Degen eines Partisanen durch Zufall gefunden
04.11.22
Treffpunkt damaliger Widerstandskämpfer auch in ehemaliger Konditorei
Eine bedeutende Rolle in dem rumänischen Widerstandskampf nach dem Zweiten Weltkrieg als das Land unter kommunistische Herrschaft gelangte, spielten die Partisanen die sich vor allem in die Gebirgsmassive, besonderes dem Fogarascher Gebirge verschanzten um den Kampf gegen die neuen Machthaber fortzuführen. Diesen haben sich vor allem ehemalige Intellektuelle, Schüler, Studenten, Offiziere, Geistliche, Legionäre angeschlossen die Unterstützung bei der Bevölkerung, besonders den Bauern der Dörfer aus der Gebirgsgegend fanden. Diese waren in Gruppen organisiert, waren bewaffnet da sie die vor 1944 in Besitz befindlichen Waffen versteckt und nicht abgegeben hatten. Der Begriff als Partisanen wurde angeeignet auch von Kämpfern anderer Länder die sich im Gebirgen verschanzt hatten und bewaffnete Aktionen vor allem gegen die Sicherheitsorgane, der Securitate, vornahmen. Auch Angehörige der ehemaligen Eisernen Garde die im Januar 1941 verboten wurde, haben sich dann diesen Widerstandskämpfern angeschlossen. Unterstützung fanden die Partisanen nicht nur von den Sympathisanten aus dem Inland, sondern auch von denen die sich im Ausland abgesetzt hatten. Besonderes aktiv waren diese Partisanengruppen auf den Nord- und Südhängen im Fogarascher Massiv wo sie zwischen 1948 bis 1956 sich zahlreichen Kämpfen mit Einheiten der Securitate stellten. Aber auch in anderen Landesgebieten besonders in den Bergen Siebenbürgens und des Banats, in den Ostkarpaten um Vrancea und Neam] hatten sich derartige Gruppierungen gebildet. Den Partisanen hatten sich auch viele griechisch-katholische Pfarrer angeschlossen nach dem diese Konfession 1948 verboten worden ist, sämtliches kirchliches Eigentum der orthodoxen Landekirche übertragen wurde, gegen die Leitung dieser Konfession angezettelte Scheinprozesse diese zu schweren Haftstrafen verurteilt wurden. Eine Sondereinsatztruppe der Securitate wurde gegründet die mit der Bekämpfung der Partisanen beauftragt worden war. Als Kind wurde ich selbst Zeuge als eine Kolonne von etwa 60 Militärfahrzeugen durch Zernescht in Richtung Plaiul Foii fuhr, die dabei transportierten Truppen über die Ciuma ins Fogarscher Gebirge aufsteigen sollten um die Verfolgung der Partisanen aufzunehmen.
Ungewöhnliche Orte von Zusammenkünften
Einen Treffpunkt der Widerstandskämpfer gab es sogar im Stadtzentrum von Fogarasch, in der Konditorei Embacher deren Eigentümer einen großen Bekanntheitsgrad in der Stadt hatte, und auch heute noch unter diesem Namen bekannt ist. Dessen Schwiegersohn war Hauptmann der königlichen rumänischen Armee Sabin Mare, und war ein überzeugter Unterstützer der Partisanen. Begegnungen mit deren Vertretern gab es nicht nur im Gebirge, sondern einschließlich in Hinterräumen des Gebäudes in dem sich die Konditorei befand, in anderen Tarnwohnungen. Hier traf er sich u.a. mit Ion Gavrila Ogoranu, Ioan Chiujdea, Andrei Hasu leitende Widerstandskämpfer. Da wurden vorübergehend auch verschiede Waffen untergebracht bis sie weiter an die Gruppierungen der Widerstandskämpfer geliefert wurden. Auch bot er diesen wichtige strategische Informationen, Geld, einschließlich eine tragbare Mühle um Mais für deren Nahrung mahlen zu können. Sabin Mare war es gelungen vor dem Umsturz sich in Westen abzusetzen wo er dann von da bestehenden Geheimagenturen angeworben wurde u.a. für die in den Jahren 1951 - 1953 stattgefundenen Aktionen als westliche Fallschirmjäger in Rumänien abgesetzt worden sind, um die weiteren gegen die neuen Machthaber aus dem Westen eingeleiteten Aktionen, zu unterstützen. Die daran beteiligten Agenten wurden in Ausbildungslagern in den USA und Westdeutschland instruiert. Hauptmann Sabin Mare wurde einer Gruppe zugeteilt in der sich auch Gavrila Pop und Ilie Rada befanden, beide ebenfalls ehemalige Angehörige de königlichen Armee. Letzterer wurde als Unterleutnant in die Securitate eingeschleust und wurde beauftragt bedeutende Akten der Securitate gemeinsam mit Hauptmann Elekes Tamas nach Bukarest zu schaffen. Doch ist es ihnen gelungen mit einem Flugzeug sich in Belgrad abzusetzen wo sie in der US Botschaft Zuflucht fanden und über diese Akten Auskunft gaben.
