (LSS-HUK, DFDKK)
Werke (Auswahl): Das Neocomien-Vorkommen bei Kronstadt, in: Verhandlungen und Mitteilungen des SVN, Hst. 1859; Die Gebirgsarten im Burzenlande. Ein Beitrag zur Geognosie von Siebenbürgen, Krst. 1860; Die vulkanischen Gesteine des Burzenlandes, in: Verhandlungen und Mitteilungen des SVN, Hst. 1860; Anfangsgründe der Chemie für Unterreal- und Bürgerschulen, Krst. 1864; Versuch einer urweltlichen Geschichte des Burzenlandes, mit 6 geognostischen Karten in Farbendruck, Krst. 1866; Lehrbuch der Naturgeschichte für die untern Klassen der Gymnasien, Realschulen, wie auch für gehobene Volksschulen, Krst. 1867 (4. Aufl. 1890); Wie können wir unserer Landwirtschaft wieder aufhelfen?, Krst. 1879; Aus der Gegenwart und Vergangenheit der Gemeinde Petersberg, Krst. 1885; Der geol. Bau der Stadt Kronstadt und ihres Gebietes, in: Festschrift der Stadt Krst. für die 26. Wanderversammlung ungar. Ärzte und Naturforscher, Krst. 1892; Lese- und Lehrbuch für die ländlichen Fortbildungsschulen (hg. zusammen mit W. und E. Morres), Krst. 1895 (weitere Aufl. 1898 u. 1904); Die ev. Kirchengemeinde A.B. in Petersberg in der Zeit von 1873 bis 1909. Der Gemeindevertretung erstatteter Bericht, Krst. 1910.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 419 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hst. 1902, S. 288 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); J. Römer: Sb.-s. Charakterköpfe XVII. J.T.M., in: Die Karpathen, V. Jg., Heft III (1. Nov.-Heft 1911); I. Moruş (Hg.): Cărturari brașoveni (Sec. XV-XX). Ghid bibliografic, Krst. 1972, S. 141 f.; H. Heltmann: Unsere Professoren (XIV): J.T.M., in: NKZ, 1.7.1989; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 96 f.; H. Heltmann: Bedeutender Pädagoge und Naturforscher. Zum 90. Todestag des Kronstädter Gymnasiallehrers J.T.M. (1832-1919), in: SbZ, 30.6.2009.

Meschendörfer, Wolfgang

Musiker (Flötist), Sohn des Graphikers und Malers H. Meschendörfer, * Schäßburg 17.6.1944, † Dessau 8.2.2012. Während des Besuchs des dt. Lyzeums in Kronstadt Flötenunterricht bei F. Toduţă und Vorbereitung aufs Hochschulstudium bei V. Bickerich; Hochschulstudium (Flöte, Kammermusik) am Konservatorium in Klausenburg (1962-1967), Flötist im Philharmonischen Orchester in Hermannstadt (1967-1972), Flötenlehrer an der Musikfakultät in Kronstadt (1972-1978). Gründete 1973 mit anderen Kronstädter Musikern das Kammermusikensemble „Cantus serenus“, das sich die Pflege alter Musik stilgetreu auf alten, authentischen Instrumenten zur Aufgabe machte, eine rege Konzerttätigkeit entfaltete und 1979 bei „Electrecord“ eine Langspielplatte herausgab. – 1980 Ausreise in die Bundesrep. Dtl. Bis zur Verrentung Musiklehrer und zeitweilig stellv. Schulleiter der Städt. Musikschule Coesfeld (Nordrhein-Westfalen); langjähriger intensiver Einsatz bei Organisation und Durchführung der jährlichen Musikwochen der „Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstl. Europa e.V.“ in der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein (Baden-Württemberg). 2007 Umzug nach Dessau (Sachsen-Anhalt). (LSS-KT, DFDKK)
Tonträger. Cantus serenus (W. Meschendörfer – Sopran- u. Alt-Blockflöte, R. Meschendörfer - Sopran- u. Alt-Blockflöte, Barock-Querflöte, I.L. Herbert  - Viola da gamba, K. Philippi – Viola da gamba, G. Popescu – Cembalo u. Schlagzeug, H. Cristian – Cembalo u. Orgelpositiv): V. Greff-Bakfark, G. Frescobaldi, Anonymi (Th. Simpson), G. Ph. Telemann, J. Ph. Rameau (ST-ECE 01602, 1979); Flötenmusik aus Siebenbürgen (W. Meschendörfer – Flöte, R. Innig – Klavier): W. v. Bausznern, H. Neugeboren, H.P. Türk (CD – SST 31134, 1995).
Literatur. W. Wittstock: Einzigartige Konstellation. “Cantus serenus“ beendete Kammermusikspielzeit, in: KR, 23.5.1975; H. Liess/H. Wolf/G. Schwarz/K. Waber: Erinnerungen 50 Jahre nach der Matura 1962 der Absolventen des Honterus-Lyzeums in Kronstadt 1962-2012, o.O. o.J., S. 89; H.P. Türk: Wirken für die siebenbürgische Musik. Abschied vom Musiker W.M., in: ADZ, 17.2.2012 (unter geändertem Titel auch in: SbZ, 15.3.2012).

Meyr, Ignaz

Der Augenarzt Ignaz Meyr (Lithographie von Eduard Kaiser, 1852, Bildquelle: wellcomecollection.org)

Arzt (Ophtalmologe), * Graz 1819, † Graz 1892. Medizinstudium in Graz und Wien, Ernennung zum Privatdozenten der Augenheilkunde, Direktor des Kronstädter Augenspitals von 1856 bis 1863, ab 1853 bis 1861 Kreisarzt in Kronstadt. Besonderes Augenmerk auf die sb. Kurorte. 1862 bis 1863 Broschüren in dt., ung. und französ. Sprache über den Kurort Elöpatak (Vâlcele), 1866 über Borsec-Borszék in dt., rum. und französ. Sprache. Ab 1864 wieder in Graz. (LSS-AH)
Werke (Auswahl): Tractatus physiologicus De cellulis organismi animalis, Wien 1844; Compendium der Augenheilkunde, Wien 1852; Scurta învățătură despre puterea vindecătoare a băilor de abur, Krst. 1857; Abhandlung über die Mineralwässer zu Elöpatak in Siebenbürgen, Krst. 1863; Die Heilquellen von Borßék in Siebenbürgen. In naturhistorischer und therapeutischer Beziehung dargestellt, Krst. 1863; Anleitung zur Wahl der Curorte, 2. Aufl., Wien 1867.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Krst. 1870, S. 419 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); A. Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 69, 111 f.

Mieskes, Hans

Erziehungswissenschaftler, Pädagoge, Arzt, Altersforscher, * Zeiden 17.2.1915, † Gießen 20.7.2006. Besuch der Volksschule in Zeiden, der Honterusschule in Kronstadt (Unterstufe, 3 Klassen) und des Lehrerseminars der Evang. Kirche A.B. in Hermannstadt, das er 1936 mit der Erlangung der Volksschullehrerbefähigung absolvierte. Freiwilliger Arbeitsdienst (Schuldienst) im Sathmarer Siedlungsgebiet, Volksschullehrer in Alzen, Militärdienst, dann Wanderlehrerschaft in der Bukowina (1937/38). Ab 1939 Studium der Erziehungswissenschaft, Psychologie und Theologie in Jena. 1941 Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „Die volkseigene Schule. Grundfragen einer neuen volksdt. Erziehungswissenschaft und Pädagogik“. 1943 Assistent am Institut für Sozial- und Völkerpsychologie der Karls-Universität Prag. Kriegsbedingte Unterbrechung der berufl. Tätigkeit und Kriegsgefangenschaft. Ab 1945 Assistent an der sozialpädagogischen, später pädagogischen Fakultät in Jena, Leiter der Univ.-Forschungsschule („Jenaplan“), Gründer und Leiter der Abteilung für wissenschaftl. Erziehungs- und Bildungsberatung. Begann 1949 in Jena ein Medizinstudium, das er 1958 in München mit dem Staatsexamen abschloss. Nach dem plötzlichen Tod seines Lehrers Prof. Dr. Peter Petersen wurde er dessen Nachfolger als Professor mit vollem Lehrauftrag an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Direktor des Instituts für theoretische Pädagogik. 1956 Flucht aus der DDR wegen Verhaftungsgefahr. Ab 1961 Ordinarius in Gießen, Gründung und Aufbau des Erziehungswissensch. Seminars und Instituts für pädagogische Forschung. Zugleich Aufbau und Leitung des Sportwissensch. Instituts, bis 1968 dessen Direktor; 1963/64 Leiter der philosophischen Abteilung der Naturwissensch.-Philosophischen Fakultät. – Mitbegründer der neueren Wissenschaft von den Pädagotropika (pädagogischen Hilfsmitteln), 1965 Mitbegründer der Stephan-Ludwig-Roth-Gesellschaft für Pädagogik, bis 1988 deren Vorsitzender (ab 1990 deren Ehrenvorsitzender) sowie langjähriger Redakteur von deren Schriftenreihe „Tradition und Fortschritt“. – M. ist der Verfasser von über 400 wissensch. Veröffentlichungen. Die moderne Erziehungswissenschaft verdankt ihm wesentliche konkrete Anstöße. 1983 Sb.-S. Kulturpreis für seine Leistung im Bereich der Erziehungswissenschaft, 2001 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. (LSS-HB, DFDKK)
Schriften (Auswahl): Der Jugendliche in der Situation der Straffälligkeit. Untersuchungen zum Problem Erziehung oder Strafe, Jena 1956 (nach Erscheinen indiziert und eingestampft); Die Erziehungsformen der sb.-s. Lebensgemeinschaft, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1958; Die Pädagogik der DDR in Theorie, Forschung und Praxis. Entwicklung und Entwicklungsstand, 2 Bde., Oberursel/Ts. 1971; Das pädagogische Problem in Forschung, Schulalltag und Lebenswirklichkeit, in H. Mieskes (Hg.): Erziehungswissenschaft und pädagogische Wirklichkeit. Forschungen und Darstellungen, Bd. 7, Oberursel/Ts. 1973; Kriegsspielzeug und martialischer Geist. Eine Problemschau oder Pädagogik eines unpädagogischen Problems, Bamberg 1981.
Literatur (Auswahl). H. Rill: Siebenbürgischer Menschenfreund und Gelehrter. Professor Dr. H.M. 60, in: SbZ, 31.1.1975; W. Klinke: Zum 65. Geburtstag von Professor H.M., in: SVJB, Heft 2/1980; HB [= H. Bergel]: „Der Mensch wird durch Erziehung…“. Prof. Dr. Dr. H.M. und die Lehre von der Erziehbarkeit, in: SbZ, 31.1.1985; H. Bergel: H.M. 75. Im Dienst der Kultivierung des Menschen. Ein Mann, der stets lehrte, was er ist, in: SbZ, 20.2.1990; S. Bruss: Erziehung zu Humanität und Gemeinschaftsfähigkeit. Der namhafte sb. Pädagoge H.M. wurde 80 Jahre alt, in: SbZ, 20.2.1995; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX (M-P), Köln/Weimar/Wien 2004, S. 111 ff.

Mieß, Friedrich (Fritz)

Friedrich Mieß (Ausweisfoto, 1916)

Maler, * Kronstadt 21.8.1854, † ebd. 29.5.1935. 1883 bis 1885 Akademie der bildenden Künste in Wien, 1885 bis 1889 Akademie der Bildenden Künste in München. Dem Studium folgen Lernjahre in Rom und in den Sabinerbergen in Künstlerkreisen um Robert Wellmann. Dann kehrte M. nach Kronstadt zurück, wo er bis ins hohe Alter aus der Bildhaftigkeit der heimatlichen Landschaft und ihrer Menschen Kraft für ein reiches Malerwerk schöpft, dessen Kern die Landschaftsmalerei und die Bildniskunst sind.
Eng verwandt fühlte sich M. dem malerischen Realisten Wilhelm Leibl. Wie bei diesem sind auch bei ihm Naturwahrheit und Realismus Maximen des Kunstwollens, wie Leibl nähert sich auch M. hie und da einem gemäßigten, die Körperlichkeit der Gestalten freilich nie auflösenden Impressionismus. V. Roth bezeichnete M. als den Klassiker der neuen sb. Malerei; unter ihren Vertretern ist er der erste, der es wagte, in der Heimat als „freier Künstler“ zu leben.
Werke von M. befinden sich u.a. im Ungarischen Nationalmuseum zu Budapest, im Nationalen Kunstmuseum von Bukarest, dem Brukenthalmuseum Hermannstadt und dem Kronstädter Kunstmuseum. (LSS-WM)
Schriftliches. F.M.: [Mein Werdegang], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 194 f.
Literatur. U. Thieme, F. Becker: Allg. Lex. d. Bild. Künstler, Bd. 24, Leipzig 1930, S. 542; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; I. Mesea: La 150 ani de la nașterea pictorului F.M., in: F.M. 1854-1935. Expoziție aniversară [Ausstellungskatalog], Krst. 2004; D. Udrescu: Remember F.M. (1854-1935), in: F.M. 1854-1935. Expoziție aniversară [Ausstellungskatalog], Krst. 2004; Ch. Chiriac: „Seine Werke sind ‚ein Sonntag des Lebens‘“. Kronstädter Kunstmuseum bereitet F.-M.-Ausstellung vor/Sammler sind eingeladen, sich zu beteiligen, in: KR, 13.03.2014; R. Popica: O viaţă de artist în slujba realului/Ein Künstlerleben im Dienste der Wirklichkeit, in: Expoziţia retrospectivă F.M. (1854-1935)/Retrospektive F.M. (1854-1935), Krst. 2014 [Ausstellungskatalog, rum./dt.]; I. Mesea: Culorile vieţii/Efectele luminii în pictura lui F.M./Die Farben des Lebens/Die Lichteffekte in der Malerei des F.M., in: Expoziţia retrospectivă F.M. (1854-1935)/Retrospektive F.M. (1854-1935), Krst. 2014 [Ausstellungskatalog, rum./dt.]; G. Horvath: Werner Horvath sau povestea unui proiect de carte despre F.M./Werner Horvath – oder der lange Weg zu einem Buch über den Maler F.M., in: Expoziţia retrospectivă F.M. (1854-1935)/Retrospektive F.M. (1854-1935), Krst. 2014 [Ausstellungskatalog, rum./dt.]; B. Ungar: Fotografie als Ergänzung. F.M. im Kronstädter Kunstmuseum, in: HZ, 1.8.2014; Ch. Chiriac: Prominenter sächsischer Maler. F.-M.-Retrospektive im Kronstädter Kunstmuseum, in: SbZ, 15.9.2014.

Mildner-Müller, Renate

Graphikerin, Malerin, Kunstpädagogin, * Kronstadt 7.2.1940; 1955 bis 1957 Studium der Graphik und Schrift bei Harald Meschendörfer, 1960 bis 1966 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Klausenburg, 1966 Diplom, Meisterschülerin der Klasse Graphik. 1966 bis 1977 Mitarbeit in Verlagen, Illustration von 14 Kinder- und Jugendbüchern. Das im Kriterion-Verlag (Bukarest) erschienene, von M.-M. illustrierte Jugendbuch Der tapfere Ritter Pfefferkorn erreicht 1987 eine Auflage von über 200.000 Exemplaren und damit die höchste in der gesamten dt. Verlagsproduktion Rum.s. - 1977 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl., nach Winnenden, hier als Kunstpädagogin in der Erwachsenenbildung tätig.
M.-M.s Handschrift lässt sich nicht in die Schablone „phantastischer Realismus“ pressen. „Poetischer Realismus“ oder „Lyrischer(Sur)Realismus“ träfen eher zu. Ihre Kreationen sind meistens Traum-, niemals Spottgeburten. Nicht um Demaskierung des Erscheinenden ist es der Künstlerin zu tun, sie liebt Masken, jene der Clowns, Gaukler, Musikanten, Magier, „blauen Vögel“ und „Vogelfrauen“, die unter ihren Händen zu Kündern der Freiheit, eines ersehnten Freiraums werden. Die besten Bilder M.-M.s sind selbsterdachte Märchen. In ihnen ist die „Kunst des Weglassens“ (Gesichter sind oft leere oder fast leere Flächen) und der Verfremdung (zauberhafte Musikanten werden zu puppenhaften Gestalten einer sinnlich-übersinnlichen Welt) meisterhaft beherrscht. (LSS-WM)
Literatur. Sb. Galerie im Wort und Welt Verlag, 1985/86, S. 26-29; G. Ott: R.M.M - von der angewandten Graphik zur freien Malerei, in: Kulturpolitische Korrespondenz, Bonn 15.11.1986/23; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991.

Möckel, Konrad

Dr. Konrad Möckel bei der Einführung als Kronstädter Stadtpfarrer (1933)

Naturwissenschaftler, Pfarrer, Theologe. * Petersdorf bei Mühlbach 29.7.1892, † Kloster Kirchberg (Württemberg) 28.8.1965. Brukenthalgymn. (Hermannstadt), Studium der Naturwissenschaften und der Theol. 1911/12 in Leipzig, 1912/13 in Klausenburg, 1913/14 in Berlin. 1918 promovierte M. zum Doktor mit einer Arbeit über Gesteinskunde. Von 1920 an war er Lehrer am Gymn. in Hermannstadt, von wo er 1925 zum Pfarrer von Großpold gewählt wurde. 1933 kam er als Stadtpfarrer nach Kronstadt.
M.s. Wirksamkeit als Pfarrer verlief in reger Auseinandersetzung mit den Fragen der Volkskirche seiner Zeit. An den weltanschaulichen und relig. Problemen beteiligte er sich durch die Mitarbeit im Kreise der Zeitschrift Klingsor. Ergebnisse seiner Reflexionen und Verbesserungsvorschläge fasste er in der 1930 erschienenen Schrift Glaube und Volkstum zusammen. Kritisch setzte er sich von seinem christlich-evang. Standpunkt aus mit dem völkischen Idealismus in der 1933 verfassten Schrift Idealismus und Wirklichkeit auseinander. In dem Parteienstreit, in den die Kirche hineingezogen wurde, suchte M. 1936 ein klärendes Wort durch seine Schrift Der Kampf um die Macht und unsere evangelische Kirche zu sprechen. Für die kirchliche Erneuerung setzte er sich durch die Abhaltung von Freizeiten für Jugendliche und Pfarrer ein. Entscheidenden Einfluss übte auf ihn die auf die Erneuerung des gottesdienstlichen Lebens ausgerichtete Evangelische Michaelsbruderschaft aus. Er trat ihr 1937 als „Probebruder“ bei und leitete in den folgenden Jahren den sb. Konvent der Bruderschaft. Nach 1945 und bes. nach 1950 versuchte M. durch die Besinnung auf die kirchliche Überlieferung die Jugendlichen Kronstadts zu sammeln und ihnen neben kulturellen Werten vor allem die evang. Botschaft zu übermitteln. Er geriet in Konflikt mit dem Sicherheitsdienst, wurde 1958 verhaftet und im anschließenden Prozess zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt. Im Dez. 1960 in die Bărăgansteppe entlassen, konnte er nach seiner Begnadigung 1963 nach Dtl. ausreisen und lebte bis zu seinem Tode vor allem im Heim der Michaelsbruderschaft in Kirchberg. (LSS-LB)
Literatur. G. Volkmer: K.M. als Naturwissenschaftler, in: ZfSL 1986, H. 2, S. 167-173; L. Binder: Zwischen Irrtum und Wahrheit, K.M. und die Sb.S., Stuttgart 1988; A. Möckel: Umkämpfte Volkskirche. Leben und Wirken des evangelisch-sächsischen Pfarrers K.M. (1892-1965). Studia Transylvanica Bd. 42, Köln/Weimar/Wien 2011.

Moldner, Andreas

Titelblatt des Werkes "Geistliche Lieder durch H. Andream Moldner gemacht." Kronstadt, 1543. [Archiv der Honterusgemeinde. Sig. AHG: HB 512]

evang. Prediger in Kronstadt zur Zeit der Reformation. Als solcher druckte er 1543 in Kronstadt die „Geistlichen Lieder durch H. Andream Moldner gemacht“. (LSS-StS)
Literatur (Auswahl). J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 439 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 296 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); K. Reinerth: H. Andreas Moldner aus Kronstadt und sein Gesangbüchlein aus dem Jahr 1543, in: Korrespondenzblatt des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, Heft 1-2/1973; J. Wittstock: Anfänge dt. Dichtung. Religiöse Kodizes, Versdichtungen, Inschriften, in: Die dt. Lit. Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. I. Halbbd. Mittelalter, Humanismus und Barock, hg. von dems. u. St. Sienerth, München 1997, S. 104.

Moltke, Leopold Maximilian

Lyriker, * Küstrin 18.9.1819, † Leipzig 19.1.1894. Besuch des Gymnasiums in seiner Vaterstadt, dann Lehrling in einer Materialwarenhandlung in Berlin sowie Buchhandlungsgehilfe ebenda und in Frankfurt a.O. 1841 kam er nach Kronstadt, wo er als Buchhändler in die Nemeth’sche Buchhandlung eintrat. Von März bis Juni 1849 war er Schriftleiter des in „Kronstädter Zeitung“ umbenannten „Siebenbürger Wochenblattes“. Teilnahme an der Revolution im Heer Joseph Bems. In der Schlacht bei Schiria (13.8.1849) geriet er in russ., dann österreichische Gefangenschaft (mehr als zweijähriger unfreiwilliger Aufenthalt in Triest). Nach der Ausweisung aus Österr. lebte er in Berlin (1852-1864), dann in Leipzig. In Dtl. war M. als Schriftsteller, Redakteur und Kulturvermittler tätig. Er gab die Zeitschrift „Dt. Sprachwart“ (neun Jahrgänge) heraus. 1884 erhielt er eine Anstellung als Bibliothekar der Bücherei der Leipziger Handelskammer. – M.s umfangreiches lyrisches Werk weist Verse von unterschiedlicher Thematik, Motivik und künstlerischer Formgebung auf. Bereits seine ersten Gedichte zeugen von einer fast gefährlichen Leichtigkeit im Umgang mit verschiedenen lyrischen Gestaltungsweisen. Mit den Liebes-, Natur- und Gelegenheitsgedichten sowie den nationalen Gesängen kündet sich eine Thematik an, die auch im späteren Werk des Dichters präsent bleiben sollte. Entscheidend nicht nur für sein Leben, sondern auch für seine Lyrik wurde M.s Aufenthalt in Sb. 1846 verfasste er das „Siebenbürger Volkslied“, das, nachdem es von J.L. Hedwig vertont worden war, als „Siebenbürgen, Land des Segens“ bis auf unsere Zeit zu einem der meistgesungenen Volkslieder der Sb. S., ja zu deren Volkshymne werden sollte. Dieses Lied der „Friedfertigkeit und Verständigung, der tätigen Heimatliebe und des Glaubens an die Zukunft“ (H. Liebhardt) gehört zu den besten künstlerischen Leistungen des sb.-dt. Vormärzes. Dieses dichterische Niveau hat M. in seinen späteren lyrischen Texten nicht mehr erreicht. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Heideblümchen. Gedichte, Frankfurt (Oder) 1841; Ufermuscheln. Neue dichterische Versuche, Krst./Leipzig 1842; Monumente für Momente. Poetisches Tagebuch, Leipzig 1843; Sporn- und Stachellieder für das dt. Volk, Krst. 1849; W. Shakespeare’s sämmtliche Werke, Leipzig 1864 (Hg.); Schutz- und Trutzlieder für die Sb. S. und das Deutschtum in Österr., Leipzig 1882.
Literatur (Auswahl). J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, II. Bd., Kronstadt 1870, S. 440 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 296 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); H. Krasser: Die Entstehung des Siebenbürgerliedes, in: VZ, 9.1.1958; H. Stănescu: M.M. und die Revolution von 1848/1849, in: NW, 1.8.1958; E. Rothbächer/S. Frieder [= F. Schuller]: Ein Mann suchte Siebenbürgen. Vor 150 Jahren wurde M.M. geboren, in: KR, 9.9.1969; H. Stănescu: Hymnus der Völkerfreundschaft. Zum 150. Geburtstag von M.L.M., in: HZ, 12.9.1969; H. Liebhardt: Der Dichter des Siebenbürger Liedes, in: NW, 12.9.1969; H. Franz: Manuskript des „Siebenbürgerliedes“ entdeckt, in: KR, 9.1.1976; M. Wittstock: Der arme Sachsenfreund. Zum 100. Todestag von M.L.M., in: ADZ, 14.1.1994; M. Kroner: „Und um alle deine Söhne…“. M.L.M., der Dichter des Siebenbürgerliedes, in: HZ, 14.1.1994; ders.: „Von dem Wunderlande Siebenbürgen“. 100. Todestag von M.L.M., dem Dichter der Volkshymne der Siebenbürger Sachsen, in: KR, 20.1.1994; ders.: Verse, die immer noch lebendig sind. Vor hundert Jahren starb M.L.M., der Dichter des Siebenbürgen-Liedes, in: SbZ, 31.1.1994; St. Sienerth: M.L.M. Siebenbürgen als gesellschaftliches Kampfgelände und Utopie, in: Die dt. Lit. Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. II. Halbbd. Pietismus, Aufklärung und Vormärz, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, München 1999; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX (M-P), Köln/Weimar/Wien 2004, S. 166 ff.; M. Wittstock: Ein Weihnachtslied M.s, in: HZ, 24.12.2004.

Morres, Eduard

Eduard Morres: Selbstbildnis (Öl, o.J.)

Maler, Zeichner und Kunstpfleger, * Kronstadt 15.6.1884, † Zeiden bei Kronstadt 7.2.1980. Zu seinen Lehrern in seiner Vaterstadt gehörten Ernst Kühlbrandt, Friedrich Mieß und Arthur Coulin. M. besuchte die Zeichenlehrerschule in Budapest, die Hochschule für Bildende Künste in München und hielt sich schließlich noch ein Jahr lang in Paris auf.
Mit seinem Vetter Hermann Morres verbindet ihn der konservative Wesenszug. Wie bei jenem hat auch bei E.M. ein handfester Realismus das Sagen, doch meldet sich in seinen Bildern immer wieder auch der französ. Impressionismus (vor allem jener Manets) zu Wort. Mit seinen rund 2000 Bildern hat M. eine grandiose Bilddokumentation, eine Erfassung des sb. Landes und seiner Bewohner in der ersten Hälfte des 20. Jh.s geschaffen. Sie ist das Werk eines Künstlers, der „handwerkliche Anständigkeit“ hochhielt und diese - noch als Fünfundneunzigjähriger vor der Staffelei stehend - zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. - Daneben leistete M. als Kunstsachverständiger wertvolle Beiträge zur Kunsttopographie des sächs. Sb.s. In der mehrbändigen Burzenland-Monographie beschrieb er die dt. Kirchen Kronstadts und des Burzenlandes. Seinen Nachlass vermachte er als Stiftung der Gemeinde Zeiden, wo er seit 1942 lebte. Aus den hier der Nachwelt anvertrauten Bildern „spricht eine tiefe Freudigkeit und die Sicherheit des ruhig Gewachsenen“ (E. Axmann). (LSS-WM)
Schriftliches. E.M.: [Mein Werdegang], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 195 f.
Literatur. R. Wittstock-Reich: Einen Platz in den Heimen seiner Landsleute gefunden. Sieben Jahrzehnte der Malerei gewidmet. Nach einem Besuch bei E.M. notiert, in: NW, 7.5.1977 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klausenburg 1985); C. Werner: Klares Fundament. Gedanken an E.M., in: NL 4/1980; H. Bergel: Zum hundertsten Geburtstag des Malers E.M., in: Sb. Zeitung 15.6.1984; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; K. Klein: Zum 110. Geburtstag des Malers E.M. (1884-1980): „Ich lebe hier ziemlich isoliert…“ Ein Brief von E.M. an den Kunsthistoriker H. Wühr, in: Sb. Zeitung, 15.6.1994; M.J. Tataru: E.M. – der kompromisslose Traditionalist, in: Sb. Zeitung, 15.6.1994; B. Stephani: E.M. Ein siebenbürgischer Künstler, München und Heidelberg 2006; B. Stephani: E.M. – unterwegs in Europa. Zum 125. Geburtstag eines heimatverbundenen Künstlers, in: Sb. Zeitung, 20.5.2009.

Morres, Hermann

Hermann Morres (Foto: Otmar Christel, vermutlich zweite Hälfte der 1950er Jahre)

Maler, Zeichenlehrer, Komponist, * Kronstadt 22.5.1885, † ebd. 30.3.1971. Er studierte 1904 bis 1908 in Budapest und war von 1908 bis zu seiner Pensionierung (1948) Zeichenlehrer an verschiedenen Schulen seiner Vaterstadt. Schon während seiner Studienzeit hatte er im Budapester Nemzeti Szalon (1906) ausgestellt; in Kronstadt bildeten seine Ausstellungen in der ersten Jahrhunderthälfte einen festen Bestandteil des weihnachtlichen Ausstellungs-Ordinariums. Daneben stellte M., der auch als Komponist tätig war, jedoch mit seinen Kompositionen nicht Fuß fassen konnte, seine Bilder auch in Bukarest, Ploieşti und im Ausland aus.
Mit dem Impressionismus, dem Expressionismus (Hodlers) und den späteren Stilrichtungen der neuen Malerei - die ihm H. Mattis-Teutsch nahezubringen versuchte - hatte M. nur flüchtige Berührung. Er pflegte - mit gelegentlichen Abstechern ins Impressionistische und ins Symbolistische („Die vier Jahreszeiten“) - bis ins hohe Alter hinauf eine konservativ-gegenständliche Malerei. Ihre Angelpunkte bildeten die heimatliche Landschaft und ihre Menschen, die in zahlreichen Bildern genrehaft zu einer Zwei-Einheit verwoben sind („Pfingstfest in Draas“, „Bockelung in Urwegen“). Erschüttert erfährt der Betrachter, wie dieser Realismus im Spätwerk des fast blinden Malers als „sozialistischer Realismus“ eine geradezu tragische Dimension empfing: „Kartoffelbrigaden“, „Gießereiarbeiter“ und Kollektivwirtschaften - unter diesen Titeln wurden seine Bilder nun gehandelt. (LSS-WM)
Selbstzeugnis: [o.T.], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 196 f.
Literatur. C. Stephani: Ein reiches Lebenswerk – H.M., in: VK, Heft 1/1966; E. Mayerbüchler: Heimatliche Farbenwelt. Atelierbesuch bei H.M., in: VZ, 14.4.1967; C. Stephani: Vom Rhythmus der menschlichen Gestalten. Gespräch mit Prof. H.M., in: VK, Heft 11/1970; H. Schuller: Begabung und Leistung in der Heimat. Zum 100. Geburtstag des Malers H.M., in: KR, 17.5.1985 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); K. Klein: Pfingsten in Draas: Sächsische Bauernherrlichkeit anno 1914. Anmerkungen zu einem nur trachtenkundlich bemerkenswerten Bild von H.M., in: SbZ, 5.6.2014; K. Philippi: Eine Doppelbegabung. H.M. – Maler und Komponist, in: KR, 25.3.2021 (auch in: NKZ, 31.3.2021).

Muschalek, Carl (Karl)

Fotograf Carl Muschalek (Foto: Atelier C. Muschalek, um 1895, im Besitz des Ethnographischen Museums Kronstadt)

Fotograf, * Kronstadt 29.9.1857, † ebd. 28.11.1904. Neben seinem Schwager L. Adler und J. Schuller sen. einer der drei Meisterfotografen Kronstadts im 19. Jh. Das zwischen 1884 und 1904 unter M.s vollem Namen firmierende Atelier wurde nach seinem Tod von seiner Witwe als „Atelier Muschalek“ bis nach 1915 weitergeführt.
Aufgrund seiner Freundschaft mit Stadtarchivar Friedrich Stenner schenkte C.M. dem Magistratsarchiv Hunderte von in Kronstadt und Umgebung entstandene Fotografien. Dieser im Kronstädter Staatsarchiv aufbewahrte Bestand stellt eine der wertvollsten Sammlungen alter Fotografien des Landes dar. (LSS-KK, DFDKK)
Bildveröffentl. (Auswahl). E. Sigerus (Hg.): Sb.-s. Burgen und Kirchenkastelle, Hst. 1901.
Literatur. C. Neagoe: Contribuții la istoria fotografiei brașovene (1842-1918), in: Un Secol de Artă Brașoveană. 1815-1918 (Ausstellungskatalog), hg. von R. Popica, Krst. 2018, S. 44 f.; dies.: Fotografi brașoveni și atelierele lor, Krst. 2022, S. 34 ff.

Mysz, Susanne

Opernsängerin (Koloratursopran) und Gesangpädagogin, Künstlername Susi Gmeiner, auch S. Anders, Tochter der Konzertsängerin und Gesangpädagogin Lula Mysz-Gmeiner, * Berlin 4.1.1909, † Salzburg 1.11.1979. Studierte 1928-1933 Gesang und Klavier an der Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik in Berlin, u.a. bei ihrer Mutter. Debütierte in der Saison 1933/34 am Darmstädter Theater als Operettensoubrette. Ab 1934/35 spielte sie am Theater Stettin (Szczecin/Polen). Nach der Heirat mit einem Studienkollegen, dem erfolgreichen Opernsänger (Tenor) und geschätzten Lied-Interpreten Peter Anders (1908-1954), Schüler ihrer Mutter, gab sie ihren Beruf zeitweilig auf. Nach dem Tod ihres Mannes infolge eines Autounfalls eröffnete sie in Hamburg eine Gesangschule. 1968 übernahm sie eine Gesangprofessur am Mozarteum in Salzburg, wo sie bis zu ihrem Tod eine Meisterklasse leitete und internationale Sommerkurse abhielt.
Ihre drei Kinder ergriffen ebenfalls künstlerische Berufe: Ursula Anders (* München 6.10.1938), Konzert- und Oratorien-Sängerin sowie Schlagzeugerin, Lebensgefährtin des österreichischen Pianisten und Komponisten Friedrich Gulda (1930-2000) und dessen Nachlassverwalterin; Peter Laurent Anders (* Berlin 28.11.1941), Konzert- und Oratorien-Sänger sowie Gesangpädagoge in Hamburg; Sylvia Anders (* Berlin 17.3.1943), Schauspielerin und Chansonsängerin in Hamburg. (LSS-KT, DFDKK)

Mysz-Gmeiner, Lula (Julie Sophie)

Konzertsängerin (Mezzosopran) und Gesangpädagogin, Schwester der Musiker und Musikpädagogen Ella, Luise und Rudolf Gmeiner sowie des Musikpädagogen Julius Gebhard Gmeiner, * Kronstadt 16.8.1876, † Schwerin 7.8.1948. M.-G. studierte 1895-1896 Gesang in Wien und 1896-1900 in Berlin. Nach ihrem Debüt beim schwäbischen Musikfest in Stuttgart und ihrem ersten Auftreten in Berlin öffneten sich ihr alle Konzertsäle. 1905 erhielt sie in Wien den Titel einer k. k. Kammersängerin. Sie bildete sich noch bei Lilli Lehmann in Berlin (1906) und Raimund von Zur Mühlen in London (1911/12) weiter. Bald galt sie als führende Liedinterpretin Europas. Sie musizierte oft mit M. Reger zusammen, der ihr seine Lieder op. 88 und 98 widmete; auch mit R. Strauss konzertierte sie. Persönlich und künstlerisch standen ihr F. Schreker und E. Mattiesen nahe. 1920 bis 1945 wirkte sie als Professorin für Gesang an der Staatlichen akademischen Hochschule für Musik in Berlin. Ausgedehnte Konzertreisen führten sie in alle Kunstmetropolen Europas und Amerikas. Zu ihren Schülern zählen Peter Anders, Elisabeth Schwarzkopf, Susanne Mysz, Traute Klein, Hilde Kolbe und Mansi Barberis. War seit 1900 mit dem aus Kronstadt stammenden Dr.-Ing. Ernst A. Mysz verheiratet. Nachdem 1944 ihr Berliner Haus zerbombt wurde, zog sie sich nach Schwerin zurück, wo sie ihre letzten Jahre verbrachte. (LSS-KT)
Literatur. R.S. Maier: L.M.-G., Kronstädter Mezzosopranistin und Gesangspädagogin, in: NKZ, 30.6.2015; H.-W. Schuster: Bühnenreif: Vortrag zu L.M.-G. in München. Hamburger Sängerin und Gesangspädagogin stellt Kronstädter Sängerin und Gesangspädagogin vor, in: SbZ, 30.9.2015; R.S. Maier: Berufswunsch Sängerin am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Konzertsängerin und Gesangspädagogin L.M.-G. (1876-1948) erhält ihre erste musikalische Ausbildung in Krst., in: Spiegelungen, Heft 2/2016; dies.: „Lernen, Singen und Lehren“. L.M.-G. (1876-1948), Mezzosopranistin und Gesangspädagogin. Neumünster 2017

Netoliczka, Oskar Gerhard

Oskar G. Netoliczka: Selbstbildnis (Plastik)

Fotograf, Bildhauer, Zeichner, * Kronstadt 4.7.1897, † Tutzing/Obb. 23.2.1970. Bruder der Volkskundlerin Luise Treiber- Netoliczka. Honterusgymn. in Kronstadt; 1915 bis 1918 Freiwilligenjahr und Kriegsdienst; studierte ab 1919 einige Semester Architektur an der Technischen Hochschule Dresden, wechselte dann an die Kunstakademie, um Maler zu werden. Seit 1922/23 an der Kunstakademie in Kassel, wo er 1924 das Diplom eines Zeichenlehrers erwirbt. 1924 bis 1926 Zeichenunterricht am Honterusgymn., anfangs zur Entlastung seines früheren Lehrers Ernst Kühlbrandt. Ende 1927 - die Zeichenlehrerstelle war an Heinrich Schunn vergeben worden - schwenkt N. auf die Lichtbildnerei um. 1941 bis 1945 ist er Bildberichterstatter an mehreren Fronten, nach Kriegsende wieder Berufsfotograf, zunächst in Penzberg, seit 1958 in Bernried/Obb. - „Eigentlich war er nirgendwo innerlich daheim…“, notierte H. Wühr im Hinblick auf N.s künstlerische Heimatlosigkeit. Das mag mit dazu beigetragen haben, dass auch H. Zillich (der wiederholt Zeichnungen und Plastiken N.s im Klingsor veröffentlichte) dessen Berufung zum bildenden Künstler verkannte. Auch für ihn war N. zuerst und vor allem der Lichtbildner. Dabei sind N.s Porträtplastiken in ihrer edlen Schlichtheit seinen Fotografien zumindest ebenbürtig. (LSS-KK)
Literatur. H. Wühr: Siebenbürgen, aufgenommen von O.N., Berlin 1942; H. Zillich (Hg.): O.G.N., München 1975; C. Stephani: Spät erkannt. Vor zehn Jahren starb O.N., in: NL 4/1980.

