Das Zeidner Schulfest feierte 150-jähriges Jubiläum
04.10.24
Auch andere stattgefundene Ereignisse im Blick des diesjährigen Begegnung
Nach dem zweiten Großen Sachsentreffen das vom 2.- 4. August l.J. in Hermannstadt unter großer Beteiligung stattgefunden hat und an dem sich tausende ehemalige Landsleute die heute außer in Siebenbürgen in Deutschland, Österreich, Kanada, den USA, Australien und sonstwo leben, fanden mehrere Treffen in den hiesigen Heimatgemeinden statt. Die sechste Begegnung der Zeidner die vom 7.-8. Augst da stattgefunden hat, während der auch wieder ein Arbeitscamp, das siebente organisiert worden ist, war zwei besonderen Ereignissen gewidmet worden, und zwar dem 150. Jubiläum des Schulfestes das auf Initiative vom damaligen Ortspfarrer J. Dück am 7. Juni 1874 als „Fest der Evangelischen Volksschule“ zum ersten Mal im Maigarten stattgefunden hat, und dem Abschluß der Außenrestaurierungsarbeiten an der Kirchenburg und dem Kirchturm der nun in neuem Aussehen weiterhin die Stadt beherrscht.
Die Geschichte dieses Festes und dem Kontext in dem dieses stattgefunden hat entnehmen wir leicht gekürzt der Publikation der HOG „zeidner gruß“ die von Helmuth Mieskes darin veröffentlicht wurde, mit dem Einvernehmen des Autoren.
Viele Brauchtumsfeste ab 1850
Und so fing man an, besonderes in den größeren Städten und Marktflecken Siebenbürgens wirkungsvoll gegenzusteuern und fortschrittliche Ideen zu entwickeln, um „das schöne Erbgut unserer Vorfahren mit neuen Elementen zu beleben“ - getreu dem Spruch :“Bewahrt was noch zu bewahren ist an Bräuchen, und führet wieder ein , was in jüngster Zeit verloren gegangen ist, veredelt es , wo es möglich ist.“ Er war in den 1850er Jahren in einem siebenbürgisch-sächsischen Kalender erschienen. Anscheinend war das „Feste feiern“ damals eines dieser Elemente, das von der Bevölkerung auserkoren wurde, dauerhaft mit viel Enthusiasmus und neuen Ideen belebt zu werden. Als Ausdruck eines lebendigen sächsischen Brauchtums fing man an, besonderes ab 1840 in den meisten siebenbürgischen Städten, Marktflecken und Dörfern das ganze Jahr hindurch historische Brauchtumsfeste, ja richtige Wald-, Schul- und Volksfeste zu feiern.
1874 war es dann auch in Zeiden soweit
Was sich in Hermannstadt (1865) und Kronstadt als Majalisfest, in Schäßburg als Skopationsfest, in Heltau (1840), Kronstadt und Leschkirch als Grigorifest, in Kronstadt später (30. August 1845) als Honterusfest und in kleineren Dörfern als Blasi-, Johannis- sowie Peter- und Pauls-Fest etablierte, feierte man in Zeiden erstmals 1874 als einfaches Schulfest. Ursprünglich waren diese Geselligkeitsfeste von dem siebenbürgisch-sächsischen Humanisten Stephan Ludwig Roth als Turnfeste mit anschließender Tanzveranstaltung gedacht. Sie sollten besonderes die Jugend - um die er sich als umsichtiger und fortschrittlicher Pädagoge sorgte – verstärkt zu Leibesübungen heranziehen.
Doch das Zeidner Schulfest, das im Jahr 1874 zum ersten Mai im Maigarten stattfand, hatte sich als reine Schulveranstaltung an das Honterusfest in Kronstadt (seit 1845 ein Sommerfest der Gymnasiasten) angelehnt. Dabei ging man beim „Fest der Schüler“ in Zeiden, das in der Regel Ende Mai bzw. Anfang Juni stattfand, anfangs eigene Wege und entwickelte einen besonderen Festcharakter, der diesem Schulfest im Verlauf der Jahrzehnte bis 1989 (von der geschichtlich bedingten Unterbrechungen abgesehen) ein ganz eigenes Gepräge gab.
Heute heißt es „Zilele Codlei – Kronenfest“
Heuer feiert das einstige Schulfest sein 150-jähriges Jubiläum. Seit 2000 findet es in einer veränderten Form als Stadtfest statt und heißt seit 2007 „Zilele Codlei – Kronenfest“. Es wird ausschließlich von den Lokalbehörden des Munizipiums Zeiden sowie dem Zeidner Kulturhaus ausgerichtet und von der rumänischen Einwohnerschaft, vor allem von den Jüngeren, mit großer Begeisterung angenommen. Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung nach 1989 und der geringen Zahl der noch in Zeiden lebenden Sachsen ist es nur allzu verständlich, dass dieses neue Stadtfest nicht mehr als Ausdruck des Brauchtums der Zeidner Sachsen gefeiert werden kann. Noch wird es in der Öffentlichkeit als Weiterführung sächsischer Tradition - freilich mit neuem Namen – beworben, doch das eigentliche Zeidner Schulfest bleibt für uns Zeidner Sachsen Geschichte. Das müssen wir uns im Jubiläumsjahr eingestehen. Denen, die diese Veranstaltung noch vor 1990 erlebt oder sogar selbst dabei mitgewirkt haben, bleibt nur die Erinnerung an jene unvergeßlichen und unbeschwerten Stunden „im Schulfest“.
