„Man sollte der Jugend mehr zutrauen“
21.11.25
Interviewreihe des Jugendforums mit Persönlichkeiten aus der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft
„Die jungen Generationen können sehr viel und deshalb sollte man ihnen mehr zutrauen und sie auch fordern”, sagte Maximilian Braisch am Donnerstagabend, dem 13. November, im Forumsfestsaal. Der neue Pfarrer der Kirchengemeinde Bartholomae war Gast des Jugendforums bei der Veranstaltung „Interviewreihe. Gespräche in unserer Gemeinschaft”, gemeinsam mit vier weiteren Forumsmitgliedern, die sich in das Gemeinschaftsleben der Siebenbürger Sachsen in Kronstadt einbringen. Jeder von ihnen hat auf Einladung von Petra Antonia Binder, Jugendreferentin des Deutschen Jugendforums Kronstadt (DJK), Ratschläge und Tipps gegeben, um junge Leute dem siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaftsleben näherzubringen.
Bereits im Sommer haben Braisch, Anni Voinea, Vorsitzende des Handarbeitskreises des Kronstädter Forums, und Marianne Puia, Mitglied desselben Kreises, sowie Kindergärtnerin Mihaela Litean und Bernhard Heigl, Vorsitzender des Kreisforums Kronstadt, sechs Jugendlichen vom DJK, Teile ihrer privaten wie auch beruflichen Laufbahn in Interviews offengelegt. Sie haben aber auch Lebensweisheiten mit ihnen geteilt und über siebenbürgisch-sächsische Bräuche und Traditionen erzählt und erklärt, warum sie sich engagieren, diese zu erhalten. All das soll als Inspiration für die Teenager dienen, die deutsche Minderheit in ihrer Stadt besser zu verstehen und sich ihr zu nähern.
Wie wurden Hochzeiten auf dem Land gefeiert und wie empfand man die Auswanderung der Siebenbürger Sachsen
Das Erfahrene wurde in einem A4-Heft gedruckt, das am Donnerstag vorgestellt wurde. „Es vermittelt die persönliche und authentische Stimmung sowie den familiären Charakter unserer Gemeinschaft eindrucksvoll durch die Augen der Jugend“, so Petra Antonia Binder.
Die Jugendlichen haben sich im Sommer intensiv über die ausgewählten Interviewpartner informiert, Fragen erarbeitet, Interviews geführt und diese dann über ein Wochenende in Wolkendorf bearbeitet. Nun können auch andere in den 19 Seiten lesen, wie siebenbürgisch-sächsische Hochzeiten, Bälle und andere Festlichkeiten vor Jahren in Siebenbürgen gefeiert wurden. Sie können erfahren, wie beispielsweise in Nussbach die verschiedenen ethnischen Gruppen – Rumänen, Ungarn, Sachsen und Roma – harmonisch miteinander lebten und wie schmerzhaft die Hiergebliebenen die Auswanderung der Sachsen nach der Wende empfanden. Sowohl in den geschriebenen Interviews als auch am Donnerstagabend erzählten die beiden Damen vom Handarbeitskreis sehr detailreich von der Freude, mit der sie ihr Wissen an die junge Generation weitergeben, und wie wichtig es sei, dass diese es weiterführt. Als Beispiel seien nur die Strickmuster genannt, die sie seit Jahren überliefern.
„Kultur trägt die Gemeinschaft am stärksten“
„Ich wurde sehr stark geprägt von der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Heldsdorf. Ohne sie wäre ich ein komplett anderer Mensch geworden“, erklärte Mihaela Litean. Ihre Familie war die einzige rumänische Familie auf der Dorfstraße, sie wuchs mit Sachsen auf. „Vielleicht führe ich deswegen diese Traditionen im Kindergarten weiter“. In ihrer beruflichen Tätigkeit liegt ihr besonders am Herzen, dass die Kinder nicht nur die Sprache lernen, sondern auch die dazugehörige Kultur und Tradition erleben dürfen. Durch die Teilnahme an zahlreichen Festen und die Gründung des Kindertheater-Festivals in deutscher Sprache bietet sie ihnen viele Gelegenheiten, die Gemeinschaft kennenzulernen und Schritt für Schritt in sie hineinzuwachsen.
„Kultur trägt die Gemeinschaft am stärksten“, sagte auch Maximilian Braisch. Im gedruckten Interview sprach der in Berlin geborene Pfarrer über seine Berufung, über seine Begeisterung für Kommunikation in all ihren Facetten – sinnvolle, konstruktive, wenn auch konfliktgeladene Kommunikation –, über die Gemeinschaft in Kronstadt sowie jene in Hermannstadt und Mediasch. Unter vielen anderen, erzählte er auch über Demut, eine harmonische Zukunft voller Musik und Musizieren und über Lebendigkeit.
„Sprache ist wichtig, sie ist aber nicht alles“
„Bernhard ist bei all unseren Veranstaltungen dabei und unterstützt uns immer”, sagte Sophia Neguț bei der Vorstellung der Interviewreihe. Für sie und ihre Kollegen sei es sehr wichtig, diese Unterstützung zu haben, denn das sei eine Bestätigung, dass ihre Arbeit etwas wert ist. Heigl selbst lobte die Jugendlichen im DJK und empfahl den Anwesenden, diese mehr zu fordern und ihnen mehr Raum zu geben. Sophia Neguț wirkt seit fünf Jahren im Forum mit und hat mit ihrer Begeisterung auch ihre Freundin Maria Flore „angesteckt“. Diese spricht zwar kein Deutsch, hat sich allerdings im Forum eingeschrieben und ist aktiv dabei. Sie führte auch einige der Interviews der Reihe und zeigte sich bei der Lancierung des Hefts sehr interessiert an der Kultur der deutschen Minderheit in Kronstadt.
„Sprache ist wichtig, sie ist aber nicht alles“, betonte Petra A. Binder. Das DJK sei offen für alle Interessierten und nehme auch Jugendliche auf, die zwar kein Deutsch können, aber am Gemeinschaftsgefühl mithalten.Binder will die Interviewreihe, die aus Mitteln des Departements für Interethnische Beziehungen an der Regierung Rumäniens (DRI) durch das Demokratische Forum der Deutschen in Kronstadt finanziell unterstützt wird, weiterführen.
Laura Căpățână Juller
Foto: Maria Flore, Sophia Neguț, Marcus Mrass und Petra A. Binder stellten gemeinsam das Heft „Interviewreihe: Gespräche in unserer Gemeinschaft…“ vor. Marcus Mrass zeigte sich begeistert von der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und betonte, wie wertvoll es sei, die Geschichten anderer Menschen kennenzulernen und daraus zu lernen.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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