Die Berge entdecken
21.04.11
Eine Ausstellung im Schülerclub des Honteruslyzeums
„Wiederbeleben des Berggeistes“ ist der Aufruf, der auch als Titel gelten kann, einer Ausstellung mit zahlreichen (rund hundert) Fotos und Abbildungen die in den zwei geräumigen Sälen im Untergeschoss des Honteruslyzeums (A-Gebäude) zu sehen sind. Hier, im Schülerclub, können die Honterianer einen kleinen Einblick in die faszinierende und so vielseitige Welt der Berge gewinnen. Manche kennen etwas davon aus Ausflügen, Büchern, Filmen, Schulstunden. Andere sind vor allem auf andere Hobbys und Unterhaltungsmöglichkeiten ausgerichtet und sind kaum im Gebirge gewandert, denn das setzt, neben etwas Zeit und Geld, auch eine gewisse körperliche Anstrengung voraus, wie auch Kameraden die mitmachen.
Mathelehrer Mihai Pârvulescu hatte die Initiative, Schulunterricht mit Ausflügen, Mathe mit Sport und Musik zusammenzubringen. Als SKV-Mitglied wollte er auch auf die beispielhafte und richtungsweisende Tätigkeit dieses Vereins seit seiner Gründung vor 131 Jahren hinweisen. Das geschieht heute - 800 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes. Beide Jährungen sind beim Eingang deutsch und rumänisch auf dem Plakat erwähnt, wobei auffällt, dass es dabei zu einem Sprachmix kommt (800 de ani Burzenland, 800 Jahre }ara Bârsei). Das ist gewollt so, sagt Pârvulescu, der Initiator und Gestalter dieser Ausstellung, als Symbol der Verbindung, des Zusammenlebens. Wer aufmerksam die Ausstellung betrachtet, wird auch andere Andeutungen und Symbole entdecken oder, im Falle einer Führung, erklärt bekommen. Die alten Bilder sind größtenteils dem Gedenkband „Der Siebenbürgische Karpatenverein“ (Wort und Welt Verlag, 1990, Herausgeber: Heinz Heltmann und Helmut Roth) entnommen und zeigen einige der SKV-Hütten von einst, Einweihungsfeierlichkeiten, Gruppenausflüge, Berglandschaften. Hinzu kommen Farbaufnahmen von heute aus den Bergen, Höhlen, von Tiere und Blumen, Wasserfällen, Seen. Manchmal sind alte und neue Aufnahmen nebeneinander gestellt und es können Vergleiche gezogen werden: die Berge, die Natur ist genau so schön geblieben (wenn nicht der Mensch unüberlegt eingreift), was sich geändert hat, sind die leichten, bequemeren Wandermöglichkeiten. Zu sehen und zu lesen sind Daten über die Leistungen des SKV, rumänische Lyrik (Eminescu, Blaga, Arghezi), Würdigung einiger SKV-Persönlichkeiten, Listen der heutigen SKV-Mitglieder in Kronstadt und Hermannstadt.
Zwischen diesen Listen blickt eine Eule aus einem großen Farbfoto den Betrachter an. Sind die SKV-ler komische Kauze? Nein, belehrt der Mathelehrer, es sind weise Leute, weil die Eule als Weisheitssymbol bekannt ist. Zu sehen ist ein Notenblatt des Siebenbürgischen Karpatenliedes von Rudolf Lassel, Kopien der Titelblätter von SKV-Publikationen, eine 1923 erstellte, vom SKV herausgebrachte große Bergkarte in Farbe. Farbfotos vom SKV-Skipokal und von Schülerausflügen (V. Klasse) lassen an eine gewisse Kontinuität denken. Berglieder vom CD-Player sichern den richtigen musikalischen Rahmen. Am Ende der Ausstellung steht ein Luchs-Foto. Auch das ist kein Zufall: der Luchs ist von dem Aussterben bedroht, also Achtung wie man mit ihm umgeht - aber rumänisch heißt er „râs“ (was auf Deutsch auch mit Lachen übersetzt wird). Also frohen Mutes, optimistisch sein, dass der Berggeist wiederbelebt werden kann.
Mihai Pârvulescu hat Bilder ausgewählt, kopiert, Exponate geliehen, zusammengetragen, die Beleuchtung in den Kellerräumen verbessert, die Texte übersetzen und Bilderklärungen verfassen lassen. Dabei haben ihm auch Schüler gern geholfen. Während unseres Besuches, bei den letzten Ausbesserungen, waren es Tudor, David, Max, Ana, Teodora, Maria, Nicola und Eduard aus den V. Klassen und Bianca und Oana (X. Klasse). Die Ausstellung ist vor allem für Schüler und Lehrer gedacht, wie auch für die SKV-Mitglieder. Sie könnte demnächst auch einem breiteren Publikum gezeigt werden, falls sich dafür ein geeigneter, leicht zugänglicher Saal finden lässt, wünscht sich Pârvulescu.
Die Ausstellung ist mehr als Werbung für die Berge und den SKV. Das klingt heraus auch im Dankeswort der Veranstalter: „Die Lehrer und Schüler des Honterusgymnasiums wollen durch diese Ausstellung allen SKV-Mitgliedern danken, dass sie etwas für die Berge unternehmen. Wir hoffen alle, dass die Leidenschaft, die Selbstlosigkeit, die Hingabe groß sein wird und dass diese Werte somit zu einem Modell werden für alle unsere Mitmenschen“.
Ralf Sudrigian
Der Honterus-Schülerclub wartet nun mit der neuen Ausstellung auf Lehrer- und Schülerbesuch.
Foto: der Verfasser
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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