Neustädter, Erwin

Erwin Neustädter (Foto: Oskar G. Netoliczka, 1928, Familienbesitz Hermannstadt, Reproduktion: Konrad Klein)

Schriftsteller, * Tartlau 1.7.1897, † Kaufbeuren 4.5.1992. Teilnahme am Ersten Weltkrieg (mehrfach verwundet) und am Theiß-Feldzug 1919. Zunächst Architektur-Studium in Dresden, dann Studium der Germanistik, Anglistik und Theol. in München, Freiburg i. Br., Marburg und Wien; Promotion zum Dr. phil. 1927 in Freiburg i. Br.
N. wirkte 1927-1944 als Deutschlehrer am Honterusgymn. in Kronstadt. 1941 wurde er im Rahmen der Kulturkammer der Deutschen Volksgruppe in Rumänien zum Leiter der Schrifttumskammer ernannt. Nach dem Frontwechsel Rumäniens (23. August 1944) wurde N. verhaftet und im Lager für politische Häftlinge Tg. Jiu interniert. Es folgten noch Aufenthalte in den Lagern Turnu Măgurele und Slobozia bis zur Entlassung aus der Haft im Jahr 1946. Enteignung der Familie durch das kommunistische Regime und Verhinderung, die Berufe des Deutschlehrers und Schriftstellers auszuüben. 1952-1954 Zwangsevakuierung nach Elisabethstadt. 1961 erneut aus politischen Gründen verhaftet und 1962 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Entlassung aus der Haft 1963. Ausreise in die Bundesrep. Dtl. 1965 und schließlich Rehabilitierung 1969. Träger des Sb.-S. Kulturpreises (1981).
N. verfasste Gedichte, die er später im Band „Dem Dunkel nur entblühen Sterne“ (1976) zusammenfasste, einige Erzählungen und zwei Romane („Der Jüngling im Panzer“ und „Mohn im Ährenfeld“). Ohne in formaler Hinsicht Erneuerungen anzustreben, kreisen N.s Gedichte um die Themen Krieg und heimatliche Landschaft. Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen menschlichen Seins und Tuns geraten immer wieder ins Blickfeld seiner lyrischen Betrachtungen. Im Roman „Der Jüngling im Panzer“ greift N. das Thema Krieg in einem breit angelegten Panorama auf, mit all den menschlichen und polit. Implikationen, die der Ausgang des Ersten Weltkriegs für die Sb. S. nach sich zog. Auch der Roman „Mohn im Ährenfeld“, der sich die Kämpfe des Jahres 1919 an der Theiß zum Vorgriff nimmt, behandelt eine ähnliche Thematik. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Der Jüngling im Panzer. Eine Dichtung in Prosa, Stuttgart 1938; Mohn im Ährenfeld. Roman, Stuttgart 1943, Heusenstamm 1974; Dem Dunkel nur entblühen Sterne. Gedichte, Esslingen 1976; Mensch in der Zelle. Ein Erlebnisbericht, Norderstedt 2015; Im Glanz der Abendsonne. Wie ich wurde, was ich bin. Norderstedt 2019
Literatur. H. Zillich: E.N., in: SVJB, Heft 1972/3; H. Bergel: Der Schweiger E.N., in: ders., Gestalten und Gewalten. Südöstliche Bilder und Begegnungen, zweite Aufl., Innsbruck 1983; M. Markel: „Dem Ich entbunden, zeitlos blühend“. E.N., 1897-1992, in: SbZ, 20.6.1992; Inge (= Ingeborg) Galter: „… was ich ersehnte. Erinnerungen an meinen Vater E.N. (1897-1992), in: KR, 25.6.1992; D. Götz: E.N., in: Die rumäniendeutsche Lit. in den Jahren 1918-1944, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, Buk. 1992; H. Bergel: Zum Tode E.N.s. Der Dichter nach innen gewendeter Aussage, in: ders., Zuwendung und Beunruhigung. Anmerkungen eines Unbequemen. 32 Essays u. ein Gespräch, Thaur bei Innsbruck 1994; Irmtraut Galter: Der Schweiger: E.N. (1897-1992), in: NKZ, 25.9.1997; H. Bergel: E.N. Beredte Briefe u. Begegnungen, in: ders., Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik u. Sport, München 1999; H. Schuller: E.N. und die Schrifttumskammer der „Deutschen Volksgruppe in Rumänien“, in: Deutsche Literatur in Rumänien und das „Dritte Reich“. Vereinnahmung – Verstrickung – Ausgrenzung, hg. von M. Markel u. P. Motzan, München 2003; J. Wittstock: Vertrauen? Kollegialität? E.N.s Beziehungen zu Erwin Wittstock, in: „Bitte um baldige Nachricht“. Alltag, Politik u. Kultur im Spiegel südostdeutscher Korrespondenz des ausgehenden 19. u. des 20. Jahrhunderts, hg. u. kommentiert von J. Wittstock u. St. Sienerth; Ingeborg Galter: Karikaturen von E.N., in: Zwangsaufenthalt mit Demütigungen. Die Evakuierungen 1952 im Burzenland (Siebenbürgen), hg. von Chr. Hannak, Heidelberg/Kronstadt 2006.

Nikolaus, Ella

Ella Nikolaus und Egon Bock in Shakespeares "Sommernachtstraum", einer Aufführung des Deutschen Landestheaters in Rumänien (1930er Jahre)

Opern-, Operetten- und Liedsängerin, * Weidenbach 31.12.1904, † Düsseldorf 4.4.1989. N. war die Tochter des in Mediasch und in den USA aktiven Chordirigenten und Komponisten Andreas Nikolaus (1879-1948). Sie studierte Gesang an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und begann ihre Solistenkarriere in Hermannstadt, am Deutschen Landestheater in Rumänien, wo sie 1934-1938 zu den tragenden Kräften gehörte. 1938-1940 am Stadttheater Würzburg unter Vertrag. Folgte dann ihrem Mann, dem aus Schäßburg stammenden Sänger Hans Markus, an die Bayerische Staatsoperette in München (Theater am Gärtnerplatz), wo beide zusammen große Erfolge feierten. Ab 1947 Gastspielverträge in Köln und ab 1951 in Düsseldorf. (LSS-KT, DFDKK)
Literatur. C.G. (= C. Gorvin): Ella Nikolaus †. Sie sang und spielte am “Deutschen Landestheater in Rumänien“ und auf deutschen Bühnen, in: SbZ, 30.4.1989.

Nouveau, Henri (Neugeboren, Henrik/Heinrich)

Henri Nouveau (1958, Nachlassarchiv des Künstlers, Paris; Reproduktion: Bildarchiv Konrad Klein)
Henri Nouveau: Grand (1950, Öl auf Papier; Sammlung Dr. Josef Böhm, Berlin)

Maler, Komponist, Pianist, Schriftsteller, * Kronstadt 6.3.1901, † Paris 12.1.1959. N. war der Sohn des Hoch- und Tiefbauarchitekten Heinrich N. 1912 übersiedelt die Familie nach Budapest, wo N. das Gymnasium besucht (Abitur 1919). 1921 bis 1925 studiert er Klavier und Komposition an der Hochschule für Musik in Berlin und absolviert dort die Meisterklasse F. Busonis, dessen neoklassizistischer Stil ihn ebenso beeinflusste wie das folkloristische Element in der Musik Béla Bartóks. Erste Klavier- und Gesangkompositionen sowie Kammermusik. In Berlin setzt sich N. auch mit dem Expressionismus der „Sturm“-Gruppe auseinander. Sein Vorhaben, bildende Kunst und Musik in einem räumlich-zeitlich konzipierten „Gesamtkunstwerk“ zu vereinen, gewinnt in dem Entwurf zu einem Monument für Johann Sebastian Bach Gestalt. Das Monument wird erst nach seinem Tod in Edelstahl gegossen und 1970 im Park des städtischen Krankenhauses in Leverkusen aufgestellt. Mit H. Mattis-Teutsch, der N. in die abstrakte Malerei einführt, 1925 Reise nach Paris, wo er zwei Jahre an der Ecole Normale de Musique bei Nadia Boulanger studiert und auch seine kompositorische Orientierung bestimmenden Anregungen aus den Werken von Debussy und Fauré empfängt. 1927/28 ist N. wieder in Berlin und dann in Dessau, wo er die von ihm verehrten Meister des Bauhauses, P. Klee und W. Kandinsky, trifft. Ihr geistiges Konzept prägt sich dem bildnerischen Schaffen und den schriftstellerischen Aussagen N.s nachhaltig ein. In den folgenden Jahren intensives kompositorisches und bildnerisches Schaffen. Paris wird N.s dauernder Wohnsitz. 1934 vertritt er die Französ. Schule beim Internationalen Musikfest in Florenz. Nach 1935 klang sein musikalisches Schaffen ab, nach dem Krieg war er ausschließlich malerisch tätig. Seine Bilder waren nun öfter in Paris, Berlin, Frankfurt, Stockholm, Zürich und Budapest zu sehen. Gedanken über Musik, Kunst und Leben fanden ihren Niederschlag in Essays, Tagebüchern und Erzählungen.
In der Malerei wie in der Musik N.s ist die gleiche geistig-künstlerische Grundhaltung zu spüren. Seine Musik ist der neuen klassizistischen Ästhetik verpflichtet, in den Mitteln sparsam, auf das Wesentliche beschränkt, verhalten im Ausdruck. Charakteristisch sind häufige Anleihen aus der ung. und rum. Volksmelodik. Satztechnisch hält N. grundsätzlich an der Tradition fest, bleibt im Rahmen einer erweiterten Tonalität. In seiner Malerei steht er dem zeitgenössischen Kunstdenken und -wollen viel näher: Zuerst malte er surrealistisch, dann abstrakt. Doch die kleinformatigen Gemälde tragen in ihrer distanziert geordneten Geometrie das gleiche Signum einer kontemplativen Geistigkeit wie die verinnerlichte, klargeformte Klassizität seiner ausschließlich kammermusikalisch besetzten Musikwerke.
Nach N.s Tod wurde eine „Association des Amis de Henri Nouveau/Henrik Neugeboren“ (1963) gegründet, die Ausstellungen, Konzerte und Einspielungen veranstaltete und über ihn publizierte. Der Nachlass befindet sich im Privatbesitz in Paris und ist in sehr geringem Umfang erschlossen. (LSS-KT)
Werke (Auswahl): Stücke für Klavier zu zwei und zu vier Händen, Sonaten und Stücke für ein Instrument (Violine, Viola, Violoncello, Flöte, Klarinette) mit Klavierbegleitung, 4 Klaviertrios, Trio für Klarinette, Fagott und Klavier, Streichquartettsatz, Lieder für Singstimme und Klavier, veröffentl. bei Ed. Mus. Transatlantique, Paris - Ed. Gravis, Bad Schwalbach und in La Revue Musicale, Paris 1959. – Entwurf zu einem Monument für J.S. Bach; Monument für J.S. Bach, bildnerische Darstellung der Takte 52 - 55 aus der Fuge in es-Moll des „Wohltemperierten Klaviers“ (1. Teil), Edelstahl, 5,80 x 7 m, 1970; rund 1200 Ölgemälde, Öl auf Papier, kleinformatig (bis 70 x 52 cm), 1931–1958, veröffentl. in: Galerie de France, Paris 1959. – Pensées et Aphorismes (Fragments de Journal de 1926 a 1955), Ed. R. Masse, Paris 1970; Tagebuch 1915-1959 (unveröffentlicht).
Literatur. „Henri Nouveau“, Sonderausgabe der Galerie de France, Paris 1959; „Henrik Neugeboren“, Sonderausgabe von La Revue Musicale, Paris 1960; H.Z. (= H. Zillich): Der Maler und Komponist Henrik Neugeboren, in: SVJB, Heft 2/1960; G. Ott: Nouveau – Neugeboren (1901-1959). Ein Pariser Künstler aus Kronstadt, in: SbZ, 15.8.1961; R.F. Reschika: Weg eines Malers und Musikers. Henrik Neugeboren – Henri Nouveau zum Gedächtnis, anlässlich der 10. Wiederkehr seines Todestages, in: NL, Heft 2/1969; ders.: Die Klaviertrios von H.N., eine monographische Studie, Archiv der Staatlichen Hochschule für Musik, Freiburg i. Br., Mskr. 1970; [o.V.]: Komponist, Pianist und Maler, in: NW, 31.3.1972 (in der Serie „Kleines sb.-s. Künstlerlexikon“);
M. Nadin: H.N. und seine Heimat, in: KR, 3.9.1976; C.S. (= C. Stephani): „Stadt, wo nichts los ist“. Aus N.s Korrespondenz mit dem Künstlerpaar Marie und Hans Mattis-Teutsch, in: NL, Heft 1/1978 (Reihe „Manuscriptum“, I); B. Stephani: Strenge und herb-sanfter Humor. Zum 80. Geburtstag von H.N., in: VK, Heft 3/1981 (auch in: Sie prägten unsere Kunst. Studien und Aufsätze, hg. von ders., Klbg. 1985); K. Teutsch/G. Ott: Musiker und Maler. Henrik Neugeboren – Henri Nouveau, in: SVJB, Heft 1981/4, 1982/1; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur b. Innsbruck 1991; H. Bergel: Die zeitüberdauernde Existenzformel der Kunst. Der Kronstädter und Wahlpariser H.N., in ders.: Zuwendung und Beunruhigung. Anmerkungen eines Unbequemen. 32 Essays und ein Gespräch, Thaur b. Innsbruck 1994 (auch in: NKZ, 20.12.2001); K. Klein: H.N. – eine Neuentdeckung, die überfällig war, in: SbZ, 31.5.2003; ders.: H.N. – ein Kronstädter aus Paris. Zur Wiederentdeckung eines experimentierfreudigen, erstaunlich unverbrauchten Künstlers der klassischen Moderne, in: NKZ, 25.6.2003; G. Ott: Neugeboren unbekannt? – Mitnichten! G. Ott relativiert die Einschätzung von K. Klein, in: SbZ, 15.7.2003; R.F. Reschika: Künstler von internationalem Ruf. In memoriam Heinrich Neugeboren (Henri Nouveau), 1901-1959, in SbZ, 15.3.2009; Th. Reich: „Man muss sich damit abfinden, die Musik zu hören und die Malerei zu betrachten“. Zum 50. Todestag des Malers und Musikers Heinrich Neugeboren/Henri Nouveau, in: Dt. Jahrbuch für Rum. 2009 (auch in: NKZ, 31.3.2011); C. Catrina: Brașovul muzical enciclopedic. Muzicienii noștri. Predecesori și contemporani (Compendiu), hg. von L. Iacobescu, Krst. 2014, S. 218 f

Nowak, Alfred Ferdinand

Dirigent, Chorleiter, Komponist, * Graupen bei Teplitz (Böhmen) 23.6.1871, † Kronstadt 27.11.1934. N. war Kapellmeister an den Stadttheatern in Salzburg, Reichenberg und Brünn, bevor er 1896 als Stadtkapellmeister nach Hermannstadt kam. Dort wurde er 1913 auch erster Chormeister des Männerchors „Hermania“, 1918 Musiklehrer am evang. Landeskirchenseminar und 1921 Musikdirektor des Musikvereins. Musikalischer Leiter erfolgreicher Operninszenierungen, Oratorienaufführungen, symphonischer Konzerte und der von ihm begründeten „Lehrkonzerte“. Gastdirigent an der Staatsoper in Klausenburg. Ab 1929 war N. Dirigent des Kronstädter Dt. Liederkranzes und Lehrer am Konservatorium ASTRA. Träger des rum. Kronenordens. Sein kompositorisches Schaffen umfasst Lieder, Chöre und Orchesterwerke. (LSS-KT)

Nussbächer, Gernot

Historiker, Archivar und Bibliograph, * Kronstadt 22.8.1939, † ebd. 21.6.2018. Studium der Geschichte in Klausenburg (1956-1961), mit Abschluss als Diplom-Historiker. Archivar am Klausenburger Staatsarchiv 1961/62, dann am Kronstädter Staatsarchiv, seit 1967 Hauptarchivar, 1986-1989 Bibliograph an der Kronstädter Kreisbibliothek, 1989/90 Bezirksanwalt beim Kronstädter evang. Bezirkskonsistorium A.B., dann wieder Hauptarchivar und Archiv-Experte am Kronstädter Staatsarchiv. Nach Eintritt in den Ruhestand (1999) Archivar am Kronstädter Staatsarchiv (2000-2003), Museograph am Museum „Casa Mureşenilor“ (2004-2008), 2006-2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Evang. Stadtpfarrgemeinde A.B. Krst. (Honterusgemeinde). Verfasser von Büchern, Studien und Aufsätzen zur sb. Heimatkunde, bes. für den Zeitraum des MA. Ehrungen: Georg-Dehio-Preis der Künstlergilde Esslingen 1998, Ehrendiplom des Kronstädter Kreisrates 2002, In honorem Gernot Nussbächer – Festschrift zum 65. Geburtstag 2004, Apollonia-Hirscher-Preis 2007, Honterusmedaille 2009, Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 2013. (LSS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Johannes Honterus. Sein Leben und Werk im Bild, Buk. 1973 (mehrere überarbeitete Neuauflagen, auch rum.); Aus Urkunden und Chroniken. Beiträge zur sb. Heimatkunde, Band 1-3 Buk. 1981-1990, Band 4-18 Krst. bzw. Krst./Heidelberg bzw. Heidelberg 1994-2018; Odae cum harmoniis 1548 (Honterus) (zusammen mit A. Philippi), Buk. 1983; Din cronici şi hrisoave. Contribuţii la istoria Transilvaniei, Buk. 1987; Johannes Benkner. Sein Leben und Wirken in Wort und Bild, Buk. 1988; Das Kronstädter Rathaus, Krst. 1996; Kleiner Führer durch die Schwarze Kirche in Krst., Krst. 1997 (auch rum. und ung.); Caietele Corona. Contribuții la istoria Brașovului, Heft 1-5, Krst. 2002-2006; Liceul teoretic – Theoretisches Lyzeum Johannes Honterus, Krst. 2002; Beiträge zur Honterus-Forschung 1966-1989, Krst. 2003; Führer durch die Schwarze Kirche in Krst., Krst. 2004 (Neuaufl. 2007, 2008, auch rum. und engl.); Beiträge zur Honterus-Forschung 1989-2004, Krst. 2005; Plastiken an der Schwarzen Kirche (zusammen mit Peter Simon), Krst. 2007; Bronzegegenstände in der Schwarzen Kirche in Krst. (zusammen mit Peter Simon), Krst. 2008 (auch rum.); Wer war Honterus? Cine a fost Honterus? (zweisprach. Ausgabe), Krst. 2009; Zehn Tugenden. Bilder aus der Schwarzen Kirche Kronstadt (zusammen mit Peter Simon), Krst. 2009; Beiträge zur Honterus-Forschung 1991-2010, Krst. 2010; Burzenland - 800 Jahre. 1211-2011. Krst. 2011 (auch rum.); Ghimbav - 670 ani. File de cronică şi imagini (zusammen mit Mihaela Lupu), Krst. 2013; Kronstadt und Österreich. Daten aus acht Jahrhunderten. Krst. 2013; Gassennamen erzählen. Ein Spaziergang durch Alt-Kronstadt, in: Vom Barock zum Jugendstil, Krst. 2015, 2016.
Zur eigenen Person: Das Nussbächer-Archiv, in: Lebensräume Nr. 32, August 2016.
Mitarbeit am/an/an den: Urkundenbuch zur Geschichte der Dt. in Sb., Band 6 und 7, Buk. 1981-1991; Quellen zur Geschichte der Stadt Krst., Band VIII/2 und IX, Krst. 1999-2002; Brașov, monografie comercială. Krst. 2004; Județul Sibiu. Istorie și imagini. Krst. 2007 (auch dt.); Hălchiu – Heldsdorf – Höltövény. O istorie în imagini. Krst. 2007.
Literatur. D. Drotleff: Laudatio anlässlich der Verleihung der Johannes-Honterus-Medaille an den Historiker G.N., in: KR, 3.9.2009; K. Gündisch: Ad fontes! – Zu den Quellen! G.N., dem herausragenden Archivar und Historiker, zum 70. Geburtstag, in: SbZ, 15.9.2009; Ch. Wollmann-Fiedler: Laudatio, in: KR, 31.10.2013; Ch. Chiriac: „Chroniken ohne ihn gibt es kaum“. G.N. erhielt hohe österreichische Auszeichnung, in: SbZ, 20.11.2013; D. Drotleff: Das Werk von Johannes Honterus gehört dem europäischen Kulturerbe an. Gespräch mit dem Historiker G.N. (Interview), in: Deutsches Jahrbuch für Rumänien 2014; Ders.: Wohlverdiente Ehrungen. Der Historiker G.N. begeht seinen 75. Geburtstag, in: KR, 21.8.2014 (auch in: NKZ, 30.9.2014); B. Heigl/Th. Şindilariu (Hg.): Bibliographia G.N. Coronensis Transsilvanus/G.N. – Bibliographie seiner Publikationen, Krst./Heidelberg 2017.

Ostermayer, Georg

Organist, Komponist, Dichter, Sohn des Organisten und Chronisten Hieronymus O., * Kronstadt um 1530/1535, † Heilbronn 3.6.1572. 1550 als Studiosus am Gymnasium in Krst. nachweisbar; immatrikulierte 1553 an der Univ. Wittenberg, war 1553 bis 1554 Organist in Torgau, inskribierte 1557 an der Univ. in Tübingen, war dort auch Musiklehrer am Paedagogium und Organist der Stiftskirche, ging aber bereits 1558 als Organist an die Stiftskirche nach Stuttgart. Zwischen 1561 und 1567 bekleidete er für jeweils kurze Zeit Stellen als Präzeptor in Bietigheim (Württemberg), als Organist in Esslingen a. N. und beim Grafen von Hohenlohe (vermutlich in Öhringen). Von August 1567 bis zu seinem Tode wirkte er als Organist an der Kilianskirche und als Rector Musici an der Lateinschule in Heilbronn. Aufenthalte in Kronstadt 1560 und 1569/70. (LSS-KT)
Kompositionen: Motette „Si bona suscepimus de manu domini“ (1569) nach Hiob, Kap. 1/21 und Kap. 2/10, fünfstimmig (EGM Kludenbach 1987); Motetten „Homo erat quidam dives“, „Homo quidam fecit coenam“ (Manuskript, nur die Tenorstimme erhalten, Brukenthal-Bibliothek/Staatsarchiv Hst.).
Schriften: Epicedion (1557); Epithalamia (1558); Epithalamion de nuptiis clarissimi viri… (1558); Funebris threnodia (1562); Psalmus XXXVII Davidis (1563), Elegiaca carmina (1563).
Literatur. M. v. Rauch: G.O. aus Kronstadt. Ein Musiker und Dichter des 16. Jh.s, in: Besondere Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg, Nr. 7, Stuttgart 20.6.1924; E. Hajek: Die Musik. Ihre Gestalter und Verkünder in Siebenbürgen einst und jetzt. Musikalische Lebensbilder, Krst. 1927, S. 25; V. Cosma: Muzicieni români. Compozitori și muzicologi. Lexicon, Buk. 1970, S. 340; I. Moruș (Hg.): Cărturari brașoveni (Sec. XV-XX). Ghid biobibliografic, Krst. 1972, S. 173 f.; K.M. Reinerth: Georg Reipchius, Pfarrer von Sindelfingen. Ein Siebenbürger Sachse im Schwabenland in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1979, S. 90 f.; C. Catrina: Brașovul muzical enciclopedic. Muzicienii noștri. Predecesori și contemporani (Compendiu), hg. von L. Iacobescu, Krst. 2014, S. 233 f.

Ostermayer, Hieronymus

Organist und Chronist, † Kronstadt 1561. Über sein Leben ist sehr wenig, über sein musikal. Schaffen gar nichts bekannt. Zeit und Ort seiner Geburt sind dokumentarisch nicht belegt. Auf einer verschollenen Grabschrift ist als Geburtsort „Groß-Scheyer“ genannt; von der urspr. Annahme, es sei damit Großscheuern gemeint, ist man inzwischen abgerückt und nimmt als möglichen Geburtsort Scheyern (bei Pfaffenhofen, Bayern) an. Von 1530 bis vermutlich zu seinem Tode war O. Organist an der Kronstädter Marienkirche. Er schrieb eine Chronik seiner Zeit, die ganz Sb. erfasst, die rum. Fürstentümer z. T. miteinbezieht und vor allem wegen der Angaben zur Reformation in Kronstadt und zu J. Honterus geschätzt wird; sie ist nur fragmentarisch und in Abschriften überliefert, weist O. jedoch trotzdem als bedeutendsten sb. Chronisten des zweiten Drittels des 16. Jh.s aus. Es wird angenommen, dass O. Freund und musikal. Berater von Honterus war, im Musikleben Kronstadts eine bestimmende Rolle spielte und einen über Sb. hinausreichenden Bekanntheitsgrad besaß. (LSS-KT)
Schriften: Chronik des H.O., in: Dt. Fundgruben der Geschichte Sb.s, 1. Bd., hg. von J. Kemény, Klbg. 1839 (auch in: Quellen zur Geschichte der Stadt Brassó, 4. Bd., Krst. 1903); Historien: 1520-1561 (Handschrift, Archiv der Honterusgemeinde).
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Kronstadt 1871, S. 43 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 333 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F.W. Seraphin: H.O., in: Quellen zur Geschichte der Stadt Brassó, 4. Bd., Krst. 1903; ders.: Fortsetzung der „Historien“ des H.O., in: Quellen zur Geschichte der Stadt Brassó, 5. Bd., Krst. 1909; E. Hajek: H.O. (Reformation und Renaissance), in ders.: Die Musik. Ihre Gestalter und Verkünder in Siebenbürgen einst und jetzt. Musikalische Lebensbilder, Krst. 1927; O. Wittstock: H.O. Der erste evangelische Organist Siebenbürgens, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1968; I. Moruș (Hg.): Cărturari brașoveni (Sec. XV-XX). Ghid biobibliografic, Krst. 1972, S. 174 f.; G. Nussbächer: H.O. Gest. 1561, in: KR, 15.5.1981 (in der Serie „Taten und Gestalten”; auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, hg. von D. Drotleff, I. Bd., Klausenburg 1983); ders.: Woher stammte H.O.?, in: KR, 6.8.1982; ders.: H.O. – muzician şi cronicar, in: Astra, Nr. 6/1983; ders.: H.O. și alți organiști brașoveni din secolul al XVI-lea, in: Studii de muzicologie, Bd. XVIII, Buk. 1984; K.M. Reinerth: Woher kam der Organist und Chronist H.O. nach Kronstadt?, in: Sb-s. Hauskalender. Jahrbuch 1985; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX (M-P), Köln/Weimar/Wien 2004, S. 321 f.

Pauschner, Sebastian

Titelblatt des Pestbüchleins von Sebastian Pauschner, eine im Staatsarchiv Hermannstadt befindliche spätere Kopie des 1530 erschienenen ältesten medizinischen und ältesten deutschsprachigen Druckes in Siebenbürgen

Physikus (Stadtarzt) und Verfasser des ersten sb. med. Druckes, * Leutschau (Zips, Geburtsdatum unbekannt), † Hermannstadt Ende 1534. P.s Vater Fabian P. war in den Jahren 1500, 1507 und 1518 Stadtrichter von Leutschau. 1509 wurde P. an der Universität von Krakau immatrikuliert. Hier gab er 1513 ein Lehrbuch der Mathematik heraus. 1524 ist P. Physikus von Kronstadt, 1528 Provinzialphysikus von Hermannstadt. Als 1530 die Pest in Kronstadt ausbricht, bestellt der Magistrat bei seinem ehemaligen Physikus zur Aufklärung der Bevölkerung über Abwehrmaßnahmen eine Pestschrift, die noch im gleichen Jahr in Hermannstadt unter dem Titel „Eine kleine Unterrichtunge: Wie Mann sich Halten Soll, In der Zeidt, der Ungütigen Pestilentz“ im Druck erscheint. Es handelt sich um den ältesten medizinischen und zugleich auch den ältesten deutschsprachigen Druck in Siebenbürgen, der allerdings nur in einer späteren, im Staatsarchiv Hermannstadt aufbewahrten Kopie (vom Ende des 17. Jh.s) erhalten ist. (LSS-AH, DFDKK)
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Kronstadt 1871, S. 49 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 333 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); G. Nussbächer: Das älteste Pestbüchlein des Landes. Noch einmal zur 450-Jahrfeier des Buchdrucks in der Stadt am Zibin, in: KR, 16.6.1978 (auch, unter dem Titel „Das älteste Pestbüchlein Siebenbürgens“, in ders.: Aus Urkunden und Chroniken. Beiträge zur siebenbürgischen Heimatkunde, Buk. 1981); A. Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 72, 95, 259; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX (M-P), Köln/Weimar/Wien 2004, S. 372; R. Offner/Th. Şindilariu (Hg.): Schwarzer Tod und Pestabwehr im frühneuzeitlichen Hermannstadt. Quellen zur Geschichte der Stadt Hst., Bd. 6, Hst./Bonn 2021.

Petri, Norbert Wilhelm

 Komponist und Dirigent, * Hermannstadt 24.2.1912, † Kronstadt 12.2.1978. Die Volksschule besuchte er in Karlsburg (1918-1922), das Untergymnasium in Schäßburg (1922-1926), das Lyzeum in Bukarest (1926-1929). P. studierte in Bukarest (1929/30) und Wien (1932-1935) neuere Philologie sowie wieder in Bukarest Musikpädagogik (1937-1939). Ab 1942 war er, von V. Bickerich berufen, zweiter Dirigent der Kronstädter Philharmonischen Gesellschaft und zweiter Organist der Schwarzen Kirche, 1943 Chormeister des Kronstädter dt. Liederkranzes. Im Januar 1945 wurde er wie viele seiner Landsleute für fünf Jahre in die Sowjetunion deportiert. Nach der Rückkehr wirkte P. zunächst an der Kronstädter Volks-Kunstschule (dem ehem. Astra-Konservatorium), u.a. als Akkordeon-Lehrer (Verfasser einer Akkordeon-Schule), als Dirigent eines Liebhaber-Operettenensembles, aus dem das Kronstädter Musiktheater hervorging, und als Leiter mehrerer Laienkunstgruppen. Ab 1954 und bis zur Pensionierung 1974 Dirigent am Musiktheater in Krst., ebenso Dirigent der „Stalinstädter deutschen Spielgruppe für Lieder und Tänze“ (1956-1959) und des 1969 gegründeten Paul-Richter-Chores (bis 1975), außerdem maßgeblich beteiligt an der Gründung des Kronstädter Kammermusikfestivals sowie an der Gestaltung vieler deutscher Kulturveranstaltungen (Paul-Richter-Feier 1975 u.a.); langjährig Sekretär der Kronstädter Filiale des rumänischen Komponistenverbandes; Mitglied der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft (Halle/Saale).
Die Schwerpunkte des kompositorischen Schaffens von P. sind die musikdramatischen Formen des Singspiels und Musicals, der Operette und Oper. In seiner Musik versucht er eine Synthese von musikalischer Tradition und zeitgenössischer Musiksprache. Ein wesentlicher Ausgangspunkt seines stilistischen Gestaltens ist die Volksmusik, mit der er sich auch als Sammler und Herausgeber auseinandersetzte. Seine inspirierte, vom Bedürfnis nach spontanem Ausdruck getragene und den Hörer unmittelbar ansprechende Musik ist weniger in den größeren Opern als vielmehr in den auf volkstümlichen Elementen aufbauenden kleineren Formen des Singspiels und der Operette zu suchen. P.s Nachlass wurde von den Erben der Kreisbibliothek in Krst. vermacht. (LSS-KT, DFDKK)
Werke (Auswahl): Opern („Die Rosen Doftanas“, U: 1961 Krst.; „Der gestürzte Abgott“, U: 1968 Krst.); Operetten („Rodica“, zusammen mit D. Stănescu, U: 1974 Krst.; “Bezaubernde Jugend“ = „Therese Krones“, U.: 1978 Temeswar); Ballettmusik („Der starke Hannes“, U: 1959 Krst.); Singspiele und musikalische Komödien (darunter „Ein Bauer muss es sein“, Text: H. Lienert, U: 1943 Krst.; „Lisa räumt auf“, Libretto: G. Schromm/A. Wagner); Musicals (darunter „Drei Musketiere“ nach A. Dumas, U: 1978 Krst.); szenische Kantate „Sb. Bauernhochzeit“ für Soli, Chor, Orchester und Ballett auf sb.-s. Volkslieder und Tänze (U: 1943 Krst.); Kantaten („Heimat-Kantate“, Text: F.J. Bulhardt, 1970); Bühnenmusik („Der gestiefelte Kater“ von N. Stoitschewa, U: 1961 Temeswar); Chöre; Lieder für Singstimme und Klavier (Chansons auf Gedichte von Anemone Latzina); Orchesterwerke („Festouvertüre“, U: 1975 Krst.; „Paukenserenade“); Kammermusik („Bläseroktett“); Klavierstücke.
Editionen: Lieder der Heimat. Sb.-s. Chorbuch für gemischte und gleiche Stimmen (zusammen mit V. Ardeleanu), Krst. o.J.; Alte sb.-s. Volkslieder (zusammen mit V. Ganea), Krst. 1967.
Schriftliches: „Bei uns war eine bewegte Zeit“. Briefe von N.P. an Hans Mokka, in: NL, Heft 10/1979.
Literatur. L. Hirth: Profile - N.P., in: NW, 5.1.1962; H. Schuller: Heldenmut und menschliche Größe. VZ-Gespräch mit dem Kronstädter Komponisten N.P. (Interview), in: VZ, 8.3.1963; W.G. Berger: Ghid pentru muz. instr. de cameră, Buk. 1965; C. Catrina: Ein liebes Geständnis, in KR 7/18.2.1972; F. Schuller: N.P.s 60 Jahre, in: KR 7/18.2.1972; W. Wittstock: Bald Premiere mit „Rodica“. Gespräch mit N.P. über seine neueste Operette (Interview), in: KR 6/8.2.1974; Ders.: Symbolischer Gehalt. Mit N.P. über seine „Festouvertüre“ (Interview), in KR 12/21.3.1975; Ders.: Für eine Entrümpelung der Operette. Nach einem Gespräch mit dem Komponisten und Dirigenten N.P., in: KR 8/25.2.1977; Ders.: Er lebte und wirkte für seine Mitmenschen. N.P. zum Gedenken, in: KR 7/17.2.1978; H. Bergel: In Kronstadt starb der Komponist und Dirigent N.P., in: SbZ, 31.3.1978; W. Wittstock: Könner und Kenner zugleich. Gestalter komplexer künstlerischer Formen. N.P. zum 75. Geburtstag, in: KR 8/20.2.1987; H. Mokka: Einmal lebten wir wie Götter… Tagebuchblätter zum Gedenken an N.P., in: KR 31/31.7.1987; W. Wittstock: Die Musikbühne war seine Domäne. Notizen zu Begegnungen und Gesprächen mit N.P. Zum 80. Geburtstag des siebenbürgischen Komponisten, in: NW, 21.2.1992; Ders.: Die Musikbühne war sein Lebenselement. Zum 80. Geburtstag des siebenbürgisch-deutschen Komponisten N.P. (1912-1978), in: Banatica, Heft 2/1992; C. Răsvan: N.P. - un melodist cu acut simţ dramatic, in: Gazeta de Transilvania, 14./15.2.1998; E. Schlandt: Ein vielseitiges Musikerleben. Zum 100. Geburtstag von N.P. (1912-1978), in: KR 8/23.2.2012.

