Ausgrabungen werden wieder aufgenommen
18.04.13
Ein Kurzgespräch mit Dr. Daniela Marcu-Istrate über die Arbeiten im Hof der Schwarzen Kirche
Die im Spätherbst 2012 eingestellten archäologischen Grabungen im Hof der Schwarzen Kirche, in Kronstadt/Brasov, werden – voraussichtlich - etwa Hälfte Mai wieder aufgenommen. Die ursprünglich (2012) für vier bis fünf Monate angesetzte Dauer der Arbeiten zeigte sich aus mehreren Gründen als viel zu kurz angesetzt, Gründe welche von Dr. Daniela Istrate-Marcu, Leiterin der Arbeiten erläutert wurden:
„Erstens haben wir an den Stellen wo wir mit den Grabungen begonnen haben, mehr, viel, viel mehr als erwartet gefunden. Vor allem die Grabstätten deren Freilegung und Erfassung besonders zeitaufwendig sind. Also wurden diese erweitert und dadurch umfangreicher. Dazu kamen dann die anderen Funde - insbesondere der Grundmauern – welche verfolgt wurden und, soweit sie gemacht wurden, auch vollständig freigelegt wurden, bis an die Fundamente der vorhandenen Gebäude welche den Hof säumen. Ärgerlich waren die andauernden Regenfälle im vergangenen Frühling die unsere Ausgrabungen bedrohten und, mindestens ebenso störend, auch die Verzögerungen in der Finanzierung oder die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte.“
Da eine Erfassung aller Funde, bis ins Detail, noch nicht vorliegt, kann nur eine vorläufige Zahl der Gräber welche entdeckt wurden, angegeben werden und diese nähert sich den Tausend.
Der nun angestrebte Termin für die Wiederaufnahme der Grabungen - um den 15. Mai - hängt allerdings auch vom Fortschritt der Ausgrabungen in Marienburg/Feldioara ab, wo das gesamte Team im Einsatz ist:
„Im Burginneren und auch im nahen Umfeld führen wir zur Zeit die Arbeiten durch, welche die Vorstufe der vorgesehenen Restaurierung bilden. Diese Arbeiten sind schnell vorangekommen, doch eine Aufteilung des Teams, auf zwei Standorte, in Marienburg und hier in Kronstadt, ist nicht möglich. Erst nach Abschluss der Grabungen dort in Marienburg, werden wir unsere Arbeit hier in Kronstadt, am Hof der Schwarzen Kirche fortsetzen.“
Über deren Umfang und Dauer der Arbeiten in Kronstadt, erklärte Dr. Marcu: „Wir haben noch etwa ein gutes Drittel der vorgesehenen Arbeiten vor uns. Das ist der Bereich zwischen Kirche und dem 'neuen Flügel' des Johannes-Honterus-Lyzeums. Dabei ist hinzuzufügen, dass bei Funden, so wie wir sie hier hatten, z.B. Grundmauern, diese immer vollständig freigelegt werden. Geplant ist in etwa drei Monaten mit den Ausgrabungen fertig zu werden, wobei wir, was diese geschätzte Dauer betrifft, von den schon gemachten Erfahrungen ausgehen, einschließlich der erwähnten Verfügbarkeit der Arbeitskräfte.“
Dann erst, nach Abschluss der Ausgrabungen beginnt die Auswertung der Funde, ein Thema zu dem Dr. Daniela Marcu die knappe Aussage macht: „Damit haben wir noch gar nicht richtig begonnen.“
Einige Vorergebnisse wurden zwar im Spätherbst 2012 von Dr. Daniela Marcu vorgestellt, doch bis zu einer Endfassung mit Schlussfolgerungen wird es noch ein wenig dauern, zumal ja auch Überraschungen nicht ausgeschlossen werden können. Auf dem noch bevorstehenden Abschnitt befanden sich – laut schriftlichen Quellen – andere Gebäude deren Grundriss unbekannt ist. So stellt Gernot Nussbächer, in seinem Band „Johannes Honterus/Sein Leben und Werk im Bild, (Zweite Auflage, Kriterion, 1974, S. 43) fest: „Es handelte sich um das Katharinenkloster südwestlich der heutigen Schwarzen Kirche. Das neue Schulgebäude stand etwa an der gleichen Stelle, wo sich heute das Honterus-Lyzeum befindet. Im Zuge dieser Umwandlungen begannen am Dienstag, dem 26. April 1541, die Ausschachtungsarbeiten für das Fundament“ (des neuen Schulgebäudes). Dieses Gebäude wurde 1742 abgetragen und es wurden die Fundamente des heute stehenden Gebäudes angelegt. Welche Grundmauerreste sich – wenn überhaupt – noch da befinden, ist heute unmöglich vorauszusagen, und, wie Dr. Daniela Marcu lächelnd ergänzte: „Es gehört sehr viel Glück dazu, etwas beim ersten Spatenstich zu finden. Von vollständigen Anlagen ganz zu schweigen.“
Hans Butmaloiu
Foto 1: Die Grabungen dieses Jahres werden sich – in etwa – von der Bildmitte bis an die Ecke des Gebäudes links und bis vor die Treppe rechts erstrecken, ein Abschnitt in dem noch weitere Funde erwartet werden.
Foto 2: Dr. Daniela Marcu-Istrate - links im Bild - erklärte im Herbst 2012 den vorläufigen Stand der Arbeiten an einem „Tag der offenen Türen“. Die damals frei liegenden Grundmauern belegen eine bebaute Fläche, sehr nahe an den Grundmauern der Schwarzen Kirche. Schlussfolgerungen über die Bestimmung dieser liegen jedoch noch nicht vor.
Foto 3: Plan der Ausgrabungen im Herbst 2012: In der Zeichnung sind die schon abgeschlossenen Grabungen schraffiert, die noch anstehenden (auf der linken Seite) dunkel angezeigt. Rechts im Bild sind die entdeckten Grundmauern etwas dunkler angezeigt und es ist gut nachvollziehbar, dass diese zu einer bebauten Anlage gehört haben könnten die sich - so beweisen es die Fundamente – auch unter die Grundmauern der Schwarzen Kirche erstrecken. Foto: Der Verfasser
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