Alternativen zum Weihnachtsbaum
17.12.20
Echt, aus Plastik, oder selbstgebastelt?
In einer Woche feiern wir Weihnachten, die Vorbereitungen sind in vollem Gange, Plätzchen werden gebacken, Geschenke gekauft und der Tannenbaum geschmückt. Die großen Baumärkte, sowie Händler haben ein reichliches Angebot an rumänischen und ausländischen Tannen, Fichten oder andere Nadelbäumen, wobei die Nordmanntanne, Fichte und Edeltanne die meistverkauften sind. Allein der staatliche Forstverwalter Romsilva stellt heuer landesweit rund 43.000 Tannenbäume (fast 28.800 davon sind Tannen, der Rest sind Fichten und andere Nadelbäume) zum Verkauf, fast 3.000 mehr als im Vorjahr. In Kronstadt bietet die Forstregie Romsilva keine Tannen an, da sie keine Aufzucht mehr hat, dafür bietet aber die Forstregie „Kronstadt“ (RPLP Kronstadt) an. Eine Statistik mit der genauen Anzahl der Tannenbäume, die landesweit oder in Kronstadt angeboten und verkauft werden, gibt es allerdings nicht.
Doch nur wenige Wochen nach dem Fest der Liebe, in dem der Weihnachtsbaum wie ein Diamant im Wohnzimmer strahlt und von allen bewundert wird, landet er auf dem Müll. Millionen Tannenbäume haben dieses Schicksal in Rumänien, ebenso auch überall, wo Weihnachten gefeiert wird. Dank der Zero-Waste-Bewegung (Null Verschwendung), deren Ziel die Nachhaltigkeit ist, sind seit einigen Jahren immer mehrere Alternativen zum traditionellen Weihnachtsbaum im Internet, aber auch in Wohnungen zu finden.
LED-Lichterkettebaum oder Bücher-Baum
Dabei geht es nicht etwa um den Plastikbaum, der keine umweltfreundliche Variante darstellt, auch wenn er den echten Tannen Konkurrenz macht. Es handelt sich um selbst hergestellte Konstruktionen, die der Form einer Tanne ähneln und weihnachtlich geschmückt werden. Meist werden diese aus Gegenständen aus dem Haushalt, vom Dachboden oder aus der Garage gebastelt, die umfunktioniert werden. So gibt es beispielsweise die Leiter-Tanne, das ist eine Leiter die offen steht und an der Weihnachtskugeln, oder andere Ornamente hängen. Beliebt ist auch der Mobile-Baum aus trockenen Ästen, der aus der Decke oder an der Wand hängt, oder ein Tesa-Baum, der aus bunten Tesastreifen besteht, die an die Wand geklebt werden. In kleinen Wohnungen eignen sich auch LED- Lichterketten als Christbaum, der Pinnwand- oder Karton-Baum nimmt auch wenig Platz ein und ist leicht anzufertigen. Im Zentrum Kronstadts erstrahlen in Fensterläden von Buchhandlungen beleuchtete, geschmückte Buchstapel, die einen Weihnachtsbaum imitieren. Alles zu einem guten Zweck: die Umwelt zu beschützen. Dass dabei auch die eigene Geldtasche von den alljährlichen Kosten einer echten Tanne verschont bleibt, gilt auch als Pluspunkt für diese Tendenz.
Um ökologisch und nachhaltig zu sein, ist auch der Schmuck der alternativen Bäume oftmals dementsprechend: Nüsse und Früchte, getrocknete Orangen, Woll-, oder Holzkugeln hängen darin, es gibt auch Leute, die Petersilie-Bündel statt Lametta anwenden.
Auch wenn diese modernen Alternativen nicht an die Weihnachtsfeiern aus der Kindheit erinnern, als das ganze Haus nach Tanne duftete, tragen sie dazu bei, dass weniger Bäume gefällt und weggeworfen werden und auch, dass durch weniger Transporte die Luftqualität nicht so stark zu leiden hat.
Wiederverwertung der Weihnachtsbäume
Nichtsdestotrotz wollen viele die jahrhunderte alte heidnische Tradition nicht aufgeben und verzichten nicht auf das immergrüne Symbol dieser Feiertage. In Kronstadt und anderen rumänischen Städten räumen Müllentsorgungsfirmen, oder andere Unternehmen die Bäume und verarbeiten sie zu Kompost, oder zu Brennmaterial. Zwischen Januar und März 2019 hat eine der beiden Müllentsorgungsunternehmen der Zinnenstadt rund 20 Tonnen weggeworfene Weihnachtsbäume gesammelt, die von Privatfirmen zu Holzpellets verarbeitet wurden. Damit das Holz beim Verbrennen nicht schädlich ist und die Umwelt durch den CO2-Ausstoß nicht verschmutzt, muss es allerdings drei Jahre lang trocknen, warnt Gabriel P?un, Vorsitzender der Umwelt-Nichtregierungsorganisation Agent Green. “Rumänien ist sehr weit davon entfernt, erneuerbare Energie in großem Umfang zu produzieren. Rund 3,5 Millionen Haushalte landesweit heizen mit Holz, was stark zum Klimawandel beisteuert” sagt der Experte. Deswegen sei es besser, den unbrauchbaren Tannen im Wald oder Garten eine neue Anwendung zu finden. Die grünen Äste wärmen wetterbeständige Blumen vor Kälte, Schnee und Eis, trockene Zweige können als selbstgebastelte Rankhilfe beim Wachsen und Gedeihen der kletternde Pflanzen dienen. Zu Kompost zerkleinerte Bäume schützen Wurzeln von Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen.
Der Tannenbaum im Topf
Eine weitere immer beliebte Alternative stellt auch der Tannenbaum im Topf dar, der auch nach dem heiligen Fest als Zimmer- oder Gartenpflanze weiterwachsen kann. Dieser ist deutlich nachhaltiger und trägt dazu bei, dass weniger Bäume in großen Monokulturen gepflanzt werden müssen, wodurch auch die Anwendung von Pestiziden und Kunst-Düngemitteln, die dort angewendet werden und die Umwelt belasten, sinkt. Deswegen wird der Kauf der Gehölze aus kleinen Kulturen aus regionaler Herkunft und biologischer Forstwirtschaft empfohlen. Eine lustige Idee zur Wiederverwertung von unverkauften Christbäumen hatte man in Deutschland, wo Elefanten und Dromedare aus dem Zoo Berlin diese, mit Gemüsestreifen und Apfelscheiben geschmückt, zum Verzehr angeboten bekamen.
Laura Capatana Juller
Foto 1
Bücher eignen sich auch sehr gut zum Gestalten eines kreativen Weihnachtsbaumes
Foto: AlleIdeen.de
Foto 2
Der Mobile-Baum kann das ganze Jahr über genutzt werden: im Winter als Christbaum geschmückt, unter dem Jahr als offenes Fotoalbum
Foto: die Verfasserin
Foto 3
Eine alte Leiter kann umfunktioniert werden
Foto: Pinterest.com
Foto 4
Auch Bierflaschen kann man kreativ anwenden
Foto: lilies-diary.com
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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