Philippi, Kurt

Chorleiter, Cellist, Gambist * Kronstadt 27.4.1949. Musikstudium (Cello) in Klausenburg (1967-1972), dann Assistent an der Musiksektion der Kronstädter Universität und nach deren Auflösung Cellolehrer an der Kronstädter Musikschule. In Krst. Leiter des 1972 von ihm gegründeten Kleinen Chors des Honterus-Gymn., des Paul-Richter-Chores und des Kammerorchesters des städt. Kulturhauses sowie Mitgl. des Kammerensembles „Cantus serenus“. Ab 1979 wiederholt Gastdirigent des Hermannstädter Bach-Chores, ab 1985, nach erfolgter Übersiedlung nach Hermannstadt, dessen ständiger Dirigent sowie hauptberuflich Musikwart beim Landeskonsistorium der Evang. Kirche A.B. in Rumänien. (LSS-KT, DFDKK)
Diskographie (Auswahl). V. Greff-Bakfark/O. Nemescu, G. Frescobaldi, Th. Simpson, G.Ph. Telemann, J.Ph. Rameau (Cantus serenus, 1979, ST-ECE 01602); H.P. Türk: Siebenbürgisch-sächsische Volkslieder (Kleiner Chor der Honterus-Schule, 1982, ST. EXE-02059); Machet die Tore weit. Weihnachtsmusik in Siebenbürgen (Bachchor Hermannstadt, 1996, VS 6231 CD); Weise mir, Herr, deinen Weg. Psalmvertonungen aus Siebenbürgen (Bachchor Hermannstadt, 2001, VS 1923 CD); R. Lassel: Eine siebenbürgische Passionsmusik. Teil I – Gründonnerstag (Bachchor Hermannstadt, 2004, VS 6284 CD).
 Literatur. W. Eberhard: Enthusiasmus steckt leicht an. K.Ph. – ein junger, vielseitig engagierter Musiker, in: KR 23/1976; W. Wittstock: „… neue Freunde, neue Brüder weisen“. Prosaisches Loblied auf die singenden Honterianer und ihren aktiven Dirigenten/Der Kleine Chor der Honterusschule feiert seinen 10. Geburtstag, in: KR 50/1982; W. Wittstock: Reiche musikalische Ernte. U. und K. Ph.: Erfolgreicher Einstieg an neuer Wirkungsstätte, in: KR 51/1986.
 
 

Philippi, Maja

Tochter des Arztes Wilhelm Depner und der bildenden Künstlerin Margarete Depner, Historikerin, * Kronstadt 12.2.1914, † Hermannstadt 10.3.1993; Studium der Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an den Univ. Kiel, Freiburg, Göttingen und Hamburg, Promotion in Hamburg 1937. Die Dissertation „Das Fürstentum Sb. im Kampf gegen Habsburg. Untersuchungen über die Politik Sb.s während des Dreißigjährigen Krieges“ (Stuttgart 1938) gilt heute noch als beste Darstellung des Themas. 1940 bis 1974 Lehrerin für Geschichte an den dt. Schulen Kronstadts. Ab 1965 Untersuchungen zur sb. Geschichte, vor allem ihrer Vaterstadt Kronstadt. Hauptarbeitsgebiete: die Sozialstruktur des sb.-s. Bürgertums im MA. sowie die städtebauliche Umgestaltung der Inneren Stadt von Kronstadt im 19. Jh. - Für ihre erzieherische Tätigkeit wurde M.Ph. 1971 mit dem Titel „profesor emerit“, für ihre wissensch. Tätigkeit 1987 mit dem Goldenen Doktordiplom der Univ. Hamburg ausgezeichnet. (LSS-GN)
Werke (Auswahl): Kronstadt – Braşov. Das Bild einer sb. Stadt im 19. Jh., in: Probleme des Städtewesens im industriellen Zeitalter, hg. von H. Jäger, Köln/Wien 1972; Michael Weiss. Sein Leben und Wirken in Wort und Bild, Buk. 1982; Der Bürgeraufstand von Kronstadt 1688, in: Sb. Archiv, 3. Folge, Bd. 17, Köln/Wien 1984; Die Bürger von Kronstadt im 14. und 15. Jh. Untersuchungen zur Geschichte und Sozialstruktur einer sb. Stadt im MA, Buk. 1986; 200 Jahre Familie Scherg in Krst. Vom Wollenzieher Michael Schürge zur Tuchfabrik Wilhelm Scherg, in: Sb. Archiv, 3. Folge, Bd. 27 (Sb. Familien im sozialen Wandel), Köln/Weimar/Wien 1993; Kronstadt. Historische Betrachtungen über eine Stadt in Siebenbürgen. Aufsätze und Vorträge, Bukarest Heidelberg 1996 (2. Aufl. Krst. 2006).
Literatur. G. Nussbächer: Zum Tod von Dr. M.Ph., in: KR, 18.3.1993; G. Nussbächer: Den Toleranzgedanken ein Leben lang gelebt. Zum Tode der Kronstädter Historikerin Dr. M.Ph., in: SbZ, 31.3.1993.

Philippi, Paul

Prof. Dr. Paul Philippi (links) im Gespräch mit Martin Werner (Jg. 1910), viele Jahrzehnte Kurator in Meschendorf (Foto: Wolfgang Wittstock, 2008 in Deutsch-Weißkirch)

evang. Theologe, Historiker, Politiker, * Kronstadt 21.11.1923, † Hermannstadt 27.7.2018. Schüler und Absolvent des Honterusgymn. in Krst., nach Kriegsdienst und Gefangenschaft (1943-1947) Studium der Geschichte und der Theol. in Erlangen und Zürich, 1953 Pfarramtsprüfung für Sb., 1957 Promotion in systematischer Theol. in Erlangen, 1957 Habilitation für praktische Theol. in Heidelberg, hier ab 1954 Assistent beim Aufbau des Diakoniewissenschaftl. Instituts und ab 1971 Ordinarius und dessen Direktor. Ab 1979 Gastprof. für Kirchengeschichte und seit 1983 Prof. für praktische Theol. in Hermannstadt. Mitbegründer des Arbeitskreises junger Sb. S. (1952) und Herausgeber des Korrespondenzblattes, dann des Arbeitskreises für Sb. Landeskunde (1962), dessen Zielsetzung er mitbestimmte. Herausgeber des Siebenbürgischen  Archivs und der Studia Transylvanica, Begründer der Sb. Bücherei. Ab 1992 Vorsitzender des Demokratischen Forums der Dt. in Rum. (DFDR), seit 1998 dessen Ehrenvorsitzender. Träger mehrerer Auszeichnungen: Dr. h.c. des Vereinigten Protestantisch-Theol. Instituts Klausenburg – Hst. (1974); Verdienstkreuz am Bande der Bundesrep. Dtl. (2000); Dr. h.c. der Babeş-Bolyai-Universität Klausenburg (2001); Ordinul național „Serviciul Credincios” în grad de Cavaler (2003), Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis (2015); Georg-Dehio-Kulturpreis (2017) u.a.
Ph.s Wirken gründet vornehmlich in der diakonischen Arbeit der Evang. Kirche Dtl.s (EKD) und ist ebenso um ihre wissensch. Erfassung bemüht. (LSS-WM, DFDKK)
Werke (Auswahl): Die Kirchengemeinde als Lebensform, München 1959; Abendmahlsfeier und Wirklichkeit der Gemeinde, Berlin 1960; Christozentrische Diakonie. Ein theol. Entwurf, Stuttgart 1963 (2. Aufl. 1975); Die Vorstufen des modernen Diakonissenamtes (1789-1848) als Elemente für dessen Verständnis und Kritik. Eine motivgeschichtliche Untersuchung zum Wesen der Mutterhausdiakonie (Habilitationsschrift), Neukirchen-Vluyn 1966; Als Lazarus leben. Zehn sb. Predigten und ein Kurzvortrag, Erlangen o.J. (1983); Diaconica. Über die soziale Dimension kirchlicher Verantwortung, Neukirchen-Vluyn 1984 (2. Aufl. 1989); Vorreformatorische Diakonie in Hamburg. Die Kirche in der hamburgischen Sozialgeschichte bis zum Ende des Reformationsjahrhunderts, Stuttgart 1984; Kirche und Politik. Sb. Anamnesen und Diagnosen aus fünf Jahrzehnten. 2 Bde, Herm. 2006; Land des Segens? Fragen an die Geschichte Siebenbürgens und seiner Sachsen. Köln Weimar Wien 2008; Weder ERBE noch ZUKUNFT. Fragen rumäniendeutscher Gegenwart im 201. Jahrzehnt. Herm. 2010; Transylvania: Short History of the Region. The Hungarian and German Minorities. Herm. 2016 (auch dt., aus dem Engl. übersetzt und bearbeitet von I. Walter, Herm. 2017); Von der Schulbank zur Waffen-SS, in: Spiegelungen, Heft 1/2016.
Literatur. T. Schober/H. Krimm/G. Möckel: Grenzüberschreitende Diakonie. P.Ph. zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1984; Ein Grenzgänger, P.Ph. zum 65. Geburtstag, hg. vom Diakonischen Werk der EKD, Stuttgart 1988; H. Baier: Die Substanz des besonderen Herkommens. ADZ-Gespräch mit Prof. Dr. Dr. h.c. multipl. P.Ph. zu seinem 80. Geburtstag (Interview), in: ADZ, 20.11.2003; F. Albulescu: Bei Prof. P.Ph. nachgelesen. Der Politiker, Historiker und Theologe wird heute 90 Jahre alt, in: ADZ, 21.11.2013; H. Baier: Zur Repatriierung 1956 angemeldet. ADZ-Interview mit dem Theologen, Historiker und Politiker Prof. Dr. Dr. h.c. P.Ph., in: ADZ, 11.12.2013 u. 12.12.2013; St. Cosoroabă: Eine notwendige Stimme. Von Kronstadt über Heidelberg nach Hermannstadt: D. Dr. P.Ph. feiert 90. Geburtstag. Eine Würdigung, in: SbZ, 20.11.2013; H. Baier: Theologe, Historiker, Politiker. Zum Ableben von Prof. Dr. P.Ph., dem Ehrenvorsitzenden des DFDR, in: ADZ, 28.7.2018.


Philippi, Ursula

 geb. Copony, Gattin von Kurt Philippi, Organistin, Orgellehrerin. * Kronstadt 14.8.1955. Studierte Orgel und Klavier zunächst privat bei Eckart Schlandt, dem Organisten der Schwarzen Kirche in Kronstadt, sodann an der Staatlichen Musikhochschule in Bukarest bei Lidia Sumnevici. In der Studienzeit war sie Finalistin beim Internationalen Orgelwettbewerb "Anton Bruckner" in Linz (1978) und doppelte Preisträgerin beim Internationalen Orgelwettbewerb „Prager Frühling“ (1979). Nach mehrjähriger Tätigkeit als Organistin ist sie seit 1985 Kantorin der evangelischen Stadtpfarrgemeinde Herm., wo sie an der größten Orgel Siebenbürgens, einem Werk mit 80 Registern von Wilhelm Sauer (1914), amtiert. Seit der politischen Wende in Rumänien (1990) betreut sie als Dozentin die wiedereingerichtete Orgelklasse an der staatlichen Musikhochschule "Gh. Dima" in Klausenburg, wo sie eine wachsende Anzahl von Orgelstudierenden aller in Siebenbürgen vertretenen Konfessionen unterrichtet. Seit 2007 ist sie Professorin. Sie unterrichtet künstlerisches Orgelspiel und hält einen Kurs über historische Aufführungspraxis für Master-Studierende. Konzertreisen führten sie unter anderem nach Japan, in den europäischen und in den asiatischen Teil der ehemaligen Sowjetunion, nach Frankreich, Italien, Österreich, Ungarn, Tschechien, in die Slowakei, nach Kroatien, Luxemburg, in die Schweiz sowie sehr oft nach Deutschland. Schwerpunkte ihres Repertoires sind Musik aus Siebenbürgen von der Renaissance bis zur Gegenwart sowie Werke der deutschen Orgelromantik. Das von ihr gegründete Ensemble "Cantate Domino" führt in zwangloser Folge Alte Musik verschiedener europäischer Regionen sowie in siebenbürgischen Archiven entdeckte geistliche Musik auf. Ihre Doppel-CD-Einspielung "Orgellandschaft Siebenbürgen" (erschienen bei Dabringhaus und Grimm, Detmold) erhielt 1993 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Vierteljahresliste). Beim gleichen Label hat U.Ph. an der restaurierten Sauer-Orgel von Hermannstadt 1998 sämtliche Sonaten von August Gottfried Ritter eingespielt. Ihr Engagement gilt auch der Rettung und Restaurierung von Orgeln in Siebenbürgen, die in ihrem wertvollen Bestand akut gefährdet sind. In diesem Sinn gehört U.Ph. zu einem Fachausschuss bei der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, der versucht, die Instrumente vor dem Verfall zu bewahren. Im September 2005 war sie Mitglied der Jury beim Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb in Freiberg und Dresden und Gast des Internationalen Gottfried-Silbermann-Festivals. Im April 2008 war sie an der CD-Produktion der Siebenbürgischen Passionsmusik nach Matthäus von Hans Peter Türk beteiligt, die von der Meißner Kantorei unter Christfried Brödel in Burgstädt/Deutschland aufgenommen wurde und die im Februar 2009 bei Dabringhaus und Grimm erschienen ist. (http://ursula.philippi.ro)
Diskographie (Auswahl). G.F. Händel: Concertos for Organ and Orchestra op. 4, no. 2, 4; op. 7, no. 1 (Philharmonie Tg. Mureş, Dirigent: Szalman Lóránd, 1981, ST-ECE 02044); J.S. Bach: Sonatas for Viola da Gamba and Harpsichord (mit Ilse L. Herbert – Viola da Gamba, 1985, ST-ECE 02723); Orgellandschaft Siebenbürgen (1988, MDG 319 0414-2); A.G. Ritter: Complet Organ Sonatas (1999).
Schriftliches (Auswahl): Alte Musik – wozu? Nach der Internationalen Sommerakademie in Innsbruck notiert, in: NW, 21.9.1990.
Literatur (Auswahl). W. Wittstock: Reiche musikalische Ernte. U. und K. Ph.: Erfolgreicher Einstieg an neuer Wirkungsstätte, in: KR 51/1986; I. Wittstock: Siebenbürgische Orgellandschaft. CD mit Orgelmusik aus Siebenbürgen erschienen/Gespräch mit der Organistin U.Ph. (Interview), in: ADZ, 9.4.1993; F. Metz: Siebenbürgische Orgelklänge in München. Hermannstädter Organistin U.Ph. begeisterte, in: ADZ, 10.6.2005.

Phleps, Helene

Eine zu Unrecht vergessene Malerin: Helene Phleps (Foto: Familienbesitz)
Helene Phleps: In Rosenau (um 1920, Öl/Lw., Familienbesitz, Berlin)

Malerin und Kunstgewerblerin, Tochter eines Rechtsanwalts, ältere Halbschwester der Fotografin und Malerin Lilli Schiel geb. Fuchs, * Kronstadt 9.10.1890, † Rimsting (Bayern) 23.1.1968. Besuch der Volksschule und der Mittelschule (drei Klassen) in Kronstadt, dann zweier weiterer Klassen im „Deutschen Mädchenheim“ in Pettau/Untersteiermark (heute Ptuj/Slowenien) und eines zweijährigen Handelskurses in Wien. Es folgten ein zweieinhalbjähriges Studium an der Kunstschule für Frauen in Wien und ein Jahr Malschule in München. Während des Ersten Weltkrieges war sie freiwillige Schwester in Spitälern in Kronstadt und Wien. Nach dem Krieg hatte sie ihre Wohnung und eine Werkstatt für Kunstgewerbe in Rosenau. Ab 1929 lebte sie in Kronstadt. 1962 erfolgte die Umsiedlung in die Bundesrep. Dtl. – Als ihre Lehrer bezeichnete H.Ph. Ernst Kühlbrandt in Kronstadt, Tina Blau und Adalbert Franz Seligmann in Wien sowie Max Heymann in München. „Ihre Blumenstücke und Landschaftsbilder weisen sie als eine bedeutende, zu Unrecht vergessene Vertreterin des Spätimpressionismus in Siebenbürgen aus“ („Siebenbürgische Zeitung“, Folge 17/31.10.1997, S. 7). Ab 1919 Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen in Kronstadt; persönliche Ausstellungen 1925 in Kronstadt und 1958 in München (Bücherstube Hans Meschendörfer). Bildveröffentlichungen u.a. in „Das neue Ziel“, Krst., 1. Jg., 11. Heft, März 1920 (Lithographien), und in der Festausgabe zum 100-jährigen Bestehen der „Kronstädter Zeitung“, 24.5.1936 (Reproduktion einer Landschaft). (DFDKK-ww)
Selbstzeugnis. [o.T.], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 198 (hier auch Reproduktion einer Landschaft).
Literatur. E. Herfurth Sachsenheim: Weihnachtsausstellung, in: Das neue Ziel, 1. Jg., 6. Heft, Jan. 1920, S. 103 f.; E. Phleps: Stammbaum des in Michelsberg/Siebenbürgen wurzelnden Geschlechtes Phleps, Hst. 1939; R. Popica (Hg.): Arta brașoveană interbelică (Ausstellungskatalog), Krst. 2016, S. 134.

Podek, Franz

Höhlenforscher, Geologe, Paläontologe, * Kronstadt 5.9.1884, † ebd. 19.8.1918. Besuch des röm.-kath. Untergymnasiums, dann kaufmännische Lehre. Zunächst Handelsangestellter, dann Magistratsbeamter. Begründete 1908 zusammen mit Friedrich Deubel, Eduard Julius Lehmann, Julius A. Teutsch und Gustav Treiber das Burzenländer sächsische Museum. Vom Anfang des 20. Jh.s bis zu seinem frühen Tod (Herzschlag) befasste er sich mit Forschungen in den Bereichen Geologie, Speläologie und Paläontologie. (LSS-AP, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Geologisches aus dem Schulergebiete, in: Die Karpathen, III. Jg., 2. Maiheft 1910, S. 519 f. (in der Serie „Naturwissenschaftliche Beobachtungen in unserer Heimat“, Nr. 18); Das Homoród-Almáscher Höhlengebiet, in: Verhandlungen u. Mitteilungen des Sb. Vereins für Naturwissenschaften, 60. Jg., Hst. 1910; Ein unterirdischer Wasserlauf in der Schulerau bei Kronstadt, in: Die Karpathen, V. Jg., 2. Dezemberheft 1911, S. 189 f. (in der Serie „Naturwissenschaftliche Beobachtungen in unserer Heimat“, Nr. 32); Vorläufiger Bericht über meine Forschungen im Homoród-Almascher Höhlengebiet, in: Barlangkutatás (Höhlenforschung), Bd. II, Heft 4, Budapest 1914 (ungar. und dt. Text); Beobachtungen über die Karsthydrographie des Schulergebirges, in: Jahrbuch des Burzenländer sächs. Museums, I. Jg., Krst. 1925; Die Höhlen des Schulergebirges, in: ebd.; Über die Bildung des Kalktuffes im Burzenland, in: ebd.
Literatur. [o.V.]: F.P. †, in: Jahrbuch des Burzenländer sächs. Museums, I. Jg., Krst. 1925, S. 7 ff.; H.A. Hienz: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. IX (M-P), Köln/Weimar/Wien 2004, S. 424 f.; G. Nussbächer: Sammeln – Forschen – Lehren (1). Mitarbeiter und Persönlichkeiten des Burzenländer Sächs. Museums, in: KR, 24.7.2008.

Puchianu, Carmen Elisabeth

Schriftstellerin und „Theatermacherin“ (Selbstbezeichnung), * Kronstadt 27.11.1956, absolvierte hier das Honteruslyzeum und studierte anschließend in Bukarest englische und deutsche Sprache und Literatur. Als Deutschlehrerin am Honteruslyzeum (1983-1995) widmete sie sich u.a. dem Schultheater und inszenierte eine Reihe von Schüler-Aufführungen. Ab 1995 wirkt P. als Hochschullehrkraft - zunächst als Lektorin, dann als Dozentin (conferenţiar) - an der Philologie-Fakultät der Kronstädter Transilvania-Universität, deren Fremdsprachen-Lehrstuhl sie in den Jahren 2000-2011 geleitet hat. Im Jahr 2004 verteidigte sie an der Universität Bukarest ihre Doktorarbeit „Der Splitter im Auge oder: Lebensform Schriftsteller. Überlegungen zur Interpretation einiger Erzählwerke von Thomas Mann“ (aufgelegt im Verlag Karl Stutz, Passau 2006). Seit 1998 organisiert P. jährlich die Internationale Tagung Kronstädter Germanistik, deren Resultate in den Tagungsbänden „Kronstädter Beiträge zur germanistischen Forschung“ festgehalten werden. Ab 2006 leitet sie die Studententheatergruppe „Die Gruppe“, und im Jahr 2009 gründete sie das Theaterensemble „Duo Bastet“. Beide Ensembles unternahmen mit unkonventionellen Inszenierungen, einer Kombination von Improvisations-, Tanz-, Körper- und Sprechtheater, Gastspielreisen im In- und Ausland.
P. veröffentlichte ihr erstes Gedicht 1973 auf der Lyzeumsseite „Debüt und Debatte“ der „Karpatenrundschau“. 1980 folgte das eigentliche Debüt mit einem Gedicht in der Zeitschrift „Neue Literatur“ (Bukarest). 1984 erhielt sie den Silberdistel-Literaturpreis der Wochenschrift „Karpatenrundschau“ (Sparte Nachwuchsautoren) für das Gedicht „English Teacher in the Countryside“. Ihr erster Gedichtband („Das Aufschieben der zwölften Stunde auf die dreizehnte“) wurde 1991 im Klausenburger Dacia Verlag veröffentlicht. „C.E.P. legt mit ihrer Lyrik den Finger in die Wunden unseres Alltags, auf dass wir uns daran machen, diesen nachzuspüren und Taten folgen zu lassen, in Siebenbürgen wie in Europa, heute geradeso wie in Zukunft“ (J. Meißner). P. veröffentlichte bisher auch mehrere Bände mit Erzählungen sowie den Roman „Patula lacht“. Ihre Prosa ist inspiriert aus Kronstädter Gegebenheiten und familiären Zusammenhängen; „so manches kommt in den Erzählungen vor, was einst, im Schutz von Moral und Scheinmoral, mit Verschwiegenheit rechnete“ (J. Wittstock).
Ihre zeichnerische Begabung konnte ebenfalls öffentlich zur Kenntnis genommen werden, etwa durch einen Kalender auf das Jahr 2010 mit Skizzenblättern von P., der vom Kronstädter aldus Verlag herausgegeben wurde. (DFDKK-ww).
Werke (Auswahl): Amsel - schwarzer Vogel. Erzählungen. München 1995; Das Schulspiel im Deutschunterricht und außerhalb desselben. Methodisch-didaktische Erwägungen. Ein Handbuch für Deutschlehrer. Kronstadt 1996; Der Ameisenhaufen und andere Geschichten. Kronstadt 1998; Ein Stückchen Hinterhof. Novellistische Familienchronik. Hermannstadt 2001;Unvermeidlich Schnee. Gedichte. Passau 2002; Der Begräbnisgänger. Geschichten. Passau 2007; Verortete Zeiten. Gedichte. Mit einem Vorwort von Josef Meißner. Liliput Ausgabe. Kronstadt 2008; Literatur im Streiflicht. Germanistische Aufsätze, Rezensionen, Würdigungen. Überarbeitete Textauswahl. Kronstadt 2009; Patula lacht. Roman. Passau 2012.
Literatur. H. Schuller: Ein Gruß für C.P., in: KR, 30.3.1984; J. Wittstock: Eine Autorin und ihr Umfeld. C.E.P. zwischen mütterlichem und väterlichem Erbe, in: ADZ, 1.12.2006; M.-V. Lăzărescu: „Schau, das Leben ist so bunt“. Selma Meerbaum-Eisinger, Karin Gündisch, C.E.P.: drei repräsentative deutsch schreibende Autorinnen aus Rumänien. Berlin 2009; R. Sudrigian: Eine Ironikerin mit sprunghaftem Arbeitsstil. Gespräch mit der Kronstädter Schriftstellerin C.E.P. (Interview), in: KR, 19.4.2012; A. Stefan: Homerisches Gelächter und der Tod. C.E.P.s erster Roman „Patula lacht“, in: SbZ, 10.7.2012; H. Liebhardt: Lacht Patula oder der Leser?, in: ADZ, 21.7.2012; Ch. Chiriac: „Ohne Literatur ist mein Leben unvorstellbar“. Ein Gespräch mit der Autorin und Dozentin Dr. C.E.P., in: SbZ, 31.7.2013; E. Wilk: „Es wäre ein wichtiger Schritt, eine Doktorenschule für Germanistik in Kronstadt anzubieten“. ADZ-Gespräch mit Dr. Doz. C.P., Leiterin des Germanistiklehrstuhls der Kronstädter Transilvania-Universität (Interview), in: ADZ, 10.6.2015; M. Fischer: Zehn Jahre Ensemble DIE GRUPPE. Premiere von P.s „Orpheus und Eurydike tanzen in der Unterwelt. Das Finale“, in: ADZ, 29.4.2016.

Prox, Alfred

Alfred Prox (1996, Foto: Studio B Fotografie Beatrix Hörmann)

Speläologe, Vorgeschichtler und Heimatforscher, * Bukarest 17.10.1906, † Blaubeuren 21.02.2006; übersiedelte mit seiner Familie im Jahr 1921 nach Kronstadt und erlernte den Beruf eines Elektrotechnikers. P. war zeitweilig Leiter der Alpinen Rettungsstelle der Sektion Kronstadt des Siebenbürgischen Karpatenvereins und gründete eine „Vereinigung Kronstädter Höhlenforscher“. Er fand die Verbindung zwischen Flintsch- und Gut-Heil-Höhle bei Rosenau. Mit Freunden legte er 1929 den Sieben-Leitern-Weg durch den Wasserfall in der Bärenschlucht auf dem Hohenstein an. Als Kustos des Burzenländer Sächsischen Museums (1934-1941) ordnete er die von einem Liebhaberkreis um J. A. Teutsch zusammengetragenen Funde und richtete eine übersichtliche Schausammlung ein. Im Zweiten Weltkrieg geriet P. in US-amerikanische Gefangenschaft, und nach der Entlassung kehrte er nicht mehr nach Kronstadt zurück, sondern ließ sich in Blaubeuren (Baden-Württemberg) nieder. Er gehörte 1962 zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde. - In seiner Kronstädter Zeit erforschte P. die Höhlen in den Kalksteinmassiven des Burzenlandes, darunter auch die Dolinenschächte des Großen Königsteins, und legte ein „Höhlenkataster des Burzenlandes“ an. Er bearbeitete monographisch für ganz SO-Sb. die nach den Grabungen auf dem Schneckenberg (Kronstadt) benannte „Schneckenbergkultur“. (LSS, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Die Höhlenforschung im Burzenland. I. Das Goldloch, in: Mitteilungen des Burzenländer Sächsischen Museums, Heft 1-4/1937; Die Zisterne in der Brasoviaburg, in: ebd., Heft 1-2/1938; Die Höhlenforschung im Burzenland. II. Die Höhle in der Valea Coacăzei bei Törzburg, in: ebd., Heft 1-2/1938; Die Höhlenforschung im Burzenland. III. Die Flintsch- und Gut-Heil-Höhle bei Rosenau, in: ebd., Heft 3-4/1938; Die Tei-Kultur im Burzenland, in: ebd., Heft 1-4/1940; Die Höhlenforschung im Burzenland. IV. Die Ockerhöhle, in: ebd, Heft 1-4/1940; Die Schneckenbergkultur, Kronstadt 1941; Die Burgen des Burzenlandes, in: Siebenbürgisch-sächsischer Hauskalender. Jahrbuch 1961; Rotes Dreieck im weißen Feld. Die Geschichte eines Karpaten-Weges, in: ebd., Jahrbuch 1965; Der Große Königstein. Eine karstmorphologische und karsthydrographische Untersuchung, in Sb. Archiv, III. Folge, Bd. 7 (1968); Ein „Herkommenszeugnis“ aus dem XVII. Jahrhundert, in: Korrespondenzblatt des AKSL, Heft 2-3/1975; Ein tertiäres Hydrothermalrelikt bei Kronstadt, in: Sb. Archiv, III. Folge, Bd. 14 (1979); Das Burzenländer Sächs. Museum in Krst., in: Sb. Archiv, III. Folge, Bd. 18 (1984); Über die Genese der Königstein-Schächte, in: ebd.; Das Kronstädter Wappen. Zur Lösung einer jahrhundertealten Frage, in: NKZ, 1.9.1993; Zur Auflösung des Burzenländer Sächsischen Museums in Kronstadt und zum Verbleib seiner Bestände, in: ZfSL, Heft 1/1997; Die Vor- und Frühgeschichte Kronstadts, in: Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadtgeschichte, hg. von H. Roth, München 1999.
Literatur. L. Treiber-Netoliczka: A.P. Zu seinem 60. Geburtstag, in: SVJB, Heft 4/1966; H. Heltmann: Beispielgebend für viele gewirkt. Zum 85. Geburtstag von A.P., in: SbZ, 15.10.1991; H.W. Schlandt: Museumsmann, Höhlenforscher, Wegebauer. A.P. wurde fünfundachtzig, in: NKZ, 1.12.1991; H. Bergel: A.P. Die Geschichte der Erde – die Geschichte des Menschen, in ders.: Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik und Sport, München 1999; G. Nussbächer: Sammeln – Forschen – Lehren (1). Mitarbeiter und Persönlichkeiten des Burzenländer Sächsischen Museums, in: KR, 24.7.2008.

Rampelt, Paul

Paul Rampelt liest aus seinen Mundartgedichten beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl (1989, Foto: Josef Balazs, Archiv Heimatgemeinschaft Mediasch)

Mundartdichter, * Mediasch 29.11.1921, † Fürstenfeldbruck 2.1.1996; Sohn eines Gymnasiallehrers; Abitur 1941 am Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium in Mediasch; Kriegsteilnahme auf der deutschen Seite und amerikanische Kriegsgefangenschaft. Rückkehr nach Rumänien, Arbeiter in einer Möbelfabrik in Zeiden. Aufgrund seiner musikalischen Begabung Mitwirkung im Kronstädter Bachchor unter der Leitung von V. Bickerich (gelegentliche Übernahme von Solopartien) sowie Leitung von Gewerkschaftschören. Anstellung als Chorsänger am Kronstädter Musiktheater; hier auch als Solotenor erfolgreich. 1965 Ausreise in die Bundesrep. Dtl.; Anstellung als zoologischer Präparator in der Zoologischen Staatssammlung München. R. veröffentlichte im Eigenverlag folgende Gedichtbände in sb.-s. Mundart: „Ifach äs et net, me Läwer“, 1976; „Lastich Mänjtschen uch Gedärer“, 1979; „Lachen uch Nodinken“, 1981; „Mir Keakelpiraten“, 1981; „Wä läng klajt noch menj Mottersproch“, 1993. Daneben erschienen, von R. gesprochen, zwei Kassetten („Noch ist Saksesch“, 1984, und „Vergänglich“, 1989). Zahlreiche Einzelveröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften; über 100 Lesungen aus eigenen Werken in Dtl., Österreich und der Schweiz. (LSS, DFDKK)
Literatur. H.S. [= Hannes Schuster]: Im Abendwerden Heimstatt gestiftet. Der beliebte Mundartautor P.R. lebt nicht mehr, in: SbZ, 15.1.1996.

Reimesch, Friedrich

Friedrich Reimesch zusammen mit Ehefrau Leontine und zweien seiner Kinder, dem Graphiker Ragimund Reimesch und der Pianistin Ilse Reimesch (1942, Berlin, Foto: Bildarchiv Konrad Klein)

Lehrer, Pfarrer, Sagensammler, * Zeiden 26.6.1862 als Sohn des Lehrers und nachmaligen Rektors (Schulleiters) Michael Reimesch I., † Karlsbad (Karlovy Vary, Tschechien) 1.8.1948. Besuch der Unterrealschule und des theol.-päd. Seminars in Kronstadt; 1880-1882 Lehrer in Zeiden; 1882-1884 Studium der Pädagogik, Philosophie und Naturwissenschaften in Leipzig, Jena und Berlin sowie Besuch der Lehrerseminare in Halberstadt und Eisenach und eines Handfertigkeitskurses in Leipzig; 1885-1887 Rektor der Volksschule in St. Georgen bei Bistritz; 1887-1894 Lehrer an der Elementarschule Kronstadt-Blumenau und 1894-1912 an der Mädchenelementar- und Mädchenbürgerschule in Kronstadt; 1912-1924 Pfarrer in Honigberg; 1924-1929 Leiter der evang. Volksschulen in Kronstadt. Nach Eintritt in den Ruhestand übersiedelte er zu seinen beiden Söhnen nach Berlin, wo er eine rege Tätigkeit im Dienst des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ und des „Gustav-Adolf-Vereines“ entfaltete. Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg veranlassten ihn, zu seiner Tochter nach Karlsbad zu übersiedeln, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. - R. leitete von 1910 bis 1925 den Sb.-s. Lehrerverein („Lehrertag“). 1924-1929 war er zusammen mit A. Hermann und E. Weiß Herausgeber der Lehrerzeitung „Schule und Leben“. Verdienstvoll war die unter seiner Federführung durchgeführte Gründung der „Stephan-Ludwig-Roth-Stiftung“, die durch die Verleihung von Stipendien an sb.-s. Lehrer deren Fortbildung diente. - R. sammelte und veröffentlichte Burzenländer Ortssagen, bes. zur Verwendung für den Schulunterricht jener Zeit, und verfasste aus der Sagenwelt inspirierte Bühnenstücke und Singspiele sowie Erzählungen mit sb.-s. Thematik. (LSS-RA, DFDKK)
Werke (Auswahl): Heimat- und Vaterlandskunde für die Volks- und Bürgerschulen der ev. Landeskirche A.B. der siebenbürgischen Landesteile Ungarns, Krst. 1897 (weitere Aufl. 1904, 1907, 1910 u. 1915, unter dem Titel „Vaterlandskunde für die Volks-, Elementar- und Bürgerschulen der evang. Landeskirche A.B. in den sb. Landesteilen Ungarns); Gegen die Herrschaft der Männer! Heiteres Singspiel, Mühlhausen in Thüringen 1898; Sagen und Ortsgeschichten zur Belebung des heimatkundlichen Unterrichts an den Elementar- und Volksschulen des Kronstädter ev. Kirchenbezirks, Krst. 1899 (2. Aufl., Krst. 1908; 3. umgearb. u. verm. Aufl. „Burzenländer Sagen und Ortsgeschichten zur Förderung der Heimatliebe und der Leselust“, Krst. 1927; 4. umgearb. u. neuverm. Aufl., Krst. 1933; 5. Aufl., unveränd. Nachdr. der 4. Aufl. mit einem kurzen Lebensbild des Verf., Gundelsheim/Erlangen 1985 – Zeidner Denkwürdigkeiten, Heft 2); Die hohe Koppe. Volksoper, Krst. 1904; Heimatkunde für die evang. Volksschulen A.B. des Burzenlandes, Krst. 1905 (2. Aufl., Krst. 1917); Mannesmut und Frauenlist. Festspiel zur Erinnerung an die vergebliche Belagerung der Honigberger Kirchenburg durch Gabriel Báthory im April 1612, Krst. 1912; Eine Lehrerwahl. Volksstück in einem Aufzug aus dem sb.-s. Lehrerleben, Krst. 1912 u. 1913; Des Burghüters Tochter. Volksstück mit Gesang, Mediasch 1924; Aus Zeidens Vergangenheit. Beiträge zur Heimatkunde seiner Geburtsgemeinde, Krst. 1928; Bilder aus Kronstadts Vergangenheit, in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 113 ff.; Quellen für Stoffe zur Belebung in der Heimatkunde, Hst. 1931.
Literatur. F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hst. 1902, S. 249 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); H. Zillich: Der sb.-dt. Schulmann F. R. 1862-1949 (sic!), in: SVJB, Heft 3/1962; G. Felker: F.R. (1862-1948). Eine führende sb.-s. Lehrerpersönlichkeit. Aus einer Gedenkrede, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1963; I. Moruș (Hg.): Cărturari brașoveni (Sec. XV-XX). Ghid biobibliografic, Krst. 1972, S. 201; C. Göllner/J. Wittstock (Hg.): Die Literatur der Sb. S. in den Jahren 1849-1918 (Beiträge zur Geschichte der rumäniendeutschen Dichtung), Buk. 1979, S. 329 u. 333; Hans Mieskes: Ein „verdienstvoller Schulmann“. Vor fünfzig Jahren starb der sb. Volksschulpädagoge F.R., in: SbZ, 31.7.1998; Helmuth Mieskes: F.R. – sb.-s. Lehrerpersönlichkeit, in ders.: Zeidner Persönlichkeiten. Erster Bd.: Von Petrus Mederus bis Georg Gotthelf Zell, Heidelberg 2009; V. Şelaru: Istoria literaturii din Țara Bârsei și împrejurimi de la origini până în prezent, Krst. 2010, S. 666 f.; H. Roth: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. X (Q-SCH), Köln/Weimar/Wien 2012, S. 26 ff.

