Dankbar für die geschaffenen Kunstwerke
06.10.16
Gedenkfeier für Margarete Depner und Paul Richter
Innerhalb der Veranstaltungsreihe der 13. Auflage des Musikfestivals „Musica Coronensis“, das unter der Schirmherrschaft der Kronstädter Evangelischen Honterusgemeinde, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest und der Kulturstiftung „Forum Arte“ steht, fanden vom 27. September bis 2. Oktober besondere Musikevents statt, zu denen zahlreiche Zuhörer eintrafen. Zu einem besonderen Ereignis wurde auf den Innerstädtischen Friedhof eingeladen wo zweier international bekannter Kronstädter Künstler im Rahmen einer Feier gedacht wurde: der Bildhauerin Margarete Depner (1885 – 1970) und des Komponisten Paul Richter (1875 – 1950). Anlass war die Enthüllung des Grabsteins für den Komponisten Paul Richter, der nun von einem Marmorrelief der Bildhauerin Margarete Depner geziert wird.
Werke von Paul Richter wurden immer wieder auch im Rahmen dieser nun schon traditionsreichen Musikreihe aufgenommen und interpretiert. Sein Schaffen ist sehr reich und vielseitig gewesen. Sechs Sinfonien, Festouvertüren, Fantasien über siebenbürgisch-sächsische Volkslieder, die „Karpatische Suite“, Kammermusik, Streichquartette, Vokalwerke, Suiten u.a. hat er komponiert. Übrigens hat er sein 2. Streichquartett der Bildhauerin Margarete Depner gewidmet die ebenfalls am Innerstädtischen Friedhof beigesetzt ist und die Gruft von einem ihrer Kunstwerke gekennzeichnet ist.
An der Enthüllung des neuen Grabsteins und dem anschließenden Kammerkonzert in der Friedhofskapelle beteiligten sich zahlreiche Kronstädter, aber Gäste auch aus anderen Städten und aus dem Ausland, angereiste Musikfreunde, Verwandte der beiden Künstler, Musiker die ihre Ehrerbietung für diese zeigten. Nach Erscheinen des Bandes „Margarete Depner. Eine Bildhauerin in Siebenbürgen“ der im Vorjahr am 17. März von dessen Autoren Joachim Wittstock und Rohtraut Wittstock in Kronstadt vorgestellt wurde, beschlossen die Enkelkinder der Bildhauerin, dass das nur als Relief bestehende Werk von Margarete Depner zu verwirklichen und am Grab des Komponisten anzubringen. Auch den Marmorblock für dieses hatte die Künstlerin zu ihren Lebzeiten bestellt. Diesem nun vor fast 70 Jahren entworfenen Relief als Gipsguss das eine Flöte spielende junge Frau darstellt, stand damals eine Enkelin als Modell. Christa Depner, die in der Schweiz lebt, war zu dieser Gedenkfeier auch eingetroffen.
Bestellt wurde nun die Arbeit bei dem Klausenburger bildenden Künstler Gergely Zoltan der das Marmorrelief nach den Gipsabguss geschaffen hat. Den Entwurf des neuen Grabsteins nahm der Künstler Wilhelm Fabini aus Schäßburg vor. Die Steinmetzarbeiten unternahm Bartalis Geza aus Tg. Secuiesc.
Eingeleitet wurde die Gedenkfeier von dem Musiker Kurt Philippi einem Enkel der Künstlerin der betonte, dass „wir uns hier versammelt haben um zweier Kronstädter Künstler zu gedenken“ und ging auf das Leben und Schaffen von Margarete Depner und Paul Richter der 1875 in Kronstadt geboren wurde ein. Ursula Philippi moderierte in rumänischer Sprache. Schon früh improvisierte Paul Richter am Klavier. Erste Kompositionen entstanden in seiner Kindheit. Anfang der 1890er Jahre entdeckte ihn der Komponist und Kantor Rudolf Lassel der ihn für das Musikstudium an der Leipziger Musikhochschule vorbereitete. Nach seiner Studienzeit (1896 – 1899) kehrte er in die Heimat zurück wo er ab September zum Chormeister des Kronstädter Männergesangvereins wurde. Er erwarb sich bleibende Verdienste für das Kronstädter Musikleben. 1918 wurde er Stadtkapellmeister, 1928 erhielt er den Titel als Generalmusikdirektor. An dem neu gegründeten Kronstädter Konservatorium ASTRA unterrichtete er Musiktheorie und Tonsatz. Er führte in das Repertoire der Kronstädter Philharmonie Werke von Richard Strauss, George Enescu, Felix Weingartner ein. Auch die 8. Sinfonie von Bruckner nahm er auf. Verlockende Angebote aus Leipzig und Dresden lehnte er ab. 1935 wurde er zum Leiter des Hermannstädter Musikvereins Hermania ernannt. Nach nur einem Jahr musste er aber aus gesundheitlichen Gründen abtreten, und zog sich nach Neustadt zurück und starb 1950. Er wurde von schweren Schicksalsschlägen betroffen, zwei seiner Söhne wurden nach Russland deportiert wo sie starben. Auch lebte er unter schwierigen materiellen Verhältnissen. 1909 hatte ihn die rumänische Königin Elisabeth mit der Medaille „Bene merenti“ I. Klasse ausgezeichnet.
„Vor jedem Grab sind wir mit dem Tod konfrontiert, mit Gedanken die uns auch jenseits führen. Im Glauben gebe wir uns dem hin, der sich für uns gegeben hat“ betonte in seiner Meditation Stadtpfarrer Christian Plajer. Paul Richter hat 1907 das Deutsche Requiem in dem zum Ausdruck kommt, dass das Leben vergänglich ist, in Kronstadt aufgeführt. Wir nehmen heute die Kunstwerke wahr die von den beiden Künstlern geschaffen worden sind, schloss er dann vor dem gemeinsamen Gebet ab.
In der Friedhofskapelle wurden die Anwesenden in den Genuss mehrerer Werke von Paul Richter gebracht. Einleitend interpretierte das Kinderkammerorchester bestehend aus Sophie Plajer, Martin Arvay, Lukas Hellmann unter Mitwirkung und Leitung von Kurt Philippi die Sonatine Nr. 2, op. 32 von Paul Richter. Anschließend interpretierte das Quartett SINE NOMINE bestehend aus Melinda Beres (1. Violine), Anna Denes (2. Violine), Margit Kardos (Viola) und Kurt Philippi (Violoncello) Kammermusik von Paul Richter, darunter auch einen Satz der auf dem Begräbnis des Komponisten gespielt worden war. Was sonst nie in dieser Kapelle geschieht da sie dem Verabschieden dient, erklang reicher Applaus für die Künstler - auch die Kleinen – die ihr Können auch dieses Mal unter Beweis stellten. Die Gedenkfeier, die nachmittags bei schönsten Herbstwetter stattgefunden hat, wurde mit Dank und Anerkennung aufgenommen, und wird sicher einen bleibenden Platz in der Kronstädter Musik- und Stadtgeschichte einnehmen.
Dieter Drotleff
Stadtpfarrer Christian Plajer bot Meditationen anlässlich der Gedenkfeier. Foto: der Verfasser
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