Bleiben wir im Gespräch
07.11.25
Bericht aus der Stadtratssitzung – Oktober 2025
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Oktobersitzung des Kronstädter Stadtrats befasste sich mit Themen, die für die Entwicklung unserer Stadt von besonderer Bedeutung sind – von Energieprojekten über soziale Unterstützung bis hin zu Fragen der Mobilität und Stadtgestaltung.
Nutzung der ehemaligen CET-Fläche – Energieprojekt in der Konzeptphase
Zu Beginn der Sitzung wurde ein Vorschlag zur künftigen Nutzung der ehemaligen CET-Fläche vorgestellt. Das Areal von rund 60 Hektar könnte sich langfristig zu einem Smart Energy Hub entwickeln, in dem verschiedene Formen erneuerbarer Energie – Photovoltaik, Windkraft, Biomasse und Wasserstoff – gebündelt werden.
Ziel wäre es, Kronstadt schrittweise unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen und nachhaltige Energielösungen zu fördern. Derzeit befindet sich das Projekt in einer frühen Konzeptphase. Vorgesehen ist zunächst eine technische Studie, die klären soll, in welchem rechtlichen Rahmen und mit welchen Partnern ein solches Vorhaben überhaupt umgesetzt werden könnte.
Skigebühren in der Schullerau – Preiserhöhung ohne Sozialausgleich
Die Gebühren im Skigebiet werden ab der kommenden Wintersaison um 9,08 % angehoben. Die Erhöhung wurde mit gestiegenen Energie- und Betriebskosten begründet. Gleichzeitig wies unsere Allianz (DFDR-USR) auf die Notwendigkeit familienfreundlicher Lösungen hin. Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit der Stadträte (PNL-PSD-PMP-AUR) jedoch abgelehnt.
Der Bürgermeister, George Scripcaru, informierte in der Diskussion, dass geplant sei, künftig ein Rabattsystem einzuführen, das Familien mit mehreren Kindern Vergünstigungen ermöglichen soll. Es bleibt abzuwarten, wie dieses System konkret gestaltet wird und ab wann es in Kraft treten soll.
Soziale Dienste und Förderstrukturen – Unterstützung für diejenigen, die helfen
Eine weitere Debatte fand über die Subventionen für soziale Dienstleistungen ohne Unterkunft, statt. Die derzeitige Fördersumme liegt bei 600 Lei pro betreuter Person und Monat.
Ein Vorschlag, diesen Betrag auf 800 Lei zu erhöhen – der vor allem Organisationen wie die Diakonie unterstützt hätte –, wurde von der Stadtverwaltung mit Verweis auf bestehende gesetzliche Rahmenbedingungen abgelehnt.
Trotz dieser Entscheidung wurde deutlich, dass der Handlungsbedarf im sozialen Bereich groß ist und langfristig neue Finanzierungsmodelle auf Landesebene, geprüft werden müssen.
Im Rahmen derselben Sitzung wurde eine neue Kommission zur Bewertung und Auswahl sozialer Träger eingesetzt, die künftig die Anträge von Vereinen und Stiftungen prüft, die soziale Dienstleistungen erbringen. Ich wurde als stellvertretendes Mitglied dieser Kommission benannt und werde die Entwicklungen in diesem Bereich aufmerksam verfolgen.
Neu eingeführt wurde dabei ein Kriterium, nach dem Organisationen, die sich in einem Rechtsstreit mit der Stadt befinden, nicht mehr für Fördermittel zugelassen sind.
Diese Regelung halte ich für bedenklich, da sie das Risiko birgt, Organisationen zu benachteiligen, die sich aus berechtigten Gründen juristisch gegen Verwaltungsentscheidungen wehren.
Gerade im sozialen Bereich sollte die Zusammenarbeit zwischen Kommune und Trägern auf Offenheit und Vertrauen beruhen – nicht auf Einschränkungen, die kritische Stimmen ausschließen könnten.