Reimesch, Fritz Heinz

Fritz Heinz Reimesch (Foto: Ragimund Reimesch, 1937, Brukenthalmuseum Hermannstadt, Reproduktion: Konrad Klein)

Schriftsteller, Publizist, Sohn des Sagensammlers Friedrich R., * Kronstadt 10.2.1892, † Bayreuth 10.9.1958; R. legte 1910 die Reifeprüfung am Honterusgymn. in Krst. ab, dann Studium an der Handelshochschule in Berlin; 1913 Bankbeamter in Krst.; ab 1917 Teilnahme als k. u. k. Offizier am Ersten Weltkrieg und 1919 in der rum. Armee am Theiß-Feldzug gegen Ungarn. Von hier setzte er sich in den Westen ab, galt als Fahnenflüchtling und konnte deshalb bis an sein Lebensende nicht mehr in seine sb. Heimat zurückkehren. Wieder in Berlin, entfaltete er eine umfassende publizistische Tätigkeit (u.a. bei der „Deutschen Warte“ und als außenpolitischer Schriftleiter der „Täglichen Rundschau“), durch die er vor allem die dt. Gruppen jenseits der Reichsgrenzen den Menschen in Dtl. mittels Veröffentlichungen in der Presse, Sendungen im Hörfunk und (Lichtbild-)Vorträgen näherbrachte. R. war auch Mitglied im Hauptvorstand des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ (ab 1933 „Volksbund der Deutschen im Ausland“), übernahm 1928 die Berliner Vertretung des Stuttgarter „Deutschen Ausland-Institutes“ und betreute die dt. Theater jenseits der Grenzen. In Sb. spielen sein 1938 im Hermannstädter Freilichttheater „Unter den Erlen“ uraufgeführtes Bühnenstück „Frundsberg findet heim“ (veröffentlicht Hst. 1938), sein Roman „Siebenbürgische Hochzeit“ (Bayreuth 1940) und die Novellen des Bandes „Sachsenehre“ (Bayreuth 1940). - Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlegte R. seinen Wohnsitz nach Bayreuth. Als Sprecher der Heimatvertriebenen wurde er dreimal (1948, 1952, 1958) in den Stadtrat von Bayreuth gewählt. 1951 übernahm er die Leitung des Verkehrsreferates der Stadt Bayreuth.- R. wurde 1949 Vorsitzender des „Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben e.V.“. Im selben Jahr gründete er den „Verband der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben“, der sich 1950 in den „Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“ umwandelte (später „Landsmannschaft der Sb. S. in Dtl. e.V.“). R. leitete diese Interessenvertretung der Sb. S. in Dtl. als Vorsitzender bis 1952. Er gründete die „Siebenbürgische Zeitung“ (1950) und wählte Dinkelsbühl zum Ort der Heimattage der Sb. S. aus, wo er den ersten 1951 eröffnete. (LSS, DFDKK)
Weitere Werke (Auswahl): Dt. Männer in Sb., Leipzig 1925; Das Deutschtum in Großrum., Berlin 1926; Die sb.-s. Volkspersönlichkeit, in: Ostdt. Monatshefte, , Juni 1926 (auch in: KR, 29.11.2017); Die Schuster-Revolution in Kronstadt. Erzählung aus Siebenbürgens Leidenszeit, Berlin/Stuttgart 1935; Großer Strom Europas: Die Donau, Bayreuth 1942.
Literatur. [o.V.]: Ein Abend mit F.H.R., in: SbZ, Nr. 5 (Mai)/1951; [o.V.]: F.H.R. 60 Jahre, in: SbZ, 20.1.1052; H. Philippi: „Anwalt der Schwachen“. In memoriam F.H.R., in: SbZ, 28.10.1958; [o.V.]: Das Begräbnis in Bayreuth. Ein großes Trauergefolge erwies dem Verstorbenen die letzte Ehre, in: ebd.; W. Bruckner: Erinnerung an W.H.R., in: ebd.; H. Zillich: F.H.R., in: SVJB, Folge 1/1959; F.E.G.: Vortrag in Wien über den Schriftsteller F.H.R., in: SVJB, Folge 2/1961; W. Bruckner: Dem Gedächtnis von F.H.R., SVJB, Folge 3/1988; ders.: Ein Mensch im Wandel der Zeiten. F.H.R., der erste Vorsitzende unserer Landsmannschaft, wäre 100 Jahre alt, in: SbZ, 31.1.1992; H. Roth: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. X (Q-SCH), Köln/Weimar/Wien 2012, S. 32 ff.

Reimesch, Ragimund

Maler und Zeichner, Sohn des Sagensammlers Friedrich R., * Kronstadt 10.5.1903, † Seewalchen am Attersee 21.5.1980. Nach Besuch der dt. humanistischen Gymnasien in Schäßburg und Kronstadt und einer kurzen Zeitspanne (1922), in der er in einem Bergwerk in Seegraben bei Leoben in der Steiermark arbeitet, studiert R. an der Montanistischen Hochschule in Leoben und ist 1924/25 als Zeichner bei der dortigen Landesregierung angestellt. 1925 bis 1945 lebt er in Berlin, setzt zunächst sein Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg fort, hört dann Vorlesungen über Philosophie und Kunstgeschichte und ist als Pressezeichner und Illustrator tätig. 1945 Übersiedlung nach Lenzing in Oberösterreich (R: „innere Emigration“), wo er bis zur Pensionierung seinen Lebensunterhalt als Arbeiter in einem Chemiewerk verdient. 1972 wird ihm der Sb.-S. Kulturpreis verliehen. - G. Ott: „Man begegnet einem künstlerischen Einzelgänger.“ Aus dem naturalistischen Zeichner wurde ein Traummaler, der – dem Expressionismus zugeneigt – vornehmlich die Monotypie in Ölfarben pflegte. Wie Radu Anton Maiers Malkonzept lässt sich auch R.s. Stil nicht als „Surrealismus“ oder „Phantastischer Realismus“ (im Sinne der Wiener Schule) klassifizieren. Seine Kompositionen sind traumhaft, phantasievoll und z.T. auch skurril. Auch intellektuell Assoziiertes taucht bildlich verfremdet oft auf. Der Fabelwelt der Tiere ist in diesem Kosmos – den R. als Wanderer zwischen zwei Welten, der gegenständlichen und der abstrakten, temperamentvoll durchschreitet – ebenso viel Platz eingeräumt wie dem wirren Wurzelwerk im Märchenwalde. Titel wie die folgenden sind für R. charakteristisch: „Wanderer zwischen Tag und Traum“, „Fänger phantastischer Träume“, „Zum Blocksberg“, „Isotoperich“, „Kampf der Isotoperiche“, „Märchenbäume“, „Geisterbarke“, „Reiherreigen“. Nicht sosehr Bedrohung, sondern eher Befreiung aus der an Soll und Haben gebundenen Alltagswelt ist der Tenor dieser Bildersprache. (LSS-WM, DFDKK)
Bild-Veröffentlichungen (Auswahl): Elsaß-Lothringen in 16 Kreidezeichnungen, [Berlin-]Charlottenburg 1929; Sudetendeutsches Wanderbuch (Text: F.H. Reimesch), Bayreuth 1939; Schönes Elsaß, schönes Lothringen, Ludwigshafen 1941; Heimgekehrte Grenzlande, dargestellt in 147 Zeichnungen und Originalgraphiken, Bayreuth 1943; Untersteiermark (Text: F.H. Reimesch), Graz 1944.
Literatur. F.E. Gruber/H. Wühr: „Bunte Träume“. Ausstellung: R.R. in Wien, in: SVJB, Folge 2/1961; H. Bergel: R.R. und Ana Maria R. in der 21. Kunstausstellung der Bölkow-Werke, Ottobrunn, in: SVJB, Folge 4/1970; H. Wühr: Die bunten Träume des Malers R.R., in: SVJB, Folge 4/1971; R. Sutter: Siebenbürger Sachsen in Österreichs Vergangenheit und Gegenwart. Eine Auswahl, Innsbruck 1976, S. 127 ff.; [o.V.]: „Ein Künstler, ein einsamer Denker, ein kompromißloser Fragender“. In Österreich starb der Maler und Graphiker R.R., in: SbZ, 15.6.1980; H. Zillich: R.R. †, in: SVJB, Folge 3/1980; G. Ott: R.R., 1903-1980. Ein Kronstädter Künstler in Berlin und Österreich, in: SVJB, Folge 4/1980; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; V. Petri: Neuer Grabstein gesetzt für Künstler R.R., in: SbZ, 5.5.2021.

Reypchius, Georg

dramatischer Dichter, * Kronstadt 1528 oder 1529, † Sindelfingen 1598, studierte u.a. in Wittenberg, war fast 46 Jahre lang Pfarrer in Sindelfingen. R. verfasste „Ein schön neüw Spil von den siben Weysen auß Griechenland“ (Pforzheim 1559), das zu den frühesten Belegen dramatischer Versuche der Sb. S. gehört. (LSS-StS)

Rheter, Franz

Titelblatt der "Elegantiarum regulae" (Regeln der Eleganz) von Johann Buchlerus (1570-1640), herausgegeben 1671 in Kronstadt von Franz Rheter (Reproduktion vom in der Zentralen Universitätsbibliothek in Klausenburg befindlichen Exemplar)

relig. Lyriker und Herausgeber, * Kronstadt etwa 1641, † ebd. 9.3.1679, besuchte 1657-1662 das Gymn. seiner Vaterstadt und zog dann nach Breslau und Leipzig zum Studium; zeitweilig lebte er in Oels (Niederschlesien); kehrte 1666 als Lektor ans Kronstädter Gymn. zurück, dessen Rektor er 1678 wurde. Nach dem Vorbild der schlesischen Barockdichter schreitet auch R. in den von ihm herausgegebenen bzw. verfassten Texten und Melodien das Kirchenjahr ab. „Franz Rheter hat ein poetisches Werk hinterlassen, das [in Siebenbürgen] nur mit den Leistungen Valentin Franck von Franckensteins und des Johann Gorgias verglichen werden kann“, urteilte Horst Fassel. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Arien auf alle Sonntage, Leipzig 1663; Das von den Engeln und Hirten besungene Kind Jesus (Weihnachtsspiel), Oels 1665; Seliger Schwahnen-Gesang, Krst. 1666.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Kronstadt 1871, S. 114 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 359 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); H. Fassel: Wagen statt Zagen. Ein Barockautor: F.R. 300 Jahre nach seinem Tode, in: KR, 21.12.1979; St. Sienerth: Gesch. der sb.-dt. Lit. von den Anfängen bis zum Ausgang des sechzehnten Jh.s, Klbg. 1984, S. 62; ders.: Beiträge zur rumäniendt. Literaturgeschichte, Klbg. 1989, S. 83 u. 93; U.P. Wagner: Geistliche Dichtung. Predigten und Lieder, in: Die dt. Lit. Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. I. Halbbd. Mittelalter, Humanismus und Barock (III. Teil: Literatur des Barock), hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, München 1997, S. 252 ff.; H. Fassel: F.R. und das sb.-s. Schauspiel des 17. Jh.s, in ders.: Bühnen-Welten vom 18.-20. Jh. Dt. Theater in den Provinzen des heutigen Rumänien, Klbg. 2007, S. 359 ff.; H. Roth: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. X (Q-SCH), Köln/Weimar/Wien 2012, S. 73

Richter, Gisela (1)

Altarrestauratorin Gisela Richter (Foto: Konrad Klein, 1981)

Restauratorin, * Frankfurt/Main 20.3.1910 (Mädchenname: Hisgen), † Prien/Chiemsee 11.9.1998; Abitur in Frankfurt/Main, dann Besuch der Kunstakademie in Berlin; heiratete 1935 den Wirtschaftsfachmann Dr. Otmar Richter und übersiedelte zu ihm nach Kronstadt. Als das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien zu Beginn der 1970er Jahre in Kronstadt, im Pfarrhaus der evang. Obervorstädter Kirche, eine Werkstatt für Altarrestaurierungen einrichtete, wurde G.R. mit der Leitung betraut. Die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten zur Konservierung und Restaurierung siebenbürgischer Flügelaltäre aus der Hoch- und Spätgotik eignete sie sich in der Restaurierwerkstatt der Österreichischen Galerie in Wien und der Wiener Akademie an, ebenso anlässlich von Besuchsreisen im Dörnerinstitut München,in der Werkstatt des Germanischen Museums in Nürnberg, in der Bauhütte Regensburg, im Frankfurter Städel-Museum, im Wallraf-Richartz-Museum in Köln, in der Domwerkstatt Münster, im Geschichtsmuseum Hamburg und in der St. Annenmuseumswerkstatt in Lübeck. Zu den 22 vorreformatorischen Altären, die unter der Anleitung von G.R. restauriert wurden, gehören u.a. jene von Birthälm, Bogeschdorf, Braller, Großschenk, Heldsdorf, Malmkrog, Mediasch, Meeburg, Mühlbach, Schaas, Schweischer und Tartlau. 1985 trat G.R. in den Ruhestand, 1989 übersiedelte sie nach Deutschland, wo bereits ihre sieben Töchter lebten. (DFDKK)
Im Druck erschienen: Siebenbürgische Flügelaltäre (zusammen mit O. Richter), Thaur bei Innsbruck 1992.
Literatur. M. Kroner: Zu neuem Leben erweckt. Aufzeichnungen von einem Besuch bei der Restauratorin G.R., in: KR, 17.5.1974; O. Scola: Alte schöne Bilder zu neuem Leben erweckt. Die bekannte Restauratorin G.R. wurde 80, in: SbZ, 31.3.1990; dies./A. Schiel: Siebenbürgisch-sächsische Frauengestalten. Ihr Leben und Wirken, o.O. o.J. (1990), S. 93 f.; K. Klein: „Mir fehlt nichts außer Arbeit“. Zum Tode von G.R., der großen alten Dame der sb. Tafelmalerei, in: SbZ, 30.9.1998; ders.: Evangelisch, der Liebe wegen. Im September 2018 sind es 20 Jahre seit dem Tod der Altarrestauratorin G.R., in: SbZ, 20.12.2017.

Richter, Gisela (2)

Mundartforscherin und Übersetzerin Gisela Richter (Foto: Konrad Klein, 1986)

Mundartforscherin, Lexikographin, Übersetzerin, * Heldsdorf 18.5.1931 als Kind der Lehrerfamilie Karl und Maria Arz, † Mosbach 6.7.1998; Besuch des Untergymnasiums und der Handelsschule in Kronstadt, Germanistikstudium in Bukarest; erste Anstellung als redaktionelle Mitarbeiterin der Tageszeitung „Neuer Weg“ in Bukarest. Nach der Heirat mit Wilhelm Richter, dem Sohn des Komponisten Paul Richter, Übersiedlung des Ehepaars nach Hermannstadt. G.R. wird Ende 1956 bei der neugegründeten Arbeitsstelle des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs innerhalb der Hermannstädter Sektion für Gesellschaftswissenschaften der Rumänischen Akademie angestellt; hier auch Redaktionssekretärin der hauseigenen Zeitschrift „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“. Nach der Emeritierung von Prof. Bernhard Capesius übernimmt G.R. für mehr als zehn Jahre die Leitung der Wörterbucharbeit. Die Bände G – K des Sb.-S. Wörterbuchs werden von ihr als Herausgeberin betreut. Nach ihrer Auswanderung in die Bundesrep. Dtl. (1978) lässt sich die Familie in Gundelsheim/Neckar nieder. Hier wird G.R. mit der Weiterführung des von Friedrich Krauß begonnenen Nordsiebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuch betraut. Sie besorgt die Herausgabe der ersten vier von insgesamt fünf Bänden und stellt nach ihrer Pensionierung auch das Erscheinen des fünften Bandes sicher. G.R. ist desgleichen als Verfasserin sprachwissenschaftlicher Studien zu den sb.-s. Mundarten und als Übersetzerin aus der rum. Literatur (z.B. aus den Werken von I. Slavici, Camil Petrescu, M. Preda, G. Bogza, E. Barbu, C. Chiriţă, D.R. Popescu) und aus der Weltliteratur (A. de Saint-Exupéry, A.A. Milne) hervorgetreten. Zusammen mit ihrer Hermannstädter Berufskollegin Anneliese Thudt veröffentlichte sie das Buch „Der tapfere Ritter Pfefferkorn und andere sb. Märchen und Geschichten“ (Buk. 1971), das mehrmals wiederaufgelegt wurde und vermutlich den erfolgreichsten, auflagenstärksten Titel der rumäniendeutschen Literatur darstellt (mit der vierten Auflage 1977, keineswegs der letzten, wurden bereits 111.000 gedruckte Exemplare erreicht). G.R. war Mitglied des Schriftstellerverbandes Rumäniens und wirkte viele Jahre als Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (Leiterin der Sektion Germanistik) sowie als Ko-Redakteurin der „Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde“. 1994 wurde sie von der Künstlergilde Esslingen für ihr übersetzerisches Werk mit dem Georg-Dehio-Preis und 1995 von der Rum. Akademie für ihre Mitarbeit am Bd. Buchstabe L des Sb.-S. Wörterbuchs mit dem Timotei-Cipariu-Preis ausgezeichnet. (LSS-HK, DFDKK)
Literatur. W. Aichelburg: Der gute Text trägt. Gespräch mit Gisela Richter über ihre langjährige Übersetzertätigkeit (Interview), in: KR, 10.10.1974; A. Thudt: Abschied von G.R., in: ADZ, 17.7.1998; K. Gündisch: In der Sprache beheimatet gewesen. In Gundelsheim am Neckar wurde die sb. Mundartforscherin, Lexikographin und Übersetzerin G.R. zu Grabe getragen, in: SbZ, 31.7.1998.

Richter, Otmar

Dr. Otmar Richter (Foto: Bela Klement, 1978)

 * Kronstadt 21.11.1908, † ebd. 17.7.1987. Prokurist, später Direktor der Tuchfabrik Wilhelm Scherg & Cie. A.G. in Krst., Mitglied des Aufsichtsrates der Hermannstädter und Kronstädter Allgemeinen Sparkasse. 1945 acht Monate Lagerhaft, anschließend wieder Direktor der Firma Scherg. Nach Enteignung des Unternehmens zunächst in der Textilfabrik Foith, die nun Textila hieß, später in der Verwaltung der Ferngasleitungen als Planer beschäftigt. - Neben seinem Beruf setzte sich R. für ehrenamtliche Aufgaben der Gemeinschaft der Sb.S. ein. Er war 1957 bis 1985 Kurator der Evang. Stadtpfarrgemeinde A.B. Kronstadt, 1971 bis 1979 Bezirkskirchenkurator und Mitglied des Konsistoriums der Evang. Kirche A.B. in Rum. Sein besonderes Interesse galt der Kunstgeschichte seiner Heimat. Durch Vorträge, Ausstellungen, Veröffentlichungen zur Kunst- und Kulturgeschichte und durch Gründung von Werkstätten zur Restauration von Altären (1971), von Teppichen und kirchlichen Textilien (1973) bemühte er sich zusammen mit seiner Frau Gisela R., selbst Kunsthistorikerin und gelernte Restauratorin, um lebendige Pflege und um Erhaltung des kulturellen Erbes der Sb.S. (LSS-FB)
Werke (Auswahl): Wirtschaft und dt. Minderheit in Sb., Dissertation, Köln 1935; Der Flügelaltar von Heldsdorf, in: Sb.-s. Hauskalender, Jahrbuch 1978; Die Kirchenväter-Tafeln des Birthälmer Altars, in: Sb.-s. Hauskalender, Jahrbuch 1980; Siebenbürgische Flügelaltäre (zusammen mit G. Richter), Thaur bei Innsbruck 1992.
Literatur. H. Bergel: Dr. O.R. 75, in: SbZ, 15.12.1983; ders.: O.R. †, in: SbZ, 31.8.1987.

Richter, Wilhelm Paul

Hans Eder: Paul Richter (Gemälde, 1935, Privatbesitz)

 Komponist, Dirigent, Pianist, * Kronstadt 28.8.1875, † Neustadt (Burzenland) 16.4.1950. 1896 ging R. an das Konservatorium in Leipzig, wo er Komposition, Dirigieren, Klavier und Orgel studierte. Noch während seines letzten Studienjahres übernahm er die Leitung des Weltlichen Oratorien-Vereins in Leipzig, musste jedoch nach einem knappen halben Jahr zum Militärdienst in die Heimat zurückkehren. Der Leipziger Chor rief ihn danach wieder, R. aber blieb in Krst. Hier wurde er erster Chormeister des Kronstädter Männergesangvereins, mit dem er bald große oratorische Werke und Opern aufführte, und städtischer Kapellmeister. Die rum. Königin Elisabeth zeichnete in 1909 mit der Medaille „Bene merenti“ I. Klasse aus. 1928 berief man ihn als Lehrer für Musiktheorie, Tonsatz und Komposition an das neugegründete Kronstädter Konservatorium ASTRA und ehrte ihn mit der Verleihung des Titels eines Generalmusikdirektors. Das Angebot des Pädagogiums der Tonkunst in Dresden, die Leitung der Meisterklassen für Komposition und Dirigieren zu übernehmen, lehnte er ab. Schöpferisch stand R. jetzt auf seinem Höhepunkt. R. Strauss schätzte ihn und setzte sich für sein Werk ein. In Sb. wurde R. der meistgespielte einheimische Komponist. 1935 ging er als musikal. Leiter des Musikvereins nach Hermannstadt, musste aber schon nach einem Jahr aus Gesundheitsgründen zurücktreten. 1939 zog er sich in das ländliche Neustadt zurück, das er nur noch zu Aufführungen seiner Werke verließ. Seine letzten Lebensjahre waren von mehrfacher schwerer Krankheit, materieller Not und familiären Sorgen überschattet.
In R.s Schaffen sind alle sinfonischen, konzertanten, vokalen und kammermusikalischen Gattungen vertreten; es fehlen die Oper und die kirchenmusikalischen Formen. Stilistisch lehnte er sich an Brahms, Reger, vor allem an R. Strauss an, und in Bruckners Musik fand er die beiden Elemente seiner frühen bestimmenden Formung vereint: den Orgelklang und den Geist der sinfonischen Instrumentalmusik. Er strebte eine Synthese verschiedener Richtungen der Romantik und Spätromantik an, wobei auch klassizistische Gestaltungsprinzipien und gelegentlich Elemente der Volksmusik eine Rolle spielten. Seine ureigensten Ausdrucksmittel lagen in der Sinfonik, bestimmt durch die ausschlaggebende Komponente der Harmonik und ein an der Programmmusik orientiertes Aussagebedürfnis. Das dominierende harmonische Empfinden R.s beherrscht seine Melodik, auch den oft polyphon gestalteten Satz und sogar wichtige Aspekte seines Formdenkens, dessen Stärke wiederum in der motivischen Verarbeitung und der Variationstechnik liegt. - R. gilt als der „siebenbürgischste“ Komponist, nicht nur weil er seine Schaffenskraft ganz in den Dienst der Heimat stellte und von dort aus Präsenz und Anerkennung im Musikleben des Auslandes erlangte, sondern weil in seinem künstlerischen und geistigen Habitus die sb. Wesens- und Empfindungsart in charakteristischer Weise zum Ausdruck kommt. (LSS-KT)
Kompositionen (Auswahl): Orchesterwerke (darunter sechs Sinfonien, zwei Serenaden, zwei Festouvertüren, „Karpatische Suite“, „Variationen über ein aphoristisches Thema“, drei Fantasien über sb.-s. Volkslieder); Konzerte mit Orchester: für Klavier h-Moll, für Violoncello a-Moll, für Orgel d-Moll, Sinfonische Variationen für Klavier und Orchester. - Kammermusik (darunter: Klaviertrio, Sonate für Violine und Klavier, „Meditationen“ für Violine und Klavier, drei Streichquartette, Klavierquartett, Quartett für Klavier, Flöte, Violine und Cello). - Orgel- und Klavierwerke. - Vokalwerke mit Orchester, darunter Trauerkantate für Soli (Sopran, Bariton), Chor und Orchester (Text: P. Richter, F. Dibelius); „Der 6. Nov. 1632“, Ballade für Soli (Tenor, Bariton), Männerchor und Orchester (Text: Th. Fontane); „Totenvogel“, Balladenkranz für eine Singstimme und großes Orchester (Text: H. Deppner nach Bürgers „Lenore“); sechs Lieder nach chinesischen Texten für eine Frauenstimme und Orchester; sechs Lieder nach chinesischen Texten für eine Männerstimme und Orchester. - Chöre a cappella (darunter: zwei Weihnachtslieder; „Die Brück am Tay“, Ballade nach Th. Fontane; “Der Rappe des Komturs“, Ballade nach C.F. Meyer); Männerchöre; Männerquartette. - Lieder für Singstimme und Klavier (zusammengefasst zu je drei, vier, fünf und zehn Liedern). - Veröffentl. bei Simrock, Berlin, W. Hiemesch, Krst., Muzica und Edit. Muzicala Buc. – Nachlass im Museum „Casa Mureşenilor“ in Krst. (LSS-KT)
Diskographie: Trauerkantate (Paul-Gerhardt-Chor München und Münchner Oratorienorchester, Dirigent: A.H. Gärtner, 1979); Karpatische Suite, F-Dur, op. 85, und Sinfonie Nr. 3, g-Moll, op. 62 (Sinfonieorchester der Kronstädter Philharmonie, Dirigent: I. Ionescu-Galaţi, ST-ECE 01346); Konzert für Klavier und Orchester, h-Moll, op. 58, und Sinfonische Variationen für Klavier und Orchester über eine (eigene) Legende, a-Moll, op. 121 (Sinfonieorchester der Moldova-Philharmonie Jassy/Iaşi, Dirigent: I. Ionescu-Galaţi, Solist: Adrian Stoica, 1989, ST-ECE 03788).
Schriften: Aus meinem Leben, in: Dt. Musik, Berlin 1933/11; Selbstbiographie (Manuskript); Tagebuch der Amerikareise, 1925 (Manuskript); Autobiographische Notizen, in: Aus Kronstädter Gärten, Krst. 1930.
Literatur (Auswahl). E. Hajek: Die Musik. Ihre Gestalter und Verkünder in Sb. einst und jetzt. Musikalische Lebensbilder, Krst. 1927; E.H. Müller v. Asow: P.R. zum 60. Geburtstag, in: Klingsor, 1935/10; V. Bickerich: P.R., in: Muzica, Buk. 1958/6 Supliment (dt. in: KR, 29.8.1975); H. Krasser: Höhepunkt sb. Musik. Zum zwanzigsten Todestag P.R.s, in: NW, 1.4.1970; H. Bergel: P.R., in: Würfelspiele des Lebens, München 1972; H.P. Türk: P.R., Buk. 1975; C. Pop: P.R., contemporanul lui Maurice Ravel şi Arnold Schönberg, in: Ţara Bârsei, Nr. 8 (2009), S. 277-281.

Römer, Julius Paul

Römer, Julius Paul, Mittelschullehrer, Botaniker, * Kronstadt 21.4.1848, † ebd. 24.10.1926. Nach Abschluss des Honterusgymn. Studium der Naturwissenschaften in Wien, Jena (Haeckel-Schüler) und Heidelberg. Prof. am Honterusgymn. und vor allem an der Kronstädter Mädchenbürgerschule. Verfechter der Darwinschen Entwicklungslehre, Verfasser einer Reihe von Lokalfloren des Burzenlandes und anderer Teile Sb.s. Als Pionier des Bergwanderns in Sb. war R. 1881 bis 1911 Vorstand der Sektion Kronstadt des SKV, 1883 bis 1922 Vorstandsstellvertreter. Unter seiner Leitung wurden erstmals eine Reihe von Schutzhütten in den Burzenländer Bergen erbaut, Wanderwege angelegt und markiert. - Viele Jahre war er Ausschuss– und korrespondierendes Mitglied des SVN. - 1910 trat er der Vereinigung Kronstädter Sammler als aktives Mitglied bei und entfaltete hier und im später gegründeten Burzenländer sächsischen Museum eine rege Tätigkeit. 1920 schenkte er diesem Museum sein wertvolles Herbarium (über 10.000 Spannbogen). Nach seinem Tode gelangten auch seine umfangreiche Sonderdrucksammlung (etwa 4500 Drucke) und Fachbücher in die Bibliothek dieses Museums. Als Pionier der Naturschutzbewegung in Sb. hat sich R. ab 1908 für den Schutz floristisch und landschaftlich wertvoller Gebiete des Burzenlandes und seltener Pflanzen (z.B. Königsblume, Daphne blagayana) mit Nachdruck eingesetzt. 1915 veröffentlichte er eine Liste diesbezüglicher Gebiete und Pflanzen. - 1904 gründete R. die Gesellschaft der Kronstädter Naturfreunde. Er war Mitglied des Presbyteriums der Honterusgem. sowie Ehrenvorstand und –mitglied mehrerer wissensch. Vereine. Er stand in engen Beziehungen zu namhaften in- und ausländischen Botanikern (F. Pax, Breslau; A. Engler, Berlin; E. Warming, Kopenhagen; G. Moesz, Budapest u.a.). R. veröffentlichte 86 wissensch. Arbeiten (Botanik, allg. Biologie, Geologie und Zoologie) in einheimischen und ausländischen Zeitschriften. 22 Exkursionsberichte erschienen von ihm im Jahrbuch des SKV und unzählige Fachartikel in verschiedenen Tageszeitungen. R. hat mehrere Pflanzenarten erstmals für Sb. festgestellt (z.B. Mehlprimel - Primula farinosa, Aremonie - Aremonia agrimonioides, Knotenfuß - Streptopus amplexifolius u.a.). Eine von ihm 1891 im Tulgheş-Pass entdeckte Pflanzenart (Römers Tragant - Astragulus roemeri Simk.) trägt heute auch seinen Namen und erinnert an seine Verdienste um die Erforschung der Flora der Burzenländer Berge. Für diese Leistungen erhielt er den Rum. Kronenorden; im Nov. 1924 verlieh ihm aus den gleichen Gründen die Philosophische Fakultät der Univ. Breslau die Ehrendoktorwürde. (LSS-HH)
Werke (Auswahl): Wesen und Begründung der Lehre Darwins, in: Krst. Gymn.-Progr. 1876; Die Lehre Darwins als Gegenstand wissensch. Forschung, in: Verhandl. u. Mitt., Hst., 30, 1880, 11; Die Lehre Darwins als Gegenstand wissensch. wie unwissensch. Streites, ebd., 32/1882; Beiträge zur Flora von Salzburg bei Hermannstadt, ebd., 35/1885; Der Csukás, in: Jahrbuch des SKV, Hst., 8/1888; Die Pflanzenwelt der Zinne und des Kleinen Hangesteins, in: Beiträge zu einer Monographie der Kgl. freien Stadt Kronstadt, 1892; Aus der Pflanzenwelt der Burzenländer Berge, Wien 1898; Botanische Pflanzenbilder, in: Periodische Blätter, 9/1904; Die Flora des Schulers, in: Jahrb. des SKV, Hst., 25/1905; Ein bemerkenswertes pflanzengeogr. Gebiet des Burzenlandes (Flora von Honigberg), in: Verhandl. u. Mitt., Hst., 61/1911; Beiträge zur Flora von Baassen, in: Magyar. bot. lapok, 12/1913; Der Pflanzenreichtum des Butschetsch, in: Jahrbuch des SKV, Hst., 34/1914; Versuch einer Geschichte der botanischen Erforschung Sb.s, in: Schule und Leben, Krst., 3/1921, H. 3 und 4.
Literatur. Trausch/Schuller SL, 360; K. Ungar: Gedenkrede auf J.R., in: Verhandl. und Mitt., Hst., 77, 1926/27, 1; A. Hermann: J. Römer, in: Klingsor, Krst., 4/1927, 2; H. Heltmann: Ein bedeutender Darwinist und Naturforscher – Dr. J.R., in: NW, 15.7.1965; ders.: Ein Großer der heimatlichen Berge – 125 Jahre seit der Geburt von J.R., in: KR, 5/1973, Nr. 16; F. Schneider: Ein Stück sb. Botanik, in: Die Woche, Hst., 20.4.1973; H. Heltmann: J. Römer, Kronstädter Professoren, IV, NKZ, 3. Jg., 1/87, 3.

Rösler, Dietlinde

Dietlinde und Rudolf Rösler an ihrem 60. Hochzeitstag (Regensburg 2019, Bildquelle: Siebenbuerger.de-Newsletter Nr. 311)

Dipl.-Forstwirtin, Botanikerin, * Kronstadt 4.1.1939 (Mädchenname: Lang), Studium der Forstwissenschaften in Kronstadt; heiratete 1959 ihren nösnerländischen Studienkollegen Rudolf Rösler (Dipl.-Forstwirt, Botaniker, Jagdkundler, 1934-2024); 1960 bis 1976 in der staatlichen Forstverwaltung Rum.s tätig; verfasste Studien zur Flora des Nösnerlandes; lebt seit 1976 in der Bundesrep. Dtl. (LSS, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl, alle zusammen mit Rudolf Rösler): Beiträge zur Flora des Nösnerlandes (Kreis Bistritz-Nassod) in Sb., in: Naturwiss. Forschungen über Sb. I, hg. von E. Wagner und H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 14), Köln/Wien 1979; Beiträge zur Flora des Nösnerlandes in Sb., in: Naturwiss. Forschungen über Sb. II, hg. von H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 18), Köln/Wien 1984; Das natürliche Waldbild des Nösnerlandes in Sb. (Rumänien), in: Naturwiss. Forschungen über Sb. III. Beiträge zur Pflanzengeographie des Südost-Karpatenraumes, hg. von H. Heltmann und G. Wendelberger (Sb. Archiv, Bd. 20), Köln/Wien 1985; Michael Herzog (1926-1891), ein nösnerländischer Naturforscher und Verfasser der ersten Flora von Bistritz, in: Naturwiss. Forschungen über Sb. IV, hg. von H. Heltmann (Sb. Archiv, Bd. 25), Köln/Weimar/Wien 1991; Phytoteratologische Beiträge zur Flora Sb.s (I. Liliaceae), in: Naturwiss. Forschungen über Sb. V. Beiträge zur Flora, Vegetation und Fauna in Sb., hg. von H. Heltmann und G. Wendelberger (Sb. Archiv, Bd. 30), Köln/Weimar/Wien 1994.

