Deutschordensburg und Ackerbauschule
25.10.24
Marienburg im Burzenland hat seit Kurzem ein amtlich bestätigtes Ortswappen/Von Wolfgang Wittstock
In der Burzenländer Gemeinde Marienburg/Feldioara/Földvár kann man mancherorts noch das traditionelle Ortswappen sehen: beispielsweise über dem Westportal des südlichen Seitenschiffes der evangelischen Kirche und in dieser Kirche auf dem Prospekt der historischen, über dem Altar befindlichen Prause-Orgel, ferner als Relief an einer Seitenfassade des Studentendenkmals, das an die Schlacht erinnert, in der die Kronstädter unter ihrem Stadtrichter Michael Weiß am 16. Oktober 1612 bei Marienburg dem siebenbürgischen Fürsten Gabriel Báthory entgegengetreten waren, während das gleiche Wappen als Bestandteil der Wandmalerei im Inneren des Denkmals eigentlich nicht mehr identifizierbar und nur noch auf historischen Aufnahmen zu sehen ist. Dieses historische Marienburger Wappen zeigt eine Burg mit drei zinnenbewehrten Türmen und einem offenen Burgtor. Es heißt, dass die drei Türme für die drei Dörfer stehen, die im Mittelalter zum Marienburger Gerichtssprengel gehört haben: Heldsdorf/Halchiu, Rothbach/Rotbav und Nußbach/Maierus.
Seit Kurzem hat Marienburg im Burzenland ein amtlich bestätigtes Ortwappen. Es wurde durch den Regierungsbeschluss Nr. 1.099 vom 4. September d.J. genehmigt und ist im Amtsblatt „Monitorul Oficial al României“, Teil 1, Nr. 931 vom 17. September d.J. veröffentlicht worden. Der Text des Regierungsbeschlusses wird durch zwei Anhänge ergänzt: die Reproduktion (bildliche Darstellung) des Wappens sowie die heraldische Beschreibung (Blasonierung) und Begründung der bildlichen Komponenten dieses Wappens. Das neue, offizielle Marienburger Wappen besteht hauptsächlich aus einem viergeteilten Schild in der Form eines auf die Spitze gestellten gleichschenkligen Dreiecks mit abgerundeten Schenkeln, in der Heraldik als alte französische Form oder Franzosenschild bezeichnet.
Das obere rechte Wappenfeld („rechts“ nach den Regeln der Heraldik, aus der Sicht des Wappenträgers betrachtet) zeigt auf blauem Grund eine silberne Burg oder Festung mit drei zinnenbewehrten Türmen. Jeder dieser Türme ist mit einer Schießscharte versehen. Die Burg steht auf einem ebenfalls silbernen Felsen. Es handelt sich bei diesem Bildelement um das alte Marienburger Wappen, was auch in der Wappenbegründung angegeben ist. Ebenfalls hier steht, dass die bildliche Darstellung der Festung die mittelalterliche Marienburg aus dem 13. Jahrhundert repräsentiert.
Das linke obere Feld stellt ein schwarzes Kreuz auf silbernem Grund dar. Es handelt sich laut Wappenbegründung um einen Hinweis auf die Begründer der Marienburg, den Deutschen Ritterorden. Im rechten unteren Feld sind auf silbernem Grund drei einander berührende schwarze Ringe zu sehen, die im Verhältnis 2 zu 1 im oberen bzw. unteren Bereich des Wappenfeldes angeordnet sind. Die Wappenbegründung gibt an, dass es sich um das mittelalterliche Wappen des verwaltungsmäßig zur Gemeinde Marienburg gehörenden Dorfes Rothbach/Rotbav handelt und dass dieses historische Wappen beim Eingang in die Rothbächer Kirchenburg attestiert ist.
Das linke untere Feld zeigt auf rotem Grund ein silbernes, auf einer schwarzen Unterlage ruhendes, zu drei Vierteln sichtbares silbernes Zahnrad, das von einem goldenen, nach oben offenen Ährenkranz umrahmt wird. Laut Wappenbegründung haben wir es hier mit einer symbolischen Darstellung zu tun, die in der Zwischenkriegszeit in Rumänien für die Landwirtschaftsschulen verwendet wurde. Die höhere Ackerbauschule in Marienburg entfaltete ihre Tätigkeit seit dem 19. Jahrhundert und bis in die Zwischenkriegszeit, heißt es in der Wappenbegründung.
Gekrönt wird das neue Wappen von Marienburg durch eine silberne, zinnenbewehrte Mauerkrone mit einem Turm, was darauf hinweist, das Marienburg den Rang einer Gemeinde hat.
Abschließend sei festgestellt, dass in dem hier beschriebenen neuen, offiziell genehmigten Wappen die Geschichte und die heraldischen Traditionen der Burzenländer Ortschaften Marienburg und Rothbach Berücksichtigung gefunden haben, was mit Genugtuung vermerkt werden kann. Festgestellt sei auch, dass unseres Wissens inzwischen sämtliche durch ihre siebenbürgisch-sächsische Geschichte geprägten Ortschaften des Burzenlandes, die eine eigenständige Verwaltung besitzen, über per Regierungsbeschluss genehmigte offizielle Wappen verfügen – mit zwei Ausnahmen: Neustadt/Cristian und Wolkendorf/Vulcan.
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