Hauptmann Sabin Mare wurde im Fogarascher Gebiet Anfang der fünfziger Jahre wieder eingeschleust wo er die Verbindung mit Gavril² Ogoranu aufnehmen sollte, doch war das nicht mehr möglich, da zahlreiche Partisanen verhaften worden waren und an den Donau-Schwarz-Meer-Kanal deportiert worden sind. Mehrere Securitatetruppen kamen zum Einsatz um ihn und eventuelle weitere Widerstandskämpfer aufzuspüren. Um sicher zu gehen nicht aufgefunden zu werden, trennten sich diese. Sabin Mare wurde dann in einem Kornfeld tot aufgefunden. Er hatte sich das Leben durch einen Kopfschuß genommen um nicht gefangen zu werden. Das Gebäude das die ehemalige Konditorei beherbergte und Familie Embacher gehörte, wurde im Laufe dieses Jahres einem hiesigen Unternehmer verkauft der an dessen Sanierung ging. Die ehemalige Konditorei wurde nach alten Plänen naturgetreu restauriert, doch nun als Gaststätte eingerichtet. Nach Jahrzehnten gibt das Gebäude nun doch noch einige Geheimnisse aus den Jahren der Partisanenkämpfe preis. In einem engen Flur unter einer Stiege wurde mit anderen abgestellten unbrauchbaren Gegenständen ein Degen gefunden. Nach eingehenden Ermittelungen und Archivfotos mit Sabin Mare konnte auch von Fachleuten festgestellt werden, dass es sich um den Paradedegen des Hauptmannes handelt. Dieser wurde fachkundig, naturgetreu restauriert und soll als besonderes Exponat zur Schau in dem Restaurant ausgestellt werden.