Mobilität und Radverkehr – Stillstand statt Fortschritt
Ein weiteres großes Thema war die Mobilität in der Stadt. Der Bürgermeister kündigte an, vorerst keine neuen Fahrradwege zu bauen, sondern zunächst die bestehenden Planungen zu überarbeiten. Diese Entscheidung stieß auf Unverständnis und Kritik.
Ich habe darauf hingewiesen, dass es nicht ausreicht, auf frühere Fehlplanungen zu verweisen, während gleichzeitig keine neuen Lösungen präsentiert und bereits zugesagte Finanzierungen verloren gehen.
So vergeht wertvolle Zeit, ohne dass die Stadt sicheres Radfahren als alternative Mobilität, anbieten kann.
Auch die Idee, Radfahrer künftig auf Busspuren auszuweichen zu lassen, wurde kritisch bewertet – diese werden bereits teilweise von Autos genutzt und stellen daher keine sichere Alternative dar. Erforderlich sind klare, umsetzbare Konzepte, die den Radverkehr wirklich stärken und gleichzeitig die städtische Verkehrssituation verbessern.
Stadtbild und Bauprojekte
Zur Debatte stand auch ein Bauprojekt in der Stejarisului-Straße Nr. 12, bei dem ein bestehendes Einfamilienhaus abgerissen und durch eine moderne, architektonisch untypische Konstruktion ersetzt werden soll.
Mehrere Stadtratsmitglieder äußerten Bedenken, dass sich das geplante Gebäude nicht in das Stadtbild einfügt. Trotz dieser Einwände wurde das Projekt mit den Stimmen der PNL-PSD-PMP und AUR mehrheitlich angenommen.
Bürgeranliegen & Initiativen
Darüber hinaus habe ich in der Sitzung mehrere Anliegen, der Kronstädterinnen und Kronstädter, angesprochen:
• Fußgängersicherheit in der Cibinului-Straße (Maternitätsbereich):
Schaffung eines sicheren Gehwegs und einer neuen Fußgängerüberquerung.
• Historisches Gebäude „Dermato“:
Auf meine Anfrage zu den geplanten Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung des baufälligen historischen Gebäudes „Dermato“, hat der Bürgermeister geantwortet, dass derzeit keine konkreten Eingriffe zur Stabilisierung oder Renovierung vorgesehen sind, obwohl der Zustand des Gebäudes als öffentliches Risiko bewertet wird.
• Gehwegsanierung – Mihai-Eminescu-Straße:
Vorschlag zur Aufnahme des beschädigten Abschnitts (Richtung Martinsberg) in das städtische Sanierungsprogramm.
• Verkehrserziehung für Kinder – „La Iepure“:
Ergänzung des bestehenden Lernparcours durch Verkehrsschilder und Workshops in Zusammenarbeit mit der Polizei.
• Sauberkeit und Stadtmöblierung – Zinne (Panoramic) – Belvedere:
Aufstellung von Mülleimer und Bänke entlang des beliebten Wanderwegs.
Verantwortung, Engagement und Dialog
Die Oktober-Sitzung hat erneut gezeigt, wie vielfältig die Aufgaben unserer Stadt sind – von technischer Modernisierung über soziale Verantwortung bis hin zum Schutz des kulturellen Erbes. Eine zukunftsorientierte Stadtpolitik gelingt nur, wenn Verwaltung, Stadtrat und Bürgerschaft gemeinsam handeln und offen miteinander sprechen. Daher sind alle interessierten Kronstädterinnen und Kronstädter herzlich eingeladen zum Bürgergespräch zur Lokalpolitik am Mittwoch, den 12. November 2025, um 18 Uhr, im Forum Kronstadt (Str. Baiulescu Nr. 2, Jugendforum – linker Gang, ganz hinten). Hier besteht die Möglichkeit Ideen einzubringen und über die Zukunft unserer Stadt zu diskutieren.
Bleiben wir im Gespräch – für ein lebenswertes, transparentes und modernes Kronstadt.
Mit herzlichen Grüßen
Olivia Grigoriu
Stadträtin in Kronstadt
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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