Auf der Suche nach der Essenz
17.10.19
Ingo-Glass-Ausstellung im Kronstädter Kunstmuseum
Kreis, Dreieck und Quadrat als Grundformen; die Elementarfarben Rot, Gelb und Blau – das reicht für große Kunst. Denn die Essenz wird gesucht. Weniger bedeutet mehr. Im Zusammenspiel dieser einfachen Formen und Farben und von Raum und Licht entstehen Kunstwerke in Gestalt von Metallskulpturen. Das sind die minimalen Mittel die Ingo Glass benutzt um seine eigene komplexe Sicht der Dinge, der Welt seiner Gefühle, Bestrebungen, vielleicht auch Fragen zu vermitteln. Diese Botschaft ist offen und gilt als Vorschlag und Aufruf, die Augen zu öffnen, der eigenen Phantasie freien Lauf zu gewähren. Zur Verfügung stehen ihm begrenzte Mittel aber unendlich viele Möglichkeiten diese zu kombinieren und in Verhältnis zueinander zu bringen. Denn es stehen dabei immer wieder neue Schnittflächen, Freiräume, verschiedene Betrachtungsebenen bereit.
Die im Kunstmuseum ausgestellten Metallskulpturen sprengen den Raum einer Kunstgalerie und können als Modelle für viel größere Arbeiten gelten. Das unterstrich der Kunsthistoriker Dr. Vasile Duda bei der Ausstellungsvernissage am Freitag, dem 11. Oktober. Duda ist wahrscheinlich der beste hiesige Kenner des seit 1979 nach Deutschland ausgewanderten Banater Schwaben Ingo Glass. Seine Doktorarbeit hat er über das Werk von Glass geschrieben, was dieser mit einem Schmunzeln und der Bemerkung unterstreicht, es sei eine der wenigen Doktorarbeiten zu einem noch lebenden Künstler. Duda hat dem rumänischen Publikum Ingo Glass` so umfang- als auch erfolgreiches Wirken nach seiner Aussiedlung näher gebracht.
Ingo Glass zeigte sich in seiner Ansprache geehrt und erfreut nun in Kronstadt mit einigen seiner Kunstwerke präsent zu sein und begrüßte besonders die zahlreich anwesenden Jugendlichen. Er erinnerte kurz an seine in Galati, Anfang der 70-er Jahre als Mitarbeiter des damals neueröffneten Museums für zeitgenössische Kunst verbrachten Jahre. Es war die Zeit in der er sich für Metallplastik entschied und den Schritt zur Konstruktiv-Kunst endgültig vollzog. Es waren die Jahre in denen seine ersten Monumentalskulpturen entstanden denen später viele weitere in Rumänien, Deutschland und Ungarn folgen sollten - die meisten als Arbeiten für den öffentlichen Raum konzipiert und auch aufgestellt. Einige davon können die Besucher in der Kronstädter Ausstellung als Wandposter sehen.
Ingo Glass gilt auch als Erneuerer. In seiner Sicht passt das „ungezügelte“ Rot zum Kreis dessen Umfang kontinuierliche Bewegung suggeriert und das Blau zum ausgeglichenen ruhigerem Quadrat, umgekehrt als die Bauhaus-Theorie es vor fast 100 Jahren befand. Hat sich unsere Wahrnehmung inzwischen durch technischen Fortschritt geändert? Eine offene Frage, die eher Kunstkritiker beschäftigt. In Kronstadt können sich die Besucher der Ausstellung „Ingo Glass – Form, Farbe, Licht, Raum“ bis zum 29. November selber eine Meinung zur Gestaltung eines Kunstwerkes in der Sicht des 1941 in Temeswar geborenen Künstler bilden.
Ralf Sudrigian
Dr. Ingo Glass - ein Künstler in Formen- und Farbenzusammenspiel. Foto: der Verfasser
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