Der Stifter des Presbyterialgartens
23.02.24
Senator Friedrich Honigberger (9.Mai 1806 – 4. Januar 1877)
Über das Leben von Friedrich Honigberger ist nicht viel bekannt. Er war das 7. Kind des Kürschners Michael Honigberger. Ein Onkel und ein Bruder waren auch Kürschnermeister, ein UrururGroßvater war Ratsherr und Senator. Über seine berufliche Entwicklung informiert uns Friedrich Stenner in seinem Werk: „Die Beamten der Stadt Kronstadt von Anfang der städtischen Verwaltung bis auf die Gegenwart“ aus dem Jahr 1916, da steht folgendes über ihn:
„Friedrich Honigberger tritt am 24. September 1828 als Honorarius beim Divisorat ein, dann in Besoldung als Pupillen-Amts-Aktuar vom 1. Juni 1833 bis 1840, Gerichtssekretär 1841 bis 1844, Senator 1845 bis 31. April 1859, pensioniert. „
Ein Cousin 2. Grades war der berühmte Leibarzt des Königs von Indien, Johann Martin Honigberger (1795-1869), beerdigt in der Gruft Innere Stadt C9a.
“Der emeritierte Senator Herr Friedrich Honigberger, ist nach längerem Leiden heute nachts verschieden. Der Verstorbene erfreute sich durch sein ruhiges und gewinnendes freundliches Wesen allgemeiner Achtung. Er war ein Bücherfreund und hatte sich eine reichhaltige – wenn vielleicht auch nicht eben sorgfältig zusammengestellte, Bibliothek angelegt, über welche man wiederholt die Mutmaßung aussprechen gehört hat, dass sie dereinst für die hiesige evang. Gymnasialbibliothek bestimmt sei! Möge dem Abgeschiedenen die Erde leicht sein.“
Mit diesen Worten wurde der Tod von Senator Friedrich Honigberger in der Kronstädter Zeitung vom 04. Januar 1877 angezeigt.
In der Kronstädter Zeitung vom 08. Januar des Jahres erschien dann die Anzeige seines Testaments.
Das Testament des Herrn Senators Friedrich Honigberger
„Senator Friedrich Honigberger, dessen unerwartet plötzliches Ableben in der gestrigen Nummer dieser Zeitung mitgeteilt worden, hat sich als treuer sächsischer Bürger seiner Vaterstadt ein unvergängliches Denkmal durch sein am 26. April 1876 verfasstes Testament errichtet, welches gleichzeitig das rege Interesse des vieljährigen eifrigen Förderers unserer evang.-lutherischen Schul- und Kirchenangelegenheiten in glänzender Weise manifestiert, welches daher seinem Hauptinhalte nach in den weitesten Kreisen bekannt zu werden verdient.
Der Testator setzt zum Universal-Erben seines Vermögens, insbesondere seines auf der Postwiese gelegenen Gartens und seines Hauses in der inneren Stadt, Klostergasse Nr. 570, die hiesige evang.-luth. Kirchengemeinde der inneren Stadt mit der Bestimmung ein, dass der Garten zur Benützung der jeweiligen Presbyterialmitglieder zu dienen hat, während der Reinertrag des Hauses unter die Professoren des hiesigen evang. Ober-Gymnasiums und Seminars, als Ajutum bis zur zeitgemäßen Regelung und Aufbesserung erfolgt sein wird, soll von dem Hauserträgnis ein jährlicher Betrag von 400 fl. ö.W. an einen mit guten Schulzeugnissen versehenen, aber aus einer der Ortschaften des Burzenlandes, sobald derselbe nach Kronstadt absolvierten Studien die Höhern Bildungsanstalten als Studierender der Rechte, der Theologie, der Medizin oder Technik bezieht, abwechselnd durch je fünf Jahre, und zwar mit genauer Einhaltung dieser Reihenfolge, - gleichviel ob derselbe seine höhern Studien auch vor Ablauf der fünfjährigen Zeitdauer schon vollendet haben sollte, -als Stipendium erteilt werden, der aus dem Hauserträgnis nach Abzug dieses Stipendiums sich ergebende Überschuss fällt dem evang. Schulbaufonde zu…
Ein braver Mann, in des Wortes schönster Bedeutung, sinkt in dem Verstorbenen in die Grube. – Ehre sei seinem Andenken.“
Kronstädter Zeitung vom 8.01.1877
Dieses Testament hat seiner Familie vermutlich keine große Freude bereitet und ist wohl auch der Grund dafür, dass keine Gedenktafel an seiner Grabstelle zu finden ist. Weder in den aktuellen Friedhofs-Karteikarten, noch in den Grüften gibt es einen Hinweis darauf wo dieser Stifter der Honterusgemeinde bestatten sein könnte. In anderen Grüften unserer Stifter gibt es Tafeln die auf ähnliche Stiftungen hinweisen.