Salzer, Gerda

Oskar G. Netoliczka: Die Tänzerin Gerda Salzer (Bronzebüste, 1941)

Tänzerin, Choreographin, Schauspielerin, Regisseurin, Lyrikerin; * Zeiden 30.3.1910, † Wien 10.9.1990; Tochter eines Arztes; nach Besuch von Mädchen-Untergymnasium und Handelsschule in Krst. drei Jahre Tanz- und Schauspielausbildung in Hellerau-Laxenburg bei Wien; führte den modernen Ausdruckstanz in Sb. ein; bis 1944 künstlerische Leiterin der Kraft-durch-Freude-Tanzgruppe und der „Jungen Bühne“ in Krst.; nach 1945 Schauspielerin und Regieassistentin am rum. Staatstheater in Krst.; 1960 Übersiedlung nach Wien, der Geburtsstadt ihrer Mutter; hier Gründung eines Kammertheaters, dem kein langes Leben beschieden war; Souffleuse am Josefstädter Theater und beim Österreichischen Fernsehen; Regisseurin von Dilettanten-Aufführungen, dargeboten von Landsleuten aus Sb. (LSS-HB, DFDKK)
Veröffentlichungen: Kuppel aus Licht (Gedichte), Innsbruck/München 1985.
Literatur. [o.V.]: Die Kronstädterin G.S. und ihr „Kellertheater“, in: SbZ, 15.4.1965; H. Bergel: Die Dame mir gegenüber, in: SbZ, 15.2.1978 (auch in ders.: Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik und Sport, München 1999); ders.: Im Leben das Rechte getan zu haben… G.S. wurde siebzig Jahre alt, in: SbZ, 31.3.1980; ders.: G.S. 75, in: SbZ, 15.3.1985; ders.: Ein Leben für das Theater und die Musik: G.S. achtzig Jahre alt, in: SbZ, 31.3.1990; B. Schuller: Brief der Tanzgruppe von Anno Schnee an G.S. zum 80. Geburtstag, in: NKZ, 15.7.1990; HB (= H. Bergel): G.S. gestorben, in: SbZ, 30.9.1990; [o.V.]: „Daß sich mein Leben gelohnt hat…“. G.S. zur Erinnerung, in: NKZ, 26.11.1990.

Schachl, Waldemar

Waldemar Schachl: Gebirgslandschaft (1944, Öl/Sperrholzplatte, Privatbesitz Kronstadt)

Maler und Zeichner, * Kronstadt 25.5.1893, † ebd. 16.11.1957. Nach Abschluss der Realschule in seiner Heimatstadt lernte Sch. ab 1910 an der Städtischen Kunstgewerbeschule in Wien und vervollständigte seine Studien 1913/14 an der Münchner Kunstakademie. Im Ersten Weltkrieg war er an mehreren Frontabschnitten (Russland, Italien) eingesetzt und wurde zweimal verwundet. Nach einer Operation verlor er das Sehvermögen auf einem Auge.
Sch. schuf graphisch-flächige Porträts, ebenso Landschafts- und Architekturbilder in oft düsterer Stimmung (Kirchenburgen, Schwarze Kirche in Kronstadt). Ab 1918 zahlreiche Ausstellungen in Kronstadt sowie im In- und Ausland (Klausenburg, Bukarest, Mediasch und Schäßburg bzw. Wien, Berlin und Stuttgart). Mit drei Ölbildern und sieben Zeichnungen war Sch. im Rahmen der Wanderausstellung dt. Künstler aus Rum. vertreten, die 1943 in Hermannstadt eröffnet und anschließend in Wien, Salzburg, Berlin, Danzig und Breslau gezeigt wurde. (LSS-KK, DFDKK)
Selbstzeugnis: [Mein künstlerisches Bestreben…], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 199.
Literatur. E. Axmann: Der Mensch – wie er lebt und kämpft, in: NW, 23.3.1956; [H. Zeidner]: „Düstere Bilder des Untergangs“. Der Kronstädter Zeichner und Maler W.Sch., in: SbZ, 15.9.1983; D. Drotleff: Dramatisch gemalt. Mensch und Natur standen im Vordergrund der Arbeiten des Kronstädter Malers W.Sch., in: KR, 18.11.1983; DD (= D. Drotleff): Wer gibt Auskunft?, in: KR, 18.9.2008; M. Wittstock: Zum Bild „Die Bergung“ von W.Sch., in: KR, 30.10.2008.

Scherg, Georg

Georg Scherg (Foto: Konrad Klein, 2002)

Schriftsteller, * Kronstadt 19.1.1917, † Bodelshausen bei Tübingen 20.12.2002. Besuch des Honterusgymn. in Kronstadt, Studium der Germanistik, Romanistik, Philosophie und Musik in Gießen, Berlin, Paris, Tübingen und Straßburg, Abschluss 1944, Rückkehr nach Rumänien 1947. Deutschlehrer in Krst., Zeiden und Heldsdorf, dann Universitätslehrer in Klausenburg, 1958 bis 1962 polit. Häftling. Von 1970 bis 1984 war Sch. Dozent und Leiter des Lehrstuhls für Philologie in Hermannstadt. 1990 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl. Seit 1954 war Sch. Mitglied des Rum. Schriftstellerverbandes, von dem er 1968, 1975 und 1981 ausgezeichnet wurde. 1997 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Hermannstädter Universität. Obwohl S. auch Dramen und Gedichte geschrieben hat, ist er ins Bewusstsein seiner Leserschaft hauptsächlich als Prosaschriftsteller eingegangen.
Sch.s früheste Romane (Da keiner Herr und keiner Knecht, 1957, 21966; Das Zünglein an der Waage, 1968), die, breit angelegt, panoramaartig bedeutsame Zeitabschnitte der sb. Geschichte zu ergründen versuchen, setzen die Tradition der heimischen deutschsprachigen Erzählkunst der Zwischenkriegszeit fort. Sie handeln hauptsächlich von den Erlebnissen und Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend, aber auch von den Nöten und Sorgen der Eltern und Erzieher. Sch.s Freude am Fabulieren kommt vor allem in den Erzählungen des Peter Merthes (1957, 1969, 1984) zur Geltung. Beginnend mit dem Roman Der Mantel des Darius (1968, in rum. Übersetzung 1974) bediente sich Sch. zunehmend moderner epischer Gestaltungsweisen. Einzelne Episoden des nicht mehr linear erzählten Geschehens tendieren zur Selbständigkeit, Reflexionen machen sich breit, allg. menschliche Fragestellungen treten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, ohne sich jedoch gänzlich von ihrem sb. Hintergrund zu lösen. Erfahrungen aus dem Gefängnis und aus der rum. Gegenwartsgeschichte arbeitet Sch. in seinen anderen Romanen (Spiegelkammer, 1974; Paraskiv Paraskiv, 1976) auf, die er dem Leser freilich nur vielfach gebrochen und oft ungemein stilisiert präsentieren konnte. (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Ovid, Trauerspiel, Buk. 1953; Giordano Bruno, Trauerspiel, Buk. 1954; Die Silberdistel. Gedichte, Buk. 1968; Penelope ist andrer Meinung, Roman, Buk. 1971; Bass und Binsen, Roman, Klbg. 1973; Die Axt im Haus, Erzählungen, Klbg. 1979; Der Sandkasten, Roman, Buk. 1981; Die verhohlene Münze, Erzählungen, Klbg. 1987; Goa Mgoo oder die Erfindung der Unsterblichkeit, Roman, Münster/Westf. 1997.
Literatur (Auswahl). E. Reichrath (Hg.): Reflexe. Kritische Beiträge zur rumäniendt. Gegenwartsliteratur, Buk. 1977, S. 166 ff.; W. Wittstock: Von den Schwierigkeiten, Stücke zu schreiben. Ein Gespräch mit dem Schriftsteller G.Sch. (Interview), in: KR, 8.5.1981; E. Reichrath (Hg.): Reflexe II. Aufsätze, Rezensionen und Interviews zur dt. Lit. in Rum., Klbg. 1984, S. 143 ff; H. Bara: „Solang es Denkende gibt“. Gespräch mit G.Sch. (Interview), in: NL, Nr. 10/1987; K. Hammer: Der Schriftsteller G.Sch. 84-jährig gestorben, in: ADZ, 24.12.2002; St. Sienerth: Der unbedingte Glaube an die Literatur. Zum Tod von G.Sch., in: SbZ, 31.1.2003.

Scherg, Georg Alfred

Pfarrer, Leiter der kirchlichen Gemeinschaftsbewegung; * Kronstadt 19.11.1863, † ebd. 25.11.1943. Besuch des Evang. Gymnasiums in Krst. (Reifeprüfung 1882), dann ein Semester Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig sowie 1883-1886 Studium der Theologie und Philosophie in Bern, Berlin und Klausenburg. Absolviert 1888/89 ein Probejahr am Evang. Gymnasium in Krst. und ist ebd. ab 1889 als Lehrkraft angestellt. Ab 1893 Stadtprediger in Krst., ab 1902 ebd. Pfarrer des Obervorstädter Seelsorge-Bezirks, bis zum Eintritt in den Ruhestand 1935. – Sch. führte seit 1896 regelmäßige Kindergottesdienste ein und hielt seit 1897 Bibelstunden als „Wochenabendgottesdienste“. Durch Besuche und Lektüre lernte er die dt. „kirchliche Gemeinschaftsbewegung“ kennen. Unter seiner Führung, durch Vorträge und Aussprachen, kam es in Kronstadt und einigen sb. Städten und Dörfern zur Sammlung von Gemeinschaftskreisen innerhalb der Kirche. Auf den Pfarrertagen 1911 (Mediasch) und 1913 (Schäßburg) setzte sich Sch. mit der in der sb.-evang. Kirche herrschenden „liberalen“ Theol. auseinander und betonte die Autorität der Bibel und die Bedeutung des seelsorgerlichen Dienstes. 1911 wurde durch die Kronstädter Gemeinschaft der Blaukreuzverein zur Trinkerrettung gegründet. Die Gemeinschaft unterstützte die Heidenmission und setzte sich für den diakonischen Dienst an Armen und Kranken ein. Seit 1920 gab Sch. das Wochenblatt „Lichter der Heimat“ heraus, dessen Schriftführer er 20 Jahre lang war. Von 1923 bis 1939 veranstaltete Sch. elf Pfarrerrüstzeiten (neun in Kronstadt und je eine in Hermannstadt und Bistritz), zu denen in der Regel je zwei Theologen aus Dtl. zu Vorträgen eingeladen wurden. (LSS-LB, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Die Gemeinschaftsbewegung, in: Das sächsische Burzenland einst und jetzt, hg. von Johannes Reichart, Krst. 1925, S. 298 ff.; Fürsorgearbeit, in: Siebenundzwanzigster Bericht der evang. Stadtpfarrgemeinde A.B. in Kronstadt über die Jahre 1916-1930, Krst. 1930, S. 173 ff.; Obervorstädter Seelsorge-Bezirk, in: ebd., S. 206 ff.; Andachten, Betrachtungen, Mitteilungen, in: Lichter der Heimat (1920-1940).
Literatur. J. Reichart: G.A.Sch., in: Christlicher Hausfreund. Kalender für die ev. Glaubensgenossen Augsburger Bekenntnisses in Rumänien auf das Schaltjahr 1944, S. 142 ff.; H. Scherg: Vater Sch. Aus dem Leben des Pfarrers G.Sch., in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1971; J. Scheerer: Die Früchte des Lebenswerks von Pfarrer G.Sch., in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1981; H. Roth: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. X (Q-SCH), Köln/Weimar/Wien 2012, S. 251 ff.

Scherg, Michael

Tuchmacher Michael Scherg mit Ehefrau Katharina und den Kindern (v.l.n.r.) Ida Rosalie, Johanna Catharina und Wilhelm (um 1863, Reproduktion eines verschollenen Originalfotos, vermutlich von Samuel Herter, Bildarchiv Konrad Klein)

Weber und Unternehmer, * Kronstadt 7.10.1798, † ebd. 6.2.1873. Sohn eines Brotbäckermeisters; 1812 Abgang von der Schule nach Abschluss des Untergymnasiums; dann mehrjährige Lehre bei einem Tuchmachermeister; 1818-1821 auf Wanderschaft quer durch Europa (Wanderbuch erhalten); 1823 Einrichtung als Meister in der Kronstädter Tuchmacherzunft; 1825 Ankauf eines Hauses in der oberen Neugasse, wo die Schergische Tuchmacherwerkstatt, die sich zum größten sb.-s. Industrieunternehmen entwickeln sollte, bis 1884 untergebracht war. 1861 Erweiterung des Betriebes durch Ankauf eines Nachbarhauses; 1877, nach Sch.s Tod, Vergrößerung durch den Erwerb eines weiteren Nachbarhauses. – Nach dem Tod seiner ersten Frau (1850) heiratete Sch. 1852 die Witwe Katharina Böhm geb. Schmidts aus Weidenbach, die Sch.s Handwerksbetrieb nach dessen Tod erfolgreich weiterführte. (LSS-FB, DFDKK)
Literatur. 1823-1923. Hundert Jahre im Dienste der Arbeit. Gedenkschrift aus Anlass des 100-jährigen Bestandes der Firma Wilhelm Scherg & Cie. in Kronstadt, Krst. 1923 (auch rum.); M. Philippi: 200 Jahre Familie Scherg in Krst. Vom Wollenzieher Michael Schürge zur Tuchfabrik Wilhelm Scherg, in: Siebenbürgische Familien im sozialen Wandel, hg. von B. Herter (Sb. Archiv, Bd. 27), Köln/Weimar/Wien 1993; W. Wittstock: Vom Handwerksbetrieb zur Familien-Aktiengesellschaft. Mit der Nationalisierung endete die 125-jährige Erfolgsgeschichte der Tuchfabrik Scherg in Kronstadt, in: Dt. Jahrbuch für Rum. 2008 (auch in: NKZ, 26.9.2008); C. Onciu: Cel mai bun postav românesc s-a fabricat la Brașov, in: Monitorul Expres, 4./5.9.2015

Scherg, Wilhelm

Fritz Kimm: Bildnis des Wilhelm Scherg (Gemälde, Öl/Lw., nicht signiert und nicht datiert, Brukenthalmuseum Hermannstadt)

Tuchfabrikant, * Kronstadt 17.1.1855, † gest. ebd. 8.11.1930. Er entwickelte den väterlichen Betrieb zu einem Industrieunternehmen. Sch. stellte die ersten sechs mechanischen Webstühle Sb.s und Ungarns auf. Nach acht erfolgreichen Jahren erwarb er 1883 am Tömöschkanal in der Blumenau ein mehr als 35.000 m2 umfassendes Grundstück, auf dem sich vorher eine Wollwäscherei befunden hatte, und nahm seinen Schwager, den gelernten Wollweber und Wollhändler Josef Schreiber (1842-1900), als Teilhaber in die neugegründete Firma „Wilhelm Scherg & Cie.“ auf. Trotz des 1886 ausbrechenden Zollkrieges mit Rum. gelang es dank der Tätigkeit eines weiteren Schwagers, Georg Schmutzler (1856-1930), der, vorher als Kaufmann und Spediteur tätig, 1887 als Teilhaber hinzukam, den Absatz durch Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen zu Ungarn, Bulgarien und zur Türkei zu erhöhen. Gleichzeitig ging das Unternehmen von der Erzeugung einfarbiger Bauerntuche zunehmend auf Feintuche und Modestoffe über, die sogar in Österr. abgesetzt werden konnten. 1900 traten die Söhne Josef Schreibers, Josef (1878-1917) und Wilhelm (1880-1946), als Teilhaber ein. 1892 kam ein neuer Fabrikstrakt hinzu, und auch das Areal konnte durch Zukauf um 21.000 m2 erweitert werden. Der gesteigerte Absatz in der Türkei und erhöhte Nachfrage nach feinen Kammgarnstoffen in Ungarn und Österr. machten schon 1907 den Bau eines zusätzlichen Traktes notwendig; das Werk gehörte nun zu den größten Tuchfabriken Ungarns. Der Erste Weltkrieg brachte zwar empfindliche Schäden durch Requisitionen, Plünderungen, uneinbringliche Forderungen aus Armeelieferungen und Kriegsanleihen, es entstanden aber auch günstige Absatzchancen im neuen Staatsverband. Schon 1922 konnte das Werk vergrößert werden, 1923, 100 Jahre nach der Gründung, wurde die maschinelle Ausstattung so umfangreich ergänzt und verbessert, dass dies in der Jubiläumsschrift “wohl als der größte Schritt in der Entwicklung des Unternehmens” bezeichnet wurde. Eine weitere Generation der Fam. war damals schon im Betrieb tätig (Söhne und Schwiegersöhne): Major d.R. Hugo Richter, Richard Schmutzler, Wilhelm Scherg d.J., Dipl.-Ing. Wilhelm Ganzert, Emil Schmutzler. Das Fabriksareal umfasste 96.000 m2, die Gebäudefläche 22.000 m2. Ein Jahrzehnt später (1934) beschäftigte das Unternehmen 1600 Arbeiter und 80 Angestellte, es besaß 320 Webstühle, 22 Selfaktoren, 9000 Spindeln, Färberei, Bleicherei, Appretur und Wäscherei; das Produktionsprogramm umfasste Herren- und Damenkleiderstoffe, Offiziersuniformstoffe, Militärtuche, Bauerntuche und Wolldecken; die Firma besaß Beteiligungen an der Kammgarnspinnerei „Corona“ in Weidenbach, an der Portlandzementfabrik „Kugler & Co.“ in Kronstadt, an der „Industrie-Kraftzentrale A.G.“ in Kronstadt und an der „Cehoslovaca“ – Konfektionsindustrie in Bukarest. 1948 wurde das Unternehmen enteignet und erhielt den Namen „Partizanul Roşu“, später dann „Carpatex“. (LSS-FB)
Literatur: 1823-1923. Hundert Jahre im Dienste der Arbeit. Gedenkschrift aus Anlass des 100-jährigen Bestandes der Firma Wilhelm Scherg & Cie. in Kronstadt, Krst. 1923; Compass. Finanzielles Jahrbuch, Rum.-Bde, Wien, versch. Jahrgänge; 1823-1973. 150 de ani de industrie textilă la Brașov. Jubileul Întreprinderii de stofe „Carpatex“ - Brașov, Krst. 1973; H. Schuller: Waren mit Woolmark-Gütesiegel. Carpatex-Tuchfabrik steigert Exportlieferungen, in: NW, 27.1.1987; M. Philippi: 200 Jahre Familie Scherg in Krst. Vom Wollenzieher Michael Schürge zur Tuchfabrik Wilhelm Scherg, in: Siebenbürgische Familien im sozialen Wandel, hg. von B. Herter (Sb. Archiv, Bd. 27), Köln/Weimar/Wien 1993; Die Welt der Textilien. Ausstellungsführer. Volkskunde-Museum Kronstadt, Krst. o.J.; L. Baciu: Acțiuni premergătoare naționalizării la Fabrica Scherg - Brașov, in: Țara Bârsei, Nr. 2 (2003); ders.: Sistemul disciplinar la Fabrica Scherg – Brașov, in: Țara Bârsei, Nr. 3 (2004); W. Wittstock: Vom Handwerksbetrieb zur Familien-Aktiengesellschaft. Mit der Nationalisierung endete die 125-jährige Erfolgsgeschichte der Tuchfabrik Scherg in Kronstadt, in: Dt. Jahrbuch für Rum. 2008 (auch in: NKZ, 26.9.2008); C. Onciu: Cel mai bun postav românesc s-a fabricat la Brașov, in: Monitorul Expres, 4./5.9.2015; W. Wittstock: Ein Jahrhundert (und mehr) im Dienste der Arbeit. Wie vor 100 Jahren ein 100-jähriges Firmenjubiläum gefeiert wurde/Vor 200 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der Kronstädter Tuchfabrik Scherg & Cie., in: Dt. Jahrbuch für Rum. 2023.

Schiel, Lilli (geb. Fuchs)

Fotografin Lilli Schiel (etwa 1965, Foto: Familienbesitz)

Fotografin und Malerin, jüngere Halbschwester der Malerin Helene Phleps, * Kronstadt 5.11.1909, † Prien am Chiemsee 4.8.1996. Fotografische Ausbildung an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München (1929/30), dann Praktikum für Bildberichterstattung beim Deutschen Photodienst (Dephot) in Berlin (1930/31). 1931 Rückkehr nach Kronstadt; Übernahme des fotografischen Ateliers von Heinrich Gust (Kornzeile 8, heute Nr. 6), das sie zunächst zusammen mit Martha Weiss führte, aber bald dessen Alleininhaberin wurde. 1958 trat sie in eine Genossenschaft ein. 1960 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl., wo sie im erlernten Beruf weiterarbeitete, u.a. in Regensburg im Fotostudio des aus Hermannstadt stammenden Erhard Daniel. Nach Eintritt in den Ruhestand (1968) widmete sie sich der Malerei, belegte Mal- und Zeichenkurse an der Volkshochschule in Rosenheim und Sommerkurse für Aquarellmalerei in Goldegg (Österreich). 1991 stellte sie im Café Frauen-Börse in München Bleistiftskizzen, Aquarelle und Linolschnitte (Aktzeichnungen, Landschaften, Naturstudien, Stillleben, Blumenstücke) aus. (LSS-KK, DFDKK)
Bildveröffentlichungen in H. Wachner: Kronstädter Heimat- und Wanderbuch, Krst. 1934; H. Voigt-Diederichs: Gast in Siebenbürgen, Jena 1936; A. Hermann: Die dt. Bauern des Burzenlandes, Jena 1937; außerdem Fotopostkarten mit Kronstadt-Motiven.
Literatur. A. Orendt: Ausstellung L.Sch., in: SbZ, 30.6.1991; K. Klein: Vom Lichtbild zum Aquarell. In Prien am Chiemsee starb die aus Kronstadt stammende Fotografin und Malerin L.Sch., in: SbZ, 15.9.1996

Schlandt, Hans Eckart

Sohn von Walter Erhard Sch., Organist, Chordirigent, Musikerzieher * Kronstadt 20.2.1940. Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Bukarest bei Helmut Plattner (1957-1962). Nachfolger seines Vaters im Organisten- und Kantorenamt der Schwarzen Kirche in Kronstadt (1965), Dirigent des Kronstädter Bachchors (1965-2004), Begründer des Jugendbachchors (1993). Orgelkonzerte in Kronstadt und anderen Städten Rum.s, seit 1967 in verschiedenen europ. Ländern und in den USA. Während der Sommermonate Orgelabende in der Schwarzen Kirche (zunächst täglich, dann dreimal pro Woche) unter bes. Berücksichtigung des Gesamtorgelwerks von J.S. Bach. Aufführungen (Oratorien, Kantaten) mit dem Bachchor. Pflege des sb. Musikschaffens, Uraufführungen zeitgenössischer Orgelwerke. Ehrungen: Johann-Wenzel-Stamitz-Preis (2000), Apollonia-Hirscher-Preis (2002), Honterus-Medaille (2005).(LSS-KT, DFDKK)
Diskographie (Auswahl). P. Richter: Trauerkantate (Dirigent: A.H. Gärtner, an der Orgel: E.Sch., München 1979); H.E.Sch. la orga Bisericii Negre din Braşov. D. Buxtehude, J. Pachelbel, N. Bruhns, J.S. Bach (Seria „Orgi istorice din România“, STM-ECE 01042); H.E.Sch. la orga Bisericii Negre din Braşov. J.S. Bach (Seria „Orgi istorice din România“, ST-ECE 01271); W. Berger: Simfonia nr. 10 pentru orgă şi orchestră (Orchestra simfonică a Radioteleviziunii, Dirigent: I. Conta, ST-ECE 01599); R. Lassel: Fantasie für Orgel über „Ein feste Burg“ (Orgellandschaft Siebenbürgen, MDG 319 0414-2); J.L. Hedwig: Der Allmacht Wunder (Astra-Chor, Bachchor, Live-Mitschnitt, 2002); J.S. Bach: Clavierübung III (Orgelmesse) (2003, LB 011); J.S. Bach: Himmelfahrtsoratorium (Astra-Chor, Bachchor, Live-Mitschnitt, 2004).
Literatur. W. Wittstock: Erfolg in der Sowjetunion. Gespräch mit dem Orgelspieler E.Sch. (Interview), in: KR 44/1.11.1974; Ders.: Ein Sendbote siebenbürgischer Musik. Neue Orgelmusik-Schallplatte liegt in den Fachgeschäften auf/Gespräch mit dem Organisten H.E.Sch. (Interview), in: KR 31/5.8.1977; Ders.: „Gut registriert ist halb gespielt“. Der Orgelspieler H.E.Sch./In der Schwarzen Kirche finden im Sommer täglich Orgelkonzerte statt, in NW, 28.6.1979; Ders.: „Überzeugender Botschafter“. H.E.Sch.s erfolgreiche Konzert-Tournee durch Österreich und die Bundesrepublik Deutschland, in KR 10/7.3.1980; Ders.: Von Maastricht bis Odessa. Erfolgreiche Orgelspieler: E.Sch. absolvierte Vier-Länder-Tournee/U. Philippi gastierte in der Sowjetunion und in der BRD, in: KR 47/20.11.1981; Ders.: „…in wahrhaft großer Interpretation“. E.Sch. absolvierte eine zweimonatige Gastspielreise mit schönem Erfolg, in KR 48/3.12.1982; Ders.: Wieder Orgelspielzeit. 50 Jahre Kronstädter Bach-Chor. Gespräch mit dem Organisten und Chorleiter E.Sch. (Interview), in: NW, 21.7.1984; K. Kessler: Die Tradition als Auftrag/Gespräch mit dem Musiker E.Sch. aus Braşov (Interview), in NW, 11.4.1987; W. Wittstock: Dankbares Publikum. Ein Gespräch mit dem Orgelspieler und Chorleiter E.Sch. (Interview), in: KR 32/12.8.1988; Ders.: „…herrlich registrierte Klangbilder“. E.Sch. absolvierte Konzert- und Bildungsreise, in: KR 47/25.11.1988; R. Wittstock: Keine „grandiose Monotonie“. Ein Gespräch mit dem Organisten E.Sch. (Interview), in NW, 6.5.1989; W. Wittstock: Eine eindrucksvolle künstlerische Karriere. Der Chorleiter, Organist und Musikerzieher E.Sch. wird 65, in: ADZ, 18.2.2005; Ders.: Interessante Orgellandschaft. E.Sch. konzertierte in Ungarn/Vorhaben im siebenbürgischen Orgelsommer, in: ADZ, 6.7.2007; Th. Reich: Organist, Chorleiter und Musikpädagoge. H.E.Sch. zum 70. Geburtstag, in: SbZ, 15.2.2010; Dies.: Fast vier Jahrzehnte an der Orgel der Schwarzen Kirche. H.E.Sch. feiert 70. Geburtstag, in: ADZ, 19.2.2010; U. Philippi: Ein stiller Meister großer Töne. E.S. zum Siebzigsten, in: HZ, 19.2.2010.

Schlandt, Markus-Steffen

Sohn von Hans Eckart Sch., Organist, Dirigent, Musikpädagoge * Kronstadt 7.10.1975. Orgelstudium bei Ursula Philippi in Klausenburg, Kirchenmusikstudium in Trossingen (Prof. Christoph Bossert), Studium der Chorleitung in Würzburg. 2. Preis beim Eberhard-Friedrich-Walcker-Orgelwettbewerb in Schramberg (2001). Seit 2004 Organist an der Schwarzen Kirche und assoziierter Professor an der Kronstädter Musikfakultät (Partiturspiel, Kammermusik). Im gleichen Jahr übernahm er von seinem Vater die Leitung des Kronstädter Bachchors und des Jugendbachchors. Initiator und Organisator der Musikfestspiele „Diletto musicale“ in Tartlau (seit 1999) und „Musica Coronensis“ (seit 2003). Intensive Bemühungen um die Restaurierung siebenbürgischer Denkmalorgeln. (DFDKK)
Diskographie: Lobsinget Gott, dem Herrn (Jugendbachchor, Live-Mitschnitte 2005/2006); Jugendbachchor in concert (DVD, 2007, Madrigale); J. Haydn: Die Schöpfung (DVD, Bachchor Kronstadt, 2008); Mein Dorf. Wege zu einer neuen Gemeinschaft (DVD, Jugendbachchor Kronstadt, 2009).
Musikhistorische Arbeiten: Daniel Croner – preot și compozitor brașovean al secolului al XVII-lea, in: Țara Bârsei (Neue Serie), Nr. 6 (2007), S. 174-177; Muzica de orgă în Brașov și Țara Bârsei din secolul al XIV-lea până în secolul al XX-lea, in: Țara Bârsei (Neue Serie), Nr. 7 (2008), S. 262-268; Aportul familiei Schneider la dezvoltarea muzicală a Brașovului, in: Țara Bârsei (Neue Serie), Nr. 8 (2009), S. 241-245.
Literatur. R. Potoradi: Die Perspektive: Arbeit mit jungen Menschen. Organist St.Sch. erfolgreich beim Internationalen „Eberhard Friedrich Walcker“-Orgelwettbewerb 2001/Gespräch mit dem Musiker (Interview), in: SbZ, 31.7.2001; W. Wittstock: Mit „stehenden Ovationen“ gefeiert. Erfolgreich in Deutschland: Kronstädter Studentenorchester unter der Leitung von St.Sch., in: ADZ, 3.6.2005; W. Wittstock: Konzerte an berühmten Orgeln. Erfolgreiche Deutschland-Fahrt des Musikers St.Sch., in: ADZ, 4.8.2006; ww.: Aus der Not eine Tugend gemacht. Entschädigung fürs Publikum: Konzert und Orgelpräsentation mit St.Sch., in: ADZ, 27.4.2007.

Schlandt, Walter Erhard

Pianist, Organist, Chordirigent, Schulmusiker, * Kronstadt 23.4.1902, † ebd. 14.2.1979. Studium 1922 bis 1927 in Leipzig und Wien. Chormeister des Kronstädter Dt. Liederkranzes, daneben Dirigent beim Kronstädter Männergesangverein, Prof. am Konservatorium ASTRA, Konzertpianist und Kammermusiker. Setzte sich für moderne und zeitgenössische Kammermusik ein, zahlreiche Erstaufführungen. 1945 Deportation in die Sowjetunion, Rückkehr 1947. 1955-1962 Musiklehrer, dann Berufung als Nachfolger von V. Bickerich ins Organisten- und Kantorenamt der Schwarze Kirche, einschließlich als Leiter des Bachchors (bis 1965). (LSS-KT, DFDKK)
Schriftliches: Begabung und Verständnis. Aus der Erfahrung eines Schulmusikers, in: NW, 6.1.1973.
Literatur. W.J. Schlandt: Menschen durch seinen Optimismus und Begeisterungsfähigkeit motiviert. Zum 100. Geburtstag des ehemaligen Kronstädter Musikerziehers W.E.Sch., in KR 18/4.5.2002.

 

Schmeizel, Martin

Titelblatt eines 1737 in Halle erschienenen Werkes von Martin Schmeizel (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz)

Schulmann und königl. preußischer Hofrat, * Kronstadt 28.5.1679, † Halle 30.7.1747. Besuchte das Kronstädter Gymnasium, ab 1700 die Univ. Jena, Wittenberg und Greifswald. 1712 Magister, 1720 Adjunkt der philosophischen Fakultät Jena, 1721 a. o. Prof. der Weltweisheit, 1731 Ruf durch den König von Preußen zum Hofrat und o. Prof. des Staatsrechts und der Geschichte in Halle. 1743 Prorektor daselbst. Zu den Studenten Sch.s gehörte Samuel von Brukenthal, der spätere Gouverneur von Siebenbürgen. Als Wegbereiter naturwissensch. Forschung in Sb. am Anfang des 18. Jh.s war Sch. auch der Initiator der ersten heimatkundlichen sb. Vorlesungen an dt. Univ. Nach Trausch sind von Sch. 32 Werke im Druck erschienen. Zusätzlich führt Trausch die Titel von 16 Handschriften an. (LSS-GS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Einleitung zur Wappen-Lehre, Jena 1723; Abriß zu einer Vollständigen Reichs-Historie, Jena 1728; Die Klugheit zu leben und zu Conversieren, zu Hause, auf Universitäten und auf Reisen, Halle 1937; Erläuterung Gold- und Silberner Müntzen von Siebenbürgen, Halle 1748.
Literatur (Auswahl). J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Kronstadt 1871 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983), S. 185 ff.; F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983), S. 381 f.; V.H. Möckesch: M.Sch. als Kartograph in der Offizin Joh. Bapt. Homanns in Nürnberg, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1966; H. Meschendörfer: „… wichtige Wahrheiten, in die Feder dictiret“. Zwei wertvolle Handschriften als Neuerwerbungen in der Siebenbürgischen Bibliothek Gundelsheim, in: SbZ, 15.1.1993; P. Schuster-Stein: Ein gut unterrichteter Zeitgenosse. Zum 250. Todestag des Historikers M.Sch., in: ADZ, 8.8.1997; H. Roth: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Bd. X (Q-SCH), Köln/Weimar/Wien 2012, S. 269 ff.; A. Verók: Ein Kronstädter Gelehrter und seine Bibliothek. Erinnerung an M.Sch., in: NKZ, 2.10.2012; ders.: Die erste historische Fachbibliothek im Donau-Karpatenraum? M.Sch. und seine Büchersammlung, in: ZfSL, Heft 2/2012.

Schmidt, Oswald

Geologe und Erdölprospektor, * Kronstadt 7.4.1902, † Lechbruck 26.6.1979. Studium der Geologie in Wien, Freiburg und München. 1926 Promotion in Wien mit der Dissertation „Die geologischen Verhältnisse der nordöstlichen Ausläufer des Fogarascher Gebirges“. Sch. war eineinhalb Jahre Geologe am geolog. Institut Rum.s in Bukarest, dann 16 Jahre Erdölgeologe bei der Bataafse Petroleum Maatschappij (B.P.M.), einer Niederländisch-Ostindien-Tochtergesellschaft (nach dem Zweiten Weltkrieg indonesische Tochtergesellschaft) der niederländischen Royal-Dutch-Shell-Ölgesellschaft. Tätigkeit in Rum., den Niederlanden, Sumatra, Neu-Guinea, wieder in den Niederlanden (in der Direktion der B.P.M. in Den Haag) und schließlich in Rum. Leiter der geol. Abteilung der Shell-Tochter „Astra Română”. 1951 Geologe bei der Carl Deilmann Bergbau- und Tiefbau-GmbH in Bentheim, später Leiter der geol. Abteilung. Leitete geol. und geophysikalische Explorationen von Erdöl- und Erdgaslagerstätten, u.a. im Jemen, seit 1960 in Spanien. Ab 1966 im Ruhestand. (LSS-HUK)
Werke: zahlreiche, größtenteils vertrauliche Explorationsberichte und drei Veröffentlichungen über die Südkarpaten und den SO-Rand des sb. Beckens.

