Das Burzenland und Kronstadt in den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts
11.03.10
Bis Mitte des 14. Jahrhunderts wurde das Burzenland auch Brasso oder Brassov genannt
In der KR Nr. 6/2010 hatten wir die erste bekannte schriftliche Erwähnung von Kronstadt als „Corona" aus dem Jahre 1235 vorgestellt, auf Grund derer heuer die 775-Jahrfeier der Stadt durch verschiedene Veranstaltungen begangen werden soll. Die nächste urkundliche Erwähnung von „Corona" stammt aus dem Jahre 1336, ist also genau 101 Jahre jünger.
Wir wollen heute die sich auf das Burzenland bezüglichen Urkunden beginnend mit dem Jahre 1211 vorstellen, auf Grund derer im kommenden Jahr 2011 auch die 800-Jahrfeier der deutschen Besiedlung des Burzenlandes gefeiert werden soll, für die die Vorbereitungen auch schon angelaufen sind.
Die ersten Urkunden aus den Jahren 1211 - 1221 nennen diese Gegend „terra Borza", von 1213 - 1222 kommt auch die Form „terra Burza" vor. Der Name kommt vom diagonal durchfließenden Fluß, der 1211 „aqua Borsa" genannt wird, den wir heute als die Burzen kennen. Der Ursprung des Namens „Borza" geht auf das altslawische Wort „brzo" zurück, das „schnell" bedeutet, welche Eigenschaft die Burzen wohl nur bei ihrem Austritt aus dem Gebirge hat, sonst ist sie ein eher langsames Gewässer.
Der große Kronstädter Humanist Johannes Honterus (1498 - 1549) wußte drei Jahrhunderte später nichts mehr vom slawischen Ursprung des Gewässernamens und dachte, die „Burzen" sei durch die Lautverschiebung aus „Wurzel" entstanden. Deshalb fügte er der Krone als Wappen der Stadt Kronstadt noch die Wurzeln für das „Wurzelland" - nach seiner Auffassung - hinzu, erstmals auf der ersten Siebenbürgenkarte, die er 1532 in Basel herausbrachte.
In mehreren Urkunden der päpstlichen Kanzlei in Rom aus den Jahren 1223 - 1226 wird das Burzenland als „terra Boza" bezeichnet. Auf die Entfernung von etwa 2000 Kilometern vom Ort der Handlung kam es wohl auf einen Buchstaben mehr oder weniger nicht an. Die Betroffenen wußten schon, was damit gemeint war.
In der Zeit der ersten Erwähnung von „Corona" im Jahre 1235 finden wir in den Urkunden von 1232 - 1235 die Schreibformen „terra Burza" und „terra Burze", wobei letztere Form wohl als Genitiv zu verstehen ist.
In einer Urkunden von 1240 kommt erstmals die Bezeichnung „Burcia" vor. Auf Grund dieser Urkunde feierten im Jahre 1990 die Ortschaften Marienburg, Petersberg, Honigberg und Tartlau die 750-Jahrfeier ihrer ersten urkundlichen Erwähnung.
Beim Mongoleneinfall von 1241 wird in zwei verschiedenen Quellen „provincia Burza" und „civitas Burcia" - also Provinz bzw. Stadt Burzen genannt, die verheert wurden.
Einige frühere Forscher haben den Ausdruck „civitas Burcia" für die erste urkundliche Erwähnung von Kronstadt gehalten, bis nach 1963 die Erwähnung von „Corona" von 1235 auch hierzulande bekannt wurde.
Eine Urkunde von 1252 nennt erstmals die „terra Saxonum de Barasu" also das Gebiet der Sachsen des Burzenlandes. Diese Namensform enthält erstmals die Urform des rumänischen und ungarischen Ortsnamens von Kronstadt Bra{ov bzw. Brassó und geht auf einen Ausdruck in der Sprache der Petschenegen zurück, der „klares Wasser" bedeutet. Die Petschenegen waren eines der letzten Völker, die zur Zeit der Völkerwanderung in das Gebiet unseres Landes kamen und später im rumänischen Volk aufgingen.
In einer Urkunde von 1271 wird ein gewisser „Teel filius Ebl de Brasu" erwähnt. In anderen Urkunden kommt der gleiche Mann als „Theel de Prasmar" vor, als von Tartlau, so daß sich der Ausdruck „Brasu" hier auf das Burzenland bezieht. Der Name von Theel hat sich im heutigen Ortsnamen „Teliu" erhalten, eine Ortschaft, die deutsch Kreuzburg und ungarisch Keresztvár heißt und südöstlich von Tartlau liegt.
Nach 1272 verlieh der ungarische König Ladislaus IV. (1272 - 1290) die Ortschaften Budila und Tohan dem Nikolaus, Sohn des Samon, comes de Brasov und diese Verleihung wurde von seinem Nachfolger, König Andreas III. (1290 – 1301), im Jahre 1294 bestätigt. Aus dieser Urkunde ersehen wir erstmals, daß es ein „Komitat Brasov" gab, also eine Gebietskörperschaft, an deren Spitze ein „Komes" stand. Eine Urkunde von 1288 nennt diese Gebietskörperschaft „Comitatus Burcia" und im gleichen Jahre 1288 urkundet König Ladislaus IV. „Datum in Braso", was wohl nicht für die Stadt Kronstadt, sondern eher für das Burzenland steht.
Eine Urkunde von 1295 erwähnt das „Decanatus Brassoviensis" also das Kronstädter bzw. Burzenländer Dekanat als kirchliche Verwaltungseinheit. Die Geistlichen von „Burcia" mußten im Jahre 1308 Zahlungen an den Papst leisten, die 1309 als „de Brasso" bezeichnet werden.
Im Jahre 1323 beschloß der Dominikanerorden, „in Braso" ein Kloster zu gründen, von dem die Klostergasse in Kronstadt ihren deutschen Namen erhielt. (Für die rumänischen Kaufleute war das in derselben Gasse auf der anderen Seite gelegene Zollhaus wichtiger, deshalb hatte diese Gasse den rumänischen Namen „Strada Vamii").
Aus einer Urkunden von 1329 geht hervor, daß ein Magister Nicolaus de Brasso damals „comes Cybiniensis", also Hermannstädter Graf war.
Schließlich kommen wir zu einer Urkunde des Graner Erzbischofs Chanadinus aus dem Jahre 1336, in der „Michael decanus de Brasso necnon plebanus de Corona" (Dechant des Burzenlandes und Pfarrer von Kronstadt) erwähnt wird.
Hier ist erstmals der klare Unterschied ersichtlich, daß sich der Ausdruck „Brasso" auf das ganze Burzenland und „Corona" nur auf die Stadt Kronstadt bezieht.
Die älteste heute in Kronstadt im Archiv der Honterusgemeinde aufbewahrte Originalurkunde aus dem Jahre 1342 wurde ausgestellt in „Corona" von demselben „Michael plebanus de Corona necnon et decanus in Wrcia" statt Burcia. Klingt hier nicht schon das „Wurzelland" von Honterus an?
So sehen wir, daß bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts Corona nur für die Stadt Kronstadt gebraucht wurde, während die Bezeichnung Brasso oder Brassov für das Burzenland verwendet wurde. Über die spätere Entwicklung werden wir bei nächster Gelegenheit berichten.
Gernot Nussbächer
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