11.08.23

Ein Nachruf von Ralf Sudrigian

Am 2. August mussten wir uns von Christel Berbec verabschieden. Sie ist in einem privaten Altenheim in Törzburg/Bran, wo sie seit einem Jahr gepflegt wurde, an einer unheilbaren Krankheit im Alter von 83 Jahren gestorben. Im Dezember des Vorjahres als ich sie das letzte Mal getroffen habe, wirkte Christel sehr gefasst und keineswegs niedergeschlagen. Sie wusste wie es um ihre Gesundheit steht und war sehr dankbar, dass  sie über keine große Schmerzen klagen musste. Trotzdem fühle sie sich „wie ein Vogel in einem silbernen Käfig“. Nicht golden, denn da in ihrem neuen Zuhause könnte manches besser laufen, scherzte sie. Christel konnte die Gebirgsluft am Fuße des Butschetsch nur noch bei kurzen Spaziergängen im Hof des Heimes genießen aber nicht mehr, so wie sie es ihr Leben lang gewohnt war, in den Bergen wandern.

Christel Berbec lernten wir erstmals 1992 kennen als sie in der Redaktion der „Karpatenrundschau“ als Sekretärin ihre Tätigkeit begann die sie dreizehn Jahre lang tadellos erfüllte. Wir hatten in ihr eine zuverlässige Kollegin mit einem gesunden Sinn für Humor, ständig hilfsbereit, so dass die Arbeit in der Redaktion in der Goldschmiedgasse oder das Korrekturlesen in der Druckerei in der Zizinului-Straße mit ihr viel angenehmer ablief. Als Christel B. war sie dann auch viele Jahre diejenige die am fleißigsten interessante Beiträge und schöne Fotos für unsere Wanderrubrik beisteuerte – Beiträge die immer wieder ein positives Echo unter unseren Lesern fanden.

So war es selbstverständlich, dass Christel zu den ersten und aktivsten Mitgliedern der im Jahre 2000 wiedergegründeten Sektion Kronstadt des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) zählte. Zunächst als Kassenwart, dann als stellvertretender Obmann und ab 2011 bis ins Vorjahr als Sektionsvorsitzende setzte sie sich maßgebend ein damit die Sektion Kronstadt zur aktivsten, größten und bestorganisierten SKV-Sektion wurde. Die meisten Wochenendausflüge fanden unter ihrer Leitung statt, wobei es niemals zu unliebsamen Zwischenfälle kam. Christel wusste wie man Anfänger fürs Wandern begeistern und gewinnen konnte. Sie sorgte nicht nur für Erholung und gute Laune rund um diese Wanderungen, sondern wollte, vor allem der Jugend, auch möglichst vieles über unsere Berge und über das Verhalten in der Natur oder in einer Schutzhütte vermitteln. Das tat sie in den Bergen, bei Ferienlager, bei Sportwettkämpfen (Slalom-Skirennen in der Schulerau und Orientierungsläufe) an Hüttenabenden in der SKV-Hütte Julius Römer am Schuler wo sie sich gern und oft aufhielt in bestem Einverständnis mit Hüttenwart Rolf „Killy“ Truetsch und dessen Familie. Christel ist diejenige die ab 2000 mehrere Jahre hindurch die Jahrbücher der Sektion Kronstadt redaktionell betreute. Hinzu kommen noch Wanderkarten und -hefte die sie in Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Lebensgefährten, der bekannte Bergfreund Nae Popescu aus Bukarest, bis zu dessen Tod verfasst hat, sowie ihr Einsatz im Dienste der wiedergegründeten rumänischen Pfadfinderbewegung.

Die große Zahl ihrer Freunde und Bekannten, die Achtung und Aufmerksamkeit die ihr bei ihren Ratschlägen und Stellungnahmen entgegen gebracht wurden, stehen für ihr Engagement und ihre Geradlinigkeit selbst wenn es manchmal sehr schwierig werden konnte, Christel von ihrer Meinung abzubringen. Christel Berbec (geb. Hiemesch, am 20. Dezember 1939 in Hermannstadt) hinterlässt eine schwer zu schließende Lücke unter den Kronstädter Bergfreunden und den SKV-Mitgliedern. Sie wird uns als große Bergliebhaberin und gute Kollegin in Erinnerung bleiben. Christel Berbec wurde am Freitag am innenstädtischen evangelischen Friedhof beigesetzt.