Schneider, Martin

Martin Schneider: Grundlage zur Praktischen Tonkunst (Titelblatt des vierten Bandes, Handschrift, Kronstadt 1803)

Kantor, Musikdirektor, Komponist, * Weidenbach 1748, † Kronstadt 8.2.1812; Besuch der höheren Klassen des Gymnasiums in Kronstadt, dann Studium der Musik in Pressburg, 1772 „Concantor“ an der Schwarzen Kirche in Krst., ab 1774 ebd. „Cantor“ (Director chori), gleichzeitig „collega“ am Gymnasium; 1792 Prediger an der Blumenauer Kirche und ab 1799 Oberprediger in St. Bartholomae. - Von Bedeutung sind seine zwei Choralsammlungen für Orgel „Vollständiges Choralbuch zum Kronstädter und neuen Siebenbürger Gesangbuche … mit einer Zugabe über den guten Gebrauch der Orgel beim Gottesdienste“ (1779, 1799), die eine weite Verbreitung fanden und erst im Jahr 1900 durch das neue Choralbuch von R. Lassel und J.L. Bella ersetzt wurden, sowie  die „Grundlage zur Praktischen Tonkunst für jeden Liebhaber, insonderlich für den angehenden Violinspieler, Singer, Klavierspieler und Orgelspieler, der zugleich die Musikalische Composition lernen will“ (1803, 4 Bde., Manuskript in der Brukenthal-Bibliothek/Staatsarchiv Hermannstadt). - M.Sch. war auch Gründungsmitglied des 1767-1784 aktiven Vereins „Collegium Musicum“, der meistens Samstagnachmittag in der Aula des Gymnasiums öffentlich auftrat. – M.Sch.s Sohn Petrus Gottlieb Sch. (1780?-1850?) war Organist an der Schwarzen Kirche und widmete sich dann dem Orgelbau. Dessen Sohn Carl Sch. (1817-1875) wirkte 1836-1839 an der Errichtung der Buchholz-Orgel in der Schwarzen Kirche mit und war einer der besten Orgelbauer des 19. Jh.s in Siebenbürgen. (LSS-KT, DFDKK)
Werke: Leichen-Kantate (1774); Matthäuspassion („Passions Historie“, 1774); Leichen-Motette für vierstimmigen Chor, zwei Hörner, zwei Violinen und Orgel (1776); Lieder auf Gedichte von L.J. Marienburg (1801); Trauer-Kantate für Chor, Solo-Flöte, zwei Hörner, zwei Violinen, Viola und Orgel (1802); Begräbnis-Motette für Chor, zwei Flöten, zwei Klarinetten, zwei Hörner und Orgel (1808); Kantate auf das Erntefest für Chor, Orchester und Orgel; Hochzeits-Kantate für Chor, Orchester und Orgel.
Diskographie: Trauer Cantata auf den Charfreitag (Wiederentdeckte Kantaten aus der Schwarzen Kirche, CD, Jugendbachchor Krst., Kammerorchester Miercurea Ciuc, Dirigent: St. Schlandt, o.J.); 3 Choralvorspiele, Sonata in C, Fuga in C, alle für Orgel (Burzenländer Orgeln – Weidenbach, CD, St. Schlandt – Orgel, E. Curtgeafar – Oboe, o.J.).
Literatur. E.H. Müller: Die Musiksammlung der Bibliothek zu Kronstadt, Krst. 1930; St. Schlandt: M.Sch., ein Kantor der Schwarzen Kirche im 18. Jh., in: Lebensräume, Nr. 11 (August 2009); ders.: Aportul familiei Schneider la dezvoltarea muzicală a Brașovului, in: Țara Bârsei, neue Serie, Nr. 8 (2009); C. Catrina: Brașovul muzical enciclopedic. Muzicienii noștri. Predecesori și contemporani (Compendiu), hg. von L. Iacobescu, Krst. 2014, S. 288 f.

Schreiber, Johannes

Johannes Schreiber: Abendmahl (1967, Öl auf Holz, 115 x 115 cm, Privatbesitz Linz)

Maler und Kunstlehrer, * Kronstadt 18.11.1921. Erste Malversuche als Schüler des Honterusgymnasiums in Kronstadt unter dem Einfluss des Aquarellisten Heinrich Schunn; absolvierte eine Ausbildung für Bühnenbildnerei und darstellende Kunst am Deutschen Landestheater in Hermannstadt. Während Unterbrechungen des Kriegseinsatzes auf deutscher Seite Zeichen- und Malstudium an der Technischen Hochschule in Brünn und an der Akademie der bildenden Künste in Budapest. Nach Kriegsende und Entlassung aus der Gefangenschaft 1946 Besuch der Malschule Prof. Arnold Clementschitschs in Klagenfurt, ab 1949 der Kunstschule in Linz bei Karl Hauk. Beginn der Arbeit an einer Serie von figuralen Entwürfen und Weiterentwicklung der Aquarell- und der Ölmalerei. Lehrer für ornamentale Schrift an der Kunstschule in Linz (1954-1959), Lehrtätigkeit an der Fachschule für Gebrauchsgraphik an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt Linz (1959-1981) und Lehrbeauftragter für künstlerische Gestaltung an der Hochschule Mozarteum in Salzburg (1977-1987). Zahlreiche Ausstellungen in Österreich und Deutschland. Sch. wurde mit dem Kulturförderungspreis für Bildende Kunst des Landes Oberösterreich (1964), der Kulturmedaille der Stadt Linz (1986) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1989) ausgezeichnet.
Sch.s Malkunst fußt auf dem österr. Expressionismus Kärntner Prägung (Kolig, Wiegele, Boeckl). Nachhaltige Anregungen gedanklicher und formaler Art empfing Sch. schließlich von Prof. Wolfgang von Wersin, seinem Lehrer an der Linzer Kunstschule. Stärker als in seinen Aquarellen gelangt Sch.s expressionistisches Kunstwollen – oft vor relig., mythisch-anthroposophischem Hintergrund – zur Entfaltung. Manches in seinen Bildern ist den relig. Werken H. Eders verwandt. In den Aquarellen ist dem Vegetativen, kosmischer lichterfüllter Weite und einem sensiblen, von lyrischem Einfühlungsvermögen beseelten Naturgefühl der Vorrang eingeräumt. (LSS-WM, DFDKK)
Literatur (Auswahl). H. Bergel: Selbst- und Welterkenntnis. Der Maler und Graphiker J.Sch, in: SVJB, Folge 3/1974; R. Sutter: J.Sch., in dies.: Siebenbürger Sachsen in Österreichs Vergangenheit und Gegenwart. Eine Auswahl, Innsbruck 1976; O. Wutzel/H. Bergel/G. Rombold/L. Kefer: J.Sch., Linz 1979; H. Bergel: J.Sch. - Aquarelle. Über die Kunst des Malens mit Wasserfarben, Linz 1981; U.W. Acker: J.Sch. 60 Jahre, in: SVJB, Folge 1/1982; H. Bergel: Die Prägungen des Malers J.Sch. (1976), in ders.: Gestalten und Gewalten. Südöstliche Bilder und Begegnungen. Essays, Aufsätze, Vorträge, 2. Aufl., Innsbruck 1983; ders.: Farbdurchflutete Traumräume und gemalte Dramen. J.Sch. wird siebzig Jahre alt, in: SbZ, 15.11.1991; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; F. Kumher/I. Niedermaier/K. Strey: Zeichen des Aufbruchs, Spuren des Abschieds. Deutsche Künstler aus Ostmittel- und Südosteuropa, München 1994; H. Bergel: Über die Kunst des Malens mit Wasserfarben. Am Beispiel der Großaquarelle von J. Sch., in ders.: Erkundungen und Erkennungen. Notizen eines Neugierigen. Fünfundzwanzig Essays, München 1995.

Schreiber, Wilhelm

Hans Eder: Wilhelm Schreiber (Öl/Sperrholzplatte, 1945; Privatbesitz Kronstadt)

Tuchfabrikant, * Kronstadt 30.03.1880, † gest. ebd. 13.12.1945. Sein Vater Josef Sch. (1842-1900), Wollweber und Wollhändler, war Teilhaber der Tuchfabrik Scherg, die sich unter der Leitung seines Schwagers Wilhelm Scherg aus der väterlichen Manufaktur zum großen Industrieunternehmen entwickelt hatte. Wilhelm Sch. besuchte das Honterusgymnasium und anschließend den Abiturienten-Kurs der Handelsakademie in Graz. Erst 20 Jahre alt, trat er nach dem Tod seines Vaters als Teilhaber in die Scherg-Fabrik ein. An der Seite seines Onkels Georg Schmutzler übernahm er die kaufmännische Leitung des Betriebes. Viele seiner Geschäftsreisen führten ihn in den Orient (12 nur nach Konstantinopel). 1930 wurde er, nach dem Tode Wilhelm Schergs, dessen Nachfolger als Seniorchef der Scherg-Fabrik. (DFDKK-ww)
Literatur. M. Philippi: 200 Jahre Familie Scherg in Krst. Vom Wollenzieher Michael Schürge zur Tuchfabrik Wilhelm Scherg, in: Sb. Familien im sozialen Wandel, hg. von B. Herter (Sb. Archiv, 3. Folge, Bd. 27), Köln/Weimar/Wien 1993.

Schuller, Albert

Hans Eder: Albert Schuller (Öl/Lw.)

Architekt, * Kronstadt 25.12.1877, † gest. ebd. 27.10.1948, begann nach dem Studium in Budapest und München im gemäßigtem späten Jugendstil in Kronstadt zu bauen: 1908 Burzenländer Bank (Purzengasse 22), 1910 Hotel Krone (Hotel Postăvarul), das die Kronstädter Allgemeine Sparkasse finanzierte, 1911-1913 das neue Honterusgymnasium (heute Geburtenklinik) nach Plänen des Dresdners Paul Beck u.a. Die Bauten entstanden in Zusammenarbeit mit Oskar Fr. Goldschmidt. Sie zeichnen sich durch Körperhaftigkeit, bewegte Gliederung und sparsam-geschmackvolle Ornamentik aus. Zwischen den Weltkriegen schuf Sch. eine Reihe weiterer das Stadtbild bestimmender Bauten (z.B. Innerstädter ev. Kindergarten zw. Katharinentor und Waisenhausgässer Tor, Werkanlage der Firma „Nivea“) sowie das Höhenheim in der Schulerau (1923/24) und erwarb sich große Verdienste um die Restaurierung der Schwarzen Kirche. (LSS, ÖBL)
Literatur. L. Orendt: Großbauten unserer neueren Architektur: Hotel Krone, Kronstadt, in: Ostland, II. Jg, VII. Heft, April 1920; O. Richter: Ein Leben im Dienste der Gemeinschaft, in: KR, 30.12.1977.

Schuller, Bettina

Bettina Schuller (Foto: Bonnie Tillemann)

Schriftstellerin, * Kronstadt 24.1.1929, † Rimsting 11.8.2019, Tochter der Sängerin Medi und des Rechtsanwaltes Dr. Ernst Fabritius, Taufnamen: Dora Elisabeth. Studium der Psychologie und Pädagogik in Klausenburg (1949-1953); danach Lehrtätigkeit in Kronstadt (1953-1969) und am Pädagogischen Lyzeum in Hermannstadt (1971-1976), zwischendurch zwei Jahre (1969-1971) Dramaturgin an der deutschen Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters, 1976 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl. Sch. wurde in Sb. als feinfühlige Kinder- und Jugendbuchautorin (Eine Mäusegeschichte; Die tägliche Straße) sowie als Übersetzerin (T. Arghezi u.a.) bekannt. Von den in Dtl. verfassten Kurzerzählungen, Skizzen und Betrachtungen überzeugen vor allem jene, die mit beachtlichem psychologischem Einfühlungsvermögen die Befindlichkeit der sb.-s. Aussiedler in der neuen Heimat darzustellen versuchen (Es muss an der Freiheit liegen). (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Eine Mäusegeschichte, Buk. 1966; Die tägliche Straße. Erzählungen und Skizzen, Buk. 1970; Es muss an der Freiheit liegen. Betrachtungen, Geschichten, Skizzen, München 1989; Transsylvanien - Spielplatz der Gedanken, Hst./Bonn 2010; Führerkinder. Eine Jugend in Siebenbürgen, Hst./Bonn 2012.
Literatur. H. Bergel: Literaturgeschichte der Dt. in Sb., Thaur b. Innsbruck 1987; ders.: „Es muss an der Freiheit liegen“. B.Sch. achtzig Jahre alt, in: NKZ, 18.12.2008; ders.: Sanfte Eleganz, spöttischer Esprit. Die Schriftstellerin B.Sch. begeht ihren 80. Geburtstag, in: SbZ, 20.1.2009; ders.: „Nur die Gestirne…“ B.Sch. zum Gedenken, in: SbZ, 10.9.2019.


Schuller, Frieder

Dichter, Bühnen- und Filmautor, * Katzendorf/Caţa 13.7.1942 als Sohn des dortigen ev. Ortspfarrers, der später in Heldsdorf (Burzenland) amtierte. Besuch des Gymnasiums in Krst. Beginn eines Theologiestudiums in Hst., dann Studium der Germanistik und Rumänistik in Klbg. (1963-1968). Danach Kulturredakteur bei der Wochenschrift Karpatenrundschau (Krst.) und - ab 1972 - Dramaturg an der dt. Abteilung des Staatstheaters in Hst. 1978 konnte er, unterstützt durch Günter Grass, mit seiner Familie in die Bundesrep. Dtl. aussiedeln. Derzeit lebt er in Berlin und in seinem Geburtsort Katzendorf, wo er nach 1990 mehrmals multikulturelle Ost-West-Events organisierte.
F.Sch. veröffentlichte mehrere Lyrikbände - seine von der siebenbürgischen Realität inspirierten Gedichte „strotzen vor sprachlicher Sinnlichkeit“ (Peter Motzan) - und machte sich auch als Film- und Bühnenautor einen Namen. „Der Glockenkäufer“ (1984) ist der erste Spielfilm überhaupt, der den Heimatverlust der Siebenbürger Sachsen thematisiert. Sch. erhielt zahlreiche Preise (z.B. Literaturpreis des ZK des VKJ 1972, Andreas-Gryphius-Preis 1986) und lobte seinerseits den Dorfschreiberpreis von Katzendorf aus, der ab 2011 jährlich vergeben wird. (DFDKK)
Lyrik (Auswahl): Kreise ums Unvollendete. Gedichte. Buk. 1969; Ausgespielt Gedichte. Klbg. 1972; mein vaterland ging auf den roten strich. gedichte aus den jahren keiner begeisterung 1975-1978. Hst. 2006; Die Angst der Parkbank vor dem Abendrot. Gedichte. Mit einem Nachwort von Elmar Schenkel. Leipzig 2016.
Theaterstücke: Umzug. Stück in zwei Kammern (1970); Viele Grüße, Michael Kohlhaas! (1977, U: Wien 2016); Tanz mit der Stille (1996, U: Katzendorf 2014); Ossis Stein oder Der werde das erste Buch (2011, U: Hst. 2012)
Dokumentar- und Spielfilme (Auswahl): Conrad Haas (1983); Der Glockenkäufer (1984); Im Süden meiner Seele. Paul Celans Bukarester Jahre (1994); Ein Dorf erwacht - Siebenbürgen und der Prinz (über Deutsch-Weißkirch, 2013).
Selbstbiographisches: Auch das gibt es, in: ADZ, 2.9.2016.
Literatur. E. Wilk: „Ich lebe in zwei Welten“. Gespräch mit dem Schriftsteller und Drehbuchautor F.Sch., in: ADZ, 24.9.2014; K. Klein: „im stall steht das auto“. Alte und neue Gedichte von F.Sch. auf dem Heimattag in Dinkelsbühl, in: SbZ, 15.7.2016; M. Nowotnick: Vom „Glockenkäufer“ und den Urzeln. Filmarchiv von F.Sch. übernommen, in: ADZ, 20.1.2017.


Schuller, Günther Albert

Günther Schuller (Foto: Konrad Klein, 1991)

Architekt und Stadtplaner, * Kronstadt 10.10.1904, † ebd. 14.7.1995. Sohn des Architekten Albert Schuller. Besuch der Honterusschule, Studium an der TU München. Russlanddeportation 1945-1948, dort Verlust des rechten Arms als Folge eines Arbeitsunfalles. Wichtige Restaurierungen in Kronstadt: Generalsquartier (Seuler-Haus am Marktplatz) 1956 bis 1958, Kaufhaus (Hirscherhaus) 1961 bis 1962, Katharinentor (1971-1974), Weißer Turm (1974-1975), Graftbastei (1976) und weitere Abschnitte der Stadtmauern. Seit 1970 hauptsächlich mit Restaurierungsarbeiten an der Schwarzen Kirche beschäftigt. 1983 ausgezeichnet mit dem Herder-Preis, verliehen in „Hochachtung vor der menschlichen und fachlichen Leistung, die er in mannigfacher Weise als Architekt in Braşov (Kronstadt) erbrachte“. Nach der Wende (Dezember 1989) erfolgreicher Einsatz für die Benennung bzw. Wiederbenennung von Kronstädter Straßen nach sb.-s. Persönlichkeiten. 1990 erster Vorsitzender des Kronstädter Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten. (LSS, DFDKK)
Veröffentlichungen: Das Marienbild in der Schwarzen Kirche in Kronstadt, in: Europ. Hefte, Hamburg Nr.3/1975; Kronstadt. Kaleidoskop einer Stadt im Südosten 1211-1988, Hst. 1998.
Literatur. D. Drotleff: Hochachtung vor der menschlichen und fachlichen Leistung. Der Kronstädter Herderpreisträger Dipl.-Ing. G.Sch. begeht seinen 90. Geburtstag, in: KR, 6.10.1994.

Schuller, Horst (Zuname: Anger)

Prof. Dr. Horst Schuller bei der Arbeit in der Siebenbürgischen Bibliothek auf Schloss Horneck, Gundelsheim am Neckar (Foto: Konrad Klein, 2009)

Literaturwissenschaftler und Publizist, * Meschen 13.8.1940, † Nußloch 25.7.2021. Studierte nach dem Besuch des Gymn. in Schäßburg Philologie (Deutsch und Rumänisch) an der Klausenburger Univ. (1957-1962). Danach Deutschlehrer in Marienburg (1962-1968) und verantwortlicher Kulturredakteur der „Karpatenrundschau“ (1968-1996). Promotion zum Dr. phil. 1984. Ab 1990 übernahm Sch. Vorlesungen an der Hermannstädter Universität, wo er 1994 zum ordentlichen Professor und 2000 zum Lehrstuhlleiter ernannt wurde. Nach seiner Emeritierung 2002 übersiedelte er nach Heidelberg. 2018 wurde er mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet.
Sch. schrieb kulturpolit., literaturkritische und literaturhist. Aufsätze, die er vorwiegend in der „Karpatenrundschau“, gelegentlich auch in der „Neuen Literatur“ und in anderen Publikationen veröffentlichte. Er ist Herausgeber der Schriften von M. Königes (1972), F.W. Schuster (1981), G. Maurer (1982), Frida Binder (1983), Otto Fritz Jickeli (1987), J.K. Schuller (1995), W.P. Plajer (1996), der Anthologie „Amsel komm nach vorn… Ein Gedichtbuch für kleine und große Kinder“ (Klausenburg 1974) und der Anthologie „ Vill Sprochen än der Wält. Dichtung im Dialekt“ (Klausenburg 1988). Seine Dissertation „Kontakt und Wirkung. Literarische Tendenzen in der siebenbürgischen Kulturzeitschrift ‚Klingsor‘“ wurde 1994 in Buk. veröffentlicht. Heft 13/14 der „Germanistischen Beiträge“ (Hst. 2001), das H.Sch. zum 60. Geb. gewidmet wurde, enthält ein Verzeichnis seiner Veröffentlichungen bis Dezember 2000. (LSS-StS, DFDKK)
Literatur. U.-P. Wagner: Am Scheitelpunkt eines Lebens. Der Germanist Prof. Dr. H.Sch. wird sechzig, in: HZ, 11.8.2000; J. Wittstock: Publizist von Rang, Erzieher mit Gespür. H.Sch.A. zum Sechzigsten, in: ADZ, 11.8.2000; D. Drotleff: Engagement kennt viele Formen. Gespräch mit Prof. Dr. H.Sch.A., Leiter des Germanistiklehrstuhls der Lucian-Blaga-Universität in Hst. (Interview), in: KR, 12.8.2000; M. Markel: Maß und Ziel. Dr. H.Sch. zum Siebzigsten, in: SbZ, 31.7.2010; J. Wittstock: Den richtigen Ton getroffen. Professor Dr. H.Sch. zum siebzigsten Geburtstag, in: ADZ, 13.8.2010; R. Sudrigian: Noch manche Seiten. Gespräch mit Dr. H.Sch.A. aus Anlass seines 70. Geburtstags (Interview), in: KR, 19.8.2010; P. Motzan: Dem Germanisten H.Sch. zum Siebzigsten, in: Spiegelungen, Heft 3/2010; Chr. Schoger: Kulturleistung im Kontinuum. Preisverleihungen in Dinkelsbühl: Michael Markel und H.Sch. Kulturpreisträger 2018/Gerald Volkmer erhält den Jugendpreis, in: SbZ, 5.6.2018; D. Drotleff: Namhafter Literaturkritiker und -historiker. Prof. Dr. H.Sch.-A. erfüllt heute seinen 80. Geburtstag, in: KR, 13.8.2020 (mit anderem Titel und Untertitel auch in: SbZ, 15.10.2020); C. Puchianu: Ein überzeugter Wahlkronstädter. Nachruf auf H.Sch.A. (13.08.1940-25.07.2021), in: KR, 5.8.2021; D. Sava: Vorbild und treuer Weggefährte. Nachruf auf Prof. Dr. H.Sch. (1940-2021), in: HZ, 6.8.2021; M. Markel: „Fleiß, Zuverlässigkeit, Gemeinschaftssinn, Traditionsbewusstsein, Standhaftigkeit“. In memoriam Dr. H.Sch., in: SbZ, 10.8.2021.

Schuller, Josef sen.

Kronstädter Künstlerrunde im Fotoatelier Josef Schuller & Sohn (1904). V.l.: Irene mit ihrem Mann Josef Schuller jun., Maler Arthur Coulin mit Ehefrau Olga und Söhnchen Egon, Maler Friedrich Mieß, Hilda mit Architekt Albert Schuller, ihrem Ehemann, Fotograf Josef Schuller sen. (stehend). Bildquelle: Nachlass Alfred M. Coulin, Verbleib unbekannt (Reproduktion: Bildarchiv Konrad Klein)

Fotograf, * Sächsisch-Regen 9.9.1850, † Kronstadt 12.2.1918. Seit Ende der 1870er Jahre bis 1900 Assistent und enger Mitarbeiter des Fotografen Leopold Adler in Kronstadt. 1900 bis Ende 1909 Leitung des Adlerschen Ateliers, zusammen mit seinem Sohn Josef jun. (1874-1956). Als neuer Atelierinhaber übernahm Sch. auch die Platten von Adler, deren Abzüge er dann – eine damals übliche Praxis – unter seinem Namen vertrieb. Korrekterweise müssten alle vor 1900 aufgenommenen und nachträglich „Schuller & Sohn“ signierten Bildveröffentlichungen dem Adlerschen Atelier bzw. Adler selbst zugeordnet werden. J.Sch. jun. ist auch Autor eines mit 20 Adler-Schuller-Fotos illustrierten Kronstadtführers (Verlag H. Zeidner, 1898). (LSS-KK)
Bildveröffentlichungen (Auswahl). E. Sigerius (Hg.): Sb.-s. Burgen und Kirchenkastelle, Hst. 1901; ders.: Aus alter Zeit, Hst. 1904.
Literatur. C. Neagoe: Fotografi brașoveni și atelierele lor, Krst. 2022.

Schullerus, Eduard

Lyriker, * Kronstadt 2.8.1877, † ebd. 25.11.1914. Sohn eines Beamten, besuchte das Honterusgymn. und danach die Rechtsfakultät in Eperjes und Klausenburg. Zwischendurch hielt er sich ein Jahr lang in Berlin auf. 1900 kehrte er in seine Vaterstadt zurück, wo er als Praktikant am Kronstädter Gerichtshof, dann als Magistratsbeamter, Polizeikommissär und schließlich als Stadtarchivar tätig war. Seit 1907 war Sch. ständiger Mitarbeiter der Karpathen, wo seine besten Dichtungen abgedruckt wurden. Ein unheilbares Lungenleiden ließ ihn frühzeitig sterben. Außer einigen Prosaversuchen und Übersetzungen aus dem Ung. umfasst sein Werk ausschließlich Lyrik. In seiner stilistischen und zeitspezifischen Abrundung ist Sch.s Werk vielleicht die typischste Erscheinung der sächs. Lyrik um die Jahrhundertwende. Sch. ist der eigentliche Lyriker der Karpathen. Das Neuartige seiner Lyrik beruht in der bis dahin in Sb. ungewohnten Landschaftserfahrung und dem originellen Sprachgebrauch. (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Astern. Gesammelte Dichtungen, hg. von A. Meschendörfer, Hst. 1926.
Literatur. H. Zillich: Über E.Sch., in: Klingsor, Heft 9/1926; St. Sienerth: E.Sch., in: C. Göllner/J. Wittstock (Hg.), Die Lit. d. Sb. Sachsen in den Jahren 1849 bis 1918, Buk. 1979, S. 194-204.

Schunn, Heinrich

Heinrich Schunn: Selbstbildnis (Kohlezeichnung, 1969)

Maler, Zeichner und Zeichenlehrer, * Neustadt bei Kronstadt 27.3.1897, † Leimen b. Heidelberg 12.12.1984. Sch. erhielt seinen ersten Zeichenunterricht bei F. Mieß in Kronstadt. Er besuchte das Lehrerseminar in Hermannstadt, war Kriegsteilnehmer und studierte anschließend an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1921 bis 1927 Zeichenlehrer in Bistritz, 1927 bis 1952 am Honterusgymn. in Kronstadt (vorzeitige Pensionierung wegen beginnender Ertaubung). 1961 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl. Sch.s Arbeiten sind in ungezählten Ausstellungen gezeigt worden, das Gesamtwerk ist mengenmäßig nicht übersehbar. 1957 empfing er die „Arbeitsmedaille“ des Verbandes der bildenden Künstler Rum.s, 1973 den Sb.-S. Kulturpreis.
Sch. bezeichnete Fritz Schullerus, Lowis Corinth und Oskar Kokoschka als seine nächsten Vorbilder. Seine Kunst ist zwischen dem Neoimpressionismus und dem Expressionismus angesiedelt. Des Künstlers frühe Ertaubung beeinflusste vornehmlich seine Landschaftsmalerei: Wie das musikalische Geschehen sind Formen, ihr oft „nebliges“ Ineinander-verwoben-Sein und seine eigenwillig-farbenfrohe Palette einer inneren „Stimmigkeit“ verpflichtet. Unter den sb.-s. Malern ist Sch. der Aquarellist. Dass der Zeichner dem Maler Sch. ebenbürtig ist, wurde von vielen lange übersehen. Sein rasch zupackendes Temperament kam vornehmlich den als Momentaufnahmen konzipierten Kohle-, Stift- und Tuschezeichnungen zugute. In den Zeichnungen seines Schülers Friedrich von Bömches lebt Sch.s „schneller Strich“ in verändertem Ambiente fort. (LSS-WM, DFDKK)
Selbstzeugnis: [o.T.], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 199.
Literatur. H. Wühr: Der Maler H.Sch. Zu seinem 65. Geburtstag, in: SVJB, Folge 1/1963; C. Bregenz: Ausstellung H.Sch. in Düsseldorf, in: SVJB, Folge 3/1972; H. Bergel: Der Magier des Lichts H.Sch. Zum 85. Geburtstag des Zeichners und Malers, in: SVJB, Folge 2/1982 (geringfügig ergänzt auch in ders.: Gestalten und Gewalten. Südöstliche Bilder und Begegnungen. Essays, Aufsätze, Vorträge, 2. Aufl., Innsbruck 1983); H. Zillich: Rechtzeitig für den Weihnachtstisch: ein Prachtband von Hans Bergel. Dem 85jährigen Maler H.Sch., in: SbZ, 30.11.1982; H. Bergel: H.Sch. Ein Maler, sein Werk, seine Zeit, Innsbruck 1983; HB (= H. Bergel): Der Schilderer der siebenbürgischen Landschaft. In Leimen bei Heidelberg starb der Maler und Zeichner H.Sch., in: SbZ, 15.1.1985; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; F. Kumher/I. Niedermaier/K. Strey: Zeichen des Aufbruchs, Spuren des Abschieds. Deutsche Künstler aus Ostmittel- und Südosteuropa, München 1994; M.J. Tătaru: H.Sch., der Heimatmaler. Vor hundert Jahren wurde der Zeichner und Aquarellist in Neustadt bei Kronstadt geboren, in: SbZ, 29.3.1997; M. Jekel: Siebenbürgischer „Meister des Aquarells“. Zum 125. Geburtstag von H.Sch., in: SbZ, 10.4.2022.

Schunn, Heinz

Der Grafiker Heinz Schunn in seinem Atelier (1997, Foto: Konrad Klein)

Graphiker, Maler und Kunsterzieher, Sohn des Malers Heinrich Sch., * Bistritz 3.5. 1923, † Ebersberg (Oberbayern) 23.4.2014. Besuchte das Honterusgymn. in Kronstadt; erhielt ersten Zeichen- und Malunterricht von seinem Vater; nach der Matura Militär, Kriegsdienst, Verwundung, Gefangenschaft (1943-1947); 1948 bis 1952 Studium der Malerei an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei W. Teutsch (Malerei), Adolf Thiermann (Radierung) und Kurt Lohwasser (Holzschnitt); legte das Staatsexamen für Kunsterzieher ab und übte den Lehrerberuf bis 1980 aus; weit über 100 Einzelausstellungen seit 1959; 1977 Eröffnung seiner „Galerie am Wochenende“ in Lechbruck (Allgäu); Studienreisen nach Skandinavien, Jugoslawien, Rumänien, Frankeich, Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Marokko, Ägypten, Äthiopien, Zentralasien, Ceylon, Irland.
„In Sch.s großformatigen Farbholzschnitten ist ein Zug zu Klarheit und einfacher großer Form bestimmend. Sein Thema ist ausschließlich die Landschaft, die großflächig mit rhythmisch gesetzten kantigen Formakzenten wiedergegeben wird. Am überzeugendsten wirkt er, wo er sparsam sich der rein graphischen Mittel bedient. Hier erreicht er die Stufe des klassischen Holzschnitts“ (A.G. Wiesbaden, 1975). (LSS-WM, DFDKK)
Literatur. H. Wühr: H.Sch.s neue Ausstellung in München. Im Oktogonsaal des Berufsverbandes bildender Künstler (7. Mai bis 5. Juni), in: SVJB, Folge 3/1966; ders.: Der Maler H.Sch. Zu seinem 50. Geburtstag, in: SVJB, Folge 3/1973; ders.: H.Sch. Farbholzschnitte 1971-1974, in: SVJB, Folge 4/1974; W. Kronfuss: Zwei Ausstellungen des Malers und Graphikers H.Sch. in München, in: SVJB, Folge 2/1982; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; F. Kumher/I. Niedermaier/K. Strey: Zeichen des Aufbruchs, Spuren des Abschieds. Deutsche Künstler aus Ostmittel- und Südosteuropa, München 1994; A. Krauss-Berberich: „Wie eine Auferstehung in Weiß“. Farbige Holzdrucke von H.Sch. im Rathaus Ebersberg ausgestellt, in: SbZ, 10.3.2010; H. Bergel: Der Dialog mit der Landschaft. Zum Tod des Grafikers H.Sch., in: SbZ, 5.6.2014.

Schunn, Mareichen (Maria)

Ankündigung der ersten öffentlichen Aufführung von Mozarts "Requiem" in Kronstadt, am 25. November 1934. Zu den Mitwirkenden gehörte als Gesangssolistin auch Mareichen Schunn.

Konzert- und Oratoriensängerin (Sopran), * Großschlatten/Abrud (Landkreis Alba) 27.11.1902, Mädchenname: Fritsch, † Hamburg 12.10.1986. Wie Deli Simonis als „siebenbürgische Nachtigall“ apostrophiert, trat sie anfangs in Kronstädter Opernaufführungen, dann vornehmlich als Solistin in vielen oratorischen Aufführungen der Bach-Chöre in Kronstadt und Hermannstadt auf und wurde auch als Liedsängerin bekannt. (LSS-KT)

Schunn, Susanne

Die Malerin Susanne Schunn stellte im Jahr 2002 in der Galerie Ildikó Risse in Weßling (Oberbayern) eigene Arbeiten aus (Foto: Konrad Klein)

Malerin und Kunsterzieherin, Tochter des Malers Heinrich Sch., * Kronstadt 3.12.1929, † Fürstenberg/Havel, 13.2.2016. Schulbesuch bis zur Reifeprüfung in Kronstadt; erster Zeichen- und Malunterricht unter der Anleitung ihres Vaters sowie bei Hans Mattis-Teutsch; 1950-1956 Malerei- und Graphikstudium an den Kunstakademien in Bukarest und Klausenburg; 1965 Umsiedlung in die Bundesrep. Dtl.; vervollständigte ihre Studien an der Akademie der Bildenden Künste München und legte 1969 die Lehramtsprüfung ab; Tätigkeit als Kunsterzieherin an verschiedenen bayrischen Gymnasien (bis 1989). S.Sch. war 1952-1974 mit dem Schriftsteller Hans Bergel verheiratet. 1972-1980 Mitglied der Künstlergilde Esslingen.
S.Sch.s Gesamtwerk umfasst Ölgemälde, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen. „Vom strengen Realismus der Jahre 1950 ausgehend (…), fand S.Sch. über Landschaftsmalerei und Stillleben zur schrittweisen Loslösung von der Vorstellung gegenständlich gebundener Form zur großformatig afigurativen Komposition“ (H. Bergel). „Die Malerei von S.Sch. zeichnet sich besonders durch eine leuchtend-starke Farbigkeit aus. Die Kompositionen lassen gelegentlich an Werke Franz Marcs denken, ohne jedoch Gefahr zu laufen, sie nachzuahmen“ (Carola Schenk). S.Sch. überließ im Jahr 2010 einen großen Teil ihres Lebenswerkes, 630 Arbeiten aus den Jahren 1943-2005, dem Siebenbürgischen Museum auf Schloss Horneck in Gundelsheim. (DFDKK-ww)
Literatur. C. Schenk: Eine Meisterin nonfigurativer Malerei. S.Sch.s „Gemalte Abstraktionen“ in der Galerie Ildiko Risse in Weßling, in: SbZ, 30.4.2002; HB (= H. Bergel): Der Wille zur Farbe. S.Sch.s künstlerisches Werk auf Schloss Horneck in Gundelsheim, in: SbZ, 31.1.2011; ders.: S.Sch.s reiches Lebenswerk. Zum Tode der Malerin und Grafikerin, in: SbZ, 15.3.2016; s.L.: Demonstrationen von Farbenextasen. In Memoriam Suse Sch., in: NKZ, 31.3.2016; [o.V.]: Abstrakte Kompositionen von S.Sch. Ausstellung in der Städtischen Galerie Bad Wimpfen, in: ADZ, 6.6.2020.

Seuler von Seulen, Lucas

Theodor Georg Fronius (1741-1824): Lucas Seuler von Seulen (Aquarell auf Papier, 25,8 x 18,1 cm, Archiv der Evangelischen Stadtpfarrgemeinde A.B./Honterusgemeinde Kronstadt; Reproduktion aus "Die Honteruspresse in 400 Jahren" von Hermann Tontsch, Kronstadt 1933)

Arzt und Stadtrichter, * Kronstadt 19.3.1661 als Sohn des gleichnamigen Honigberger Pfarrers, † ebd. 30.8.1735. Gymn. in Kronstadt, ab 1682 zunächst Studium der Theologie und Philosophie, dann der Medizin in Wittenberg, ab 1685 in Leipzig und ab 1688 in Leiden; Promotion zum Dr. med. am 10.10.1689 in Harderwijk mit einer Dissertation über fieberhafte Erkrankungen. Nach seiner Heimkehr nach Kronstadt errichtete er hier die erste private Apotheke, nachdem die Stadtapotheke 1689 beim großen Brand der Stadt vernichtet worden war. 1691-1715 Stadtphysikus (Stadtarzt); Wahl zum Mitglied der Hundertmannschaft; deren Orator er 1692-1714 gewesen ist; 1715 zum Senator gewählt und damit Mitglied des Magistrats; 1716/17, 1721/22 und 1726/27 übte er das Amt des Stadthannen aus, zu dessen Kompetenzbereich die wirtschaftlichen Angelegenheiten Kronstadts und des Burzenlandes gehörten; 1716 durch ein kaiserliches Diplom Erhebung in den Adelsstand mit dem Adelsprädikat „von Seulen“; 1733 zum Stadtrichter von Kronstadt, dem höchsten Amt in der städtischen Hierarchie, gewählt. - Im Jahr 1693 übernahm S. die alte Honterusdruckerei und verhalf ihr zu neuer Blüte. 1709 gründete er die zweite Papiermühle von Kronstadt. – S.s Sohn Johann Traugott Seuler von Seulen (1697-1757) war ebenfalls Arzt, Stadthann und 1755 Stadtrichter. (LSS-AH, DFDKK)
Werke: Disputatio medica inauguralis de Febribus (Inauguraldissertation über das Fieber), Harderwijk 1689; De conservanda bona valetudine. Liber Scholae Salernitanae (Über die Bewahrung der guten Gesundheit. Die Bücher der Schule von Salerno), Krst. 1696.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Krst. 1871, S. 297 f. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hst. 1902, S. 433 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); H. Tontsch: Die Honteruspresse in 400 Jahren. Festschrift der Buchdruckerei Johann Götts Sohn, Krst. 1933, S. 53 ff.; A. Huttmann/G. Barbu: Medicina în Orașul Stalin ieri și astăzi, Krst. 1959, S. 6; G. Nussbächer: L.S. (1661-1735), in: KR, 9.10.1981 (in der Serie „Taten und Gestalten”); A. Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 73; R. Offner: Vor 350 Jahren geboren. Der Kronstädter Stadtarzt, Apotheken- und Druckereibesitzer sowie Kommunalpolitiker L.S.v.S. (1661-1735), in: SbZ, 31.3.2011; G. Nussbächer: Note biografice/Biographischer Hinweis, in: Portretele Patriciatului Săsesc din Brașov. Un capitol de Artă Transilvană/Bildnisse sächsischer Patrizier aus Kronstadt. Ein Kapitel siebenbürgischer Kunst (Ausstellungskatalog), hg. von Radu Popica, Krst. 2013, S. 85.