Erst nach langem Suchen in den alten Friedhofsmatrikeln konnte ermittelt werden, dass er in der Gruft B20 beerdigt wurde. Diese Gruft wurde seither mehrfach weiter vergeben, 1892 an die Familie des Fleischhauers Georg Scherg, 1953 an die Familie des Musiklehrers Samuel Biemel und letztendlich 1985 an die Familie Tampa. Es wäre interessant zu wissen, welche Namen auf der Grabtafel, die von der Familie Biemel verdeckt wurde, stehen. Gleichfalls wäre es schön, wenn auch nach bald 150 Jahren, eine Tafel darauf hinweisen würde, dass der Spender Friedrich Honigberger hier seine ewige Ruhe gefunden hat, so wie das auch bei anderen Spendern der Fall ist.
Der Garten oberhalb der Postwiese hat im Laufe der Jahre den Namen Presbyterialgarten erhalten. In diesem Garten stand auch ein Lusthaus. In dieser Laube hat Maximilian Moltke 1846 das Siebenbürgenlied gedichtet. Dort wurde auf Anregung vom Lehrer Fritz Reimesch 1898 ein Moltke-Gedenkzimmer eingerichtet. Der Sohn des Dichters Siegfried Moltke hatte zu diesem Zweck Gegenstände, Schriften und Bilder gestiftet.
Der Garten wurde 2004 von der Honterusgemeinde gewinnbringend verkauft und der Erlös war zur Renovierung des heutigen Amtsgebäudes der Honterusgemeinde Marktplatz 17, das „Blaue Haus“ bestimmt. Vom Moltkehaus war um diese Zeit nichts mehr zu sehen als ein paar Reste eines Fundaments.
Die Erklärung betreffend das Haus in der Klostergasse Nr. 570 finden wir im Band Nr. 12 „Das Gesundheitswesen in Kronstadt in den Jahren 1897 und 1898“ von Dr. Eduard Gusbeth. Hier der stark gekürzte Text: “In der Klostergasse wurde vom Papierfabrikanten Martin Copony das Stockhohe Eckhaus Nr. 22 mit dem oberhalb angrenzenden ebenso hohen Hause Nr. 20, welche beiden Häuser früher sehr baufällig waren…zu einem Gebäude vereinigt. Mit diesen beiden alten Häusern hatte es folgende Bewandtnis – Martin Copony hatte das Eckhaus schon vor vielen Jahren vom Obersten Thielemann angekauft, das Haus Nr. 20 aber war vom Senator Friedrich Honigberger (gest. im 70 Lebensjahre am 3. Januar 1877) der ev.-sächs. Gemeinde ohne jede Einschränkung vermacht und ist dann am 16. April 1898 von der ev.-sächs. Gemeindevertretung dem Copony für seinen Angebot von 14.014 fl. überlassen worden...“
Gusbeth GW 1897 – 1898
Der Verkauf dieses Hauses wird im “26. Bericht der ev. Stadtpfarrgemeinde A.B. in Kronstadt über die Jahre 1898 bis 1915“ im Kapitel „Veränderungen im Gemeindebesitz“ erwähnt. Der Verkaufspreis war 28.028 Kronen. Er hat in der Amtszeit des Stadtpfarrers Franz Obert stattgefunden.
“Auf dem Friedhofe waren alle Vereine anwesend, der Feuerwehr-, Turner,- Gesangs-Verein usw. Er hatte 8 verschiedenen Vereinen Legate von je 100 Gulden ö. W. hinterlassen. Sein vernünftiges Vermächtnis hat alles was er während seiner Lebenszeit versäumt hat reichlich wieder gut gemacht und wird hoffentlich dazu beitragen helfen, unsere Schulanstalten zu fördern und zu heben. Dr. Eduard Gusbeth.
Grabstelle IS Gruft B20
Peter Simon
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
01.11.24
Interview mit Edith Schlandt anlässlich ihres 80 jährigen Geburtstags
[mehr...]
25.10.24
Abschluss der Restaurierungsaktion im Rahmen der Vortragsreihe „Kulturerbe hautnah“ öffentlich vorgestellt
[mehr...]