Das lateinische Spracherbe südlich der Donau
11.08.11
Das Aromunische droht zu verschwinden / von Ingmar Brantsch
Das Aromunische ist in der deutschen Romanistik als das lateinische Erbe südlich der Donau, heute mit etwa 250.000 Sprechern, gründlich erforscht worden. Der bekannte Romanist Gustav Weygand untersuchte die Sprache der Aromunen, das Makedorumänische, vor dem 1. Weltkrieg. Er wurde dabei tatkräftig vom rumänischen Kulturminister Titus Livius Maiorescu, der seinen Dr. phil. in Deutschland gemacht hatte, unterstützt.
Nach dem 2. Weltkrieg hat der Romanist der Kölner Universität Johann Kremer Studien über das heutige Aromunische in Griechenland durchgeführt. Das heutige Hauptsiedlungsgebiet der Aromunen liegt bei Saloniki, wo sie größtenteils als wohlhabende Schafzüchter und Landwirte leben. Heute ist das über den ganzen Balkan verstreute Aromunische sehr gefährdet, weil es außer in Rumänien und, im bescheidenen Maße, in der Republik Mazedonien keine staatliche kulturelle Unterstützung erfährt, über keine Schulen, Pressemedien und eigene Kirchen, in denen aromunisch gepredigt wird, verfügt. Da die Aromunen wie die Rumänen griechisch orthodox sind, sieht sich Griechenland nicht in der Pflicht, ihnen eigene Kirchen zur Verfügung zu stellen, da alle Aromunen griechisch sprechen und der griechisch orthodoxe Ritus ihnen ebenfalls vertraut ist.
Der österreichische Autor und Journalist Max Demeter Peyfuss und sein Landsmann, der Journalist und Kulturkritiker Karl-Markus Gauß, haben sich ebenfalls für das Aromunische stark gemacht und vehement vor dessen Verschwinden gewarnt. Gauß zählt die Aromunen sogar zu den „sterbenden Europäern“. In seinem Aufsehen erregenden Buch „Die sterbenden Europäer. Unterwegs zu den Sepharden von Sarajevo, Gottscheer Deutschen, Arbereshe, Sorben und Aromunen“, erschienen im Zsolnay-Verlag Wien 2001 widmet er den Aromunen ein ganzes Kapitel „Die verschwundene Nation – unter den Aromunen Mazedoniens“.
Dass dies niemals der Fall sein soll – von wegen verschwundene Nation – dafür hofft die aromunische Autorin Kira Iorgoveanu Mansu auch das Internationale PEN Club-Zentrum der Exilschriftsteller, Sektion deutschsprachige Länder, sensibilisieren zu können,in dem sie bei der Mitgliederversammlung von 15.-17.04 l.J.in Friedrichroda bei Gotha aufgenommen wurde. Mansu wurde 1948 in der Dobrudscha im rumänischen Schwarzmeergebiet geboren. Sie beendete die Philologiefakultät für romanische Sprachen in Bukarest und arbeitete danach als Lektorin im Bukarester Minerva-Verlag bis 1986, als sie an die Universität Freiburg im Breisgau als Dozentin für aromunische Sprache und Kultur kam. Sie ist Sekretärin der Union für aromunische Sprache und Kultur und Redakteurin der aromunischen Zeitschrift „Sborlu a nostru“ („Unser Flug“). Zurzeit lebt sie in Frankfurt am Main und arbeitet für eine holländische Gesellschaft.
Foto: Aromunisches Paar in ihrer Volkstracht.
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