„Der poetische Reiz der Intellektualität“
07.04.11
Leseabend mit Caius Dobrescu und Gerhardt Csejka
Die diesjährige Kronstädter Germanistik-Tagung beinhaltete im Rahmenprogramm, wie in den Vorjahren, auch eine Lesung. Diesmal hatten die Tagungsteilnehmer die Gelegenheit einen der bekanntesten Vertreter der so genannten 80-er Generation der rumänischen Literatur, Caius Dobrescu, persönlich kennenzulernen. Aus Deutschland angereist war der Herausgeber und Essayist Gerhardt Csejka, dem 2009 als Übersetzer, zusammen mit Dobrescu. der Preis der Stadt Münster für Europäische Poesie für Dobrescus Gedichtband „Ode an die freie Unternehmung“ zugesprochen wurde.
Dr. Carmen Puchianu begrüßte als Gastgeberin und Initiatorin dieser Lesung die beiden Gäste und stellte sie den Zuhörern kurz vor. Caius Dobrescu, gebürtiger Kronstädter, ist ein Schriftsteller der durch seine Lyrik, Romane und Essays zu den originellsten rumänischen Autoren gehört. Seine jüngste Veröffentlichung - der Versroman „Euromorphikon“ – überraschte die rumänische Literaturszene und könnte dieselbe Wirkung auch international erzielen - wenn es eine entsprechende Übersetzung/Nachdichtung in eine Weltsprache geben würde. Diese Vermittler-Rolle zwischen rumänischer Literatur und deutschsprachige Lesern spielt seit Jahren mit beachtlichem Erfolg der aus dem Banat stammende, heute in Frankfurt am Main lebende Übersetzer Gerhardt Csejka. Ihm ist es zu verdanken, dass so bekannte Namen wie Mircea Eliade oder Mircea Cartarescu auch dem deutschen Leser zugänglich sind. Falls sich für „Euromorphikon“ ein passender deutscher Verlag finden lässt, so ist Csejka bereit, dieses Werk von Dobrescu zu übersetzen, konnte während der Lesung erfahren werden.
Dobrescu und Csejka lasen auf Rumänisch und Deutsch einige der 34 Oden aus „Ode an die freie Unternehmung“. Anschließend wurde weniger über Dobrescus Lyrik an und für sich gesprochen (dem Autor sei es gelungen, den poetischen Reiz der Intellektualität hervorzuheben, so Csejka), sondern eher über das Zusammentreffen und die Zusammenarbeit der Beiden, die übrigens rund zwei Jahrzehnte Altersunterschied trennen. Csejka sagte, dass die Übersetzungsarbeit im Falle der Oden von Dobrescu mehr Freude als Schwierigkeiten bereitet hätte. Inzwischen sei man sich auch persönlich näher gekommen, so dass durchaus auch Weiteres von Dobrescu in Csejkas deutsche Übertragung denkbar ist, zumal der ehemalige „Neue Literatur“-Redakteur das literarische Schaffen von Caius Dobrescu als sehr gut und übersetzungswert einschätzt.
Caius Dobrescu antwortete auf die an ihn gerichteten Fragen auf Deutsch – eine Sprache die er erst spät lernte, mit 22 Jahren, in Verbindung mit einem damaligen Studienstipendium in Österreich. Für ihn habe die Versform durchaus auch heute eine „epische Macht“, wie in der Antike oder Klassik. Bei den Oden habe er versucht, in Bildern, viele der Pflanzenwelt entnommen, etwas von der Vielfalt und auch Widersprüchlichkeit von dem was wir allgemein unter „Entwicklung“ verstehen, den Lesern vor Augen zu führen. Dabei erscheint das Wachstum durchaus zwiespältig, mal grotesk-chaotisch, mal faszinierend-harmonisch.
Ralf Sudrigian
Caius Dobrescu (links) und Gerhardt Csejka während ihrer gemeinsamen Lesung in Kronstadt.
Foto: der Verfasser
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