Weitere Ergänzungen
Zu den Erinnerungen ans Schulfest gehören der Treffpunkt an der Deutschen Schule in der Marktgasse. Am Festumzug beteiligten sich die Freiwillige Feuerwehr, Kindergartenkinder, Grundschüler,Jugendliche, Lehrerschaft, Blaskapelle, Männer-, Jugend- und Frauenchor, Volkstanzgruppen. Beim ersten Schulfest am 7. Juni 1874 setzte ein Gewitter schnell diesem ein Ende. Beim dritten Schulfest am 18. Juni 1876 stand eine Festhalle zur Verfügung die gebaut worden war, ein Pavillon und ein frisch gestochener Wunderkreis auf dem Gelände des Schulfestplatzes. 1884 wird ein Schulfestfonds gegründet um die Kosten bestreiten zu können. 1899 wird ein neuer Schulfestplatz von Mitgliedern des Verschönerungsvereins unterhalb des Zeidner Berges angelegt und mit Lindenbäumen bepflanzt. 1945 musste der Verschönerungsverein seine Tätigkeit einstellen, das Schulfest konnte nicht mehr unter der gewohnten Form begangen werden. 1955 wurde die Freiwillige Feuerwehr wieder gegründet und organisierte 1957 auf dem Schulfestplatz, das Feuerwehrfest. Ab 1969 wird wieder ein traditionelles Volksfest genehmigt. In gleichem Jahr wird auch der Wunderkreis auf dem Schulfestplatz rekonstruiert. Das letzte traditionelle Schul- Kronenfest der sächsischen Bewohner findet 1989 statt. Statt dem einstigen Schulfest wird ab 2004 ein Stadtfest für die gesamte Bevölkerung organisiert von dem Kulturhaus und der Ortsleitung. Heuer wurde das Schul- und Kronenfest anläßlich des 150. Jubiläums gefeiert im Rahmen der 6. Zeidner Begegnung am 7. und 8. August. Udo Buhn stellte im Rahmen seines Vortrages am Nachmittag des ersten Begegnungstages die wechselvolle Geschichte des Schulfestes in seiner Dokumentation vor.
Rückblick auf einige weitere Ereignisse der neueren Geschichte
Unter Leitung von Pfarrer Dieter Georg Barthmes wurde 1974 der Frauenchor neu gegründet. Auch eine neue Jugendtanzgruppe unter Leitung von Hannelore Schuster ist da zu verzeichnen. Im gleichen Jahre wird die Zeidner Blasmusik geleitet von Günther Schromm mit dem Orden „Kulturelle Verdienste“ ausgezeichnet. Das Gitarrenkränzchen unter der Leitung von Effi Stamm-Kaufmes unternimmt unter der Leitung der Bürgermeisterin der Stadt Margarethe Kraus die seit 1972 ins Amt ernannt worden war, eine Tournee durch Oberösterreich. Zwölf Jahre später wird Margarethe Krauss dann ihres Amtes enthoben und zur Vizebürgermeisterin ernannt.
Im Jahre 1984 wird die Regionalgruppe der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften in Deutschland auf Initiative von Balduin Herter in Crailsheim gegründet der die Burzenländer Heimatgemeinschaften, auch die Zeidner beitraten. Vor zehn Jahren 2014 fand im Rahmen der 4. Zeidner Begenung die Wiedereinweihung der renovierten Prause-Barockorgel statt. Die Festpredigt hielt Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli,Dechant des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirkes A.B. Seit 1994 wurde die pfarramtliche Betreuung der evangelischen Kirchengemeinde von Heldsdorf der Zeidner Kirchengemeinde zugeordnet. Somit ist Pfarrer Danielis Mare zuständig für die beiden Kirchengemeinden die am Jahresende 2023, 364 bzw. 135 Seelen zählten, feste geschlossene Gemeinschaften bilden. Im nächsten Jahr, wird die Zeidner Kirchengemeinde und die HOG aus Deutschland das hiesige Sachsentreffen am 19.- 20. September organisieren. Dieses auch mit Unterstützung der Lokalbehörden. Bis dahin treffen sich die Zeidner bei ihrer bevorstehenden 25. Begegnung im November in Deutschland. Tradition und Brauchtum werden von den Zeidnern gepflegt und fortgeführt.
Dieter Drotleff
Foto: Eine Besonderheit des Schulfestes war der Aufmarsch im Wunderkreis.
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