Auf der Suche nach dem Maskottchen
16.06.23
Preigekrönte Beiträge veröffentlicht
Rund einen Monat lang konnten sich deutschsprachige Kinder in Kronstadt Gedanken über die Schwarze Kirche machen. Sie waren eingeladen, ein Maskottchen für das evangelische Gotteshaus, einem der bedeutendsten Baudenkmälern Rumäniens und Südosteuropas, zu erdenken und es beim Wettbewerb des Geschenkeladens „Inspiratio“ einzuschreiben. Einträge brachten Zeichnungen, Malereien, Kollagen, Handarbeiten und Essays von Kindern zwischen 6 und 18 Jahren vor Jurymitglieder. Künstlerinnen Irina Neacsu und Ștefania Cățiu und die Geschäftsführerin des Inspiratio-Geschänkeladens Edith Olosz haben die Kunstwerke der Kinder bewertet. Frank Ziegler, Pressesprecher der Schwarzen Kirche, Hochschullehrerin Ioana Diaconu sowie Uwe Leonhardt, Geschäftsführer des Ortsforums Kronstadt haben die besten Essays ausgewählt. Einige der siegreichen Beiträge werden wir in dieser und der folgenden „Karpatenrundschau“ veröffentlichen. Die Originale sind noch bis Monatsende in der Kunstgalerie am Honterushof Nr. 8 zu sehen. Der Wettbewerb erfolgte mit Unterstützung des Ortsforums Kronstadt und des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens (DRI).
Der Essay, der in der Kategorie 9.-12. Klasse den 1. Preis erhalten hat stammt von Denisa Rusca, Schülerin in der 10. Klasse an der 30-er Schule.
Uhrmaskottchen
Hallo, liebe Leser! Sind Sie bereit, eine fantastische Geschichte anzuhören? Aber bevor Sie die interessante Geschichte erfahren, möchte ich, dass Sie die wichtigsten Informationen über die schönste Kirche aus Kronstadt erfahren, nämlich die Schwarze Kirche. Sie ist für uns Kronstädter nicht nur für ihre Schönheit und ihre 600 Jahre alte Geschichte bekannt, sondern auch für ihr Symbol der Liebe, Hoffnung und Glauben in unserem Herzen, die uns alle sonntags zusammenbringt.
Die evangelische Schwarze Kirche wurde im Spätmittelalter gebaut, vom 14. bis zum 15. Jahrhundert, wobei sie eine Zerstörung und einige Restaurationen erlebt hat. Anfangs hatte sie den Namen „Marienkirche”, aber weil sie einige Vorfälle einer Religionsreform und einen Brand im Jahr 1689 erlebte, so dass die Wände vor Ruß schwarz wurden, veränderte man ihren Name nach diesem Brand in „Schwarze Kirche”.
Die gotische Architektur, die die Kirche hervorhebt, macht sie zu den bedeutendsten Baudenkmälern Rumäniens. Sie wird jedes Jahr von tausenden Touristen bewundert. Auf den ersten Blick kann man die zwei Türme, die großen und hohen Fenster und das Wichtigste, die zwei Zifferblätter, die an der Süd- und Westwand im Jahr 1999 restauriert wurden, betrachten. Die erste Uhr wurde im Jahr 1500 montiert und die letzte mechanische Uhr wurde 1858 montiert. Sie wurde von einem berühmten Münchner Uhrmacher, Johann Michael Mannhardt hergestellt, dessen Uhren die Zeit von mehreren europäischen Türmen messen. An der Südwand der Kirche sind noch undeutliche Spuren einer alten Sonnenuhr zu erkennen.
Ich weiß, ich habe bereits zu viele Details über die Schwarz Kirche angegeben, aber diese Beschreibung gibt Ihnen bereits einen Hinweis darauf, was erzählt wird, genauer gesagt: die Erklärung der beiden Uhren in der Schwarzen Kirche. Als ich jünger war, und zur Schule ging, schaute ich während des Unterrichts von Zeit zu Zeit auf die Schwarze Kirche und beobachtete die beiden authentischen Uhren, die meine Neugier weckten und wollte herausfinden, welche Geschichte die beiden Bilder auf den Uhren verbergen. Ihre Geschichte kenne ich noch nicht, aber ich habe mir die Geschichte und die Bedeutung der Tiere und Objekte in den Bildern selbst vorgestellt. Ich stelle Sie ihnen hier vor:
Es war einmal ein junger Mann, der in einer armen Familie aufwuchs und nach einem Sinn im Leben suchte. Von Geburt an lebte er ohne seine Mutter und sein Vater kümmerte sich selten um ihn. Er sagte immer, dass nichts im Leben irgendetwas bedeute, dass er auf diesem Planeten kein Ziel hätte. Er wollte jedoch ein großer Schriftsteller werden, im ganzen Land bekannt zu sein und für sein künstlerisches Talent geschätzt werden. Eines Tages fühlte er sich sehr in sich selbst verloren, er wollte so ein Leben nicht führen und begann, in sein Gedichtheft zu schreiben, brachte seinen Schmerz zum Ausdruck.
