Bemalte Eier aus aller Welt
27.08.09
Lucia Condrat und ihr Museum in Moldovita
Das Buchenland/Bucovina wird in der Regel als „Gebiet der Klöster“ („}inut al m²n²stirilor“) vorgestellt. Die im UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommenen Klöster, die Berge und Buchenwälder als naturbelassene Landschaften bringen Jahr für Jahr zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland in den Kreis Suceava. Viele Festivals und Folkloreveranstaltungen bereichern das touristische Angebot. Typisch für die Volkskunst des Buchenlandes sind auch die bemalten Ostereier. In letzter Zeit wird damit verstärkt geworben – so gibt es in Suceava das angeblich größte bemalte Osterei (aus Beton) der Welt.
In der Gemeinde Moldovi]a finden die Touristen, außer dem gleichnamigen Frauenkloster mit den bekannten Außenmalereien, auch ein privates Museum der Künstlerin Lucia Condrat, wo rund 1500 bemalte Eier ausgestellt sind. Es dürfte das einzige derartige Museum im Lande sein. Lucia Condrat stellt da, neben von ihr bemalten Eiern, auch zwei andere besondere Sammlungen vor: alte bemalte Eier aus Moldovi]a und solche aus der ganzen weiten Welt.
Ins Museum hat die Familie Condrat viel investiert und das mit Erfolg denn inzwischen schauen da Touristen aus aller Welt vorbei. Vor allem Franzosen, Deutsche und Japaner sind fasziniert von der Umwandlung der Eier in wahre Miniatur-Kunstwerke. Manche von ihnen buchen dann auch einen einleitenden Kurs in die Technik der Verzierung von Eiern. Lucia Condrat empfängt die Gäste gewöhnlich in der Volkstracht der Huzulen, eine zu den Ukrainern gehörende Minderheit die hierzulande in der Bukowina und in der benachbarten Maramure{ lebt. Dass die Huzulen die Nachkommen nicht-romanisierter Daker sind, wie Herr Condrat mit Bezug auf Nicolae Iorga behauptet, bleibt wohl eine umstrittene Hypothese. Unumstritten ist, dass die Huzulen Meister der Eierbemalung waren und bleiben. Seit 16 Jahren beschäftigt sich die als Eisenbahn-Schaffnerin ausgebildete Lucia mit Volkskunst im weiteren Sinn. Volkslieder und Volkstrachten interessierten sie – ihre künstlerische Natur machte sich bereits bemerkbar, als sie Kleidungsartikel entwarf die von der lokalen Volkstracht inspiriert sind. Über 10.000 Eier hat die Künstlerin bisher gemalt. Sie tut das in der Batik-Technik und verwendet dafür inzwischen nicht nur die traditionellen Motive. Hinzu gekommen sind Schwarz-Weiß-Grafik, Muster übernommen von antiken Säulen, Gewölben, Decken, Gobelin- und Spitzenmuster auf Eier, Eier mit dekorativem Wachsrelief, Reproduktionen von Rafael und Rubens und andere Überraschungen. Heute ist Lucia Condrat zur Künstlerin geworden, die außer Volkskunst auch eigene Ideen und Motive auf die Eierschalen bringt. Sie beteiligte sich bisher auf 82 internationalen Ausstellungen in neun Ländern, darunter auch an der 8. internationalen Ostereierbörse „Leipziger Eierlei“ (März 2002). Dabei hieß es über sie: „Lucia Condrat aus Rumänien beherrscht die Kunst der Wachsbatik in besonderem Maße. Kochendes Wachs wird in mehreren Schritten mit einer Nadel in Mustern auf die Eier aufgebracht. Diese werden dann in verschiedene Farbbäder getaucht. Die Endergebnisse sind beeindruckend.“ Allein in diesem Jahr hat sie zwei Preise in Frankreich (in Tours und in Compiegne) erhalten. Manchmal habe sie den Eindruck, mehr von Ausländern als von ihren Landsleuten geschätzt zu werden, sagt sie leicht wehmütig. Zu den Museumsbesuchern zählen aber auch Präsident Traian B²sescu und Tourismusministerin Elena Udrea. Auch der Landesforumsvorsitzende Klaus Johannis und die Ehrengäste an dem diesjährigen Treffen der Buchenlanddeutschen besichtigten das Museum im Rahmenprogramm dieser Veranstaltung und zeigten sich beeindruckt von dem ethnologischen und künstlerischem Wert dieser privaten Einrichtung.
Im Museum sind nicht nur echte Eier zu sehen, sondern auch kunstvolle Arrangements von Eiern mit Stroh, Seide, Stickereien, Schmuck und Edelmetallen. Bewundert werden können auch Eier aus Keramik, Holz und Stein. Die Welt der Eier wird durch Strauß- und Pelikaneier bereichert. Aus China, aus Siberien, Madagaskar, Indonesien, Europa und vielen anderen Orten sind da bemalte Eier angelangt. Viele hat Lucia Condrat mit von ihr bemalten Eiern umgetauscht, andere wiederum hat sie gekauft, wobei die Preise gar nicht so gering sind – ein verziertes Straußenei kostet zum Beispiel 400 Euro, wobei aber berücksichtigt werden muss, dass es sich bei diesen Kunstgegenständen um Unikate handelt.
Lucia sagt selber von sich, dass sie eine Perfektionistin sei, die nicht nur Eier bemalt sondern auch schöpferisch wirkt und ihren Beitrag im Kampf gegen den Kitsch leisten möchte.
Im Museum können Eier auch gekauft werden. Im selben Gebäude gibt es Übernachtungsmöglichkeiten in sechs Doppelbettzimmern.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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