Sigerus, Petrus

Franz Neuhauser d.J.: Petrus Sigerus (Öl/Lw., um 1820, Familienbesitz/Deutschland)

Apotheker und Botaniker, * Kronstadt 3.7.1759 als Sohn eines Goldschmieds gleichen Namens, † Hermannstadt 7.9.1831. S., dessen Eltern starben, als er kaum 14 Jahre alt war, sollte ebenfalls Goldschmied werden. Er entwich aber heimlich von zu Hause und kam 1776 nach Hermannstadt, wo er schließlich Lehrling beim Apotheker Samuel Kräutner wurde. Nach der mehr als fünfjährigen Lehrzeit legte S. an der Univ. Wien die notwendigen Fachprüfungen ab und erwarb 1788 in Pest das Diplom eines Magisters der Pharmazie. Seit 1795 bis zu seinem Tode Inhaber der Apotheke „Zum Löwen“ in Hermannstadt. Neben seinem Beruf widmete er sich der Wetterkunde und vor allem der Botanik. Er veröffentlichte eine Arbeit über meteorologische Beobachtungen und ein Verzeichnis der in Sb. wildwachsenden Heilpflanzen. S. ist somit der Begründer der pharmazeutischen Botanik in Sb. Eine Flora von Hermannstadt blieb unveröffentlicht, ebenfalls eine Flora von Sb. und ein „Herbarium vivum“ (Sammlung sb. Heilpflanzen), das er gemeinsam mit Joseph Raditschnig von Lerchenfeld herausgeben wollte. Sein Herbarium mit über 1600 Belegen gelangte 1843 an das Brukenthal-Gymn. und dann an das Museum des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt. Im Naturwissensch. Museum in Hermannstadt wird ein Exemplar des fünfbändigen „Herbarium vivum“ mit 250 Pflanzenarten aufbewahrt. Die Mineraliensammlung von S. schenkte dessen Sohn Karl (1813-1868), Verwaltungsbeamter, auch diesem Museum. (LSS-HH, DFDKK)
Werke: Verzeichnis der in Sb. wildwachsenden offizinellen Pflanzen, Sb. Quartalsschrift II, Hst. 1791; Höchster Barometerstand in den Jahren 1797 bis 1805, Sb. Provinzialblätter II, Hst. 1806; Anmerkungen zu Baumgartens Enumeratio stirpium…, 1816, Kath. Stadtarchiv zu Hermannstadt (Manuskript).
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Kronstadt 1871, S. 305 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 436 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); E. Sigerus: P.S., in: Mitteilungen des Burzenländer Sächs. Museums Kronstadt, Heft 1-4/1937; H. Heltmann: Sächsische Naturforschung in Siebenbürgen (XIV): P.S. (1759-1831). Ein verdienstvoller siebenbürgischer Apotheker und Botaniker, in: SbZ, 15.5.1975; K. Braisch: Samuel Kräutner und P.S., zwei bedeutende Hermannstädter Apotheker, in: ZfSL, Heft 1/1989; A. Huttmann: Siebenbürgische Apotheken und Apotheker, in ders.: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 385 f.; E. Schneider: Sein Name glänzt in der Geschichte der siebenbürgischen Pflanzenkunde. 250 Jahre seit der Geburt des Apothekers und Botanikers P.S., in: SbZ, 31.7.2009.

Sommer, Johannes

Titelblatt der Dichtungen "Reges Hungarici" und "Clades Moldavica" von Johannes Sommer (Wittenberg 1580; Reproduktion von einem in der Bibliothek des Brukenthalmuseums Hermannstadt befindlichen Exemplar)

neulat. Dichter, Historiker, Theologe, * Pirna um 1542, † Klausenburg 8.8.1574. Nachdem er 1562 an der Universität von Frankfurt a. d. Oder inskribierte hatte und hier kurzfristig studierte, ging er an den Hof des moldauischen Fürsten Jakobus Basilikus Heraklides (Despot Vodă). Dieser beschäftigte ihn zunächst in seiner Kanzlei, übergab ihm aber bald danach die Leitung der neugegründeten Lateinschule in Cotnari. Die Revolte, die 1563 gegen Heraklid ausbrach, zwang S., die Moldau zu verlassen. Er floh nach Kronstadt, wo er 1565 zum Rektor der „Schola Coronensis“ ernannt wurde. Seine nächste Lebensstation war Bistritz, wo er 1568-1569 ebenfalls als Rektor wirkte. Im Jahr 1570 übersiedelte S. wegen seiner Freundschaft mit den Begründern der unitarischen Religion, Georg Blandrata und Franz Davidis, nach Klausenburg, wo er als Lektor am dortigen Kollegium tätig war und zu den eifrigsten Verfechtern der unitarischen Glaubensauffassung gehörte, aber bereits nach wenigen Jahren, zusammen mit seiner Ehefrau, Tochter des Franz Davidis, der Pest zum Opfer fiel.
S. ist der Verfasser zahlreicher geschichtlicher, gelegenheitsgebundener, theol. und philosophischer Schriften. Aus seinem schriftstellerischen Werk ragen zunächst seine hist. („Reges Hungarici“) und biographischen („Vita Jacobi Despotae Moldavorum Reguli“) Abhandlungen heraus. In seiner Lyrik gestaltet er, zum Unterschied von den andern dt. Humanisten Sb.s, eigenes Erleben. Das trifft sowohl auf seine episch getönten Elegien („Clades Moldavica“) als auch auf seinen dt. verfassten Pestgesang („Zur Zeit der Pestilentz“) zu, der bereits auf die Gesangbuchlyrik des Barocks hindeutet. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Oratio funebris… (Trauerrede… [geschrieben nach dem Tod des sb. Fürsten Johann Sigismund Zápolya]), Klbg. 1571; Reges Hungarici, et Clades Moldavica: Cujus etiam hortulus amoris cum Colica, in formam Dramatis scripta (Die ungarischen Könige und Das Unheil der Moldau: Auch mit dem Garten der Liebe und mit der Kolik, in Form eines Dramas geschrieben), Wittenberg 1580; Vita Jacobi Despotae Moldavorum Reguli (Das Leben des Despoten Jakobus, Herrscher der Moldau), Wittenberg 1587.
Neuzeitliche Werk-Veröffentlichungen/Übersetzungen (Auswahl). H. Petri: Das Leben des Jakobus Basilikus Heraklides, Fürsten der Moldau (1561-1563), aus dem lat. Text des J.S., in: Archiv des Vereins für Sb. Landeskunde, Bd. 44, 1927/1, S. 171 ff.; B. Capesius (Hg.): Sie förderten den Lauf der Dinge. Deutsche Humanisten auf dem Boden Siebenbürgens, Buk. 1967, S. 291 ff. (Fragmente aus: Das Leben des Jakob Basilikus Heraklides, Fürsten der Moldau; Die ungarischen Könige; Das Moldauische Unglück); St. Sienerth (Hg.:): Das Leben ein Meer. Anthologie der Anfänge, Klbg. 1986, S. 79 ff. (Fragmente aus: Die ungarischen Könige; Das Moldauische Unglück; vollständig das Bußgebet „Zur Zeit der Pestilentz“); T. Diaconescu (Hg.): J.S. și Christianus Schesaeus. Scrieri alese. Poezia latină din epoca Renașterii pe teritoriul României (ediție bilingvă), Jassy 1988; L. Poelchau: De Clade Moldavica Elegiae XV/ 15 Elegien über das moldauische Unglück. Vita Jacobi Basilici Heraclides Despotae/Das Leben des Jacobus Basilicus Heraclides Despota, Reihe „Biblioteca Neolatina”, Heidelberg 2001.
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Kronstadt 1871, S. 319 ff. (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd., Hermannstadt 1902, S. 438 (unveränderter Nachdruck Köln/Wien 1983); H. Petri: J.S., ein sächsischer Humanist und Theologe des 16. Jh.s, in: Sb. Vierteljahresschirft, 58. Jg. (1935), S. 296 ff.; H. Schuller: J.S. (1542-1574). Leben und Wirken eines südostdt. Humanisten, in: ebd., 64. Jg. (1941), S. 38-61, 126-136, 205-234; A. Pirnát: Der antitrinitarische Humanist J.S. und seine Tätigkeit in Klausenburg, in: Renaissance und Humanismus in Mittel- und Osteuropa, hg. von J. Irmscher, Bd. 2, Berlin 1962, S. 49 ff.; G. Nussbächer: Ein Humanist in Siebenbürgen. 400 Jahre seit dem Tod von J.S., in: Die Woche, 2.8.1974; ders.: Verbrüderung durch Kultur. 400 Jahre seit dem Tode des Humanisten J.S., in: KR, 2.8.1974; P. Binder: J.S. Um 1542-1574, in: KR, 10.7.1981 (in der Serie „Taten und Gestalten”, auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, hg. von D. Drotleff, I. Bd., Klausenburg 1983); U.P. Wagner: J.S. Theologische Schriften, versifizierte Geschichte und elegische Gegenwartsbetrachtung, in: Die dt. Lit. Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. I. Halbbd. Mittelalter, Humanismus und Barock, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, München 1997, S. 177 ff.; A. Huttmann: Medizin im alten Siebenbürgen. Beiträge zur Geschichte der Medizin in Siebenbürgen, hg. von R. Offner, Hst. 2000, S. 98; G. Nussbächer: Neuerscheinung zur Heimatkunde. J.S. in deutscher Übertragung, in: KR, 6.7.2002; V. Şelaru: Istoria literaturii din Țara Bârsei și împrejurimi de la origini până în prezent, Krst. 2010, S. 701.

Stephani, Klaus

Foto: Konrad Klein (2010)

 Schriftsteller und Volkskundler, * Kronstadt 25.7.1938. Arbeitete als Elektriker, Maurer, Schriftsetzer und besuchte zugleich das Abendlyzeum, das er 1958 absolvierte. Von 1960 bis 1965 Studium der Germanistik in Bukarest, ab 1967 Redakteur der Neuen Literatur, seit 1984 stellvertretender Chefredakteur, 1978 bis 1983 Fernstudium der Journalistik. Seit 1970 Mitglied des rum. Schriftstellerverbandes, der ihm 1976 einen Preis zuerkannte. 1990 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl., Studium an der LMU München, 1995 Promotion mit einer Arbeit zur vergleichenden Erzählforschung. St. trat zunächst mit lyrischen Texten an die Öffentlichkeit (Frage der Concha), in denen er sich, wie die meisten seiner rumäniendt. Generationsgenossen, von der naiven Tendenzpoesie der vorhergehenden Jahrzehnte distanzierte und eine eigene Diktion anstrebte. Eine Erweiterung seiner lyrischen Ausdrucksmodalitäten erreichte er in den während der siebziger und achtziger Jahre verfassten Versen (Ruf ins offene Land, Draußen singt Dorkia). Auf dem Gebiet der Prosa, zu der auch ein Band Erzählungen (Das Saurierfest) und ein Kurzroman (Manchmal im Ostwind) gehören, hat St. mit seinen Berichten über den Alltag der Zipser Frauen (Wie das Wiesengras im Wind) seine bisher künstlerisch beste Leistung vollbracht. St. hat zahlreiche Sammlungen mit Märchen, Sagen, Ortsgeschichten und Lebensberichten der Dt. auf dem Gebiete Rum.s herausgegeben. (LSS-StS, DFDKK)
 Werke (Auswahl): Frage der Concha, Buk. 1969; Das Saurierfest, Buk. 1970; Oben im Wassertal. Eine Zipser Chronik. Buk. 1970; Erfragte Wege. Zipser Texte aus der Südbukowina, Kreis Suceava. Buk. 1975; Ruf ins offene Land. Lyrische Texte. Buk. 1975; Die steinernen Blumen. Burzenländer sächsische Sagen und Ortsgeschichten. Buk. 1977; Manchmal im Ostwind. Prosa. Buk. 1977; Tal der stummen Geigen. Volkserzählungen aus dem Oascher und Sathmarer Land. Buk. 1979; Zipser Volkserzählungen aus der Maramuresch, der Südbukowina und dem Nösner Land. Buk. 1981; Das Goldene Horn. Sächsische Sagen und Ortsgeschichten aus dem Nösnerland. Buk. 1982; Eichen am Weg. Volkserzählungen der Deutschen aus Rumänien. Klbg. 1982; Die Sonnenpferde. Volkserzählungen aus dem Zekescher Land. Buk. 1983; Wie das Wiesengras im Wind. Frauenschicksale/Protokolle. Klbg. 1986; Niemandsmensch, München 1992; Frauen im Wassertal, München 1992; Aaron cel curajos/Vom mutigen Aaron. Jüdische Geschichten aus den Karpaten (zweispr. Ausgabe). Buk. 2008; Blumenkind. Roman. München 2009.
 Literatur. E. Reichrath (Hg.): Reflexe. Kritische Beiträge zur rumäniendt. Gegenwartslit., Buk. 1977, S. 232 ff.; ders. (Hg.): Reflexe II. Aufsätze, Rezensionen und Interviews zur dt. Lit. in Rum., Klbg. 1984, S. 153 ff.; H. Fassel: Zum 70. Geburtstag von C.St. Rückschau auf ein vielseitig kreatives Schaffen, in: NKZ, 18.12.2008.

Stephani, Kurt

Dipl.-Landwirt und Heimatforscher Kurt Wilhelm Stephani (Bildquelle: Familienarchiv/Deutschland)

Dipl.-Landwirt und Heimatforscher, Sohn des Saatzüchters Dr. agr. Wilhelm St., Taufnamen: Kurt Wilhelm, * Kronstadt 27.12.1915, † Mühlacker (Baden-Württemberg) 27.2.2003. Besuch der Volksschulen in Marienburg und Brenndorf, dann des Honterus-Gymnasiums in Kronstadt; nach einjährigem Militärdienst in Kronstadt Studium an den landwirtschaftlichen Hochschulen in Bukarest, Berlin und Halle (Saale). Nach Studienabschluss (1939) unterstützte St. seinen Vater bei der Bewirtschaftung des Muster-Saatzuchtbetriebs „Pappelhof“ bei Brenndorf. 1939-1942 Fachlehrer an der Ackerbauschule in Marienburg. Im Januar 1945 wurde St. wie viele seiner Landsleute für fünf Jahre in die Sowjetunion deportiert, wo er in einem Stahlwerk in Makijiwka in der Ostukraine (russ. Makejewka) arbeiten musste. Nach der Rückkehr in die Heimat fand er im Februar 1950 eine Anstellung als Leiter einer Rindermästerei in Roman in der Moldau, von wo er und seine Familie erst nach neun Jahren wieder nach Siebenbürgen zurückkehren konnten. Seine Wirkungsstätten wurden nun die Staatsfarmen in Tartlau, Ozun, Zeiden und Sf. Gheorghe. 1968 unternahm er eine Besuchsreise in die Bundesrep. Dtl., von der er nicht mehr nach Rumänien zurückkehrte. Bis zum Antritt des Ruhestandes (1978) arbeitete er als Betriebsberater beim Landwirtschaftsamt in Münsingen (Baden-Württemberg). Als Rentner widmete sich St. heimatkundlichen Forschungen. (DFDKK-ww)
Veröffentlichungen: Marienburg im Burzenland. Zur Geschichte der einstigen Ritterorden-Gemeinde in Siebenbürgen, hg. von G. Janesch/Troll, H. Mengden und K.St., Bielefeld 1987; Zur Geschichte des Burzenlandes in Siebenbürgen. Vom Umgang mit Maß und Zahl in der Landeskultur (Bd. 18 der Reihe „Sachüberlieferung und Geschichte. Siegener Abhandlungen zur Entwicklung der materiellen Kultur“), St. Katharinen 1996; Neues Licht auf Hintergründe der Auslieferung der Deutschen in die Sowjetunion 1945-1949, in: SVJB, Folge 2/2000; Gespräche über unsere Zeit (12). Unser Gesprächspartner Dipl.-Landwirt K.St., in: NKZ, 20.12.2002.
Literatur. H. Janesch: Verdienter Landwirt und Heimatforscher. K.W.St. ist im Alter von 87 Jahren gestorben, in: SbZ, 20.3.2003.

Stephani, Wilhelm

Förderte die Landwirtschaft im Burzenland: Dr. agr. Wilhelm Stephani im Alter von ca. 60 Jahren (Bildquelle: Familienarchiv/Deutschland)

Diplomlandwirt, Saatzüchter, * Marienburg/Burzenland 11.11.1884, † Klausenburg 4.3.1948. Besuchte die dt. Volksschule im Heimatort, dann das Honterus-Gymnasium in Kronstadt. Begann ein Theologie- und Philosophiestudium in Gießen, ging aber nach einem Jahr zum Landwirtschaftsstudium nach Halle (Saale), wo er 1910 zum Doktor der Agronomie promoviert wurde. Im darauffolgenden Jahr übernahm er die Aufgaben eines Direktors der Ackerbauschule Marienburg, die er 1922 zurücklegte, um seinen eigenen Saatzuchtbetrieb, den „Pappelhof“ bei Brenndorf (rund 215 ha), aufzubauen. Er war Vorsitzender verschiedener landwirtsch. Verbände und Fachabteilungen. Obwohl er ein Gegner der nationalsozialistisch orientierten Erneuerungsbewegung war, wurde er 1945 für mehrere Wochen in einem Lager in Turnu Măgurele interniert. St. unterzog sich im Jahr 1948 in Klausenburg einer Staroperation und erlitt einige Tage später eine Gehirnembolie, die seinen Tod herbeiführte. Die von ihm aufgebaute Muster-Saatzuchtwirtschaft wurde im März 1949 enteignet. - St. wurde 1932 mit dem Rittergrad des rum. Ordens „Verdienste für die Landwirtschaft“ ausgezeichnet und zehn Jahre später als ordentliches Mitglied in die Landwirtschafts-Akademie Rumäniens berufen. (LSS-EW, DFDKK)
Veröffentlichung: Aufgaben und Ziele der Landwirtschaft im Burzenland, in: Kronstädter Zeitung, Nr. 3/1931.
Literatur. N.G.V. Gologan: Amintiri – Cartea stânii, Gânduri și fapte, Hronicul copilăriei și al tinereții, hg. von Steluța Pestrea Suciu, Krst. 2018, S. 228 f.

Teutsch, Heinrich Ernst

Bankier und Wirtschaftsfachmann, * Kronstadt 23.9.1877, † ebd. 10.10.1968. T. wurde 1905 Direktor des Sb. Brauereiverbandes in Kronstadt, 1918 Direktor der Brauerei Friedrich Czell & Söhne ebd., 1921 Direktor der Sb. Industrie- und Handelsbank und 1928 Generaldirektor der Kronstädter allgemeinen Sparkasse nach deren Fusion mit der vorher genannten Bank. Er leitete schließlich zusammen mit G.A. Klein den Zusammenschluss der Kronstädter und der Hermannstädter allgemeinen Sparkasse zur Hermannstädter und Kronstädter allgemeinen Sparkasse in die Wege. - Als führende Persönlichkeit des sb.–s. Kreditwesens war T. Mitglied von Gremien zahlreicher öffentlicher Institutionen und privater Unternehmen. Besondere Verdienste erwarb er sich mit seinen Bemühungen, die Industrie, den Handel und die Landwirtschaft der Sb.S. nach dem Anschluss Sb.s an Rum. (1918/19) den neuen Gegebenheiten anzupassen, die Kreditkrise im Gefolge der Weltwirtschaftskrise 1931 zu bewältigen, und mit dem Zusammenschluss der Kronstädter und der Hermannstädter Sparkasse zu einer modernen Großbank. (LSS-FB)

Teutsch, Julius A.

Vorgeschichtler, Ethnologe, Likörfabrikant, * Kronstadt 27.6.1867, getauft auf Andreas Heinrich Julius Teutsch, † ebd. 26.4.1936. Nach Abschluss der Schuljahre erlernte T. in dreijähriger Lehre und anschließendem Universitätsstudium in Wien den Apothekerberuf. Kurz vor Beendung der Studienzeit stirbt sein Vater bei einem Jagdunfall, und T. übernimmt dessen kleine Likörfabrik „Zum roten Krebs“ in Kronstadt, Rossmarkt 2-4.
T. schloss die Kronstädter Sammler zu einer Vereinigung zusammen und schuf damit die Voraussetzung für die Gründung des Burzenländer Sächsischen Museums. Er grub auf dem Priesterhügel bei Brenndorf und entdeckte die unter dem Namen Ariuşdkultur bekannt gewordene bemalte neolithische Keramik. Etwas jünger war eine kupferzeitliche Kultur, die von seinen Ausgrabungen auf dem Schneckenberg bei Kronstadt den Namen Schneckenbergkultur erhielt. Eine dritte bedeutende Entdeckung gelang T., als er am Bosauer Pass bei Cremenea (Sita Buzăului) einen der ersten jungpaläolithischen Rastplätze des Aurignacien-Menschen im Karpatenbecken feststellte. (LSS-KH, DFDKK)
Veröffentlichungen (Auswahl): Vorgeschichtliche Funde u. Fundorte im Burzenlande, in: Die Karpathen, III. Jg., 1. u. 2. Nov.-Heft 1909; Die Salamonsfelsen bei Kronstadt, in: Bericht des Burzenländer sächs. Museums in Krst. 1913; Der Löffel. Eine kulturgeschichtliche Studie, in: Jahrbuch des Burzenländer sächs. Museums, Krst. 1925; Aus der Urzeit des Burzenlandes, in: Das Sächsische Burzenland einst und jetzt, hg. von J .Reichart, Krst. 1925; Unser Burzenländer Heimatmuseum, in: Festausgabe der Krst. Ztg., 24.5.1936; Ein Ockergrab in Krst., in: Mitteilungen des Burzenländer sächs. Museums, Heft 1-4/1937; Über die Wanderzigeuner, in: SVJB, Heft 1/1965.
Literatur. A. Eichhorn/A. Prox: J.T. †, in: Klingsor, Heft 6/1936; E. Jekelius: Unsere Toten. […] J.T., in: Mitteilungen des Burzenländer sächsischen Museums, Heft 1-4/1937; A. Prox: J.A. Teutsch zum Gedächtnis. Das Burzenländer-sächs. Museum, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1962; ders.: Ein großer südostdeutscher Vorgeschichtsforscher. J.A. Teutsch und sein Werk, in: SVJB, Heft 1/1965; R. Ştefănescu: J.T. și Muzeul Săsesc al Țării Bârsei în contextul muzeisticii românești și străine de la sfârșitul secolului al XIX-lea și în prima jumătate a secolului al XX-lea [Dissertation], Brăila 2010; ders.: Din trecutul muzeisticii din România. Julius Teutsch - Iulian Marțian. Corespondență, Brăila 2011.

Teutsch, Julius E.

Drogist, Förderer des Bergtourismus, * Leschkirch 9.4.1877, Taufnamen: Julius Emil, † Kronstadt 31.12.1960. T. war Inhaber einer Drogerie in Kronstadt und später Angestellter der Kronstädter Portlandzementfabrik Kugler & Cie. A.G. 1905 gehörte er zu den Gründern des Kronstädter Skivereins (KSV), dessen Vorsitzender er 1909-1920 war. 1924 wurde er zum KSV-Ehrenmitglied gewählt.
In den Jahren 1919-1929 leitete T. die Sektion Kronstadt (ab 1923 Ortsgruppe Kronstadt) des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV). Er reorganisierte die sektionseigene Alpine Rettungsstelle. Unter seiner Leitung wurde die Schuler-Hütte renoviert, die Malajescht/Mălăieşti-Hütte im Butschetsch/Bucegi-Gebirge an einen neuen Standort verlegt, das Höhenheim in der Schulerau als Gemeinschaftswerk der SKV-Ortsgruppe und des Kronstädter Skivereins nach Plänen des Architekten Albert Schuller gebaut. Im Jahr 1930 wurde T. zum SKV-Ehrenmitglied ernannt.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg begründete T. den Verlag „Karpatenwacht“, der mehrere Reihen von Ansichtskarten zu den siebenbürgischen Karpaten herausgegeben hat. Dadurch wurde ein wichtiger Beitrag für die Bekanntmachung der Naturschönheiten in der Bergwelt rund um Kronstadt erbracht. (DFDKK-ww)
Veröffentlichung: Ein Rückblick auf die ersten 15 Jahre des Kronstädter Skivereines [Vortrag], in: Kronstädter Zeitung, Nr. 267-269/1920.
Literatur. H. Tontsch: Ansichtskarten aus der Gebirgswelt bei Kronstadt, in: Die Karpathen, 5. Jg., erstes Augustheft 1912; Chr. Hannak: Die Sektion Kronstadt des Siebenbürgischen Karpatenvereins (1881-1945), in: Der Siebenbürgische Karpatenverein 1880-1945. Gedenkband, hg. von H. Heltmann und H. Roth, Thaur bei Innsbruck 1990, S. 218; uk [= U. Konst]: Karpatenwacht-Verlag mit dokumentarisch wertvollen Ansichtskarten, in: NKZ, 30.9.2018.

Teutsch, Julius Eugen

Der Fabrikant Julius Eugen Teutsch (3. v.l.) im Familienkreis (Foto: Heinrich Gust, etwa 1930, Bildquelle: Screenshot, "Siebenbürgische Zeitung", 31.3.2011)

Unternehmer, Inhaber einer Eisengießerei und Maschinenfabrik, * Kronstadt; 17.11.1869, † ebd. 1.12.1950. Der Großvater von J.E.T., Franz T. (1802-1875), begann im Jahr 1833 in Kronstadt, Kühmarkt 6, Glocken und andere Metallgussartikel zu erzeugen. Dessen Sohn Julius T. (1844-1875) übernahm die Werkstätte und übersiedelte sie in die Schwarzgasse 37. Nach seinem frühen Tod führte seine Witwe das Unternehmen weiter, bis es von ihrem heranwachsenden Sohn J.E.T. übernommen werden konnte, der die Werkstätte in die Bahnstraße 11-13 verlegte und die Produktpalette u.a. um die Erzeugung von landwirtschaftlichen Maschinen erweiterte. Außerdem errichtete er später eine Eisengießerei in der Bahnstraße 116, nahm den Handel mit technischen Artikeln und Maschinen auf und richtete eine technische Warenhandlung in der Purzengasse 33 ein. 1926 traten seine beiden Söhne Walter T. (1897-1983) und Hermann T. (1899-1975) als Mitinhaber in die Firma ein. Im Jahr 1936 beschäftigte das Unternehmen über 200 Arbeiter und Angestellte. Nach der Verstaatlichung (1948) wurde das Unternehmen zunächst in „Ioan Fonaghi“, später in „Întreprinderea de Unelte și Scule” (IUS) umbenannt. (DFDKK-ww)
Literatur. [o.V.]: Jul. Teutsch. Erste Kronstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei (ganzseitiges Inserat), in: Festausgabe zum hundertjährigen Bestehen der „Kronstädter Zeitung“, 24.5.1936, S. 75; J. Fabritius: Wer, was, wo? – Helft bitte mit. 29. Tafelrunde, in: SbZ, 31.3.2011; dies.: Wer, was, wo? – Helft bitte mit. 30. Weinprobe in Lechnitz, in: SbZ, 10.6.2011; H. Butmaloiu: Eine Familie im Dienste der technischen Entwicklung. Josef Franz Teutsch gründete die Werkstatt, die sich zur Kronstädter Werkzeug- und Maschinenfabrik (IUS) weiterentwickeln sollte, in: ADZ, 5.3.2013.

Teutsch, Walther

Walther Teutsch: Selbstbildnis (1951, Bildquelle: "Künstler und Werke. Maler, Bildhauer und Graphiker unseres Jahrhunderts im deutschen Sprachraum" von Richard W. Eichler, München o.J.)

Maler, Graphiker, Kunstlehrer, * Kronstadt 25.5.1883, † München 27.1.1964. Er war der Sohn eines Mädchenschul-Lehrers, der in seiner Freizeit gern zeichnete und malte. Nach dem Besuch der Handelsschule fand T. Anstellung bei der Kronstädter Allgemeinen Sparkasse. 1903 kam er nach Umwegen über Karlsruhe und Leipzig nach München und trat hier in die „Lehrwerkstätten für angewandte und freie Kunst“ ein. Sodann besuchte er die private Malschule von Moritz Heymann. Ab 1906 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste bei Habermann, Jank und Stuck. 1910 stellt T. in der „Münchner Sezession“, 1914 in der Gründungsausstellung der „Neuen Sezession“ aus. 1923 Lehrauftrag an der Kunstgewerbeschule, 1931 Ernennung zum o. Prof. 1939 wird T. zwangsweise in den Ruhestand versetzt, er erhält Ausstellungsverbot, ein Teil seiner Bilder in öffentlichen Sammlungen wird vernichtet. 1946 Rehabilitierung und Berufung an die Akademie der Bildenden Künste in München. Nach sieben Jahren zurückgezogenen Schaffens, in denen sich T. vor allem der Graphik zuwandte, tritt er 1947, in der ersten Ausstellung der „Neuen Gruppe“, mit seinen Arbeiten wieder vor die Öffentlichkeit. 1953 Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München, 1959 Verleihung des Bayerischen Verdienstordens.
T.s Bilder betonen das Statuarische in der Natur und im Lebensbereich des Menschen, sie offenbaren eine „erhabene Einfachheit“, eine ersehnte Einheit von Natur und Geist. Rezensenten haben immer wieder auf ihren heroischen und idyllischen Charakter hingewiesen. Nicht der farbig-veränderliche Abglanz der Dinge ist T.s Hauptthema, sondern das Bleibend-Archetypische in sorgfältig ausgewogener und vielfältig aufeinander abgestimmter Farbigkeit. Wer den nächsten Vorläufern und Wahlverwandten T.s nachspürt, gelangt zu Hans von Marées (den T. von frühauf verehrte) und zu Cézanne. (LSS-WM, DFDKK)
Selbstzeugnis: [o.T.], in: Aus Kronstädter Gärten. Kunstleben einer sächsischen Stadt im Jahre 1930, Festschrift für die Vereinstage in Kronstadt 1930, hg. von A. Meschendörfer, Krst. 1930, S. 201.
Literatur. H.Sch.: W.T. in der „Großen Kunstausstellung“, in: SbZ, September 1951; H. Wühr: W.T., in SVJB, Heft 3/1960; ders.: Der Maler W.T. Zu seinem 80. Geburtstag, in: SbZ, 15.4.1963; R. Schuller: Heimatliches Erbe, in: KR, 26.6.1970 (auch in: „Sie prägten unsere Kunst. Studien und Aufsätze“, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); Aus R. Schullers Künstlerarchiv: Ein Bild spaltet die „Secession“ (in der Serie „Kleines siebenbürgisch-sächsisches Kunstlexikon), in: NW, 25.12.1971; [o.V.:] W.T. 1883-1964. Graphik und Illustrationen [Katalog zur Ausstellung im Haus des Dt. Ostens], München 1983; M. Vlaicu: Dank für Bemühungen und guten Willen. Aus dem Briefwechsel des Malers W.T., in: KR, 1.2.1989 (I), 10.2.1989 (II), 17.2.1989 (III); M. Wittstock: Ein Mitstreiter der fortschrittlichen Künstler in München. Vor 50 Jahren starb der aus Kronstadt stammende Maler W.T., in: Deutsches Jahrbuch für Rumänien 2014.

Thies, Martin

Komponist, * Wolkendorf/Burzenland 1.10.1881, † Hermannstadt 13.9.1940 (Infarkt, beerdigt in Wolkendorf). 17-jährig wurde er in die Militärkapelle in Kronstadt aufgenommen. Unterricht bei R. Lassel (Tonsatz). 1902 Versetzung als Regimentstambour nach Przemysl (Galizien) und noch im gleichen Jahr zum in Wien stationierten k. u. k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4. Hier ermöglichte ihm ein Stipendium den Besuch des Konservatoriums, das er als Kapellmeister absolvierte. Als solcher rückte er bei Kriegsausbruch 1914 zum 24. Honvéd-Regiment ein. Nach Kriegsende trat Th. als Hornist in den Dienst der Kronstädter Stadtkapelle. Ab 1924 war er Kantinenwirt im Bergwerk „Concordia“ bei Wolkendorf, von 1930 bis zu seiner Pensionierung wieder Mitglied der Kronstädter Stadtkapelle. Zeitweilig führte er in der Langgasse in Kronstadt eine Gastwirtschaft. - Th. leitete mehrere Blaskapellen in der Umgebung Kronstadts. Er gilt als bedeutendster sb. Blasorchestererzieher und Komponist für Blasorchester. Seine bekanntesten Stücke sind der „Seminaristenmarsch“ und der „Kavaliermarsch“. (LSS-KT, DFDKK)
Werke: rund 100 Märsche, Tänze (Walzer, Polkas), Ouvertüren, Potpourris, Trauermärsche, Lieder.
Editionen: Sb.-Dt. Tanzalbum, 4 Bde., Hst. o.J.; Drei Märsche für Blasmusik. Reihe „Musik aus Siebenbürgen“ Nr. 23, Schiller Verlag, Hst./Bonn 2019 (mit einem Vorwort von K. Philippi).
Literatur. H. Fröhlich: M.Th. Kapellmeister, Musiker und Komponist, in: Die Blaskapellen des Burzenlandes. Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden, hg. von der HOG-Regionalgruppe Burzenland, Stuttgart 2013; [o.V.]: Projektkapelle M.Th. Auftritt beim Großen Sachsentreffen in Hermannstadt geplant, in: SbZ, 18.12.2023.

Weiß, Eugen Karl

Schulmann, Meteorologe, Botaniker, * Kronstadt 2.11.1881, † ebd. 2.2.1953. Nach Besuch des Honterusgymn. in Kronstadt studierte W. von 1902 bis 1906 Mathematik, Physik und Chemie in Breslau, Klausenburg, Berlin und Halle/S. Ab 1910 als Lehrer vor allem am Kronstädter Honterusgymn. tätig, wo er außer Mathematik, Physik und Chemie auch Astronomie und Biologie unterrichtete. Als besondere Leistung von W. gilt die 1912 erfolgte Gründung einer meteorologischen Station in seinem Garten, wo unter seiner Leitung über 40 Jahre lang Beobachtungen durchgeführt wurden. Die Ergebnisse hat W. alljährlich in der Kronstädter Zeitung, zeitweilig auch im Wanderer mitgeteilt. Zusätzlich veröffentlichte er auch phänologische Beobachtungen an wichtigen Tier- und Pflanzenarten. Von 1922 bis 1944 leitete W. auch eine Schüler-Wetterstation am Honterusgymn. 1934 stellte er aufgrund seiner Beobachtungen eine erste Synthese über den Wetterverlauf in Kronstadt zusammen. Als W. 1952, nach 40-jähriger Beobachtungszeit, seine Feststellungen über die Wetterveränderungen in Sb. als Folge der Klimaveränderungen in Europa niederschreiben wollte, wurde er irrtümlicherweise festgenommen und erlag den unmenschlichen Haftbedingungen. Seine Frau Margarete, schon vor 1952 aktive Mitbeobachterin, setzte die Wetterbeobachtungen bis April 1965 fort, sodass an dieser Wetterstation ununterbrochen 53 Jahre lang Beobachtungen durchgeführt wurden. - W. hat viele Pflanzenarten mit Farbstiften gezeichnet und ein Herbarium pictum von etwa 250 Blütenpflanzen hinterlassen. Es enthielt etwa 500 Pflanzenbelege. Für die Verbreitung astronomischer Kenntnisse sorgte W. durch die Veröffentlichung von Sternkarten für die einzelnen Monate in der Kronstädter Zeitung. (LSS-HH)
Werke (Auswahl): Das kleine Schulplanetarium, in: Schule und Leben, 13, 1932, 5, 128; Die Lichterscheinungen beim Erdbeben vom 10.11.1940, in: Krst. Ztg., 104. Jg., Nr. 271, 27.11.1940, 4; Buchbesprechungen, Handschrift: Das Klima Kronstadts, 1934.
Literatur. H. Heltmann: E.W. (1881-1953) zum Gedächtnis, in: Sb.-s. Hauskalender. Jahrbuch 1979, 24. Jg.; ders.: Zur Geschichte naturwiss. Forschungen in Krst. und im Burzenland, in: Naturwiss. Forschungen über Sb., II (Sb. Archiv, Bd. 18), Köln/Wien 1984 (bes. S. 42); M. Marcu: Wetterforschung über 75 Jahre.  Kronstädter Meteorologen seit siebeneinhalb Jahrzehnten auf Draht, in: KR 6/6.2.1987; H. Schuller: 75 Jahre Wetterbeobachtung. E.W. machte die ersten Aufzeichnungen, in: NW, 8.3.1987, S. 3.


