Deportation und Schicksale
05.08.10
Thematisches Symposium in Fogarasch und Sâmbata
Der antikommunistische Kampf in den Jahren der Diktatur, die Partisanenkämpfe im Fogarascher Gebirge und die Deportation der deutschen Angehörigen zur Zwangsarbeit in die ehemalige Sowjetunion waren Themen einer internationalen, wissenschaftlichen Tagung vom 22. - 27. Juli 2010, in der Akademie Constantin Brâncoveanu im orthodoxen Kloster von Sâmbata de Sus und in der Festung von Fogarasch. Daran beteiligten sich ehemalige politische Häftlinge, Nachkommen der Partisanenkämpfer und der Deportierten. Gezielt hatten die Organisatoren diese, sowie Forscher aus Bulgarien (Universität Veliko Tarnovo), Deutschland (Technische Universität Dresden und Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) und Rumänien eingeladen um aus unterschiedlicher Sicht diese Fakten und Ereignisse zu analysieren. Zu den Organisatoren aus Rumänien zählten die Negru Voda-Stiftung von Fogarasch, der Landesrat für die Erforschung der Securitate Archive (CNSAS), die Kronstädter Transilvania-Universität, das Institut für die Erforschung der Verbrechen des Kommunismus, das Museum des Fogarascher Landes, die Konrad Adenauer-Stiftung. Im Sitz der Negru Voda-Stiftung wurde auch eine Dokumentarausstellung mit Securitate-Akten aus dem CNSAS-Archiv eröffnet die sich auf die Deportation, konkret auf die Situation in Fogarasch im Januar 1945 beziehen.
Eine allgemeine Übersicht über antikommunistischen Widerstand, Partisanenkämpfe, Deportation bot der Vorsitzende des Landesverbandes ehemaliger politischer Häftlinge, Octavian Bjoza der über diese Situationen auch in den anderen Ländern Südosteuropas gut informiert ist. Kürzlich fand in Kronstadt das internationale Treffen der Verbände ehemaliger politischer Häftlinge statt. Er bezog sich in ergreifenden Worten auf die Situation der deutschen Angehörigen aus Rumänien die im Januar 1945 deportiert worden sind, unter unmenschlichen Bedingungen in Gruben arbeiteten, viele dieser Opfer dieses Willküraktes wurden. Auch bedauerte er es, dass die Zahl der Überlebenden von Jahr zu Jahr schwindet, und auch dass Ada Teutsch, Leiterin des Kronstädter Verbandes ehemaliger Russlanddeportierter nicht bei diesem Symposium anwesend sein konnte.
Ein diesbezügliches Rundtischgespräch das von Hannelore Baier laut Programm hätte moderiert werden sollen, ist ausgefallen da die Organisatoren nicht mehr die genaue Absprache über deren Teilnahme gemacht hatten, so dass am Samstagvormittag statt am Nachmittag, drei Berichterstatter zu dem Thema Stellung nahmen. Gabriele Nagel, eine Fogarascherin die heute in Konstanz lebt sprach anschaulich u.a. über die Sammelstelle in der Stadt in einer Kaserne wo die Betroffenen zusammengebracht wurden bis sie dann in Viehwaggons verladen und mit unbekannten Ziel abtransportiert wurden. Geschichtslehrer Hermann Fleischer bot eine gute, umfassende Dokumentation über die Voraussetzungen, die internationalen Hintergründe die zu der Deportation der deutschen Angehörigen nicht nur aus Rumänien geführt haben. Friederike Pall aus Großschenk berichtete über den konkreten Vorgang im Januar 1945 in dieser Gemeinde als der Dorftrommler die Leute zusammen rief um im Rathaus vorstellig zu werden. Die drei Referenten sind nur indirekt Betroffene und berichteten durch die Überlieferung die sie von ihren Eltern mitbekommen haben, oder aus Dokumenten und Schriften die nach der politischen Wende von 1989 zugänglich wurden. Das Thema der Deportation benötigt weiterhin Klärung durch die Forscher.
Dieter Drotleff
Foto 1: Das Museum des Fogarascher Landes war an einem der Tage auch Gastgeber des Symposiums das vom 22. - 27. Juli im Kloster von Sâmbata de Sus organisiert worden ist. Zum Thema „Deportationen und Schicksale“ wurden mehrere Referate von in- und ausländischen Gästen präsentiert. Hauptveranstalter war die Negru Voda-Stiftung von Fogarasch in deren Sitz auch eine Ausstellung zur Deportation im Januar 1945, eröffnet wurde.
Foto 2: Hermann Fleischer (links) und Florentin Olteanu, Vorsitzender der Negru Voda-Stiftung.
Fotos: der Verfasser
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