Aurora-Theaterpreis für Elise Wilk
04.11.22
Stück über Siebenbürger Sachsen gewürdigt
Die Kronstädter Dramatikerin Elise Wilk wurde am Samstagabend in Polen mit dem Aurora- Theaterpreis der Stadt Bydgoszcz für ihr Stück „Verschwinden“ ausgezeichnet. Dieses hatte sich von anderen fast 200 Theaterstücken aus 15 Ländern bemerkbar gemacht und es mit anderen vier dramatischen Werken aus Polen, Serbien und der Ukraine ins Finale geschafft. Die internationale Jury, deren Leiterin die polnische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Agnieszka Holland war, begründete die Wahl wie folgt: „Die Jury schätzte die Art und Weise, wie die Autorin die Realität der siebenbürgich-sächsischen Minderheit im Kriegs- und Nachkriegsrumänien würdigt, die sich in diesem Stück als überraschend verständlich und ähnlich der Situation von Minderheiten in Polen zu verschiedenen Zeitpunkten in der jüngeren Vergangenheit erweist. In „Verschwinden“ übt die Autorin eine Art intimes Epos aus, das durch die Polyphonie lebender und toter Charaktere zerlegt wird, es zeigt die Geschichte des Scheiterns der Flucht und des Scheiterns des Bleibens und bringt das kollektive Schicksal zum Ausdruck.“
„Verschwinden“, das 2020 in Neumarkt uraufgeführt wurde, erzählt die Geschichte einer siebenbürgischen Familie von 1945 bis heute. In der Präsentation des Werks auf der Webseite des Verlags Henschel Schauspiel aus Berlin steht: „Kathi, Martha und Emma gehören zur deutschen Minderheit der Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Jede von ihnen muss sich anders mit dem Leben arrangieren: Kathi kann sich 1945 vor der Deportation nach Sibirien retten, indem sie einen Rumänen heiratet. Martha flieht im Winter 1989/90 – nur Tage vor dem Ende der Ceaușescu-Diktatur. Kurz vor dem Beitritt Rumäniens zur EU 2007 entscheidet sich ihre Tochter Emma zu bleiben.“
In Bydgoszcz wurde das Stück am 25. Oktober in der polnischen Übersetzung von Joanna Kornas-Warwas und der Regie von Michał Borczuch in einer szenischen Lesung vorgestellt. Alle fünf nominierten Stücke wurden zweisprachig (polnisch und englisch) in einer Anthologie veröffentlicht.
Die Preisverleihung aus Polen fand im Rahmen der 21. Auflage des Festivals „Prapremier“ (Festival der Weltpremieren) im Schloss von Ostromecko aus Pommern statt. Journalistin Raluca Rădulescu vom Sender Radio Romania Cultural übernahm die Auszeichnung und übergab sie der Preisträgerin, die aus gesundheitlichen Gründen nicht am Ereignis teilnehmen konnte.
Der internationale Aurora-Theaterpreis wurde 2021 vom Polnischen Theater in Bydgoszcz eingeführt, mit der Absicht neue Richtungen für die Entwicklung zeitgenössischen Theaters zu definieren und eine neue Theatersprache zu finden. In diesem Sinne wurden von den 195 in den Wettbewerb eingeschriebenen Stücke mehrere empfohlen, um in Polen aufgeführt zu sein. Darunter auch das rumänische Stück „98% (die richtige Entscheidung)“ von Andreea Tănase.
„Verschwinden“, das am 27. Oktober auch beim Theaterfestival „READ” in Helsinki in der Regie von David Kozma auf Finnisch zu sehen war, entstand auf Vorschlag des Regisseurs Aba Sebestyén als Beitrag für das von der Verwaltung des rumänischen Kulturfonds mitfinanzierte Projekt „Interkultureller Dialog vermittels zeitgenössischen Theaters“.
In Rumänien kann es zurzeit in zwei Inszenierungen und in zwei Sprachen gesehen werden. Die ungarisch-sprachige Produktion des Theaters „Studio Yorick” aus Neumarkt in der Regie von Aba Sebestyén wird am Sonntag, dem 6. November im Rahmen des Interethnischen Theaterfestivals aus Sathmar zu sehen sein; mehr Informationen dazu findet man unter harag.eu/ro/ifeszt. Die rumänisch-sprachige Produktion des Theaters „Andrei Muresanu“ aus Sankt Georgen in der Regie von Cristian Ban ist am 16. November zu sehen, Informationen dazu sind unter tam.ro erhältlich.
Laura Capatana Juller
Juryleiterin Agnieszka Holland bei der Preisverleihung in Ostromecko. Foto: Festival „Prapremier“
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