Hauptmann Sabin Mare mit dem Flugzeug abgesetzt
Wie schon betont, wurden aus dem Westen Europas Agenten in den Gebieten Rumäniens abgesetzt die Widerstandsaktionen einleiteten, und unterstützen. Mit einem Flugzeug in dem sich zwei derartige Gruppen befanden doch nicht die einen von den anderen informiert über ihre Aufgaben waren, wurde in den Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1953 die Gruppe der Hauptmann Sabin Mare, Gavrila Pop und Ilie Rada angehörten, über dem Fogarascher Massiv abgesetzt. Dieses Fallschirmkommando trug den Codenamen „Die Söhne des Vaterlandes“. Der Gruppe stand Sabin Mare vor. Jedes Mitglied hatte ganz bestimme Aufträge zu erfüllen und sie waren auch mit den erforderlichen Funkgeräten ausgerüstet. Karl-Heinz Brenndörfer hat in seinem 2005 in Stuttgart erschienen Band „Banditen, Spione oder Helden?“ sich dem bewaffneten antikommunistischen Widerstand in Rumänien zwischen den Jahren 1948 – 1962 gewidmet, ist dem Einsatz der Partisanen nachgegangen. Seine Dokumentation baut auf die Ausführungen von Ion Gavrila Ogoranu, bezieht sich darin auch auf den Hauptmann Sabin Mare der seinen Tod da fand und der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. War es Selbstmord oder wurde er von einem Mitglied der Gruppe der er angehörte, erschossen. Sabin Mare war in die Familie Embacher durch die Heirat mit der Tochter des Konditors getreten die im Januar 1945 so wie tausende deutsche Landesbewohner zur Zwangsarbeit in die UdSSR auch deportiert werden sollte. Sabin Mare schloß eine Scheinehe mit der Konditortochter ab und konnte diese noch im letzten Augenblock von dem abfahrenden Zug in Fogarasch retten und einige Monate in der Kaserne unterbringen. Konditor Embacher stammte nicht aus Siebenbürgen. Er war aus Wien eingewandert, hatte in Fogarasch in den Zwischenkriegsjahren eine Konditorei und Bäckerei gegründet die sich bald großen Ansehens erfreute und wurde sogar zu einem der Hoflieferanten des rumänischen Königshauses.
Sabin Mare konnte sehr nützliche Informationen auskundschaften besonders was die Truppen der Securitate betraf die gegen die Partisanen eingesetzt werden sollten. In Fogarasch bildete sich sogar eine antikommunistische Organisation des Militärs die Verbindungen zu gleichgesinnten Militärangehörigen aus anderen Kasernen aufnehmen konnte. Unter den Verhafteten befanden sich auch drei Verbindungsleute von Hauptmann Sabin Mare. Diese wurde 1953 in einem Schauprozeß in Bukarest zum Tode verurteilt. Einer seiner Kollegen aus der Gruppe mit der er in dem Jahr 1953 abgesetzt worden war, Ilie Rada, wurde in dem Prozess nicht zitiert und konnte sich später nach Frankreich absetzen. Daher auch die Vermutungen die aufkamen, dass Sabin Mare von Rada erschossen worden sei und nicht Selbstmord begangen habe.
Die Partisanengruppen die in Rumänien aktiv waren, freuten sich der Unterstützung der Organisationen der in Exil befindlichen Landsleuten, die nach dem 23. August 1944 sich im Ausland abgesetzt hatten. Als bedeutendste Organisation kann das Rumänische Nationalkomitee betrachtet werden das sich am 10. Mai 1949 in Paris gegründet hatte. Als seine Aufgaben betrachtete dieses, die Interessen des rumänischen Volkes zu wahren bis zu seiner Befreiung von den neuen Machthabern. Was allerdings erst 1989 mit dem Sturz des Diktators eintreffen sollte. Das Komitee sollte sich einsetzen für die Wiedereinführung der demokratischen Voraussetzungen, die Auslandsrumänen zu unterstützen und diese zu vereinen. Auch sollte eine Bindung zu den Vertretern der ehemaligen historischen Parteien geschaffen werden die ins Ausland geflüchtet waren. Die ersten Vertreter die sich dem Rumänischen Nationalkomitee anschlossen, waren die der Nationalen Bauernpartei. Eine zweite Gruppe die im Westen aktiv wurde, waren ehemalige Legionäre. Diese wurden nicht ins Nationalkomitee aufgenommen, doch es kam zu einer Zusammenarbeit. Schließlich waren es ehemalige Militärangehörige aus dem rumänischen Diplomatendienst die sich als Unterstützer des Rumänischen Nationalkomitees erwiesen. Dabei waren es die westlichen Geheimdienste die Mitarbeiter unter diesen fanden, als Agenten ausbildeten um in Rumänien abgesetzt zu werden und den Partisanen Unterstützung zu bieten,wie es auch mit Hauptmann Sabin Mare dann geschah.
Dieter Drotleff
Hauptmann Sabin Mare in der Uniform mit Degen der ehemaligen königlichen Armee. Foto: Archiv
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