Weiß, Helfried

Foto: KR-Archiv

Graphiker und Zeichner, * Kronstadt 8.8.1911, † München 6.12.2007. Besuch des Honterusgymnasiums, hier Förderung durch den Maler und Kunsterzieher Heinrich Schunn. Stationen seiner Studienzeit, in der er vielschichtige künstlerische Anregungen empfing und sich gediegene kunsthandwerkliche Kenntnisse aneignete, waren Klausenburg, Paris, Bukarest und München, wo W. zwei Semester lang an der Akademie für angewandte Kunst inskribierte. 1937-1940 Lehrtätigkeit in Tarutino (Bessarabien), dann Kriegsdienst an der Ostfront, ab 1943, mit kriegsbedingter Unterbrechung, Kunsterzieher an verschiedenen Gymn. in Bukarest, Temeswar und Kronstadt. 1988 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl. - Unter den sb.-s. Künstlern ist W. der unbestrittene Meister materialgerechter Schwarz-weiß-Graphik. In seinen Arbeiten setzt er sich mit zahlreichen Techniken auseinander: Linolschnitt, Holzstich, Collagen, Siebdruck, Schablonendruck, Monotypie und Zeichnung. In Kompositionen, die, nicht an bestimmte Objekte gebunden, spontaner Eingebung folgen, erreicht seine Kunst ihren Höhepunkt. Kantige Formen von ausdrucksstarker Breite machen das Wesen seiner dem Expressionismus zugeneigten Kunst aus. Günther Ott hat W. den sb. Merian genannt. Der dokumentarische Wert seiner Arbeiten verdient bes. hervorgehoben zu werden: W. erfasste in seinen Holzstichen und Linolschnitten die sb. Kulturlandschaft mit vielen mittelalterlichen Bauwerken der Sb. S. (z.B. Kirchenburgen), der Ungarn und der Rumänen. (LSS-WM, DFDKK)
Literatur. R. Wittstock-Reich: Die Welt malerisch sehen. Ein Atelierbesuch bei dem Grafiker H.W., in: NW, 15.9.1979 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); B. Stephani: Solange es Menschen gibt… Zu Besuch bei H.W., in: VK, Heft 10/1981 (auch in: Sie prägten unsere Kunst, hg. von B. Stephani, Klbg. 1985); C. Stephani: Anders als in Samarkand. H.W. über seine Studienjahre in Klausenburg, Paris, Bukarest und München (Interview), in: NL, Heft 10/1986; W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; H.W. Schlandt: H.W., München 1993; H. Bergel: Gespräch über Form und Freiheit. Bildbetrachtung mit H.W., in: Erkundungen und Erkennungen, München, 1995.

Weiß, Michael

Michael Weiß (Aquarell aus dem 18. Jahrhundert; Bildquelle: Evangelische Stadtpfarrgemeinde A.B. Kronstadt)

lat. Albinus, ung. Fehér genannt, Politiker und Diplomat, * Mediasch 13.1.1569, † auf dem Schlachtfeld bei Marienburg (Burzenland) 16.10.1612. Sein Vater, aus Eger (heute Cheb) in Böhmen gebürtig, bekleidete in Mediasch die Bürgermeisterwürde, seine Mutter war die Tochter des Mediascher Stadtschreibers. W. besuchte 1583-1585 das Jesuitenkollegium in Klausenburg. Nach dem Tod der Eltern, die 1586 an der Pest starben, trat er in Prag, der Residenz Kaiser Rudolfs II., als Sekretär in die ungarische Hofkanzlei ein.  Hier wurde er bereits 1589, erst 20-jährig, in den erblichen Adelsstand erhoben. 1590 kehrte er nach Siebenbürgen zurück und ließ sich in Kronstadt nieder, wo er 1591 Mitglied der Hundertmannschaft und 1600 in den Senat gewählt wurde. Es war das Verdienst von M.W., dass sich die Siebenbürger Sachsen in den schweren Zeiten nach der Wende zum 17. Jahrundert für den Fürsten Stefan Bocskay (1605-1606) entschieden, dem es gelang, „den Frieden wieder herzustellen. [...] Der alte Sachsengraf Albert Huet hatte ihm die schwierigen Verhandlungen übertragen. Seit jener Zeit wurde M.W., über den Rahmen der Stadt Kronstadt hinaus, zur führenden Gestalt der Sachsen in Siebenbürgen. Gleichzeitig pflegte er enge Beziehungen zu den rumänischen Fürstentümern. Er galt als bester Kenner der Verhältnisse jenseits der Karpaten und wurde als solcher zu wiederholten Malen von den siebenbürgischen Fürsten als Gesandter an die Höfe von Iaşi und Tîrgovişte geschickt” (Maja Philippi). Auch mit Gabriel Báthory, der 1608, erst 18-jährig, den siebenbürgischen Fürstenthron bestieg, verband M.W. zunächst ein freundschaftliches Verhältnis. Als aber Báthory danach zu trachten begann, die Sachsen ihrer Rechte zu berauben und ihre Städte zu besetzen, stellte sich M.W. „an die Spitze des sächsischen, ja des gesamt-siebenbürgischen Widerstands gegen den ungerechten Fürsten” (Maja Philippi). Am 26.12.1611 – Báthorys Truppen belagerten seit Monaten die Stadt - wurde M.W. zum Stadtrichter von Kronstadt gewählt. Im Herbst 1612, am 16. Oktober, entschloss sich M.W. bei Marienburg (Burzenland) zur entscheidenden Schlacht auf offenem Feld. Die Schlacht ging verloren. „M.W. fiel an der Seite von 300 Kronstädter Bürgern, unter ihnen 22 Studenten des Honterusgymnasiums” (Maja Philippi). Anderen Quellen zufolge verloren in dieser Schlacht 39 Honterusschüler ihr Leben. Trotz der verlorenen Schlacht wurde Kronstadt nicht eingenommen. Die Kronstädter ehrten noch im Jahr seines Todes M.W. mit einer Gedenkmünze (Silber, vergoldet), die in lateinischer Sprache folgende Inschrift trägt: „Praestitit quae debuit patriae” (Er tat, was er dem Vaterland schuldig war”). An die Schlacht vom 16. Oktober 1612 erinnert das sogenannte Studentendenkmal in Marienburg, das 1913 eingeweiht wurde. Hier hat der Coetus der Honterusschule in der Zwischenkriegszeit jährlich am Stichtag eine Gedenkfeier veranstaltet. Die Tradition dieser Gedenkfeiern wurde in neuer Gestalt ab dem Jahr 1998 wieder aufgenommen. (DFDKK-ww)
Literatur. J. Trausch: Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen, III. Bd., Krst. 1871, S. 484 ff.; W. Morres: M.W., Stadtrichter von Kronstadt. Eine geschichtliche Erzählung, Krst. 1898; F. Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, IV. Bd. (Ergänzungsbd. zu Trauschs dreibändigem Lexikon), Hst. 1902, S. 492 f.; C. Göllner: Siebenbürgisch-sächsische Persönlichkeiten. Porträts, Buk. 1981, S. 56 ff.; M. Philippi: M.W. (1569-1612), in: KR, 21.8.1981 (Reihe „Taten und Gestalten“; auch in: Taten und Gestalten. Bilder aus der Vergangenheit der Rumäniendeutschen, I. Bd., hg. von D. Drotleff, Klbg. 1983); dies.: M.W. Sein Leben und Wirken in Wort und Bild. Buk. 1982.


Weiß, Ortwin Gerald

Foto: KR-Archiv

Maler und Graphiker, * Kronstadt 25.10.1953, 1974 bis 1978 Akademie der Bildenden Künste in Klausenburg, Diplomabschluss; 1978/79 Stipendium an der Kunstakademie in Klausenburg, Fotoreporter und Graphiker bei der Wochenschrift Karpatenrundschau in Kronstadt, freischaffende Künstlertätigkeit; 1984/85 Herder-Stipendium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Meisterklasse für Graphik; 1990 Übersiedlung in die Bundesrep. Dtl.
Als Wanderer zwischen zwei Welten (der gegenständlichen und der abstrakten) bedient sich W. häufig plakativer Mittel, um seinen Erfahrungen und Vorstellungen Signalcharakter zu verleihen. Seine Kunst ist weitgehend  Symbolsprache. „Farbgestaltung und graphische Strukturen bekommen erhöhten Symbolgehalt, werden als solche betont zu künstlerischen Botschaften, zu Aussagen über soziale Befindlichkeit“(Jürgen Busch). (LSS-WM, DFDKK)
Literatur. W. Myss: Kunst in Sb., Thaur bei Innsbruck 1991; H. Schuster: O.W.G., München 1993.

 

 

Witting, Emil

Emil Witting (1934)

Schriftsteller, * Kronstadt 4.4.1880, † Hermannstadt 16.4.1952, studierte nach dem Besuch des Honterus-Gymnasiums in seiner Geburtsstadt von 1899 bis 1903 Forstwirtschaft im damals oberungarischen, heute slowakischen Schemnitz (Banská Štiavnica, ungarisch Selmecbánya); danach Förster in Kronstadt. 1908 Übersiedlung nach Hermannstadt; 1911 bis 1928 Oberförster der „Sieben-Richter-Waldungen“, später leitender Forstmeister. 1929-1930 war W. Schriftleiter der von ihm gegründeten Zeitschrift „Karpathen-Weidwerk“.
W. ist der Begründer der sb.-dt. Tiergeschichtenliteratur. Seinen Romanen kommt das Verdienst zu, die eigenartige Welt der sb. Karpaten, mit ihrem Reichtum an Tieren und Pflanzen, für die deutschsprachige Literatur entdeckt zu haben. Seinen mit lehrhaften Zügen ausgestatteten Romanen, in denen er sich einer zwar von Vitalität strotzenden, jedoch oft gespreizt klingenden Ausdrucksweise bedient, liegt meist Selbstgesehenes und -erlebtes zugrunde. Den Lebenslauf eines Bären, von seiner Kindheit bis zum Tode, verfolgt W. in seinem wohl bekanntesten Werk „Frate Nicolae, der siebenbürgische Karpathenbär“. Die Welt der rum. Hirten, in ihrer engen Verbundenheit mit der Natur, führt W. dem Leser im Roman „Hirtenfeuer“ vor Augen. (LSS-StS, DFDKK)
Werke (Auswahl): Auf der Hochwildbahn im Karpathenurwalde. Siebenbürgische Wald-, Wild- und Jagdbilder, Neudamm 1928; Frate Nicolae, der siebenbürgische Karpathenbär. Eine Lebensgeschichte, Hst. 1931, Potsdam 1935, Berlin 1939, Graz 1951 (rum. Hst. 2021); Hirtenfeuer. Ein Karpathenroman, Hst. 1932; Der Fechter. Ein Lebensbild des Karpathenhirsches, Hst. 1935, Potsdam 1937, Graz 1951; Über Abgründen, Graz 1951.
Veröffentlichungen in Periodika (Auswahl): Aufgaben des siebenbürgisch-sächsischen Schrifttums, in: Klingsor, Heft 3/1934; Der Maler Nagy Imre, in: ebd., Heft 4/1934; Der Verlust der Siebenrichterwaldungen, in: ebd., Heft 11/1934; Über unsere Zigeuner, in: ebd., Heft 3/1935.
Literatur. A. Hönig: E.W., in: SbZ, 15.6.1952; ders.: E. W. Der Karpatenjäger, der zum Dichter wurde, in: SVJB, Folge 4/1980; U.P. Wagner: E.W., in: Die rumäniendeutsche Lit. in den Jahren 1918-1944, redigiert von J. Wittstock und St. Sienerth, Buk. 1992.

Witting, Otto Erich

Hans Eder: Otto Erich Witting (Zeichnung, 1947)

Forstmann und Jagdwissenschaftler, Bruder des Schriftstellers Emil Witting, * Kronstadt 4.2.1889, † ebd. 9.9.1955. Besuch des Honterus-Gymnasiums in seiner Geburtsstadt; 1908-1912 Studium der Forstwissenschaften im damals oberungarischen, heute slowakischen Schemnitz (Banská Štiavnica, ungarisch Selmecbánya), 1913-1919 am Forstamt Szilágysomlyó (Șimleu Silvaniei) tätig, zunächst als Praktikant und nach Ablegung der Forstingenieurs-Diplomprüfung (1914) als Forstrat; Wehrdienst als Oberleutnant im Ersten Weltkrieg; 1919 Ernennung zum Leiter des Forstamtes seiner Vaterstadt Krst., wo er zusammen mit R. Jacobi und F. Kimm den „Siebenbürgischen Jagd-Kalender” (1925) und den „Karpathen-Jagdkalender” (1926) herausgibt; 1926-1930 Oberforstrat der Oberforstdirektion Szeklerburg/Miercurea Ciuc und 1930-1931 der Oberforstdirektion Klausenburg; 1931-1939 Generalforstinspektor der Oberforstdirektion Schäßburg und 1939-1941 der Oberforstdirektion Karlsburg/Alba Iulia; 1941 zum Generalforstinspektor im Ministerium für Ackerbau und Domänen, mit Amtssitz in Kronstadt, berufen; 1947 Ernennung zum Ministerialdirigenten; 1948 wurde ihm die Leitung des Lehrstuhls für Jagd- und Fischereiwirtschaft am neugegründeten Hochschulinstitut für Forstwirtschaft in Krst. anvertraut. W. wurde 1938 zum korrespondierenden Mitglied der Rum. Akademie der Wissenschaften gewählt und 1942 mit dem Orden „Krone Rumäniens“ (Coroana României) im Rittersrang ausgezeichnet. Sehr rege schriftstellerische Tätigkeit. Die Liste seiner Veröffentlichungen, die als Bücher oder in Büchern sowie in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht wurden, umfasst mehr als 80 Titel. (LSS-RR; DFDKK)
Werke (Auswahl): Die Geschichte der Forstwirtschaft im Burzenland, in: Die Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes, erster Teil (Das Burzenland, fünfter Bd., hg. von E. Jekelius), Krst. 1929, S. 1-38; Die Geschichte der Jagd im Burzenland, in: ebd., S. 39-83; Die Geschichte der Fischerei im Burzenland, ebd., S. 105-125; Istoria dreptului de vânătoare în Transilvania, Buk. 1936; Economia vânatului, Buk. 1960.
Literatur. H. Heltmann: O.E.W., ein sb. Forstmann (mit einem Verzeichnis seiner Veröffentlichungen), in: SVJB, Folge 4/1985; R. Rösler: Forstmann, Universitätsprofessor und Kunstmäzen. Zum Gedenken an den Kronstädter O.E.W. (1889-1955), in: SbZ, 15.4.2006.

Wittstock, Erwin

Juliana Dancu-Fabritius: Erwin Wittstock (Kohlezeichnung, 1954)

Schriftsteller * Hermannstadt 25.2.1899, † Kronstadt 27.12.1962. Nachkomme eines sb.-dt. Lehrer- und Pfarrergeschlechts, das seit mehreren Generationen schriftstellerisch tätig war. W. besuchte das Gymn. in Schäßburg und Mediasch und nahm, nach dem Abitur, am Ersten Weltkrieg teil. Von 1919 bis 1922 studierte er die Rechte an der Klausenburger Univ. Danach Magistratsbeamter in Hermannstadt (mit Unterbrechungen bis 1936). Lebte als freischaffender Schriftsteller von 1936 bis 1944 in Hermannstadt, Berlin und Hammer a. See (Nordböhmen). Nach dem Krieg war W. Rechtsanwalt in Hermannstadt und ab 1947 in Kronstadt, Lehrer für Volkswirtschaft und Deutsch (1950-1955). In den letzten Jahren seines Lebens wirkte er wieder als freischaffender Schriftsteller. W. war Ehrendoktor der Univ. Heidelberg (1936) und seit 1954 Mitglied des rum. Schriftstellerverbandes.
Bereits mit seinen ersten Novellen, die er zunächst im Band Zineborn sammelte, erwies sich W. als ein urwüchsiges Erzähltalent, das es verstand, sb. Lebensverhältnisse in eigentümlicher künstlerischer Darstellungsweise festzuhalten. Ereignisse aus seiner Kindheit und Jugend sowie die Erlebnisse als Fähnrich der k. und k. Armee arbeitete er in seinen späteren Novellen auf, die den Grundstock der anderen Erzählbände ausmachen (Die Freundschaft von Kockelburg, … abends Gäste …). Dem Roman Bruder, nimm die Brüder mit waren eingehende juristische und hist. Studien vorausgegangen (Die Liquidierung des sächsischen Nationalvermögens und die Enteignung der Sieben-Richter-Waldungen, 1931). Vor dem Hintergrund dieser Problematik, die ein anschauliches Bild sb. Lebens in seiner multinationalen Vielfalt am Anfang des 20. Jh.s entstehen lässt, geht der Autor hauptsächlich der Frage nach, ob die Ideen der „Freiheit, Einigkeit und Gerechtigkeit“ unter den Bedingungen des nachkriegszeitlichen Sb.s sowohl im zwischenmenschlichen Bereich als auch im Zusammenleben der sb. Völker verwirklichbar sind. In den vierziger, vor allem aber in den fünfziger Jahren verfasste W. Erzählungen (Die Schiffbrüchigen, 1949; Der Sohn des Kutschers, 1954) und Dramen (Die Töpfer von Agnethendorf, 1954), in denen der sozialen Thematik erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Paradigmatische und parabelhafte Dimensionen erlangt das epische Geschehen im aus dem Nachlass veröffentlichten Roman Das Jüngste Gericht in Altbirk, der – wie auch die Novellen des Schriftstellers – zu den bedeutendsten erzählerischen Leistungen der Sb. S. gehört. (LSS-StS)
Werke: Jesus vor dem hohen Rat. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung, Hst. 1926; Zineborn. Geschichten aus Siebenbürgen, Hst. 1927; Die Liquidierung des sächsischen Nationalvermögens und die Enteignung der Sieben-Richter-Waldungen, Schäßburg o.J. [1931]; Bruder, nimm die Brüder mit. Roman, München 1933, Berlin 1936; Entwurf zu einem Organisationsstatut der sächsischen Volksgemeinschaft, Schäßburg o.J. [1933]; Die Freundschaft von Kockelburg, München 1935, Berlin 1940, 1965; Station Onefreit. Herz an der Grenze. Zwei Erzählungen, München 1936; Miesken und Riesken, München 1937; Das Begräbnis der Maio. Novelle, Leipzig 1937, 1942 (niederländ. 1943); … abends Gäste ... Gestalten und Geschichten, München 1938, Berlin 1939, Hamburg 1948; Königsboden. Erzählungen, München 1941, Graz/Wien 1952; Der Hochzeitsschmuck. Erzählung, München 1941, Hamburg 1948, Berlin 1962, 1969 (niederländ. 1944, rum. 1963); Die Schiffbrüchigen. Novelle, Hamburg 1949; Die Töpfer von Agnethendorf. Schauspiel in drei Aufzügen, Buk. 1954; Siebenbürgische Novellen und Erzählungen, Buk. 1955, 1956; Freunde. Erzählungen, Buk. 1956 (rum. 1958); Die Begegnung, Buk. 1957, Berlin 1958 (ung. 1973); Der verlorene Freund. Erzählungen, Berlin 1958; Der Viehmarkt von Wängertsthuel, Berlin 1958, Buk. 1967; Einkehr, Berlin 1958, München 1999; Der Sohn des Kutschers und andere Erzählungen, Buk. 1964 (rum. 1957); Der falsche Malvasier. Erzählungen, Buk. 1970 (rum. 1978); Das Jüngste Gericht in Altbirk. Roman, Buk. 1971, 1972, Berlin 1972 (ung. 1981, rum. 1987, franz. 1991); Ein Ausflug mit Onkel Flieha, Buk. 1971, 1972, Berlin 1971 (rum. 1971); Der Hund und der Fuchs und andere Geschichten, Buk. 1988; Januar '45 oder Die höhere Pflicht. Roman, Buk. 1998, 2002. - Werke in Einzelbänden. Auswahl, Nachwort und Anmerkungen von J. Wittstock (Zineborn. Erzählungen 1920-1929, Buk. 1979, Berlin 1982; Abends Gäste. Erzählungen 1930-1939, Buk. 1982; Die Schiffbrüchigen. Erzählungen 1940-1962, Buk. 1986; Das letzte Fest. Roman. Erzählungen, Buk. 1991).
Literatur. K. Ziegenbein: Besuch bei siebenbürgischen Dichtern. E.W., in: Krst. Ztg., 8.9.1937; G.E. Schleinitz: E.W.s Haus am Hammersee, in: die neue linie, März 1942; J. Wittstock: Der Nachlass, in: NW, 25.2.1967; ders.: Quellen zu einer Lebensbeschreibung, in: KR 8/21.2.1969; ders.: Lebensstätten des Dichters. Wege zwischen Hermannstadt und Kronstadt, in: NW, 22.2.1969; ders.: E.W. Das erzählerische Werk. Klbg. 1974; ders.: Siebenbürgen war ihm ein Gleichnis. E.W.s Bindungen an Kronstadt, in: KR 10/8.3.1974; W. Aichelburg: Siebenbürgen ein Gleichnis, in: KR 12/22.3.1974; W. Kuchar: Durch sein persönliches Beispiel, in: KR 15/12.4.1974; O. Wermescher: Erinnerung an E.W., in: KR 14/4.4.1975; C. Regman: E.W., in: Astra, 1.12.1978; H. Anger: E.W. - eine exemplarische Gestalt, in: VK 3/1979; J. Wittstock: Jahre in Birthälm, in: KR 8/23.2.1979; H. Liebhardt: Durch das Exempel lernen, in: KR 8/23.2.1979; G. Scherg: Seinem Wesen treu geblieben, in: KR 8/23.2.1979; H. Bergel: E.W., der siebenbürgische Erzähler, in: Gestalten und Gewalten, Innsbruck 1982; W. Klein: Zwei Seelen wohnten auch in seiner Brust. Gärender Geist: E.W., in: NW, 21.6.1991; G. Scherg: E.W., in: Die rumäniendt. Lit. in den Jahren 1918-1944, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, Buk. 1992, S. 258-271; H. Bergel: Der nüchterne Blick für das Reale. E.W.s erzählerisches Verständnis, in: Zuwendung und Beunruhigung. Thaur b. Innsbruck 1994; P. Philippi: Im größeren deutschen Sprachraum anerkannt. Aus persönlichem Erleben über E.W., in: ADZ, 5.3.1999; W. Wittstock: Der Schriftsteller E.W. (1899-1962) (Biographische Skizze), in: Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium. Geschichtliche Fragmente II, Mediasch 2008 (auch rum.).

Zeidner, Heinrich d.Ä.

Buchhändler, Verleger, * Kronstadt 18.11.1841, † ebd. 1.10.1915. Erwarb 1867 die Buchhandlung Haberl in Kronstadt, baute sie „nach seinem eigenen wagemutigen, bildungsfreundlichen vorwärtstreibenden Wesen“ (Lassel) aus und erweiterte sie, schloss ihr bald schon einen Verlag an, in welchem vor allem dt., ung. und rum. Lehrbücher, aber auch eine große Zahl von populären Schriften erschienen. (LSS-HM)
Literatur. E. Lassel: H.Z. d.Ä. †, in: Schul- und Kirchenbote, 1.11.1915.

Zeidner, Heinrich d.J.

Buchhändler, Verleger, Sohn von H.Z. d.Ä., * Kronstadt 20.8.1874, † ebd. 1.12.1950. Erhielt wie auch sein Bruder Hermann (24.10.1880 bis 22.3.1947) die Ausbildung im väterlichen Unternehmen, das sie nach dessen Tod übernehmen. Während Heinrich Z. d.J. Verlag und Buchhandlung führte, war Hermann Z. im Papier- und Schreibwarenhandel tätig. Heinrich Z. d.J. verstand es lange Zeit hindurch, das Unternehmen auf der Höhe der bedeutendsten dt. Buchhandlungen Südosteuropa zu halten, zu dessen Kunden Dt., Rumänen und Ungarn im weiten Umkreis bis Bukarest zählten. Nach Kriegsende erlebten die beiden Brüder, nachdem ihnen ein kommunistischer Administrator vorgesetzt wurde, das Schicksal vieler Unternehmer: Sie wurden verhaftet und erfuhren nach der Entlassung aus dem Gefängnis, dass ihr Unternehmen inzwischen liquidiert worden war. (LSS-HM)
Literatur. H. Schlandt: Buchhändler H.Z. (d.J.) 70 Jahre alt, in: Krst. Ztg., 22.8.1944; H.B. (H. Bergel): Der Geist, der durch die Bücher fließt. Rückblick auf die Buchhandlung H.Z., Kronstadt, in: SbZ, 31.8.1974.

 

Zillich, Heinrich

Schriftsteller, Kulturpolitiker und Publizist, * Kronstadt 23.5.1898, † Starnberg 22.5.1988, verbrachte Kindheit und Jugend in der bei Brenndorf gelegenen Fabrikssiedlung und in Kronstadt, wo er das Gymn. besuchte. Nach Abitur (1916) Teilnahme am Krieg (ital. Front); danach Studium in Berlin (Handel und Politik); 1923 Promotion zum Dr. rer. pol. Nach seiner Heimkehr in die Vaterstadt zunächst journalistisch tätig (Kronstädter Zeitung). 1924 gründete er mit Gust Ongyerth den Klingsor (1924-1939), der zwischen den zwei Weltkriegen zur führenden Kulturzeitschrift der Sb.S. werden sollte. 1936 Übersiedlung nach Dtl. (seit 1938 wohnhaft in Starnberg), ohne die Verbindung zu Sb. abzubrechen. Während des Krieges war Z. Offizier im dt. Generalstab. Nach dem Krieg entfaltete er eine wirkungsvolle landsmannschaftliche (1952-1963 Bundesvorsitzender) und publizistische Tätigkeit (1959-1980 Mitherausgeber der Südostdeutschen Vierteljahresblätter). Für sein literarisches  und journalistisches Werk wurde er des Öfteren geehrt, u.a. Ehrendoktor der Univ. Göttingen (1937); Sb.-S. Kulturpreis (1968).
Z.s schriftstellerisches Werk umfasst außer zahlreichen meist polit. ausgerichteten journalistischen Beiträgen und Rezensionen lyrische, erzählende und essayistische Arbeiten, wobei das Schwergewicht auf die Epik zu liegen kommt. Seine frühen Gedichte (Die Strömung, 1924) behandeln in einer der Lyrik der Neuromantik und des Expressionismus nahestehenden Ausdrucksweise Großstadtmotive und Eindrücke der Kriegs- und Nachkriegszeit. Sb. Fragestellungen und die Situation der Dt. im SO Europas - gelegentlich im Sprachgebrauch der dreißiger und frühen vierziger Jahre artikuliert - traten später ins Blickfeld seiner lyrischen Aufmerksamkeit (Strömung und Erde, 1929; Komme, was will, 1935). Die Thematik seiner epischen Schriften ist weitgespannt. Humorvolle Geschichten, volkstümlich erzählt, vereinen die Bände Siebenbürgische Flausen (1925) und Der Toddergerch und andere Geschichten (1930). Die Erzählungen und Novellen, die zum Besten seines Werkes gehören und wohl am ehesten die Zeiten überdauern werden, arbeiten Jugenderlebnisse auf (Wälder und Laternenschein, 1923), versetzen den Leser in die Zeit der Völkerwanderung (Attilas Ende, 1923) oder der Revolution aus den Jahren 1848/49 (Der baltische Graf, 1937) und stimmen ein Loblied auf den wagemutigen Menschen an (Die Reinerbachmühle, 1935).
Z.s bedeutendster Roman Zwischen Grenzen und Zeiten (1936) nimmt die Geschehnisse, die sich in einer Fabrikssiedlung im Burzenland und in der großen Welt zutrugen, zum Anlass, um die Umbrüche darzustellen, die sich im Vor- und Umfeld des Ersten Weltkriegs in Sb. sowohl auf polit. Ebene als auch im Leben der Menschen vollzogen. Das hier erreichte erzählerische und gestalterische Niveau konnte Z. in seinen späteren Romanen (Der Weizenstrauß, 1938; Grünk oder Das große Lachen, 1949) nicht mehr erlangen. (LSS-StS)
Werke (Auswahl): Attilas Ende. Eine Novelle, Krst. 1923, München 1938, Gütersloh 1948, Stuttgart 1955 (ung. 1941); Wälder und Laternenschein. Eine Novelle, Hst. 1923, Leipzig 1944, München 1978; Die Strömung. [Gedichte], Mediasch 1924; Kronstadt, Krst. 1925, 1927, Innsbruck 1982; Siebenbürgische Flausen. Eine Sammlung lustiger siebenbürgischer Begebenheiten, Krst. o.J. [1925]; Strömung und Erde. Gedichte, Krst. 1929; Der Toddergerch und andere Geschichten, Schäßburg o.J. [1930]; Sturz aus der Kindheit. Novellen, Leipzig 1933; Der Zigeuner. Novelle, Schäßburg 1931, München [1939]; Der Urlaub [Novelle], München 1933; Die gefangene Eiche und andere siebenbürgische Erzählungen, Köln 1935; Die Reinerbachmühle. Eine Erzählung aus Siebenbürgen. Mit einem autobiographischen Nachwort, Leipzig 1935; Komme, was will. Gedichte, München 1935; Zwischen Grenzen und Zeiten. Roman, München 1936 (norwegisch 1942); Der baltische Graf. Erzählung, München 1937; Der Weizenstrauß. 

Foto: Konrad Klein (1983)

Roman, München 1938, Hamburg [1940, 1944] (schwedisch 1941, 1942, niederländ. 1942); Krippe-Lore und der Feuerwehrmann. Eine Geschichte für Kinder, München 1940; Flausen und Flunkereien. Lustige Geschichten aus Siebenbürgen, Gütersloh 1949, Wien/Stuttgart 1955; Grünk oder Das große Lachen. Roman, Braunschweig/Berlin/Hamburg 1949; Der Sprung im Ring. Roman, München/Wien 1953; Die Schicksalsstunde [Erzählungen], Wien/Stuttgart 1956; Sturm des Lebens [Novellen], Wien/Stuttgart 1956.
Literatur. K. Klein: Ostlanddichter, Krst. 1926; W. Schneider: Die auslanddt. Dichtung unserer Zeit, Berlin 1936; H. Krasser: Die dt. Dichtung Sb.s in unserer Zeit, in: Klingsor, Heft 7/1935; E. Katschinski: Die Form in der Erzählkunst bei H.Z., Marburg 1951 (Diss.); U.M. Schuller: H.Z., Erzähler - Lyriker - Essayist, in: Südostdt. Semesterblätter, Heft 10-11/1963, W. Myss: Fazit nach achthundert Jahren, München 1968; H. Bergel: H.Z. und das südostdeutsche Panorama, in: Gestalten und Gewalten, Innsbruck 1982; J. Wittstock: H.Z., in: Die rumäniendt. Lit. in den Jahren 1918-1944, hg. von J. Wittstock u. St. Sienerth, Buk. 1992, S. 238-247; H. Bergel: Erzählung und Novelle der Deutschen Südosteuropas in der ersten Jahrhunderthälfte. Am Beispiel H.Z.s, in: Zuwendung und Beunruhigung. Thaur b. Innsbruck 1994; ders.: H.Z. Erinnerungen an Gespräche, in: Gesichter einer Landschaft. Südosteuropäische Porträts aus Literatur, Kunst, Politik und Sport, München 1999.

Editorische Notiz:

Dieses Lexikon befindet sich im Aufbau und wird laufend ergänzt und korrigiert.

Quellen:

- Internet-Enzyklopädie Wikipedia
- Kulturreferat des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK)
- Lexikon der Siebenbürger Sachsen. Herausgeber: Prof. Dr. Walter Myß. Wort und Welt Verlag, Thaur bei Innsbruck 1993 (LSS)
- Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 (ÖBL)

Die Autoren der aus dem „Lexikon der Siebenbürger Sachsen“ (Thaur bei Innsbruck 1993) übernommenen Artikel:

Dr. Rotraut Acker-Sutter (RA)
Dr. h.c. Hans Bergel (HB)
Karin Bertalan (KB)
Prof. Dr. Ludwig Binder (LB)
Dr. Friedrich Breckner (FB)
Alfred Martin Coulin (AC)
Dr. Heinz Heltmann (HH)
Dr. Günter von Hochmeister (GH)
Prof. Dr. Kurt Horedt (KH)
Prof. Dr. Arnold Huttmann (AH)
Dr. Haino Uwe Kasper ((HUK)
Dr. Helmut Kelp (HK)
Konrad Klein (KK)
Werner Klemm (WK)
Dr. Michael Kroner (MK)
Hans Meschendörfer (HM)
Prof. Dr. Walter Myß (WM)
Gernot Nussbächer (GN)
Alfred Prox (AP)
Dipl.-Forstw. Rudolf Rösler (RR)
Ortrun Scola (OS)
Prof. Gustav Servatius (GS)
Dr. Stefan Sienerth (StS)
Prof. Karl Teutsch (KT)
Günter Volkmer (GV)
Dr. Ernst Wagner (EW)

Abkürzungen (allgemein):

A.B. – Augsburgischen Bekenntnisses
Bd., Bde. – Band, Bände
b. - bei
bes. – besonders
Biogr. - Biographie
Buk. - Bukarest
Bundesrep. - Bundesrepublik
ders./dies. – derselbe/dieselbe
Diss. - Dissertation
dt. - deutsch
Dtl. – Deutschland
ebd. - ebenda
ehem. - ehemalig
evang. - evangelisch
franz. – französisch
gen. – genannt
hg. - herausgegeben
Hg. - Herausgeber
Hst. – Hermannstadt
insb. - insbesondere
Intav. - Intavolierung
ital. - italienisch
Jg. – Jahrgang
Jh. - Jahrhundert
kathol. - katholisch
Klbg. - Klausenburg
krit. - kritisch
Krst. – Kronstadt
Lw. - Leinwand
naturwiss. - naturwissenschaftlich
Okt. - Oktober
o.N. – ohne Namen
o.V. – ohne Angabe eines Verfassers
Österr. - Österreich
poln. - polnisch
Rum. – Rumänien
rum. - rumänisch
S. - Seite
Sb. – Siebenbürgen
sb. – siebenbürgisch
sb.-dt. - siebenbürgisch-deutsch
Sb.S. – Siebenbürger Sachsen
sb.-s. – siebenbürgisch-sächsisch
SKV – Siebenbürgischer Karpatenverein
sog. – sogenannt
SVN – Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften
u. – und
U - Uraufführung
ung. - ungarisch
wiss. - wissenschaftlich

Abkürzungen (Periodika-Titel)


ADZ – Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien
BZ - Banater Zeitung
DOD - Deutscher Ostdienst
FzVL – Forschungen zur Volks- und Landeskunde
HZ – Hermannstädter Zeitung
Kirchl. Bl. - Kirchliche Blätter
KK – Kulturpolitische Korrespondenz, ab 2019 Kulturkorrespondenz östliches Europa
KR – Karpatenrundschau
Krst. Ztg. - Kronstädter Zeitung
KVfSL – Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde
Lebensräume - Lebensräume in der Honterusgemeinde
LKI - LandesKirchliche Information
NKZ – Neue Kronstädter Zeitung
NL – Neue Literatur
NW – Neuer Weg
SbZ – Siebenbürgische Zeitung
SVJB – Südostdeutsche Vierteljahresblätter
VK - Volk und Kultur
VZ - Volkszeitung
ZfSL – Zeitschrift für siebenbürgische Landeskunde