Doch in dieser Nacht geschah im Traum etwas Unerwartetes. Er stand mit seinem Gedichtheft und einem Stift in der Hand auf einem Feld, neben einem Baum und aus der Asche aus dem Boden hatte sich ein Feuervogel, der Phönix-Vogel, erhoben. Er zeichnete sich durch einige schwarze und goldene Federn aus, die durch die Sonnenstrahlen hervorgehoben wurden, und hatte intensiv gelbe Augen. Der junge Mann war überrascht von der Anwesenheit eines so edlen Geschöpfes und fragte den Vogel, was er von ihm wolle und mit welchem Zweck er zu ihm gekommen wäre. Der Phönix-Vogel analysierte den Jungen und sagte: „Entmutigt und verloren im Leben - du willst nicht mehr so leben. Aber was du nicht weißt, ist der Plan des Herrn, der mich zu dir geschickt hat. Mache dir keine Sorgen um die Zukunft, gib nicht auf, denn mit der Zeit wird alles gelöst. Gott wird dir in guten und in schlechten Zeiten helfen, das verspreche ich dir!”. Und nach diesen Worten wachte der junge Mann verwirrt auf und setzte sein Leben mit der Hoffnung fort, die er aus diesem Traum schöpfte. Der junge Mann wuchs heran und wurde ein reifer Mann, ein bekannter Dichter aufgrund der Gedichte, die er schrieb. Er fand auch eine Frau, die er sehr liebte, mit der er ein Zwillingspaar hatte und mit der er gut lebte. Nun ja, bis die ganze Stadt, in der sie wohnten, von einer Epidemie heimgesucht wurde und alle Mitglieder seiner Familie davon betroffen waren, nicht jedoch er selbst. Deshalb betete der Mann und war entschlossen, seine Frau und seine Kinder zu retten.
Eines Abends, als sich ihr Zustand immer weiter verschlechterte, schlief der Mann ein und erwachte im Traum wieder auf demselben Feld auf, aus dem ersten Traum. Er befand sich neben demselben Baum und mit dem Notizbuch in der Hand, während er schrieb. Ein goldener Löwe setzte sich neben ihn und sagte diese Worte zu ihm: „Mensch, du hast in deinem kurzen Leben unangenehme Erlebnisse durchgemacht, und deshalb gebe ich deinen Lieben und dir Kraft, die schweren Zeiten zu meistern. Gott verspricht dir für diese Zeit Kraft!” Nach dieser Nacht kamen Frau und Kinder zurück und der Mann lebte sein Leben weiter.
Als er älter wurde, fehlte ihm schließlich die Inspiration und die Geduld, etwas Neues zu schreiben, was ihn traurig machte und veränderte. Er wurde immer stiller. Nach diesen Ereignissen erwachte der Mann wieder am selben Ort aus dem Traum auf, mit derselben Landschaft, aber dieses Mal mit geschlossenem Buch und einer auf dem Feld liegenden Kuh, die ihn daran erinnerte. „Erfahrener Mann, jetzt bist du alt und man sieht das Leben nicht mehr mit den gleichen Augen und der gleichen Hoffnung wie in der Jugend. Deshalb schenke ich dir Geduld und Vertrauen in das, was du als nächstes erreichen willst. Die von mir gesagten Worte Gottes sind keine Lügen!”
Als nächstes verbrachte der Mann sein Leben damit, das zu tun, was er liebte, und erhielt die Liebe seiner Familie. In einem Traum, bevor er im Schlaf starb, erschien das von ihm fertig geschriebene Buch und ein Engel kam zu ihm. Er sagte: „Dein Leben ist zu Ende und das Buch, das vor dir liegt, ist auch zu Ende, aber ein Satz fehlt”. Der Engel diktierte ihm: „VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM.” (anm. D. Reda. auf Deutsch: „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.“
Erklärung der Symbole, die auf der ersten Uhr erscheinen:
Der Phönix-Vogel und das offene Buch stellen den Beginn von Leben und Zeit dar. Der Löwe und das aufgeschlagene Buch stellen die Kraft dar, die wir brauchen, um unser Leben fortzuführen. Die Kuh und das geschlossene Buch stehen für die Geduld und den Glauben, die wir brauchen, um unseren Weg im Leben zu finden. Der Engel und die vollendeten Seiten des Buchs stellen das Lebensende und die Unterstützung bis zum Lebensende dar.
Aus diesen Geschichten schlussfolgere ich, dass wir im Leben Zeit, Kraft, Geduld und Hoffnung erhalten, aber wir bekommen all diese rechtzeitig mit der Hilfe des Glaubens und mit Gottes Hilfe, der uns durch dick und dünn begleitet. Von Anfang bis ans Ende. Deshalb müssen wir darauf vertrauen, dass wir alles meistern können und die Hoffnung nicht verlieren. Auch die Schwarze Kirche erlebte einen Vorfall. Aber sie steht noch immer und sie ist die beliebteste Kirche in Kronstadt. Ich glaube, dass die beiden Uhren das Maskottchen der Kirche sein sollten, weil Zeit in unserer Welt eine wertvolle Bedeutung hat und weil sie das menschliche Leben und die Werte repräsentieren, die ein Mensch mit der Zeit erwirbt.
Ich hoffe, dass Ihnen meine Geschichte gefallen hat und, dass sie Ihnen eine Lehre darüber vermittelt hat, was wir im Leben nicht verlieren sollten, egal wie schwer es auch sein mag: nämlich die Hoffnung.
Foto: Béla Benedek/ Evangelische Kirche A.B. Kronstadt
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]